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Grafik Universität von Kopenhagen
22.11.2024

Neues Nanofaserpflaster zur Behandlung von Psoriasis

Forscher der Universität Kopenhagen haben ein Pflaster entwickelt, mit dem sich Schuppenflechte einfacher und wirksamer behandeln lässt. Die Methode kann auch bei der Behandlung anderer entzündlicher Hautkrankheiten eingesetzt werden.

4 bis 5 Prozent der dänischen Bevölkerung leiden an Psoriasis, einer der häufigsten Hautkrankheiten der Welt. Die entzündliche Krankheit ist durch einen roten Ausschlag mit weißen Schuppen gekennzeichnet, der in Form, Größe und Schweregrad variieren kann.

Heute gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten für Psoriasis-Patienten. Zu den gängigsten gehören Cremes und Salben. Das Problem ist, dass die Creme mehrmals am Tag aufgetragen werden muss und ein fettiges Gefühl auf der Haut hinterlässt, weshalb einige Patienten sie häufig nicht konsequent anwenden, was aber für den Behandlungserfolg entscheidend ist.

Forscher der Universität Kopenhagen haben ein Pflaster entwickelt, mit dem sich Schuppenflechte einfacher und wirksamer behandeln lässt. Die Methode kann auch bei der Behandlung anderer entzündlicher Hautkrankheiten eingesetzt werden.

4 bis 5 Prozent der dänischen Bevölkerung leiden an Psoriasis, einer der häufigsten Hautkrankheiten der Welt. Die entzündliche Krankheit ist durch einen roten Ausschlag mit weißen Schuppen gekennzeichnet, der in Form, Größe und Schweregrad variieren kann.

Heute gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten für Psoriasis-Patienten. Zu den gängigsten gehören Cremes und Salben. Das Problem ist, dass die Creme mehrmals am Tag aufgetragen werden muss und ein fettiges Gefühl auf der Haut hinterlässt, weshalb einige Patienten sie häufig nicht konsequent anwenden, was aber für den Behandlungserfolg entscheidend ist.

Jetzt haben Forscher der Universität Kopenhagen den Prototyp eines Pflasters entwickelt, das dieses Problem für Patienten mit kleineren, abgegrenzten Bereichen der Plaque-Psoriasis lösen könnte.

„Wir haben ein trockenes Pflaster entwickelt, das Wirkstoffe zur Behandlung von Psoriasis enthält und das die Häufigkeit der Anwendung auf einmal pro Tag reduziert. Es hat das Potenzial, die Behandlung für Plaque-Psoriasis-Patienten angenehmer zu machen“, sagt Juniorprofessorin Andrea Heinz vom Fachbereich Pharmazie, die als Autorin einer Reihe von Artikeln die Fähigkeit des Pflasters zur Behandlung von Plaque-Psoriasis untersucht hat.

Ein Pflaster mit mehreren Funktionen
Das Pflaster ist so konzipiert, dass es zwei Wirkstoffe auf einmal enthält und sie unterschiedlich schnell an die Haut abgibt.

„Das ist wirklich clever, denn die Behandlung von Psoriasis erfordert oft mehr als ein Produkt. Die beiden Wirkstoffe werden auf kontrollierte Weise und in unterschiedlicher Geschwindigkeit freigesetzt, da sie unterschiedlichen Funktionen dienen: Salicylsäure wird sofort freigesetzt, um die abgestorbenen Zellen, die sich auf der Haut angesammelt haben, zu entfernen, während Hydrocortison die Entzündung der Haut verringert - ein Prozess, der mehr Zeit benötigt“, sagt die Erstautorin der Studien Anna-Lena Gürtler und fügt hinzu:

„Wir haben den Prototyp an Schweinehaut und menschlichen Hautzellen getestet und die Ergebnisse mit den in der Apotheke erhältlichen Cremes und Salben verglichen, und unsere Studien zeigen, dass das Pflaster genauso wirksam ist wie die Standardbehandlungen“.

Potential zur Behandlung weiterer Erkrankungen
Die Forscher verwendeten zur Herstellung des Pflasters das Elektrospinning - eine Methode, bei der eine Hochspannung an eine Polymerlösung angelegt wird, um synthetische Nanofasern herzustellen. Die Fasern werden dann zur Herstellung einer Fasermatte verwendet, die wie ein Pflaster auf die Haut geklebt werden kann.

Die Forscher arbeiten noch an dem Pflaster. Es sind noch weitere Forschungen, Produktentwicklungen und klinische Studien erforderlich, bevor die Methode einsatzbereit ist. Nach Ansicht von Andrea Heinz hat es jedoch ein großes Potenzial, das über die Behandlung der Schuppenflechte hinausgeht:

„Ein wirkstoffhaltiges Pflaster kann eine Alternative zu Cremes und Salben bei der Behandlung anderer entzündlicher Hauterkrankungen sein, zum Beispiel beim atopischen Ekzem. Auch im Zusammenhang mit der Wundheilung kann es nützlich sein.“

Weitere Informationen:
Schuppenflechte Pflaster Elektrospinning
Quelle:

William Brøns Petersen, Universität von Kopenhagen

Doktorandin Nayanatara Ruppegoda Gamage (links) und Dr. Chamila Gunasekara mit Betonproben aus Textilien. (c) RMIT University
19.11.2024

Teppichfasern verhindern Risse im Beton

Ingenieure in Australien haben einen Weg gefunden, aus Teppichfasern stärkeren und rissfesten Beton herzustellen und so der Nachhaltigkeit im Bausektor den roten Teppich auszurollen.

Das Forschungsteam arbeitet mit Partnern wie Textile Recyclers Australia, Godfrey Hirst Australia und Stadtverwaltungen in Victoria zusammen, um Feldstudien zu Betonplatten aus wiederverwerteten Textilien durchzuführen.

Der leitende Forscher Dr. Chamila Gunasekara von der RMIT University erklärte, das Team habe eine Technik entwickelt, bei der Teppichfasern aus dem Abfall verwendet werden, um die Frühschwindrisse im Beton um bis zu 30 % zu reduzieren und gleichzeitig die Haltbarkeit des Betons zu verbessern.

Ingenieure in Australien haben einen Weg gefunden, aus Teppichfasern stärkeren und rissfesten Beton herzustellen und so der Nachhaltigkeit im Bausektor den roten Teppich auszurollen.

Das Forschungsteam arbeitet mit Partnern wie Textile Recyclers Australia, Godfrey Hirst Australia und Stadtverwaltungen in Victoria zusammen, um Feldstudien zu Betonplatten aus wiederverwerteten Textilien durchzuführen.

Der leitende Forscher Dr. Chamila Gunasekara von der RMIT University erklärte, das Team habe eine Technik entwickelt, bei der Teppichfasern aus dem Abfall verwendet werden, um die Frühschwindrisse im Beton um bis zu 30 % zu reduzieren und gleichzeitig die Haltbarkeit des Betons zu verbessern.

Diese Studie befasst sich mit einer großen Herausforderung im Bausektor, denn die jährlichen Kosten für die Reparatur von Rissen in Stahlbetonkonstruktionen belaufen sich in Australien auf etwa 8 Milliarden AUD. In den USA werden die Kosten auf 76 Mrd. USD pro Jahr geschätzt.

Das Team hat seine neuesten Ergebnisse in der Zeitschrift Construction and Building Materials veröffentlicht und gezeigt, dass Teppichabfälle zur Verbesserung von Beton verwendet werden können.

Dank der hochmodernen Textilforschungseinrichtungen am RMIT konnte das Team aus Bauingenieuren und Textilforschern auch andere ausrangierte Textilien, darunter Kleidungsstoffe, verwenden, um Beton zu verstärken.

„Risse in Betonplatten im Frühstadium sind ein altbekanntes Problem bei Bauprojekten, das zu vorzeitiger Korrosion führen kann und das Gebäude nicht nur unansehnlich macht, sondern auch seine strukturelle Integrität und Sicherheit gefährdet“, sagte Gunasekara, ein ARC-DECRA-Stipendiat der School of Engineering.

„Teppichfasern können verwendet werden, um die Zugfestigkeit von Beton um 40 % zu erhöhen und frühe Rissbildung zu verhindern, indem das Schrumpfverhalten erheblich reduziert wird.“

Unter Verwendung der verschiedenen Textilmaterialien wurden Labor-Betonproben hergestellt, die nachweislich die australischen Normen für technische Leistungen und Umweltanforderungen erfüllen.

Bewältigung einer großen Abfallproblematik
Die Entsorgung von Teppichen und anderen Textilien, einschließlich ausrangierter Stoffe, stellt eine enorme Herausforderung für die Umwelt dar, sagte Gunasekara.

„Australien ist nach den USA der zweitgrößte Pro-Kopf-Verbraucher von Textilien in der Welt. Der durchschnittliche Australier kauft jedes Jahr 27 kg neue Kleidung und Textilien und entsorgt 23 kg auf der Mülldeponie“, sagte er.

„Bei der Verbrennung von Teppichabfällen werden verschiedene giftige Gase freigesetzt, was zu Umweltproblemen führt.

Dr. Shadi Houshyar, Textil- und Materialwissenschaftler an der RMIT, bezeichnete den Abfall von Feuerwehrbekleidung als Herausforderung, da die gleichen Eigenschaften, die diese Materialien ideal für die Brandbekämpfung machen, sie auch schwierig zu recyceln machen.

„Bis zu 70 % der Textilabfälle könnten in verwertbare Fasern umgewandelt werden, was eine Chance für die Materiallieferkette darstellt“, so Houshyar von der School of Engineering.  

Zusammenarbeit mit Industrie und Behörden zur Unterstützung des Abfallrecyclings
Feldversuche, die mit Unterstützung von Partnern aus der Industrie und lokalen Behörden durchgeführt werden, helfen dabei, die unerwarteten Bedingungen zu erfassen, die bei realen Bauprojekten auftreten.

Das ARC Forschungszentrum für die Umwandlung von wiederverwerteten Abfallressourcen in technische Materialien und Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft (Industrial Transformation Research Hub for Transformation of Reclaimed Waste Resources to Engineered Materials and Solutions for a Circular Economy TREMS) sowie ein Forschungsstipendium für Nachwuchswissenschaftler werden die Feldversuche sowie die rechnerische Modellierung finanzieren. TREMS wird von Professor Sujeeva Setunge vom RMIT geleitet.

Das Team arbeitet mit Professor Andrzej Cwirzen von der Technischen Universität Luleå in Schweden zusammen, um Berechnungsmodelle zu erstellen.

Weitere Informationen:
Textilbeton Textilabfälle Teppichfaser
Quelle:

Will Wright, RMIT University

Wasser filtern Bild Manuel Darío Fuentes Hernández , Pixabay
10.11.2024

Neues Filtermaterial könnte „ewige Chemikalien” aus Wasser entfernen

Membranen auf der Basis von natürlicher Seide und Zellulose können viele Verunreinigungen entfernen, „ewige Chemikalien“ und Schwermetalle eingeschlossen.

Die Wasserverschmutzung durch Chemikalien, die in der modernen Technologie verwendet werden, ist weltweit ein schnell wachsendes Problem. Eine kürzlich durchgeführte Studie der US Centers for Disease Control ergab, dass 98 Prozent der getesteten Personen nachweisbare PFA -Werte aufwiesen. Ein neues Filtermaterial, das von Forschern des MIT entwickelt wurde, könnte eine natürliche Lösung für dieses hartnäckige Verschmutzungsproblem bieten. Das Material, das auf natürlicher Seide und Zellulose basiert, ist in der Lage, viele dieser schwer abbaubaren Chemikalien sowie Schwermetalle zu entfernen. Die antimikrobiellen Eigenschaften des Materials können darüber hinaus zur Verhinderung der Verschmutzung der Filter beitragen.

Membranen auf der Basis von natürlicher Seide und Zellulose können viele Verunreinigungen entfernen, „ewige Chemikalien“ und Schwermetalle eingeschlossen.

Die Wasserverschmutzung durch Chemikalien, die in der modernen Technologie verwendet werden, ist weltweit ein schnell wachsendes Problem. Eine kürzlich durchgeführte Studie der US Centers for Disease Control ergab, dass 98 Prozent der getesteten Personen nachweisbare PFA -Werte aufwiesen. Ein neues Filtermaterial, das von Forschern des MIT entwickelt wurde, könnte eine natürliche Lösung für dieses hartnäckige Verschmutzungsproblem bieten. Das Material, das auf natürlicher Seide und Zellulose basiert, ist in der Lage, viele dieser schwer abbaubaren Chemikalien sowie Schwermetalle zu entfernen. Die antimikrobiellen Eigenschaften des Materials können darüber hinaus zur Verhinderung der Verschmutzung der Filter beitragen.

Die Ergebnisse werden in der Fachzeitschrift ACS Nano in einem Artikel von Yilin Zhang, Postdoktorandin am MIT, Benedetto Marelli, Professor für Bau- und Umwelttechnik, und vier weiteren MIT-Mitarbeitern beschrieben.

PFAS-Chemikalien sind in einer Vielzahl von Produkten enthalten, darunter Kosmetika, Lebensmittelverpackungen, wasserabweisende Kleidung, Schaumstoffe zur Brandbekämpfung und Antihaftbeschichtungen für Kochgeschirr. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat allein in den USA 57.000 Standorte identifiziert, die mit diesen Chemikalien kontaminiert sind. Die US-Umweltschutzbehörde schätzt, dass die Sanierung von PFAS jährlich 1,5 Milliarden Dollar kosten wird, um die neuen Vorschriften zu erfüllen, die eine Begrenzung auf weniger als 7 ppb im Trinkwasser vorschreiben.

Die Verunreinigung durch PFAS und ähnliche Verbindungen „ist in der Tat ein sehr großes Problem, und die derzeitigen Lösungen sind nur teilweise effizient oder wirtschaftlich“, sagt Zhang. „Deshalb haben wir diese völlig natürliche Lösung auf Protein- und Zellulosebasis entwickelt“, erläutert er.

„Wir sind zufällig auf das Projekt gestoßen“, sagt Marelli. Die ursprüngliche Technologie, die das Filtermaterial ermöglichte, hatte seine Gruppe für einen ganz anderen Zweck entwickelt - als Mittel zur Herstellung eines Kennzeichnungssystems, mit dem die Verbreitung von gefälschtem, oft minderwertigem Saatgut verhindert werden sollte. Sein Team hat einen Weg gefunden, Seidenproteine in einem umweltfreundlichen, wasserbasierten Tropfverfahren bei Raumtemperatur in einheitliche nanoskalige Kristalle, so genannte Nanofibrillen, umzuwandeln.

Zhang vermutete, dass ihr neues Nanofibrillenmaterial Schadstoffe effektiv filtern könnte, aber erste Versuche mit den Seiden-Nanofibrillen allein funktionierten nicht. Das Team beschloss, ein weiteres Material hinzuzufügen: Zellulose, die im Überfluss vorhanden ist und aus landwirtschaftlichen Zellstoffabfällen gewonnen werden kann. Die Forscher wandten eine Methode der Selbstorganisation an, bei der das Seidenprotein Fibroin in Wasser suspendiert und dann durch Einlagerung von Cellulose-Nanokristallen zu Nanofibrillen geformt wird. Dadurch ordnen sich die zuvor ungeordneten Seidenmoleküle entlang der Fibrillen an und bilden die Grundlage für ein Hybridmaterial mit ausgeprägten neuen Eigenschaften.

Durch die Einbettung von Cellulose in Seidenfibrillen, die sich zu einer dünnen Membran formen lassen, und die anschließende Einstellung der elektrischen Ladung der Cellulose haben die Forscher ein Material hergestellt, das in Labortests Verunreinigungen sehr effizient entfernt.

Sie fanden heraus, dass die elektrische Ladung der Zellulose ihr auch starke antimikrobielle Eigenschaften verleiht. Dies ist ein entscheidender Vorteil, da eine der Hauptursachen für das Versagen von Filtrationsmembranen die Verschmutzung durch Bakterien und Pilze ist. Die antimikrobiellen Eigenschaften dieses Materials dürften das Problem der Kontamination deutlich verringern, so die Forscher.

„Diese Materialien können wirklich mit den derzeitigen Standardmaterialien für die Wasserfiltration konkurrieren, wenn es darum geht, Metallionen und diese neu auftretenden Verunreinigungen zu entfernen, und sie können sogar einige der derzeitigen Materialien übertreffen“, sagt Marelli. In Labortests konnten die Materialien um Größenordnungen mehr Schadstoffe aus dem Wasser entfernen als die derzeit verwendeten Standardmaterialien, Aktivkohle oder granulierte Aktivkohle.

Während die neue Arbeit als Beweis des Prinzips dient, so Marelli, will das Team weiter an der Verbesserung des Materials arbeiten, insbesondere im Hinblick auf die Haltbarkeit und die Verfügbarkeit der Ausgangsmaterialien. Die verwendeten Seidenproteine sind zwar als Nebenprodukt der Seidentextilindustrie verfügbar, aber wenn dieses Material in größerem Maßstab eingesetzt werden soll, um den weltweiten Bedarf an Wasserfiltration zu decken, könnte die Verfügbarkeit unzureichend sein. Außerdem könnten alternative Proteinmaterialien kostengünstiger sein, um die gleiche Funktion zu erfüllen.

Zunächst werde das Material wahrscheinlich als „Point-of-Use“-Filter verwendet, also als etwas, das an einen Küchenwasserhahn angeschlossen werden kann, sagt Zhang. Mit der Zeit könnte es auch zur Filterung von kommunalem Wasser eingesetzt werden, aber erst nachdem Tests gezeigt haben, dass dadurch keine Gefahr besteht, dass Verunreinigungen in die Wasserversorgung gelangen. Ein großer Vorteil des Materials sei jedoch, dass sowohl die Seide als auch die Zellulosebestandteile als lebensmittelecht gelten, so dass eine Verunreinigung unwahrscheinlich ist.

„Die meisten herkömmlichen Materialien, die heute auf dem Markt sind, konzentrieren sich auf eine Klasse von Verunreinigungen oder lösen einzelne Probleme“, sagt Zhang. "Ich glaube, wir gehören zu den Ersten, die alle diese Probleme gleichzeitig angehen.

„Was ich an diesem Ansatz so toll finde, ist, dass er ausschließlich natürliche Materialien wie Seide und Zellulose zur Bekämpfung der Verschmutzung verwendet“, sagt Hannes Schniepp, Professor für Angewandte Wissenschaften am College of William and Mary, der nicht an dieser Arbeit beteiligt war. „Konkurrierende Ansätze verwenden synthetische Materialien, die in der Regel nur noch mehr Chemie erfordern, um einige der negativen Auswirkungen zu bekämpfen, die die Chemie hervorgebracht hat. [Diese Arbeit durchbricht diesen Teufelskreis! ... Wenn dies wirtschaftlich in Massenproduktion hergestellt werden kann, könnte es wirklich einen großen Einfluss haben“.

Zu dem Forschungsteam gehörten die MIT- Postdoktoranden Hui Sun und Meng Li, der Doktorand Maxwell Kalinowski und der jüngste Absolvent Yunteng Cao PhD '22, der jetzt als Postdoktorand an der Yale University arbeitet. Die Arbeit wurde vom U.S. Office of Naval Research, der U.S. National Science Foundation und der Singapore-MIT Alliance for Research and Technology unterstützt.

Quelle:

David L. Chandler | MIT News

Prototyp des leitfähigen Gewebes Foto: Chalmers University of Technology, Hanna Magnusson
04.11.2024

Der Seidenfaden, der Kleidung in Ladestationen verwandeln kann

Thermoelektrische Textilien wandeln Temperaturunterschiede, zum Beispiel zwischen dem menschlichen Körper und der Umgebungsluft, in ein elektrisches Spannungsfeld um. Diese Technologie kann in unserem Alltag und in der modernen Gesellschaft von großem Nutzen sein. In Verbindung mit einem Sensor können so Textilien Geräte mit Strom versorgen, ohne dass dafür Batterien benötigt werden. Diese Sensoren können dazu verwendet werden, unsere Bewegungen zu überwachen oder unseren Herzschlag zu messen.

Da die Textilien körpernah getragen werden müssen, werden an die verwendeten Materialien hohe Anforderungen in Bezug auf Sicherheit und Flexibilität gestellt. Der von den Forschern getestete Seidenfaden hat eine Beschichtung aus einem leitfähigen Polymer. Dabei handelt es sich um einen Kunststoff mit einer chemischen Struktur, die das Material elektrisch leitfähig macht und sich gut für Textilien eignet.

Thermoelektrische Textilien wandeln Temperaturunterschiede, zum Beispiel zwischen dem menschlichen Körper und der Umgebungsluft, in ein elektrisches Spannungsfeld um. Diese Technologie kann in unserem Alltag und in der modernen Gesellschaft von großem Nutzen sein. In Verbindung mit einem Sensor können so Textilien Geräte mit Strom versorgen, ohne dass dafür Batterien benötigt werden. Diese Sensoren können dazu verwendet werden, unsere Bewegungen zu überwachen oder unseren Herzschlag zu messen.

Da die Textilien körpernah getragen werden müssen, werden an die verwendeten Materialien hohe Anforderungen in Bezug auf Sicherheit und Flexibilität gestellt. Der von den Forschern getestete Seidenfaden hat eine Beschichtung aus einem leitfähigen Polymer. Dabei handelt es sich um einen Kunststoff mit einer chemischen Struktur, die das Material elektrisch leitfähig macht und sich gut für Textilien eignet.

„Die von uns verwendeten Polymere sind biegsam, leicht und lassen sich sowohl in flüssiger als auch in fester Form leicht verarbeiten. Außerdem sind sie ungiftig“, sagt Mariavittoria Craighero, Doktorandin an der Fakultät für Chemie und Chemieingenieurwesen der Chalmers University of Technology und Hauptautorin einer kürzlich veröffentlichten Studie.

Erhöhte Stabilität und Leitfähigkeit
Die Methode zur Herstellung des elektrisch leitfähigen Fadens ist dieselbe wie in früheren Versuchsreihen im Rahmen desselben Forschungsprojekts.  Früher enthielt der Faden Metalle, um seine Stabilität in Kontakt mit der Luft zu erhalten. Seitdem wurden Fortschritte bei der Herstellung des Fadens mit ausschließlich organischen (kohlenstoffbasierten) Polymeren erzielt. In der aktuellen Studie haben die Forscher eine neue Art von Faden mit verbesserter elektrischer Leitfähigkeit und Stabilität entwickelt.

„Wir haben das fehlende Puzzlestück für die Herstellung eines optimalen Fadens gefunden - einen Polymertyp, der erst kürzlich entdeckt worden war. Es verfügt über eine hervorragende Leistungsstabilität im Kontakt mit Luft und gleichzeitig über eine sehr gute elektrische Leitfähigkeit. Da wir Polymere verwenden, brauchen wir keine Seltenen Erden, wie sie in der Elektronik üblich sind“, sagt Mariavittoria Craighero.

Um zu zeigen, wie der neue Faden in der Praxis eingesetzt werden kann, stellten die Forscher zwei thermoelektrische Generatoren her - einen Knopf, in den der Faden eingenäht war, und ein Stück Textil mit eingenähten Fäden. Als sie die thermoelektrischen Textilien zwischen eine heiße und eine kalte Oberfläche legten, konnten sie beobachten, wie die Spannung am Messgerät anstieg. Der Effekt hing von der Temperaturdifferenz und der Menge des leitenden Materials im Textil ab. Das größere Stück Stoff zeigte zum Beispiel bei einem Temperaturunterschied von 30 Grad Celsius etwa 6 Millivolt an. In Kombination mit einem Spannungswandler könnte es theoretisch dazu verwendet werden, tragbare Elektronikgeräte über einen USB-Anschluss aufzuladen. Die Forscher konnten ebenfalls nachweisen, dass die Leistung des Fadens mindestens ein Jahr lang erhalten bleibt. Zudem ist er waschmaschinenfest.

„Nach sieben Wäschen behielt der Faden zwei Drittel seiner leitenden Eigenschaften. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, auch wenn es noch deutlich verbessert werden muss, bevor es kommerziell interessant wird“, sagt Mariavittoria Craighero.

Kann Aufgaben erfüllen, die diese Textilien erfordern
Der thermoelektrische Stoff und der Knopf können heute nicht effizient außerhalb der Laborumgebung hergestellt werden. Das Material muss von Hand hergestellt und eingenäht werden, was sehr zeitaufwändig ist. Allein das Einnähen des Fadens in den vorgestellten Stoff erforderte vier Tage Nadelarbeit. Die Forscher sehen jedoch ein großes Potenzial für den neuen Faden und halten es für möglich, ein automatisiertes Verfahren zu entwickeln und die Produktion zu vergrößern.

„Wir haben jetzt gezeigt, dass es möglich ist, leitfähige organische Materialien herzustellen, die die Funktionen und Eigenschaften erfüllen, die solche Textilien benötigen. Dies ist ein wichtiger Schritt nach vorn. Es gibt fantastische Möglichkeiten für thermoelektrische Textilien, und diese Forschung kann für die Gesellschaft von großem Nutzen sein“, sagt Christian Müller, Professor am Fachbereich Chemie und Chemieingenieurwesen der Chalmers University of Technology und Forschungsleiter der Studie.

Mehr über die Studie
Der wissenschaftliche Artikel “Poly(benzodi-furandione) Coated Silk Yarn for Thermoelectric Textiles” ist in Advanced Science erschienen. Autoren sind Mariavittoria Craighero, Qifan Li, Zijin Zeng, Chunghyeon Choi, Youngseok Kim, Hyungsub Yoon, Tiefeng Liu, Przemysław Sowiński, Shuichi Haraguchi, Byungil Hwang, Besira Mihiretia, Simone Fabiano und Christian Müller. Die Forscher sind an der Chalmers University of Technology, der Linköping University und der Chung-Ang University in Seoul, Südkorea, tätig. Die Forschung wurde durch das EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 im Rahmen des Marie-Skłodowska-Curie-Projekts HORATES, die Knut und Alice Wallenberg Stiftung, den Europäischen Forschungsrat (ERC), den Schwedischen Forschungsrat und die Universität Linköping finanziert.

Quelle:

Chalmers University of Technology
Übersetzung Textination

TARPAULIFE / Aimplas
29.10.2024

TARPAULIFE: Polyolefin-beschichtete Gewebe als Alternative zu PVC

Herstellung von Bags für den Transport von Süßwasser auf dem Seeweg: Planen sind großflächige Bahnen aus starkem, flexiblem und wasserabweisendem Material, die zum Schutz vor extremen Bedingungen verwendet werden. Das am häufigsten verwendete Material ist PVC-beschichtetes Polyester, das sich durch seinen niedrigen Preis und seine gute Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Das Recycling dieser Produkte stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da es keine kommerziellen Lösungen für das Recycling von Planen in großem Maßstab gibt. Seit Jahrzehnten versuchen Unternehmen, PVC-beschichtete Gewebe durch ein besser recycelbares Polymer zu ersetzen. Zwar gibt es einige Alternativen, doch sind diese in der Regel zu kostspielig, um mit PVC-beschichteten Geweben konkurrieren zu können, und sie erfüllen nicht in vollem Umfang die strengen Anforderungen an Sicherheit und Recyclingfähigkeit.
 

Herstellung von Bags für den Transport von Süßwasser auf dem Seeweg: Planen sind großflächige Bahnen aus starkem, flexiblem und wasserabweisendem Material, die zum Schutz vor extremen Bedingungen verwendet werden. Das am häufigsten verwendete Material ist PVC-beschichtetes Polyester, das sich durch seinen niedrigen Preis und seine gute Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Das Recycling dieser Produkte stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da es keine kommerziellen Lösungen für das Recycling von Planen in großem Maßstab gibt. Seit Jahrzehnten versuchen Unternehmen, PVC-beschichtete Gewebe durch ein besser recycelbares Polymer zu ersetzen. Zwar gibt es einige Alternativen, doch sind diese in der Regel zu kostspielig, um mit PVC-beschichteten Geweben konkurrieren zu können, und sie erfüllen nicht in vollem Umfang die strengen Anforderungen an Sicherheit und Recyclingfähigkeit.
 
Das europäische Projekt TARPAULIFE soll die Möglichkeit aufzeigen, großflächige, mit Polyolefinen wie Polyethylen und Polypropylen beschichtete Gewebe zu fertigen, die in puncto Kosten mit PVC-beschichteten Geweben konkurrieren können und gleichzeitig deren Eigenschaften wie Festigkeit, Flexibilität, Undurchlässigkeit und geringere Umweltbelastung aufweisen. Dieses neue Material wird zur Herstellung von Säcken für den Transport von Süßwasser auf dem Seeweg verwendet, obwohl dieses innovative, nachhaltigere und wiederverwertbare Gewebe auch für andere Produkte, wie z. B. für LKW-Planen und Abdeckungen, verwendet werden kann.

Rina Consulting koordiniert dieses durch das europäische LIFE-Programm kofinanzierte Projekt, an dem die Unternehmen Ziplast, Nowa und Giovanardi sowie AIMPLAS beteiligt sind.

Das wesentliche Ergebnis wird eine Produktionsanlage für drei Meter breite polyolefinbeschichtete Gewebe mit einer Produktionskapazität von 250.000 m²/Jahr ein Jahr nach Ablauf des Projekts sein, das im Mai 2024 begonnen hat und zwei Jahre lang dauern wird. Die ausgewählte Hauptanwendung sind Wassersäcke, die eine innovative Form des Transports großer Mengen Süßwasser auf dem Seeweg darstellen, im Gegensatz zu den üblichen Formen des Transports in Tankern.

Nachhaltige Lösung von Wasserversorgungsproblemen
Diese Technologie wurde vor allem dafür entwickelt, um Wasser aus Gebieten mit einem hohen Wasseraufkommen in relativ nahe Gebiete zu transportieren, in denen es aufgrund von Dürreperioden, saisonalem Anstieg der Nachfrage durch den Tourismus und sogar in Notsituationen zu Versorgungsproblemen kommt. Diese Initiative hat bereits zu den von der Europäischen Kommission finanzierten Projekten REFRESH und XXL-REFRESH geführt, an denen AIMPLAS, RINA und Ziplast beteiligt waren und bei denen ein schwimmender Wassersack mit modularem Aufbau und Reißverschluss erfolgreich getestet wurde. Ziel des TARPAULIFE-Projekts ist es, beim Beschichtungsmaterial dieser Polyesterbeutel einen Schritt weiter zu gehen und PVC durch Polyolefine zu ersetzen, damit sie nachhaltiger und leichter zu recyceln sind.
 
Im Rahmen des Projekts werden daher zwei 2.500 m³ fassende Wassersäcke aus dem neuen Material hergestellt, die an zwei Standorten in Europa getestet werden sollen. Die Demonstration des Wassersacks wird ein Reservesystem für Süßwasser in der Nordsee vor der isländischen Küste sowie im Mittelmeer bereitstellen.

Dank der neuen Produktionsanlage für polyolefinbeschichtete Gewebe, die im Ziplast-Werk in Mailand stehen wird, werden drei Jahre nach Projektende voraussichtlich mehr als 100 Wassersäcke hergestellt und mehr als zwei Millionen Kubikmeter Wasser in drei Süßwasserspeichern vorgehalten werden. Die vorgeschlagene Lösung wird dazu beitragen, die Verbrennung von mehr als 2.000 Tonnen PVC zu vermeiden und zu verhindern, dass mehr als 13 Tonnen CO2 in die Umwelt gelangen.
 
