RETRAKT: Von linear zu zirkulär

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RETRAKT: Von linear zu zirkulär
02.12.2025

RETRAKT: Von linear zu zirkulär

Die Welt droht, am textilen Abfall zu ersticken. 120 Mio. Tonnen Textilmüll fallen weltweit jährlich an, wovon bislang lediglich 1% recycelt wird. Zeit zum Handeln. Das hat auch die EU erkannt und sich entschieden, die Textil- und Bekleidungsbranche grundlegend zu verändern. Die Zielsetzung: Bis zum Jahr 2030 soll die Branche ressourcenschonend und kreislauffähig produzieren. Zur Beschleunigung dieses Wandels werden in den nächsten Jahren europaweit zahlreiche neue Gesetze erlassen. Doch wie kann diese Transformation erfolgreich in die Tat umgesetzt werden? Genau dieser Frage geht das Forschungsprojekt RETRAKT nach.

Die Welt droht, am textilen Abfall zu ersticken. 120 Mio. Tonnen Textilmüll fallen weltweit jährlich an, wovon bislang lediglich 1% recycelt wird. Zeit zum Handeln. Das hat auch die EU erkannt und sich entschieden, die Textil- und Bekleidungsbranche grundlegend zu verändern. Die Zielsetzung: Bis zum Jahr 2030 soll die Branche ressourcenschonend und kreislauffähig produzieren. Zur Beschleunigung dieses Wandels werden in den nächsten Jahren europaweit zahlreiche neue Gesetze erlassen. Doch wie kann diese Transformation erfolgreich in die Tat umgesetzt werden? Genau dieser Frage geht das Forschungsprojekt RETRAKT nach.

Das Forschungsprojekt RETRAKT steht für „Resilientes Transformationsmanagement zur Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie“. Es untersucht, wie die Umstellung der Textilindustrie von einer linearen hin zu einer Kreislaufwirtschaft nachhaltig und widerstandsfähig gestaltet werden kann. Das Besondere: Es stellt dabei die Menschen und ihre zahlreichen neuen Aufgaben in den Mittelpunkt der Untersuchung. Denn der Wandel zu einer zirkulären Produktion ist nicht allein eine technische und wirtschaftliche Frage, sondern es sind immer die Menschen, die neue Prozesse umsetzen müssen – auch unter den aktuell sehr unsicheren Bedingungen.

Entwickelt wird ein Vorgehen, das die notwendigen Transformationsprozesse im Unternehmen praxisnah und relevant abbildet und die Mitarbeitenden dabei mitnimmt. Hierfür werden unterschiedliche wissenschaftliche Methoden kombiniert, die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und die Arbeitsrealität der Unternehmen in die Untersuchungen mit einbezogen. Basis ist das Produkt-Compliance Management. Es analysiert die neuen Textil-Kreislaufgesetze systematisch und leitet daraus die Aufgaben für die Unternehmen ab, etwa im Design, Einkauf, der Produktion und im Datenma-nagement bis hin zu Auswirkungen auf internationale Geschäftspartner und Zulieferbetriebe.

Die Mitarbeitenden sind die Experten
Kombiniert wird dieses Vorgehen mit dem „Resilience Engineering“, einem Ansatz aus der Arbeitsforschung, der Mitarbeitende befähigt, sich neuen Situationen konstruktiv anzupassen – also „resilient“ und lösungsorientiert zu agieren. RETRAKT entwickelt dabei keine neuen Managementansätze, sondern setzt direkt auf Mitarbeitende als Experten und Expertinnen in den Unternehmen. Voraussetzung sind dabei vor allem Motivation, Engagement und Offenheit für Neues.

Wissenschaft und Wirtschaft Hand in Hand
In das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderte Forschungsprojekt RETRAKT sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen ebenso eingebunden wie Betriebe und deren Mitarbeitende aus vielen betroffenen Abteilungen. Denn es geht den RETRAKT-Verantwortlichen um eine vielschichtige Abbildung dieses Transformationsprozesses, der nur gelingen kann, wenn alle Beteiligten integriert und von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns überzeugt sind.

Folgende Wissenschafts- und Praxisrichtungen sind an RETRAKT beteiligt:

1. Arbeitsforschung
Aus Sicht der Arbeitsforschung geht es darum, Unternehmensprozesse, Abläufe und Aufgaben gemeinsam mit den Mitarbeitenden nach den Prinzipien des Resilience Engineering resilient zu gestalten. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft führt in der Textilindustrie zu einer deutlichen Zunahme von Komplexität und Unsicherheit. Daher müssen Prozesse künftig so gestaltet werden, dass sie wandlungsfähig und robust sind. In einem ganzheitlichen Ansatz sollen die Resilienz-Potenziale der Prozesse und Teams – also ihre Fähigkeiten, zu antizipieren, zu überwachen, zu reagieren und zu lernen – gezielt aufgebaut und weiterentwickelt werden.

2. Compliance Management
Zahlreiche neue Gesetze im Rahmen des von der EU auf den Weg gebrachten Transfor-mationsprozesses zur Kreislaufwirtschaft bis 2030 stellen die Textilindustrie und ihre Mitarbeitenden vor große Herausforderungen. Im Compliance Management werden die neuen Gesetze, wie die EU-Ökodesign-Verordnung für Textilien und Bekleidung, analysiert und die neuen Aufgaben, die sich für die Unternehmen und die Mitarbeitenden ergeben, abgeleitet. Zahlreiche bislang freiwillige Aktivitäten werden in Zukunft gesetzlich bindend werden. Das „Compliance Management für kreislauffähige Textil-Produkte“ bildet den Rahmen für die arbeitswissenschaftliche Forschung.

3. Innovations-Transferforschung
Wie finden zirkuläre Innovationen ihren Weg in die Textil- und Bekleidungsbranche? Die an RETRAKT beteiligten Soziologen entwickeln Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis. Transformation kann nur im Zusammenspiel der vielen beteiligten Akteure gelingen. Die Transferforschung untersucht, wie Wissen und Innovationen zur Kreislaufwirtschaft erfolgreich in der Textil- und Bekleidungsbranche entwickelt und verbreitet werden können. Betrachtungsgegenstand ist neben dem globalen Fokus auch der grenz-überschreitende, regionale Wandel zur Kreislaufwirtschaft in der Euregio Maas-Rhein (Grenzregion: Deutschland / Niederlande / Belgien).

4. Praxispartner aus der Textil- und Bekleidungsbranche
Hierbei geht es um die praktische Umsetzung der erarbeiteten Methoden sowie um die Implementierung neuer Aufgaben und Prozesse. In Kooperation mit den Projektpartnern aus der Textil- und Bekleidungsbranche werden Workshops für unterschiedliche Mitar-beitenden-Gruppen zur Umstellung auf eine kreislaufwirtschaftliche Organisations- und Produktionsweise entwickelt, um die Menschen, die in den Betrieben arbeiten, bei diesem Transformationsprozess mitzunehmen und aktiv einzubinden.

5. IT – Digitale Kooperationsplattform
Im Zentrum steht bei diesem Arbeitsschwerpunkt die Erstellung einer Digitalen Kooperationsplattform, über die in Zukunft auch der Digitale Produktpass für Textil und Beklei-dung abgebildet werden soll. Mit der Digitalen Kooperationsplattform soll die Kooperation in internationalen Wertschöpfungsketten der Textil- und Bekleidungsbranche ge-staltet werden.

Quelle:

ITA – Institut für Textiltechnik of RWTH Aachen University