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18.05.2021

ECO PERFORMANCE AWARD und PERFORMANCE AWARD für innovative Sommerstoffe 2023

Vom 17. bis 21. Mai 2021 findet die digitale Messewoche der Performance Days statt und sorgt Online für ein Mehr an Informationen, aktuellen Trends und Materialinnovationen. So hat die Branche die Möglichkeit, mit Ausstellern in Kontakt zu treten.

Im Fokus des zukunftsweisenden PERFORMANCE FORUMS stehen im Sommer die Gewinner der beiden Awards. Auch in diesem Jahr vergibt die Jury neben einem PERFORMANCE AWARD einen ECO PERFORMANCE AWARD.

Funktion neu gedacht: Herausragende Stoffinnovationen für die Saison Sommer 2023
Pflanzenfasern wie Hanf, Biobaumwolle, Bambus, Wolle, Kapok oder Coconutshell bleiben gefragt, zudem verzichten Hersteller vermehrt auf umweltschädliche Chemikalien, vermeiden Mikroplastik, befürworten natürliches Färben und versuchen Stoffe entweder wieder in den Kreislauf zurückzuführen, Plastik und anderen Abfall zu recyceln oder Fasern so herzustellen, dass sie biologisch abbaubar sind.

Vom 17. bis 21. Mai 2021 findet die digitale Messewoche der Performance Days statt und sorgt Online für ein Mehr an Informationen, aktuellen Trends und Materialinnovationen. So hat die Branche die Möglichkeit, mit Ausstellern in Kontakt zu treten.

Im Fokus des zukunftsweisenden PERFORMANCE FORUMS stehen im Sommer die Gewinner der beiden Awards. Auch in diesem Jahr vergibt die Jury neben einem PERFORMANCE AWARD einen ECO PERFORMANCE AWARD.

Funktion neu gedacht: Herausragende Stoffinnovationen für die Saison Sommer 2023
Pflanzenfasern wie Hanf, Biobaumwolle, Bambus, Wolle, Kapok oder Coconutshell bleiben gefragt, zudem verzichten Hersteller vermehrt auf umweltschädliche Chemikalien, vermeiden Mikroplastik, befürworten natürliches Färben und versuchen Stoffe entweder wieder in den Kreislauf zurückzuführen, Plastik und anderen Abfall zu recyceln oder Fasern so herzustellen, dass sie biologisch abbaubar sind.

Im Marketplace haben Besucher die Möglichkeit, über 9.000 Produkte der Aussteller zu sichten, darunter auch die Stoff-Highlights der einzelnen Kategorien des PERFORMANCE FORUMS. Um dem Besucher die Stoffe in Haptik, Design und Struktur so realitätsgetreu wie möglich digital präsentieren zu können, wurde das PERFORMANCE FORUM mit neuartiger 3D-Technik ausgestattet, darunter innovative Tools wie 3D Bilder, Videoanimationen und U3M Dateien zum Download.

Einzigartig: PERFORMANCE AWARD & ECO PERFORMANCE AWARD Winner
Auch für die Frühjahr/Sommersaison 2023 hat die Jury zwei Awards für herausragende Neuentwicklungen vergeben – so präsentiert sich neben dem PERFORMANCE AWARD Winner, der an Trenchant Textiles geht, auch ein ECO PERFORMANCE AWARD Winner, verliehen an Utenos Trikotazas.

Nachhaltigkeit auf höchster Ebene, Wellbeing für Körper & Seele:
Mit einem vollständig biologisch abbaubaren, gebürsteten Fleece-Material aus 11% Hanf, 63% Organic Cotton und 26 % Tencel überzeugte Utenos Trikotazas die Jury und holte sich für nachhaltigen Komfort den ECO PERFORMANCE AWARD. Das extrem flauschige Material liegt angenehm auf der Haut und besticht mit einer unfassbar weichen Haptik. Hanf ist bekannt für seine natürliche antibakterielle Wirkung und natürlichen UV-Schutz. In Kombination mit Bio-Baumwolle und Tencel garantiert dieser Stoff eine perfekte Wärme- und Geruchsregulierung.

Funktion neue gedacht, Grenzen aufbrechen und Raum für Neues schaffen: Passend zum Focus Topic der digitalen Messewoche „Still Physical – Your Success Story of 2020“ wurden in der neuen Stoffkonstruktion von Trenchant Textiles funktionelle Features mit modischem Design verbunden, die den PERFORMANCE AWARD verdient. Die Membran auf der Außenseite, SlickrB, besteht aus ungiftigem, nachhaltigen Polypropylen-Membran. Durch das Drucken von Punktmustern auf die Oberfläche der Membran, erhält der Stoff eine bessere Abriebfestigkeit bei gleichzeitiger Beibehaltung der Atmungsaktivität. Revolutionär: Muster und Farben können je nach Belieben individuell geändert werden. Der Innenliner aus N15DW (15D gewebtes Polyamid) sorgt ebenfalls für Reißfestigkeit sowie für ausreichend, aber nicht zu viel Dehnung.

Foto: pixabay
11.05.2021

Wenn Ananasblätter zur nachhaltigen Alternative für Leder werden

  • Spanische Unternehmerin Carmen Hijosa für den Preis Europäischer Erfinderpreis 2021 des Europäischen Patentamts (EPA) nominiert
  • Entwicklung eines Verfahrens, das Ananasblätter in eine weiche, haltbare und vielseitige Textilie verwandelt
  • Umweltfreundliche Alternative unterstützt die Landwirtschaft und ist bei führenden internationalen Modefirmen gefragt

Wie das Europäische Patentamt (EPA) mitteilte, ist spanische Unternehmerin Carmen Hijosa für den Europäischen Erfinderpreise 2021 als Finalistin in der Kategorie „KMU“ (Kleine und mittlere Unternehmen) nominiert worden. Sie hat eine Lederalternative und gleichermaßen innovative Textilie aus den Fasern von Ananasblättern entwickelt, die aus einer Abfallressource hergestellt wird und im Vergleich zur Herstellung von Rindsleder die Umwelt weniger belastet.

  • Spanische Unternehmerin Carmen Hijosa für den Preis Europäischer Erfinderpreis 2021 des Europäischen Patentamts (EPA) nominiert
  • Entwicklung eines Verfahrens, das Ananasblätter in eine weiche, haltbare und vielseitige Textilie verwandelt
  • Umweltfreundliche Alternative unterstützt die Landwirtschaft und ist bei führenden internationalen Modefirmen gefragt

Wie das Europäische Patentamt (EPA) mitteilte, ist spanische Unternehmerin Carmen Hijosa für den Europäischen Erfinderpreise 2021 als Finalistin in der Kategorie „KMU“ (Kleine und mittlere Unternehmen) nominiert worden. Sie hat eine Lederalternative und gleichermaßen innovative Textilie aus den Fasern von Ananasblättern entwickelt, die aus einer Abfallressource hergestellt wird und im Vergleich zur Herstellung von Rindsleder die Umwelt weniger belastet. Ihre natürliche Lederalternative unterstützt Landwirte und Genossenschaften auf den Philippinen und ist auch bei großen internationalen Modemarken gefragt.

Die Gewinner des jährlichen Innovationspreises des EPA werden am 17. Juni 2021 ab 19 Uhr im Rahmen einer Galaveranstaltung bekannt gegeben, die in diesem Jahr als digitales Event für ein weltweites Publikum neu konzipiert wurde.

Vom Ananasblattabfall zur natürlichen Textilie
Konventionelle Lederproduktion ist umstritten: Für die Aufzucht von Schlachtvieh werden erhebliche Ressourcen verbraucht, der chemikalienlastige Gerbungsprozess birgt das Risiko der Umweltverschmutzung, und die Arbeitsbedingungen in den Gerbereien sind oft nicht gut. Auch synthetische Lederalternativen wie PVC (Polyvinylchlorid) seien mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Umwelt und Gesundheitsrisiken für Menschen verbunden, so das Europäische Patentamt.

Hijosa erlebte die Realität der globalen Lederproduktion aus erster Hand, als sie 1993 als Textildesign-Beraterin für die Weltbank auf den Philippinen arbeitete. Die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der lokalen Lederproduktion brachten sie dazu, eine nachhaltige Textilie zu entwickeln, die für den Export geeignet ist und die Rohstoffe auf den Philippinen sowie die traditionellen Fähigkeiten der Menschen dort besser nutzt. „Ananasblattfasern sind sehr stark, fein und biegsam und werden auf den Philippinen seit 300 Jahren in traditionell handgewebten Textilien verwendet“, erklärt Hijosa. „Ich überlegte also, was wäre, wenn ich aus diesen Ananasblattfasern ein Gewebe herstellen würde, das Ähnlichkeit mit Leder hat – ein Gewebe aus Fasern?'“

Im Rahmen eines zwölfjährigen Forschungs- und Entwicklungsprozesses arbeitete sie daran, das Geflecht der Kollagenfasern von Leder nachzubilden. Während dieser Zeit schloss sie mehrere Textilstudiengänge ab, gründete 2013 in London ein Unternehmen und refinanzierte ihr Haus, um weiter zu forschen und ihre Promotion abzuschließen. Am Ende dieses Prozesses stand die erfolgreiche Entwicklung und Perfektionierung einer Textilie namens Piñatex. Das Material wird produziert, indem die Zellulosefasern von den Blättern abgezogen und zunächst Fasern in Textilqualität hergestellt werden. Diese werden dann zu einer nicht gewebten Netztextilie verarbeitet, die weiter veredelt und zu einer Lederalternative erweicht wird.

Das Rohmaterial, das die Grundlage für Hijosas Textilie bildet, ist ein Nebenprodukt der Ananasernte auf den Philippinen. Die Nutzung einer Ressource, die ansonsten weggeworfen würde, bietet den Landwirten ein zusätzliches Einkommen. Diese Abfallressource hat erhebliches Potenzial, da die zehn größten Ananas produzierenden Länder der Welt genug Blätter erzeugen, um potenziell mehr als 50 Prozent der weltweiten Lederproduktion durch das Material von Hijosa zu ersetzen. Piñatex benötigt zudem viel weniger Wasser als Textilien wie Baumwolle, die mehr als 20.000 Liter Wasser pro Kilogramm beansprucht. Zudem werden bei der Herstellung weniger Chemikalien und weniger CO2 verbraucht als bei der Lederproduktion.

Innovation bietet Verbrauchern mehr nachhaltige Optionen
2011 meldete Hijosa ein Patent für das Material und seine Herstellung an, bevor sie 2013 Ananas Anam als Start-up gründete, um Piñatex kommerziell zu vermarkten. Dieser Teil des Prozesses war für sie entscheidend: „Das geistige Eigentum spielte eine zentrale Rolle dabei, die Finanzierung sowie Zukunft des Produkts und seines Marktpotenzials zu sichern.“ Hijosa ist weiterhin Chief Creative & Innovation Officer ihres Unternehmens und federführend für Neuentwicklungen im Bereich pflanzlicher, abfallbasierter Textilien verantwortlich. Ihre Pionierarbeit hat das Unternehmen als Marktführer zu einem Zeitpunkt positioniert, wo es seitens der Verbraucher immer mehr Bedarf für nachhaltigere Angebote gibt.

Von 2013 bis 2019 hat sich der Umsatz von Hijosas Unternehmen jedes Jahr in etwa verdoppelt und ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gewachsen. Die Firma beschäftigt an ihrem Londoner Standort rund zehn Mitarbeiter und arbeitet mit Fabriken auf den Philippinen und in Spanien sowie mit dem größten philippinischen Ananasanbaukollektiv zusammen, zu dem 700 Familien gehören, die durch die Lieferung von Abfallblättern von einem zusätzlichen Einkommen profitieren. Piñatex wird derzeit von fast 3.000 Marken in 80 Ländern genutzt. Es findet sich in unterschiedlichen Produkten – von Turnschuhen über Jacken, Autoinnenausstattungen und Handtaschen bis zum Bestandteil einer rein veganen Hotelsuite der Welt.

Weitere pflanzliche Alternativen zu Leder, die bereits existieren oder in der Entwicklung sind, basieren auf den unterschiedlichsten Rohstoffen von Apfelkernen bis hin zu Pilzen und unterstreichen den Trend zu Textilien auf Pflanzen- und Abfallbasis. Der kombinierte globale Ledermarkt (tierisch und synthetisch) wurde 2017 auf 374 Milliarden Euro geschätzt. Obwohl echtes Leder immer knapper und damit teurer wird, zeigt die Prognose für den Gesamtmarkt bis 2025 ein jährliches Wachstum von 5,40 Prozent. Die jüngsten Vulkanausbrüche in der Nähe ihrer Fabriken auf den Philippinen und pandemiebedingte Einschränkungen haben Hijosas Produktion vorübergehend verlangsamt. Dennoch sagt die Unternehmerin, dass die Aussichten für das Unternehmen weiterhin positiv bleiben, da immer mehr Verbraucher nachhaltiger konsumieren möchten.

 

Dr. Carmen Hijosa
… wurde am 17. März 1952 in Salas in der spanischen Region Asturien geboren. Mit 19 Jahren zog sie nach Irland und war dort 1977 Mitbegründerin der Luxusledermanufaktur Chesneau Leather Goods. Als Designdirektorin gehörten High-End-Abnehmer wie Harrods zu ihren Kunden. Nachdem sie das Unternehmen 15 Jahre lang geleitet hatte, begann sie in den 1990er-Jahren als Beraterin im Bereich Textilien für die Weltbank sowie an Forschungsinstituten in Deutschland und Irland an EU-finanzierten Projekten zu arbeiten und brachte ihr Fachwissen im Bereich Textildesign so in Entwicklungsmärkte. 1993 wurde sie von der Weltbank als Beraterin für die philippinische Lederindustrie beauftragt. Die negativen Auswirkungen dieser Industrie auf Umwelt und Gesellschaft veranlassten sie, eine nachhaltige Alternative zu entwickeln – einen Lederersatz aus Ananasblättern. Von 2009 bis 2014 promovierte Hijosa im Bereich Textilien am Royal College of Art in London und entwickelte ihren Textilprototyp weiter. Im Jahr 2013 gründete sie das Unternehmen Ananas Anam Ltd., um die Lederalternative zu kommerzialisieren. Carmen Hijosa ist Inhaberin eines europäischen Patentes (EP2576881), das 2018 erteilt wurde.

Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis gilt als einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und zeichnet einzelne Erfinder und Erfinderteams aus, deren wegweisende Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt. Sie prüft die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Der Preis wird in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO Staaten und Lebenswerk) verliehen. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten über ein Online-Voting ermittelt.

(c) Porsche AG
04.05.2021

Fraunhofer: Leichtbau und Ökologie im Autobau

  • Das »Bioconcept-Car« fährt voran

Im Auto-Rennsport sind leichte Karosserien aus Kunststoff und Carbonfasern seit vielen Jahren Standard, weil man damit schneller ins Ziel kommt. Künftig könnten Leichtbaulösungen dazu beitragen, den Energieverbrauch und die Emissionen von Alltagsfahrzeugen zu senken. Der Haken an der Sache: Die Herstellung von Carbonfasern ist teuer sowie energie- und erdölintensiv. In Zusammenarbeit mit Porsche Motorsport und Four Motors ist es den Forschenden am Fraunhofer WKI gelungen, Carbonfasern in einer Autotür durch Naturfasern zu ersetzen. Sie wird bei Porsche bereits in Kleinserie verbaut. Nun geht das Projektteam den nächsten Schritt: Gemeinsam mit HOBUM Oleochemicals wollen sie den Anteil nachwachsender Rohstoffe in der Tür und anderen Karosserieteilen maximieren – mit biobasierten Kunststoffen und Lacken.

  • Das »Bioconcept-Car« fährt voran

Im Auto-Rennsport sind leichte Karosserien aus Kunststoff und Carbonfasern seit vielen Jahren Standard, weil man damit schneller ins Ziel kommt. Künftig könnten Leichtbaulösungen dazu beitragen, den Energieverbrauch und die Emissionen von Alltagsfahrzeugen zu senken. Der Haken an der Sache: Die Herstellung von Carbonfasern ist teuer sowie energie- und erdölintensiv. In Zusammenarbeit mit Porsche Motorsport und Four Motors ist es den Forschenden am Fraunhofer WKI gelungen, Carbonfasern in einer Autotür durch Naturfasern zu ersetzen. Sie wird bei Porsche bereits in Kleinserie verbaut. Nun geht das Projektteam den nächsten Schritt: Gemeinsam mit HOBUM Oleochemicals wollen sie den Anteil nachwachsender Rohstoffe in der Tür und anderen Karosserieteilen maximieren – mit biobasierten Kunststoffen und Lacken.

Carbonfasern verstärken Kunststoffe und verleihen somit Leichtbauteilen die nötige Stabilität. Naturfasern sind in Massenproduktion gefertigt nicht nur kostengünstiger, sie lassen sich deutlich nachhaltiger produzieren. Für das Pilotfahrzeug »Bioconcept-Car« haben Forschende des Fraunhofer WKI Karosserieteile mit 100 Prozent Naturfasern als Verstärkungskomponente entwickelt.

»Wir verwenden Naturfasern, etwa aus Hanf, Flachs oder Jute. Naturfasern weisen im Vergleich zu Carbonfasern zwar geringere Steifigkeiten und Festigkeiten auf, die erreichten Werte sind für viele Anwendungen aber ausreichend«, erläutert Ole Hansen, Projektleiter am Fraunhofer WKI. Durch ihre natürlich gewachsene Struktur dämpfen Naturfasern Schall und Schwingungen besser. Ihre geringere Splitterneigung kann dabei helfen, die Verletzungsgefahr bei Unfällen zu reduzieren. Außerdem lösen sie bei der Verarbeitung keine Hautirritationen aus.

Die biobasierten Verbundstoffe wurden durch den Rennstall Four Motors im »Bioconcept-Car« auf der Rennstrecke unter Extrembedingungen erfolgreich geprüft. Porsche verbaut bereits seit 2019 naturfaserverstärkte Kunststoffe in einer Kleinserie des Cayman GT4 Clubsport. Die Forschenden am Fraunhofer WKI führten während der Fertigung außerdem eine erste ökologische Bewertung anhand von Material- und Energiedaten durch. »Wir konnten feststellen, dass das verwendete Naturfasergewebe in seiner Herstellung, inklusive der Vorketten, ein besseres Umweltprofil als das Gewebe aus Carbon aufweist. Auch eine thermische Verwertung nach der Nutzungsphase sollte problemlos möglich sein«, schildert Hansen.

In der nächsten Projektphase des »Bioconcept-Cars« werden die Forschenden am Fraunhofer WKI gemeinsam mit den Kooperationspartnern HOBUM Oleochemicals GmbH, Porsche Motorsport und Four Motors eine Fahrzeugtür mit einem biogenen Anteil von 85 Prozent im Gesamtverbund aus Fasern und Harz entwickeln. Dies wollen sie unter anderem durch die Verwendung von biobasierten Harz-Härter-Mischungen sowie biobasierten Lacksystemen erreichen. Die Praxistauglichkeit der Tür und ggf. weiterer Bauteile soll wieder auf der Rennstrecke von Four Motors überprüft werden. Wenn die Forschenden Erfolg haben, kann ein Transfer der Erkenntnisse für die Serienproduktion bei Porsche möglich werden.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das Projekt »Bioconcept-Car« über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR).

Zum Hintergrund
Nachhaltigkeit durch Nutzung nachwachsender Rohstoffe steht seit über 70 Jahren im Fokus des Fraunhofer WKI. Das Institut mit Standorten in Braunschweig, Hannover und Wolfsburg ist spezialisiert auf Verfahrenstechnik, Naturfaser-Verbundkunststoffe, Oberflächentechnologie, Holz- und Emissionsschutz, Qualitätssicherung von Holzprodukten, Werkstoff- und Produktprüfungen, Recyclingverfahren sowie den Einsatz von organischen Baustoffen und Holz im Bau. Nahezu alle Verfahren und Werkstoffe, die aus der Forschungstätigkeit hervorgehen, werden industriell genutzt.

 

  • EU-Projekt ALMA: Elektromobilität weiterdenken

E-Mobilität und Leichtbau sind zwei entscheidende Bausteine der modernen Fahrzeugentwicklung, um die Energiewende voranzutreiben. Sie stehen im ALMA-Projekt (Advanced Light Materials and Processes for the Eco-Design of Electric Vehicles) im Mittelpunkt. Neun europäische Organisationen arbeiten ab sofort im EU-Projekt daran, energieeffizientere und nachhaltigere Fahrzeuge zu entwickeln. Unternehmen aus Forschung und Industrie optimieren die Effizienz und Reichweite von Elektrofahrzeugen, u.a. indem das Gewicht des Gesamtfahrzeugs reduziert wird. Das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM unterstützt mit mathematischer Simulationsexpertise.

Laut Strategie für emissionsarme Mobilität strebt die Europäische Union bis 2030 an, mindestens 30 Millionen emissionsfreie Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Mehr Klimaschutz, neue Märkte, weniger Abhängigkeit von fossilen Energieträgern – Mobilität soll neu gedacht werden. Um den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten, werden EU-Maßnahmen zur Förderung von Arbeitsplätzen, Investitionen und Innovationen ergriffen. Das Horizon 2020-Projekt der Europäischen Kommission ALMA stellt eine dieser Maßnahmen dar.

Weitere Informationen:
Leichtbau Fraunhofer WKI ITWM Automobil
Quelle:

Fraunhofer WKI, Fraunhofer ITWM

Foto: pixabay
20.04.2021

Biomoleküle aus nachwachsenden Rohstoffen für die Textilindustrie

Wasserabweisend und mehr: Textilien mit Chitosan nachhaltig beschichten

Textilien können mit dem Biopolymer Chitosan beschichtet und so durch Anbindung hydrophober Moleküle wasserabweisend ausgerüstet werden. Das Gute daran ist, dass dadurch auch toxische und erdölbasierte Stoffe ersetzt werden können, die man aktuell für die Textilveredlung verwendet. Wie dies funktionieren kann, hat das Fraunhofer IGB mit Partnern im Projekt HydroFichi in den letzten Jahren erforscht: Entwickelt wurde eine Technologie, um Fasern mithilfe biotechnologischer Prozesse und Chitosan mit gewünschten Eigenschaften versehen zu können.

Wasserabweisend und mehr: Textilien mit Chitosan nachhaltig beschichten

Textilien können mit dem Biopolymer Chitosan beschichtet und so durch Anbindung hydrophober Moleküle wasserabweisend ausgerüstet werden. Das Gute daran ist, dass dadurch auch toxische und erdölbasierte Stoffe ersetzt werden können, die man aktuell für die Textilveredlung verwendet. Wie dies funktionieren kann, hat das Fraunhofer IGB mit Partnern im Projekt HydroFichi in den letzten Jahren erforscht: Entwickelt wurde eine Technologie, um Fasern mithilfe biotechnologischer Prozesse und Chitosan mit gewünschten Eigenschaften versehen zu können.

Die Herstellung von Textilien ist dieser Tage noch stark chemisch geprägt: Biotechnologische Verfahren, Enzyme und nachwachsende Rohstoffe spielen bislang eine eher untergeordnete Rolle. Beispielsweise kommen bei der Ausrüstung von Textilien mit wasser- und ölabweisenden Eigenschaften aktuell vor allem perfluorierte Chemikalien zum Einsatz. Diese sind gesundheitsschädlich und zudem kaum abbaubar, weshalb sie lange Zeit in der Umwelt verbleiben.

Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB forscht schon seit einiger Zeit an nachhaltigen biobasierten Alternativen: Im Projekt HydroFichi – kurz für: Hydrophobic Finishing with Chitosan –, das Ende Januar 2021 abgeschlossen wurde, haben Forschende des Instituts eine Möglichkeit entwickelt, um Chitosan aus Abfallströmen produzieren zu können und das Biopolymer nicht nur als Schlichtemittel bei der Verarbeitung von Garnen, sondern oder auch zur Funktionalisierung von Textilien bei der Veredlung einzusetzen.

Chitosan aus Abfällen für Umweltschutz, Medizin oder Textilien
Chitosan ist ein nachwachsender Rohstoff, der sich von Chitin ableitet – dem nach Cellulose zweithäufigsten in der Natur vorkommenden Biopolymer. Quellen für das stickstoffhaltige Polysaccharid können Krabbenschalen aus Fischereiabfällen, Insektenhäute und -panzer, die beispielsweise bei der Herstellung von Tierfutter anfallen, oder auch – als vegane Variante – die Zellwände von Pilzen sein. Die Struktur der beiden Moleküle ist sehr ähnlich; einziger Unterschied ist eine Acetylgruppe, die bei der Umwandlung zu Chitosan entfernt wird. Chitin ist unlöslich in Wasser und den meisten organischen Lösemitteln. Chitosan ist ebenfalls schwer löslich – durch Zugabe milder Säuren kann das Biopolymer jedoch in Wasser gelöst und damit als Textilhilfsmittel eingesetzt werden.

Um Chitosan aus dem jeweiligen Abfallstrom zu isolieren, muss zunächst Chitin aus den Ausgangsstoffen durch Demineralisierung und Deproteinisierung und anschließend sein Derivat Chitosan gewonnen werden. Dabei können die Eigenschaften von Chitosan durch die Wahl der jeweiligen Konditionen individuell angepasst werden. Das so produzierte Biomolekül kann dann direkt den verschiedensten praktischen Anwendungen eingesetzt werden – beispielsweise als Flockungshilfsmittel in der Abwasserbehandlung oder als Wirkstoffträger in der Medizin.

Auch in der Textilindustrie gibt es zahlreiche denkbare Einsatzmöglichkeiten für Chitosan. Beim Schlichten beispielsweise überzeugte die Effizienz des Naturstoffs in Technikumsversuchen der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) bereits: Hier zeigte sich die Wirksamkeit in einer wesentlich geringeren Rauigkeit der Garne nach dem Weben zu textilem Gewebe. Dabei waren die erzielten Werte mit Chitosan aus Insekten vergleichbar mit denen aus kommerziellen Krabbenschalen. Diese Tatsache ermöglicht zukünftig ganz neue Möglichkeiten der Gewinnung im Sinne der Bioökonomie.

Chitosan als nachwachsender Rohstoff ersetzt fossile Chemikalien
»Unser Anliegen im Projekt HydroFichi war es, der Textilindustrie einen Rohstoff für verschiedenste Anwendungen zur Verfügung zu stellen, der einerseits aus nachwachsenden Edukten gewonnen werden kann, aber auch Chemikalien vermeidet, die die Umwelt und Gesundheit schädigen«, erklärt Projektleiter Dr. Achim Weber, stellvertretender Leiter des Innovationsfelds Funktionale Oberflächen und Materialien am IGB. »Neben einer einfachen Beschichtung mit Chitosan, bei der die Fasern geschützt werden, konnten wir die Substanz auch als Ankermolekül nutzen, um Vernetzungspunkte für verschiedenste funktionelle Gruppen zu schaffen und damit Textilien ganz gezielt mit bestimmten Eigenschaften zu versehen, zum Beispiel wasserabweisend zu machen. Chitosan kann also gleichzeitig als Matrixmaterial oder Templat fungieren – und dies bei den unterschiedlichsten Fasermaterialien.«

Bewertet wurden die Veredlungen mittels standardisierter Tests, aber auch mit eigens dafür entworfenen Testständen und Methoden. Hier zeigten beispielsweise Messungen auf behandelten Textilien Kontaktwinkel von über 140°. Dies bedeutet eine sehr gute Wasserabweisung der Stoffe und bestätigt die erfolgreiche Bearbeitung der Textilien. In einem nächsten Schritt soll die am IGB entwickelte Technologie vom Labormaßstab auf den wesentlich größeren Pilotmaßstab übertragen werden, um das nachhaltige Biomolekül möglichst schnell in die Marktreife überführen zu können, beispielsweise für den Einsatz im Sport- und Outdoorbereich.

Erstmals biotechnologische Prozesse in der Textilveredlung
Im Projekt konnten die IGB-Wissenschaftler gemeinsam mit vier Partnern aus der Textilindustrie – die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF), J.G. Knopf´s Sohn, Helmbrechts, und der Textilchemie Dr. Petry, Reutlingen – erstmals biotechnologische Prozesse in der Rohstoffgewinnung und Veredlung etablieren, die sich als kompatibel mit allen Textilprozessen erwiesen. Dies ist bislang ein Alleinstellungsmerkmal in der Veredlung von Textilien. »Wir alle haben das große Potenzial von Chitosan zur effizienten Hydrophobierung und als Funktionsträger erkannt und konnten dank der guten Zusammenarbeit Techniken für eine maßgeschneiderte Funktionalisierung von Textilien erfolgreich etablieren«, ergänzt Dr. Thomas Hahn, der im Innovationsfeld Industrielle Biotechnologie am IGB forscht. »Darüber hinaus sind weitere Einsatzgebiete des Biopolymers vielversprechend. Deshalb haben wir sofort im Anschluss an HydroFichi das Folgeprojekt ExpandChi initiiert, in dem gemeinsam mit den Partnern Techniken entwickelt werden sollen, um biobasiertes Chitosan als Funktionsträger zum Ersatz weiterer synthetischer Polymere zu verwenden, beispielsweise für eine spezielle Anti-Falten- oder eine flammenhemmende Beschichtung. Die Textilindustrie ist sehr daran interessiert, dass ein solch nachhaltiges Biomolekül möglichst schnell eingesetzt wird.«

Das Projekt »HydroFichi« wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter Förderkennzeichen 031B0341A, das Folgeprojekt »ExpandChi«, das im Februar 2021 begonnen hat, wird unter Förderkennzeichen 031B1047A gefördert.

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13.04.2021

KPMG-Studie in Kooperation mit EHI: Fashion 2030

Der Modehandel kann seit Jahren ein zwar überschaubares, aber stetiges Umsatzwachstum aufweisen. Allerdings wird dabei der Umsatzanteil des Onlinehandels deutlich stärker und folgerichtig der des stationären Handels immer schwächer. Bereits in 10 Jahren wird der Mode-Onlinehandel einen ebenso hohen Marktanteil aufweisen wie Modegeschäfte vor Ort, so eines der Ergebnisse der Studie „Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist“ von KPMG in Kooperation mit dem EHI. „Für den Handel bedeutet der Umsatzrückgang im stationären Bereich, dass er seine stationären Flächen reduzieren muss“, so Marco Atzberger, Geschäftsleitung EHI. Ein Dilemma, denn der Großteil der Kundschaft bevorzugt trotz aller Online-Alternativen das Modegeschäft vor Ort für seinen Einkauf.

Der Modehandel kann seit Jahren ein zwar überschaubares, aber stetiges Umsatzwachstum aufweisen. Allerdings wird dabei der Umsatzanteil des Onlinehandels deutlich stärker und folgerichtig der des stationären Handels immer schwächer. Bereits in 10 Jahren wird der Mode-Onlinehandel einen ebenso hohen Marktanteil aufweisen wie Modegeschäfte vor Ort, so eines der Ergebnisse der Studie „Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist“ von KPMG in Kooperation mit dem EHI. „Für den Handel bedeutet der Umsatzrückgang im stationären Bereich, dass er seine stationären Flächen reduzieren muss“, so Marco Atzberger, Geschäftsleitung EHI. Ein Dilemma, denn der Großteil der Kundschaft bevorzugt trotz aller Online-Alternativen das Modegeschäft vor Ort für seinen Einkauf.

Textilien, Medien und Elektroartikel sind die bisher am meisten online gekauften Kategorien. Auch für die Zukunft schätzen Konsumenten Onlineshopping in diesen Kategorien als besonders attraktiv ein, wobei auch ein Onlinekauf von Möbeln, Drogerie- und Baumarktartikeln auf deutliches Interesse trifft.

Mit 16,5 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet der Onlinemodehandel in 2020 bereits 25 Prozent des gesamten Modeumsatzes von rund 66 Mrd. Euro. Diesen Anteil wird er in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, erwarten die Experten von KPMG und EHI. Die prognostizierten 79,2 Mrd. Euro Jahresumsatz in 2030 sollen zu gleichen Teilen auf Online und stationäre Geschäfte entfallen. Um sich hier richtig zu positionieren, stehen dem Textilhandel neben Flächenreduktionen auch strategische Veränderungen in puncto Nachhaltigkeit und Digitalisierung bevor. Konzepte wie Kreislaufwirtschaft (Recycling) oder auch Re-Commerce (Secondhand) gehören ebenso zu den Ansprüchen der Kundschaft wie ein nahtloses (Kanal-unabhängiges) Einkaufserlebnis oder eine gezielte Kundenansprache.

Online-Informationsquellen werden für Kunden immer wichtiger. Das Umsehen im Geschäft bleibt aber bis auf Weiteres die zentrale Informationsquelle beim Einkauf. Eine Ausnahme ist jedoch bei Elektroartikeln zu beobachten – die unabhängige Meinung von Testberichten stellt hier die wichtigste Informationsbasis dar.

Flächenreduktion
Da der Marktanteil des Online-Modehandels stärker steigt als der des gesamten Modemarktes, wird es zu einem Schereneffekt für den stationären Bekleidungseinzelhandel kommen – sofern sich nicht entscheidende Parameter wie Ladenmieten ändern. Den Fixkostenanteil im stationären Bereich dauerhaft zu senken, kann zu einer Harmonisierung beider Vertriebskanäle führen und massive Kannibalisierungseffekte verhindern, so die Studienautoren. Die Verkleinerung der Handelsflächen wird Kaufhäuser und mehrgeschossige Formate am stärksten treffen. Die Interviews mit Handelsexperten zeigen, dass der Handel bis zum Jahr 2030 eine Flächenreduktion von etwa 50 Prozent erwartet und antizipiert in der Spitze Schrumpfungen von bis zu 70 Prozent. Die aktuelle Krise bietet dem Modehandel aber auch ein größeres Angebot an attraktiven Mietflächen und damit die Chance, sich durch eine strategische Bereinigung der eigenen Filialnetze, eine Flächenanpassung und eine zielgruppengenaue Ausdifferenzierung der Konzepte – in Verbindung mit smarten digitalen Lösungen – zukunftsfähig aufzustellen.

Multi-Channel-Ansätze nehmen weiter zu. Der stationäre Einzelhandel wird auf der einen Seite verstärkt ins Onlinegeschäft einsteigen, auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass die Eröffnung eigener lokaler Geschäfte durch bisher reine Onlinehändler zunimmt.

Einkaufserlebnis
Für ein gelungenes Shoppingerlebnis müssen die Innenstädte vital und attraktiv sein und sollten Entertainment bieten. All das verlangt eine Kooperation aller beteiligten Akteure vor Ort und die Zusammenarbeit mit einer konzeptionell ausgerichteten Stadtentwicklung. Um die individuelle Kundentreue zu erhöhen und echtes Vertrauen aufzubauen, muss der Modehandel stärker in Emotionalität investieren und IT-Lösungen nutzen. Ob im Laden oder im Netz, die Kundschaft wünscht ein zielgruppengerechtes und nahtloses Einkaufserlebnis, was für Handelsunternehmen bedeutet, die Systeme geschickt miteinander zu verknüpfen. Auch die Verfügbarkeit und das Auffinden von Kleidungsstücken in der eigenen Größe spielen eine erhebliche Rolle im stationären Modehandel. So geben jeweils 42 Prozent der Kundschaft an, dass sie öfter stationär einkaufen würden, wenn dies gesichert wäre.

Schon heute kann in bestimmten Regionen und Aufgabenbereichen ein handfester Mangel an qualifiziertem Personal beobachtet werden. Dies dürfte sich in Zukunft weiter verschärfen. Eigene Qualifizierungsmaßnahmen des Handels werden zunehmen, eine Imageverbesserung der Branche ist erforderlich.

Bei aller technologischer Unterstützung: Der Mensch bleibt wichtigster Faktor im Handel, hierüber sind sich 88 Prozent einig. Für 60 Prozent der Konsumenten werden Begegnungen mit Menschen in einem Ladengeschäft zunehmend wichtig.

Nachhaltigkeit
Für fast die Hälfte der befragten Konsumenten (46 Prozent) ist Nachhaltigkeit heute schon ein lohnendes Konzept. Dazu zählen auch Re-Commerce und Second Hand. 34 Prozent der Kundschaft kaufen bereits gebrauchte Kleidung, weitere 28 Prozent können es sich vorstellen. Anlassbezogen kann sich ein Großteil zudem vorstellen, Kleidung zu leihen. Der Trend Secondhand-Kleidung hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent auf sich zu vereinen und damit zu einem signifikanten Marktsegment im Fashionhandel aufzusteigen. Wesentliche Treiber sind neben der Nachhaltigkeitsdebatte die Digitalisierung vom „Secondhand-Geschäft um die Ecke“ sowie die großen Onlinemodeplattformen, die diesen Markt für sich entdecken und damit die Modelle temporärer Nutzung immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten bringen.

Gesetze und Verordnungen sowie zunehmender Druck durch Stakeholder haben zur wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit beigetragen. Der Konsumgütersektor misst jedoch dem Aspekt, einen Reputationsgewinn durch eine Nachhaltigkeitsstrategie erzielen zu können, stärkere Bedeutung bei als andere Branchen.

Beim Thema Kreislaufwirtschaft bzw. Recycling von Rohstoffen aus gebrauchter Kleidung engagieren sich viele Unternehmen bereits in nicht gewinnorientierten Initiativen und Forschungsprojekten, um /die entsprechenden Technologien zu entwickeln. Im Jahr 2030 werden vermutlich auch aufgrund gesetzlicher Initiativen viele Bekleidungsartikel aus recycelten textilen Rohstoffen beziehungsweise Fasern hergestellt werden, was die Lieferketten substanziell verkürzen würde. „Automatisierte Faserrückgewinnung, steigende Lohnstückkosten in Fernost und weniger Verbrauchstextilien, das ist der Ausgangsstoff für eine perspektivische Wiederbelebung der Textilproduktion in europanahen Ländern wie auch in Europa selbst“, so Stephan Fetsch, Head of Retail EMA bei KPMG. Zwar spielt Kreislaufwirtschaft wegen der gegenwärtigen geringen Verfügbarkeit noch keine große Rolle, zeigt aber großes Potential: So haben 28 Prozent bereits recycelte Textilien erworben, über 50 Prozent stehen dem positiv gegenüber.

In der Verantwortung für Nachhaltigkeit sieht die Kundschaft den Handel und die Hersteller. Diese wiederum würden sich wünschen, dass Konsumenten durch Verhaltenswechsel den Aufschwung von Re-Commerce einleiten. Neuen Compliance-Richtlinien wird für die Entwicklung des Re-Commerce-Markts eine beschleunigende Wirkung zukommen.

Quelle:

(Studien; KPMG/EHI bzw. KPMG):
- Fashion 2030: Sehen, was morgen Mode ist
- CONSUMER MARKETS: Trends im Handel 2020

(c) JUMBO-Textil GmbH & Co. KG. CEO Andreas Kielholz (r.) und Business Development Manager Patrick Kielholz in der hochmodernen Produktionsstätte der JUMBO-Textil GmbH & Co. KG.
23.03.2021

JUMBO-Textil – Innovative Schmaltextilien neu definiert

Ein dynamisches Familienunternehmen als zukunftsorientierter Lösungspartner für Hightech-Elastics
 
Zusammen rund 32 Mrd. € Umsatz erzielen die verschiedenen Sparten der deutschen Textil- und Modeindustrie jährlich. Von den ca. 1.400 Unternehmen ist die weit überwiegende Zahl mittelständisch geprägt.
Speziallösungen Made in Germany sind gefragt. Die Bedeutung technischer Textilien wächst seit Jahren – ebenso wie deren Anteil am Umsatz. Textination sprach mit Andreas und Patrick Kielholz über innovative Produktlösungen, die Bedeutung von Familienunternehmen in der heutigen Zeit, Traditionen und Innovationen, Herausforderungen und den Mut zum Scheitern, Flugzeugbau, die Automobilwirtschaft, Medizintechnik und Taucheranzüge.

Ein dynamisches Familienunternehmen als zukunftsorientierter Lösungspartner für Hightech-Elastics
 
Zusammen rund 32 Mrd. € Umsatz erzielen die verschiedenen Sparten der deutschen Textil- und Modeindustrie jährlich. Von den ca. 1.400 Unternehmen ist die weit überwiegende Zahl mittelständisch geprägt.
Speziallösungen Made in Germany sind gefragt. Die Bedeutung technischer Textilien wächst seit Jahren – ebenso wie deren Anteil am Umsatz. Textination sprach mit Andreas und Patrick Kielholz über innovative Produktlösungen, die Bedeutung von Familienunternehmen in der heutigen Zeit, Traditionen und Innovationen, Herausforderungen und den Mut zum Scheitern, Flugzeugbau, die Automobilwirtschaft, Medizintechnik und Taucheranzüge.


Die Geschichte des heutigen Unternehmens „JUMBO-Textil GmbH & Co. KG“ reicht zurück ins letzte Jahrtausend. 1909 in Wuppertal gegründet, haben Sie die Produktion reiner Meterware für die Wäscheindustrie hinter sich gelassen und sind inzwischen ein gefragter Kompetenzpartner für Hightech-Lösungen bei Schmaltextilien. Auf welche Industrien konzentrieren Sie sich bei der Entwicklung Ihrer technischen Textilien?

Andreas Kielholz: JUMBO-Textil konzentriert sich auf besondere Kompetenzen im Bereich der Schmaltextilien und nicht auf besondere Branchen. Wir produzieren Schmalgewebe, Schmalgeflechte und Gewirke. In diesen drei Feldern spielen wir unsere besonderen Kompetenzen aus: Elastics, Individuallösungen und individuell konfektionierte Bauteile in Verbindung mit nichttextilen Komponenten. Es gibt natürlich eine langjährige intensive Zusammenarbeit beispielsweise mit Kunden aus der Automotive-Branche, so gesehen ist JUMBO-Textil auch ein „Innenraum-Experte“. Das bedeutet aber keine Konzentration auf eine bestimmte Branche. Im Gegenteil: Mit Blick auf Branchen sind wir sehr breit aufgestellt. Es öffnen sich immer wieder neue Felder; zuletzt haben wir mit speziell für Babys und Kleinkinder entwickelten Textilien die Spielzeug-Industrie und mit hautfreundlichen Elastics die Medizintechnik mit schmaltextilen Lösungen versorgt.

 
Stichwort Elastics – wie kam es zu der Spezialisierung?

Patrick Kielholz: Bereits in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts begann die Spezialisierung auf elastische Schmaltextilien. In unserem Eingangsbereich steht eine der ersten Spezial-Flechtmaschinen, die dafür angeschafft wurde. Sie ist etwa 100 Jahre alt. Eine richtungsweisende Entscheidung: Sie hat den Schritt von den Bekleidungstextilien zu den technischen Textilien, der – viele Jahre später – überlebenswichtig wurde, wenn nicht möglich gemacht, dann doch zumindest erheblich vereinfacht.

 
Was zeichnet Elastics aus? Warum ist die Eigenschaft für technische Textilien so wichtig?

Andreas Kielholz: Technische Textilien sind bekanntlich Textilien, die für eine bestimmte technische Funktion entwickelt werden. Sie müssen, wenn man so will, etwas können: eine Last sichern, eine Öffnung abdichten, vor Hitze schützen ... Viele dieser industriellen Funktionen können nur mit elastischen Textilien erfüllt werden – von Einsätzen im Flugzeugbau über Schutzanzüge für Taucher bis zu Textilien in der Medizin. Oft ist es gerade das spezifische, hochpräzise definierte Kraft-Dehn-Verhältnis, das den Einsatz in solch extremen, höchst anspruchsvollen Anwendungen möglich macht. Innovative Fasern werden bei uns an hochmodernen, digital gesteuerten Anlagen gefertigt und veredelt. So erreichen wir bei den Dehneigenschaften höchste Präzision und Sicherheit und produzieren mit Hochleistungsfasern ein textiles Hightech-Produkt für extreme, oft individuell angefragte technische Anforderungen.


Und wie sieht Ihr Produktportfolio für Ihre Kunden insgesamt aus?
          
Patrick Kielholz: Das Spektrum reicht von Webbändern und Gurten über Flechtlitzen, Flechtschläuche und Flechtkordeln bis zu Netzen – in allen Breiten, aus zahlreichen Rohstoffen und mit spezifischen, auch anspruchsvollen Eigenschaften, Besonderheiten, Konfektionierungen. Als Lösungspartner begleiten wir Kunden oft von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt.
Die Bedeutung von Schmaltextilien als Bauteil wächst zusehends. Da sie sehr leicht, sehr leistungsfähig und dabei sehr leise sind, kommen sie immer häufiger als Alternative zu Bauteilen aus anderen Materialien zum Einsatz. Die Anforderungen an die Textilien wachsen mit ihren Aufgaben: Ihre Spezifikationen werden immer präziser, die Toleranzen immer enger. Im Automotive-Bereich und bei Schutzausrüstungen etwa spielen Brandschutzanforderungen eine wichtige Rolle. Wir haben erste Erfolge mit Schmaltextilien, die permanent flammhemmend sind. Aktuell bedienen wir viele Anfragen für Fitnessbänder mit höchst präzise definiertem Kraft-Dehn-Verhältnis. Auch auf die Nachhaltigkeitsfrage antworten wir mit unserem Portfolio: Wir arbeiten immer häufiger an Projekten mit recycelten Materialien oder recycelbaren Produkten. Diese Entwicklung ist eingebettet in eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie, mit der wir uns – auch im Zusammenhang mit der Neubauplanung unseres Schwesterunternehmens vombaur GmbH & Co KG – übergreifend für die gesamte Gruppe beschäftigen.

 
Was hat den Entwicklungsprozess des Unternehmens von rund 110 Jahren besonders beeinflusst? Gab es einschneidende Richtungswechsel oder Entscheidungen?

Andreas Kielholz: In den 70er-Jahren haben wir unser Angebot enorm verbreitert, indem wir technische Schmaltextilien nicht mehr nur für die Bekleidungsindustrie produziert haben, sondern für alle Branchen. Gleichzeitig haben wir uns weiter spezialisiert – auf Elastics. Das ist kein Widerspruch: Wir setzten das um, was wir besonders gut können, das aber für alle Industrien.
In der jüngeren Unternehmensgeschichte haben wir mit unserem Neubau 2016 einen starken Schub gemacht. Es wurden optimale Produktionsbedingungen geschaffen. Mit einer Vielzahl neuer Produktionsanlagen sind wir auf dem neuesten Stand der Technik und hoher Produktionskapazität. Das Umfeld wirkt sich auch auf unser Team aus. Man spürt, hier wird gerne gearbeitet. Anfang 2019 haben wir wieder eine wichtige strategische Weiche gestellt, als wir unsere Kompetenzen mit der vombaur GmbH & Co KG unter dem Dach der Textation Group GmbH & Co. KG gebündelt haben.
 

Die zwei Traditionsunternehmen für anspruchsvolle Hightech-Schmaltextilien bleiben als Unternehmen und Marken eigenständig. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden, wie ist die Resonanz des Marktes und was können Sie anderen Produzenten in Sachen Partnerschaften empfehlen?

Andreas Kielholz: Wir haben als Schwesterunternehmen sehr gute Erfahrungen gemacht: Wissenstransfer, Messe-Auftritte, Digitalisierungsworkshops – die Partnerschaft ist in vielfacher Hinsicht fruchtbar. Aber – anders als im echten Leben – konnten wir uns unsere Schwester ja auch aussuchen. Die Partnerunternehmen müssen zusammenpassen. Klar, darauf muss man achten. Sie sollten Gemeinsamkeiten haben, ohne exakt dasselbe zu tun. Denn wenn sie einander zu ähnlich sind, besteht die Gefahr der Konkurrenz, bis hin zur Kannibalisierung einer der Marken.
Unser Konstrukt wird von unseren Marktbegleitern als gute und elegante Lösung wahrgenommen. Wir könnten für den ein oder anderen als Vorbild dienen. Vielleicht erweitern wir unseren Kreis in den nächsten Jahren auch noch. Offen dafür sind wir. Und auch bei den Kunden kommt unser Schritt positiv an. Neben all den anderen positiven Effekten lassen sich auch Nachfolge-Fragen in der Gruppe leichter lösen. Wir zeigen damit Zukunftsperspektive und Sicherheit.
 

In der mittelständischen Textilindustrie wurden und werden Unternehmen von Menschen geprägt – Gründerpersönlichkeiten, Inhaber/innen, Familien, die die textile Tradition und Innovation leben. Welche Eigenschaften sind es Ihrer Meinung nach, die Menschen mitbringen müssen, um in unserer nischenorientierten deutschen Industrie erfolgreich zu sein?

Andreas Kielholz: Erfolgreich und prägend sind Menschen mit Neugier und Zugkraft. Menschen, die gerne Neuland erkunden, zunächst im Denken und dann konsequent in der Umsetzung. Man sollte andere bei diesen Erkundungen begeistern können. Außerdem den Markt genau beobachten und entsprechend agieren, also den Status quo immer wieder hinterfragen. Selbstkritik ist deshalb auch wichtig: Ist unser Weg noch richtig? Erfüllen wir unseren Anspruch? Um als Unternehmen voranzukommen, muss man unermüdlich nicht nur im, sondern auch am Unternehmen arbeiten.     

Patrick Kielholz: Es kommt darauf an, Veränderungen zu erkennen und als Chance zu begreifen, nicht als Bedrohung. Da stimme ich voll zu. Die Idee jedoch, dass es die eine Gründerpersönlichkeit, der eine Inhaber und somit einzelne Personen sind, die ein Unternehmen erfolgreich machen, möchte ich stark in Frage stellen. Wir leben in einer sehr komplexen und schnelllebigen Welt, die von einer einzelnen Person nicht überblickt und begriffen werden kann. Verstehen Sie mich nicht falsch, großartige Ideen können von Einzelpersonen kommen und einem Unternehmen zum Erfolg verhelfen. Aber darauf dürfen wir uns nicht verlassen. Ein Unternehmen muss heute so geführt werden, dass Ideen von divergenten Teams entwickelt werden. Es ist ein Umfeld zu schaffen, das jeder Person die Möglichkeit gibt, etwas zu bewegen. Eine Führungsperson muss es also verstehen, funktionierende Teams zu entwickeln.
 

Herr Kielholz sen., Sie sind geschäftsführender Gesellschafter der JUMBO-Textil GmbH & Co. KG und einer der Geschäftsführer der vombaur GmbH & Co KG. Seit gut zwei Jahren haben Sie Ihren Sohn Patrick als  Business Development Manager von JUMBO-Textil an Ihrer Seite. Wie kam es dazu? Haben Sie Ihren Sohn ermutigt, in Ihre Fußstapfen zu treten?

Andreas Kielholz: Nicht ausdrücklich. Meine Söhne – es gibt noch Kevin, den Bruder von Patrick – hatten in ihrer Kindheit und Jugend viel Freiraum. Es war beiden immer freigestellt, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Bei ihrer schulischen Ausbildung und im Studium habe ich versucht, alles vertrauensvoll zu unterstützen. Erziehung hat viel mit vorleben zu tun. Ich hatte immer viel Freude an meinem Tun, auch wenn es nicht immer einfach war. Diese Freude haben die beiden jeden Tag erlebt – und so mag ich sie implizit ermutigt haben.  
Dass Patrick jetzt dabei ist, sehr gute Arbeit leistet und schon viel Verantwortung trägt – darüber freue ich mich natürlich sehr. Er ist für mich ein gutes, vertrauensvolles Korrektiv, denn manches kann er besser als ich. Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch Kevin nach Abschluss seines technischen Studiums zu uns stößt.
 

Sie, Herr Kielholz jun., haben Ihr Studium mit einer Masterarbeit zu Familienunternehmen abgeschlossen. Wie beurteilen Sie die Zukunft von Familienunternehmen in einer globalen Textilindustrie allgemein? Und wo sehen Sie hier JUMBO-Textil?

Patrick Kielholz: Familienunternehmen sind in der Regel Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange an ihr Unternehmen binden – durch eine familiäre Arbeitsumgebung und eine Unternehmenskultur, die Vertrauen schafft. Dazu gehören unter anderem Werte, die den jüngeren Generationen wichtig sind. Statussymbole verlieren an Bedeutung. So kann ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem hoch innovativ und flexibel gearbeitet werden kann – wenn es nicht durch eine zu patriarchalische Struktur verhindert wird. Daran können Familienunternehmen meist noch arbeiten. Wir versuchen, in der Textation Group mit JUMBO-Textil und vombaur ein solches innovationsfreudiges Umfeld zu schaffen und so in Zukunft der beste Lösungspartner für Schmaltextilien zu sein.
 

Sie fertigen ausschließlich am Standort Deutschland. Warum? Sind Sie nie in Versuchung geraten, von einem niedrigeren Lohnniveau in anderen Ländern zu profitieren?

Andreas Kielholz: Wir positionieren uns als hoch qualifizierter Lösungspartner und wollen unseren Kunden exzellente Expertise auf dem Gebiet der Schmaltextilien liefern. Das können wir am besten in einem Land mit sehr guten Aus- und Weiterbildungschancen. Das ist für uns der Standort Deutschland. Natürlich arbeiten wir auch arbeitsteilig mit eng angebundenen Partnern in Osteuropa.
 

Maßgeschneidert statt Lösungen für Großkunden: Das Thema Individualisierung bis zur Losgröße 1 nimmt heute einen breiten Raum ein. Am neuen Standort in Sprockhövel haben Sie erheblich in innovative Produktionstechnik investiert. Wie stehen Sie zu individuellen Produktlösungen, und in welchen Anwendungsbereichen haben Sie diese bereits erfolgreich umgesetzt?
     
Andreas Kielholz: Wir produzieren keine Maßanzüge, sondern Meterware. Losgröße 1 – das hat bei uns eine spezielle Bedeutung: Wir entwickeln im Austausch mit unseren Kunden für ein Projekt – einen Autositz in einem Geländewagen, eine Laufkatze an einem Kran, ein Exoskelett, einen Baby-Greifring, ganz gleich – wir entwickeln also für dieses eine Projekt ein textiles Bauteil. Individuell spezifiziert für die jeweilige konkrete Anwendung und ihre Anforderung – also etwa mit Blick auf Dehnfähigkeit, Temperaturbeständigkeit, Hautfreundlichkeit usw. Alle Eigenschaften des Textils wer-
den individuell konfiguriert. Und dann wird es in der erforderlichen Menge produziert. Das ist durchaus eine maßgeschneiderte Lösung. Wenn also das Kundenprojekt der Maßanzug ist, dann ist „Individualisierung bis zur Losgröße 1“ bei uns Tagesgeschäft. Denn das ist es, was wir tun.
 

Was braucht es für solche Lösungen?

Patrick Kielholz: Ein enger Austausch ist für solche Individuallösungen wichtig, aber auch genaues Branchenwissen und Kenntnis der jeweils geltenden Normen. Manche Kunden unterstützen wir bis zur Produktanmeldung und Beratung in Sachen Technische Lieferbedingungen und Dokumentation. Know-how und Erfahrung gehen für Individuallösungen über textiltechnisches Fachwissen weit hinaus. Entscheidende Basis ist dabei, das Produkt des Kunden, den Herstellungsprozess und seinen Anwendungszweck zu verstehen. Wir wollen eine vollständige Lösung bieten, die dem jeweiligen Kundenunternehmen den größten Nutzen liefert. Das beginnt mit der Auswahl des Rohmaterials und endet mit der Nutzung durch die Endverbraucher.


Neue Wege zu gehen, bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten – und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche unternehmerische Entscheidung sind Sie im Nachhinein besonders froh, sie getroffen zu haben?

Andreas Kielholz: Die mutigen Entscheidungen zum Neubau von JUMBO-Textil, der unternehmerische Zusammenschluss mit vombaur und der auch hier geplante Neubau zählen dazu – und: meinen Sohn mit ins Executive Board eingebunden zu haben. Er bringt eine neue, andere Perspektive mit ins Unternehmen, die uns enorm bereichert. Außerdem macht es mir einfach Freude. Wer sieht schon täglich seine erwachsenen Kinder?

Patrick Kielholz: Ja, das brauchte Mut zum Scheitern. (lacht) Im Ernst: Nicht jedes Ergebnis einer Entscheidung lässt sich so fix datieren wie die Inbetriebnahme unseres Neubaus. In manchen Prozessen stecken wir gerade mittendrin. Die Digitalisierung etwa haben wir früh begonnen, abgeschlossen wird sie ganz sicher nie sein. Sie hat unendlich viele Facetten – von der Materialwirtschaft über die Produktentwicklung, die Qualitätssicherung bis zu den internen und externen Prozessen. Ein unglaublich dynamisches Thema, das sich ständig weiterentwickelt und neue Verbesserungspotenziale eröffnet. Da braucht es kluge Menschen, die im Team die Themen voranbringen wollen, sonst hinkt man hinterher, statt voranzuschreiten. Das Gleiche gilt in Sachen Nachhaltigkeit – auch ein Thema, das nicht wie so oft als ungewolltes Übel, sondern als Chance betrachtet werden muss.

Andreas Kielholz: Das ist der springende Punkt: Es kommt darauf an, als Unternehmen durch solche Mega-Themen nicht getrieben zu werden, sondern die Entwicklung selbst aktiv voranzutreiben.
 

Welche Bedeutung spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei unternehmerischen Entscheidungen? Welche Zertifizierungen nutzen Sie und wo gehen Sie über gesetzliche Vorgaben hinaus?

Andreas Kielholz: Unser Qualitätsmanagementsystem ist nach der IATF 16949:2016 zertifiziert, eine von der Automotive-Industrie entwickelte Erweiterung der ISO 9001. Außerdem wurden wir mit der Formel Q Fähigkeit nach der kundenspezifischen Zertifizierung der VW Group mit einem Ergebnis von 95 % ausgezeichnet. Im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit sind wir zertifiziert nach der Umweltschutzmanagement-Norm ISO 14001:2015. Zahlreiche unserer Produkte erfüllen das OEKO-TEX® Zertifikat Produktklasse I. Darüber hinaus stehen wir ausdrücklich zu dem Anspruch, Menschenrechte, Arbeits-, Sozial- und Ökologiestandards in den wirtschaftlichen Wertschöpfungsprozessen durchzusetzen, wie sie im Code of Conduct der deutschen Textil- und Modeindustrie formuliert sind.

Patrick Kielholz: Auch hier übrigens zeigt sich ein Spezifikum von Familienunternehmen. Die Ansprüche an das Unternehmen und die Werte, für die es steht, sind sehr viel stärker persönliche Ansprüche. Die Menschen müssen und möchten sich auch als Person an diesen Ansprüchen messen lassen. Sie können und wollen sich nicht in der Anonymität von Aktiengesellschaften wegducken. Ein Familienunternehmer ist mit den Stakeholdern seines Unternehmens auch persönlich verbunden und hat deshalb ein stärkeres Interesse, soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu verfolgen.


Wie sehen Sie die Bestrebungen anderer Staaten, beispielweise Chinas, sich dem Thema Nachhaltigkeit zunehmend zu widmen? Wird damit künftig ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal im Vergleich Europa – Asien entfallen?

Andreas Kielholz: Das Thema Nachhaltigkeit ist noch nicht an seinem Peak angekommen, sprich: Die Nachfrage wird auch hier weiter steigen. China wird stärker, aber auch Europa arbeitet daran, seine Vorreiterrolle nicht zu verlieren. Die verstärkte Nachfrage und der Wettbewerb werden uns allen nutzen, insbesondere den agilen Unternehmen.
 

Die COVID19-Pandemie hat auch in der Textil- und Bekleidungsbranche deutliche Spuren hinterlassen. Wenn Sie auf ein knappes Jahr „Ausnahmezustand“ zurückblicken – was nehmen Sie an positiven Erfahrungen mit, wo sehen Sie Nachbesserungsbedarf, für welche Unterstützung sind Sie dankbar und wo haben Sie sich allein gelassen gefühlt?

Andreas Kielholz: Dadurch, dass wir uns den Anforderungen früh gestellt haben und – dank unseres zeitnahen, vielschichtigen Controllings – immer wissen, wo wir stehen, konnten wir schnell anpassen. So sind wir weitgehend gut durch die Krise gekommen. Die neu entwickelten Arbeitsformen – mobiles Arbeiten und Video-Konferenzen, teilweise auch inhouse – werden ergänzend Bestand haben. Auch in der Digitalisierung und in den neuen Medien sind wir deutlich weitergekommen.

     
Wenn Sie jemandem, der JUMBO-Textil nicht kennt, abschließend Ihr Unternehmen in 100 Wörtern vorstellen müssten: Was würden Sie sagen? Was macht Sie unverwechselbar?

Patrick Kielholz: JUMBO-Textil ist Lösungspartner – im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns stehen immer unsere Kunden. Für sie und ihre Projekte entwickeln und fertigen wir anspruchsvolle technische Schmaltextilien: präzise, passgenau und Made in Germany.

Andreas Kielholz: So viele Wörter brauche ich gar nicht: Höchste Qualitätsstandards, intensive Kundenbeziehung, Zuverlässigkeit und einzigartige Elastics-Expertise.

Patrick Kielholz: Das waren acht. (lacht)

Das Interview führte Ines Chucholowius,
Geschäftsführerin der Textination GmbH

 

09.03.2021

Functional Textiles Shanghai by PERFORMANCE DAYS feiert Premiere in China

Die Design & Development GmbH Textile Consult, Gründer und Veranstalter der PERFORMANCE DAYS in München, blickt voller Hoffnung ins neue Jahr. Zusammen mit Reed Exhibitions findet die Messe als Functional Fabric Fair by PERFORMANCE DAYS bereits in New York City und Portland statt, und die Expansion geht weiter. In Kooperation mit Tengda Exhibition wurde der Grundstein für eine neue Messe für Funktionstextilien in Shanghai gelegt. Am 28. und 29. September 2021 findet im renommierten Shanghaimart Exhibition Center die Premiere der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS statt und bietet ausreichend Raum für die Trends von morgen, abgebildet von mehr als 100 Ausstellern.

Die Design & Development GmbH Textile Consult, Gründer und Veranstalter der PERFORMANCE DAYS in München, blickt voller Hoffnung ins neue Jahr. Zusammen mit Reed Exhibitions findet die Messe als Functional Fabric Fair by PERFORMANCE DAYS bereits in New York City und Portland statt, und die Expansion geht weiter. In Kooperation mit Tengda Exhibition wurde der Grundstein für eine neue Messe für Funktionstextilien in Shanghai gelegt. Am 28. und 29. September 2021 findet im renommierten Shanghaimart Exhibition Center die Premiere der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS statt und bietet ausreichend Raum für die Trends von morgen, abgebildet von mehr als 100 Ausstellern.

Optimistisch und voller Zuversicht erwartet das Team der PERFORMANCE DAYS den Launch der neuen Messe für Funktionstextilien - der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS - in Shanghai. China zählt zu den am schnellsten wachsenden und wichtigsten Zukunftsmärkten weltweit. Insbesondere, wenn es um das Thema Funktionsbekleidung geht, zeigt sich das Reich der Mitte innovativ, zukunftsweisend und seit kurzem auch zunehmend nachhaltig.

In der Sportswear ist ein großes Wachstum an lokalen Brands zu verzeichnen. Diese Entwicklung schlägt sich auch in der Tätigkeit der Garn- und Stoffproduzenten nieder. Besonders stolz sei man dabei auf die Kooperation mit Tengda Exhibition, die dafür bekannt sind, professionelle Dienstleistungen für Hersteller und Handelsunternehmen aus den Bereichen Textil, Fasern und anderen Bekleidungssegmenten bereit zu stellen. Das Angebot reicht von Messen bis hin zu Sourcing Events in China, Japan, Spanien, Großbritannien und der Türkei.

Die Premiere der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS wird am 28. und 29. September 2021 im Shanghaimart Exhibition Center stattfinden. Auch hier hat man sich gezielt für das einflussreiche internationale Fachmesse- und Handelszentrum entschieden. Momentan haben fast 1.000 Unternehmen aus mehr als 20 Ländern und Regionen ihre Büros und Showrooms vor Ort eingerichtet. Die meisten von ihnen renommierte Branchenkenner aus der Textil- und Stoffindustrie.

Qualitativ, informativ & innovativ: Shanghai-Messe orientiert sich am Look & Feel der PERFORMANCE DAYS
Das Veranstaltungsteam der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS wird das etablierte Konzept der PERFORMANCE DAYS aus München nach Shanghai übertragen. So steuert die Messe in China nicht nur im Look & Feel ein ähnliches Konzept, sondern vor allem denselben Qualitätsanspruch an. Auf einer Fläche von 5.300 Quadratmetern finden mehr als 100 chinesische und internationale Hersteller ausreichend Platz. Damit möchten die Messeorganisatoren den Fachbesuchern bereits im Vorfeld ein ausgewogenes Sortiment an Top-Marken aus dem Funktionstextilienbereich garantieren.

Im Fokus der Messe stehen die neuesten Trends und Innovationen aus der Welt der Textilien, Garne, Membrantechnologien und Accessoires für funktionelle Sport-bekleidung, Arbeits-, Performance- und Lifestylewear. Die Nachfrage ist dementsprechend groß, so haben bisher Top-Hersteller, wie u.a. Huayue, Jibo und Romrol ebenso wie bekannte Marken, darunter Anta, Decathlon, Descente, Eral, Fila Hotwind Kappa, Peace Bird, Peak, Semir, Skechers, Uniqulo, Zuczug und 361° ihre Teilnahme zugesagt.

Wie von der Messe in München gewohnt, wird es ein informatives Rahmenprogramm mit spannenden Expert Talks und Diskussionsrunden zu nachhaltigen und branchenrelevanten Themen geben. Das Herzstück der Messe, das PERFORMANCE FORUM, rundet das Angebot ab. So werden vor Ort kuratierte Materialien der Aussteller auf einer speziell ausgewiesenen Plattform gezeigt. Dazu der Messechef Marco Weichert: „Wir freuen uns sehr, das neue Jahr mit derart inspirierenden, neuen Projekten starten zu können. Der Launch der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS im September folgt langjährigen Beobachtungen des Asiatischen Markts und dessen zunehmender Nachfrage nach kuratierten und qualitativ hochwertigen, nachhaltigen Angeboten. Besonders freut uns auch die Partnerschaft mit der Tengda Exhibition, einem echten Profi auf diesem Gebiet. Wir sind absolut überzeugt, dass das Konzept der PERFORMANCE DAYS, das wir in Shanghai übernehmen werden, bei den Fachbesuchern und Ausstellern vor Ort sehr gut ankommen wird.“

Noel Tian, Managing Director, Tengda Exhibition unterstreicht: „Der Markt für Funktionsbekleidung in China wächst so rasant, die Brands hier brauchen eine professionelle, fokussierte und qualitativ hochwertige Messe für funktionelle Textilien – eine Messe wie PERFORMANCE DAYS. Wir sind sehr gespannt auf den Launch der FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS mit der wir 100% das Konzept von PERFORMANCE DAYS übernehmen werden in diesem besonderes Jahr 2021. Die Partnerschaft mit der Design & Development GmbH Textile Consult und deren weltbekannter Messe ist uns eine große Ehre.“

FUNCTIONAL TEXTILES SHANGHAI by PERFORMANCE DAYS
28.-29. September 2021
Shanghaimart Exhibition Center No.99 Xingyi Road,Chang Ning District,Shanghai China
Kontakt:
info@functionaltextilesshanghai.com oder +86-21-60493344.

Quelle:

PERFORMANCE DAYS functional fabric fair

(c) Schweizerische Textilfachschule STF
23.02.2021

Sustainability Management in Textiles - Interview mit Sonja Amport, Direktorin der STF

Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Homeoffice: Das Coronavirus hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt und das öffentliche Leben nahezu auf Null reduziert. Durch die Auswirkungen der Pandemie hat sich der bestehende Handlungsdruck zur Erreichung der Sustainable Development Goals noch weiter erhöht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Themenkomplexe Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Digitalisierung im Bewusstsein von Industrie und Konsumenten an Boden gewinnen. Neue Managementqualitäten sind gefordert.

Textination sprach mit Sonja Amport, der Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule über den neuen Ausbildungsgang Sustainability Management in Textiles. Nach Stationen in der Industrie und im Verbandswesen bringt die Betriebsökonomin mit Master im International Management ihr Wissen aus Textil, Bildung, Betriebswirtschaft sowie Marketing und Sales mit Elan und Herzblut seit 2015 bei der STF ein.

Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Homeoffice: Das Coronavirus hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt und das öffentliche Leben nahezu auf Null reduziert. Durch die Auswirkungen der Pandemie hat sich der bestehende Handlungsdruck zur Erreichung der Sustainable Development Goals noch weiter erhöht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Themenkomplexe Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Digitalisierung im Bewusstsein von Industrie und Konsumenten an Boden gewinnen. Neue Managementqualitäten sind gefordert.

Textination sprach mit Sonja Amport, der Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule über den neuen Ausbildungsgang Sustainability Management in Textiles. Nach Stationen in der Industrie und im Verbandswesen bringt die Betriebsökonomin mit Master im International Management ihr Wissen aus Textil, Bildung, Betriebswirtschaft sowie Marketing und Sales mit Elan und Herzblut seit 2015 bei der STF ein.

Die Geschichte der STF Schweizerische Textilfachschule hat 1881 begonnen. In diesem Jahr wurden Pablo Picasso geboren und Billy the Kid erschossen. Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach erlebten ihre Uraufführung und Thomas Alva Edison baute das erste Elektrizitätswerk der Welt. Am Stuttgarter Marktplatz öffnete das Warenhaus Breuninger und in Wismar das erste Geschäft von Rudolph Karstadt.
Was führte in dieser Zeit parallel zur Gründung der STF und welchen Werten fühlen Sie sich bis heute verpflichtet?

1881 blühte die Textilindustrie in der Schweiz. Unternehmen im Bereich Spinnerei, Weberei, Veredlung und weitere keimten auf. Jedoch fehlten ausgebildete Fachkräfte, welche die Maschinen hätten bedienen oder reparieren können. So kam es, dass die Unternehmen sich zusammentaten und die Schweizerische Textilfachschule gründeten. Ein Ort zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für die Schweizer Textil- und Bekleidungsindustrie. Aus diesem Grund ist die STF auch heute noch genossenschaftlich organisiert. Entsprechend fühlen wir uns den Werten Kompetenz, Kundenorientierung, Innovation, Inspiration und Passion bis heute verpflichtet.

Wenn Sie jemandem, der die Schweizerische Textilfachschule nicht kennt, Ihre Bildungseinrichtung in 100 Worten vorstellen müssten: Wie definiert sich die Schule heute und auf welche Betätigungsfelder konzentriert sie sich?
Die STF Schweizerische Textilfachschule steht für eine nachhaltige Bildungskompetenz rund um den gesamten Lebenszyklus eines Textil-, Fashion oder Lifestyleproduktes. Mit dem «STF-LAB» positioniert sich die STF als Bildungsdienstleisterin mit drei Businessfeldern. Das Kernfeld ist die «Education», wo die STF zahlreiche Aus- und Weiterbildungen, von der Grundbildung über Bachelordiplome bis hin zum Master-Abschluss anbietet. Im «Incubator & Makerspace» (STF Studio) liegt der Hauptfokus auf der geteilten Infrastruktur, gegenseitiger Inspiration und damit dem gemeinsamen Vorwärtskommen. Im dritten Businessfeld dem «ThinkTank & Consulting» steht die Schule als Denkfabrik zur Verfügung, Fachexperten können «gemietet» werden und es wird Management auf Zeit angeboten.

Stichwort lebenslanges Lernen: Welche Weiterbildungsangebote hält die STF für die Textil- und Bekleidungsindustrie auch nach einem erfolgreichen Studienabschluss bereit?
Welche Branchenbereiche und welche Länder haben Sie im Fokus?

Einerseits bieten wir der Textil- und Bekleidungsindustrie und dem Handel vielseitige informelle Modulkurse, in welchen man sich innerhalb von 45 Lektionen einen guten Überblick zu einem speziellen Fachthema bilden kann. Beispiele dafür sind: Welding & Bonding, Smart & Functional Textiles, Start-up in Fashion oder das Steiger Stitch Modul, bei welchem man lernt, eigene Strickdesigns zu programmieren und diese anschließend an der STF an einer „Shared Machine“ ausstricken kann. Auch bieten wir jeweils zweiwöchige Intensiv-Sommerkurse an, wie beispielsweise in Sustainable Fashion Design. In der formalen Bildung kann ich unseren Master in Product Management Fashion & Textile in Deutsch oder unsere beiden CAS in Sustainability Management in Textiles empfehlen. Einmal mit Präsenzunterricht in deutscher Sprache und einmal per E-Learning in englischer Sprache. Derzeit fokussieren wir unsere Angebote auf die DACH-Region. Unsere Internationalisierungsstrategie wurde wegen Covid-19 jäh gestoppt. Dabei hatten wir mit englischen Masterangeboten insbesondere die Märkte Indien und China im Fokus. Wir stellen uns nun mit englischsprachigen Angeboten strategisch neu auf und starten ab 2022 wieder mit der Vermarktung. Das Ziel sind flexible, modulare Masterangebote mit einem hohen E-Learning-Anteil, so dass die Kosten moderat bleiben und das Reisen reduziert stattfinden kann.

Nachhaltigkeit – oder Sustainability – hat sich von einem Buzzword zu einer Selbstverständlichkeit gewandelt: Die jüngste OTTO Trendstudie sagt sogar, nachhaltiger Konsum ist im Mainstream der Gesellschaft angekommen. Was bedeutet das für die Textil- und Bekleidungsindustrie? Sind die Unternehmen personalseitig so aufgestellt, dass sie diesen Themenkomplex professionell in ihrem Leistungsportfolio verankert haben?
Die Schweizer Unternehmen haben erkannt, dass sie gegenüber den Mitbewerbern im Ausland nur eine Chance haben, wenn sie innovationsfähig sind, konsequent in einer Nische agieren und sich durch eine nachhaltige Produktion abheben können. Die Nachhaltigkeit ist somit ein absolut zentraler USP. In diesem Sinne beschäftigen sich viele Firmen damit und entsenden ihre Mitarbeitenden natürlich auch zu uns in die Weiterbildung.

Die STF bietet - im deutschsprachigen Raum bisher einzigartig - eine international anerkannte Weiterbildung im Bereich des textilen Sustainability Managements als Certificate of Advanced Studies CAS an.
Welche Teilbereiche von Design, Produktion, Prozessoptimierung bis zur Vermarktung bildet das Zertifikat ab?

Die STF bietet das international anerkannt Fachhoch-schulzertifikat in Zusammenarbeit mit SUPSI, der Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana im Tessin, an.

Im Studiengang betrachten wir aus ganzheitlicher Sicht und rund um die gesamte Wertschöpfungskette eines Textils, d.h. vom Design über die Produktion bis hin zur Vermarktung, die globalen Herausforderungen, wo Nachhaltigkeit als multilaterales Lösungskonzept fungiert. Zudem werden das normative und strategische Management der Nachhaltigkeit, Themen rund um die soziale Verantwortung sowie Initiativen und Standards für den Textilbereich beleuchtet. Ein wichtiger Bestandteil des CAS bilden Rohstoffe und Produkte, d.h. nebst nachhaltigen Fasern auch Stoffe oder der Einsatz von chemischen Mitteln. Nicht zuletzt werden auch Aspekte rund um Biodiversität, Animal Welfare, das Marketing, Labeling sowie mögliche Zukunftsszenarien und Best Practice Beispiele beleuchtet.

Für wen könnte das CAS Sustainability Management in Textiles spannend sein und warum? Welchen Push kann das Zertifikat im Berufsleben bewirken?
Das CAS ist einerseits für Führungspersonen interessant, die sich generell Gedanken über die strategische Ausrichtung eines Unternehmens machen, wie auch für Fach-Mitarbeitende in Design, Produktentwicklung, Einkauf, Verkauf oder im Qualitätsmanagement, wenn diese die Operationalisierung der Nachhaltigkeitsstrategie verantworten. Und selbstverständlich begrüßen wir jederzeit gerne junge Designer/innen mit eigenen Labels, die neue, nachhaltige Wege gehen und sich von anderen dadurch abheben möchten. Der Push im Berufsleben hängt stark mit der eigenen Persönlichkeit zusammen. Bisher haben jedoch alle Absolvierenden den Besuch der Weiterbildung als äußerst fruchtbar für den eigenen Karriereweg empfunden.

Wie steht es um die formalen Aspekte des CAS? Gibt es beispielsweise Auswahlkriterien, bis wann muss man sich anmelden, wie sieht der Stundenplan aus, auf welche Kosten müssen sich Interessenten einstellen?
Wir starten jeweils Ende August mit den Bildungsgängen. Eine frühzeitige Anmeldung, möglichst bis Mitte Mai, ist zu empfehlen, um sich einen Platz zu sichern. Im Präsenzlehrgang finden 120 Lektionen in Zürich und im Tessin statt, und es ist mit Kosten von CHF 5‘900.-, inkl. Lehrmittel und Prüfungsgebühren, zu rechnen. Im E-Learning-Kurs, mit einigen wenigen Präsenztagen vor Ort, werden die Inhalte synchron per MS-Teams durch i.d.R. dieselben Dozenten vermittelt. Hier beträgt der Studienpreis CHF 5‘600.-.

In diesen Kosten sind die persönlichen Auslagen sowie die Reise- und Übernachtungskosten noch nicht inkludiert. Interessierte entnehmen die Facts & Figures unserer Homepage:
(www.stf.ch/kurse/cas oder www.stf.ch/kurse/cas-online)

Die COVID19-Pandemie hat uns die Grenzen der Mobilität deutlich aufgezeigt. Wie haben Sie als Bildungseinrichtung darauf reagiert?
Die physischen Grenzen kann man mit E-Learning leicht überwinden. Unter anderem ein Grund, weshalb unser Unterricht während der gesamten Pandemie-Zeit ganz normal weiterlief. Für die Zeit nach Covid-19 planen wir, nebst Präsenz-Studienmodulen, auch weitere reine Online-Seminare, wie unseren CAS-Online. Diese werden vermehrt auch in englischer Sprache angeboten werden. Derzeit testen wir zudem mögliche Formen des hybriden Unterrichts. Dies bedeutet, während die einen vor Ort in Zürich beschult werden, können Personen mit langem Anfahrtsweg, wie z.B. aus der DACH-Region, dem Unterricht virtuell und live aus der Ferne beiwohnen.

Das letzte Jahr hat in der Textil- und Bekleidungsbranche deutliche Spuren hinterlassen. Wenn Sie auf ein Jahr „Ausnahmezustand“ zurückblicken – was nehmen Sie an positiven Erfahrungen mit, wo sehen Sie Nachbesserungsbedarf?
Es war definitiv ein Jahr des Ausnahmezustands! Positiv zu werten ist, dass wir an der STF bereit waren und ab Tag eins des Lockdowns online unterrichten konnten. Die Lernenden, Studierenden und mein Team zeig-ten alle größtes Verständnis und höchste Flexibilität. Doch als Institut im Textil-, Fashion- und Lifestyle-Bereich lebt der Unterricht auch von Anschauungsmaterialien. Die Garne und Stoffe fühlen und riechen zu können sowie über die Erfahrungen und das Erlebte persönlich zu diskutieren, sind wichtige Lernerfahrungen. Es ist definitiv eine Herausforderung, solche zentralen Lernelemente online umzusetzen. Alles in allem hat uns Covid-19 als Institution, rund um das Thema Digitalisierung, um gefühlte zwei Jahre nach vorne katapultiert. Dankbar wäre ich nun allerdings, wenn wir baldmöglichst zu einer Normalität zurückfinden könnten und zu einem Alltag mit „weniger Distanz“.

Neue Wege zu gehen, bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten - und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche Entscheidung, die Sie für das Profil der STF getroffen haben, sind Sie im Nachhinein besonders froh?
Ich bin stolz sagen zu dürfen, dass die meisten in Angriff genommenen Projekte gelingen. Es gibt fast immer einen Weg. Manchmal muss man während dem Voranschreiten einfach etwas die Richtung anpassen, um ans Ziel zu gelangen. Eine wegweisende Neuerung war sicherlich die Modularisierung (fast) aller Studiengänge. Studierende haben so die Möglichkeit, von einer vielseitigen Wahlmöglichkeit zu profitieren und sich ihr eigenes Curriculum zusammenzustellen.

Eine zweite Entscheidung, über die ich dankbar bin, war, dass wir als kleines Institut bereits sehr früh sehr viel in den Ausbau unserer digitalen Fähigkeiten und in die Infrastruktur investiert haben. Das kommt uns nun zu Gute. Mit sehr gut ausgebildeten Dozierenden und einer Lernplattform, einer VM-Plattform und mo-dernster 3D-Software in verschiedenen Themenbereichen, zählen wir uns europaweit zu einem Vorreiter in Sachen E-Learning und Digitalisierung. Fähigkeiten, die zudem auch auf das Thema Nachhaltigkeit einzahlen.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

 

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Foto: Pixabay
16.02.2021

Kohlenstoff mit mehreren Leben: Innovationen beim Recycling von Carbonfasern an den Markt bringen

Geht es um die Zukunft der motorisierten Mobilität, reden alle vom Antrieb: Wie viel E-Auto, wie viel Verbrenner verträgt die Umwelt und braucht der Mensch? Zugleich stellen neue Antriebe erhöhte Anforderungen nicht nur an den Motor, sondern auch an dessen Gehäuse und die Karosse: Für solch anspruchsvolle Anwendungen kommen häufig Carbonfasern zum Einsatz. Wie der Antrieb der Zukunft, sollten auch die Werkstoffe am Fahrzeug umweltfreundlich sein. Deshalb ist Recycling von Carbonfasern gefragt. Lösungen dafür haben Institute der Zuse-Gemeinschaft entwickelt.

Geht es um die Zukunft der motorisierten Mobilität, reden alle vom Antrieb: Wie viel E-Auto, wie viel Verbrenner verträgt die Umwelt und braucht der Mensch? Zugleich stellen neue Antriebe erhöhte Anforderungen nicht nur an den Motor, sondern auch an dessen Gehäuse und die Karosse: Für solch anspruchsvolle Anwendungen kommen häufig Carbonfasern zum Einsatz. Wie der Antrieb der Zukunft, sollten auch die Werkstoffe am Fahrzeug umweltfreundlich sein. Deshalb ist Recycling von Carbonfasern gefragt. Lösungen dafür haben Institute der Zuse-Gemeinschaft entwickelt.

Carbonfasern, auch als Kohlenstofffasern oder verkürzt als Kohlefasern bekannt, bestehen fast vollständig aus reinem Kohlenstoff. Sehr energieaufwändig wird er  bei 1.300 Grad Celsius aus dem Kunststoff Polyacrylnitril gewonnen. Die Vorteile der Carbonfasern: Sie haben kaum Eigengewicht, sind enorm bruchfest und stabil. Solche Eigenschaften benötigt man z.B. am Batteriekasten von E-Mobilen oder in Strukturbauteilen der Karosserie. So arbeitet das Sächsische Textilforschungsinstitut e.V. (STFI) aktuell gemeinsam mit Industriepartnern daran, statisch-mechanische Stärken der Carbonfasern mit Eigenschaften zur Schwingungsdämpfung zu verknüpfen, um die Gehäuse von E-Motoren im Auto zu verbessern. Angedacht ist in dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt die Entwicklung sogenannter Hybridvliesstoffe, die neben der Carbonfaser als Verstärkung weitere Faserstoffe enthalten. „Wir wollen, die Vorteile unterschiedlicher Faserstoffe verbinden und so ein optimal auf die Anforderungen abgestimmtes Produkt entwickeln“, erläutert Marcel Hofmann, STFI-Abteilungsleiter Textiler Leichtbau.

Damit würden die Chemnitzer Forschenden bisherige Vliesstoff-Lösungen ergänzen. Sie blicken auf eine 15-jährige Geschichte in der Arbeit mit recycelten Carbonfasern zurück. Der globale Jahresbedarf der hochwertigen Fasern hat sich im vergangenen Jahrzehnt fast vervierfacht, laut Angaben der Industrievereinigung AVK auf zuletzt rd. 142.000 t. „Die steigende Nachfrage hat das Recycling immer stärker in den Fokus gerückt“, betont Hofmann. Carbonfaserabfälle sind ihm zufolge für etwa ein Zehntel bis ein Fünftel des Preises von Primärfasern erhältlich, müssen aber  noch aufbereitet werden. Dreh- und Angelpunkt für den Forschungserfolg der recycelten Fasern sind konkurrenzfähige Anwendungen. Die hat das STFI nicht nur am Auto, sondern auch im Sport-Freizeitsektor sowie in der Medizintechnik gefunden, so in Komponenten für Computertomographen. "Während Metalle oder Glasfasern als potenzielle Konkurrenzprodukte Schatten werfen, stört Carbon die Bilddarstellung nicht und kann seine Vorteile voll ausspielen“, erläutert Hofmann.

Papier-Knowhow nutzen
Können recycelte Carbonfasern nochmals den Produktkreislauf durchlaufen, verbessert das ihre CO2-Bilanz deutlich. Zugleich gilt: Je kürzer die Carbonfasern, desto unattraktiver sind sie für die weitere Verwertung. Vor diesem Hintergrund entwickelten das Forschungsinstitut Cetex und die Papiertechnische Stiftung (PTS), beide Mitglieder der Zuse-Gemeinschaft, im Rahmen eines Forschungsvorhabens ein neues Verfahren, das bislang wenig geeignet erscheinende Recycling-Carbonfasern ein zweites Produktleben gibt. „Während klassische Textilverfahren die ohnehin sehr spröden Recycling-Carbonfasern in Faserlängen von mind. 80 mm trocken verarbeiten, beschäftigten wir uns mit einem Verfahren aus der Papierindustrie, welches die Materialien nass verarbeitet. Am Ende des Prozesses erhielten wir, stark vereinfacht gesprochen, eine flächige Matte aus recycelten Carbonfasern und Kunststofffasern“, erläutert Cetex-Projektingenieur Johannes Tietze das Verfahren, mit dem auch 40 mm kurze Carbonfasern zu attraktiven Zwischenprodukten recycelt werden können. Das danach in einem Heißpressprozess entstandene Erzeugnis dient als Grundmaterial für hochbelastbare Strukturbauteile. Zusätzlich wurden die mechanischen Eigenschaften der Halbzeuge durch die Kombination mit endlosfaserverstärkten Tapes verbessert. Das Recyclingprodukt soll, so die Erwartung der Forschenden, glasfaserverstärkten Kunststoffen, Konkurrenz machen, z.B. bei Anwendungen im Schienen- und Fahrzeugbau. Die Ergebnisse fließen nun in weiterführende Forschung und Entwicklung im Kooperationsnetzwerk Ressourcetex ein, einem geförderten Verbund von 18 Partnern aus Industrie und Wissenschaft.

Erfolgreiche Umsetzung in der Autoindustrie
Industriereife Lösungen für die Verwertung von Carbonfaser-Produktionsab-fällen werden im Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung Rudolstadt (TITK) entwickelt. Mehrere dieser Entwicklungen wurden mit Partnern beim Unternehmen SGL Composites in Wackersdorf industriell umgesetzt. Die Aufbereitung der so genannten trockenen Abfälle, hauptsächlich aus Verschnittresten, erfolgt nach einem eigenen Verfahren. „Dabei  führen wir die geöffneten Fasern verschiedenen Prozessen zur Vliesherstellung zu“, sagt die zuständige Abteilungsleiterin im TITK, Dr. Renate Lützkendorf1).  Neben den Entwicklungen für den Einsatz  z.B. im BMW i3 in Dach oder Hintersitzschale  wurden im TITK spezielle Vliesstoffe und Verfahren für die Herstellung von Sheet Molding Compounds (SMC) etabliert, das sind duroplastische Werkstoffe, die aus Reaktionsharzen und Verstärkungsfasern bestehen und zum Pressen von Faser-Kunststoff-Verbunden verwendet werden. Eingang fand dies z.B. in einem Bauteil für die C-Säule des 7er BMW. „In seinen Projekten setzt das TITK vor allem auf die Entwicklung leistungsfähigerer Prozesse und kombinierter Verfahren, um den Carbonfaser-Recyclingmaterialien auch von den Kosten her bessere Chancen in Leichtbauanwendungen einzuräumen“, betont Lützkendorf.  So liege der Fokus gegenwärtig auf dem Einsatz von CF-Recyclingfasern in thermoplastischen Prozessen zur Platten- und Profilextrusion. „Ziel ist es, die Kombination von Kurz- und Endlosfaserverstärkung in einem einzigen, leistungsfähigen Prozessschritt  zu realisieren.“

1) Seit 01.02.2021 hat Dr.-Ing. Thomas Reußmann die Nachfolge von Frau Dr.-Ing. Renate Lützkendorf angetreten, die am 31.01. in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Quelle:

Zuse-Gemeinschaft

(c) PERFORMANCE DAYS functional fabric fair
29.12.2020

PERFORMANCE DAYS: Positives Feedback für Online-Messe und sustain&innovate Konferenz

Corona-bedingt konnte die PERFORMANCE DAYS Messe am 9.+10. Dezember und die in die Messe integrierte Nachhaltigkeitskonferenz sustain&innovate am 10. Dezember nur digital stattfinden.
Dennoch: Aussteller, Besucher und Partner blicken auf ein erfolgreiches Event zurück. Auch das Focus Topic „Nothing to Waste – Closing the Loop“ zum Thema textile Kreislaufwirtschaft während der sustain&innovate Konferenz sorgte für Diskussionsstoff und viel positive Resonanz.  

Corona-bedingt konnte die PERFORMANCE DAYS Messe am 9.+10. Dezember und die in die Messe integrierte Nachhaltigkeitskonferenz sustain&innovate am 10. Dezember nur digital stattfinden.
Dennoch: Aussteller, Besucher und Partner blicken auf ein erfolgreiches Event zurück. Auch das Focus Topic „Nothing to Waste – Closing the Loop“ zum Thema textile Kreislaufwirtschaft während der sustain&innovate Konferenz sorgte für Diskussionsstoff und viel positive Resonanz.  

Das Team der PERFORMANCE DAYS zeigt sich zufrieden. Denn trotz eines rein digitalen Events am 9. und 10. Dezember 2020 hatten rund 15.000 Teilnehmer das umfangreiche Online-Angebot der 191 digitalen Aussteller, darunter drirelease/OPTIMER, Merryson, Stotz, HeiQ, Schoeller Textil, Long Advance, Dry-Tex, Utenos, Fidlock, Cifra, dekoGraphics und Jia Meir, in der Messewoche intensiv genutzt. Die beliebte „Contact Supplier“ Funktion wurde durch ein neues Onlinetool ergänzt, mit dem Aussteller direkt per Chat, Anruf oder Video kontaktiert werden konnten. Insgesamt gingen 3.250 Stoff-Sample-Bestellungen bei den Ausstellern ein. Zur Auswahl standen neben den Stoffinnovationen für Herbst/Winter 2022/2023, das hochwertige PERFORMANCE FORUM sowie ein umfangreiches digitales Rahmenprogramm per Live-stream mit informativen Webinaren, Vorträgen und Diskussionsrunden. Die Videos werden zum Abruf auf der Website der PERFORMANCE DAYS kostenfrei zur Verfügung stehen.  
 
Endlich Standard: PERFORMANCE FORUM mit nachhaltigen Materialien
Innovativ, nachhaltig und top-aktuell: Die 240 Stoffe plus Accessoire-Trends im diesjährigen PERFORMANCE FORUM überzeugten durchwegs mit spannenden umweltbewussten Lösungen. Naturfasern wie Hanf, Biobaumwolle, Bambus, Wolle oder Coconutshell bleiben gefragt, zudem verzichten Hersteller vermehrt auf umweltschädliche Chemikalien, vermeiden Mikroplastik, befürworten natürliches Färben und versuchen Stoffe entweder wieder in den Kreislauf zurückzuführen, Plastik und anderen Abfall zu recyceln oder Fasern so herzustellen, dass sie biologisch abbaubar sind. Dieses Umweltbewusstsein spiegelt sich auch im diesjährigen FOCUS TOPIC wider – so punkten hier die 24 besten Stoffe nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit, sondern zeigen auch, dass sie funktionell sind und sogar getreu dem Motto „Nothing to Waste – Closing the Loop“ in den textilen Kreislauf zurückgeführt werden können.  

Im Marketplace haben Besucher die Möglichkeit über 9.500 Produkte der Aussteller zu sichten, darunter auch die Stoff-Highlights der einzelnen Kategorien des PERFORMANCE FORUMS. Um dem Besucher die Stoffe in Haptik, Design und Struktur so realitätsgetreu wie möglich digital präsentieren zu können, wurde das Forum mit neuartiger 3D-Technik ausgestattet, darunter innovative Tools wie 3D Bilder, Videoanimationen und U3M Dateien zum Download.   

Von der Faser zur Faser: erfolgreiche sustain&innovate Konferenz sorgt für Diskussionsstoff  
Textile Kreislaufwirtschaft gilt als Teil der Lösung für das globale Müllproblem, bremst den Ressourcenverbrauch und reduziert klimaschädliche Treibhausgase. Doch was genau ist Kreislaufwirtschaft und wie kann sie gelingen? Vor allem, wie weit sind Faserhersteller in der Entwicklung von mono-component Stoffen, die am Ende wieder in den textilen Kreislauf zurückgeführt werden können?     
Das Focus Topic der diesjährigen Nachhaltigkeitskonferenz, die in Kooperation mit der SPORTSFASHION by SAZ an den Start ging, bot Raum für Diskussion und versuchte mit spannenden Vorträgen, Diskussionsrunden und Webinaren aufzuklären. Schon zu Beginn der Expertentalks am zweiten Messetag brachte es Christiane Dolva, Head of Sustainability bei Fjällräven, auf den Punkt. Sie zeigte, wie wichtig emotionale Beständigkeit für die Marke selbst und am Ende auch für den Konsumenten ist – vor allem beim Thema textile Kreislaufwirtschaft. Langlebigkeit, gute Qualität, in Kombination mit zeitlosem Design seien heute und in Zukunft wichtiger denn je, wenn es um nachhaltiges Handeln geht. Dazu kommt die Möglichkeit, Produkte durch einen Reparaturservice wieder in Schwung zu bringen. Ebenso spannend: die Entwicklung neuer Technologien in puncto Recycling. Erik Bang von er H&M Foundation gab einen ersten Einblick in die neue Greenmachine, die es bereits 2021 möglich machen soll, Mischgewebe wie Baumwolle und Polyester voneinander zu trennen. Oder man schafft es alte Kleidung in neue Fasern umzuwandeln, dank Unternehmen wie WornAgain, Re:newcell, Spinnova oder Infinited Fiber schon bald nicht nur reine Vision. Wer Einblick in die Lieferkette seines gekauften Kleidungsstücks erhalten möchte, das Start-up Know your stuff lässt Kunden über den einfachen Scan eines QR Codes am Kleidungsstück im Laden oder online die Reise des jeweiligen Kleidungsstücks nachvollziehen.
 
Kostenfreier und umfassender Rückblick
Die nächste Ausgabe der PERFORMANCE DAYS ist als hybride Messe geplant und wird am 19. und 20. Mai 2021 in München sowie Online stattfinden. Bis dahin steht die PERFORMANCE DAYS Plattform zur Verfügung u.a. mit dem Marketplace und inspirierenden Themen der (Video) Material Stories, um Online Sourcen noch einfacher zu gestalten. Auch die Vorträge des ersten Messetages sowie der Konferenz können kostenlos auf der Messe-Website verfolgt werden.

Die wichtigsten Links:
Highlights der Experten-Talks & Webinare
https://www.performancedays.com/digital-fair/expert-talk-webinar.html

Marketplace:
https://www.performancedays.com/marketplace.html

3D-Forum:
https://www.performancedays.com/digital-fair/forum-highlights/3d-forum.html

PERFORMANCE COLORS by Nora Kühner
https://www.performancedays.com/digital-fair/color-trends.html

Weitere Informationen:
Performance Days
Quelle:

PERFORMANCE DAYS functional fabric fair

PERFORMANCE DAYS Nothing to Waste - Closing the Loop (c) PERFORMANCE DAYS
20.10.2020

PERFORMANCE DAYS Nothing to Waste - Closing the Loop

  • Endliche Ressourcen und unendliche Müllberge, vor dem Hintergrund heißt es zur 25. Edition der PERFORMANCE DAYS: Nichts verschwenden, auch keine Zeit, recycelte Kleidung wieder recycelte Kleidung werden lassen und den Kreislauf schließen.

Passend zum Thema planen die Messemacher Fakten wie Visionen auf den Punkt und Expertenrunden auf die Bühne zu bringen. Die Branche darf auf die entsprechende Auswahl an nachhaltigen Materialien gespannt sein, die die PERFORMANCE FORUM Jury eigens kürt. Recycelte Materialen wie: PET-Flaschen in Garnen, recyclebare MonoComponent Materialien oder auch Mischungen, im Cradle-to-Cradle Ansatz zu Biomasse zerfallende Shirts und mehr. „Nothing to Waste. Closing the Loop“ wird am 9. bis 10. Dezember 2020 auf dem Gelände der Messe München wie auch online auf der Digital Fair zu sehen sein.

  • Endliche Ressourcen und unendliche Müllberge, vor dem Hintergrund heißt es zur 25. Edition der PERFORMANCE DAYS: Nichts verschwenden, auch keine Zeit, recycelte Kleidung wieder recycelte Kleidung werden lassen und den Kreislauf schließen.

Passend zum Thema planen die Messemacher Fakten wie Visionen auf den Punkt und Expertenrunden auf die Bühne zu bringen. Die Branche darf auf die entsprechende Auswahl an nachhaltigen Materialien gespannt sein, die die PERFORMANCE FORUM Jury eigens kürt. Recycelte Materialen wie: PET-Flaschen in Garnen, recyclebare MonoComponent Materialien oder auch Mischungen, im Cradle-to-Cradle Ansatz zu Biomasse zerfallende Shirts und mehr. „Nothing to Waste. Closing the Loop“ wird am 9. bis 10. Dezember 2020 auf dem Gelände der Messe München wie auch online auf der Digital Fair zu sehen sein.

Mit dem neuen Focus Topic hat die Messe PERFORMANCE DAYS ein Thema gewählt, das nicht nur die eigene Branche betrifft. Längst schon recycelt die Textilbranche eigene Abfälle für eine effizientere Produktion und zudem verwertet sie u.a. PET-Flaschen, also industriefremde Materialien. Gleichzeitig existieren Textilien neben Glas, Papier, Metall, Kunststoff & Co als eigene Sparte in der Abfallwirtschaft. Doch trotz aller Recyclingambitionen durch Abfall- und Textilindustrie bestehen weiterhin Herausforderungen, um ein effizienteres Nutzen der Ressource Textil-Abfall zu ermöglichen. Produktion, Verbraucher und Entsorgung in einer globalen Welt kilometerweit auseinander liegend, fehlendes Expertenwissen aus den jeweils anderen Industrien, nicht vorhandene internationale Standards oder politische Unterstützung, potenzieren die Schwierigkeiten.

Endstation Müll
0,8% des geförderten Erdöls verbraucht die Textilbranche gemäß Informationen des Bundesamts für Umwelt für die Produktion von neuen Textilien .  Doch der Weg von endlichen und aufwendig verarbeiten Ressourcen endet nur allzu schnell im Müll. Modisch veraltet oder qualitativ verschlissen endet die Bekleidung spätestens nach 3 Jahren als Wegwerfware im Müll, ergibt eine Greenpeace Umfrage. 5,8 Millionen Tonnen gebrauchte Textilien landen so Schätzung der European Environmental Agency pro Jahr im Hausmüll, die verbrannt, deponiert und in mechanisch-biologischen Kläranlagen gebracht werden . Und auch wenn Bekleidung durch staatliche oder privatwirtschaftliche Unternehmen entsorgt werden kann, kann diese oft nicht mehr (als Second Hand) weiterverkauft, gespendet oder (zu Putzlappen oder Dämmstoffen) recycelt werden. So bleibt im günstigsten Fall nur noch das Verbrennen, also das Wandeln in thermische Energie.

Recycling und Material-Kreisläufe
Rückstandslose Abfall-, -Vermeidung, Verwertung und Beseitigung unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten, so wird Recycling definiert. Recycling bedeutet demnach auch, das Produkt Bekleidung am Ende des Lebenszyklus‘ in ein anderes Produkt, also keine Bekleidung, umzuwandeln. Man spricht von einem Open-Loop. Textilien werden in diesem Sinne oftmals verbrannt, jedoch kann die Menge an gewonnener Energie sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie effizient die Müllverbrennungsanlage arbeitet. Doch Downcycling, also das Abwerten des Produkts zu einem Produkt mit weniger Wert als sein Ausgangsprodukt, ist nicht die einzige Lösung. Produkte zurück in ein und dasselbe Produkt zu recyclen ist das Ziel des Closed-Loop Ansatzes. Bei erneuerbaren Naturmaterialien kann dies bedeuten, dass die Naturfaser am Ende zu Erde wird, die der Nährstoff/Boden für eine neue Naturfaser ist, also einen Cradle-to-Cradle Ansatz bedeutet. Im Fall von synthetischer Bekleidung heißt es wieder künstliche manmade Fasern zu gewinnen und erneut zu Bekleidung zu verarbeiten.

Das Ende im Vorfeld durchdacht
Statt sich erst am Ende des Lebenszyklus‘ mit Recycling zu beschäftigen, können Marken schon heute geschlossene Kreisläufe bereits beim Entwurf und Design entwickeln, die u.a.: Leasing, Labeling der Materialien sowie ihrer Entsorgungen, Reparaturen oder Aufarbeiten mit einplanen, um die Nutzungsdauer zu verlängern und auch den Gedanken verfolgen 100% Alttextilien zu 100% als Neutextilien in die Lieferkette zurück zu bringen. Da das Trennen von unterschiedlichen Fasertypen in Materialgemischen sehr aufwändig und kostenintensiv, kompliziert wegen nicht (mehr) vorhandenen Etikettierung oder technisch (noch) nicht möglich ist, versuchen auch immer mehr Firmen und Bekleidungshersteller auf das Mischen von Fasern zu verzichten und auf „Mono-Materialien“ oder „Mono-Komponenten“ umzuschwenken. Am leichtesten gelingt dies noch in Shirts, doch kommen Knöpfe, Reißverschlüsse und ähnliches hinzu wird die Angelegenheit bereits komplexer.

Nichts verschwenden - auch keine Zeit
Wer sich wie viele Endkonsumenten, Marken und auch Produzenten wünscht die vorhanden wertvollen Ressourcen nachhaltiger zu nutzen, sollte sich daher schon jetzt auf der Messe-Website unter „Visitor Login“ registrieren. Von hier aus besteht Zugang zum gratis Messe-Ticket für den 9+10 De-zember 2020, zu den gratis und bald erweiterten Digital Fair Angeboten und/oder dem gratis Mailings-Newsletter. 

•     09.-10. Dezember 2020      DIGITAL FAIR  Trends Winter 2022/23 

 

UPDATE
CoVid-19 hält die Welt weiter in Atem. Viele Besucher wie Aussteller der PERFORMANCE DAYS kündigten bereits an, dass eine Anreise nach München im Dezember für sie unmöglich sei. Aufgrund der sich verschärfenden Ansteckungszahlen drohen nun weitere internationale Reiseverbote und firmeninterne Reisebeschränkungen. Daher wird auch im Dezember 2020 leider keine PERFORMANCE DAYS auf dem Gelände der Messe München stattfinden, wohl aber die Digital Fair! Zum geplanten Termin am 09-10. Dezember gehen sowohl bewährte als auch erweiterte, neue Tools online.

 

Bildquelle: Hohenstein
01.09.2020

Forschungsprojekte der Zuse-Gemeinschaft: Beim Design schon ans Recycling denken …

Wie Angewandte Forschung in Kooperation mit der Wirtschaft zu hochwertigen Recycling-Lösungen kommen kann, erklärt die Zuse-Gemeinschaft mit ihrer Serie „Design for Recycling“

Kunstrasen der Zukunft

Textilien sind viel mehr als nur Kleidung. Für Kunst- wie Naturfasern ist vielmehr die Industrie ein zentraler Abnehmer. Deren Textil-Produkte aber sind häufig verbrauchernah – das gilt z.B. für die Freizeitbranche oder den Sportplatzbau, so für Kunstrasen.

Wie Angewandte Forschung in Kooperation mit der Wirtschaft zu hochwertigen Recycling-Lösungen kommen kann, erklärt die Zuse-Gemeinschaft mit ihrer Serie „Design for Recycling“

Kunstrasen der Zukunft

Textilien sind viel mehr als nur Kleidung. Für Kunst- wie Naturfasern ist vielmehr die Industrie ein zentraler Abnehmer. Deren Textil-Produkte aber sind häufig verbrauchernah – das gilt z.B. für die Freizeitbranche oder den Sportplatzbau, so für Kunstrasen.

Auf Sportplätzen werden Textilien gewissermaßen mit Füßen getreten, nämlich wenn auf Kunstrasen gespielt wird. Allein in Deutschland gibt es rd. 5.000 für den Fußball gemeldete Kunstrasenplätze. Unter den grünen Stoppeln verbirgt sich allerdings eine schwere Last – für Vereine und Umwelt. Denn laut Angaben des Wirtschaftsverbandes IAKS Deutschland werden pro Quadratmeter Kunstrasen hierzulande rd. 5 kg Granulat verfüllt, in anderen Ländern dürfte es noch deutlich mehr sein. „Bei einem Kunstrasen mit einer Faserlänge von 42 mm schauen nur 12 mm aus der Masse von Füllmaterialien, die auf die Fläche ausgebracht wurden“, erläutert Dr. Ulrich Berghaus von Morton Extrusionstechnik GmbH, einem führenden Hersteller von Kunstrasen. In einem neuen Platz stecken rechnerisch heutzutage fast 50 Prozent des alten Platzes mit drin – als Einfüllmaterial. Doch als Mikroplastik kann dies Probleme machen – Alternativen müssen her. Zusammen mit dem Aachener Institut für Bodensysteme (TFI) arbeitet Morton Extrusionstechnik am Kunstrasen der Zukunft, der ohne problematische Füllstoffe auskommt.

Gefordert sind nun die Forschenden am TFI, damit die Noppen des Kunstrasens künftig auch ohne Polyurethan und ohne Latex gut im Trägermaterial halten. „Ideal wäre ein Kunstrasen aus nur einem Polymer“, sagt TFI-Projektleiter Dirk Hanuschik. Denn ähnlich wie bei Verpackungen von Lebensmitteln sind nicht trennbare Stoffverbünde Gift für hochwertiges Recycling. Hanuschik und sein Team forschen deshalb mit ihrem Industriepartner an einem Kunstrasen-Design, das ohne Polyurethan und ohne Latex für die Rückenbeschichtung des Trägermaterials auskommt. In einer Thermobonding-Anlage sollen die Kunstrasen-Noppen direkt auf das Trägermaterial aufgeschmolzen, nicht aufgeklebt werden. Trotzdem ist eine Haltbarkeit von rund 12-15 Jahren das Ziel – wie bei heute noch verlegten Kunstrasen. Testen kann er die neuen Materialien auf der Industrie-Beschichtungsanlage, die am TFI in verkleinertem Maßstab steht. Schon Mitte nächsten Jahres soll eine erste Produktionsanlage in Betrieb gehen.

„Das praxisnahe Projekt des TFI ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie Industrieforschung aus der Zuse-Gemeinschaft konkreten Nutzen für die Menschen durch nachhaltige Kreislaufwirtschaft schafft. Forschung zum ‚Design für Recycling‘ steht an vielen unserer Institute im Fokus. Ihre enge Kooperation mit Unternehmen und ihr interdisziplinärer Ansatz bieten beste Voraussetzungen für weitere Innovationen“, erklärt der Präsident der Zuse-Gemeinschaft, Prof. Martin Bastian.

Recycling in der Modebranche

Recycling ist mehr als eine Mode. Doch zur Mode soll künftig verstärkt sinnvolles Recycling gehören: Die Menschen in Deutschland kaufen pro Jahr im Schnitt 26 kg Textilien pro Kopf, davon 12-15 kg Bekleidung. Ein hochwertiges Recycling ist angesichts dieser großen Mengen eine große Herausforderung. Zum verbesserten Recycling gehört Kreislaufwirtschaft, die schon beim Design von Produkten ans „Leben danach“, nämlich das nächste oder erneuerte Erzeugnis denkt. Wie das für Kleidung funktionieren kann, zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt der Zuse-Gemeinschaft.

Getränkeflaschen aus dem Kunststoff PET eignen sich schon heute aufgrund ihrer Sortenreinheit ideal fürs Recycling, und zwar nicht nur für Verpackungen. Unter dem Motto „Von der Faser zur Faser“ nutzt das die angewandte Forschung im Verbundprojekt DiTex für Mietwäsche. Die eingesetzten Fasern stammen aus recycelten PET-Flaschen, die Mietwäsche selbst soll nach ihrem ersten Lebenszyklus wieder zu Wäsche recycelt werden.

„Mietwäsche eignet sich auch deshalb gut fürs Konzept ‚Design for Recycling‘, weil sich ihre Nutzung genau nachvollziehen lässt, was optimale Voraussetzungen fürs Recycling bietet“, erläutert Projektleiterin Dr. Anja Gerhardts vom Forschungsinstitut Hohenstein. Das Institut aus Baden-Württemberg ist in dem vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) initiierten und koordinierten Vorhaben für Textilprüfungen und Produktspezifikationen zuständig. Fürs Nutzen statt Besitzen entwickeln die Verbundpartner je eine kreislauffähige Linie von Bettwäsche sowie von Polo- und Businesshemden. Die Hemden dienen als Dienstkleidung für Polizei und Rettungsdienst.

Intelligentes Etikett speichert Informationen
Über den gesamten Nutzungskreislauf wird die Wäsche mit einer digitalen Tracking-ID ausgestattet. Dieses „intelligente“ Etikett speichert Informationen wie Faserherkunft, Materialkomposition und Beschaffenheit des Textils. Dadurch können Recyclingunternehmen die Produkte besser sortieren, den Recycling-Anteil erhöhen und aufwerten. In zahlreichen Waschversuchen wird in Hohenstein nun getestet, wie gut das Tracking-Tool sich bewährt, wie es um Reißfestigkeit, Weißgrad, Farbqualität, Haltbarkeit und Tragekomfort der Textilien bestellt ist, wenn sie im gewerblichen Textilservice bis zu 200 Mal gewaschen, geschleudert und getrocknet werden. „In DiTex bringen wir Nutzer, Beschaffer und Recycler von Textilien an einen Tisch, um kreislauffähiges Produktdesign Realität werden zu lassen“, erläutert Anja Gerhardts.
„Praxisnahe Forschung zu Fasern und Textilien gehört zu den Kernkompetenzen vieler unserer Institute, sei es für Industrieprodukte oder für verbrauchernahe Erzeugnisse. Projekte wie DiTex zeigen innovative Lösungen zum Design fürs Recycling. Durch den interdisziplinären Ansatz in unserem Verbund können auch andere Branchen von solchen Lösungen lernen“, erklärt die Geschäftsführerin der Zuse-Gemeinschaft, Dr. Annette Treffkorn.

Weitere Informationen:
Recycling Kunstrasen PET-Flaschen
Quelle:

Zuse-Gemeinschaft

Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG (c) Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG
14.07.2020

Interview mit Andreas Merkel, Geschäftsführer Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG

„OTTO hat bereits zwei Weltkriege und eine Pandemie im Jahr 1918 überstanden, wir werden auch diese überstehen“

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

„OTTO hat bereits zwei Weltkriege und eine Pandemie im Jahr 1918 überstanden, wir werden auch diese überstehen“

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

Nach Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter beim Textilmaschinenbauer Mayer & Cie. GmbH & Co. KG übernimmt Andreas Merkel, Geschäftsführer der Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG, den zweiten Part der Interviewreihe. Die 1901 in Dietenheim gegründete Spinnerei, die heute als eine der modernsten in Europa gilt, entschied sich gegen eine Produktionsverlagerung ins Ausland und setzt auf Premiumgarne aus Naturfasern ebenso wie auf maßgeschneiderte Kundenlösungen.

Wie haben Sie die Coronazeit bisher empfunden - als Unternehmen und persönlich?
Was möchten Sie auf keinen Fall wieder erleben, was aber vielleicht sogar in den Alltag mitnehmen?

Die Zeit des Lockdown hatte für mich etwas Surreales. Es war schwierig zu begreifen, was real und was virtuell ist. Als positiv habe ich empfunden, dass die Krise die Menschen näher zusammengebracht hat, dass scheinbar Selbstverständlichem mehr Wertschätzung entgegengebracht wurde, wie beispielsweise dem eigenen Arbeitsplatz.
Insgesamt habe ich die letzten Monate als keine so negative Zeit in Erinnerung. Das kommt natürlich auch daher, dass wir als Unternehmen bisher glimpflich davongekommen sind. Wir haben keine externen Verpflichtungen wie Mieten, Leasing-Verträge und so weiter zu bedienen. Zudem sehen wir wieder einen deutlichen Aufwärtstrend.  
          
Was bedeutete die Pandemie wirtschaftlich bisher für Ihr Unternehmen?
Das Unternehmen Gebrüder Otto existiert seit 1901, wir haben bereits eine Pandemie überstanden – die Spanische Grippe 1918 – und wir werden auch diese überstehen. Natürlich sind auch bei uns schlagartig viele Aufträge weggebrochen, und wir mussten mit Teilen des Unternehmens in Kurzarbeit gehen. Übrigens ein ungemein sinnvolles staatliches Angebot, das uns geholfen hat, schnell zu reagieren.

Ich habe aber den Eindruck, dass es wieder schwungvoll aus der Krise herausgeht und ich denke nicht, dass wir lange auf dem jetzigen niedrigen Niveau bleiben. So wie es jetzt aussieht, brauchen wir die für Juli beantragte Kurzarbeit in der Spinnerei gar nicht mehr in Anspruch zu nehmen.
Sorgen mache ich mir um die Unternehmen, die diese Krise hart trifft, insbesondere natürlich in unserer Branche. Wir sehen bereits Insolvenzen alteingesessener Unternehmen. Die textile Wertschöpfungskette in Deutschland ist ohnehin schon sehr überschaubar; hoffen wir, dass diese Pandemie sie nicht noch weiter ausdünnt.

Zu welchen Anpassungen oder Neuerungen haben Sie sich für Ihr Produktportfolio durch die Pandemie veranlasst gesehen?
Schon vor der Pandemie haben wir eine erfreuliche Entwicklung beobachtet: Immer mehr Kunden fragen nach nachhaltigen Produkten, die wir ja in großer Bandbreite anbieten.
Vergangenes Jahr haben wir mit dem Aufbau der Marke „Cotton since 1901 – made in Germany“ begonnen und sie im April dieses Jahres gelauncht. Damit wollen wir die Tatsache, dass wir mit unseren in Dietenheim hergestellten Baumwollgarnen ein regionales, transparentes und nachhaltiges Produkt anbieten, noch deutlicher machen. Wir sind seit nahezu 120 Jahren in Deutschland ansässig, sind Teil unseres Stadtbilds und des lokalen Lebens. Wir – und unser Produkt – stehen für Beständigkeit, Verantwortung und höchste Qualitätsansprüche.

Unsere Garne sind die DNA eines hochwertigen Kleidungsstücks. Produkte, die aus „Cotton since 1901“ hergestellt sind, werden in den Läden mit einem entsprechenden Hang-tag versehen.
Wir sind froh, dass wir diese Marke trotz der Schwierigkeiten, die die Corona-Maßnahmen mit sich gebracht haben, lancieren konnten. Denn jetzt ist das Thema wichtiger denn je. Erst kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem Kunden: Es laufe nichts, außer im nachhaltigen Bereich. Kurzum: Hochwertige Produkte bleiben gefragt, während es in der Breite immer schwieriger wird.

Wie sehen Sie künftig auf globale Lieferketten, und werden Sie für Ihre Beschaffungspolitik Konsequenzen ziehen?
Wir haben eine hohe Wertschöpfungstiefe am Standort Deutschland; wir spinnen, zwirnen und färben. Unsere Baumwolle ist extra langstapelig, wir beziehen sie aus Spanien und Israel, von langjährigen Lieferanten. Für unsere eigene Beschaffung gab und gibt es wegen Corona keinen Grund, Konsequenzen zu ziehen.
Allerdings wird die Krise vielen Menschen verdeutlicht haben, dass massig Produkte des täglichen Lebens gar nicht mehr so einfach vor der eigenen Haustür herzustellen sind. Wir brauchen aber eine hohe Verfügungssicherheit am Standort Deutschland. Deshalb sollten wir die regionale Produktion stärken, auch langfristig. Klar, das geht nur in Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern, die diese Werte schätzen. Das klappt nicht, wenn alle nur noch den Preis anschauen. Der Preis ist nicht alles. Aus dieser Perspektive war die Pandemie sicherlich ein wichtiger Katalysator.
 
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Partnerschaften innerhalb der Industrie künftig ein?
Hat COVID-19 Potential, die Entstehung neuer Kooperationen für Ihr Segment zu fördern oder sind sie bereits entstanden?

Vertikale Partnerschaften werden immer wichtiger. Gut, das bringt die Schrumpfung der Industrie ohnehin mit sich. Wir müssen aber noch mehr zusammenarbeiten und die Qualität der Partnerschaften muss enger werden.
Wenn einer der verbleibenden Spezialisten ausfällt – nehmen wir an, die Unternehmen, die jetzt in Insolvenz gehen, müssten komplett schließen – dann trifft das alle anderen. Solche Spezialisten gibt es nicht wie Sand am Meer, wenn die wegfallen, dann kann man manche Produkte einfach nicht mehr lokal herstellen. Sie können ein noch so gutes Auto bauen, wenn Sie keinen haben, der Ihnen das Lenkrad liefern kann, haben Sie auch kein fertiges Auto.

Welche Initiativen oder Ansätze für Ihre Branche würden Sie für die nahe Zukunft begrüßen?
Regionale Produkte sollten eine übergeordnete Marke erhalten, damit Konsumenten ein regional hergestelltes Produkt als solches erkennen können. So etwas gab es mal in der Schweiz mit Swisscotton. Ich habe das im Textilverband schon mehrfach angeregt. Es wäre das Beste für die Branche, wenn alle Hersteller zusammen ein solches Regio-Label aufbauen würden. Die Konsumenten sind schließlich bereit, Geld auszugeben, wenn sie wissen, woher ein Produkt kommt und dass es fair und nachhaltig hergestellt wurde. Von einer solch gläsernen Wertschöpfung würden alle profitieren. Und die Digitalisierung bietet ja die ideale Plattform dafür.

Was wünschen Sie sich als Teil der deutschen Textilindustrie?
Finden Sie, dass der Stellenwert der deutschen Textilindustrie sich in Folge der Pandemie geändert hat, insbesondere hinsichtlich der öffentlichen Beschaffung?

Was die öffentliche Beschaffung angeht, so kann ich keine Antwort geben, weil uns das eigentlich nicht betrifft.
Aber natürlich hat die Pandemie gezeigt, wie fatal es sein kann, wenn Produkte in Deutschland nicht mehr hergestellt werden, wenn beispielsweise Antibiotika zwar unter dem Namen deutscher Konzerne vertrieben aber eigentlich am anderen Ende der Welt hergestellt werden.
Die Frage ist am Ende ja die: Sind wir in der Textilindustrie systemrelevant? Teilweise ja, meine ich,
denn wenn morgen keiner mehr Garne in Deutschland oder gar Europa produziert, dann hat das Konsequenzen für systemrelevante Produkte. Und dass es eng werden kann, merkt man bekanntlich erst, wenn’s knallt. Deshalb denke ich, dass in einem Land wie Deutschland eine Grundversorgung an Produkten und Technologie vorhanden sein muss. Es geht schließlich auch um die Weiterentwicklung, um Innovationen. Wenn ich eine virenfreie Maske herstellen will, brauche ich Partner vor Ort.

Bisher waren die großen Themen Globalisierung, Nachhaltigkeit / Klimawandel / Umweltschutz, Digitalisierung, Arbeitsmarktsituation …?
Wo stehen sie heute, und wie sind diese großen Themen vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie zu bewerten?

Für uns bei Otto ist Nachhaltigkeit und Umweltschutz seit langem ein zentraler Unternehmenswert. Wir produzieren unseren Strom zum Teil selber, aus Wasserkraft. Unsere Produkte und Prozesse lassen wir nach höchsten Standards zertifizieren. Oft zeige ich in meinen Vorträgen, wie viel Wasser für die Herstellung von Baumwolle nötig ist, wie wertvoll allein der Rohstoff ist.
Zusammen mit der wertvollen regionalen Wertschöpfung hat uns das zu unserer neuen Marke „Cotton since 1901“ gebracht. Auf den Hangtags an den fertigen Kleidungsstücken wird es einen QR-Code geben, damit der Käufer nachschauen kann, was in seinem Produkt steckt.
Solche Ansätze, die nachhaltig und regional sind, sind eine mega Chance, die wir nutzen müssen. Das hat uns die Coronakrise ganz klar vor Augen geführt.
 
Was sind die Lehren hinsichtlich dieser Ziele für die Zeit nach Corona?Ich fürchte, in vielen Bereichen wird es weitergehen wie bisher. Aber trotzdem: Wir haben auf die Medizinhersteller geschaut, die plötzlich alltägliche Medikamente nicht mehr liefern konnten. Und wir haben vor Augen geführt bekommen, unter welchen Bedingungen Fleischprodukte hergestellt werden.
Wollen wir das? Nein. Am Ende legen Konsumenten Wert auf einwandfreie Produkte – und die sollten wir liefern.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

Doppelgreifer-Webmaschine des Fraunhofer WKI mit dem Jacquardaufsatz © Fraunhofer WKI | Melina Ruhr. Doppelgreifer-Webmaschine des Fraunhofer WKI mit dem Jacquardaufsatz
02.06.2020

Fraunhofer WKI: Klimafreundliche Hybridfaserwerkstoffe auf Basis nachwachsender Naturfasern

Durch die am Fraunhofer WKI erzielten neuen Kombinationsmöglichkeiten von biobasierten Hybridfaserwerkstoffen erweitern sich die industriellen Einsatzmöglichkeiten für nachwachsende Rohstoffe – beispielsweise beim Fahrzeugbau, aber auch bei Gebrauchsgegenständen wie Helmen oder Skiern.

Mit der Erhöhung des Flachsfaseranteils in Hybridfaserwerkstoffen auf bis zu 50 Prozent zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass es möglich ist, den biogenen Anteil in Verbundwerkstoffen deutlich zu steigern. Das Besondere an den getesteten Verfahren: Die Gewebe können mit Hilfe einer Webmaschine individuell zusammengestellt werden. Auf diese Weise lassen sich in der industriellen Produktion Prozessschritte einsparen, in denen Materialien erst zusammengefügt werden müssten. Über den gesamten Produktionsprozess gesehen, würden so Energie- und CO2-Reduktionen erreicht.

Durch die am Fraunhofer WKI erzielten neuen Kombinationsmöglichkeiten von biobasierten Hybridfaserwerkstoffen erweitern sich die industriellen Einsatzmöglichkeiten für nachwachsende Rohstoffe – beispielsweise beim Fahrzeugbau, aber auch bei Gebrauchsgegenständen wie Helmen oder Skiern.

Mit der Erhöhung des Flachsfaseranteils in Hybridfaserwerkstoffen auf bis zu 50 Prozent zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass es möglich ist, den biogenen Anteil in Verbundwerkstoffen deutlich zu steigern. Das Besondere an den getesteten Verfahren: Die Gewebe können mit Hilfe einer Webmaschine individuell zusammengestellt werden. Auf diese Weise lassen sich in der industriellen Produktion Prozessschritte einsparen, in denen Materialien erst zusammengefügt werden müssten. Über den gesamten Produktionsprozess gesehen, würden so Energie- und CO2-Reduktionen erreicht.

Erfolgreich verwebt: Unterschiedliche Hybridgewebe
Angesichts der gestiegenen Anforderungen an den Umwelt- und Klimaschutz suchen Wissenschaft und Industrie in sämtlichen Produktionszweigen nach nachhaltigen Alternativen zu herkömmlichen Materialien. Bei Werkstoffen bietet die Verwendung von Naturfasern eine nachhaltige Lösungsmöglichkeit. Aufgrund ihrer geringen Dichte bei gleichzeitig hoher Stabilität können aus Naturfasern hoch belastbare Leichtbaumaterialien erzeugt werden, die sich gut recyceln lassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer WKI haben sich im Projekt »ProBio« daher die Frage gestellt, wie der Anteil an Naturfasern in biobasierten Hybridfaserwerkstoffen möglichst weit gesteigert werden kann. Zum Einsatz kam dabei eine Doppelgreifer-Webmaschine mit Jacquardaufsatz, um die biobasierten Hybridfaserwerkstoffe herzustellen.

Ganz gezielt haben sich die Forschenden mit biobasierten Hybridfaserverbundwerkstoffen (Bio-HFW) beschäftigt. Bio-HFW bestehen aus einer Kombination von Fasern auf Cellulosebasis wie Flachsfasern und synthetischen Hochleistungsfasern wie Carbon- oder Glasfasern zur Verstärkung. Bio-HFW können beispielsweise im Fahrzeugbau zum Einsatz kommen. Als Neuheit haben die Forscherinnen und Forscher im Projekt »ProBio« verschiedene Fasermaterialienkombinationen, Verstärkungsfasern und auch Matrixfasern mit Hilfe der Doppelgreifer-Webmaschine ineinander verwebt. Dieses Vorgehen unterscheidet sich von Verfahren, in denen fertige Gewebe übereinandergeschichtet werden.

»Wir haben die vorteilhaften Eigenschaften der Fasermaterialien in einem Verbundwerkstoff so kombiniert, dass wir Schwachstellen einzelner Komponenten ausgleichen konnten und so teilweise auch neue Eigenschaften erzielt haben. Außerdem ist es uns gelungen, den Anteil von biobasierten Fasern auf bis zu 50 Prozent Flachsfasern zu erhöhen, die wir mit 50 Prozent Verstärkungsfasern kombiniert haben«, beschreibt Projektmitarbeiterin Jana Winkelmann das Vorgehen. Die Bio-Hybrid-Textilien aus jeweils 50 Gewichtsprozent Carbon- und Flachsgewebe werden in eine biobasierte Kunststoffmatrix eingesetzt. Der Verbundwerkstoff verfügt über eine Biegefestigkeit, die mehr als doppelt so hoch ist wie die des entsprechenden Verbundwerkstoffs aus flachsbewehrtem Epoxidharz. Diese mechanische Leistungsfähigkeit kann den Einsatzbereich von nachwachsenden Rohstoffen für technische Anwendungen signifikant erweitern.
 
Mit der Webmaschine haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfolgreich innovative Leichtbau-Verbundmaterialien mit komplexen anwendungsspezifischen Gewebestrukturen und integrierten Funktionen kombiniert. Verstärkungsfasern wie Carbon- und Naturfasern sowie mehrlagige Gewebe und dreidimensionale Strukturen können in einem Arbeitsschritt miteinander verwebt werden. Das bietet für die industrielle Produktion Vorteile, denn auf diese Weise können Produktionsschritte eingespart werden, in denen Materialien erst zusammengefügt werden müssten. »Es ist uns gelungen, beispielsweise leitfähige Garne oder Drähte als Sensoren oder Leiterbahnen direkt im Webprozess einzusetzen und so Gewebe mit integrierten Funktionen herzustellen. Die Einführung von synthetischen Fasern als Schussfaden ermöglicht also die Herstellung von Bio-Hybrid-Verbundwerkstoffen mit isotropen mechanischen Eigenschaften«, erläutert Winkelmann.

Die Webtechnik macht es möglich, neue Produkte mit einem großen Anteil an biobasierten Komponenten im Pilotmaßstab zu erzeugen. Mit dem Projekt »ProBio« demonstriert das Fraunhofer WKI die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten von Natur- und Verstärkungsfasern und zeigt Möglichkeiten für den Einsatz im Fahrzeugbau auf, aber auch für Gebrauchsgegenstände wie zum Beispiel Helme oder Skier. Die Resultate wurden im Rahmen der 4. Internationalen Konferenz zu Naturfasern (ICNF) in Porto im Juli 2019 vorgestellt. Das Projekt »ProBio«, mit einer Laufzeit vom 1. Juli 2014 bis zum 30. Juni 2019, wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) gefördert.

Zum Hintergrund
Nachhaltigkeit durch Nutzung nachwachsender Rohstoffe steht seit über 70 Jahren im Fokus des Fraunhofer WKI. Das Institut mit Standorten in Braunschweig, Hannover und Wolfsburg ist spezialisiert auf Verfahrenstechnik, Naturfaser-Verbundkunststoffe, Holz- und Emissionsschutz, Qualitätssicherung von Holzprodukten, Werkstoff- und Produktprüfungen, Recyclingverfahren sowie den Einsatz von organischen Baustoffen und Holz im Bau. Nahezu alle Verfahren und Werkstoffe, die aus der Forschungstätigkeit hervorgehen, werden industriell genutzt.

Quelle:

Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI

Foto: Pixabay
28.04.2020

Meltblown Productive: Fraunhofer ITWM vs. Corona - Mit Mathematik gegen die Krise

  • Meltblown produktiv – ITWM-Software unterstützt bei Vliesstoffproduktion für Infektionsschutz

Simulationen des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM machen Prozesse bei der Herstellung von Vliesstoffen effizienter. So wird im Rahmen des Anti-Corona-Programms von Fraunhofer die Produktion von Infektionsschutz optimiert.
 
Die Vliesstoffproduktion hat in der breiten Öffentlichkeit zurzeit so viel Aufmerksamkeit wie selten, denn Vlies ist in Zeiten der Corona-Pandemie lebenswichtig für den Infektionsschutz im medizinischen Bereich und auch für den Schutz der Gesamtbevölkerung. Einmal-Bettwäsche in Krankenhäusern, OP-Kittel, Mundschutz, Wundschutzauflagen und Kompressen sind einige Beispiele für Vliesstoffprodukte.

  • Meltblown produktiv – ITWM-Software unterstützt bei Vliesstoffproduktion für Infektionsschutz

Simulationen des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM machen Prozesse bei der Herstellung von Vliesstoffen effizienter. So wird im Rahmen des Anti-Corona-Programms von Fraunhofer die Produktion von Infektionsschutz optimiert.
 
Die Vliesstoffproduktion hat in der breiten Öffentlichkeit zurzeit so viel Aufmerksamkeit wie selten, denn Vlies ist in Zeiten der Corona-Pandemie lebenswichtig für den Infektionsschutz im medizinischen Bereich und auch für den Schutz der Gesamtbevölkerung. Einmal-Bettwäsche in Krankenhäusern, OP-Kittel, Mundschutz, Wundschutzauflagen und Kompressen sind einige Beispiele für Vliesstoffprodukte.

Insbesondere in der Intensiv- und Altenpflege werden aufgrund der besonderen Hygieneanforderungen dazu Einmal-Produkte verwendet, die aus Vliesstoffen gefertigt sind. Momentan sind deutliche Engpässe bei der Produktion dieser Materialien zu beobachten. Für die Klasse der Meltblown-Vliesstoffe gestaltet sich eine Effizienzsteigerung der Produktion jedoch schwierig, weil Meltblown-Prozesse hochsensitiv auf Prozessschwankungen und Materialunreinheiten reagieren.  
 
Vlies ist zwar nicht gleich Vlies, aber allen industriell gefertigten Vliesstoffen verhältnismäßig gleich ist das grobe Prinzip ihrer Produktion: Geschmolzenes Polymer wird durch viele feine Düsen gepresst, in einem Luftstrom stark verstreckt und abgekühlt und so zu den typischen weißen Bahnen abgelegt. »Meltblown« heißt der FeinstfaserProzess, dessen Vliesstoffe dafür verantwortlich sind, dass in Gesichtsmasken die entscheidende Filterfunktion gegeben ist.  
 
Bei der Meltblown-Technologie werden nichtgewebte Stoffe direkt aus Granulat hergestellt. Ein spezielles Spinnverfahren in Kombination mit Hochgeschwindigkeits-Heißluft kommt zum Einsatz, um feinfaserige Vliesstoffe mit unterschiedlichen Strukturen zu produzieren. Die Fäden werden durch die turbulente Luftströmung hochgradig verstreckt. Dabei verwirbeln sie in der Luft, verschlingen sich und fallen mehr oder weniger zufällig auf ein Transportband, wo sie weiter verfestigt werden – ein sehr komplexer Prozess. Weltweit bemühen sich Vliesstoffhersteller, ihre Produktionskapazitäten massiv zu steigern.  
 
Digitaler Zwilling optimiert Meltblown-Prozess     
Hier kommt die Software des ITWM ins Spiel. »Mit unserem Fiber Dynamics Simulation Tool FIDYST werden die Bewegungen der Fasern, ihr Fallen und die Ausrichtung, mit der sie auf einem Transportband landen, vorausgesagt. Je nach Prozesseinstellungen entstehen spezifische Turbulenzen und damit Vliesqualitäten, die sich in Struktur, Faserdichte und Festigkeit unterscheiden«, erklärt Dr. Walter Arne vom Fraunhofer ITWM. Er beschäftigt sich am Institut schon seit Jahren mit der Simulation von verschiedenen Prozessen rund um Fäden, Fasern und Filamente.

Die Methodik ist gut übertragbar auf Meltblown-Prozesse. Bei diesen liegt eine der Besonderheiten auf der Simulation der Filamentverstreckung im turbulenten Luftstrom – wie die Verstreckung verläuft, die Dynamik der Filamente und die Durchmesserverteilung. Das sind alles komplexe Aspekte, die mit einbezogen werden müssen, aber auch das Strömungsfeld oder die Temperaturverteilung. Die Simulationen der Forschenden am Fraunhofer ITWM ermöglichen dann einen qualitativen und quantitativen Einblick in die Faserentstehung in solchen Meltblown-Prozessen – weltweit einzigartig in dieser Form, wenn es um die Abbildung eines turbulenten Spinnprozesses (Meltblown) geht.

Vliesstoffhersteller profitieren von Simulation
Was heißt das für die Industrie? Die Produktion von technischen Textilien kann so nicht nur deutlich effizienter werden, sondern die Vliesstoffe lassen sich entwickeln, ohne dies vorab in einer Versuchsstätte zu realisieren. Denn die Simulationen helfen, die Prozesse anhand eines digitalen Zwillings zu prognostizieren und dann zu optimieren. So können Produktionskapazitäten bei gleichbleibender Produktqualität gesteigert werden. Simulationen sparen Experimente, erlauben neue Einblicke, ermöglichen systematische Parametervariationen und lösen Upscaling-Probleme, die zu Fehlinvestitionen beim Übergang von der Laboranlage zur Industrieanlage führen können.

Mit langjähriger Expertise einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten
»Exemplarisch wollen wir dies im Projekt an einer typischen Meltblown-Anlage demonstrieren – hierzu stehen wir mit Partnerunternehmen in Kontakt«, so Dr. Dietmar Hietel, Abteilungsleiter »Transportvorgänge« am Fraunhofer ITWM. »Im Rahmen des Anti-Corona-Programms von Fraunhofer wollen wir so mit unserer gewachsenen Expertise und unserem Netzwerk einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten«, berichtet Hietel. In seiner Abteilung am Fraunhofer ITWM wird die Forschung im Bereich der technischen Textilien seit rund 20 Jahren verfolgt. Das Projekt ist aufgrund der aktuellen Relevanz nicht nur schnell gestartet, sondern auch mit der Umsetzung und Ergebnissen soll es jetzt schnell gehen: Die Laufzeit ist vom 15.04.2020 bis 14.08.2020 angesetzt. Das Kickoff-Meeting fand am 17.04.2020 per Videokonferenz statt.
 
Das Projekt »Meltblown produktiv« und die Ergebnisse sind sicher interessant für Vliesstoffproduzenten. Die Produktion vieler Massenprodukte wurde in den vergangenen Jahrzehnten vielfach nach Asien ausgelagert; die in Deutschland und Europa verbliebenen Vliesstoffhersteller fokussieren sich eher auf hochwertige technische Textilien. Mittel- und längerfristig sind dies auch wissenschaftliche Vorarbeiten, falls Produktionskapazitäten in Deutschland und Europa durch neue Anlagen ausgebaut werden. Denn eine Lehre aus der Krise wird auch sein, die Abhängigkeit von Produzenten in Asien insbesondere als Vorsorge für Krisenszenarien einzudämmen.

Quelle:

Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM

Digitale Messe - Performance Days (c) PERFORMANCE DAYS
21.04.2020

PERFORMANCE DAYS: VIRTUELLE MESSE STATT KLASSISCHER VERANSTALTUNG IM APRIL 2020

  • Mit der „Digital Fair“ am Puls der textilen Entwicklung bleiben
  • Die virtuelle Messe steht in den Startlöchern

Auch wenn sich die Branche am 22. und 23. April nicht persönlich in München treffen kann, um die neusten Trends bei funktionellen Stoffen für die Sommer 2022 Saison zu sichten, findet die PERFORMANCE DAYS in einem neuen Format dennoch statt. Die Veranstalter haben in der Reaktion auf die aktuelle Corona-Pandemie eine virtuelle Alternative, die DIGITAL FAIR ins Leben gerufen, um im Austausch mit Besuchern, Ausstellern und Partnern zu bleiben und über die Neuheiten der Branche zu informieren.

Auch wenn interessierte „Messebesucher“ sich nicht persönlich ein Bild über die neuesten Stofftrends für Sommer 2022 machen können, erfahren sie alles Wichtige auf der Webseite www.performancedays.com.   

  • Mit der „Digital Fair“ am Puls der textilen Entwicklung bleiben
  • Die virtuelle Messe steht in den Startlöchern

Auch wenn sich die Branche am 22. und 23. April nicht persönlich in München treffen kann, um die neusten Trends bei funktionellen Stoffen für die Sommer 2022 Saison zu sichten, findet die PERFORMANCE DAYS in einem neuen Format dennoch statt. Die Veranstalter haben in der Reaktion auf die aktuelle Corona-Pandemie eine virtuelle Alternative, die DIGITAL FAIR ins Leben gerufen, um im Austausch mit Besuchern, Ausstellern und Partnern zu bleiben und über die Neuheiten der Branche zu informieren.