Allgemeine Ziele

  • PRODUKTION
    Aufbau einer Produktionsanlage für beschichtete Strukturgewebe auf POLYOLEFIN-Basis mit einer Breite von 3 Metern und einer Produktionskapazität von 250.000 Quadratmetern pro Jahr - bereits 1 Jahr nach Abschluss des Projekts.
  • PROTOTYPING
    Prototyping von zwei 2,5 Millionen Liter fassenden Wassersäcken, die mit den neuen beschichteten Geweben auf POLYOLEFIN-Basis hergestellt wurden; Quantifizierung der Umwelt- und LCA-LCC-Vorteile im Vergleich zur Verwendung von PVC-beschichteten Geweben.
  • DEMONSTRATION
    Erprobung des Wassersacks, der als Reservespeicher für Süßwasser an zwei Orten in Europa, vor der Küste Islands und im Mittelmeer, eingesetzt werden soll.
  • VERWERTUNG & ÜBERTRAGBARKEIT
    Nutzung und Wiederholung der Projektergebnisse in anderen Sektoren, insbesondere für die Herstellung von umweltfreundlichen LKW-Planen und Gletschereisabdeckungen, sowie Nachweis der Nachhaltigkeit durch Quantifizierung der Umwelt- und LCA-LCC-Vorteile im Vergleich zur Verwendung von PVC-beschichteten Geweben für alle vorgesehenen Anwendungen.
  • VERBREITUNG & KOMMUNIKATION
    Eine effektive Verbreitung und Kommunikation der Projektergebnisse, die sich an Interessengruppen weltweit richtet.    

Konkrete Ziele

  • Produktionsanlage mit einer neuen Beschichtungsanlage, die bis zu einer Warenbreite von 3.000 mm beschichten kann.
  • Beschaffung von Ausrüstung: eine Webmaschine zur Herstellung von hochfesten Textilien mit einer Breite von 3.000 mm aus Polyolefinfasern.
  • Integration der Komponenten und Tests: Die Kontrolle und Überwachung, dass die verschiedenen Systemkomponenten vollständig integriert sind und die Erwartungen in Bezug auf die Leistung erfüllen, ist von grundlegender Bedeutung.
  • Produktionsläufe, Fehlerbehebung und Validierung.
  • Entwurf von Prototypen.
  • Beschaffung von Rohstoffen und Zusatzkomponenten.
  • Herstellung von Reißverschluss- und Planenmustern.
  • Vorführung des Wassersacks unter trockenen Bedingungen.
  • Vorführung des Wassersacks auf See (Nordeuropa).
  • Wassersack-Demo im Mittelmeer.
  • Wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit.
  • Management der Projektinnovation durch Anwendung einer sorgfältigen Verwertungs- und IPR-Managementstrategie und Sicherstellung der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit aller wichtigen Projektergebnisse.
  • Untersuchung der Replikation der entwickelten Lösungen für verschiedene Märkte und Anwendungen. Die erste Verwertung der TARPAULIFE-Ergebnisse wird in Europa erfolgen.
  • Erstellung von Kommunikationsmaterial.
  • Verbreitung über verschiedene Kanäle.
  • Einhaltung der EU-Angaben in Bezug auf alternative Produkte zu PVC und zusatzstofffreie Produkte.

Das Projekt umfasst auch die Übertragung der Ergebnisse auf andere Sektoren, nämlich die Herstellung von umweltfreundlichen LKW-Planen und Gletscherplanen, sowie eine Demonstration der Nachhaltigkeit der neuen Polyolefin-Gewebebeschichtung durch Quantifizierung der Umwelt- und LCA-LCC-Vorteile im Vergleich zur Verwendung von PVC-beschichteten Geweben für alle vorgesehenen Anwendungen.

Das TARPAULIFE-Projekt wird von der Europäischen Union durch das LIFE-Programm unter dem Aktenzeichen 101147948 - LIFE23-ENV-IT-TARPAULIFE kofinanziert.

Quelle:

TARPAULIFE / Aimplas

Bild AI generated, Pixabay
22.10.2024

NABU-Studie: Textilrecycling hat großes Potenzial

In Deutschland werden nur 26 Prozent der Alttextilien stofflich verwertet, meist zu Putzlappen und Dämmmaterial. Der große Rest wird in andere Länder exportiert oder verbrannt. Ein hochwertiges Recycling von Altfasern zu neuen Textilfasern steht erst am Anfang. Das gilt auch für Deutschland. Bisher wird der Großteil der recycelten Alttextilien zu Putzlappen, Vliesstoffen und Dämmmaterialien. Recycelte Textilfasern, die Fasern aus Baumwolle oder Erdöl in neuen Textilien ersetzen, sind selten.

In Deutschland werden nur 26 Prozent der Alttextilien stofflich verwertet, meist zu Putzlappen und Dämmmaterial. Der große Rest wird in andere Länder exportiert oder verbrannt. Ein hochwertiges Recycling von Altfasern zu neuen Textilfasern steht erst am Anfang. Das gilt auch für Deutschland. Bisher wird der Großteil der recycelten Alttextilien zu Putzlappen, Vliesstoffen und Dämmmaterialien. Recycelte Textilfasern, die Fasern aus Baumwolle oder Erdöl in neuen Textilien ersetzen, sind selten.

Um die starken Umweltbelastungen der Textilproduktion zu reduzieren, braucht es verschiedene Ansätze: Priorität haben die Verlängerung der Nutzungsdauer und eine Änderung des Konsums von Textilien. Aber auch das Recycling von nicht mehr nutzbaren Alttextilien muss quantitativ und qualitativ ausgebaut werden. Daher hat das Öko-Institut im Auftrag des NABU die Hemmnisse und Potenziale des Textilrecyclings in Deutschland und der EU analysiert. Dabei zählen neben der Bekleidung zu Textilien auch Heimtextilien wie Bettwäsche und Vorhänge sowie technische Textilien, die zum Beispiel im Autobau oder in der Medizin eingesetzt werden.

Ein hochwertiges Textilrecycling trägt sich finanziell nicht allein, vielmehr bedarf es eines gesetzlichen Rahmens, um es zukünftig voranzubringen. „Wir brauchen nicht noch mehr Putzlappen“, sagt Anna Hanisch, NABU-Expertin für Kreislaufwirtschaft, „Unsere Studie zeigt, dass es großes Potenzial für ein hochwertigeres Recycling gibt, damit aus Alttextilien wieder Textilien entstehen können. Dafür muss das Faser-zu-Faser Recycling ausgebaut werden. Voraussetzung dafür ist eine automatische Sortierung nach Faserzusammensetzung. Denn vor dem Recycling müssen die nicht wiederverwendbaren Alttextilien zwingend sortiert werden. Dies geschieht derzeit per Hand. Eine technische Lösung macht das Recycling erst wirtschaftlich.“

Das bisher zumeist eingesetzte mechanische Recycling verkürzt die Fasern, so dass nur wenige recycelte Fasern für den Einsatz in neuen Textilien geeignet sind. Daher werden Verfahren der Depolymerisierung entwickelt. Diese haben einen höheren Energie- und Chemikalienbedarf, ermöglichen aber qualitativ hochwertigere recycelte Fasern für neue Textilien. Um diese Verfahren zu finanzieren und zu etablieren, ist eine erweiterte Herstellerverantwortung notwendig. So der NABU. Diese müsse die ab 2025 in der EU geltende Pflicht der Getrenntsammlung von Alttextilien ergänzen.

Um die Umweltbelastungen, die mit der Textilproduktion einhergehen, zu reduzieren, brauche es verschiedene Ansätze: Priorität sollte eine längere Nutzung der Textilien sein. Doch auch das Recycling von nicht mehr nutzbaren Alttextilien sei Teil der Lösung und müsse quantitativ und qualitativ ausgebaut werden.

