… wir lassen erst dann wieder los, wenn sie sicher laufen

24.03.2023

KLARTEXT mit Rosario Othen (Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University)
zu Fördermöglichkeiten im Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe   

Vor wenigen Tagen gab das Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University bekannt, im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Smarte Kreisläufe KMU künftig bei der konkreten Umsetzung von Ideen zur Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Textination hat für seine Interviewreihe KLARTEXT nachgefragt, was das konkret für interessierte KMU bedeutet.
Ansprechpartner am ITA für diesen Bereich ist Doktorand Rosario Othen.

KLARTEXT mit Rosario Othen (Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University)
zu Fördermöglichkeiten im Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe   

Vor wenigen Tagen gab das Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University bekannt, im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Smarte Kreisläufe KMU künftig bei der konkreten Umsetzung von Ideen zur Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Textination hat für seine Interviewreihe KLARTEXT nachgefragt, was das konkret für interessierte KMU bedeutet.
Ansprechpartner am ITA für diesen Bereich ist Doktorand Rosario Othen.

Das ITA bietet an, gemeinsam mit Unternehmen nachhaltige Lösungen und Prozesse für die Kreislaufwirtschaft zu finden und neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Angebot des ITA umfasst dabei die Bereiche Sensibilisieren, Qualifizieren, Umsetzen und Vernetzen. Welche Lösungen kann man sich in den genannten Bereichen konkret vorstellen?
 
Die Angebote für die vier Bereiche richten sich maßgeblich an den Bedürfnissen des Partners aus. Im Bereich reicht dies von einfachen „Industriedialogen“ auf Messen, Kundenbesuchen und direkten Gesprächen bis hin zu Fachvorträgen und Labtouren. Letzteres ist eine Führung im Digital Capability Center in Aachen, wo Digitalisierung und Nutzen hautnah erlebt werden können!
Qualifizieren geht oft mit der Umsetzung einher. Wir starten für gewöhnlich mit einem Besuch bei dem Unternehmen, um überhaupt erstmal Potenziale zu erkennen. Nicht jeder Prozess(schritt) ist für den Start in die Digitalisierung geeignet. Wir achten darauf, die „low hanging“ fruits zu pflücken und mit wenigen Mitteln möglichst viel Strahlkraft zu erzeugen (sogenannte Leuchtturmprojekte).

In nachgelagerten Workshops befähigen wir die Mitarbeitenden dazu, z. B. Digitalisierungsstrategien auszuarbeiten, Messkonzepte zu entwickeln, mit Big und Smart Data umzugehen und, und, und - maßgeschneidert auf die Bedürfnisse. Bei der Umsetzung wird zwischen Kurz- und Langläuferprojekten unterschieden. Kurzläufer wären zum Beispiel das Ausarbeiten der Strategie, Recherchearbeit zu Messtechnik, Cloudlösungen, Drittanbietern usw. Langläuferprojekte hingehen können sich auch über ein halbes Jahr erstrecken, wo wir gemeinsam z. B. den Prozess analysieren, Qualität/Energie/Materialfluss/Planung/etc. in den Vordergrund stellen und Defizite erkennen, um geeignete Lösungen zu entwickeln und diese schließlich auch umzusetzen.

Beim Vernetzen arbeiten wir Hand in Hand mit einem der anderen zahlreichen Mittelstand-Digital Zentren zusammen, um unser Know-How zusammenzulegen und dem Unternehmen möglichst umfassende Lösungen anzubieten, Austausch zwischen Experten zu stärken und so einen Mehrwert für alle schaffen.
 


Welchen Zeitraum kann ein solches Projekt innerhalb des Projekts Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe umfassen und wie detailliert kann es aufgesetzt werden (Manpower, Ressourcen des ITA etc.)?

Für die angesprochenen Kurzläuferprojekte rechnen wir mit max. 5 Personentagen und bei den Langläufern mit mind. 5 Personentagen, die sich über einen größeren Zeitraum erstecken können.
Die Kurzläuferprojekte enden mit einem beschreibenden Dokument für das Unternehmen, die Langläuferprojekte enden mit einem beschreibenden Dokument für das Unternehmen und einem Versuchs- oder Testaufbau (Umsetzung).

 

Die genannten Angebote sind für KMU kostenlos. Welche Anforderungen müssen Unternehmen erfüllen, um im Förderungssinn als KMU zu gelten? Können Sie da etwas zum Standort, aber auch zu Unternehmen sagen, die in eine größere, nicht zwingend deutsche Unternehmensgruppe eingebunden sind?

Als KMU zählen Unternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. EUR oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Mio. EUR haben. Weitere mittelständische Unternehmen sind Unternehmen, die weniger als 1000 Mitarbeiter beschäftigen. Unternehmen, die innerhalb einer Unternehmensgruppe zur Erstellung eines konsolidierten Abschlusses verpflichtet sind, zählen leider nicht mehr als KMU.
Da die Initiative „Mittelstand-Digital“ durch das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit der Absicht, deutsche KMU zu unterstützen, gefördert wird, beschränken wir uns auf ebenjene KMU.

 

Wer trifft die Auswahl unter den verschiedenen KMU, die sich für eine Zusammenarbeit bewerben und nach welchen Kriterien erfolgt das?

Das Mittelstand-Digital Zentrum trifft die Auswahl. Faktoren sind Neuartigkeit der Problemstellung oder Produkt-/Produktions-/Prozessinnovation. Wichtig ist die breite Transferierbarkeit der Ergebnisse auf andere KMU. Unternehmer sollen von Unternehmern lernen.

 

Inwiefern können Sie Unternehmen, mit denen Sie im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe arbeiten, in eine ZIM-Förderung begleiten?

Das können wir sehr gut! Selbst die Langläuferprojekte sind noch nicht lang genug, um von einer Strategie und ersten Schritten hin zu einer vollumfassenden Datenbewirtschaftung zu kommen. Weitere Analysen und Modellierungen - um nur ein Beispiel zu nennen - führen wir in der Regel im Anschluss als ZIM oder in anderen geeigneten Projektformaten gemeinsam durch. Wir nehmen die Unternehmen an die Hand und lassen erst dann wieder los, wenn sie sicher laufen.

Vielen Dank an Rosario Othen für den KLARTEXT.