Auch wenn interessierte „Messebesucher“ sich nicht persönlich ein Bild über die neuesten Stofftrends für Sommer 2022 machen können, erfahren sie alles Wichtige auf der Webseite www.performancedays.com.   

Unter DIGITAL FAIR www.performancedays.com/digital-fair.html können Besucher alle Innovationen und interessanten Stoffe der Aussteller und des beliebten PERFORMANCE FORUMS online nicht nur einsehen, sondern auch erleben. Der Bereich bietet, was Besucher auf der realen Messe hätten erleben können, digital an. Hier im Überblick:

SUPPLIER WORLD  
Die SUPPLIER WORLD fasst alle kuratierten PERFORMANCE DAYS Aussteller zusammen und präsentiert sie mit einem exklusiven Profil, das die Kontaktaufnahme einfach macht. Es werden die wichtigsten Stoffe der Aussteller gezeigt, ebenso Videos zu Produktneuheiten sowie erweiterte Informationen. Besucher können so die Lieferanten digital kennenlernen, direkt Kontakt aufnehmen, und auch Stoffmuster online bestellen.

COLOR TRENDS
Passend Webinar von Designerin Nora Kühner werden die neuen Farbtrends für Sommer 2022 in Kürze online als „early color information“ zur Verfügung stehen. Aktuell gibt es die Farbkarte zu den Trends für Winter 2021/22 kostenfrei auf der Webseite zu bestellen.

EXPERT TALK WEBINARS
Keine Vorträge auf der Messe? Kein Problem! Die Expert Talks werden am 22. und 23. April als Webinare online stattfinden. Das Programm wird auf der Webseite präsentiert. Mit dabei ist der Vortrag über die Trends und besten Stoffe des PERFORMANCE FORUMs von Ulrike Arlt, sowie der Vortrag über die neuen Farbtrends von Nora Kühner. Die Zuhörer, die zum Starttermin dabei sind, können sich registrieren und während des Vortrags Fragen stellen. Danach werden die Webinare (ohne Kommentarfunktion) online weiterhin verfügbar sein.

FORUM FABRICS, FORUM ACCESSORIES
Hier werden die 240 innovativsten Stoffneuheiten der Saison Sommer 2022, sortiert nach Kategorien von Baselayer über Outer Midlayer bis hin zu 3-Layer und Safety & Durability, sowie die besten Accessories, präsentiert Das Besondere: Alle im Forum gezeigten Produkte sind nachhaltig; in Material, Verarbeitung und Ausrüstung! Die Produkte des PERFORMANCE FORUMs sind sorgfältig durch die PERFORMANCE FORUM JURY ausgewählt, die aufgrund der aktuellen Situation mittels Konferenzschaltungen getagt hat. Mit einem Klick können die Stoffe in digitaler Form bemustert sowie Samples bestellt werden. Eine Zusammenfassung der Trends pro Kategorie kann der Besucher online nachlesen. Er findet dort ebenso die Informationen über die vergebenen AWARDS sowie alle Jury Like Stoffe und Accessories.

FOCUS TOPIC
Interessierte Besucher können sich virtuell über das aktuelle FOCUS TOPIC informieren, das Naturfasern und natürliche Funktionen wie Garntechnologien oder Ausrüstungen in den Vordergrund stellt. Unter dem Motto „INSPIRED BY NATURE – FROM FIBERS TO GREEN TREATMENTS“ sind wichtige und wissenswerte Informationen zusammengefasst, und die besten 24 Stoffe zu diesem Thema zu sehen und nachzulesen.  

SPORTSFASHION by SAZ
So offeriert PERFORMANE DAYS kurzfristig ein umfassendes Komplettangebot, um Besuchern und Ausstellern trotz aller Widrigkeiten die Möglichkeit zu bieten, miteinander in Kontakt zu treten und sich über neue Trends zu informieren und auszutauschen. Als Partner fungiert hier das Fachmagazin SPORTSFASHION by SAZ, das die DIGITAL FAIR mit einer Online-Ausgabe begleitet, die tiefer in die Trends der Aussteller einsteigt und als PDF kostenlos für alle Messebesucher und Aussteller verfügbar ist.

Die nächste reguläre Veranstaltung ist für den 28. und 29. Oktober in München geplant.

Weitere Informationen:
Performance Days Messe Coronavirus Gewebe
Quelle:

PERFORMANCE DAYS functional fabric fair

INVENTING TECHNOLOGIES NO ONE CAN COPY… I.S.T © I.S.T Corporation
03.03.2020

INVENTING TECHNOLOGIES NO ONE CAN COPY… I.S.T

NEUE HIGH-TECH FASERN UND GARNE FÜR DEN SPORT- UND FREIZEITMARKT

Mit seiner Messepremiere auf der diesjährigen ISPO Munich Ende Januar ist einem Newcomer im Sportswear- und Outdoormarkt ein vielbeachteter Auftritt gelungen: Das japanische Unternehmen I.S.T Corporation stellte mit umfangreicher Augmented-Reality-Technik seine neue High-Tech-Faser und eine einzigartige Spinntechnologie erstmals in Europa vor. In der Sportindustrie ist I.S.T nur wenigen bekannt, obwohl es in den letzten Saisons bereits erste Kooperationen mit namhaften Herstellern wie beispielsweise Patagonia gegeben hat.

NEUE HIGH-TECH FASERN UND GARNE FÜR DEN SPORT- UND FREIZEITMARKT

Mit seiner Messepremiere auf der diesjährigen ISPO Munich Ende Januar ist einem Newcomer im Sportswear- und Outdoormarkt ein vielbeachteter Auftritt gelungen: Das japanische Unternehmen I.S.T Corporation stellte mit umfangreicher Augmented-Reality-Technik seine neue High-Tech-Faser und eine einzigartige Spinntechnologie erstmals in Europa vor. In der Sportindustrie ist I.S.T nur wenigen bekannt, obwohl es in den letzten Saisons bereits erste Kooperationen mit namhaften Herstellern wie beispielsweise Patagonia gegeben hat.

Den Fragen von Textination stellte sich die Geschäftsführerin, Toshiko “Toko” Sakane. Sie leitet das von ihrem Vater gegründete Unternehmen seit November 2016. Nach ihrem Bachelor in Soziologie / Humanwissenschaften arbeitete sie im Büro des Abgeordnetenhauses des japanischen Parlaments sowie des ehemaligen japanischen Ministers für Gesundheit und Soziales. Später war sie Geschäftsführerin der im Jahr 2000 gegründeten I.S.T Corporation mit Sitz in Parlin, New Jersey, USA, einem Hersteller spezieller hochtemperaturbeständiger Harzmaterialien.
               
I.S.T ist ein japanisches Unternehmen mit einer vergleichsweise jungen Geschichte. 1983 ursprünglich als F&E-Company gegründet, sind Sie inzwischen ebenso in den USA und in China zu Hause. Wenn Sie sich jemandem, der das Unternehmen nicht kennt, in 100 Worten vorstellen müssten: Was macht Sie einzigartig?
Der I.S.T-Konzern ist ein forschungs- und entwicklungsorientiertes japanisches Unternehmen für Werkstoffe, das sich über den Anspruch definiert, „Technologien zu erfinden, die niemand nachahmen kann“. Was uns in unserer Kompetenz einzigartig macht, sind die unternehmenseigene Entwicklung von Materialien, von Produktionsmethoden und fortschrittlicher Produktionstechnologien. Durch diese Komplettlösungsstrategie oder den End-to-End-Lösungsansatz können wir verschiedene Vorteile erzielen, darunter die Entwicklung komplett originärer Produkte, die Sicherstellung der besten Qualitätskontrollen und vor allem die Entdeckung neuer Innovationen.
I.S.T setzt sich dafür ein, ständig neue Technologien zu entwickeln, damit diese dazu beitragen können, das Leben der Menschen eindeutig zu bereichern.
 
Ihr Slogan lautet: “make the impossible possible”. In welchen Märkten und von welchen Branchen fühlen Sie sich besonders herausgefordert? Und mit welchen Produktinnovationen für die Textilindustrie glauben Sie am meisten bewegen zu können?
Der Schwerpunkt von I.S.T liegt auf der Sportartikel- und Bekleidungsindustrie, da die in dieser Branche verwendeten Materialien nach einem breiten Spektrum von Funktionen verlangen, die wahrscheinlich unter extremen Bedingungen eingesetzt werden. Wir finden es sowohl herausfordernd als auch aufregend, unsere fortschrittlichen Innovationen anzubieten. Bezogen auf die Textilindustrie glauben wir, dass unsere KARL KARL™-Spinntechnologie eine neue großartige Lösung für winteraktive Funktionswäsche darstellt, da sie alle gewünschten Funktionen bietet, wie z. B. Wärme, geringes Gewicht und einfache Pflege.

Eine zentrale Leitlinie des Unternehmens ist das Motto „Inventing technologies no-one can copy“. Patentschutz und eine konsequente Markenpolitik zeichnen Ihre Aktivitäten im Markt aus. Doch Patente können auslaufen und Marken kopiert werden, was macht Sie unkopierbar?
Ein Patent oder eine Marke kann kopiert werden. Was es jedoch unmöglich macht, uns zu kopieren, ist, dass unsere Kerntechnologien in unseren integrierten Prozess der Materialentwicklung, der internen Produktionsmethoden und der Weiterentwicklung der Produktionstechnologien eingebettet sind. Unsere KARL KARL™-Technologie ist beispielsweise eine Spinntechnologie, die mehrere Funktionen in einem Garn vereint anbietet oder auch auf alle Arten von Garnen und Hybridgarnen angewendet werden kann.
Es gibt einige andere Unternehmen, die behaupten, ihre Garne hätten eine ähnliche Funktion wie die unsrigen, aber dies sind immer nur einzelne Funktionen, die zudem einen spezifischen Garntyp verlangen. Darin liegt der grundlegende und bedeutende Unterschied zwischen unseren Technologien und jenen der Wettbewerber. Andere Unternehmen können möglicherweise eine einzelne Funktion von uns kopieren, aber es wird niemals dasselbe sein wie unsere Produkte, die das Ergebnis unserer integrierten Innovationen auf verschiedensten Ebenen sind.
          
Zunächst darauf ausgerichtet, Technologien zu verkaufen, sind Sie inzwischen selbst ein bedeutender Faserproduzent. Darüber hinaus haben Sie in den letzten 15 Jahren - beispielsweise im Woll-Markt - durch Übernahmen in Japan und China ihr Portfolio erweitert. Wo sehen Sie I.S.T als Player im Textilsektor 2030?
So wie Sie ein GORE-TEX-Etikett an der Oberbekleidung sehen, würde ich gerne von I.S.T produzierte Marken auf jeder Sport- und Modekleidung sehen, und wissen, dass die Leute das sofort als Zeichen modernster Funktionsmaterialien erkennen.

Auf der ISPO Munich 2020 waren Sie im Januar diesen Jahres erstmals als Aussteller präsent, um die High-Tech-Faser IMIDETEX® und neue KARL KARL™ Garne der Sportartikel- und Outdoorindustrie vorzustellen. Was ist an diesen beiden Produkten so besonders, und was macht sie für den Einsatz in diesen Märkten so geeignet?  
IMIDETEX®, das aus 100% Polyimidharz hergestellt und üblicherweise im Weltraum eingesetzt wird, weist verschiedene vorteilhafte Eigenschaften auf, die andere existierende Superfasern nicht bieten konnten, einschließlich einer hohen UV- und Hitzebeständigkeit, geringer Wasseraufnahme und hoher Zugfestigkeit.
Beispiele möglicher Anwendungen für den Outdoor-Markt wie bei Verbundwerkstoffen sind widerstandsfähige und langlebige Golf- und Tennisschläger, die den Aufprall auf den Spieler minimieren, oder ein Fahrrad, das in der Lage ist, Stöße, ausgelöst durch Bodenunebenheiten während eines langen und wettbewerbsorientierten Rennens, zu absorbieren.
Im textilen Bereich kann es als unglaublich haltbares Segel verwendet werden, das auch gleißender Sonne standhält. Schließlich kann aus IMIDETEX®-Garn ein leichtes, aber superstarkes Seil hergestellt werden, dem Menschen ihr Leben anvertrauen können. IMIDETEX® bietet unter extremen Naturbedingungen hervorragende Eigenschaften.

KARL KARL™ ist die patentierte Spinntechnologie, die einen Kernfaden mit einem anderen Faden multipliziert. Durch die Ausdehnung der Garnstruktur selbst, werden Leichtigkeit und Wärme erreicht, so dass zwei scheinbar gegensätzliche Merkmale nebeneinander existieren. Diese Technologie kann auf Wolle, Baumwolle, Seide, Polyester, Nylon und andere angewendet werden. Außerdem gibt es unzählige Möglichkeiten, neue Garne zu entwickeln, indem verschiedene charakteristische Garne kombiniert werden.
Diese Materialien von I.S.T sind konkurrenzlos und bieten unendliche Möglichkeiten für komplexere Designs in der Sportmode-Szene.

Chemiefasern haben es in einer Welt, in der aktuell besonders großer Wert auf Natur und natürliche Materialien gelegt wird, nicht immer einfach. Auf Ihrer Website postulieren Sie, I.S.T trage durch Chemie dazu bei, den Lebensstil der Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern. Auf welche Argumente können Sie diese Aussage stützen?
Unser brandneues Produkt, Faux-Fur, das mit der KARL KARL™-Technologie hergestellt wird, ist ein gutes Beispiel für unseren Beitrag, das Gleichgewicht zwischen natürlich und synthetisch zu bewahren.
Echtes Fell ist zwar modisch, aber heutzutage ein Symbol für Tiermisshandlung. Um die Natur zu schützen, bietet unser KARL KARL™ Kunstpelz eine Alternative für die Mode und verhindert gleichzeitig, dass der Ozean durch die Verwendung von Mikrofasern verschmutzt wird.

Auf welchen gesellschaftlich relevanten Themenfeldern sehen Sie in den nächsten 5 Jahren besonders großen Innovations- und Handlungsbedarf? Wie ist Ihre Einschätzung, dass Ihr Unternehmen mit seinen Produkten dafür Lösungen anbieten können wird?
Wir glauben, dass Leichtgewichtigkeit ein wichtiger Schlüsselfaktor für ein besseres Leben und für den Planeten ist, weil sie ermöglicht, Energie zu sparen und den Nutzeffekt zu steigern.
Als ersten Schritt bringen wir unsere Leichtgewichts-Technologien wie IMIDETEX®-Verbundwerkstoffe und die KARL KARL™-Technologie in Sportartikel und -bekleidung ein, um unseren aktiven Lebensstil zu unterstützen, bevor wir diese Technologien auf alle anderen Märkte ausweiten, die davon profitieren können.
 
Für Nachhaltigkeit gibt es die verschiedensten Definitionen. Kunden erwarten unter diesem Begriff alles – von Klimaschutz bis Ökologie, von vor Ort-Produktion in der Region bis zum Ausschluss von Kinderarbeit usw. Was tun Sie, um diesen Begriff für Ihr Unternehmen mit Leben zu füllen und auf welche Aktivitäten und Zertifizierungen setzen Sie?
I.S.T nimmt dieses Thema in jeder Hinsicht ernst. Wir erforschen und entwickeln konsequent Technologien und Materialien, die unseren Planeten und das Leben der Menschen unterstützen, und bringen nachhaltige Methoden und Materialien in unsere Prozesse ein. Gleiches gilt für das Einbringen nachhaltiger Methoden und Materialien in unsere Produktionsprozesse. So entwickeln wir beispielsweise ein Garn aus Zellulose, das aus gebrauchten Papieren und ohne schädliche Chemikalien für den Menschen hergestellt wird. Außerdem haben wir in eine hochmoderne Produktionsanlage mit geringen Emissionen investiert, um Polyimid-Materialien herzustellen.
Was Wolle betrifft, sind wir nach dem RWS (Responsible Wool Standard) zertifizierte Garnspinner und verwenden RWS-zertifizierte Wollfasern. Bei Polyester verwenden wir GRS (Global Recycled Standard) zertifiziertes Recycling-Polyester und bei Baumwolle organische Baumwollfasern. Darüber hinaus legt unser Unternehmen Wert darauf, Materialien zu produzieren, die ewig halten, und keine Abfälle und/oder Materialien für den einmaligen Gebrauch zu produzieren.
          
Woher erhalten Sie Ihre Inspirationen, an bestimmten Technologien oder Produkten zu forschen? Welche Aufträge oder Anfragen aus der textilen Lieferkette spielen dabei eine entscheidende Rolle?
Sie mögen denken, dass unser Leben bereits mit Dingen gefüllt ist und es nichts gibt, was wir auf dieser Welt nicht bekommen können. Und ja, wir haben alles. Es gibt jedoch einige Funktionen, die Sie sich zusätzlich zu diesen Dingen wünschen.
Die ursprüngliche Idee bei der Entwicklung der KARL KARL™-Technologie war, dass wir Funktionen wie Leichtigkeit, Wärme, Schnelltrocknung und Pflegeleichtigkeit, wie sie Kunstfasern haben, auch für Naturfasern wie Wolle und Baumwolle verfügbar machen wollten, da Naturfasern ganz offensichtlich deutlich positiver für Mensch und Erde sind als Fasern auf Erdölbasis.
Wir glauben an unsere Unternehmensmissionen und halten sie aufrecht: „Entwickle und fertige Produkte, die noch niemand zuvor ausprobiert hat“ und „Kümmere dich um Produkte mit hohem Mehrwert“. Unsere Inspirationen für Forschung und Entwicklung stammen aus unserer Überzeugung, „einen Wunsch in die Realität umzusetzen“. Wir lassen uns nicht von anderen inspirieren. Unsere Innovationen inspirieren Kunden und den Markt.
 
Neue Wege zu gehen, bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten - und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche unternehmerische Entscheidung sind Sie im Nachhinein besonders froh, sie getroffen zu haben?
Tatsächlich gibt es für uns keine fehlgeschlagenen Projekte, weil wir nie aufgeben, bis jedes einzelne Projekt erfolgreich ist.
Durch die Fortsetzung unserer ursprünglichen Unternehmensmissionen „Entwickle und fertige Produkte, die noch niemand zuvor ausprobiert hat“ und „Sich Schwierigkeiten stellen“, die mein Vater, der Gründer von I.S.T, vor fast vierzig Jahren aufgestellt hat, haben I.S.T-Mitglieder, einschließlich mir, die Freude gelernt, Probleme zu überwinden und den Sieg zu spüren.
Als ich das Geschäft übernahm, habe ich mir zum Ziel gesetzt, „auf den globalen Markt vorzudringen, um die Welt mit unseren Technologien zu inspirieren“.
Aufgrund der kürzlich getroffenen Entscheidung, in den Markt für Sportartikel und Bekleidung einzusteigen und der sehr positiven Rückmeldungen auf der ISPO München 2020, freue ich mich sehr, einen Schritt nach vorne in Richtung dieses Ziels gemacht haben.


Das Interview führte Ines Chucholowius, CEO Textination GmbH

(c) Chair Institut Français de la Mode - Première Vision
04.02.2020

Der Modemarkt: Auf dem Weg zum verantwortungsvollen Konsum?

Studie des Lehrstuhls IFM - Première Vision  
Der Modemarkt in Europa und den USA: Auf dem Weg zum verantwortungsvollen Konsum?


Ökologisch verantwortungsbewusster Konsum ist kein Modetrend mehr, sondern eine bedeutende Entwicklung, die sich auf die gesamte Branche auswirkt, von der Materialbeschaffung über den Konsumenten bis hin zur Textil- und Fertigungsindustrie.

Studie des Lehrstuhls IFM - Première Vision  
Der Modemarkt in Europa und den USA: Auf dem Weg zum verantwortungsvollen Konsum?


Ökologisch verantwortungsbewusster Konsum ist kein Modetrend mehr, sondern eine bedeutende Entwicklung, die sich auf die gesamte Branche auswirkt, von der Materialbeschaffung über den Konsumenten bis hin zur Textil- und Fertigungsindustrie.

Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse einer kürzlich vom Institut Français de la Mode im Rahmen des IFM - Première Vision Lehrstuhls durchgeführten 5.000 Verbraucher umfassenden Studie, die eine repräsentative Stichprobe für Frankreich, Deutschland, Italien und die USA darstellen. "Zum ersten Mal hilft uns diese Studie, die Wahrnehmung der Verbraucher des verantwortungsvollen Modemarkts und seiner Produkte besser zu verstehen und ihre Kaufmotive und -hindernisse zu entschlüsseln", sagte Gilles Lasbordes, Geschäftsführer der Première Vision.
 
Echte Begeisterung  
Ökologisch verantwortliche Modeprodukte sind unverzichtbar. Fast 50% der europäischen Verbraucher geben an, 2019 einen umweltfreundlichen Modeartikel gekauft zu haben, zusammen mit 46% der französischen Verbraucher (einschließlich recycelter, biologischer, in Frankreich hergestellter und gebrauchter Textilien).

"Diese Zahlen zeigen, dass die Verbraucher sich zu einem Niveau festgelegt und bekannt haben, das weit über der von uns erwarteten Schätzung liegt, und eine echte Reife in Bezug auf ihre Erwartungen zeigen. Die Mode bleibt jedoch hinter anderen Sektoren wie der Lebensmittelbranche zurück: der Anteil der Verbraucher, die Bio-Lebensmittel gekauft haben, liegt in allen Ländern bei über 60%. Ebenso sind Bio-Kosmetikprodukte, insbesondere in Frankreich und Italien, sehr erfolgreich, 57% der französischen Verbraucher haben sie 2019 gekauft ", erklärt Gilles Lasbordes.

In Frankreich werden die 46% der Verbraucher, die 2019 umweltfreundliche Modeprodukte 2019 gekauft haben, voraussichtlich im durchschnittlich 370 Euro für Mode (Bekleidung und Schuhe) ausgegeben haben. Das durchschnittliche Budget für umweltfreundliche Modeeinkäufe liegt pro französischem Verbraucher landesweit bei ca. 170 Euro, was ungefähr 25% des durchschnittlichen Budgets für Kleidung und Schuhe in Frankreich entspricht.

Was treibt diese Begeisterung an? In Frankreich und Italien sind die Erhaltung und der Schutz der Umwelt die Hauptmotive für solche Einkäufe. Auch achten Verbraucher besonders auf die Nichtverwendung giftiger Chemikalien. Diese Bedenken spiegeln sich auch in Initiativen wie dem Fashion Pact wider, der im Vorfeld des G7-Gipfels in Biarritz im vergangenen Sommer ins Leben gerufen wurde.
     
Naturfasern und Preise
Die Studie zeigt auch, dass sich Verbraucher bei der Suche nach verantwortungsbewussteren Modeprodukten sehr stark von der Materialauswahl leiten lassen. Sie bevorzugen Naturfasern und recycelte Rohstoffe, wenn sie können, insbesondere, wenn sie über ihr Vorhandensein informiert werden. Vorgefasste Erwartungen, welche Materialien für die Umwelt am schädlichsten seien, betreffen Polyester, Acryl, Polyamid bzw. Leder.
 