Technologisch haben alle Ansätze für bestimmte Massenströme ihre Berechtigung, um das Recycling und die Verwendung von Rezyklat aus Alttextilien in Neuware zu steigern. Die Technologien komplementieren einander. Nach der Sortierung für die Wiederverwendung sollten Recyclingverfahren so priorisiert werden:

  1. Zuerst mechanisches Recycling, da es am wenigsten Energie benötigt.
  2. Danach die lösungsmittelbasierte Aufbereitung und die Depolymerisierung, die einen ähnlichen Aufwand erfordern.
  3. Am Ende steht das rohstoffliche Recycling, das die meisten Ressourcen verbraucht.

Hanisch: „Kreislaufwirtschaft fängt beim Design an: Damit Textilien recycelt werden können, sollten sie zum Beispiel möglichst wenige unterschiedliche Materialien enthalten. Dafür brauchen wir ambitionierte Ökodesign-Anforderungen für Textilien. Der Fokus muss dabei auf Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit liegen. Vor allem braucht es aber Anreize, Recyclingrohstoffe aus Alttextilien auch wieder einzusetzen. Freiwillig passiert das bisher kaum.“

Quelle:

NABU

Wasserhyazinthe, Blätter Foto; Pixabay, João Lima
15.10.2024

DITF: Pflanztöpfe aus Wasserhyazinthen

Die DITF stellen zusammen mit der Fiber Engineering GmbH ein Verfahren zur Herstellung biologisch abbaubarer Pflanztöpfe vor. Die Produkte sind kostengünstig und wettbewerbsfähig. Gleichzeitig wird mit der Herstellung die Ausbreitung der invasiven Wasserhyazinthe bekämpft, deren Biomasse als Rohmaterial für die Pflanztöpfe dient.

Eine invasive Art bekämpfen und gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen? Was unvereinbar klingt, ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der DITF in einem Gemeinschaftsprojekt mit mehreren Firmen gelungen.

Die DITF stellen zusammen mit der Fiber Engineering GmbH ein Verfahren zur Herstellung biologisch abbaubarer Pflanztöpfe vor. Die Produkte sind kostengünstig und wettbewerbsfähig. Gleichzeitig wird mit der Herstellung die Ausbreitung der invasiven Wasserhyazinthe bekämpft, deren Biomasse als Rohmaterial für die Pflanztöpfe dient.

Eine invasive Art bekämpfen und gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen? Was unvereinbar klingt, ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der DITF in einem Gemeinschaftsprojekt mit mehreren Firmen gelungen.

Die Wasserhyazinthe ist eine sich schnell ausbreitende Pflanze, die bereits in vielen Ländern der Erde als Gefahr für bestehende Ökosysteme erkannt worden ist. Besonders der afrikanische Viktoriasee leidet unter der großflächigen Ausbreitung der Wasserhyazinthe. Fischsterben durch Sauerstoffmangel, Entstehung von klimaschädlichem Methangas bei der Verrottung sowie eine Behinderung im Schiffsverkehr und in der Energiegewinnung sind Probleme, die dort besonders hervortreten. Sie geben einen düsteren Ausblick auf das, was sich auch in vielen anderen Ländern anbahnt. Denn als invasive Art breitet sich die Wasserhyazinthe durch menschliches Zutun weltweit in vielen Ökosystemen aus und bedroht damit die Lebensqualität der Menschen.

Es gibt bereits mehrere Ansätze, die Ausbreitung der Wasserhyazinthe einzudämmen. Im Vordergrund steht dabei die Aberntung der Pflanzenteppiche aus den Gewässern und die anschließende Verwertung der anfallenden Biomasse. An diesem Punkt setzt auch das von den DITF mitverantwortete Forschungsprojekt an, das es sich zum Ziel gesetzt hat, aus dem faserigen Pflanzenmaterial einen neuen, kostengünstigen Verbundwerkstoff herzustellen. Daraus ist der Prototyp eine Pflanztopfes entstanden, der konkurrenzfähig ist und alle technischen Voraussetzungen der gestellten Projektziele erfüllt.

Die Materialanforderungen, die der Pflanztopf erfüllen sollte, definierten die Projektpartner zu Beginn des Projektes. Dazu gehört eine gute Formstabilität, die auch im Feuchtzustand (Befüllen mit nasser Pflanzerde) gegeben sein muss. Die Verwendung physiologisch unbedenklicher Materialien ist wegen des Kontakts zu Nahrungspflanzen eine ebenso zu erfüllende Anforderung wie eine preisgünstige und damit wettbewerbsfähige Herstellungsmethode. Im Vordergrund steht jedoch die vollständige biologische Abbaubarkeit und die damit uneingeschränkte Kompostierbarkeit des Pflanztopfes.

Das Biomaterial für die Herstellung der Pflanztöpfe stammt aus Louisiana und wird dort direkt von der Firma In-Between International unter dem Produktnamen CYNTHIA® als aufbereitetes Fasermaterial vermarktet. Dieses Rohmaterial ist an den DITF umfassend hinsichtlich seiner Zusammensetzung und Eignung für technische Verarbeitungsprozesse untersucht und modifiziert worden. Es besteht vorwiegend aus Zellulose und muss für die weiteren Verarbeitungsschritte erst gesiebt und mit einem Hydrophobierungsmittel behandelt werden. Die Hydrophobierung ist notwendig, um den Pflanztöpfen eine gewisse Feuchtigkeitsbeständigkeit zu verleihen.

Das vorbereitete Rohmaterial muss nun mit einem Binder kombiniert werden. Er verklebt die Pflanzenfasern und sorgt für die Formstabilität des Pflanztopfes. In Laborversuchen mit verschiedenen Bindemitteln konnten diejenigen identifiziert werden, die eine gute Verarbeitbarkeit und formstabile Ergebnisse des Faserverbundes garantieren. Die Wahl fiel auf einen Thermoplast, der in einer Heißpresse einfach zu verarbeiten ist und der gleichzeitig die Anforderungen an die Bioabbaubarkeit vollständig erfüllt.

Weitere Laboruntersuchungen ermittelten das ideale Mengenverhältnis von Binder und Faserrohstoff. Dass die vollständige Bioabbaubarkeit gegeben ist und die Zersetzung der Pflanztöpfe in angemessener Zeit erfolgt – eine Standfestigkeit von 4 – 6 Wochen war als Projektziel vorgegeben - zeigten Versuche in einer industriellen Kompostierungsanlage.

Prüfmuster für alle diese Voruntersuchungen stellten die Forscherinnen und Forscher an einer Heißpresse in Form von Faserverbundplatten her. Nun hieß es, aus den vorbehandeltem Fasermaterial mit dem passenden Bindemittel erste Prototypen von Pflanztöpfen herzustellen. Diesen Teil übernahm der Projektpartner, die Fiber Engineering GmbH aus Karlsruhe. Diese Firma verfügt über umfassendes Know-how in der Fasereinblastechnik (Fiber-Injection-Molding, FIM), die es ermöglicht, 3-dimensionale Formteile aus Fasern in einfachen und schnellen Prozessschritten herzustellen. Ihr bestehendes Verfahren hat die Fiber Engineering GmbH für die Bearbeitung des Wasserhyazinthen-Fasermaterials optimiert. Sie stellte eine Reihe von Pflanztöpfen her und realisierte so den abschließenden Schritt des Projektziels.

Eine Kostenrechnung unter Einbezug aller verwendeten Materialien und Verfahren bestätigte, dass sich die Pflanztöpfe mit einem Herstellungspreis von unter fünf Cent pro Topf äußerst günstig und damit marktfähig herstellen lassen. Im täglichen Gebrauch werden Gärtnereien die haptischen Vorteile – die Festigkeit und Feuchtigkeitsresistenz trotz der Fähigkeit zu vollständiger Materialzersetzung – zu schätzen wissen. Dass das verwendete Material die Behebung eines weltweiten Umweltproblems unterstützt, dürfte ein weiterer Pluspunkt bei der Produktvermarktung sein.

