Die Renewable Carbon Initiative (RCI) feiert ihr erstes Jubiläum
Nach ihrer Gründung am 20. September 2020 feiert die RCI nun in diesem Herbst ihren ersten Geburtstag. Die Bilanz des ersten Jahres ist beeindruckend: Aus 11 Gründungsmitgliedern sind in gerade einmal 12 Monaten 30 Mitgliedsunternehmen geworden. Zahlreiche Webinare, Pressemitteilungen, Hintergrundinformationen, ein Glossar und ein Comic haben das Konzept des „erneuerbaren Kohlenstoffs“ der Öffentlichkeit bekannter gemacht. Die RCI arbeitet derzeit an der Entwicklung eines Labels und betätigt sich in der Politikanalyse. Weitere Aktivitäten sollen im kommenden Jahr folgen.
Schlüssel zum Erfolg ist die Tatsache, dass das Thema erneuerbarer Kohlenstoff in Chemikalien und Werkstoffen für Politik und Industrie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Größere Unternehmen müssen ihre Treibhausgasemissionen und die CO2-Bilanz ihrer Produkte künftig melden. Die Ursache sind Gesetzesänderungen im Rahmen des Europäischen Green Deals. In diesem Zusammenhang werden indirekte Emissionen und die Kohlenstoffquellen der Werkstoffe künftig eine deutlich wichtigere Rolle spielen. Die RCI bemüht sich derzeit aktiv darum, Lösungen für Unternehmen zu entwickeln, um den Wechsel vom fossilen zum erneuerbaren Kohlenstoff zu bewerkstelligen. Dieser kann aus bio-basierten Rohstoffen, CO2-basierten Quellen und per Recycling gewonnen werden. Künftig müssen bei der Meldung der Treibhausgasemissionen zudem auch Scope-3-Emissionen berücksichtigt werden. Dabei handelt es sich um die indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungs- und Lieferkette entstehen. Hier sind die eingesetzten Rohstoffe für einen Großteil der CO2-Bilanz verantwortlich. Dabei kommt auch die Kohlenstoffquelle von Chemikalien und Kunststoffen als wichtiger Faktor für die CO2-Bilanz ins Spiel. Ohne eine Umstellung von fossilen auf erneuerbare Kohlenstoffe (aus Biomasse, CO2-basiert oder recycelt) können die Pariser Klimaschutzziele praktisch nicht erreicht werden, so dass eine nachhaltige Zukunft in weite Ferne rückt.
Inzwischen engagieren sich bereits 30 innovative Unternehmen in der RCI über Diskussionen und Öffentlichkeitsarbeit an der Umstellung auf erneuerbaren Kohlenstoff. Dabei werden sowohl technische als auch wirtschaftliche Perspektiven berücksichtigt, um die politischen Rahmenbedingungen entsprechend zu beeinflussen.
Im nächsten Jahr will sich die RCI darauf konzentrieren, ein umfassendes Verständnis für die zu erwartenden politischen Rahmenbedingungen in Europa und der ganzen Welt zu entwickeln. Denn diese werden die Zukunft der Chemie- und Werkstoffindustrie mehr denn je bestimmen. Auf dieser Grundlage soll dann das Konzept des erneuerbaren Kohlenstoffs systematisch in die neuen politischen Leitlinien eingebracht werden. Dies ist bislang nicht ausreichend erfolgt.
Tatsächlich konzentriert sich die Politik auf die Dekarbonisierung des Energiesektors – eine echte Herkulesaufgabe von enormer Tragweite. Doch deren Übertragung auf die Chemie- und Werkstoffindustrie ist nicht möglich, da Kohlenstoff dort als unverzichtbarer Grundbaustein verwendet wird. Die Kohlenstoffnachfrage dürfte sich in den beiden Branchen bis 2050 sogar noch mehr als verdoppeln. Um diese Nachfrage auf nachhaltige Weise zu decken, müssen wir also den Ausstieg aus dem fossilen Kohlenstoff bewerkstelligen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Branche ist es nun möglich, die Chemie- und Werkstoffindustrie von der Petrochemie unabhängig zu machen und die Nachfrage durch Biomasse, CO2 und Recycling zu decken. Je schneller wir den Ausstieg aus dem fossilen Kohlenstoff schaffen und je eher wir gangbare Alternativen entwickeln, desto weniger CO2 müssen wir später wieder aus der Atmosphäre extrahieren.
Renewable Carbon Initiative (RCI)