Eine weitere Erkenntnis dieser Umfrage betrifft Hindernisse für den Konsum verantwortungsbewussterer Mode, wobei eines der Haupthindernisse ein Mangel an Informationen ist. Die Verbraucher haben das Gefühl, dass ihnen das Wissen über die ökologische Verantwortung (ihre Definition und Kriterien) wirklich fehlt. Etwa 50,4% der französischen Verbraucher räumen ein, nicht genug zu wissen, um die richtigen Produkte auszuwählen.
 
Abgesehen von einem Mangel an Informationen besteht eine weitere Schwierigkeit darin, Zugang zu dieser Mode zu erhalten, von der Verbraucher berichten, dass sie nicht wissen, wo sie zu finden sei. Dies ist ein echtes Hindernis für 39,8% der befragten französischen Verbraucher. Die mangelnde Klarheit des Angebots - wenig Transparenz seitens der Marken, eine Vielzahl von Zertifikaten - und eine Unterrepräsentanz der Akteure: nur 23% der französischen Verbraucher gaben an, verantwortungsbewusste Modemarken zu kennen - wird in geringerem Maße noch durch die Preisfrage verschärft, die für 33% der französischen Verbraucher ein Hindernis darstellt.

Auf der anderen Seite stellt Stil kein Hindernis mehr für den Kauf verantwortungsbewusster Produkte dar. Entgegen den Vorstellungen noch von vor wenigen Jahren sind sich Verbraucher heute bewusst, dass verantwortungsbewusste Mode kreativ, erstrebenswert und umwelt- und menschenfreundlich sein kann.

Schließlich sehen sich Verbraucher, die verantwortungsbewusstere Produkte kaufen möchten, jetzt mit einem Angebot konfrontiert, das in Bezug auf ihre Erwartungen noch nicht ausreichend entwickelt ist. Parallel nehmen die Second Hand Käufe zu und nähren diesen Trend: 56,1% der amerikanischen Frauen und 42,2% der französischen Frauen kauften im Jahr 2019 Second Hand Produkte.
     
Made in…
Für die Mehrheit der befragten französischen Verbraucher muss ein umweltbewusstes Modeprodukt in Frankreich (80%) oder Europa (46%) hergestellt werden. Diese Präferenz für die nationale Produktion ist in Italien (65%) und Deutschland (71%) etwas geringer, bleibt aber stark. "Ein Produkt muss so nah wie möglich am Absatzmarkt hergestellt werden, um die negativen Auswirkungen des Transports so gering wie möglich zu halten", sagt ein französischer Verbraucher.

Unter den Kriterien, die für eine sozial verantwortliche Produktion zu erfüllen sind, betonen die Verbraucher den Respekt für die Gesundheit und die Sicherheit der Arbeitnehmer, ein Kriterium, das Beurteilungsaspekten im Zusammenhang mit Löhnen und Diskriminierung von Beschäftigten in diesem Sektor weit voraus ist.
 
Orientierung für das Mode-Ökosystem
"Das Mode-Ökosystem wird durch Umweltphänomene erschüttert, zum Beispiel durch einen angespannten Verbrauch und einen leichten Rückgang im mittleren Bereich. Diese Studie wird nützlich sein, um die Branche zu steuern, den Markt zu leiten und präzise Schlüsselanalysen für Industrie und Marken bereitzustellen, die ihr Angebot erweitern möchten. Und das ist auch unser Ziel und die Rolle der Première Vision ", unterstreicht Gilles Lasbordes.

Der Konsum von ökologisch verantwortlicher Mode ist für Marken und Labels eine bedeutende Wachstumschance. In den nächsten Jahren wird sicherlich ein neues System eingeführt, das die Umwelt und die sozialen Bedingungen, unter denen Waren hergestellt werden, besser berücksichtigt.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden auch verwendet, um die 2.055 Messeaussteller - Spinner, Weber, Gerber, Textildesigner, Zubehörhersteller und Modeproduzenten - und deren 56.000 Besucher - internationale Konzerne und Modemarken - auf der Première Vision Paris im vergangenen Herbst zu unterstützen.

 

Weitere Informationen:
nachhaltige Mode
Quelle:

Lehrstuhl Institut Français de la Mode - Première Vision

Foto: © PERFORMANCE DAYS
29.10.2019

SUSTAIN&INNOVATE: ERSTE NACHHALTIGKEITSKONFERENZ FÜR DIE FUNKTIONSTEXTIL-BRANCHE

PERFORMANCE DAYS und SPORTSFASHION by SAZ starten Kooperation
Der zweite Tag der kommenden PERFORMANCE DAYS steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Messe veranstaltet in Kooperation mit der Fachzeitschrift SPORTSFASHION by SAZ die erste Nachhaltigkeitskonferenz für funktionelle Textilien mit dem Titel sustain&innovate.

PERFORMANCE DAYS und SPORTSFASHION by SAZ starten Kooperation
Der zweite Tag der kommenden PERFORMANCE DAYS steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Messe veranstaltet in Kooperation mit der Fachzeitschrift SPORTSFASHION by SAZ die erste Nachhaltigkeitskonferenz für funktionelle Textilien mit dem Titel sustain&innovate.

Sie sind aus der Welt des Sports, aber auch der Mode nicht mehr wegzudenken: Funktionelle Textilien, Stoffe und Fasern. Genau hier ist das Thema Nachhaltigkeit ganz besonders wichtig, aber auch gleichermaßen komplex. Und es hat bisher noch keine Heimat gefunden, obwohl es bereits die eine oder andere Nachhaltigkeitsveranstaltung für Textilien gibt. Dieser Herausforderung, speziell die Funktionstextilbranche über alle wichtigen und neuesten Schritte in Sachen Nachhaltigkeit zu informieren, stellt sich nun die PERFORMANCE DAYS in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift SPORTSFASHION by SAZ: Die beiden Branchengrößen organisieren den ersten Nachhaltigkeitskongress für funktionelle Textilien am 14. November in München, auf der EXPERT TALKS Area der PERFOMANCE DAYS in der Halle C1 der Messe München.

Wichtige Redner für das wichtigste Thema der Branche
Unter dem Titel sustain&innovate werden am 14. November ganztägig internationale Redner zu wichtigen und brandaktuellen nachhaltigen Themen, speziell zugeschnitten auf funktionelle Textilien, referieren.

Unterstützt wird das Programm von den Sponsoren PrimaLoft, Polartec und ISKO, die gleichzeitig als Aussteller auf den PERFORMANCE DAYS zu finden sind. Die Besucher erwartet ein umfangreiches und informatives Programm:  

  • Die Vaude Geschäftsführerin und Nachhaltigkeitsspezialistin Antje von Dewitz ist als Keynote-Speakerin zu hören.
  • Besonders interessant ist das Thema von Karin Ekberg, die den für nachhaltiges Produzieren wichtigen HIGG-Index erklärt.
  • Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit gilt die Firma Patagonia. Daher darf Nicholas Allen von Patagonia auf dieser Konferenz nicht fehlen, der vom Fachjournalisten Charles Ross interviewt wird.  
  • Auf eine spannende Diskussionsrunde dürfen sich die Zuhörer freuen, wenn Nachhaltigkeitsexpertin Anna Rodewald von der Agentur GreenroomVoice mit internationalen Gästen über neueste nachhaltige Entwicklungen spricht.  
  • Eine weitere interessante Diskussionsrunde mit dem Titel „Designing for Recycling“ und der Betrachtung von Monomaterialien in der Entwicklung von funktioneller Bekleidung wird von der Fachjournalistin Sophie Bramel geleitet.
  • Martin Cieslik, Head of Sales des bekannten Hohenstein-Institutes beantwortet in seinem Vortrag die wichtige Frage „Why Verification Matters“. 
  • Auch die Sponsoren der Veranstaltung, wie etwa PrimaLoft und Polartec, stellen ihre nachhaltigen Konzepte vor. Hier dürfen sich die Besucher auf die Redner wichtiger Ingredient Brands freuen.
  • Als Moderatorin führt Ulrike Arlt, Chefredakteurin der SPORTSFASHION by SAZ, durch das Programm. Sie wird außerdem in einem Vortrag über den Status Quo der aktuellen Nachhaltigkeitserfolge der Branche sprechen. 

Die Konferenz findet auf der Messefläche der PERFORMANCE DAYS statt. Die EXPERT TALKS Area der Messehalle C1 auf dem Gelände der Messe München ist am 14. November für dieses neue Format reserviert.

Nicht nur der Eintritt zur Messe, sondern auch alle Vorträge der Konferenz sustain&innovate sind kostenfrei! Besuchern wird allerdings empfohlen, sich vor Anreise bereits online zu registrieren, um Wartezeiten an den Eingängen zu vermeiden. 

Vervollständigt wird das Format durch die Sonderausgabe der SPORTSFASHION by SAZ, die über alle wichtigen nachhaltigen Themen der Aussteller und der Konferenz zweisprachig auf Deutsch und Englisch berichtet. Das Magazin liegt an beiden Messetagen an den Eingängen aus, ist online auf den Websiten www.performancedays.com und www.sazsport.de nachzulesen und wird an alle Abonnenten verschickt.

Messechef Marco Weichert freut sich: „Wir sind als Fachmesse für funktionelle Stoffe und Materialien schon immer Vorreiter gewesen, wenn es um Innovationen geht. Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur immens wichtig, es wird das treibende Thema für die Branche in den nächsten Jahren sein. Daher sind wir ganz besonders stolz darauf, dass wir mit der Konferenz sustain&innovate ein einzigartiges und neues Format entwickelt haben, das es bis jetzt in der Branche so noch nicht gibt. Damit erreichen und informieren wir international alle wichtigen Entscheider, wenn es um die Herstellung und den Verkauf von funktionellen Textilien geht, vom Faserhersteller bis zur Bekleidungsmarke.

Composites Europe 2019 (c) Fotos: Reed Exhibitions/ Oliver Wachenfeld
30.07.2019

COMPOSITES EUROPE 2019: Digitale Prozesskette macht Faserverbundwerkstoffe konkurrenzfähig

  • Starkes Triple: COMPOSITES EUROPE, International Composites Conference und Lightweight Technologies Forum
  • Process live“ Sonderflächen zeigen Technologie-Fortschritte
  • Parallel-Veranstaltung: Foam Expo Europe

Von der Composites-Industrie gehen wichtige Impulse aus – für den Leichtbau und Materialinnovationen in Automobilbau, Luftfahrt, Maschinenbau, Bauwesen, Windkraft sowie im Sport- und Freizeitsektor. Im internationalen Wettbewerb sind dafür Lösungen mit hoher Automatisierung gefragt. Die Trends und Fortschritte in Produktion und Verarbeitung von faserverstärkten Kunststoffen zeigt die COMPOSITES EUROPE vom 10. bis 12. September in Stuttgart. Flankiert wird die Messe von der International Composites Conference und dem Lightweight Technologies Forum. Parallel findet zudem die Foam Expo Europe auf dem Stuttgarter Messegelände statt.

  • Starkes Triple: COMPOSITES EUROPE, International Composites Conference und Lightweight Technologies Forum
  • Process live“ Sonderflächen zeigen Technologie-Fortschritte
  • Parallel-Veranstaltung: Foam Expo Europe

Von der Composites-Industrie gehen wichtige Impulse aus – für den Leichtbau und Materialinnovationen in Automobilbau, Luftfahrt, Maschinenbau, Bauwesen, Windkraft sowie im Sport- und Freizeitsektor. Im internationalen Wettbewerb sind dafür Lösungen mit hoher Automatisierung gefragt. Die Trends und Fortschritte in Produktion und Verarbeitung von faserverstärkten Kunststoffen zeigt die COMPOSITES EUROPE vom 10. bis 12. September in Stuttgart. Flankiert wird die Messe von der International Composites Conference und dem Lightweight Technologies Forum. Parallel findet zudem die Foam Expo Europe auf dem Stuttgarter Messegelände statt.

Die Messebesucher treffen auf über 300 Aussteller aus 30 Nationen, die in Stuttgart Materialien, technische Lösungen und innovative Anwendungsbeispiele zeigen. Einen besonderen Fokus richtet die Messe neben neuen Produkten auf innovative Prozess-Technologien. Wie es um die Serienfertigung und neue Anwendungen in der Composites-Industrie bestellt ist, bekommen die Besucher aber nicht nur im Ausstellungsbereich zu sehen, sondern auch auf den zahlreichen Sonderflächen, in Themenrundgängen, der begleitenden International Composites Conference und im Lightweight Technologies Forum, dass sich den Trends im Multimaterial-Leichtbau widmet.

„Process live“: Technologien im Zusammenspiel
Perfekt aufeinander abgestimmte Verarbeitungs- und Fertigungsprozesse stehen im Mittelpunkt des Formats „Process live“. Auf gemeinsamen Ausstellungsflächen präsentieren Maschinen- und Anlagenbauer ihre Technologien im Zusammenspiel – und das im laufenden Betrieb, um so die einzelnen Teilprozesse im Zusammenhang zeigen zu können.

Zu sehen ist u.a. das von Airbus patentierte Vakuuminfusionsverfahren VAP® (Vacuum Assisted Process), das im Mittelpunkt der Sonderfläche von Trans-Textil und Composyst steht. Das Verfahren ermöglicht es, großflächige und geometrisch komplexe Bauteile in einem Schritt ohne Autoklav zu fertigen, warum es sich besonders für Strukturbauteile im Flugzeugbau, in der Windkraft, Schifffahrt, im Schienen- und Straßentransport, im Maschinen- und Gerätebau sowie im Bereich der Architektur und Freizeitindustrie anbietet.

Speziell auf die DACH Marktregion mit Ihren kleineren und mittelständischen Unternehmen zielt die „Process live“-Sonderfläche des Schneide-Spezialisten GUNNAR aus der Schweiz. Gemeinsam mit dem Laserprojektions-Experten LAP und dem Composites-Engineering-Spezialisten SCHEURER Swiss stellt GUNNAR einen verknüpften Gesamtprozess vor, der moderne Maschinen, Software und spezialisierte Handarbeit vereint. Ausgangslage ist ein automatisierter Herstellungsprozess von sortierten Lagenaufbauten in kleineren und mittelgroßen Mengen mit gewissem Einsatz von personellen Fachkräften.

Der Faserverbundspezialist Hacotech wird gemeinsam mit Aristo Graphic Systeme und Lavesan CNC gesteuerte Schneidprozesse und verschiedene Möglichkeiten der Bearbeitung vorstellen. Neben dem Schneideprozess werden die Produktionsvorbereitung und Konfektionierung, die Erstellung von maßgenauen Schablonen und das Ausschneiden und Konfektionieren von Composite-Materialien und Halbzeugen gezeigt.

Schneidtechnik steht auch im Mittelpunkt der Sonderfläche von Rebstock Consulting, Broetje-Automation und Zünd Systemtechnik, sich mit dem Thema „Automated Sorting and Kitting“ am Format „Process live“ beteiligen.

Die Herstellung eines Laminates mit höchsten Brandschutzanforderungen im RTM Verfahren und die Aushärtung in nur 1 Stunde zeigen der Composites-Hersteller Saertex und das Chemie unternehmen Scott Bader.  

5th International Composites Conference (ICC)
Serienfertigung, stabile Prozesse, neue Märkte – die International Composites Conference (ICC) trägt frische Impulse für Innovationen in den Markt und bringt dazu Verarbeiter und Anwender von faserverstärkten Kunststoffen aus ganz Europa zusammen. Erstmals findet die renommierte Konferenz zeitgleich zur COMPOSITES EUROPE statt. Auch thematisch rücken das Vortragsprogramm, das die Wirtschaftsvereinigung Composites Germany gestaltet, und die Messe dichter zusammen.

Eines der übergreifenden Zukunftsthemen, die die gesamte Branche beschäftigen, sind Multimaterial-Lösungen in nahezu allen Anwendungsindustrien. Im Baubereich beschäftigt sich die Konferenz zudem mit dem steigenden Einsatz von Carbonbeton. Bei den Prozess-Technologien stehen die Verarbeitung von thermoplastischen Materialien zur Serienfertigung und stabile Prozesse bei der Duroplastverarbeitung im Fokus.

Partnerland der Konferenz ist das Vereinigte Königreich. Gerade in der aktuellen Diskussion rund um den Brexit will die ICC den Austausch zwischen allen europäischen Ländern fördern. Schließlich zählt das Land zu den größten Herstellern von Composites-Bauteilen in Europa.

Themenrundgänge zu Digitalisierung, Glasfasern, Thermoplasten, Automobilbau und Windenergie
Geführte Rundgänge und praktische Vorführungen in den Messehallen ergänzen das Konferenzprogramm. Themen-Führungen rund um Composites-Anwendungen, Materialien und Märkte führen Messe- und Kongressbesucher direkt zu den Messeständen ausgesuchter Aussteller, die hier den Besuchern ihre Neuheiten zu den Themen Digitalisierung der Composites Fertigung, Automobilbau, Building & Construction, Glasfaser, New Mobility, Thermoplaste und Windenergie erklären.

Neue Ideen auf Sonderflächen und Gemeinschaftsständen
“Material and Process Technology” heißt die neue Sonderfläche, die unter Federführung des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV) der RWTH Aachen entsteht. Gemeinsam mit anderen Instituten wie u.a. dem Aachener Zentrum für integrativen Leichtbau (AZL) stellt das IKV auf der Messe die Produktionstechnologie in den Mittelpunkt. Speziell der Weg von der wissenschaftlichen Entwicklung in die praktische, industrielle Umsetzung wird auf der Sonderfläche nachgezeichnet.

Ein eigenes Forum bekommen auch die Automobil-Experten von morgen: Unter dem Titel „Formula Student“ zeigen Studenten und Auszubildende den Messebesuchern ihre selbstkonstruierten Rennwagen und Motorräder.

Lightweight Technologies Forum: Plattform für multimaterialen Leichtbau
Generell bleibt das Thema Leichtbau ein „Treiber“ für viele Entwicklungen im Composites-Sektor. Das Lightweight Technologies Forum (LTF) im Rahmen der COMPOSITES EUROPE macht deutlich, wie sich Leichtbau wirtschaftlich und ressourceneffizient umsetzen lässt. Das Forum versteht sich als branchen- und materialübergreifende Ideenschmiede, in der die Beteiligten über diese neuen Konzepte nachdenken.

Dazu bringt das Forum in Stuttgart aktuelle Leichtbau-Projekte zusammen, unter anderem aus dem Automobilbau, der Luft- und Raumfahrt und dem Maschinenbau – jenen Branchen, die durch ihre hohen Anforderungen an Materialien, Sicherheit und Zuverlässigkeit als Impulsgeber für viele Branchen sind.

Zu den Keynote-Speakern gehören in diesem Jahr u.a. der Airbus-Innovationsmanager Peter Pirklbauer, der Leichtbauexperte Prof. Jörg Wellnitz (TU Ingolstadt), der niederländische Rennfahrer Jeroen Bleekemolen und der Leichtbau-, Luft- und Raumfahrt-Experte Claus Georg Bayreuther (AMC). In Vorträgen geben sie einen Überblick über Referenzprojekte und Neuheiten in der Fertigungs- und Fügetechnik.

Mit einem eigenen Ausstellungsbereich und Vortragsforum zeigt das LTF, wie Glasfaserverstärkte (GFK) und Kohlefaserverstärkte Kunststoffe (CFK) im Materialmix mit anderen Werkstoffen ihre Stärken in hybriden Strukturbauteilen ausspielen. Zu den Ausstellern des Forums und der benachbarten Lightweight Area gehören u.a. das Leichtbau-Zentrum Sachsen, Chem-Trend, Gößl + Pfaff, Krempel, Mitsui Chemicals Europe, Leichtbau BW, der VDMA, Gustav Gerster, Potters Ballotini (UK), Yuho (Japan), Riba Composites (Italien) oder Stamixco (Schweiz) sowie die Zeitschriften Lightweight Design (Springer Fachmedien) und Automobil Industrie (Vogel Communications Group).

„Ultralight in Space“: Marktstudie zu Leichtbau-Trends in der Raumfahrt-Industrie
Vorreiter in Sachen Ultra-Leichtbau ist seit jeher die Raumfahrt, die als Innovationsmotor viele Disziplinen zu neuen Höchstleistungen treibt. Die neuesten technischen Trends werden derzeit mittels einer Marktstudie untersucht, die das Beratungsunternehmen Automotive Management Consulting (AMC) gemeinsam mit dem luxemburgischen Raumfahrt-Zulieferer GRADEL realisiert. Die Ergebnisse werden am 10. September erstmals im LTF in Stuttgart vorgestellt.

Präsentation und Verleihung des AVK Innovationspreises
Innovative Produkte und Anwendungen aus faserverstärkten Kunststoffen, Verfahren zur Herstellung und neueste Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft zeichnet der deutsche Branchenverband AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e. V. wieder mit seinem renommierten Innovationspreis aus. Die Gewinner werden am 10. September im Rahmen der Messe vorgestellt, die prämierten Produkte und Projekte werden auf einer Sonderfläche ausgestellt.

Verleihung SMB-BMC Design Award
Die Europäische Allianz für SMC BMC wird – ebenfalls am 10. September – die Gewinner des SMC BMC Design Award 2019 bekannt geben. Der Wettbewerb, der bereits zum zweiten Mal veranstaltet wird, würdigt und fördert Design-Exzellenz von Studenten oder Young Design Professionals, die Bauteile aus SMC (Sheet Molding Compound) und BMC (Bulk Moulding Compound) in ihren Designs verwenden. Im Vordergrund steht in diesem Jahr das Thema Nachhaltige Mobilität.

COMPOSITES Night
Das Event zur Messe-Halbzeit: Die „COMPOSITES Night“ am Ende des zweiten Messetages bietet Besuchern und Ausstellern eine weitere Gelegenheit zum Networken. Im Stage Palladium Theater in Stuttgart erwarten die Teilnehmer Buffets und Live Musik.

Matchmaking–Programm macht Messebesuch effizienter
Mit der kostenlosen Networking- & Meetingplattform „matchmaking“ können Besucher und Aussteller bereits vor Beginn der COMPOSITES EUROPE ihre Fühler ausstrecken: Wer ist auf der Messe? Wer hat Antworten auf meine speziellen Fragen? Mit wem kann ich neue Ideen umsetzen? Über die matchmaking Plattform lassen sich potentielle Kooperationspartner nach Produktkategorie, Branche, Land oder Firma filtern und direkt Termine anfragen.

Career & Composites
Mit dem career&composites Stand wendet sich die COMPOSITES EUROPE an Studenten und Absolventen, die hier mit potentiellen Arbeitgebern in Kontakt treten können. Auf der Sonderfläche präsentieren die Aussteller Ihre Unternehmen den interessierten Nachwuchskräften und machen über eine Job Wall auf vakante Stellen und Karrierechancen aufmerksam.

Co-Location mit der „Foam Expo Europe“
Flankiert wird die COMPOSITES EUROPE erstmals von der Foam Expo Europe. Die Fachmesse für die Lieferkette der technischen Schaumstoffherstellung zeigt Form-, Hart- und Weichschaumlösungen – von Rohstoffen bis zu Ausrüstung und Maschinen. Vor allem für die gemeinsamen Anwendungsindustrien wie den Automobilbau, die Luftfahrt, den Bausektor und die Sport- und Freizeitindustrie bietet der gemeinsame Messetermin Synergien bei der Übersicht an Leichtbaumaterialien.