Weitere Informationen:
Wasserhyazinthe DITF Biomasse
Quelle:

DITF

Mit Recycling lassen sich große Mengen an Treibhausgasemissionen vermeiden. Image: © Fraunhofer UMSICHT
08.10.2024

Mit Recycling neue Kreisläufe schließen

Recycling ist Ressourcenschutz. Das bestätigt die aktuelle Studie, die Fraunhofer UMSICHT im Auftrag von Interzero erstellte. Der Kreislaufwirtschaftsdienstleister hat im Jahr 2023 durch das Recycling von rund 2,5 Millionen Tonnen Wertstoffen insgesamt 1,2 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden. Gleichzeitig konnte Interzero gemeinsam mit seinen Kunden über 11,1 Millionen Tonnen Primärressourcen einsparen. Damit die Transformation zu einer Circular Economy gelingt, müssen zudem neue Kreisläufe für bisher wenig berücksichtigte Werkstoffgruppen etabliert werden.
 
Die Kreislaufführung von Rohstoffen ist ein wirksamer Hebel beim Klimaschutz und sorgt dafür, dass der Lebens- und Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa zukunftsfähig bleiben. Die Studie „resources SAVED by recycling“ belegt: Interzero konnte im Jahr 2023 durch das Recycling von rund 2,5 Millionen Tonnen Wertstoffen insgesamt 1,2 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermeiden.
 

Recycling ist Ressourcenschutz. Das bestätigt die aktuelle Studie, die Fraunhofer UMSICHT im Auftrag von Interzero erstellte. Der Kreislaufwirtschaftsdienstleister hat im Jahr 2023 durch das Recycling von rund 2,5 Millionen Tonnen Wertstoffen insgesamt 1,2 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden. Gleichzeitig konnte Interzero gemeinsam mit seinen Kunden über 11,1 Millionen Tonnen Primärressourcen einsparen. Damit die Transformation zu einer Circular Economy gelingt, müssen zudem neue Kreisläufe für bisher wenig berücksichtigte Werkstoffgruppen etabliert werden.
 
Die Kreislaufführung von Rohstoffen ist ein wirksamer Hebel beim Klimaschutz und sorgt dafür, dass der Lebens- und Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa zukunftsfähig bleiben. Die Studie „resources SAVED by recycling“ belegt: Interzero konnte im Jahr 2023 durch das Recycling von rund 2,5 Millionen Tonnen Wertstoffen insgesamt 1,2 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermeiden.
 
Gleichzeitig sparte Interzero gemeinsam mit seinen Kunden über 11,1 Millionen Tonnen Primärressourcen ein. Fraunhofer UMSICHT überprüft die Umweltwirkungen des Recyclings für Interzero seit mehr als 15 Jahren. Die jährliche Ökobilanzierung des Forschungsinstituts belegt den nachhaltigen Impact des Recyclings. „Wir liefern einerseits mit unseren Studien strategische Entscheidungsgrundlagen für nachhaltiges Handeln, bieten darüber hinaus auch Expertise beim Prozess der Transformation zu einer Circular Economy“, erklärt Dr. Markus Hiebel, Abteilungsleiter Nachhaltigkeit und Partizipation, Fraunhofer UMSICHT.
 
Textilrecycling noch nicht etabliert
Eine vollständige Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft muss alle Werkstoffgruppen mit einbeziehen. Anders als etwa das Verpackungsrecycling steckt das Textilrecycling noch in den Anfängen: Weltweit werden jedes Jahr rund 92 Millionen Tonnen Textilien weggeworfen. Bisher fließt jedoch nur ein Prozent des Stoffstroms ins Faser-zu-Faser-Recycling und damit zurück in den Produktionskreislauf.

Die Zeit drängt, denn neue EU-Regularien wie die Getrenntsammelpflicht ab 2025 oder die geplante Herstellerverantwortung für Textilien (EPR), aber auch die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) der Bundesregierung sorgen für erhöhten Handlungsdruck.

„Mit Blick auf Textilien als Wertstoff wird deutlich, welch enormes ökologische Potenzial im Recycling steckt – und warum es dringend notwendig ist, die zirkuläre Transformation der Wirtschaft auf allen Ebenen voranzutreiben“, so Dr. Axel Schweitzer, Chairman und Gesellschafter von Interzero. „Das gilt insbesondere auch für Wertstoffe, die heute noch nicht konsequent im Kreislauf geführt werden. Wir wollen gemeinsam mit der Branche den Textilkreislauf schließen und nutzen unsere Erfahrung als etablierter Systemdienstleister, um ein ganzheitliches Konzept für die Rücknahme, die Sortierung und das Recycling zu entwickeln“, betont Dr. Axel Schweitzer.

Ein wichtiger Bestandteil von Textilien sind Kunststoffe. Gerade Kunststoffe sind durch ihre Eigenschaftsprofil in der deutschen Volkswirtschaft sehr wichtig und werden im von Fraunhofer UMSICHT koordinierten Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy CCPE übergreifend untersucht. Ob Bio(Kunststoffe), dafür genutzte Additive, Compoundierung sowie werkstoffliches und chemisches Recycling - Fraunhofer CCPE vereint für den Wandel von einer linearen zu einer zirkulären Kunststoffwirtschaft Kompetenzen von sechs Fraunhofer-Instituten und Industriepartnern. Betrachtet wird der gesamte Lebenszyklus von Kunststoffprodukten.

Quelle:

Fraunhofer UMSICHT / Interzero

The Materials Market Report 2024 (c) Textile Exchange
30.09.2024

Materials Market Report 2024: Neue fossile Synthetiks dominieren

Textile Exchange veröffentlichte 2013 den ersten „Materials Market Report“ als umfassende, jährliche Publikation, die spezifische Daten und Einblicke in die globale Faser- und Rohstoffproduktion bereitstellt.
 
Der „Materials Market Report“ enthält die aktuellsten verfügbaren Daten zu den globalen Produktionsmengen von Fasern und Materialien sowie programmspezifische Mengen und zusätzliche Informationen, wie etwa die Anzahl zertifizierter Standorte. Für die Zwecke dieses Berichts werden Leder, Gummi und Daunen als nichtfaserige Rohstoffe betrachtet und daher getrennt von dem Abschnitt und den Diagrammen zu „globalen Fasern“ aufgeführt.

Textile Exchange veröffentlichte 2013 den ersten „Materials Market Report“ als umfassende, jährliche Publikation, die spezifische Daten und Einblicke in die globale Faser- und Rohstoffproduktion bereitstellt.
 
Der „Materials Market Report“ enthält die aktuellsten verfügbaren Daten zu den globalen Produktionsmengen von Fasern und Materialien sowie programmspezifische Mengen und zusätzliche Informationen, wie etwa die Anzahl zertifizierter Standorte. Für die Zwecke dieses Berichts werden Leder, Gummi und Daunen als nichtfaserige Rohstoffe betrachtet und daher getrennt von dem Abschnitt und den Diagrammen zu „globalen Fasern“ aufgeführt.

Er trägt dazu bei, die Anstrengungen der Textilindustrie zur Reduzierung der mit der Rohstoffproduktion verbundenen Emissionen im Einklang mit einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad zu informieren. Der Bericht hebt die Dringlichkeit hervor, den Übergang zu Fasern aus nachhaltigen Quellen zu beschleunigen, die Bemühungen zu intensivieren, die Abhängigkeit von neu gewonnenen fossilen Materialien deutlich zu reduzieren, und in Strategien zu investieren, die die Wertschöpfung von der Notwendigkeit der Gewinnung neuer Materialien trennen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Zusammenstellung globaler Marktdaten für Fasern und Rohstoffe eine Herausforderung darstellt und die Qualität der verfügbaren Daten oft begrenzt ist. Die Erhebung von Primärdaten von Lieferanten würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, sodass sich Textile Exchange auf Sekundärdaten von Branchenverbänden, internationalen Organisationen, Regierungsorganisationen, Normungsgremien und Forschungsinstituten stützt.

Obwohl Textile Exchange diese Informationen nach bestem Wissen und Gewissen gesammelt, analysiert und zusammengestellt und sie, wo immer möglich, gegengeprüft hat, dient der Bericht nur zu allgemeinen Orientierungs- und Informationszwecken. Datenlücken und Unstimmigkeiten sind bei globalen Marktdaten weit verbreitet, sodass häufig Modelle angewendet werden mussten.

