Südwesttextil: Tarifforderung der IG Metall "verantwortungslos"
Energiepreise im Dauerhoch, drastisch steigende Lohnnebenkosten, ein angespannter globaler Markt, Stellenabbau, Insolvenzen und Produktions-Verlagerungen ins Ausland. Diese Hiobsbotschaften gehören mittlerweile zum Alltag der deutschen Wirtschaft und der Betriebe der Textil- und Bekleidungsindustrie. Vor diesem Hintergrund nennt der baden-württembergische Textil- und Bekleidungsverband ist die zweithöchste Forderung der IG Metall seit über 20 Jahren „realitätsblind“.
Die IG Metall hat mit ihrer heute veröffentlichten Forderung von 6,5 Prozent für 12 Monate gezeigt, dass sie jeglichen Realitätssinn vermissen lasse. „Die Forderung ist unrealistisch und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen weiter. Es ist höchste Zeit, dass die IG Metall die äußerst schwierige Lage der Textil- und Bekleidungsindustrie anerkennt“, erklärt Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeber.
Die wirtschaftliche Lage in der Branche ist immens angespannt. Sowohl die Textil- als auch die Bekleidungshersteller verzeichneten über die vergangenen fünf Jahre reale Umsatzeinbußen von über 20 Prozent. Dabei hatten sich viele Unternehmen nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie unter großen Mühen und mit viel Kraft wieder an ihre Geschäftsergebnisse vor den Corona-Lockdowns herangearbeitet. Nun sind alle Zahlen erneut im Minus: Beschäftigung, inländische Produktion, Export, Auftragseingänge und -bestände. Besonders alarmierend sei jedoch, dass die Zahl der Betriebe im vergangenen Jahr noch einmal deutlich gesunken ist: bei Textil um minus 3,7 Prozent, bei Bekleidung um minus 7,7 Prozent. Auch die Zahl der Firmenpleiten sei auf Rekordniveau. Im vergangenen Jahr meldeten bis Oktober 30 Bekleidungsunternehmen Insolvenz an, 12 mehr als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor. Bei Textil stieg die Zahl der Insolvenzen von 31 auf 44 Unternehmen.
Markus Simon: „Es muss nach den wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten der vergangenen Jahre darum gehen, unsere Betriebe wieder wettbewerbsfähig zu machen. Nur so können wir überhaupt noch am Standort Deutschland produzieren. Die IG Metall weiß nur zu genau, dass wir in einer Krise bisher ungekannten Ausmaßes stecken. Umso weniger ist die Forderung von 6,5 Prozent zu erklären. Nur wenn wir gemeinsam Verantwortung zeigen, können wir diese schwierige Situation meistern.“
Deutschland befindet sich im zweiten Rezessionsjahr in Folge. Nach Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) handelt es sich inzwischen um die längste Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner lag 2024 unter dem Niveau von 2018. Der Abstand zum langfristigen Wachstumstrend beträgt 6,5 Prozent. Anstatt – wie bei vorherigen Krisen auch – wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren, seien die Aussichten auch für dieses Jahr besorgniserregend schlecht, so der Verband.
IG Metall Tarifverhandlungen Südwesttextil Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e.V.
Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil