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Foto: Wilhelm-Lorch-Stiftung.
11.08.2020

Fordern und Fördern - Nachwuchsqualifizierung im Namen der Wilhelm-Lorch-Stiftung

  • Interview mit Klaus Kottmeier, Elke Giese, Markus Gotta, Prof. Dr.-Ing. habil. Maike Rabe

Im Juni 1988 stellten Gesellschafter und Geschäftsführung des Deutschen Fachverlages der Branche die Wilhelm-Lorch-Stiftung vor. Ihr Zweck ist die Förderung der Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe sowie die Förderung von Wissenschaft und Forschung.

Bei ihrer Gründung mit einem Vermögensstock von 300.000 DM ausgestattet, beträgt das Stiftungsvermögen inzwischen mehr als 2,85 Millionen Euro (Stand Dezember 2019). Seit 1988 wurden bis heute Förderpreise von rund 1.933.564 Euro (Stand Juni 2020) verliehen, um so die Aus- und Fortbildung junger Menschen aus allen Bereichen der Textilwirtschaft zu unterstützen, wobei insbesondere begabte Nachwuchskräfte im Fokus stehen.

  • Interview mit Klaus Kottmeier, Elke Giese, Markus Gotta, Prof. Dr.-Ing. habil. Maike Rabe

Im Juni 1988 stellten Gesellschafter und Geschäftsführung des Deutschen Fachverlages der Branche die Wilhelm-Lorch-Stiftung vor. Ihr Zweck ist die Förderung der Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe sowie die Förderung von Wissenschaft und Forschung.

Bei ihrer Gründung mit einem Vermögensstock von 300.000 DM ausgestattet, beträgt das Stiftungsvermögen inzwischen mehr als 2,85 Millionen Euro (Stand Dezember 2019). Seit 1988 wurden bis heute Förderpreise von rund 1.933.564 Euro (Stand Juni 2020) verliehen, um so die Aus- und Fortbildung junger Menschen aus allen Bereichen der Textilwirtschaft zu unterstützen, wobei insbesondere begabte Nachwuchskräfte im Fokus stehen.

Textination sprach mit dem ehemaligen Aufsichtsrat der Deutscher Fachverlag GmbH, dem aktuellen Vorstand und Gründungsmitglied der Stiftung, Klaus Kottmeier, sowie drei Kuratoriumsmitgliedern: Frau Elke Giese – Trendanalystin und Modejournalistin, Markus Gotta, Geschäftsführer der Deutscher Fachverlag GmbH, sowie Frau Prof. Dr.-Ing. habil. Maike Rabe, die zum 1. September 2020 den Vorsitz des Stiftungsrates übernimmt, über die herausfordernde Aufgabe, in einem von der Pandemie geprägten Umfeld die Stiftungsarbeit erfolgreich weiterzuführen..

Die Zahl 3 scheint eine ganz besondere Rolle für die Wilhelm-Lorch-Stiftung (WLS) zu spielen. 1988 wurde sie anlässlich des 30. Forums der TextilWirtschaft vorgestellt und bei ihrer Gründung mit einem Vermögen von 300.000 DM ausgestattet. 2019 jährte sich die Verleihung der Förderpreise zum 30. Mal. Wenn Sie jemandem, der die Stiftung nicht kennt, die WLS in 100 Worten vorstellen müssten: Welche 3 Aspekte haben sie besonders in der Entwicklung beeinflusst und einzigartig gemacht?

Klaus Kottmeier: In den nunmehr als 30 Jahren hat die WLS von Beginn an eine großartige Unterstützung der Branche erfahren, die bis heute anhält und sich nicht nur in der finanziellen Förderung durch großzügige Zuwendungen, sondern vor allem auch durch tatkräftiges Engagement vieler Branchengrößen in Stiftungsrat und Kuratorium zeigt. Ein zweiter Aspekt ist die einzigartige Bandbreite in den Themen der Förderung, die sich über Design, Wirtschaft und Technik erstreckt und dabei junge Talente im Handel als auch Hochschulabsolventen erfasst und zudem aber auch Bildungseinrichtungen selbst einbezieht. Und Drittens, die Motivation der vielen Bewerber, die wir jedes Jahr erleben und die mit unglaublichem Fleiß ihre Bewerbungsarbeiten erstellen und damit eindrucksvoll ihre Leistungsbereitschaft unter Beweis stellen.

 

Der Name der Stiftung ist eine Hommage an den 1966 verstorbenen Verleger und Gründer der Fachzeitschrift TextilWirtschaft und damit des Deutschen Fachverlags, Wilhelm Lorch. Welche seiner Eigenschaften und Charakterzüge sehen Sie noch heute als beispielgebend für den Nachwuchs in unserer Branche?   

Klaus Kottmeier: Wir sind ein verlegerisches Medienhaus, in dem professioneller Journalismus auf fundierten Recherchegrundlagen immer die Basis darstellt. Damit verbunden sind klassische Werte wie unternehmerischer Mut und Wille, Fleiß und Disziplin, aber auch Verantwortungsbewußtsein und Teamgeist, die von unserem Gründer vorgelebt wurden und auch heute die Kultur unseres Hauses ausmachen. Alles Eigenschaften, die junge Menschen beherzigen sollten und die gepaart mit Leidenschaft für den Beruf den weiteren Weg fördern.

 

Laut Satzung liegt der Stiftungszweck primär in der Vergabe „…von Auszeichnungen und Preisen an Absolventen der Fortbildungsschulen des deutschen Textileinzelhandels, der textiltechnischen Ausbildungsstätten sowie […] für Studienabschluss- oder Doktorarbeiten aus dem Hochschulbereich, soweit sich diese mit Textilthemen beschäftigen.“ Wie national beziehungsweise international arbeitet die WLS?

Prof. Maike Rabe: Die Preise gehen vorwiegend an Absolventen und Bewerber aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum, aber es sind auch immer wieder Talente aus Europa dabei, die in enger Verbindung zum deutschen Markt stehen.

Markus Gotta: Der Fokus liegt eindeutig auf den Kernmarkt Deutschland bzw. DACH, den wir mit der TW publizistisch abdecken – entsprechend machen wir keine internationale Ausschreibung, aber es gibt auch keinen Ausschluss für ausländische Bewerber, einzige Voraussetzung, die eingereichten Arbeiten und Gutachten müssen in Deutsch oder Englisch abgefasst sein.

 

In den jetzt 31 Jahren, in denen die Stiftung Menschen, Projekte und Arbeiten auszeichnet,  haben Sie viele junge Nachwuchskräfte getroffen, die unsere Branche bewegt haben oder sicherlich bewegen werden. Gibt es ungewöhnliche Geschichten oder besondere Preisträger, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind? Und wie schätzen Sie die Entwicklung des Ausbildungsniveaus der Bewerber im Laufe der Jahre ein?

Elke Giese: Die Bewerber(innen) kommen aus ganz unterschiedlichen Schulen bzw. Hochschulen, die sich in ihrer Profilierung und ihren Schwerpunkten deutlich unterscheiden. Insbesondere durch die zunehmende Digitalisierung sind die Anforderungen an die Lehre enorm gewachsen. Da sich die Berufsbilder im Modebusiness zudem ständig verändern und auch in Zukunft einem starken Wandel unterworfen sein werden, bleiben die Herausforderungen an Schulen und an Studierende sehr hoch.
Aus jedem Jahrgang bleiben einem besonders talentierte und kreative Persönlichkeiten in Erinnerung. Um eine zu nennen, Elisa Paulina Herrmann aus Pforzheim, die 2017 und 2019 mit Bachelor- bzw. dann Masterarbeit gleich zweimal zu den Preisträgerinnen gehörte. Ihr Können und ihre Originalität waren für das Kuratorium überwältigend. Mittlerweile erstellt sie für Gucci ausgewählte Strick-Kollektionen. Unter den jungen Männern ist Niels Holger Wien zu nennen, der bereits 1995 die Förderung der WLS erhalten hat. Er ist seit vielen Jahren der Spezialist für Farbtrends und Zeitgeist des Deutschen Mode Instituts und aktuell Präsident des weltweit wichtigsten Farbgremiums INTERCOLOR.

Klaus Kottmeier: Es gibt viele Preisträger, die anschließend eine große Karriere genommen haben, um nur einen beispielhaft zu nennen, Dr. Oliver Pabst, heutiger CEO der Mammut Sports Group AG und WLS-Preisträger im Jahr 1994.

 

Durch die Nähe zur TextilWirtschaft assoziiert man die Stiftung primär mit Fashiondesign und Themen aus der Bekleidungsproduktion oder -vermarktung. 2020 haben Sie mit zwei Projektförderungen Smart Textiles ins virtuelle Scheinwerferlicht gestellt. Wie sehen Sie künftig Themen aus dem Bereich technische Textilien? Können Sie sich dort einen neuen Schwerpunkt vorstellen?

Prof. Maike Rabe: Vorweg, die WLS fördert begabte junge Persönlichkeiten, die aufgrund ihrer Ausbildung in der gesamten Textil- und Bekleidungswirtschaft beruflich tätig werden können. Dazu gehört natürlich auch der Bereich technische Textilien, der in Deutschland in Bezug auf die Produktion eine sehr hohe Bedeutung hat und dabei als Standort technologisch führend ist. Hier sind die Grenzen zur Bekleidung fließend, denken Sie nur an Outdoor- oder Sportartikel.     „    

Klaus Kottmeier: Unser hervorragend besetztes Kuratorium ist offen für sämtliche innovativen Themen der Branche. Dabei sind gerade Innovationen aus dem Bereich technischer Textilien wichtige Zukunftsthemen. So ging 2017 der Förderpreis an die Anna-Siemsen-Schule, berufsbildende Schule für Textiltechnik und Bekleidung in Hannover, über den wir die Beschaffung einer  Schnittkonstruktionssoftware unterstützt haben.

 

Die Wilhelm-Lorch-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, qualifizierten Branchennachwuchs in der Textil- und Modebranche zu fördern. Eine Förderung zur Existenzgründung schließen Sie jedoch aus. In Zeiten, in denen Start-ups nicht nur durch entsprechende TV-Formate, sondern auch durch Branchenverbände zunehmend Aufmerksamkeit erfahren, muss das Gründe haben. Worin liegen diese und wie schätzen Sie die künftigen Perspektiven ein?

Klaus Kottmeier: Eine Förderung zur Existenzgründung schließt sich durch §2 unserer Satzung aus, in dem der Stiftungszweck festgelegt ist. Die WLS hat sich ausschließlich dem gemeinnützigen Zweck verschrieben. Eine Förderung von Start-ups und Existenzgründungen würde dem widersprechen. Wir konzentrieren uns daher voll und ganz auf die Weiterbildung des Branchennachwuchses bzw. der Förderung von Bildungsinstitutionen, wovon wiederum die gesamte Branche profitiert.

Prof. Maike Rabe: Die Förderung der WLS zielt darauf ab, die Fähigkeit von Absolventen und    jungen Talenten aus der Branche weiter zu entwickeln. Diese sollen sich spezifisch fortbilden, eventuell einen weiteren akademischen Abschluss erringen und auch fachübergreifend dazu lernen. All dies kommt der Branche insgesamt zugute und das ist unser striktes Ziel.


          
Die Stiftung fördert ebenfalls die Aus- und Weiterbildung von jungen begabten Nachwuchskräften, die bereits im Textileinzelhandel tätig sind. Fördermittel stehen zur Abdeckung von Kurs- oder Studiengebühren für eine Weiterqualifizierung zur Verfügung. Die durch den Lockdown während der Pandemie erforderliche Schließung der Geschäfte hat den stationären Einzelhandel schwer getroffen, und auch heute sind wir von einem regulären Geschäftsbetrieb noch Meilen entfernt. Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund gezielte Fördermöglichkeiten für Weiterbildungen im E-Commerce-Bereich?

Markus Gotta: Die Themen stationärer Einzelhandel und E-Commerce lassen sich doch nicht wirklich trennen, beides gehört heute längst zu den grundsätzlichen Anforderungen im Modevertrieb und damit auch zu den Themen der Aus- und Weiterbildung insgesamt.
 
Prof. Maike Rabe: E-Commerce ist aus unserer Branche nicht wegzudenken und spiegelt sich natürlich in vielen Förderungen wider. Die Nachwuchskräfte dürfen selber Vorschläge machen, wo und wie sie sich fortbilden möchten. Wir unterstützen das. Ganz besonders möchten wir aber auch die Verbindung von stationärem und digitalen Handel stärken, zu beiden Absatzkanälen gibt es wunderbare Konzepte unserer Preisträgerinnen und Preisträger, natürlich auch in der Kombination.

 

Neue Wege zu gehen bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten - und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche Entscheidungen sind Sie bei Ihrer Stiftungsarbeit im Nachhinein besonders froh, sie getroffen zu haben?

Markus Gotta: Dass wir das Projekt der Summer School im vergangenen Jahr durchgeführt haben. Damit haben wir quasi Neuland mit der Stiftung betreten, und dies in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein sehr erfolgreich.

Elke Giese: Gerade im Bereich Design und Kreation kommt es darauf an, aus der vorliegenden Arbeit und den Informationen eines Bewerbers auch dessen künftiges kreatives Potential zu erkennen. Ich freue mich daher immer besonders, wenn das Kuratorium mutige und progressive Entscheidungen getroffen hat.   

 

Die Wilhelm-Lorch-Stiftung bietet Hochschulen und Bildungseinrichtungen Projektförderungen in Höhe von 10.000 €. Sie machen da keine thematischen Einschränkungen, sondern verlangen lediglich, dass ein deutlicher Bezug zur nachhaltigen Weiterbildung des jungen Nachwuchses der Textil- und Modebranche bestehen muss. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie abschließend, welches Projekt gefördert wird?

Elke Giese: Ein Kriterium ist die Relevanz für die zukünftigen Entwicklungen in der Textil- und Modebranche. Projekte der letzten Jahre ermöglichten Schulen und Bildungseinrichtungen beispielsweise die Ausbildung an Lasercuttern, 3-D-Druckern, aber auch die Anschaffung moderner Strickmaschinen bzw. Softwareprogramme.

Prof. Maike Rabe: Alle eingereichten Projekte werden von den Fachexperten der Jury sehr streng in einem Punktesystem bewertet. Daraus entsteht eine engere Auswahl, die dem Kuratorium vorgestellt und von diesem intensiv diskutiert wird. Wichtigste Kriterien sind nachhaltige Vermittlung innovativer Lerninhalte, praxisnahe Ausbildung und die Umsetzbarkeit des eingereichten Projektes.

 

Für Nachhaltigkeit gibt es die verschiedensten Definitionen. Kunden erwarten unter diesem Begriff alles – von Klimaschutz bis Ökologie, von Vor-Ort-Produktion in der Region bis zum Ausschluss von Kinderarbeit usw. Das öffentliche Beschaffungswesen stellt zunehmend auf nachhaltige Textilien um. Was bedeutet das für die WLS, und was tun Sie, um nachhaltiges Denken und Agieren nicht nur bei Nachwuchskräften zu fördern?

Prof. Maike Rabe: In der Stiftung orientieren wir uns bei dem Begriff „Nachhaltigkeit“ am Bericht der Vereinten Nationen, Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, der so genannten Brundtland-Kommission von 1987: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Die Textil- und Bekleidungswirtschaft spielt als global enorm vernetzte Branche mit komplexen Lieferketten eine Vorreiterrolle, die auf jeden Fall auch eine Vorbildrolle einnehmen sollte. Wir legen deshalb bei allen Preisträgern darauf wert, dass sie diese Kriterien beachten, und versuchen zugleich, Personen, die mit ihren Arbeiten und ihrem Handeln Verbesserungsvorschläge bieten oder gar Verbesserungen schon durchführen, eine Plattform zu geben.

 

Virtuell statt Red Carpet: Üblicherweise werden die Förderpreise im festlichen Rahmen des Forums der TextilWirtschaft verliehen. 2020 konnte es aufgrund der Covid-19 „nur“ eine digitale Version in Form eines Kurzfilms geben. Für wie wichtig erachten Sie Vernetzungsmöglichkeiten, die sich in der Begegnung mit einflussreichen Persönlichkeiten ergeben? Oder hat sich ein solches Format in Zeiten der Videokonferenzen überholt?

Prof. Maike Rabe: Es ist sicherlich beachtlich, was digitale Veranstaltungsformate leisten können. Eines funktioniert dabei aber nicht: Spontanität, persönlicher Kontakt und Nähe. So ist es wirklich schade, dass das Forum in diesem Jahr coronabedingt ausfallen musste. Gerade für Berufseinsteiger ist die Chance auf direkte Vernetzung von großem Wert.

Markus Gotta: Das Bedürfnis nach persönlichem Austausch und Treffen wird auch in Zukunft von großer Bedeutung und Nachfrage sein. Und ich kann an dieser Stelle sagen: Schon jetzt arbeiten wir an den Planungen für das TW Forum 2021 als Live- und Begegnungs-Event mit den Top-Entscheidern der Branche.

 

Auf welchen gesellschaftlich relevanten Themenfeldern sehen Sie in den nächsten fünf Jahren besonders großen Innovations- und Handlungsbedarf? Wie ist Ihre Einschätzung, dass Förderungen – beispielsweise durch die Wilhelm-Lorch-Stiftung - dabei gezielt Lösungsansätze unterstützen können? Und welche Rolle spielen bei dieser Einschätzung die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie?

Prof. Maike Rabe: Wir denken nicht in Fünfjahreszeiträumen, die heutige Zeit erfordert eine viel größere Agilität – das gilt für die Stiftung genauso wie für die gesamte Branche. Wir richten uns da-her mit jeder Preisvergabe wieder neu an aktuellen Themen aus. Dabei werden Themen wie Ästhetik, Funktion, Innovation weiterhin eine große Rolle spielen, ebenso Qualität statt Quantität, ökosoziale Gerechtigkeit und Kundenbindung. Wichtig ist aber auch, dass unsere stark vom Mittel-stand getragene Wirtschaft in der Öffentlichkeit und in der Politik deutlich wahrgenommen wird, da-ran müssen wir noch arbeiten.

Klaus Kottmeier: Dem Schluss-Statement von Frau Prof. Rabe schließe ich mich gerne an. Agilität ist auch in einem Medienhaus wie unserem von großer Bedeutung. Wir leben in einem ständigen Transformationsprozess mit steten Veränderungen, denen es zu begegnen gilt. Die Corona-Pandemie hat uns sehr eindrucksvoll vor Augen geführt, wie schnell ursprüngliche Planungen zur Makulatur werden können. Heute und auch in Zukunft mehr als jemals zuvor ist ständige Verände-rungsbereitschaft gefordert, das gilt für uns aber auch für unsere hoffnungsvollen Nachwuchskräfte.

Das Interview führte Ines Chucholowius,
Geschäftsführerin der Textination GmbH

Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH, Michael Steidle (c) Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH
21.07.2020

„COVID-19 - Wir hätten mehr als edle Ritter auftreten dürfen und sollen." Michael Steidle, Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH

  • Interview mit Michael Steidle, Geschäftsführer Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.
Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

  • Interview mit Michael Steidle, Geschäftsführer Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.
Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

Den vorläufigen Schlusspunkt setzt nach Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter beim Textilmaschinenbauer Mayer & Cie. GmbH & Co. KG und Andreas Merkel, Geschäftsführer der Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG, Michael Steidle, Geschäftsführer der Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH. Das Familienunternehmen auf der Schwäbischen Alb ist führend in der textilen Druckveredelung, im Sieb-, Rouleaux-, Rotations-, Sublimations- und Flockdruck sowie in der 3D-Beschichtung. Es setzt diese Kompetenzen zunehmend im Bereich technischer Textilien ein.

Wie haben Sie die Coronazeit bisher empfunden - als Unternehmen und persönlich?
Was möchten Sie auf keinen Fall wieder erleben, was aber vielleicht sogar in den Alltag mitnehmen?

Die Coronazeit hat uns heftig getroffen. Anfang April hat es sich manchmal angefühlt, als würde in den nächsten 24 Stunden das Licht ausgehen. In Zahlen steht da ein Umsatzrückgang von 30 Prozent.
Und das geht ja nicht nur uns so, diese Krise zieht unheimlich weite Kreise. In meiner Arbeit bei der IHK habe ich mit vielen Unternehmen in der Region zu tun. Auch Branchen, die einem spontan nicht einfallen würden, spüren die Effekte. Das geht bis zum Recycling-Unternehmen. Schließlich fällt auch weniger Gewerbemüll an, wenn die Unternehmen in Kurzarbeit sind.
Im persönlichen Bereich kann man mit der Krise umgehen, Handhygiene, Niesetikette, das alles kann man lernen. Wobei wir den zwischenmenschlichen Kontakt vermissen. Wir haben eine Tochter im Teenager-Alter; gerade den jungen Leuten fehlt es, dass sie mit Gleichaltrigen unterwegs sein können.

 
Was bedeutete die Pandemie wirtschaftlich bisher für Ihr Unternehmen?
Wie gesagt, die Coronazeit hat uns einen deutlichen Umsatzrückgang gebracht. Das heißt, wir überlegen zweimal, bevor wir Geld ausgeben. Zum Jahresanfang sind wir in unser neues, großzügiges Firmengebäude umgezogen. Da sind noch einige kleinere Investitionen zu tätigen. Bisher schieben wir die auf, bis sich die Situation wieder beruhigt hat. Und so geht das vielen. Das Wirtschaftsgeflecht ist durch den Lockdown extrem aus dem Ruder geraten.
Kurzarbeit haben wir beantragt, die läuft seit drei Monaten. Allerdings muss man sehen, wie lange das sinnvoll ist. Unsere Kunden hatten ja auch Umsatzeinbrüche, die sie erst wieder aufholen müssen.

 
Zu welchen Anpassungen oder Neuerungen haben Sie sich für Ihr Produktportfolio durch die Pandemie veranlasst gesehen?
Die Maskenproduktion war im April und Mai ein ganz starkes Thema, das Telefon hat quasi dauergeklingelt. Damit konnten wir viele Aufträge, die anderweitig weggefallen sind, kompensieren.
Wir haben schnell reagiert, nicht nur Masken klassisch bedruckt, sondern Beschichtungen für medizinische Gesichtsmasken und Schutzkleidung entwickelt. Die Beschichtungen, die wir anbieten, sind antibakteriell und verfügen über den Lotuseffekt. Der führt zur Tröpfchenbildung der Aerosole. Im Eilverfahren haben wir diese Innovationen prüfen und zertifizieren lassen.
Unsere Maschinen haben wir ad hoc umgebaut, so dass wir statt Farbe innovative Beschichtungen aufbringen konnten. Das war sogar für bereits konfektionierte Masken möglich.
Diese Fähigkeit schnell zu reagieren, die sehe ich generell als eine unserer großen Stärken. Wir sind ein kleines Unternehmen, so dass der Weg von der Idee bis zur Umsetzung nie weit ist. Erkennen wir einen Trend, eine Chance in unserer Branche, gehen wir mit uns Gericht: Haben wir Ressourcen, die man einsetzen oder anpassen könnte, um rasch eine solide, verkaufsfähige Lösung anzubieten? Das bezieht sich auf Know-how, Ideen, Maschinen und, bei größeren Projekten, auch Partner. Da haben wir erfahrungsgemäß einerseits die nötige Fantasie, andererseits aber auch einen ziemlich realistischen Blick auf uns selbst. Wenn wir die Frage mit „Ja“ beantworten können, legen wir los, und zwar zackig. Einen Versuch können wir abends bewerten und am nächsten Tag daran weiterarbeiten. Da braucht es vorher keine Besprechung mit fünf Mann.
 

Wie sehen Sie künftig auf globale Lieferketten, und werden Sie für Ihre Beschaffungspolitik Konsequenzen ziehen?
Um globale Lieferketten kommen wir nicht herum, das wird weiter so bleiben. Kurzfristig mag man sich auf die regionale Beschaffung besinnen, soweit das überhaupt noch möglich ist. Viele Dinge sind einfach nicht mehr verfügbar und die Entwicklung über die letzten 30 Jahre kann man nicht zurückdrehen. Nehmen wir Pigmentfarbe: Die kommt aus Indien und China, sonst gibt es die nicht mehr. Die Preise kann in Europa niemand halten. Und ja, das bedeutet auch, dass die Produktion von systemrelevanten Produkten nicht mehr gewährleistet werden könnte.

          
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Partnerschaften innerhalb der Industrie künftig ein? Hat COVID-19 Potential, die Entstehung neuer Kooperationen für Ihr Segment zu fördern oder sind sie bereits entstanden?
Bestehende Partnerschaften sind wichtig. Für alle muss es weitergehen, unterbrochene Projekte müssen fortgeführt werden, und zwar mit bestehenden Partnern.
Wichtig finde ich, Partnerschaften auf Augenhöhe zu pflegen. Klar, jetzt muss jeder erst mal schauen, wie er selbst über die Runden kommt. Es wird sich aber zeigen, wer langfristig loyal und kaufmännisch ehrbar arbeitet.
Mir ist es persönlich wichtig, zu meinem Wort zu stehen. Erst vor ein paar Tagen habe ich mit einer Studentin gesprochen, der wir im Februar ihren Praktikumsplatz und eine entsprechende Bezahlung zugesagt haben. Diese junge Frau kann ihr Praktikum bei uns antreten; bei der Bezahlung musste ich ihr aber ehrlich sagen, dass wir darüber nochmal sprechen müssen. Das war zum Glück kein Problem. Wichtig ist der Studentin, dass sie das geforderte Praktikum überhaupt absolvieren kann. Das ist gar nicht so einfach, da die meisten Betriebe gerade niemand aufnehmen. Auch das ist nachvollziehbar, aber wir werden die gut ausgebildeten Leute bald wieder brauchen, soviel ist sicher!

 
Welche Initiativen oder Ansätze für Ihre Branche würden Sie für die nahe Zukunft begrüßen?
Mir wäre sehr an einer positiven und umfassenden Darstellung gelegen, was an Wertschöpfung in Deutschland noch da ist. Eine Initiative, die zeigt, dass die Textilbranche eine wichtige Industrie ist, mit vielen Betrieben, die seit Generationen in Familienhand sind, vielfach mit einer jungen, dynamischen Geschäftsführung und hochwertigen Produkten. Das hat keiner so richtig auf dem Schirm. Gerade heute waren zwei Designerinnen eines Unternehmens hier aus der Nähe bei uns. Sie waren überrascht, welche Leistungen wir im Bereich der technischen Textilien mittlerweile anbieten, das war ihnen gar nicht bewusst.
Die Textilindustrie hat sich lange Zeit selbst kleingeredet, das muss aufhören. Natürlich haben wir keine Wertschöpfung mehr wie ein Maschinenbau. Aber jetzt, in der Coronakrise, wäre die Gelegenheit gewesen, dringend benötigte Lobbyarbeit zu leisten.


Was wünschen Sie sich als Teil der deutschen Textilindustrie? Finden Sie, dass der Stellenwert der deutschen Textilindustrie sich in Folge der Pandemie geändert hat, insbesondere hinsichtlich der öffentlichen Beschaffung?
Nein, nur ganz kurzfristig. Während der Krise hat man alles genommen, Hauptsache, das gefragte Produkt, also Masken und Schutzkleidung, war überhaupt verfügbar. Jetzt ist der alte Kreislauf wieder erreicht: Ich habe ein bestimmtes Budget, wo bekomme ich am meisten dafür. Das ist frustrierend, denn die Bereitschaft seitens der Betriebe war hoch, sich dieser Herausforderung zu stellen. Auch wir haben die Entwicklung vorangetrieben, unsere Beschichtungen für Masken im Eilverfahren zertifizieren lassen. Andere haben ihre ganze Produktion umgestellt, um die Nachfrage zu bedienen, unter erheblichen Kosten. Da ist keiner Millionär geworden.
Ich denke, hier hätte sich die Textilbranche besser verkaufen können. Wir alle hätten mehr als edle Ritter auftreten dürfen und sollen. Im Eifer des Gefechts ist das leider untergangen.


Bisher waren die großen Themen Globalisierung, Nachhaltigkeit / Klimawandel / Umweltschutz, Digitalisierung, Arbeitsmarktsituation …? Wo stehen sie heute, und wie sind diese großen Themen vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie zu bewerten?
Wir tragen dem Thema Nachhaltigkeit mit unseren Zertifizierungen Rechnung, mit GOTS und ISO 9001. Die Digitalisierung funktioniert bei uns auf die Schnelle nicht, das wird Jahre dauern, bis wir Prozesse digitalisieren können. Klar, in der Verwaltung arbeiten wir jetzt vermehrt mit Web-Meetings und Video-Konferenzen, aber mir ist der persönliche Kontakt wichtig. Ich halte regelmäßig Fachvorträge; mein nächster wird an der FH Zürich sein und ich hoffe sehr, dass der stattfinden kann. Ich bin einfach ein Typ für den direkten Austausch.
Die Arbeitsmarktsituation hängt von der Pandemie ab, wie die sich weiter entwickelt. Auf jeden Fall bleibt es schwierig, junge Leute für Textilberufe zu begeistern. Wenn ich einen Handyladen aufmache, brauche ich keinen Tag, bis ich meine Mitarbeiter beieinander habe. Wenn wir uns auf einer Ausbildungsmesse präsentieren, sind wir froh, wenn wir eine Handvoll guter Gespräche führen.
Dabei ist eine Ausbildung so wertvoll. Jemand, der eine hat, wird immer einen anderen Stellenwert haben als ein Ungelernter, selbst wenn er irgendwann in einem ganz anderen Bereich arbeitet. Das duale Ausbildungssystem ist für mich absolut unantastbar, denn von dieser Wirtschaftsleistung leben wir. Wir haben nichts anderes als unser Wissen. Und wir müssen uns immer weiterentwickeln, denn nur das hohe Niveau gibt den nötigen Ertrag.


Was sind die Lehren hinsichtlich dieser Ziele für die Zeit nach Corona?
Innovation, Innovation, Innovation. Man darf nicht stehenbleiben. Keiner weiß, wie es weiter geht. Aber ich muss in drei Jahren von dem leben, was ich heute entwickle, so wie ich heute von dem lebe, was ich vor drei Jahren entwickelt habe. Jetzt, in Zeiten von Corona, ist es ungleich schwerer, sich darauf zu besinnen, doch es hilft nichts: Ich kann nicht wie die Maus vor dem Loch sitzen bleiben, und warten, ob die Schlange kommt oder nicht.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG (c) Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG
14.07.2020

Interview mit Andreas Merkel, Geschäftsführer Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG

„OTTO hat bereits zwei Weltkriege und eine Pandemie im Jahr 1918 überstanden, wir werden auch diese überstehen“

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

„OTTO hat bereits zwei Weltkriege und eine Pandemie im Jahr 1918 überstanden, wir werden auch diese überstehen“

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

Nach Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter beim Textilmaschinenbauer Mayer & Cie. GmbH & Co. KG übernimmt Andreas Merkel, Geschäftsführer der Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG, den zweiten Part der Interviewreihe. Die 1901 in Dietenheim gegründete Spinnerei, die heute als eine der modernsten in Europa gilt, entschied sich gegen eine Produktionsverlagerung ins Ausland und setzt auf Premiumgarne aus Naturfasern ebenso wie auf maßgeschneiderte Kundenlösungen.

Wie haben Sie die Coronazeit bisher empfunden - als Unternehmen und persönlich?
Was möchten Sie auf keinen Fall wieder erleben, was aber vielleicht sogar in den Alltag mitnehmen?

Die Zeit des Lockdown hatte für mich etwas Surreales. Es war schwierig zu begreifen, was real und was virtuell ist. Als positiv habe ich empfunden, dass die Krise die Menschen näher zusammengebracht hat, dass scheinbar Selbstverständlichem mehr Wertschätzung entgegengebracht wurde, wie beispielsweise dem eigenen Arbeitsplatz.
Insgesamt habe ich die letzten Monate als keine so negative Zeit in Erinnerung. Das kommt natürlich auch daher, dass wir als Unternehmen bisher glimpflich davongekommen sind. Wir haben keine externen Verpflichtungen wie Mieten, Leasing-Verträge und so weiter zu bedienen. Zudem sehen wir wieder einen deutlichen Aufwärtstrend.  
          
Was bedeutete die Pandemie wirtschaftlich bisher für Ihr Unternehmen?
Das Unternehmen Gebrüder Otto existiert seit 1901, wir haben bereits eine Pandemie überstanden – die Spanische Grippe 1918 – und wir werden auch diese überstehen. Natürlich sind auch bei uns schlagartig viele Aufträge weggebrochen, und wir mussten mit Teilen des Unternehmens in Kurzarbeit gehen. Übrigens ein ungemein sinnvolles staatliches Angebot, das uns geholfen hat, schnell zu reagieren.

Ich habe aber den Eindruck, dass es wieder schwungvoll aus der Krise herausgeht und ich denke nicht, dass wir lange auf dem jetzigen niedrigen Niveau bleiben. So wie es jetzt aussieht, brauchen wir die für Juli beantragte Kurzarbeit in der Spinnerei gar nicht mehr in Anspruch zu nehmen.
Sorgen mache ich mir um die Unternehmen, die diese Krise hart trifft, insbesondere natürlich in unserer Branche. Wir sehen bereits Insolvenzen alteingesessener Unternehmen. Die textile Wertschöpfungskette in Deutschland ist ohnehin schon sehr überschaubar; hoffen wir, dass diese Pandemie sie nicht noch weiter ausdünnt.

Zu welchen Anpassungen oder Neuerungen haben Sie sich für Ihr Produktportfolio durch die Pandemie veranlasst gesehen?
Schon vor der Pandemie haben wir eine erfreuliche Entwicklung beobachtet: Immer mehr Kunden fragen nach nachhaltigen Produkten, die wir ja in großer Bandbreite anbieten.
Vergangenes Jahr haben wir mit dem Aufbau der Marke „Cotton since 1901 – made in Germany“ begonnen und sie im April dieses Jahres gelauncht. Damit wollen wir die Tatsache, dass wir mit unseren in Dietenheim hergestellten Baumwollgarnen ein regionales, transparentes und nachhaltiges Produkt anbieten, noch deutlicher machen. Wir sind seit nahezu 120 Jahren in Deutschland ansässig, sind Teil unseres Stadtbilds und des lokalen Lebens. Wir – und unser Produkt – stehen für Beständigkeit, Verantwortung und höchste Qualitätsansprüche.

Unsere Garne sind die DNA eines hochwertigen Kleidungsstücks. Produkte, die aus „Cotton since 1901“ hergestellt sind, werden in den Läden mit einem entsprechenden Hang-tag versehen.
Wir sind froh, dass wir diese Marke trotz der Schwierigkeiten, die die Corona-Maßnahmen mit sich gebracht haben, lancieren konnten. Denn jetzt ist das Thema wichtiger denn je. Erst kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem Kunden: Es laufe nichts, außer im nachhaltigen Bereich. Kurzum: Hochwertige Produkte bleiben gefragt, während es in der Breite immer schwieriger wird.

Wie sehen Sie künftig auf globale Lieferketten, und werden Sie für Ihre Beschaffungspolitik Konsequenzen ziehen?
Wir haben eine hohe Wertschöpfungstiefe am Standort Deutschland; wir spinnen, zwirnen und färben. Unsere Baumwolle ist extra langstapelig, wir beziehen sie aus Spanien und Israel, von langjährigen Lieferanten. Für unsere eigene Beschaffung gab und gibt es wegen Corona keinen Grund, Konsequenzen zu ziehen.
Allerdings wird die Krise vielen Menschen verdeutlicht haben, dass massig Produkte des täglichen Lebens gar nicht mehr so einfach vor der eigenen Haustür herzustellen sind. Wir brauchen aber eine hohe Verfügungssicherheit am Standort Deutschland. Deshalb sollten wir die regionale Produktion stärken, auch langfristig. Klar, das geht nur in Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern, die diese Werte schätzen. Das klappt nicht, wenn alle nur noch den Preis anschauen. Der Preis ist nicht alles. Aus dieser Perspektive war die Pandemie sicherlich ein wichtiger Katalysator.
 
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Partnerschaften innerhalb der Industrie künftig ein?
Hat COVID-19 Potential, die Entstehung neuer Kooperationen für Ihr Segment zu fördern oder sind sie bereits entstanden?

Vertikale Partnerschaften werden immer wichtiger. Gut, das bringt die Schrumpfung der Industrie ohnehin mit sich. Wir müssen aber noch mehr zusammenarbeiten und die Qualität der Partnerschaften muss enger werden.
Wenn einer der verbleibenden Spezialisten ausfällt – nehmen wir an, die Unternehmen, die jetzt in Insolvenz gehen, müssten komplett schließen – dann trifft das alle anderen. Solche Spezialisten gibt es nicht wie Sand am Meer, wenn die wegfallen, dann kann man manche Produkte einfach nicht mehr lokal herstellen. Sie können ein noch so gutes Auto bauen, wenn Sie keinen haben, der Ihnen das Lenkrad liefern kann, haben Sie auch kein fertiges Auto.

Welche Initiativen oder Ansätze für Ihre Branche würden Sie für die nahe Zukunft begrüßen?
Regionale Produkte sollten eine übergeordnete Marke erhalten, damit Konsumenten ein regional hergestelltes Produkt als solches erkennen können. So etwas gab es mal in der Schweiz mit Swisscotton. Ich habe das im Textilverband schon mehrfach angeregt. Es wäre das Beste für die Branche, wenn alle Hersteller zusammen ein solches Regio-Label aufbauen würden. Die Konsumenten sind schließlich bereit, Geld auszugeben, wenn sie wissen, woher ein Produkt kommt und dass es fair und nachhaltig hergestellt wurde. Von einer solch gläsernen Wertschöpfung würden alle profitieren. Und die Digitalisierung bietet ja die ideale Plattform dafür.

Was wünschen Sie sich als Teil der deutschen Textilindustrie?
Finden Sie, dass der Stellenwert der deutschen Textilindustrie sich in Folge der Pandemie geändert hat, insbesondere hinsichtlich der öffentlichen Beschaffung?

Was die öffentliche Beschaffung angeht, so kann ich keine Antwort geben, weil uns das eigentlich nicht betrifft.
Aber natürlich hat die Pandemie gezeigt, wie fatal es sein kann, wenn Produkte in Deutschland nicht mehr hergestellt werden, wenn beispielsweise Antibiotika zwar unter dem Namen deutscher Konzerne vertrieben aber eigentlich am anderen Ende der Welt hergestellt werden.
Die Frage ist am Ende ja die: Sind wir in der Textilindustrie systemrelevant? Teilweise ja, meine ich,
denn wenn morgen keiner mehr Garne in Deutschland oder gar Europa produziert, dann hat das Konsequenzen für systemrelevante Produkte. Und dass es eng werden kann, merkt man bekanntlich erst, wenn’s knallt. Deshalb denke ich, dass in einem Land wie Deutschland eine Grundversorgung an Produkten und Technologie vorhanden sein muss. Es geht schließlich auch um die Weiterentwicklung, um Innovationen. Wenn ich eine virenfreie Maske herstellen will, brauche ich Partner vor Ort.

Bisher waren die großen Themen Globalisierung, Nachhaltigkeit / Klimawandel / Umweltschutz, Digitalisierung, Arbeitsmarktsituation …?
Wo stehen sie heute, und wie sind diese großen Themen vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie zu bewerten?

Für uns bei Otto ist Nachhaltigkeit und Umweltschutz seit langem ein zentraler Unternehmenswert. Wir produzieren unseren Strom zum Teil selber, aus Wasserkraft. Unsere Produkte und Prozesse lassen wir nach höchsten Standards zertifizieren. Oft zeige ich in meinen Vorträgen, wie viel Wasser für die Herstellung von Baumwolle nötig ist, wie wertvoll allein der Rohstoff ist.
Zusammen mit der wertvollen regionalen Wertschöpfung hat uns das zu unserer neuen Marke „Cotton since 1901“ gebracht. Auf den Hangtags an den fertigen Kleidungsstücken wird es einen QR-Code geben, damit der Käufer nachschauen kann, was in seinem Produkt steckt.
Solche Ansätze, die nachhaltig und regional sind, sind eine mega Chance, die wir nutzen müssen. Das hat uns die Coronakrise ganz klar vor Augen geführt.
 
Was sind die Lehren hinsichtlich dieser Ziele für die Zeit nach Corona?Ich fürchte, in vielen Bereichen wird es weitergehen wie bisher. Aber trotzdem: Wir haben auf die Medizinhersteller geschaut, die plötzlich alltägliche Medikamente nicht mehr liefern konnten. Und wir haben vor Augen geführt bekommen, unter welchen Bedingungen Fleischprodukte hergestellt werden.
Wollen wir das? Nein. Am Ende legen Konsumenten Wert auf einwandfreie Produkte – und die sollten wir liefern.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

07.07.2020

Mayer & Cie.: „COVID-19 - Herausforderung ohne Blaupause“

Interview mit Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter bei Mayer & Cie. GmbH & Co. KG
 
Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

Interview mit Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter bei Mayer & Cie. GmbH & Co. KG
 
Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.

Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

Den Auftakt in der dreiteiligen Reihe übernimmt Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter bei Mayer & Cie. GmbH & Co. KG. Der 1905 gegründete Weltmarktführer für Rundstrickmaschinen im baden-württembergischen Albstadt beschäftigt weltweit rund 400 Mitarbeiter und umfasst heute ein internationales Netzwerk von mehr als 80 Verkaufs- und Servicevertretungen.

Wie haben Sie die Coronazeit bisher empfunden - als Unternehmen und persönlich?
Was möchten Sie auf keinen Fall wieder erleben, was aber vielleicht sogar in den Alltag mitnehmen?

Die Coronazeit ist eine Herausforderung ohne Blaupause. Weil es keine Wirtschaftskrise im bisher bekannten Sinne ist, haben wir keine bewährten Lösungen, mit denen wir auf die Situation reagieren könnten. Trotzdem, und das ist meine ganz persönliche Überzeugung, gibt es nie nur eine Kehrseite, auch wenn sich diese Pandemiesituation natürlich denkbar schlecht auf den Auftragseingang auswirkt.
Zu den positiven Aspekten gehört, dass wir gezwungen sind, uns mit Themen zu befassen, die wir sonst in die Zukunft verschoben hätten. Web-Meetings und virtuelle Messen anstatt um die halbe Welt zu reisen. Die gewonnene Zeit können wir zur Prozessoptimierung nutzen.
Persönlich hatte ich zu Beginn des Lockdown mehr Zeit für mich selbst und auch einige Stunden mehr Schlaf als sonst. Dieser positive Nebeneffekt jedoch ist bereits wieder Vergangenheit.    
          
Was bedeutete die Pandemie wirtschaftlich bisher für Ihr Unternehmen?
Lassen Sich mich kurz ausholen: Der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie viele kleinere, lokale Konflikte haben dafür gesorgt, dass sich der Textilmaschinenmarkt seit 2018 einer – verständlicherweise – sehr zurückhaltenden Kundschaft gegenübersah. Nach dieser längeren Durststrecke konnten wir seit Anfang 2020 wieder eine steigende Investitionsneigung beobachten, die Corona natürlich jäh unterbrochen hat. Die Pandemie traf uns also zum Zeitpunkt einer Erholung der Branche. Mittlerweile können wir zwar wieder einen konstanten Auftragseingang verzeichnen, allerdings auf einem niedrigeren Niveau als nötig, um unsere Produktion voll auszulasten. Nach den Sommerferien werden wir in Kurzarbeit gehen, bis sich die Situation wieder normalisiert hat.
 
Zu welchen Anpassungen oder Neuerungen haben Sie sich für Ihr Produktportfolio durch die Pandemie veranlasst gesehen?
Kontakt- und Reisestopps haben uns nicht nur gezeigt, wie nützlich Video-Konferenzen sind, sondern uns aufs deutlichste vor Augen geführt, wie wichtig digitale Lösungen sind – und dass wir intensiv daran arbeiten müssen. Bereits vor Ausbruch von Corona haben wir in diesen Bereich viel Arbeit und Wissen investiert, so dass wir auf der ITMA 2019 knitlink vorstellen konnten.
Teil von knitlink ist ein Webshop für Ersatzteile sowie unser neuer Serviceansatz. Mittels einem Ticketsystem, das wir über unser CRM-System aufbauen, und digitalen Maßnahmen in der Serviceunterstützung können wir unseren Kunden schneller und günstiger zur Seite stehen als bisher. Außerdem wird unser Kunde mit knitlink in Zukunft die Betriebsdaten seiner Mayer-Rundstrickmaschine erfassen und auslesen können.

Wie sehen Sie künftig auf globale Lieferketten, und werden Sie für Ihre Beschaffungspolitik Konsequenzen ziehen?
Wir als Lieferant konnten bereits zu Beginn der Coronakrise im März beobachten, dass der Wunsch nach kurzen Lieferketten seitens der Bekleidungshersteller zu mehr Bestellungen aus europanahen Ländern führt. Auch jetzt, wo sich die Lage hoffentlich zu beruhigen scheint, können wir diesen Trend weiter beobachten.
Was unsere eigene Lieferkette anbelangt, so hatten wir während der gesamten Lockdown-Phase erfreulich wenige Probleme und keinerlei Ausfälle.
 
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Partnerschaften innerhalb der Industrie künftig ein?
Hat COVID-19 Potential, die Entstehung neuer Kooperationen für Ihr Segment zu fördern oder sind sie bereits entstanden?

Kooperationen können eine große Bereicherung darstellen! Seit gut eineinhalb Jahren arbeiten wir mit einem Amsterdamer Design-Studio zusammen. Unser Partner Byborre entwickelt nicht nur eigene Designs, sondern begleitet Sportartikel- und Bekleidungshersteller Schritt für Schritt bei der Entwicklung von deren Textilien.
Der Kunde nutzt dazu seine eigenen Partner und Lieferanten, während Byborre die nötigen Maschinen und Parameter zur Herstellung der gewünschten Stoffe liefert.
Eigentlich könnte man Byborre als eine Art „`Übersetzer“ bezeichnen. Unser Partner dolmetscht zwischen uns als Maschinenbauer und denjenigen, die am Ende die Stoffe, die auf unseren Maschinen hergestellt werden, verwenden.    
Wir als Techniker wissen natürlich, was unsere Maschinen leisten können. Gemeinsam mit Byborre kitzeln wir neue Designs und Anwendungen heraus.
Abgesehen davon arbeiten wir in verschiedenen Gremien zusammen, beispielsweise im Marketing- und Messeausschuss des VDMA.
Das sind jedoch keine Kooperationen, die sich speziell wegen oder in Folge von Covid-19 ergeben hat. Von einer solchen können wir nicht berichten.

Welche Initiativen oder Ansätze für Ihre Branche würden Sie für die nahe Zukunft begrüßen?
Positiv zu erwähnen sind die Angebote seitens der Landesregierung zur Unterstützung bei Digitalisierungsprojekten, die wir alle vorantreiben müssen.
Wünschenswert wäre auch die Stärkung der regionalen Produktion. Allerdings fehlt mir selbst die Fantasie, wie sich das, außer für hochwertige oder Nischenprodukte, realisieren lassen könnte.

Was wünschen Sie sich als Teil der deutschen Textilindustrie?
Finden Sie, dass der Stellenwert der deutschen Textilindustrie sich in Folge der Pandemie geändert hat, insbesondere hinsichtlich der öffentlichen Beschaffung?

Obwohl wir als Textilmaschinenbauer das Wort „Textil“ im Namen tragen, liegt unsere Heimat im zweiten Teil des Wortes, nämlich im Maschinenbau. Dessen Stellenwert in Deutschland ist bekanntermaßen hoch.
Die Stellung der Textilindustrie hat sich, so meine Wahrnehmung von außen, nicht verändert. Anfang April, als händeringend Masken gesucht wurden, waren zwar viele gute Vorsätze da. Deutschen Herstellern, die dann eine eigene Maskenproduktion aufbauen wollten, wurden jedoch langfristige Zusagen seitens der Regierung verwehrt. Da hat natürlich dann auch keiner investiert. Wahrscheinlich wird also alles beim Alten bleiben: Der Preis regiert und das Hauen und Stechen geht weiter.

Bisher waren die großen Themen Globalisierung, Nachhaltigkeit / Klimawandel / Umweltschutz, Digitalisierung, Arbeitsmarktsituation …?
Wo stehen sie heute, und wie sind diese großen Themen vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie zu bewerten?

Das alles dominierende Thema ist aktuell Covid-19, dem wird ja alles untergeordnet. Gleichzeitig wirkt es auch wie ein Brennglas: Nehmen wir prekäre Arbeitsverhältnisse, so haben die hohen Infektionszahlen in Schlachtbetrieben dazu geführt, dass keiner mehr wegschauen kann. Auch in Sachen Umweltschutz schafft Covid-19 Fakten. Kaum einer fliegt, gearbeitet wird von zuhause und eingekauft wird auch weniger. Das führt zu weniger Emissionen. Für den Planeten ist die darniederliegende Weltwirtschaft ein Segen. Auch Deutschland schafft voraussichtlich seine Klimaziele für 2020; ohne Corona hätten wir diese Latte gerissen. Was die Globalisierung anbelangt, macht die zumindest Pause und trifft auf regionale Herstellung.
Wie lange das alles so bleibt, muss sich natürlich zeigen. Offensichtlich ist aber, dass wir enorm beweglich sind, wenn wir denn müssen.
 
Was sind die Lehren hinsichtlich dieser Ziele für die Zeit nach Corona?
„Eine Zeit nach Corona“ wird es so ja wohl gar nicht geben, das Virus werden wir nicht mehr loswerden. Wir müssen lernen, damit umzugehen.
Das Virus, oder besser gesagt, die Einschränkungen die wir dadurch erfahren, haben uns kreativ werden lassen. Wir mussten bestehende Prozesse anders bearbeiten – privat wie beruflich. Damit meine ich so alltägliche Dinge wie das Einkaufen ebenso wie Web-Meetings oder das Homeoffice, das es in unserem Unternehmen flächendeckend bisher nicht gab. Dadurch sind wir durchaus effizienter geworden.
Eine weitere Erkenntnis gilt für uns als Mittelständler genauso wie für die Politik. Wir haben die Möglichkeit, die Krise zu meistern und womöglich gar an ihr zu wachsen. Aber nur deshalb, weil wir in guten Zeiten sinnvoll investiert und vor allem solide gewirtschaftet haben.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

Weitere Informationen:
Mayer & Cie Rundstrickmaschinen
Quelle:

Textination GmbH

Kompostierbare Agrartextilien mit einstellbarer Nutzungsdauer Foto: Pixabay
30.06.2020

Kompostierbare Agrartextilien mit einstellbarer Nutzungsdauer

In dem Innovationsprojekt „AgriTex“ setzt sich die WESOM Textil GmbH gemeinsam mit dem Faserinstitut Bremen e.V. und dem Institut für Polymer- und Produktionstechnologien e.V. zum Ziel, ein kompostierbares technisches Textil zu entwickeln, das unter anderem in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen soll. Das Projekt wird über drei Jahre aus Mitteln des Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert und hat ein Fördervolumen von rund 570.000 Euro. Ein entsprechender Antrag wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im April 2020 bewilligt.
 

In dem Innovationsprojekt „AgriTex“ setzt sich die WESOM Textil GmbH gemeinsam mit dem Faserinstitut Bremen e.V. und dem Institut für Polymer- und Produktionstechnologien e.V. zum Ziel, ein kompostierbares technisches Textil zu entwickeln, das unter anderem in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen soll. Das Projekt wird über drei Jahre aus Mitteln des Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert und hat ein Fördervolumen von rund 570.000 Euro. Ein entsprechender Antrag wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im April 2020 bewilligt.
 
Kunststoffe sind nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken und kommen in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz. Gleichzeitig stellt die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll eines der größten globalen Probleme unserer Zeit dar. Zwar gibt es für die sinnvolle und umweltverträgliche Entsorgung von Kunststoffen bereits verschiedene Möglichkeiten, z.B. das Recycling oder auch die thermische Verwertung. Allerdings kann nicht immer gewährleistet werden, dass die Abfälle auch in die entsprechenden Entsorgungswege eingebracht werden können. Beispielsweise in der Landwirtschaft kann selbst bei sachgemäßem Gebrauch eine Freisetzung nicht immer verhindert werden oder eine Rückführung ist anwendungsbedingt nicht möglich. Biologisch abbaubare Kunststoffe können beitragen, dieses Problem zu lösen, doch verrotten viele der heutigen Produkte nur sehr langsam, da ansonsten die erforderliche Stabilität und Robustheit nicht gewährleistet werden kann.
     
Die Zielsetzung der Projektpartner mit dem Projekt "AgriTex" ist es, ein innovatives, biologisch abbaubares Textil für Anwendungen in der Landwirtschaft zu entwickeln. Das Textil hält einerseits während der Nutzung höchsten mechanischen und witterungsbedingten Anforderungen stand, verrottet andererseits nach Ablauf einer vorher definierten Nutzungsdauer schnell unter natürlichen Bedingungen in der Umwelt oder auf dem Kompost. Ermöglicht wird dieses Zwei-Phasen-Verhalten durch eine neuartige Bikomponentenfaser aus dem biologisch abbaubaren Kunststoff PLA. Die neue Technologie soll anhand eines Hagelschutznetzes für den Obstanbau entwickelt und erprobt werden. Hagelschutznetze sind erheblichen Belastungen durch verschiedene Witterungsbedingungen ausgesetzt und müssen in der Regel nach wenigen Saisons ausgetauscht werden. Die fachgerechte Entsorgung der alten Netze stellt dabei einen erheblichen Kostenfaktor für die landwirtschaftlichen Betriebe dar. Durch "AgriTex" können die Netze zukünftig kostenneutral mit anderen biologischen Abfällen kompostiert werden. Darüber hinaus verbleiben ungewollt freigesetzte Netzbestandteile, die sich z.B. durch Stürme oder Wildschäden aus dem Netzaufbau lösen, nicht mehr langfristig in der Umwelt und die Belastung der Ökosysteme durch Kunststoffmüll wird effektiv verhindert. Die ökologischen und ökonomischen Vorteile der neuen Technologie sind dabei nicht nur im Obstanbau gefragt, sondern werden zukünftig auch für viele andere Anwendungen in der Landwirtschaft, dem Landschaftsbau oder auch der Fischerei interessant sein.

Die Idee zum Projekt „AgriTex“ entstand im Rahmen des Innovationsnetzwerks PREVON - Production Evolution Network, das über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gefördert wird. Im Zuge der Mitgliedschaft werden die Partner aktiv bei der Realisierung von F&E-Projekten sowie der Sicherstellung der Finanzierung unterstützt.

Weitere Informationen:
Agrartextilien AgriTex
Quelle:

IWS Innovations- und Wissensstrategien GmbH

(c) Messe München
23.06.2020

ISPO Re.Start Days: Neue digitale Live-Konferenz

Orientierung für die Sport- und Outdoor-Branche am 30.6. und 1.7.2020

Orientierung für die Sport- und Outdoor-Branche am 30.6. und 1.7.2020

  •  Digitale Live-Konferenz für die Sport- und Outdoor-Branche
  • Themenschwerpunkte: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Gesundheit
  • European Outdoor Group und Verband Deutscher Sportfachhandel unterstützen Event  

Im Zuge der gegenwärtigen Corona-Pandemie steht die internationale Sport- und Outdoor-Branche vor weitreichenden Herausforderungen. Auch das ISPOTeam musste die OutDoor by ISPO 2020, den ISPO SDG Summit sowie den ISPO Digitize Summit absagen beziehungsweise verschieben. Doch der Fokus und das Leitmotto des laufenden Jubiläumsjahres, „50 years of tomorrow“, bleiben.
 
Auf Basis der Rückmeldungen und Anforderungen der wichtigsten Stakeholder aus der Industrie, entwickelte ISPO eine digitale Live-Konferenz für die Sport- und Outdoor-Industrie. Die ISPO Re.Start Days am 30. Juni und 1. Juli 2020 bieten Orientierung und Wachstumsstrategien mit und nach Corona.

Ausgehend vom diesjährigen Jubiläum rief ISPO Anfang dieses Jahres „50 years of tomorrow“ aus. Die bestehenden Veranstaltungen, ergänzt um neue Formate, sollten Sport und Outdoor weiter fördern, und zu Treibern eines globalen, nachhaltigen Wandels machen. Die Entwicklungen rund um das Corona-Virus machten die ursprüngliche Planung allerdings hinfällig. Die OutDoor by ISPO 2020 musste abgesagt werden, die Premiere des angekündigten ISPO SDG Summits verschiebt sich auf 2021. Der ISPO Digitize Summit wird zur ISPO Munich 2021 durchgeführt. Aber auch, oder gerade unter den neuen Gegebenheiten, lebt die ISPO Gruppe weiter ihr Leitmotto.

Neustart im digitalen Format
„Corona verändert die Welt, die Regeln werden gerade neu geschrieben” sagt Klaus Dittrich. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe München ist sich sicher: „Wir werden unserer Vorreiterrolle auch in diesen schwierigen Zeiten gerecht und starten mit der Sport- und Outdoor-Branche neu durch. Wir konzentrieren uns voll auf die ‚50 years of tomorrow‘.“

European Outdoor Group unterstützt ISPO Re.Start Days
Die digitale Live-Konferenz wendet sich an ein internationales Publikum und wurde mit und für die Sport- und Outdoor-Industrie gestaltet. Das Programm wird in enger Abstimmung mit Branchenverbänden, wie der European Outdoor Group (EOG) und dem Verband Deutscher Sportfachhandel (vds), entwickelt. EOG-Präsident Mark Held: „Der Zugang zur Natur ist für das Wohlbefinden aller Menschen wichtig. Hier sehen wir weiterhin eine wachsende Bedeutung und große Rolle für die Outdoorbranche. Gleichzeitig müssen wir aber die negativen Folgen der Krise für die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft diskutieren und die daraus entstehenden Herausforderungen überdenken. Dies können wir nur gemeinsam tun und wir werden uns voll und ganz einbringen.”
 
Fokus-Themen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Gesundheit
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die drei Schwerpunkte Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Das Programm widmet sich besonders guten Initiativen in Zeiten von Corona und es werden Ideen, Projekte und kurzfristig umgesetzte Kampagnen vorgestellt. Experten analysieren, welchen Schub die Pandemie der Digitalisierung gibt, welche Aspekte davon erhalten bleiben werden und welche Gegenbewegungen sich bereits daraus formen. Branchenkenner zeigen auf, in welchen Bereichen Konsumenten die Haltung der Unternehmen hinterfragen und wie Marken diesen neuen Anforderungen gerecht werden können.

ISPO Re.Start Days

Weitere Informationen:
ISPO ISPO Munich
Quelle:

Messe München GmbH

(c) SANITIZED AG
16.06.2020

„WAS WENIGER RIECHT, MUSS SELTENER GEWASCHEN WERDEN“

Schweizerische Qualitätsprinzipien plus Innovationskraft: Hygiene und Materialschutz von SANITIZED

Die SANITIZED AG ist als weltweit führendes Schweizer Unternehmen für Hygienefunktion und Materialschutz bei Textilien und Kunststoffen bekannt. Global ausgerichtet, wird mit eidgenössischer Gründlichkeit Pionierarbeit bei der Entwicklung innovativer, wirksamer und sicherer Technologien für antimikrobielle Ausrüstungen geleistet. Textination hatte die Möglichkeit, mit dem CEO Urs Stalder über die wachsende Bedeutung von Hygiene in Zeiten der Pandemie zu sprechen.

Schweizerische Qualitätsprinzipien plus Innovationskraft: Hygiene und Materialschutz von SANITIZED

Die SANITIZED AG ist als weltweit führendes Schweizer Unternehmen für Hygienefunktion und Materialschutz bei Textilien und Kunststoffen bekannt. Global ausgerichtet, wird mit eidgenössischer Gründlichkeit Pionierarbeit bei der Entwicklung innovativer, wirksamer und sicherer Technologien für antimikrobielle Ausrüstungen geleistet. Textination hatte die Möglichkeit, mit dem CEO Urs Stalder über die wachsende Bedeutung von Hygiene in Zeiten der Pandemie zu sprechen.

1935 gegründet, liegt der Mehrheitsbesitz der SANITIZED Aktiengesellschaft heute noch bei den Gründerfamilien. Sie sind Marktführer in Europa für Hygienefunktionen und Materialschutz bei Textilien und Kunststoffen. Wenn Sie sich jemandem, der das Unternehmen nicht kennt, in 100 Worten vorstellen müssten: Was hat Sie besonders in der Entwicklung des Unternehmens beeinflusst und einzigartig gemacht?
Geruch in Schuhen zu verhindern, damit begann es 1935. Daraus entstanden ist unser Geschäftsmodell: Der antimikrobielle Schutz von Kunststoffen und Textilien.
SANITIZED entwickelt individuell auf die Schutzziele der Endprodukte abgestimmte und gebrauchsfertige Additive, die beispielsweise gegen Geruchsentwicklung in Berufsbekleidung, gegen Permastink in Synthetiktextilien oder gegen Schimmelbildung wirken.

Einzigartig ist der 360 Grad Service: Dazu gehören die Begleitung bei Produktentwicklung, der Support für jegliche regulatorischen Fragen sowie die Unterstützung bei Marketingthemen.
SANITIZED AG ist global aktiv und dennoch schweizerischen Qualitätsprinzipen verpflichtet. Weltweit nutzen über 400 Marken die Ingredient Brand Sanitized® auf ihren Endprodukten.

Think global – act local? Sie haben Schwestergesellschaften in Frankreich, den USA und in Asien. Ihre Wurzeln und das Headquarter sind in der Schweiz. Durch die Pandemie stellt sich aktuell verstärkt die Frage nach intakten Lieferketten. Was bedeutet das in Zukunft für Ihr Unternehmen?
Die breite globale Aufstellung ermöglicht es uns in der Tat Geschäfte lokal zu tätigen. Die lokale Verankerung ergibt Synergien, auch im Sourcing. Das wird für uns zukünftig noch wichtiger. Und natürlich sind auch die Themen der Schnelligkeit und Kundennähe ein positiver Aspekt dieser Ausrichtung.

Vom Textil über die Kunststofffläche bis zur Dose: 2018 wurde die SANITIZED Preservation AG gegründet, die sich um Farben und Coatings kümmert. Damit erschließt SANITIZED einen weiteren Markt. Welche Märkte interessieren Sie besonders und von welchen Produktbereichen fühlen Sie sich besonders herausgefordert?
Kunden wollen Farben und Lacke ohne Lösungsmittel, das ist besser für Mensch und Umwelt. Doch bei den alternativen, wasserbasierenden Produkten besteht ein großes Risiko von Verunreinigungen durch Mikroben. Das beginnt bereits bei der Produktion, setzt sich bei der Lagerung in der Dose fort und ebenso in der Anwendung. Die Folge ist Schimmelbildung.

Besonders in hygienesensiblen Bereichen der Industrieproduktion und natürlich im medizinischen Umfeld ist ein antimikrobieller Schutz für Anstriche oder Beschichtungen hoch relevant. In den Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit vervielfacht sich das Verunreinigungs- und Schimmelrisiko. Auch deshalb ist Indien ein Wachstumsmarkt für diesen Geschäftsbereich.

Neue Wege zu gehen, bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten - und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche unternehmerische Entscheidung sind Sie im Nachhinein besonders froh, sie getroffen zu haben?
Lassen Sie mich nur drei für die Unternehmensentwicklung wichtigen Entscheidungen nennen: Das ist definitiv die Gründung des Geschäftsbereichs SANITIZED Preservation. Hier geht es um den antimikrobiellen Schutz von Farben und Lacken. Auch der Aufbau unseres hauseigenen TecCenters, in dem wir Laborservices noch schneller durchführen können, gehört dazu. Es wurde kürzlich vom International Antimicrobial Council akkreditiert. Und ganz aktuell ist es die Vertriebskooperation mit Consolidates Pathway auf dem US-amerikanischen Markt für unsere Textil-Hygienefunktionslösungen.

Sie sagen, dass Innovation in der DNA des Unternehmens verankert sei. Wie leben Sie Ihr Innovationsmanagement und welche Rolle spielen dabei die Anforderungen der Endverbraucher und Ihrer Industriekunden?
Wir selbst und unsere globalen Vertriebspartner sind in engem Austausch mit den Herstellern von textilen Produkten. Auch deshalb kennen wir die Anforderungen und die Bedürfnisse des Marktes. Aus der Nische in den Massenmarkt drängt das Thema Nachhaltigkeit. Genau hierfür wurde unser Produkt Sanitized® Odoractiv 10 entwickelt und mit dem Swiss Innovation Award ausgezeichnet. Es handelt sich um eine dual wirkende, biozidfreie, patentierte Technologie gegen Geruchsentwicklung und Geruchsadsorption in Textilien.

Viele Kunden schätzen unsere Expertise und nutzen sie bei der Entwicklung neuer Produkte, damit innovative Textilien mit Zusatznutzen für die Anforderung des Marktes entstehen.

Maßgeschneidert oder Lösungen nur für Großkunden? Das Thema Individualisierung bis zur Losgröße 1 nimmt heute einen breiten Raum ein. Wie stehen Sie zu individuellen Produktlösungen – oder können Sie mit dem 40 Produkte umfassenden Sanitized-Portfolio alles abdecken?
Wir verfügen über einen sehr vielseitig einsetzbaren Technologie-„Baukasten“.Auf die speziellen Kundenbedürfnisse und die jeweiligen Produktanforderungen individuell einzugehen, gehört zu unserem täglichen Geschäft. Hierzu bieten wir maßgeschneiderte Rezepturen an und unser umfassendes Applikations-Knowhow fließt in die Beratung für die individuelle Anwendungssituation beim Kunden ein.

Für Nachhaltigkeit gibt es die verschiedensten Definitionen. Kunden erwarten unter diesem Begriff alles – von Klimaschutz bis Ökologie, von vor Ort-Produktion in der Region bis zum Ausschluss von Kinderarbeit usw. Textilfinishing hat nicht immer einen unproblematischen Klang.
Das öffentliche Beschaffungswesen stellt immer mehr auf nachhaltige Textilien um. Was bedeutet das für SANITIZED und was tun Sie, um den Begriff der Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen mit Leben zu füllen, und auf welche Aktivitäten und Zertifizierungen setzen Sie besonders?

Für uns ist die Ressourcenschonung ein zentrales Thema. Da wir das Thema Nachhaltigkeit entlang der gesamten Produktionskette „mitdenken“, also auch in Forschung und Entwicklung, sind ressourcenschonende Applikationstechniken für die Textilindustrie für uns wichtig. Sanitized® Additive können in Standardproduktionsprozesse integriert werden, sodass zusätzlicher Energieaufwand für ergänzende Veredelungsabläufe entfällt.

Auch biozidfreie Produkte sind in unserem Portfolio zu finden. Sanitized® Odoractiv10 verhindert, dass Gerüche an Textilien anhaften. Sanitized® Mintactiv nutzt die natürliche antibakterielle Wirkung der Minze und wurde speziell für Baumwolltextilien entwickelt.

Und was weniger riecht, muss seltener gewaschen werden. Dies spart Wasser und Strom und verlängert die Nutzungsdauer des Textils.

SANITIZED unterstützt seine Kunden durch eine sogenannte 360°-Serviceleistung. Was verstehen Sie darunter und warum konzentrieren Sie sich nicht ausschließlich auf die technischen Aspekte der Produkte?
Die Marke SANITIZED möchte ihren Kunden echten Mehrwert stiften. Deshalb haben wir unsere Kernkompetenz als Entwickler und Anbieter von innovativen antimikrobiellen Additiven um einen Rundum-Service erweitert. Naheliegend ist die Begleitung beim Produktionsprozess, das gehört natürlich dazu. Wir unterstützen darüber hinaus mit aktuellstem Wissen bei regulatorischen Fragen – weltweit. Und für unsere Lizenzpartner, die Sanitized® als Ingredient Brand nutzen, bieten wir umfassenden Marketing-Support. Korrekte Werbeaussagen zu treffen, ist nicht nur in Zeiten von Corona wichtig. Denn es geht immer um Transparenz und Sicherheit für die Menschen. Abmahnung oder Lieferstopps wegen falscher Claims können verhindert werden.

Die Zusammenarbeit mit den Instituten ist absolut sinnvoll; schließlich ist es ihre Aufgabe, für Unternehmen Forschungen anzustellen, die diese allein nicht schultern können. Prüfeinrichtungen gehören dazu, genauso wie das Beantragen von Fördergeldern, das nur in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten möglich ist. Allerdings sind sie öffentliche Einrichtungen und haben daher per se eine andere Zielsetzung als ein Unternehmen: Wir müssen eine vielversprechende Idee schnellstmöglich auf den Markt bringen, damit sie einen Ertrag bringt. Diesen Druck hat ein Forschungsinstitut nicht.

Welches Ziel verfolgen Sie beispielsweise mit der Webpräsenz https://www.sanitized.house?
Ja, es mag ungewöhnlich anmuten, wenn SANITIZED als B2B Unternehmen eine Plattform für Endkunden konzipiert. Doch mehr als 400 Marken nutzen Sanitized® als Ingredient Brand. Wir sind also über diesen Weg mit den Endkunden verbunden.

Im Sanitized® the house können Besucher in einem virtuellen Haus spielerisch erleben, in welchen Lebensbereichen Hygiene- und Materialschutz zur Lebensqualität beiträgt. Ein Klick in den Kleiderschrank verlinkt zu Produkten –inklusive Markennennung –, die mit Sanitized® ausgerüstet wurden: Bekleidung im Kleiderschrank, der Teppich im Wohnzimmer oder das Handtuch im Bad. Das probiert man am besten selbst mal aus.

Das Unternehmen arbeitet konsequent daran, Sanitized® als Marke zu implementieren. Die Hygienefunktion für Textilien und Kunststoffe soll dokumentiert werden und so Kunden und Konsumenten einen Mehrwert bieten. Gerade im Bekleidungs-, Sports- und Outdoor-Segment ist Co-Branding nicht immer gern gesehen. Wie steinig war der Weg, bis Sanitized® als Ingredient Brand vom 400 Lizenz-Partnern am Produkt ausgelobt wurde?
Natürlich gibt es Marken, die keinen zweiten Brand auf ihrem Endprodukt wünschen. Doch ein Trend lässt zunehmend mehr Hersteller umdenken: Kunden stellen immer häufiger Fragen nach Inhaltsstoffen, nach der Herkunft. Aufklärung und Transparenz sind wachsende Bedürfnisse. Und genau hierzu tragen wir bei. Und darüber hinaus ist dies eine Chance für eine Textilmarke in der Flut der Anbieter positiv aufzufallen. Differenzierung durch Mehrwert – gestiftet durch Schweizer Technologie von SANITIZED. Das sind Argumente, die weltweit funktionieren.

Sie haben ein breit gefächertes Netzwerk, sind beispielsweise seit Gründung von bluesign® deren Systempartner oder arbeiten im Vertrieb mit Archroma eng zusammen, um nur zwei herauszugreifen. Worin sehen Sie den besonderen Wert von Partnerschaften? Gibt es Segmente, in denen Sie sich neue Partner und Kooperationen vorstellen können?
Partnerschaften sind wichtig und funktionieren, wenn man gemeinsame Ziele verfolgt und sich gegenseitig befruchten kann. Ganz neu ist eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Consolidates Pathway in den USA.

Auf welchen gesellschaftlich relevanten Themenfeldern sehen Sie in den nächsten 5 Jahren besonders großen Innovations- und Handlungsbedarf? Wie ist Ihre Einschätzung, dass Ihr Unternehmen mit seinen Produkten dafür Lösungen anbieten können wird? Und welche Rolle spielen bei dieser Einschätzung die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie?
Was die Corona-Pandemie langfristig verändern wird, kann niemand vorhersagen. Der Umweltschutz und damit die Schonung unserer Ressourcen ist und bleibt ein wichtiges Thema.
Dass die Textilindustrie hierzu eine Menge beitragen kann, dringt langsam auch in das Bewusstsein der breiten Masse. Stichworte sind Billigproduktion oder Wasserverbrauch für Jeansherstellung. Die Menschen werden sensibler, was Unternehmen und Marken tun. Umso wichtiger wird es sein, offen und transparent zu agieren und zu kommunizieren.
Für SANITIZED ist es ein Selbstverständnis, dass nur Produkte mit offiziellen Zulassungen eingesetzt werden und dass wir nach dem blue-sign Prinzip arbeiten. Hier beginnen die Nachvollziehbarkeit und die Transparenz.


Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

(c) Messe Frankfurt
09.06.2020

Auf Wiedersehen Berlin – Hallo Frankfurt! Premium / Seek und Neonyt wechseln von der Spree an den Main

  • Frankfurt am Main will zum „neuen Hotspot der internationalen Fashion- und Lifestyleszene“ werden  

Messe Frankfurt und Premium Group haben gestern, am 08. Juni 2020, die Frankfurt Fashion Week unter dem Titel „Unveiling The Unexpected“ aus der Taufe gehoben. Ab Sommer 2021 werde die Rhein-Main-Metropole zur neuen Heimat für eine zukunftsorientierte Mode- und Lifestyle-Community, mit Tradeshows, Konferenzen, Runways und Events basierend auf den Säulen Digitalisierung und Nachhaltigkeit, so die beiden Messegesellschaften.

  • Frankfurt am Main will zum „neuen Hotspot der internationalen Fashion- und Lifestyleszene“ werden  

Messe Frankfurt und Premium Group haben gestern, am 08. Juni 2020, die Frankfurt Fashion Week unter dem Titel „Unveiling The Unexpected“ aus der Taufe gehoben. Ab Sommer 2021 werde die Rhein-Main-Metropole zur neuen Heimat für eine zukunftsorientierte Mode- und Lifestyle-Community, mit Tradeshows, Konferenzen, Runways und Events basierend auf den Säulen Digitalisierung und Nachhaltigkeit, so die beiden Messegesellschaften.

Für den Sommer 2021 ist der Kick-Off für die Frankfurt Fashion Week geplant. Dafür haben sich der weltweit größte Messe-, Kongress- und Eventveranstalter mit eigenem Gelände – die Messe Frankfurt – und der Veranstalter Europas größter Modemesse – die Premium Group – als Initiatoren sowie die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen als Gastgeber zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie in Frankfurt am Main ein vollkommen neues Ecosystem für Tradeshows, Konferenzen, Runways und Events für Professionals und Konsumenten schaffen.
 
„Damit wird die Wirtschaftsmetropole Frankfurt zum neuen Hotspot der Fashion- und Lifestyleszene und zur neuen internationalen Fashionmetropole. Die Realisierung einer Frankfurt Fashion Week bietet für die Stadt Frankfurt eine einmalige und internationale wirtschaftliche Chance. Wir rechnen mit einer Umwegrentabilität von über 200 Millionen Euro pro Jahr für unsere Heimatstadt und die Region“, betonte Peter Feldmann, der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, in der Pressekonferenz.

„Damit wird die Wirtschaftsmetropole Frankfurt zum neuen Hotspot der Fashion- und Lifestyleszene und zur neuen internationalen Fashionmetropole. Die Realisierung einer Frankfurt Fashion Week bietet für die Stadt Frankfurt eine einmalige und internationale wirtschaftliche Chance. Wir rechnen mit einer Umwegrentabilität von über 200 Millionen Euro pro Jahr für unsere Heimatstadt und die Region“, betonte Peter Feldmann, der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, in der Pressekonferenz.
 
„Diese besondere Messe für Frankfurt am Main zu sichern, ist eine große Chance, um unser Image national und weltweit zu stärken. Die Stadt ist bereit dazu, die notwendigen Mittel in den nächsten Jahren aufzubringen, um den Menschen aus Nah und Fern zu zeigen, dass Frankfurt genau der kreative Ort ist, wo die Fashion Week reinpasst und dazugehört. Gemeinsam mit dem Land Hessen und der Messe Frankfurt wollen wir als Stadt Frankfurt, dass die Frankfurt Fashion Week erfolgreich durchstartet und Frankfurt zu dem Deutschen Modezentrum macht. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten“, ergänzt Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker, der zusammen mit Wirtschaftsdezernent Markus Frank die Entwicklungsmöglichkeiten der Fashion Week in Frankfurt am Main aufgezeigt hat.

Bankenkapitale und Fashionmetropole
Wolkenkratzer und Gründerzeitvillen. Bausünden und architektonische Meisterwerke. Business und Bürgerlichkeit. Rotlichtmilieu und Luxusmeile. In diesem Spannungsfeld möchte die Frankfurt Fashion Week neue Impulse setzen.

„Die Rhein-Main-Region ist der perfekte Ort für die Ausrichtung eines international so bedeutenden Ereignisses. Denn wir sind weltoffen und international: In Hessen leben 6,2 Millionen Menschen, ein Drittel von ihnen hat Wurzeln in anderen Ländern und Hessen als Heimat. So bunt und individuell ist auch die Mode. Zugleich ist eine Veranstaltung wie die zukünftige Frankfurt Fashion Week für den Messestandort Frankfurt von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Das ist ein wichtiges und positives Signal für eine von den Folgen der Corona-Pandemie gebeutelte Branche. Hinzu kommt: Das Land Hessen setzt sich für nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcen- und Klimaschutz ein, die Förderung der Kreativwirtschaft ist seit Jahren Ziel hessischer Wirtschaftspolitik. Die Frankfurt Fashion Week hat Nachhaltigkeit als strategische Säule definiert. Auch aus diesem Gesichtspunkt ist sie ein echter Zugewinn und könnte nicht besser zu Frankfurt und Hessen passen“, erläuterte Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Stellvertretender Ministerpräsident des Landes Hessen.    

Das Herzstück der Frankfurt Fashion Week bilden Europas große Modemessen: PREMIUM, europaweit relevante Businessplattform für Advanced Women’s and Menswear, SEEK, progressive Tradeshow für Contemporary Fashion, und NEONYT, der Hub für Sustainable Fashion. Gemeinsam mit den Konferenzen FashionSustain und FashionTech ziehen sie von Berlin nach Frankfurt am Main.

„Fünf Plattformen, drei Messen, zwei Konferenzen, über 2.000 Designer, Brands und Modeunternehmen – die Frankfurt Fashion Week wird zu einem hochgradig attraktiven und relevanten Standort für das internationale Modebusiness. Wir glauben an das Konzept einer physischen Fashion Week. Aber anders als man es bisher kennt. Die Frankfurt Fashion Week ermöglicht es uns, unsere textile Kompetenz mit weltweit über 50 Textilmessen voll auszuspielen. Es ergeben sich neue Synergien entlang der kompletten Wertschöpfungskette“, betonte Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.    
„Die Frankfurt Fashion Week richtet sich ganz bewusst an eine zukunftsorientierte, digital-affine Fashion- und Lifestyle-Commu¬nity. B2B, B2C, B2P, P2P – alle Wege sind offen. Wenn Fashion, Lifestyle, Digitalinnovationen und Nachhaltigkeit eine Synthese eingehen – dann entsteht etwas Neues, Unerwartetes. Genau das ist unser Anspruch. Unveiling The Unexpected. Frankfurt ist dafür ein neuer, unverbrauchter Standort. Wir freuen uns drauf“, so Anita Tillmann, Managing Partner der Premium Group.

New Technology meets Applied Sustainability
Die Frankfurt Fashion Week will Fashion, Design, Nachhaltigkeit und Technologie vereinen, unerwartete Kooperationen hervorbringen und zeigen, was heute schon möglich ist. „Applied Sustainability“ und „Applied Digitisation“ sind die strategischen Säulen. Die Frankfurt Fashion Week präsentiert innovative, nachhaltigere Produkte, Kollektionen und Geschäftsmodelle dem breiten Markt. Zugleich soll sie die zukunftsorientierte Verbindung von Mode und Technologie als Teil der real-digitalen Wirklichkeit fördern.

Weitere Informationen:
SEEK, Fashion Week Premium Group Neonyt
TÜV Rheinland testet Corona-Schutzmaterialien und Arbeitsschutzprojekte (c) TÜV Rheinland
26.05.2020

TÜV Rheinland testet Corona-Schutzmaterialien und Arbeitsschutzprojekte

Seit dem Ausbruch der weltweiten Corona- Pandemie sind die Herstellung und der Handel mit geeigneten Schutzmaterialien wie Atemschutzmasken zu einem Hochrisikobereich für alle Beteiligten geworden.

„Die Qualität und Sicherheit der angebotenen Schutzmaterialien ist aktuell nicht nur erheblichen Schwankungen ausgesetzt, sondern immer häufiger stammen Waren aus zweifelhaften Quellen, sind hygienisch hoch bedenklich, teilweise völlig unbrauchbar“, erklärt Dipl.-Ing. Ralf Scheller, Mit-glied des Vorstands der TÜV Rheinland AG. „Wir stehen weltweit im direkten Kontakt zu Regierungen, Ministerien, kommunalen Behörden oder Unternehmen aus dem Gesundheitssektor und er-fahren immer häufiger von Fällen und Vorkommnissen, in denen Lieferketten schlicht kollabieren und überteuerte Waren nicht ankommen.“

Seit dem Ausbruch der weltweiten Corona- Pandemie sind die Herstellung und der Handel mit geeigneten Schutzmaterialien wie Atemschutzmasken zu einem Hochrisikobereich für alle Beteiligten geworden.

„Die Qualität und Sicherheit der angebotenen Schutzmaterialien ist aktuell nicht nur erheblichen Schwankungen ausgesetzt, sondern immer häufiger stammen Waren aus zweifelhaften Quellen, sind hygienisch hoch bedenklich, teilweise völlig unbrauchbar“, erklärt Dipl.-Ing. Ralf Scheller, Mit-glied des Vorstands der TÜV Rheinland AG. „Wir stehen weltweit im direkten Kontakt zu Regierungen, Ministerien, kommunalen Behörden oder Unternehmen aus dem Gesundheitssektor und er-fahren immer häufiger von Fällen und Vorkommnissen, in denen Lieferketten schlicht kollabieren und überteuerte Waren nicht ankommen.“

Teilweise steckt dahinter kriminelles Treiben, wenn bespielweise Zertifikate gefälscht oder Waren mehrfach verkauft werden. Die Experten von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) bei TÜV Rheinland werden daher immer häufiger zu Einsätzen vor Ort in den Herstellungsländern gerufen. Sie testen die Schutzmaterialien in ihrem weltweiten Labor-Netzwerk direkt vor Ort, überprüfen Dokumente oder überwachen den Transport der Waren vom Hersteller bis zum Kunden.

Unterstützung und Begleitung von multinationalen Hilfsprojekten
„Seit Beginn der Pandemie unterstützen wir viele multinationale Hilfsprojekte und engagieren uns selbst wie im Kreis Heinsberg, wo wir 9.000 FFP3-Schutzmasken für den intensiv-medizinischen Bereich gespendet haben“, erklärt Scheller. „Auch unsere Kolleginnen und Kollegen in China haben kürzlich durch qualitätssichernde Maßnahmen in der Lieferkette eine Hilfssendung von mehreren Millionen Schutzmasken, Schutzbekleidung und Hand-schuhen sowie vieler Beatmungsgeräte unterstützt, die von einem privaten Spender nach Großbritannien verschickt wurde.“

Bei persönlicher Schutzausrüstung stehen für TÜV Rheinland die Sicherheit und Qualität im Vordergrund. Umso wichtiger ist es, dass Sicherheitskleidung die entsprechenden Anforderungen er-füllen, sodass ihre Schutzfunktion sichergestellt werden kann.

„Unsere Experten führen alle relevanten Prüfungen und Zertifizierungen an persönlichen Schutz-ausrüstungen gemäß PSA Verordnung 2016/425 durch. Durch die langjährige und aktive Gremienarbeit im Bereich PSA sind wir nah am Marktgeschehen und besitzen ein umfangreiches Know-how“, weiß Dr.-Ing. Kristina Fuhrmann, Abteilungsleiterin Textil und PSA bei TÜV Rheinland. „Die so gewonnene Fachexpertise fließt in unsere tägliche Arbeit mit ein und spiegelt sich in umfangreichen Dienstleistungen wider.“ So werden beispielsweise sogenannte „Community Masken“ zahlreichen chemischen und physikalischen Prüfungen nach einer eigenen Prüfgrundlage (2PFG S 0193/04.20) unterzogen und können zusätzlich mit einem TÜV Rheinland-Prüfzeichen (Schad-stoffgeprüft) versehen werden. Community Masken werden überwiegend aus textilen Stoffen gefertigt und dienen als Barriere. Medizinische Masken sowie OP-Masken können hingegen über TÜV Rheinland Greater China getestet beziehungsweise kontrolliert werden. „Unsere Dienstleistungen erstrecken sich auf viele Arten von Schutzkleidung“, so Fuhrmann. Hinzu kommt der große Bereich an Medizinprodukten, wie beispielsweise Beatmungsgeräte.

TÜV Rheinland begleitet auch Arbeitsschutzprojekte in Corona-Zeiten
Geschäfte, Möbelhäuser und Elektromärkte dürfen wieder öffnen, Betriebe nehmen die Produktion wie-der auf – für sie alle gilt: Der Infektionsschutz für die Beschäftigten muss erhöhten Ansprüchen genügen und der normale Arbeits- und Gesundheitsschutz weiterhin erfüllt werden. Den Rahmen für die erweiterten Schutzmaßnahmen steckt der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard des Bundesarbeitsministeriums ab. Arbeitgeber sind verpflichtet, für ihr Unternehmen geeignete Maßnahmen festzulegen, umzusetzen und die Kontrolle zu überwachen. Dabei sind die Lösungen so individuell wie die Unternehmen: Gilt es in einem Produktionsbetrieb die Schichtpläne zu entzerren und den Kontakt der Mitarbeitenden zu minimieren, stellen sich in einem Verkaufshaus andere Herausforderungen: Wie können beispielsweise die Kundenströme geleitet werden, um den Mindestabstand zu wahren? Wie werden Kundenberaterinnen und -berater, Kassiererinnen oder Kassierer und Lieferanten geschützt?

„Unsere Experten haben für den SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales einen detaillierten Leitfaden entwickelt, um Unter-nehmen bei der aufwändigen Implementierung der strengen Auflagen zu beraten und zu unterstützen“, erklärt Dipl.-Ing. Norbert Wieneke, Geschäftsfeldleiter Betriebliches Gesundheitsmanagement, Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland. Die Vorgaben des SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards umfassen persönliche, organisatorische und bauliche Hygienemaßnahmen sowie die dazugehörigen Unterweisungen. Sie gehen mit Angeboten für die betriebsärztliche und psychologische Beratung der Mitarbeitenden sowie von Risikogruppen einher und noch deutlich dar-über hinaus. Es liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers, Corona-Verdachtsfälle unter Mitarbeitenden zu identifizieren und im Falle einer erkannten Infektion eine Routine zur Pandemievorsorge im Unternehmen zu etablieren. Um dieser umfassenden Aufgabenstellung gerecht zu werden, sind Fachkenntnisse von Arbeitsmedizinerinnen und -medizinern, Fachkräften für Arbeitssicherheit, Betriebspsychologinnen und -psychologen sowie Gesundheitsexperten notwendig. In den interdisziplinären Teams von TÜV Rheinland arbeiten diese Fachleute bereits erfolgreich zusammen und setzen branchenübergreifende Projekte für ihre Kunden um.

Quelle:

TÜV Rheinland

Foto: bvse-Fachverband Textilrecycling
20.05.2020

Corona-Virus drängt Alttextilbranche in Überlebenskampf

Die Maßnahmen zur Reduktion der Verbreitungsgeschwindigkeit der COVID-19-Epidemie fordern stündliche neue und flexible Anpassungen von Systemabläufen und Wirtschaftsvereinbarungen. In diesen schwierigen Zeiten bauen die Alttextilunternehmen auf einen engen lösungsorientierten Dialog mit ihren Vertragspartnern.

Die Mitglieder des bvse-Fachverbandsvorstand Textilrecycling schlagen Alarm, denn die wirtschaftliche Ausgangssituation für Alttextilunternehmen spitzt sich täglich weiter zu.

„Immer mehr Sortieranlagen beantragen aufgrund der Corona-Krise Kurzarbeit oder schließen die Betriebe aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen komplett“, beschreibt der bvse-Vizepräsident und Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling, Martin Wittmann, die aktuelle Lage.

Die Maßnahmen zur Reduktion der Verbreitungsgeschwindigkeit der COVID-19-Epidemie fordern stündliche neue und flexible Anpassungen von Systemabläufen und Wirtschaftsvereinbarungen. In diesen schwierigen Zeiten bauen die Alttextilunternehmen auf einen engen lösungsorientierten Dialog mit ihren Vertragspartnern.

Die Mitglieder des bvse-Fachverbandsvorstand Textilrecycling schlagen Alarm, denn die wirtschaftliche Ausgangssituation für Alttextilunternehmen spitzt sich täglich weiter zu.

„Immer mehr Sortieranlagen beantragen aufgrund der Corona-Krise Kurzarbeit oder schließen die Betriebe aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen komplett“, beschreibt der bvse-Vizepräsident und Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling, Martin Wittmann, die aktuelle Lage.

Die in Deutschland gesammelten Altkleidermengen gehen währenddessen mit zunehmendem „Social-Distancing“, bereits bestehender oder noch zu erwartender Ausgangsbeschränkungen und einhergehenden Schließungen von Sammelstellen und Wertstoffhöfen in vielen Regionen stark zurück.

„Auf der Absatzseite sieht es noch düsterer aus. Mittlerweile verhindern weltweit angeordnete Maßnahmen, wie Ausgangssperren und Versammlungsverbote, die Möglichkeiten, überhaupt noch Erlöse zu erzielen. So müssen aufgrund behördlicher Anordnungen überall, auch in Osteuropa, Secondhand-Läden schließen. Damit versiegt die Nachfrage nach Altkleidern nahezu komplett.
Auch die afrikanischen Märkte leiden, angesichts knapper Geldmittel der einheimischen Verbraucher, am entsprechenden Nachfragemangel.  

So sind die für den Absatz der sortierten Ware notwendigen Märkte seit Mitte März 2020 global zusammengebrochen. Eine Vermarktung von tragbarer Second-Hand-Kleidung, aber auch von Produkten im Bereich des Recycling und Putzlappensegmentes, ist aktuell weltweit nicht möglich. Somit gibt es derzeit keinerlei Perspektiven der Erlöserzielung im Endkundenbereich. Da die Transitzeit eines Alttextilstückes von der Erfassung über die Sortierung bis hin zur Endvermarktung in einem  der weltweiten Märkte bis zu vier Monaten dauen kann, wird diese Situation sicherlich ebenso lange dauern, da eine positive Änderung der derzeitigen Pandemie-Gesamtlage nicht vorausgesetzt werden kann.

Den in Deutschland tätigen Entsorgern der Alttextilbranche geht es daher derzeit nur noch darum, die betrieblichen Strukturen aufrecht zu erhalten, um zu späterer Zeit Möglichkeiten zu finden, die bisherigen Vereinbarungen erfüllen zu können.

„Was wir jetzt dringend brauchen, sind gemeinsame, faire und wirtschaftsverträgliche Lösungen mit all unseren Vertragspartnern, damit beide Seiten diese Krise überstehen können. Die Situation auf vielen kommunalen, karitativen und oder privaten Plätzen sieht derzeit so aus, dass wir die Dienstleistung der Abfallsammlung und -verwertung zu hohen Kosten aufrechterhalten, aber aktuell nicht wissen, ob wir aufgrund der höheren Gewalt dafür auch entlohnt werden.“ erklärte Wittmann.

Erste Unternehmen der Branche haben daher schon  Übereinkommen mit Kommunen geschlossen. Im Gegenzug für eine vorläufige Aussetzung der Zahlungsverpflichtungen für die Miete von Containerplätzen oder übernommene Sammelware wollen die privaten Unternehmen, trotz eigener Personalengpässe und erschwerten Bedingungen, alles dafür tun, um sicherzustellen, dass die Verwertung der Altkleider und Säuberung der Sammelplätze im Interesse des Allgemeinwohls weiterhin gewährleistet bleibt.

„Gleichzeitig möchten wir an alle Beteiligten appellieren, dass man bei krisenbedingten verspäteten Abholungen und Containerleerungen Verständnis hat. Die Bürger bitten wir dringend, keine Sammelware neben die Container zu stellen. Solange wir genügend Personal zur Verfügung haben, wird jeder Container geleert.“ versprach bvse-Vizepräsident Martin Wittmann.

12.05.2020

TEXTIL-INITIATIVEN FORDERN REGIERUNGEN UND UNTERNEHMEN ZUM HANDELN AUF

Zehn Initiativen und Organisationen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen, rufen mit ih-ren rund 2000 Mitgliedern in einer gemeinsamen Erklärung Regierungen und Textil-Unternehmen zum dringenden Handeln in der Corona-Krise auf.

Die Initiativen legten Ende April eine gemeinsame Vision für soziale Absicherung und verantwortliches unternehmerisches Handeln in dieser Krise vor.
 
AGT, amfori, Better Buying, Fair Labor Association, Fair Wear Foundation, ETI Norway und ETI UK, IDH, das Bündnis für nachhaltige Textilien und Solidaridad äußerten sich in der gemeinsamen Erklärung tief besorgt um die Gesundheit und die Lebensgrundlage von Millionen von Arbeiterinnen und Arbeitern in der Bekleidungsindustrie und deren Familien.

Zehn Initiativen und Organisationen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen, rufen mit ih-ren rund 2000 Mitgliedern in einer gemeinsamen Erklärung Regierungen und Textil-Unternehmen zum dringenden Handeln in der Corona-Krise auf.

Die Initiativen legten Ende April eine gemeinsame Vision für soziale Absicherung und verantwortliches unternehmerisches Handeln in dieser Krise vor.
 
AGT, amfori, Better Buying, Fair Labor Association, Fair Wear Foundation, ETI Norway und ETI UK, IDH, das Bündnis für nachhaltige Textilien und Solidaridad äußerten sich in der gemeinsamen Erklärung tief besorgt um die Gesundheit und die Lebensgrundlage von Millionen von Arbeiterinnen und Arbeitern in der Bekleidungsindustrie und deren Familien.

Covid-19 habe verheerende Auswirkungen auf die weltweite Textilindustrie. Die meisten Fabrikar-beiterinnen und -arbeiter verdienten zu wenig, um sich und ihre Familien angemessen zu versorgen. Da soziale Sicherungssysteme in vielen Ländern fehlen, treffe die aktuelle Krise diese Men-schen besonders hart.

Arbeiterinnen und Arbeiter brauchen Hilfsfonds
Die Initiativen und Organisationen appellieren in ihrem Schreiben an die Regierungen in den Produktionsländern, die Einkommen und die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter zu schützen und Arbeitgeber bei dieser Aufgabe zu unterstützen: „Die Fabriken müssen die fristgerechte Zahlung der Löhne und Gehälter an die Arbeiterinnen und Arbeiter sicherstellen, die aktiv beschäftigt bleiben.“
Sollten Fabriken zeitweise schließen müssen, sollte es für alle Beteiligten oberste Priorität sein, die Arbeiterinnen und Arbeiter direkt zu unterstützen oder ihnen beim Zugang zu Finanzmitteln zu helfen. Nur so könnten diese die Zeit überbrücken, in der sie nicht arbeiten können.

Auch Regierungen der importierenden Länder und multilaterale Organisationen müssten nun handeln. Neben der Unterstützung für Handels- und Markenunternehmen sollten sie auch Hilfsfonds für die Menschen in den Produktionsländern bereitstellen.

Sieben der zehn Initiativen und Organisationen sind mitgliederbasiert und stehen für rund 2000 Handels- und Markenunternehmen, die derzeit vor immensen Herausforderungen stünden. Trotz der dramatischen Situation seien Unternehmen gefordert, ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen und gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern Lösungen zu finden. Die Erklärung enthält eine Liste wichtiger Punkte, die Textilunternehmen weltweit beachten sollten. Dazu gehören:

  • Unternehmen sollten die Fabriken dabei unterstützen, nötige Sicherheitsmaßnahmen einzu-richten, um das Infektions-Risiko zu senken.
  • Bereits fertiggestellte und in Produktion befindliche Aufträge sollten möglichst in voller Höhe bezahlt werden.
  • Unternehmen seien angehalten, Kündigungen geplanter Aufträge zu vermeiden.  
  • Sie sollten sich flexibel zeigen, wenn Fabriken Lieferfristen ändern und/oder Zahlungsmodalitä-ten anpassen müssen.
  • Sie sollten Geschäftsbeziehungen nicht beenden, ohne vorher gemeinsam mit ihren lokalen Partnern nach Alternativen zu suchen.  

Probe für die Zukunft  
Jetzt in der Krise sei dringendes Handeln notwendig. Doch schon jetzt müssten auch langfristige systemische Verbesserungen in Textil-Lieferketten mitgedacht und mitgestaltet werden. Faire Bezahlung und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Händlern, Marken und Zulieferern müssten nach der Krise zur „neuen Normalität“ werden und seien genauso wichtig wie soziale Absicherung.    

„Die aktuelle Situation bietet auch die Chance, soziale Sicherungssysteme nachhaltiger auszugestalten, damit Zeiten der Arbeitslosigkeit für Arbeiterinnen und Arbeiter nicht unmittelbar existenzbedrohend sind,“ heißt es in der Erklärung. Die Initiativen und Organisationen arbeiten auch an zusätzlichen Empfehlungen, um Unternehmen und weitere Akteure in der Zeit nach der Krise zu unterstützen.

Der Text der Erklärung steht zum separaten Download zur Verfügung.

Quelle:

Bündnis für nachhaltige Textilien.

Bild: Christine Sponchia auf Pixabay
05.05.2020

COVID-19: Deutsche Daunen- und Federnindustrie vorbildlich in Sachen Hygiene

  • Update zur Wirtschaftslage der Branche
  • Lieferfähigkeit für das nächste Halbjahr gesichert
  • Onlinehandel gewinnt in der Krise
  • Branchenumfrage des Verbandes der Deutschen Daunen- und Federnindustrie e.V. VDFI und des Traumpass e.V. anlässlich der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie stellt nicht nur jeden Einzelnen von uns, sondern auch unsere Wirtschaftsbetriebe als Branche vor große Herausforderungen. Die Beschlüsse der Bundesregierung und der Bundesländer zur Ladenschließung und zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit haben die mehrheitlich mittelständisch geprägte Daunen- und Federnindustrie über ihre Handelspartner nicht nur absatzseitig hart getroffen. Zur sinkenden Nachfrage kamen internationale Abhängigkeiten der Industrie innerhalb der Lieferketten hinzu, da sowohl das Füllmaterial, die Hüllen als auch die Verpackungsmittel zum großen Teil importiert werden.

  • Update zur Wirtschaftslage der Branche
  • Lieferfähigkeit für das nächste Halbjahr gesichert
  • Onlinehandel gewinnt in der Krise
  • Branchenumfrage des Verbandes der Deutschen Daunen- und Federnindustrie e.V. VDFI und des Traumpass e.V. anlässlich der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie stellt nicht nur jeden Einzelnen von uns, sondern auch unsere Wirtschaftsbetriebe als Branche vor große Herausforderungen. Die Beschlüsse der Bundesregierung und der Bundesländer zur Ladenschließung und zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit haben die mehrheitlich mittelständisch geprägte Daunen- und Federnindustrie über ihre Handelspartner nicht nur absatzseitig hart getroffen. Zur sinkenden Nachfrage kamen internationale Abhängigkeiten der Industrie innerhalb der Lieferketten hinzu, da sowohl das Füllmaterial, die Hüllen als auch die Verpackungsmittel zum großen Teil importiert werden. Die Schließung der Grenzen innerhalb Europas und die global insgesamt angespannte logistische Situation trugen deutlich zur Verschärfung der Situation bei.

In den letzten Tagen starten Bund und Länder vorsichtige Versuche, die Kontaktverbote zu lockern und die Wirtschaft mit Augenmaß wieder hochzufahren. Die Öffnung der Ladengeschäfte und die Fortsetzung der Geschäftstätigkeit veranlassten die Daunen- und Federnverbände, mit einer umfangreichen Umfrage den Status quo der Branche abzufragen.

Die Unternehmen nannten zwar deutliche Umsatzeinbußen, sind aber im Vergleich zu anderen Sektoren aktuell vergleichsweise noch recht glimpflich davongekommen. Zwei Drittel der Betriebe gaben an, aufgrund der Corona-Krise bis zu 25% Umsatzverluste zu verzeichnen. Ca. 17% verorteten den Rückgang bei bis zu 50%, den gleichen Prozentsatz traf es mit einem Rückgang von bis 75% deutlich härter.

Das Branchenstatement des Verbandes anlässlich der Heimtextil im Januar 2020 hatte die Position des Facheinzelhandels aus Sicht der Bettwarenproduzenten noch als stabilisiert bezeichnet: Durch eine Ausweitung des Serviceangebots, wie beispielsweise die Reinigung von Daunen und Federn oder das Nachfüllen in vorhandene Bettwaren, sei das Geschäft vor Ort vermehrt Anlaufpunkt für Verbraucher. Eine Stützung der Beratungskompetenz und der Einsatz von Schlafexperten hätten Wirkung gezeigt. Dieses Bild hat sich durch die Kontaktsperre deutlich gewandelt:

Der deutliche Verlierer hinsichtlich der Nachfrage auf den verschiedenen Absatzkanälen war bedingt durch die Ladenschließungen der stationäre Handel: 92% der befragten produzierenden Unternehmen registrierten sinkende Nachfrage für den Einzel-, 90% für den Möbelhandel und 80% für die Fachmärkte. Sogar für die Discounter, deren Öffnungszeiten nicht betroffen waren, vermerkten 33% einen Nachfragerückgang; 44% schätzten die Nachfragesituation als unverändert ein. Gewinner in der Krise war der Onlinehandel, wenn auch in vielleicht geringerem Maße als erwartet: 45% der deutschen Daunen- und Federnproduzenten verzeichneten eine gestiegene Nachfrage, 36% schätzen das Niveau als unverändert ein.

In Sachen Lieferfähigkeit sieht sich die Industrie in Deutschland gut aufgestellt: Zwei Drittel sieht für die Erfüllung geschlossener Kontrakte innerhalb der nächsten drei Monate keine Engpässe, die Mehrheit hat zudem noch darüber hinaus Kapazitäten frei. Und 55% sichern diese Lieferfähigkeit einschließlich der Befriedigung zusätzlicher Bedarfe sogar für die kommenden sechs Monate zu.

Während 2019 für die deutsche Daunen- und Federnbranche ein Jahr der Konsolidierung war, und sich nach schwierigen Monaten mit stark gestiegenen Rohwarenpreisen eine Beruhigung auf hohem Niveau durchsetzte, gute Vorjahresergebnisse fortgeführt und teilweise sogar gesteigert werden konnten, sind die Einschätzungen für 2020 deutlich pessimistischer.

Was die Preissituation für die kommende Herbst-/Wintersaison anbelangt, gaben sich die Mitgliedsunternehmen mit Prognosen entsprechend zurückhaltend. Die ungeklärte und teilweise sehr fragile Situation in den Lieferländern lässt es momentan nicht zu, belastbare Aussagen zu treffen. Frühestens im Spätsommer kann dazu ein fundiertes Meinungsbild eingeholt werden. Zumal 45% der Unternehmen erwarten, mit Anfragen zu Preisreduktionen konfrontiert zu werden.

Die Daunen- und Federnindustrie ist Profi in Sachen Hygiene. An Daunen und Federn werden höchste Reinheitsanforderungen gestellt: Vor ihrer Verwendung als Füllmaterial müssen sie durch gründliche Wasserwäsche gereinigt und bei einer Temperatur von mindestens 100°C, in der Regel höher, getrocknet werden. Damit entsprechen Bettwaren den Hygieneanforderungen der Europäischen Norm EN 12935. Bakterien, Viren und andere Keime werden so zuverlässig abgetötet. In Ergänzung der geltenden Normen haben die Unternehmen zusätzliche Vorkehrungen getroffen, um Mitarbeiter, Handelspartner und Verbraucher zu schützen.

Neben der intensiven Arbeitsplatz- und Händedesinfektion, die alle Produzenten hochfuhren, konzentrierten sich die Betriebe besonders auf die Entzerrung der Belegschaft. 73% konzipierten Homeoffice-Arbeitsplätze für Mitarbeiter außerhalb der Produktion, 45% führten eine strikte Schichttrennung ein, zwei Drittel verlegten Arbeitszeiten und änderten die Nutzung von Gemeinschaftsräumen, um möglichst wenig Mitarbeiter gleichzeitig im Betrieb zu haben und so ein Ansteckungsrisiko zu minimieren. Gleichzeitig starteten viele Unternehmen die Produktion von Mund-Nasen-Masken und stellten ihre Nähereien dafür zur Verfügung. Eine Liste der produzierenden Unternehmen ist über den Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie VDFI e.V. erhältlich.

Die Bundesregierung hatte mit dem Beginn des Lockdown umfangreiche Finanzhilfen angekündigt, die sich auf Überbrückungszahlungen für Kleinunternehmen, Kreditvergaben, Kurzarbeit und Steuerstundungen konzentrierten. Für den Mittelstand musste nachgebessert werden. In den letzten Wochen trieb die Branche weder die Frage nach Überbrückungskrediten, noch die Minderung der Zinslast primär um; auch Soforthilfen in Form von Finanzspritzen und nicht rückzahlbaren Zuschüssen waren nur für ein Drittel interessant. Die Mehrheit der Verbandsmitglieder konzentrierte sich auf Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität (45%), Steuerstundungen und die Aussetzung der Umsatzsteuervorauszahlungen (73%) sowie die Umstellung auf Kurzarbeit (73%) sowie die beschleunigte Abwicklung und Gewährung des Kurzarbeitergeldes (45%). Zwei Drittel wünschten sich zudem verbindliche Aussagen zur Lockerung der Kontaktsperre und zum Hochfahren der Wirtschaft.

Ein Update zur Branchenumfrage ist für den Spätsommer 2020 geplant.

Quelle:

VDFI e.V. / Traumpass e.V.

Foto: Pixabay
28.04.2020

Meltblown Productive: Fraunhofer ITWM vs. Corona - Mit Mathematik gegen die Krise

  • Meltblown produktiv – ITWM-Software unterstützt bei Vliesstoffproduktion für Infektionsschutz

Simulationen des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM machen Prozesse bei der Herstellung von Vliesstoffen effizienter. So wird im Rahmen des Anti-Corona-Programms von Fraunhofer die Produktion von Infektionsschutz optimiert.
 
Die Vliesstoffproduktion hat in der breiten Öffentlichkeit zurzeit so viel Aufmerksamkeit wie selten, denn Vlies ist in Zeiten der Corona-Pandemie lebenswichtig für den Infektionsschutz im medizinischen Bereich und auch für den Schutz der Gesamtbevölkerung. Einmal-Bettwäsche in Krankenhäusern, OP-Kittel, Mundschutz, Wundschutzauflagen und Kompressen sind einige Beispiele für Vliesstoffprodukte.

  • Meltblown produktiv – ITWM-Software unterstützt bei Vliesstoffproduktion für Infektionsschutz

Simulationen des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM machen Prozesse bei der Herstellung von Vliesstoffen effizienter. So wird im Rahmen des Anti-Corona-Programms von Fraunhofer die Produktion von Infektionsschutz optimiert.
 
Die Vliesstoffproduktion hat in der breiten Öffentlichkeit zurzeit so viel Aufmerksamkeit wie selten, denn Vlies ist in Zeiten der Corona-Pandemie lebenswichtig für den Infektionsschutz im medizinischen Bereich und auch für den Schutz der Gesamtbevölkerung. Einmal-Bettwäsche in Krankenhäusern, OP-Kittel, Mundschutz, Wundschutzauflagen und Kompressen sind einige Beispiele für Vliesstoffprodukte.

Insbesondere in der Intensiv- und Altenpflege werden aufgrund der besonderen Hygieneanforderungen dazu Einmal-Produkte verwendet, die aus Vliesstoffen gefertigt sind. Momentan sind deutliche Engpässe bei der Produktion dieser Materialien zu beobachten. Für die Klasse der Meltblown-Vliesstoffe gestaltet sich eine Effizienzsteigerung der Produktion jedoch schwierig, weil Meltblown-Prozesse hochsensitiv auf Prozessschwankungen und Materialunreinheiten reagieren.  
 
Vlies ist zwar nicht gleich Vlies, aber allen industriell gefertigten Vliesstoffen verhältnismäßig gleich ist das grobe Prinzip ihrer Produktion: Geschmolzenes Polymer wird durch viele feine Düsen gepresst, in einem Luftstrom stark verstreckt und abgekühlt und so zu den typischen weißen Bahnen abgelegt. »Meltblown« heißt der FeinstfaserProzess, dessen Vliesstoffe dafür verantwortlich sind, dass in Gesichtsmasken die entscheidende Filterfunktion gegeben ist.  
 
Bei der Meltblown-Technologie werden nichtgewebte Stoffe direkt aus Granulat hergestellt. Ein spezielles Spinnverfahren in Kombination mit Hochgeschwindigkeits-Heißluft kommt zum Einsatz, um feinfaserige Vliesstoffe mit unterschiedlichen Strukturen zu produzieren. Die Fäden werden durch die turbulente Luftströmung hochgradig verstreckt. Dabei verwirbeln sie in der Luft, verschlingen sich und fallen mehr oder weniger zufällig auf ein Transportband, wo sie weiter verfestigt werden – ein sehr komplexer Prozess. Weltweit bemühen sich Vliesstoffhersteller, ihre Produktionskapazitäten massiv zu steigern.  
 
Digitaler Zwilling optimiert Meltblown-Prozess     
Hier kommt die Software des ITWM ins Spiel. »Mit unserem Fiber Dynamics Simulation Tool FIDYST werden die Bewegungen der Fasern, ihr Fallen und die Ausrichtung, mit der sie auf einem Transportband landen, vorausgesagt. Je nach Prozesseinstellungen entstehen spezifische Turbulenzen und damit Vliesqualitäten, die sich in Struktur, Faserdichte und Festigkeit unterscheiden«, erklärt Dr. Walter Arne vom Fraunhofer ITWM. Er beschäftigt sich am Institut schon seit Jahren mit der Simulation von verschiedenen Prozessen rund um Fäden, Fasern und Filamente.

Die Methodik ist gut übertragbar auf Meltblown-Prozesse. Bei diesen liegt eine der Besonderheiten auf der Simulation der Filamentverstreckung im turbulenten Luftstrom – wie die Verstreckung verläuft, die Dynamik der Filamente und die Durchmesserverteilung. Das sind alles komplexe Aspekte, die mit einbezogen werden müssen, aber auch das Strömungsfeld oder die Temperaturverteilung. Die Simulationen der Forschenden am Fraunhofer ITWM ermöglichen dann einen qualitativen und quantitativen Einblick in die Faserentstehung in solchen Meltblown-Prozessen – weltweit einzigartig in dieser Form, wenn es um die Abbildung eines turbulenten Spinnprozesses (Meltblown) geht.

Vliesstoffhersteller profitieren von Simulation
Was heißt das für die Industrie? Die Produktion von technischen Textilien kann so nicht nur deutlich effizienter werden, sondern die Vliesstoffe lassen sich entwickeln, ohne dies vorab in einer Versuchsstätte zu realisieren. Denn die Simulationen helfen, die Prozesse anhand eines digitalen Zwillings zu prognostizieren und dann zu optimieren. So können Produktionskapazitäten bei gleichbleibender Produktqualität gesteigert werden. Simulationen sparen Experimente, erlauben neue Einblicke, ermöglichen systematische Parametervariationen und lösen Upscaling-Probleme, die zu Fehlinvestitionen beim Übergang von der Laboranlage zur Industrieanlage führen können.

Mit langjähriger Expertise einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten
»Exemplarisch wollen wir dies im Projekt an einer typischen Meltblown-Anlage demonstrieren – hierzu stehen wir mit Partnerunternehmen in Kontakt«, so Dr. Dietmar Hietel, Abteilungsleiter »Transportvorgänge« am Fraunhofer ITWM. »Im Rahmen des Anti-Corona-Programms von Fraunhofer wollen wir so mit unserer gewachsenen Expertise und unserem Netzwerk einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten«, berichtet Hietel. In seiner Abteilung am Fraunhofer ITWM wird die Forschung im Bereich der technischen Textilien seit rund 20 Jahren verfolgt. Das Projekt ist aufgrund der aktuellen Relevanz nicht nur schnell gestartet, sondern auch mit der Umsetzung und Ergebnissen soll es jetzt schnell gehen: Die Laufzeit ist vom 15.04.2020 bis 14.08.2020 angesetzt. Das Kickoff-Meeting fand am 17.04.2020 per Videokonferenz statt.
 
Das Projekt »Meltblown produktiv« und die Ergebnisse sind sicher interessant für Vliesstoffproduzenten. Die Produktion vieler Massenprodukte wurde in den vergangenen Jahrzehnten vielfach nach Asien ausgelagert; die in Deutschland und Europa verbliebenen Vliesstoffhersteller fokussieren sich eher auf hochwertige technische Textilien. Mittel- und längerfristig sind dies auch wissenschaftliche Vorarbeiten, falls Produktionskapazitäten in Deutschland und Europa durch neue Anlagen ausgebaut werden. Denn eine Lehre aus der Krise wird auch sein, die Abhängigkeit von Produzenten in Asien insbesondere als Vorsorge für Krisenszenarien einzudämmen.

Quelle:

Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM

Digitale Messe - Performance Days (c) PERFORMANCE DAYS
21.04.2020

PERFORMANCE DAYS: VIRTUELLE MESSE STATT KLASSISCHER VERANSTALTUNG IM APRIL 2020

  • Mit der „Digital Fair“ am Puls der textilen Entwicklung bleiben
  • Die virtuelle Messe steht in den Startlöchern

Auch wenn sich die Branche am 22. und 23. April nicht persönlich in München treffen kann, um die neusten Trends bei funktionellen Stoffen für die Sommer 2022 Saison zu sichten, findet die PERFORMANCE DAYS in einem neuen Format dennoch statt. Die Veranstalter haben in der Reaktion auf die aktuelle Corona-Pandemie eine virtuelle Alternative, die DIGITAL FAIR ins Leben gerufen, um im Austausch mit Besuchern, Ausstellern und Partnern zu bleiben und über die Neuheiten der Branche zu informieren.

Auch wenn interessierte „Messebesucher“ sich nicht persönlich ein Bild über die neuesten Stofftrends für Sommer 2022 machen können, erfahren sie alles Wichtige auf der Webseite www.performancedays.com.   

  • Mit der „Digital Fair“ am Puls der textilen Entwicklung bleiben
  • Die virtuelle Messe steht in den Startlöchern

Auch wenn sich die Branche am 22. und 23. April nicht persönlich in München treffen kann, um die neusten Trends bei funktionellen Stoffen für die Sommer 2022 Saison zu sichten, findet die PERFORMANCE DAYS in einem neuen Format dennoch statt. Die Veranstalter haben in der Reaktion auf die aktuelle Corona-Pandemie eine virtuelle Alternative, die DIGITAL FAIR ins Leben gerufen, um im Austausch mit Besuchern, Ausstellern und Partnern zu bleiben und über die Neuheiten der Branche zu informieren.

Auch wenn interessierte „Messebesucher“ sich nicht persönlich ein Bild über die neuesten Stofftrends für Sommer 2022 machen können, erfahren sie alles Wichtige auf der Webseite www.performancedays.com.   

Unter DIGITAL FAIR www.performancedays.com/digital-fair.html können Besucher alle Innovationen und interessanten Stoffe der Aussteller und des beliebten PERFORMANCE FORUMS online nicht nur einsehen, sondern auch erleben. Der Bereich bietet, was Besucher auf der realen Messe hätten erleben können, digital an. Hier im Überblick:

SUPPLIER WORLD  
Die SUPPLIER WORLD fasst alle kuratierten PERFORMANCE DAYS Aussteller zusammen und präsentiert sie mit einem exklusiven Profil, das die Kontaktaufnahme einfach macht. Es werden die wichtigsten Stoffe der Aussteller gezeigt, ebenso Videos zu Produktneuheiten sowie erweiterte Informationen. Besucher können so die Lieferanten digital kennenlernen, direkt Kontakt aufnehmen, und auch Stoffmuster online bestellen.

COLOR TRENDS
Passend Webinar von Designerin Nora Kühner werden die neuen Farbtrends für Sommer 2022 in Kürze online als „early color information“ zur Verfügung stehen. Aktuell gibt es die Farbkarte zu den Trends für Winter 2021/22 kostenfrei auf der Webseite zu bestellen.

EXPERT TALK WEBINARS
Keine Vorträge auf der Messe? Kein Problem! Die Expert Talks werden am 22. und 23. April als Webinare online stattfinden. Das Programm wird auf der Webseite präsentiert. Mit dabei ist der Vortrag über die Trends und besten Stoffe des PERFORMANCE FORUMs von Ulrike Arlt, sowie der Vortrag über die neuen Farbtrends von Nora Kühner. Die Zuhörer, die zum Starttermin dabei sind, können sich registrieren und während des Vortrags Fragen stellen. Danach werden die Webinare (ohne Kommentarfunktion) online weiterhin verfügbar sein.

FORUM FABRICS, FORUM ACCESSORIES
Hier werden die 240 innovativsten Stoffneuheiten der Saison Sommer 2022, sortiert nach Kategorien von Baselayer über Outer Midlayer bis hin zu 3-Layer und Safety & Durability, sowie die besten Accessories, präsentiert Das Besondere: Alle im Forum gezeigten Produkte sind nachhaltig; in Material, Verarbeitung und Ausrüstung! Die Produkte des PERFORMANCE FORUMs sind sorgfältig durch die PERFORMANCE FORUM JURY ausgewählt, die aufgrund der aktuellen Situation mittels Konferenzschaltungen getagt hat. Mit einem Klick können die Stoffe in digitaler Form bemustert sowie Samples bestellt werden. Eine Zusammenfassung der Trends pro Kategorie kann der Besucher online nachlesen. Er findet dort ebenso die Informationen über die vergebenen AWARDS sowie alle Jury Like Stoffe und Accessories.

FOCUS TOPIC
Interessierte Besucher können sich virtuell über das aktuelle FOCUS TOPIC informieren, das Naturfasern und natürliche Funktionen wie Garntechnologien oder Ausrüstungen in den Vordergrund stellt. Unter dem Motto „INSPIRED BY NATURE – FROM FIBERS TO GREEN TREATMENTS“ sind wichtige und wissenswerte Informationen zusammengefasst, und die besten 24 Stoffe zu diesem Thema zu sehen und nachzulesen.  

SPORTSFASHION by SAZ
So offeriert PERFORMANE DAYS kurzfristig ein umfassendes Komplettangebot, um Besuchern und Ausstellern trotz aller Widrigkeiten die Möglichkeit zu bieten, miteinander in Kontakt zu treten und sich über neue Trends zu informieren und auszutauschen. Als Partner fungiert hier das Fachmagazin SPORTSFASHION by SAZ, das die DIGITAL FAIR mit einer Online-Ausgabe begleitet, die tiefer in die Trends der Aussteller einsteigt und als PDF kostenlos für alle Messebesucher und Aussteller verfügbar ist.

Die nächste reguläre Veranstaltung ist für den 28. und 29. Oktober in München geplant.

Weitere Informationen:
Performance Days Messe Coronavirus Gewebe
Quelle:

PERFORMANCE DAYS functional fabric fair

Foto: Pixabay
24.03.2020

Coronavirus: Absagen und Verschiebungen von Messen könnten die Wirtschaft bis zu 3 Mrd. Euro kosten

  • Berechnungen des AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft zu den gesamtwirtschaftlichen Folgen auf der Basis einer ifo-Studie

Durch die Absagen und Verschiebungen von Messen in Deutschland wegen des Coronavirus ist der Messestandort Deutschland schon jetzt erheblich betroffen. Den Messeveranstaltern und -dienstleistern wie z.B. Messebauunternehmen entstehen hierdurch erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Viele andere Wirtschaftszweige sind ebenfalls stark betroffen. Dazu zählen vor allem die Hotellerie und Gastronomie, das Transportgewerbe sowie zahlreiche Lieferanten und Handwerker vor Ort. Für die genannten Branchen sind teilweise erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen, die sich direkt auf die Beschäftigten auswirken. Für die jeweilige Stadt oder Region hat das auch direkte wirtschaftliche Konsequenzen, da aufgrund der Umsatzeinbußen Steuereinnahmen wegfallen.

  • Berechnungen des AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft zu den gesamtwirtschaftlichen Folgen auf der Basis einer ifo-Studie

Durch die Absagen und Verschiebungen von Messen in Deutschland wegen des Coronavirus ist der Messestandort Deutschland schon jetzt erheblich betroffen. Den Messeveranstaltern und -dienstleistern wie z.B. Messebauunternehmen entstehen hierdurch erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Viele andere Wirtschaftszweige sind ebenfalls stark betroffen. Dazu zählen vor allem die Hotellerie und Gastronomie, das Transportgewerbe sowie zahlreiche Lieferanten und Handwerker vor Ort. Für die genannten Branchen sind teilweise erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen, die sich direkt auf die Beschäftigten auswirken. Für die jeweilige Stadt oder Region hat das auch direkte wirtschaftliche Konsequenzen, da aufgrund der Umsatzeinbußen Steuereinnahmen wegfallen.

Das Institut der Deutschen Messewirtschaft im AUMA hat die Effekte auf Deutschland erstmalig hochgerechnet. Grundlage sind Berechnungen des ifo Instituts zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der deutschen Messen von 2018.

Demnach sind allein durch die bisher bekanntgegebenen Absagen bzw. Verschiebungen Einbußen für die Gesamtwirtschaft in Höhe von fast 3 Mrd. Euro zu erwarten. Mehr als 24.000 Arbeitsplätze sind danach betroffen und dem Fiskus gehen über 470 Mio. Euro Steuereinnahmen verloren.

In den genannten Summen sind nicht die den Unternehmen entgangenen Umsätze enthalten, die sie sonst auf Messen getätigt hätten. Diese Werte liegen um ein Vielfaches höher als die oben genannten Summen und können nur in begrenztem Umfang durch andere Maßnahmen substituiert werden. Denn kein anderes Marketing-Instrument ist in der Lage, die Darstellung des Unternehmens und der Produkte in ihrer Breite und Tiefe über den persönlichen Kontakt herzustellen.

Dazu der Vorsitzende des AUMA, Philip Harting: „Fast alle Messeplanungen für die nächsten Monate werden gerade Makulatur. Veranstalter, Aussteller, Besucher und Dienstleister verlieren jede Planungssicherheit. Sie haben hohe Vorlaufkosten ohne Aussicht auf entsprechenden Nutzen oder hohe akute Umsatzeinbußen. Der Beitrag der Messewirtschaft von jährlich über 28 Mrd. Euro zur gesamten Wirtschaftsleistung könnte um rund 10% sinken. Es muss sichergestellt werden, dass die Wirtschaft, gerade kleine und mittelständische Unternehmen, auch in Zukunft das hocheffiziente Instrument Messe nutzen kann und der Branche auch künftig starke Dienstleister zur Verfügung stehen. Das wird ohne staatliche Unterstützung kaum zu realisieren sein, trotz hoher Anstrengungen der Branche selbst.“

Der Messeplatz Deutschland ist weltweit die Nummer 1 bei der Durchführung internationaler Messen. Jährlich finden 160 bis 180 internationale und nationale Messen in Deutschland statt, mit rund 180.000 Ausstellern und 10 Mio. Besuchern. Messen am Standort Deutschland bringen Partner aus aller Welt zusammen.

Deutsche ausstellende Unternehmen investieren fast die Hälfte ihrer Etats für Business-to-Business-Kommunikation in Messebeteiligungen. Die Ausgaben von Ausstellern und Besuchern für Messen in Deutschland führen zu gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekten von über 28 Mrd. Euro. Über 230.000 Arbeitsplätze werden durch die Organisation von Messen gesichert. Die Messe-bedingten Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden erreichten rund 4,5 Mrd. Euro pro Jahr.

Weitere Informationen:
messewirtschaft Coronavirus Messe
Quelle:

AUMA Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.

VOLLAUTOMATISCHE QUALITÄTSPRÜFUNG MACHT WARNKLEIDUNG NOCH SICHERER Foto: LEEROY Agency, Pixabay
10.03.2020

VOLLAUTOMATISCHE QUALITÄTSPRÜFUNG MACHT WARNKLEIDUNG NOCH SICHERER

Warnkleidung bietet vielen Menschen Sicherheit in ihrem Arbeitsalltag. Das Fraunhofer IGD hat gemeinsam mit dem Textildienstleister MEWA ein automatisches System entwickelt, um die Qualität dieser Kleidung schneller und zuverlässiger zu kontrollieren und damit die Sicherheit zu gewährleisten. Das System wurde als gemeinsames Patent angemeldet.

Warn- und Schutzkleidung, wie sie z.B. beim Straßenbau getragen wird, muss zur Sicherheit ihrer Träger bestimmte Standards erfüllen, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Arbeitgeber haften für die gesetzeskonforme Einhaltung dieser Sicherheitsstandards. Im Auftrag von MEWA hat das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD ein System entwickelt, mit dem die Qualitätsprüfung automatisiert und optimiert werden kann.

Warnkleidung bietet vielen Menschen Sicherheit in ihrem Arbeitsalltag. Das Fraunhofer IGD hat gemeinsam mit dem Textildienstleister MEWA ein automatisches System entwickelt, um die Qualität dieser Kleidung schneller und zuverlässiger zu kontrollieren und damit die Sicherheit zu gewährleisten. Das System wurde als gemeinsames Patent angemeldet.

Warn- und Schutzkleidung, wie sie z.B. beim Straßenbau getragen wird, muss zur Sicherheit ihrer Träger bestimmte Standards erfüllen, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Arbeitgeber haften für die gesetzeskonforme Einhaltung dieser Sicherheitsstandards. Im Auftrag von MEWA hat das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD ein System entwickelt, mit dem die Qualitätsprüfung automatisiert und optimiert werden kann.

Integrierte optische Qualitätskontrolle
Das Fraunhofer IGD hat sein Qualitätskontrollsystem mit Unterstützung der MEWA Textil-Service AG entwickelt, wo es ab 2020 an zwei Standorten im täglichen Einsatz ist. Nach der Wäsche und Trocknung durchlaufen die Kleidungsstücke auf einzelnen Bügeln eine spezielle Aufnahmebox, in der Fotos von Vorder- und Rückseite angefertigt werden. Die Fraunhofer-Software analysiert sie in Echtzeit und überträgt das Ergebnis an eine Steuersoftware, welche die Kleidung zu weiteren Stationen im Qualitätskontrollprozess schickt. Die Ergebnisse der Prüfung werden im System gespeichert – eine wertvolle Datensammlung, die MEWA zur Verfügung steht, um das System, aber auch interne Abläufe wie z.B. den Waschprozess zu analysieren und optimieren.  
     
Prüfung wird schneller und genauer
Bisher führen qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Qualitätsprüfung der Warnkleidung manuell durch. Sie prüfen die gewaschenen Kleidungsstücke unter anderem hinsichtlich der Helligkeit und Farbechtheit der Warnfarbe sowie der Unversehrtheit der Reflexstreifen. Die automatisierte Lösung des Fraunhofer IGD kann die Mitarbeiter bei dieser optischen Prüfung unterstützen und beschleunigt gleichzeitig diesen Prozess. »Mit Hilfe der maschinellen Auswertung können wir noch besser und genauer sicherstellen, dass die Warnschutzkleidung auch nach der Wäsche den hohen Sicherungsanforderungen entspricht«, sagt Uwe Schmidt, Leiter Engineering bei MEWA. In den MEWA Standorten Weil im Schönbuch bei Stuttgart und Groß Kienitz bei Berlin werden aktuell erste Erfahrungen mit dem System des Fraunhofer IGD im Probebetrieb gesammelt, die Ausrüstung weiterer Standorte ist geplant.

Prüfsystem auf andere Branchen übertragbar
Das Prüfsystem des Fraunhofer IGD steht als Software-Baustein zur Implementation zur Verfügung. Auch andere Branchen könnte diese Technologie unterstützen. Eine automatische Klassifizierung von Retouren beim Versandhandel oder der Einsatz beim Textilrecycling wären denkbar. Eine nahtlose Einbettung in bestehende Systeme und Abläufe ist dabei entscheidend. Das Entwicklerteam beim Fraunhofer IGD arbeitet derzeit daran, die Qualitätsprüfung nicht nur anhand einzelner Fotos, sondern durch Videoaufnahmen und deren Echtzeit-Auswertung durchzuführen. Die deutlich erhöhte Anzahl der Produktansichten wird noch genauer alle Aspekte der Prüfung abdecken.  
 
Über das IGD
Das Fraunhofer IGD ist die international führende Einrichtung für angewandte Forschung im Visual Computing. Visual Computing ist bild- und modellbasierte Informatik. Es vereint Computergraphik und Computer Vision. Vereinfacht gesagt, beschreibt es die Fähigkeit, Informationen in Bilder zu verwandeln und aus Bildern Informationen zu gewinnen. Hierauf basieren alle technologischen Lösungen des Fraunhofer IGD und seiner Partner.

In der Computergraphik erzeugen, be- und verarbeiten Menschen computergestützt Bilder, Graphiken und mehrdimensionale Modelle. Beispiele hierfür sind Anwendungen der Virtuellen und Simulierten Realität.

Computer Vision ist die Disziplin, die Computern das »Sehen« beibringt. Hierbei sieht eine Maschine mittels Kamera ihre Umgebung und verarbeitet Informationen mittels Software. Anwendungsbeispiele finden sich in der Erweiterten Realität (engl. Augmented Reality).

INVENTING TECHNOLOGIES NO ONE CAN COPY… I.S.T © I.S.T Corporation
03.03.2020

INVENTING TECHNOLOGIES NO ONE CAN COPY… I.S.T

NEUE HIGH-TECH FASERN UND GARNE FÜR DEN SPORT- UND FREIZEITMARKT

Mit seiner Messepremiere auf der diesjährigen ISPO Munich Ende Januar ist einem Newcomer im Sportswear- und Outdoormarkt ein vielbeachteter Auftritt gelungen: Das japanische Unternehmen I.S.T Corporation stellte mit umfangreicher Augmented-Reality-Technik seine neue High-Tech-Faser und eine einzigartige Spinntechnologie erstmals in Europa vor. In der Sportindustrie ist I.S.T nur wenigen bekannt, obwohl es in den letzten Saisons bereits erste Kooperationen mit namhaften Herstellern wie beispielsweise Patagonia gegeben hat.

NEUE HIGH-TECH FASERN UND GARNE FÜR DEN SPORT- UND FREIZEITMARKT

Mit seiner Messepremiere auf der diesjährigen ISPO Munich Ende Januar ist einem Newcomer im Sportswear- und Outdoormarkt ein vielbeachteter Auftritt gelungen: Das japanische Unternehmen I.S.T Corporation stellte mit umfangreicher Augmented-Reality-Technik seine neue High-Tech-Faser und eine einzigartige Spinntechnologie erstmals in Europa vor. In der Sportindustrie ist I.S.T nur wenigen bekannt, obwohl es in den letzten Saisons bereits erste Kooperationen mit namhaften Herstellern wie beispielsweise Patagonia gegeben hat.

Den Fragen von Textination stellte sich die Geschäftsführerin, Toshiko “Toko” Sakane. Sie leitet das von ihrem Vater gegründete Unternehmen seit November 2016. Nach ihrem Bachelor in Soziologie / Humanwissenschaften arbeitete sie im Büro des Abgeordnetenhauses des japanischen Parlaments sowie des ehemaligen japanischen Ministers für Gesundheit und Soziales. Später war sie Geschäftsführerin der im Jahr 2000 gegründeten I.S.T Corporation mit Sitz in Parlin, New Jersey, USA, einem Hersteller spezieller hochtemperaturbeständiger Harzmaterialien.
               
I.S.T ist ein japanisches Unternehmen mit einer vergleichsweise jungen Geschichte. 1983 ursprünglich als F&E-Company gegründet, sind Sie inzwischen ebenso in den USA und in China zu Hause. Wenn Sie sich jemandem, der das Unternehmen nicht kennt, in 100 Worten vorstellen müssten: Was macht Sie einzigartig?
Der I.S.T-Konzern ist ein forschungs- und entwicklungsorientiertes japanisches Unternehmen für Werkstoffe, das sich über den Anspruch definiert, „Technologien zu erfinden, die niemand nachahmen kann“. Was uns in unserer Kompetenz einzigartig macht, sind die unternehmenseigene Entwicklung von Materialien, von Produktionsmethoden und fortschrittlicher Produktionstechnologien. Durch diese Komplettlösungsstrategie oder den End-to-End-Lösungsansatz können wir verschiedene Vorteile erzielen, darunter die Entwicklung komplett originärer Produkte, die Sicherstellung der besten Qualitätskontrollen und vor allem die Entdeckung neuer Innovationen.
I.S.T setzt sich dafür ein, ständig neue Technologien zu entwickeln, damit diese dazu beitragen können, das Leben der Menschen eindeutig zu bereichern.
 
Ihr Slogan lautet: “make the impossible possible”. In welchen Märkten und von welchen Branchen fühlen Sie sich besonders herausgefordert? Und mit welchen Produktinnovationen für die Textilindustrie glauben Sie am meisten bewegen zu können?
Der Schwerpunkt von I.S.T liegt auf der Sportartikel- und Bekleidungsindustrie, da die in dieser Branche verwendeten Materialien nach einem breiten Spektrum von Funktionen verlangen, die wahrscheinlich unter extremen Bedingungen eingesetzt werden. Wir finden es sowohl herausfordernd als auch aufregend, unsere fortschrittlichen Innovationen anzubieten. Bezogen auf die Textilindustrie glauben wir, dass unsere KARL KARL™-Spinntechnologie eine neue großartige Lösung für winteraktive Funktionswäsche darstellt, da sie alle gewünschten Funktionen bietet, wie z. B. Wärme, geringes Gewicht und einfache Pflege.

Eine zentrale Leitlinie des Unternehmens ist das Motto „Inventing technologies no-one can copy“. Patentschutz und eine konsequente Markenpolitik zeichnen Ihre Aktivitäten im Markt aus. Doch Patente können auslaufen und Marken kopiert werden, was macht Sie unkopierbar?
Ein Patent oder eine Marke kann kopiert werden. Was es jedoch unmöglich macht, uns zu kopieren, ist, dass unsere Kerntechnologien in unseren integrierten Prozess der Materialentwicklung, der internen Produktionsmethoden und der Weiterentwicklung der Produktionstechnologien eingebettet sind. Unsere KARL KARL™-Technologie ist beispielsweise eine Spinntechnologie, die mehrere Funktionen in einem Garn vereint anbietet oder auch auf alle Arten von Garnen und Hybridgarnen angewendet werden kann.
Es gibt einige andere Unternehmen, die behaupten, ihre Garne hätten eine ähnliche Funktion wie die unsrigen, aber dies sind immer nur einzelne Funktionen, die zudem einen spezifischen Garntyp verlangen. Darin liegt der grundlegende und bedeutende Unterschied zwischen unseren Technologien und jenen der Wettbewerber. Andere Unternehmen können möglicherweise eine einzelne Funktion von uns kopieren, aber es wird niemals dasselbe sein wie unsere Produkte, die das Ergebnis unserer integrierten Innovationen auf verschiedensten Ebenen sind.
          
Zunächst darauf ausgerichtet, Technologien zu verkaufen, sind Sie inzwischen selbst ein bedeutender Faserproduzent. Darüber hinaus haben Sie in den letzten 15 Jahren - beispielsweise im Woll-Markt - durch Übernahmen in Japan und China ihr Portfolio erweitert. Wo sehen Sie I.S.T als Player im Textilsektor 2030?
So wie Sie ein GORE-TEX-Etikett an der Oberbekleidung sehen, würde ich gerne von I.S.T produzierte Marken auf jeder Sport- und Modekleidung sehen, und wissen, dass die Leute das sofort als Zeichen modernster Funktionsmaterialien erkennen.

Auf der ISPO Munich 2020 waren Sie im Januar diesen Jahres erstmals als Aussteller präsent, um die High-Tech-Faser IMIDETEX® und neue KARL KARL™ Garne der Sportartikel- und Outdoorindustrie vorzustellen. Was ist an diesen beiden Produkten so besonders, und was macht sie für den Einsatz in diesen Märkten so geeignet?  
IMIDETEX®, das aus 100% Polyimidharz hergestellt und üblicherweise im Weltraum eingesetzt wird, weist verschiedene vorteilhafte Eigenschaften auf, die andere existierende Superfasern nicht bieten konnten, einschließlich einer hohen UV- und Hitzebeständigkeit, geringer Wasseraufnahme und hoher Zugfestigkeit.
Beispiele möglicher Anwendungen für den Outdoor-Markt wie bei Verbundwerkstoffen sind widerstandsfähige und langlebige Golf- und Tennisschläger, die den Aufprall auf den Spieler minimieren, oder ein Fahrrad, das in der Lage ist, Stöße, ausgelöst durch Bodenunebenheiten während eines langen und wettbewerbsorientierten Rennens, zu absorbieren.
Im textilen Bereich kann es als unglaublich haltbares Segel verwendet werden, das auch gleißender Sonne standhält. Schließlich kann aus IMIDETEX®-Garn ein leichtes, aber superstarkes Seil hergestellt werden, dem Menschen ihr Leben anvertrauen können. IMIDETEX® bietet unter extremen Naturbedingungen hervorragende Eigenschaften.

KARL KARL™ ist die patentierte Spinntechnologie, die einen Kernfaden mit einem anderen Faden multipliziert. Durch die Ausdehnung der Garnstruktur selbst, werden Leichtigkeit und Wärme erreicht, so dass zwei scheinbar gegensätzliche Merkmale nebeneinander existieren. Diese Technologie kann auf Wolle, Baumwolle, Seide, Polyester, Nylon und andere angewendet werden. Außerdem gibt es unzählige Möglichkeiten, neue Garne zu entwickeln, indem verschiedene charakteristische Garne kombiniert werden.
Diese Materialien von I.S.T sind konkurrenzlos und bieten unendliche Möglichkeiten für komplexere Designs in der Sportmode-Szene.

Chemiefasern haben es in einer Welt, in der aktuell besonders großer Wert auf Natur und natürliche Materialien gelegt wird, nicht immer einfach. Auf Ihrer Website postulieren Sie, I.S.T trage durch Chemie dazu bei, den Lebensstil der Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern. Auf welche Argumente können Sie diese Aussage stützen?
Unser brandneues Produkt, Faux-Fur, das mit der KARL KARL™-Technologie hergestellt wird, ist ein gutes Beispiel für unseren Beitrag, das Gleichgewicht zwischen natürlich und synthetisch zu bewahren.
Echtes Fell ist zwar modisch, aber heutzutage ein Symbol für Tiermisshandlung. Um die Natur zu schützen, bietet unser KARL KARL™ Kunstpelz eine Alternative für die Mode und verhindert gleichzeitig, dass der Ozean durch die Verwendung von Mikrofasern verschmutzt wird.

Auf welchen gesellschaftlich relevanten Themenfeldern sehen Sie in den nächsten 5 Jahren besonders großen Innovations- und Handlungsbedarf? Wie ist Ihre Einschätzung, dass Ihr Unternehmen mit seinen Produkten dafür Lösungen anbieten können wird?
Wir glauben, dass Leichtgewichtigkeit ein wichtiger Schlüsselfaktor für ein besseres Leben und für den Planeten ist, weil sie ermöglicht, Energie zu sparen und den Nutzeffekt zu steigern.
Als ersten Schritt bringen wir unsere Leichtgewichts-Technologien wie IMIDETEX®-Verbundwerkstoffe und die KARL KARL™-Technologie in Sportartikel und -bekleidung ein, um unseren aktiven Lebensstil zu unterstützen, bevor wir diese Technologien auf alle anderen Märkte ausweiten, die davon profitieren können.
 
Für Nachhaltigkeit gibt es die verschiedensten Definitionen. Kunden erwarten unter diesem Begriff alles – von Klimaschutz bis Ökologie, von vor Ort-Produktion in der Region bis zum Ausschluss von Kinderarbeit usw. Was tun Sie, um diesen Begriff für Ihr Unternehmen mit Leben zu füllen und auf welche Aktivitäten und Zertifizierungen setzen Sie?
I.S.T nimmt dieses Thema in jeder Hinsicht ernst. Wir erforschen und entwickeln konsequent Technologien und Materialien, die unseren Planeten und das Leben der Menschen unterstützen, und bringen nachhaltige Methoden und Materialien in unsere Prozesse ein. Gleiches gilt für das Einbringen nachhaltiger Methoden und Materialien in unsere Produktionsprozesse. So entwickeln wir beispielsweise ein Garn aus Zellulose, das aus gebrauchten Papieren und ohne schädliche Chemikalien für den Menschen hergestellt wird. Außerdem haben wir in eine hochmoderne Produktionsanlage mit geringen Emissionen investiert, um Polyimid-Materialien herzustellen.
Was Wolle betrifft, sind wir nach dem RWS (Responsible Wool Standard) zertifizierte Garnspinner und verwenden RWS-zertifizierte Wollfasern. Bei Polyester verwenden wir GRS (Global Recycled Standard) zertifiziertes Recycling-Polyester und bei Baumwolle organische Baumwollfasern. Darüber hinaus legt unser Unternehmen Wert darauf, Materialien zu produzieren, die ewig halten, und keine Abfälle und/oder Materialien für den einmaligen Gebrauch zu produzieren.
          
Woher erhalten Sie Ihre Inspirationen, an bestimmten Technologien oder Produkten zu forschen? Welche Aufträge oder Anfragen aus der textilen Lieferkette spielen dabei eine entscheidende Rolle?
Sie mögen denken, dass unser Leben bereits mit Dingen gefüllt ist und es nichts gibt, was wir auf dieser Welt nicht bekommen können. Und ja, wir haben alles. Es gibt jedoch einige Funktionen, die Sie sich zusätzlich zu diesen Dingen wünschen.
Die ursprüngliche Idee bei der Entwicklung der KARL KARL™-Technologie war, dass wir Funktionen wie Leichtigkeit, Wärme, Schnelltrocknung und Pflegeleichtigkeit, wie sie Kunstfasern haben, auch für Naturfasern wie Wolle und Baumwolle verfügbar machen wollten, da Naturfasern ganz offensichtlich deutlich positiver für Mensch und Erde sind als Fasern auf Erdölbasis.
Wir glauben an unsere Unternehmensmissionen und halten sie aufrecht: „Entwickle und fertige Produkte, die noch niemand zuvor ausprobiert hat“ und „Kümmere dich um Produkte mit hohem Mehrwert“. Unsere Inspirationen für Forschung und Entwicklung stammen aus unserer Überzeugung, „einen Wunsch in die Realität umzusetzen“. Wir lassen uns nicht von anderen inspirieren. Unsere Innovationen inspirieren Kunden und den Markt.
 
Neue Wege zu gehen, bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten - und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche unternehmerische Entscheidung sind Sie im Nachhinein besonders froh, sie getroffen zu haben?
Tatsächlich gibt es für uns keine fehlgeschlagenen Projekte, weil wir nie aufgeben, bis jedes einzelne Projekt erfolgreich ist.
Durch die Fortsetzung unserer ursprünglichen Unternehmensmissionen „Entwickle und fertige Produkte, die noch niemand zuvor ausprobiert hat“ und „Sich Schwierigkeiten stellen“, die mein Vater, der Gründer von I.S.T, vor fast vierzig Jahren aufgestellt hat, haben I.S.T-Mitglieder, einschließlich mir, die Freude gelernt, Probleme zu überwinden und den Sieg zu spüren.
Als ich das Geschäft übernahm, habe ich mir zum Ziel gesetzt, „auf den globalen Markt vorzudringen, um die Welt mit unseren Technologien zu inspirieren“.
Aufgrund der kürzlich getroffenen Entscheidung, in den Markt für Sportartikel und Bekleidung einzusteigen und der sehr positiven Rückmeldungen auf der ISPO München 2020, freue ich mich sehr, einen Schritt nach vorne in Richtung dieses Ziels gemacht haben.


Das Interview führte Ines Chucholowius, CEO Textination GmbH

Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Jens Liebchen
25.02.2020

FORTSCHREITENDE AUTOMATISIERUNG IN DER WÄSCHEREIBRANCHE

Die Produktivität einer Wäscherei hängt von unterbrechungsfreien Prozessflüssen und transparenten Warenströmen ab. Dank zunehmender Digitalisierung und konsequenter Datenverknüpfung wird der Durchlauf von Textilien immer weiter optimiert. Auf der Texcare International vom 20. bis 24. Juni in Frankfurt am Main stehen daher Lösungen für die Automatisierung der Branche hoch im Kurs.
 

Die Produktivität einer Wäscherei hängt von unterbrechungsfreien Prozessflüssen und transparenten Warenströmen ab. Dank zunehmender Digitalisierung und konsequenter Datenverknüpfung wird der Durchlauf von Textilien immer weiter optimiert. Auf der Texcare International vom 20. bis 24. Juni in Frankfurt am Main stehen daher Lösungen für die Automatisierung der Branche hoch im Kurs.
 
Die jederzeitige, genaue Erfassung von Menge, Qualität und Aufenthaltsort der in einem Betrieb umlaufenden Textilien ist in der Wäschereibranche das A und O. Die erhobenen Daten sind Grundlage für präzise Preiskalkulationen, decken Schwachstellen im Betrieb auf und dienen der Dokumentation gegenüber Dritten. Aber erst die Vernetzung aller an einem Textilservice-Prozess beteiligten Maschinen und Anlagen führt zu einer reibungslosen Wäschelogistik mit minimierten Maschinenstillstandzeiten, einer Reduzierung von Umlaufmengen und einer damit eng verbundenen Produktivitätssteigerung.

Transparenz für jedes einzelne Wäscheteil
In der Aufbereitung von Arbeitskleidung ist die Automatisierung bereits weit fortgeschritten. Bei der Schmutzwäschesortierung im Wareneingang wird die angelieferte Ware über Identifikationssysteme wie Barcode- oder RFID-Technologie erfasst. Ab diesem Zeitpunkt sind die Bearbeitungsschritte der Textilien geregelt.

Innerbetriebliche „Lese“-Stationen oder Tore (Gates) erlauben eine Verfolgung jedes Stücks durch den Betrieb bis zur Kommissionierung, sie erfassen die Zuführung eines Teils zu einem Reparaturplatz oder dessen Aussteuerung ins Lager.

Darüber hinaus können hochfrequente Transponder (UHF-Tags) die Wäschebewegungen auch außerhalb einer Wäscherei kontrollieren: In Krankenhäusern installierte Identifikationssysteme erfassen die Aus- und Rückgabe von Bekleidung und ermöglichen über Datentransfer ein weitreichendes Textil-Management.

Roboter im Schmutzwäschebereich
Dieser bereits sehr hohe Automatisierungsgrad in einer Berufskleidungswäscherei ist jedoch noch weiter ausbaufähig. So kann künstliche Intelligenz die „schmutzige“ Arbeit im Wareneingang vereinfachen: Dann vereinzeln und sortieren Roboter die getragene Kleidung und Röntgenscanner, Kameras oder Metalldetektoren werden für die Fremdteilerkennung eingesetzt. Die Vorteile solcher Systeme zeigen sich insbesondere in Krankenhauswäschereien: Die regelmäßig in die Wäschesäcke abgeworfenen medizinischen Instrumente werden automatisch von der Kleidung getrennt, wodurch Schäden an der Ware und den Maschinen minimiert werden. Die Nutzungsdauer der Textilien steigt und die Kosten sinken. Außerdem besteht keine Ansteckungsgefahr für Mitarbeiter.

Wäschereiprozesse in Echtzeit
Während die individuelle Steuerung und Verfolgbarkeit bei der professionellen Aufbereitung von Berufskleidung schon weit verbreitet ist, sind in der Flachwäscherei oft nur generelle Aussagen über Quantität, Qualität und Aufenthaltsort der Textilien möglich. „Um die wirtschaftliche Situation eines Betriebs beurteilen, Preise kalkulieren und Prozesse effizient steuern zu können, brauchen Wäschereien verlässliche Zahlen […]“, erläutert Martin Rauch, CSO der weltweit tätigen Jensen-Group.

Auf dem Weg zur automatisierten Produktion übernehmen hochmoderne Informations- und Kommunikationstechniken eine Schlüsselrolle. Sie verzahnen die an einem Produktionsprozess beteiligten Maschinen und ermöglichen die Kommunikation und Kooperation von Anlagen, Produkten und Menschen. Auf diese Weise entsteht eine selbstorganisierte, flexible Produktion mit unterbrechungsfreien Abläufen und hoher Auslastung. Durch eine Synchronisierung von Warenfluss und Informationsfluss in der Wäscherei wird die Ware also zum geeigneten Zeitpunkt an die richtige Bearbeitungsstation gebracht. Ein zentrales Datenbanksystem kontrolliert dabei die Abläufe der Gesamtwäscherei, steuert zugleich die Maschinen und angeschlossenen Untersysteme, wählt die richtigen Bearbeitungsprogramme und optimiert die Maschinenbelegung.
 
Daten laufen mit der Ware durch den Betrieb
„Herumstehende Wäschewagen, Wartezeiten an Maschinen, zu große Puffer oder die Suche nach Wäsche sind totes Kapital […]“, sagt Matthias Schäfer, der bei Kannegiesser (Vlotho) für das Produktmanagement Laundry Logistics/Smart Laundry zuständig ist.

Wenn es gelingt, den Daten- und den Warenfluss in einer Flachwäscherei durchgehend zu synchronisieren, bringt jeder Wäscheposten seine Informationen von der Schmutzwäschesortierung bis zu den Legemaschinen mit. Die Ware lässt sich also durch den kompletten Betrieb verfolgen, da bei jeder durchlaufenen Station die Information des Postens automatisch oder – nach dem Trockner ̶̶ in Form von barcodierten Etiketten mitgeliefert wird („Verstetigung der Produktion durch Synchronisation von Material- und Produktionsfluss“).

Mit RFID-Identifikationssystemen ließe sich der Warendurchlauf zwar vollständig transparent gestalten, denn jeder Chip oder Tag trägt die notwendigen Informationen eines einzelnen Teils. Angesichts der hohen Investitionen für die Transponder ist das „Chippen“ von Flachwäsche für die wenigsten Wäschereien derzeit jedoch eine Option. Daher erwartet die Textilpflegebranche von den Maschinen- und Anlagenbauern ökonomischere, funktionssichere Lösungen.
 
Clever bis zum Ende der Kette
Weiteres Automatisierungspotenzial schlummert in der Kommissionierung und der Warenbereitstellung. Das manuelle Zusammentragen von Lieferpositionen ist fehleranfällig und führt zu Kundenbeschwerden. Durch intelligente Wäschespeicher- und Transportlösungen, clevere Stapelmanagementsysteme und die Vernetzung der Anlagen mit dem Informationssystem einer Wäscherei wird der Kommissionierungsprozess einfacher, schneller und zuverlässiger. Damit die Integration funktioniert, sind moderne Maschinen mit entsprechenden Schnittstellen versehen, so dass jede neue Anlage nahtlos in das bestehende System einer Wäscherei eingebunden werden kann. Gleiches gilt für Zubehörmaschinen, die in der Warenvorbereitung und der Reparatur alle wichtigen Informationen online austauschen.

Nutzerfreundlichkeit per App
Die digitale Entwicklung findet aber nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen statt. Für Waschsalons etwa liefern Apps wichtige Statusinformationen von Geräten, ermöglichen einen transparenten Betrieb auch über größere Entfernungen hinweg oder stellen digitale Abrechnungsmodelle zur Verfügung. Außerdem regeln sie das komplette Zeitmanagement in hoch frequentierten Waschkellern, weiß Andreas Barduna, kaufmännischer Leiter des Geschäftsbereichs Miele Professional (Gütersloh).

Auf der Texcare International vom 20. bis 24. Juni 2020 präsentieren Maschinen- und Anlagenhersteller aus der ganzen Welt ihre Lösungen für die intelligente Wäscherei von morgen. Im Mittelpunkt stehen künstliche Intelligenz und smarte Informationssysteme, die den Automatisierungsgrad der Branche maximieren.

 

GOTTFRIED SCHMIDT OHG (c) Weitblick, Gottfried Schmidt OHG
18.02.2020

WIR HABEN DA SO UNSERE PRINZIPIEN… WEITBLICK | GOTTFRIED SCHMIDT OHG

WORKWEAR ALS NACHHALTIGER TEXTILKREISLAUF!

Die WEITBLICK | Gottfried Schmidt OHG mit ihren rund 130 Mitarbeitern in Bayern und mehr als 1.000 Beschäftigten in den europäischen Produktionsbetrieben zählt zu den führenden deutschen Textilunternehmen in den Segmenten Workwear und Corporate Fashion. 1931 in Frankfurt am Main gegründet, erreicht das traditionsreiche Familienunternehmen in vierter Generation heute einen mittleren zweistelligen Umsatz in Millionenhöhe.

Kurze Entscheidungswege, familiäres Miteinander, Produktion ausschließlich in Europa, kundenspezifische Innovationen und umfassende Nachhaltigkeitskonzepte – was macht der Berufsbekleidungsprofi anders als andere?

Den Fragen von Textination stellten sich Sales Director Philipp Hartmann (Sales Support und Customer Service) und Janine Gonglach, Head of Marketing, gemeinsam mit Managing Director Felix Blumenauer, verantwortlich für Marketing, Vertrieb, Logistik und Controlling.

WORKWEAR ALS NACHHALTIGER TEXTILKREISLAUF!

Die WEITBLICK | Gottfried Schmidt OHG mit ihren rund 130 Mitarbeitern in Bayern und mehr als 1.000 Beschäftigten in den europäischen Produktionsbetrieben zählt zu den führenden deutschen Textilunternehmen in den Segmenten Workwear und Corporate Fashion. 1931 in Frankfurt am Main gegründet, erreicht das traditionsreiche Familienunternehmen in vierter Generation heute einen mittleren zweistelligen Umsatz in Millionenhöhe.

Kurze Entscheidungswege, familiäres Miteinander, Produktion ausschließlich in Europa, kundenspezifische Innovationen und umfassende Nachhaltigkeitskonzepte – was macht der Berufsbekleidungsprofi anders als andere?

Den Fragen von Textination stellten sich Sales Director Philipp Hartmann (Sales Support und Customer Service) und Janine Gonglach, Head of Marketing, gemeinsam mit Managing Director Felix Blumenauer, verantwortlich für Marketing, Vertrieb, Logistik und Controlling.

Die Gottfried Schmidt OHG ist ein Familienunternehmen, das im nächsten Jahr seinen 90. Geburtstag feiern wird, und als Profi in Sachen Premium-Workwear gilt. Wenn Sie sich jemandem, der das Unternehmen nicht kennt, in 100 Worten vorstellen müssten: Was macht Sie einzigartig?
Felix Blumenauer – Managing Director
Wir sind ein traditionsreiches Familienunternehmen, das sich im Laufe der Geschichte immer wieder neu erfunden hat. Im Bereich Workwear stehen wir für höchste Qualität über die unterschiedlichsten Branchen-Segmente hinweg und legen großen Wert auf Nachhaltigkeit – das zeigt sich auch durch unsere langjährigen Partner, die unsere Bekleidung in Europa produzieren. Mit unserem hochmodernen Logistikzentrum beweisen wir, dass Digitalisierung und Industrie 4.0 für uns nicht nur Schlagworte sind.    

In welchen Märkten und von welchen Partnern fühlen Sie sich besonders herausgefordert? Und mit welchen Produktinnovationen im Bereich Workwear glauben Sie am meisten bewegen zu können?
Philipp Hartmann – Sales Director
Märkte ändern sich immer schneller und das ist per se eine Herausforderung. Wir möchten heute und in Zukunft weiterhin verlässlich sein - das bedeutet auch Kontinuität für unsere Partner. Wie gehen wir aber mit immer neuen Anforderungen aus sich immer schneller bewegenden Märkten um?
Den Fokus auf den Kunden gerichtet, können wir also nicht in starren Strukturen verharren. Wir bei Weitblick schaffen das durch unsere Unternehmenskultur und unsere Leitlinien: Mut, Kraft und Zuversicht. Diese Kultur hält unser Team zusammen und dadurch ist es uns möglich, Strukturen schneller anzupassen. Durch unseren persönlichen Kontakt zu unseren Partnern und unsere Erfahrung als Familienunternehmen in vierter Generation genießen wir ein großes Vertrauen in allen Märkten und dies ermöglicht uns, schnelle Anpassungen und Veränderungen, ohne dass man unsere DNA anzweifelt. Die Basis unserer Produkte ist die Qualität der eingesetzten Materialien, die Verarbeitung durch sehr gut ausgebildetes Personal in eigenen europäischen Produktionen und an erster Stelle ein Team von Experten, welches inhouse von der Faser, der Designidee bis zur Produktion und Logistik alles kontrolliert und unter einem Dach zusammenbringt. Wenn Sie mich also fragen, ob demnächst alle Produkte blinken werden, dann ist die Antwort: Nein. Unsere Stärke ist die Umsetzung unserer Kundenwünsche und vor allem stellen wir die Marke, das CI unserer Kunden, am Produkt in den Vordergrund. Denn ein zufriedener Mitarbeiter in der richtigen Berufsbekleidung ist die beste Visitenkarte für ein Unternehmen. Wenn es also demnächst doch in der Kleidung blinken soll, ist das kein Problem, wir sehen uns aber viel mehr mit Kundenanforderungen rund um die Produkte beschäftigt. Denn mit der Basis Qualität und Nachhaltigkeit fahren wir seit langem sehr gut.

Jedoch sind Services, Geschwindigkeit in der Logistik, Controlling, Bestellkonfiguratoren und Budgetverwaltung sowie Schnittstellenmanagement die eigentlichen Innovationen, mit denen wir unsere Kunden und Partner heutzutage überzeugen. Hier setzen wir seit einiger Zeit auf ein Team von Mitarbeitern, welches abteilungsübergreifend genau diese Kundenanforderungen umsetzt. Beispielsweise kann ein Kunde von uns, neben einer eigenen CI Workwear Kollektion, auch einen geschützten Kundenshop erhalten, in dem sich Mitarbeiter die abgestimmte Kollektion konfigurieren können und nach definiertem Budget bestellen. Einkauf und Controlling des Kunden haben live Einblick in die Kosten und Bestände. Der Versand erfolgt inklusive Personalisierung in Deutschland RFID-gesteuert, auf den Träger kommissioniert in die ganze Welt. Hört sich das innovativ an?

Maßgeschneidert oder Lösung für den Großkunden? Das Thema Individualisierung bis zur Losgröße 1 nimmt heute einen breiten Raum ein. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Großkunden und individueller Fertigung - was bedeutet das für die Prozesse der Gottfried Schmidt OHG?  
Philipp Hartmann – Sales Director
Warum nicht die maßgeschneiderte Lösung für den Groß- und Kleinkunden? Bis vor einigen Jahren und auch teilweise heute noch wurde ein Kundenlogo in den Farben rot, grün, blau und weiß selbstverständlich in Form eines gleichfarbigen Gewebes in Vierfarbigkeit abgebildet. Dies gehört etwas der Vergangenheit an. Heutzutage werden Wünsche an verschiedene Farben zusätzlich über die Möglichkeit, viele Artikel miteinander zu kombinieren, gelöst. Dabei greifen wir auf tausende aktive Artikel unserer Eigenentwicklungen zurück und eine große Auswahl an Zutaten, Geweben und Veredelungsmöglichkeiten. CI-Kollektionen können wir in kleinen Stückzahlen in unseren top modernen Produktionsbetrieben sehr schnell einsteuern. In einem unserer sechs europäischen Produktionsbetriebe fertigen wir beispielsweise nur Maßaufträge ab Stück 1. Dies geschieht innerhalb sehr schlanker Prozesse und binnen weniger Wochen.

Gleichzeitig haben wir große Kapazitäten für die Lagerung unserer Rohware und ein Fertigteilelager, welches uns die Einlagerung für den Kunden ermöglicht. Unternehmen wissen um die große Bedeutung von Workwear und die teils fehlende Transparenz in den Prozessen oder den Kosten. Da ist es wünschenswert, ab geringer Stückzahl bestellen zu können. Wir können auf dutzende Trägerprofile und Millionen Träger aus nahezu allen Branchen zurückgreifen und kombinieren diese Erfahrung mit den Anforderungen von heute. Dabei bevorzuge ich das Wort „Standard“ nicht, jedoch ist es so, dass wir bei kontinuierlich neu erscheinenden Kollektionen für die verschiedenen Branchen bereits eine große Artikel- und Farbauswahl zur Auswahl für unsere Kunden anbieten. Die Prozesse werden dabei mit den Möglichkeiten neuer Tools und Systeme hinterfragt und konsequent angepasst - nicht umgekehrt. Dadurch können wir vom kleinen bis zum großen Auftrag sehr automatisiert arbeiten und wickeln Aufträge so über eigene Kunden-Online-Shops oder per Schnittstelle mit den Bestellportalen unserer Kunden ab. Die Kommissionierung und Logistik ab Stück 1 mit Versandart nach Wahl sind für uns kein Problem, denn wir haben seit 2018 das modernste Logistikzentrum der Branche in Betrieb.

Mit WEITBLICK haben Sie sich für eine deutschsprachige Markenanmutung entschieden. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen und welche Konsequenzen hat dies für Ihren internationalen Vertrieb?
Janine Gonglach – Head of Marketing
Die Entscheidung fiel auf Weitblick, weil wir ihn als Unternehmen schon immer hatten. Nicht nur der Gründer Gottfried Schmidt selbst hat Weitblick bewiesen. Auch in jeder darauffolgenden Generation steckte bzw. steckt der Weitblick, den das Unternehmen zu dem macht, was es heute ist. Ein Unternehmen mit Visionären, Machern, Tüftlern, Kritikern und Perfektionisten
Auch in Zukunft stellen wir uns der Herausforderung, unsere Produkte und unser Handeln mit Weitblick zu entwickeln – für das Fortbestehen des Unternehmens und im Sinne unserer Kunden.

Philipp Hartmann – Sales Director
Vom Handwerksbetrieb bis zum weltweiten Großkonzern bedienen wir ein breites Spektrum. Wir sind also bereits in vorherigen Generationen international tätig gewesen. Dabei war der Name nie eine Einschränkung. Unsere Mitarbeiter im Vertrieb und im Kundenservice sind entsprechend geschult, unsere Dokumente und Systeme mehrsprachig erhältlich und gepflegt.

Auf welchen gesellschaftlich relevanten Themenfeldern sehen Sie in den nächsten 5 Jahren besonders großen Innovations- und Handlungsbedarf? Wie ist Ihre Einschätzung, dass Ihr Unternehmen mit seinen Produkten dafür Lösungen anbieten können wird?
Felix Blumenauer – Managing Director
Wir sehen eine weiter wachsende Bedeutung des Themas „Sharing“. Mit unseren starken Partnern in der professionellen Dienstleistung leben wir diesen Gedanken schon seit vielen Jahrzehnten und sehen eine steigende Bedeutung in der Gesellschaft. Kleidung bleibt in einem Kreislauf mit höchster Qualität langjährig verfügbar – für uns ist das der nachhaltige Gegentrend zur „Fast Fashion“. Hierfür bieten wir digitale Lösungen, die unsere Kunden und unsere Träger zufrieden machen und davon überzeugen, dass Weitblick die richtige Wahl ist.
In diesen Felder werden wir agieren und bewusst die richtigen Akzente setzen – so verstehen wir unternehmerische Verantwortung unseren Mitarbeitern und unseren Kunden gegenüber.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie weist seit Jahrzehnten weltweit ein stetig hohes Wachstum auf. In Sachen Nachhaltigkeit gibt es, vorsichtig ausgedrückt, für unsere Branche ein eher gemischtes Feedback. Worauf konzentriert sich die Gottfried Schmidt OHG, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden?
Felix Blumenauer – Managing Director
Wir haben Nachhaltigkeit schon lange bei uns im Unternehmen als eine der wichtigsten Prioritäten in unserer Strategie verankert. Das zeigt sich z.B. durch den Einsatz von FairTrade Baumwolle, die wir gemeinsam mit anderen Unternehmen und Zulieferern aus der Branche in großem Volumen in den Markt bringen. Wir denken Nachhaltigkeit umfassend. Jeder Bereich unseres Unternehmens trägt dazu bei, unternehmerischer Verantwortung gerecht zu werden - unseren Kunden und unseren eigenen Mitarbeitern gegenüber.

Für Nachhaltigkeit gibt es die verschiedensten Definitionen. Kunden erwarten unter diesem Begriff alles – von Klimaschutz bis Ökologie, von vor-Ort-Produktion in der Region bis zum Ausschluss von Kinderarbeit usw. Was tun Sie, um diesen Begriff für Ihr Unternehmen mit Leben zu füllen und auf welche Siegel oder Zertifizierungen setzen Sie?
Felix Blumenauer – Managing Director
Wir haben in der gesamten Lieferkette höchste Standards, die wir gemeinsam mit unseren Partnern durchsetzen und engmaschig kontrollieren. Dazu gehören faire Produktionsbedingungen in Europa mit vergleichsweise kurzen Wegen, die über das international anerkannte Siegel SA 8000 garantiert werden. Der Verzicht auf unnötiges Verpackungsmaterial, der klimaneutrale Versand sowie die Reduktion von Plastik sind für uns ebenso selbstverständlich. Wir arbeiten z.B. gerade daran, in Zukunft recyceltes Polyester einsetzen zu können. Dem Grünen Knopf sehen wir positiv entgegen und wollen uns auch für dieses staatliche Qualitätssiegel qualifizieren.

Bei WEITBLICK haben Sie sich für eine bewusst junge Kommunikation entschieden. Ob Facebook, Instagram, YouTube, Pinterest oder einschlägige Business-Plattformen – soziale Medien nehmen deutlich sichtbar eine zentrale Position in Ihrem Medienmix ein. Das ist im textilen Mietservice nicht unbedingt Standard. Warum haben Sie sich für diese Form der Ansprache entschieden?
Janine Gonglach – Head of Marketing
Weitblick bedeutet eben für uns auch „Neues wagen“!
Im digitalen Zeitalter stellt sich für Unternehmen aus meiner Sicht nicht mehr die Frage, ob soziale Netzwerke genutzt werden sollten oder nicht, sondern nur noch wie und in welchem Um-fang. Bei über 3 Milliarden Menschen, die mittlerweile weltweit in Social-Media-Netzwerken vertreten sind, reden wir nicht mehr von einem Zeitgeist, sondern von einem Must-have im Marketing-Mix. Unsere Kommunikation folgt dem Leitsatz: „Wir führen keinen Monolog, sondern einen offenen Dialog auf Augenhöhe.“ Soziale Medien erreichen genau das!  

Neue Wege zu gehen, bedeutet Entscheidungsfreudigkeit, Überwindung von Ängsten - und damit auch Mut zum Scheitern. Nicht jedes Projekt kann gelingen. Über welche unternehmerische Entscheidung sind Sie im Nachhinein besonders froh, sie getroffen zu haben?
Felix Blumenauer – Managing Director
Die Transformation unseres Unternehmens. Wir haben es innerhalb kürzester Zeit mit viel Mut, Kraft und Zuversicht geschafft, unser Unternehmen fast komplett neu aufzustellen. Dazu gehört die moderne Dachmarke Weitblick, die für uns auch eine Verpflichtung an unser Handeln darstellt. Aber auch das Wachstum, das wir personell mit ca. 40 neuen Mitarbeitern in den letzten vier Jahren gestemmt haben. Wir haben ein neues Logistikzentrum gebaut – mit hoch moderen Prozessen, die weitgehend automatisiert sind, z.B. mit intelligenter RFID Technik. Dabei versuchen wir, alle Mitarbeiter auf diesen nicht immer einfachen - aber ebenso richtigen Weg mitzunehmen. Das Positive daran ist, dass unsere langjährigen ebenso wie unsere neuen Mitarbeiter selbstverantwortlich und mit Begeisterung bei uns arbeiten.

Die Fragen stellte Ines Chucholowius, CEO Textination GmbH

Ihren Status als Leitmesse der europäischen Textilveredlungsbranche stellte die TV TecSTyle Visions eindrucksvoll unter Beweis. (c) Messe Stuttgart
11.02.2020

TV TECSTYLE VISIONS: STATUS ALS LEITMESSE EINDRUCKSVOLL BESTÄTIGT

  • Hohe Internationalität und sehr gute Besucherqualität sichern Bestnoten

Der Messeverbund für visuelle Kommunikation und haptische Werbung, EXPO 4.0, überzeugte mit 421 Ausstellern und 12.518 Besuchern vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 in Stuttgart:

  • Hohe Internationalität und sehr gute Besucherqualität sichern Bestnoten

Der Messeverbund für visuelle Kommunikation und haptische Werbung, EXPO 4.0, überzeugte mit 421 Ausstellern und 12.518 Besuchern vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 in Stuttgart:
Die TV TecStyle Visions, Fachmesse für Textilveredlung und Promotion, bereicherte den Messeverbund mit einem hochkarätigem Ausstellerangebot, hoher Internationalität und einem von Innovationen und Wissenstransfer geprägtem Rahmenprogramm. Ihren Status als Leitmesse der europäischen Textilveredlungsbranche stellte sie eindrucksvoll unter Beweis: 262 Aussteller, darunter alle relevanten Unternehmen aus den Ausstellungssegmenten Textil und Technik, manifestieren den Status als europäischer Branchentreff alle zwei Jahre in Stuttgart. Die Leitmesse stellt sich der unsicheren europäischen Marktlage und Unsicherheiten im Handel entgegen, die Ausstellerzahl blieb im Vergleich zur Vorveranstaltung (2018: 270) annähernd konstant. Die 126 internationalen Aussteller kamen aus 21 Ländern nach Stuttgart. Die Top 5 der Herkunftsländer sind Deutschland, Großbritannien, Spanien, Polen und Italien.
 
Viele Entscheider aus der DACH-Region
Die Fachbesucher interessierten sich im Rahmen der TV TecStyle Visions besonders für die verschiedenen Druckverfahren, Stickerei und Textilien. Der gesamte Messeverbund der EXPO 4.0 lockte 17 Prozent internationale Besucher aus 50 Ländern nach Stuttgart. Mit den Top-Besucherländern Schweiz und Österreich manifestiert sich die Strahlkraft der europäischen Leitmesse. 35 Prozent aller Fachbesucher der TV TecStyle Visions reisten von weiter als 300 Kilometern nach Stuttgart an.

Die Qualität der Fachbesucher ist eine seit Jahren verlässliche Konstante: Vier von fünf Besuchern sind maßgeblich an Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen beteiligt, 87 Prozent haben konkrete Kaufabsichten und 84 Prozent der Besucher möchten innerhalb der nächsten 12 Monate investieren. Eine Gesamtbewertung des Messeverbundes mit der Note 2,0 und eine Wiederbesuchsabsicht bei 4 von 5 Besuchern unterstreicht die positiven Synergieeffekte, die sich durch die Parallelität der drei Fachmessen im Messeverbund EXPO 4.0 ergeben. Dies schlägt sich auch in der Verweildauer nieder, im Schnitt verbringen die Besucher 4,8 Stunden auf den drei Messen.
 
Inhaltsstarkes Rahmenprogramm
Neben dem Ausstellungsangebot überzeugt die TV TecStyle Visions seit Jahren mit einem inhaltsstarken Rahmenprogramm. Gezeigt werden nicht nur auf den Ständen wirkliche Innovationen und Trends, die die Branche bewegen. Als Blick in die nahe Zukunft fungierte in der diesjährigen Messeausgabe die TecCheck Area. In der digitalen Microfactory veranschaulichten neun Unternehmen unter Koordination des DITF (Deutsche Institute für Tex- til- und Faserforschung Denkendorf) die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Fertigung. Innerhalb einer Stunde entstand ein Polo-Shirt, von 3D-Design und Konzeption, über Druck, Thermofixierung, Zuschnitt und Konfektion. Auch im Fachforum zeigten sich die Trendthemen der Branche und der Innovationsreichtum wie zum Beispiel die Möglichkeit von Personalisierung und Automatisierung in der Textilveredlung. Die TecStyle Fashion Show, das Fachforum und auch Charlies Corner boten den Besuchern eine Plattform zum Austausch und Wissenstransfer sowie eine weitere Präsentationsmöglichkeit für die Aussteller.
 
Die nächste TV TecStyle Visions findet im Messeverbund EXPO 4.0 mit der WETEC und GiveADays das nächste Mal in zwei Jahren statt. Reserviert ist aktuell der Termin vom 10. bis 12. Februar 2022.