Die weltweite Faserproduktion erreichte 2023 mit 124 Millionen Tonnen einen neuen Rekord, wie aus dem neuesten Materials Market Report hervorgeht, der die Gesamtmengen für Bekleidung, Heimtextilien, Schuhe oder andere Anwendungen untersucht.

Die Daten zeigen, dass der Marktanteil von neu hergestellten Kunststoffen auf fossiler Basis im Jahr 2023 weiter gestiegen ist, während der Anteil von Baumwolle und recycelten Fasern zurückging. Weitere wichtige Ergebnisse aus den Daten des Berichts sind:     

  • Rekordfaserproduktion: Trotz der Bemühungen der Branche hat sich die weltweite Faserproduktion seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Die 124 Millionen Tonnen des letzten Jahres stellen einen Anstieg von 7 % gegenüber den 116 Millionen Tonnen im Jahr 2022 dar und werden voraussichtlich auf 160 Millionen Tonnen im Jahr 2030 ansteigen, wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen.
  • Synthetikfasern dominieren weiterhin: Die Produktion von neuen, auf fossilen Brennstoffen basierenden Synthetikfasern stieg von 67 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf 75 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Polyester blieb mit einem Anteil von 57 % an der gesamten Faserproduktion die weltweit meistproduzierte Faser.
  • Recycelte Kunstfasern stehen vor Herausforderungen: Obwohl die Produktion von recycelten Polyesterfasern im Jahr 2023 leicht gestiegen ist, ist der Gesamtmarktanteil von recyceltem Polyester von 13,6 % auf 12,5 % gesunken. Bei Polyamid (Nylon), der am zweithäufigsten verwendeten Kunstfaser, machten recycelte Fasern nur 2 % des gesamten Marktanteils aus. Diese Trends sind auf die niedrigeren Preise und die anhaltende Produktion von neuen Kunstfasern sowie auf die derzeitigen Einschränkungen bei den Recyclingtechnologien zurückzuführen. Weniger als 1 % des globalen Fasermarktes stammte aus recycelten Textilien aus dem Pre- und Post-Consumer-Bereich.

    Der kombinierte Anteil aller recycelten Fasern ging im Jahr 2023 leicht zurück, von etwa 7,9 % auf 7,7 %, was hauptsächlich auf eine Zunahme der Produktion von fossilem Polyester zurückzuführen ist, das zu niedrigeren Preisen als recyceltes Polyester angeboten wurde. Die Produktion von Synthetikfasern auf fossiler Basis stieg von 67 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf 75 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Inzwischen stammte weniger als 1 % des globalen Fasermarktes aus recycelten Textilien, die vor und nach dem Gebrauch recycelt wurden.
  • Die Baumwollproduktion verzeichnete einen leichten Rückgang: Die weltweiten Baumwollmengen sanken leicht von 25,1 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf 24,4 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Der Anteil der im Rahmen von Nachhaltigkeitsprogrammen produzierten Baumwolle blieb jedoch stabil und machte 29 % der gesamten produzierten Baumwolle aus.
  • Zertifizierte Wolle steigt: Die Daten zeigten positive Trends für Wolle, die nach Standards wie dem Responsible Wool Standard (RWS), ZQ, SustainaWOOL (GREEN und GOLD), dem Sustainable Cape Wool Standard (SCWS) und den Programmen von Climate Beneficial produziert wurde. Dieser Anteil stieg von 4,2 % im Jahr 2022 auf 4,8 % im Jahr 2023. Recycelte Wolle machte weiterhin etwa 6 % des globalen Wollmarktes aus.
  • Zertifiziertes Mohair und Kaschmir erreichten fast die Hälfte des Marktanteils: Zertifizierte Fasern wie Mohair und Kaschmir verzeichneten ein bemerkenswertes Wachstum, beide mit Marktanteilen von 47 %.

    Die gestiegene Nachfrage der Branche nach verantwortungsvollen Tierfasern durch Programme wie den Responsible Mohair Standard (RMS) und den Responsible Alpaca Standard (RAS) fällt auf, die beide zu einem besseren Tierschutz und Umweltmanagement beitragen. Dies zeigt das Potenzial von Standards dieser Art auf Betriebsebene, die Marktakzeptanz nachhaltigerer Praktiken vor Ort zu erhöhen.
  • Die Produktion chemischer Zellulosefasern stieg an: Die Gesamtproduktion von MMCF stieg von 7,4 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf 7,9 Millionen Tonnen im Jahr 2023, was 6 % des globalen Fasermarktes entspricht.

Der Marktbericht hebt die anhaltende Abhängigkeit von neuen, auf fossilen Rohstoffen basierenden synthetischen Materialien hervor, die die Verpflichtung der Branche zur Einhaltung ihrer Klimaziele zu untergraben droht. Er zeigt auch die derzeitigen Grenzen des Textil-zu-Textil-Recyclings auf und weist auf den dringenden Bedarf an innovativen Lösungen hin, da der größte Teil des recycelten Polyesters immer noch aus PET-Flaschen stammt.

„Wir hoffen, dass diese Daten als klarer Aufruf zum Handeln für die Branche dienen und sowohl die Erfolge als auch die kritischen Bereiche hervorheben, auf die wir uns stärker konzentrieren müssen, um die Klimaziele zu erreichen“, so Claire Bergkamp, CEO von Textile Exchange.

„Die Erschließung von Recyclingwegen für Textilien wird von entscheidender Bedeutung sein, um die Abhängigkeit von neuen synthetischen Materialien zu verringern. Ebenso wichtig ist es, diejenigen vor Ort weiterhin zu unterstützen, die den Übergang von konventionellen Systemen zu umweltfreundlicheren Materialien vorantreiben. Es ist dringender denn je, diejenigen zu unterstützen, die bereits in umweltfreundlichere Systeme investiert haben, und gleichzeitig den Übergang von konventionellen Systemen in großem Maßstab zu ermöglichen.“

Download des Materials Market Report 2024.

Weitere Informationen:
Faserproduktion Marktbericht
Quelle:

Textile Exchange

Projekt Remake Foto Anna Kjellsson
23.09.2024

Textiler Einstiegsvorteil für Arbeitslose in eine neue Branche

Aufgrund der neuen EU-Abfallrichtlinie müssen die Kommunen ab 2025 große Mengen an Textilien sammeln und verwalten. Das Projekt „Remake Textile“ bereitet sich darauf vor, indem es langzeitarbeitslosen Menschen Qualifizierungsmaßnahmen anbietet. An der Schwedischen Textilschule lernen die Teilnehmer etwas über Textilien und darüber, wie sie alten Stoffen neues Leben einhauchen können.
 
Drei Gruppen, jeweils aus Teilnehmern bestehend, die längere Zeit nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt waren, werden neun Monate lang an dem Projekt teilnehmen. Das Projekt startete mit einem Schwerpunkt auf Gesundheit und Arbeitsleben, bevor sich der Fokus auf Textilien verlagerte. Die erste Gruppe hat gerade ihre Zeit an der Schwedischen Textilschule abgeschlossen und geht nun zu Praktika in der Secondhand-Branche über.

Aufgrund der neuen EU-Abfallrichtlinie müssen die Kommunen ab 2025 große Mengen an Textilien sammeln und verwalten. Das Projekt „Remake Textile“ bereitet sich darauf vor, indem es langzeitarbeitslosen Menschen Qualifizierungsmaßnahmen anbietet. An der Schwedischen Textilschule lernen die Teilnehmer etwas über Textilien und darüber, wie sie alten Stoffen neues Leben einhauchen können.
 
Drei Gruppen, jeweils aus Teilnehmern bestehend, die längere Zeit nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt waren, werden neun Monate lang an dem Projekt teilnehmen. Das Projekt startete mit einem Schwerpunkt auf Gesundheit und Arbeitsleben, bevor sich der Fokus auf Textilien verlagerte. Die erste Gruppe hat gerade ihre Zeit an der Schwedischen Textilschule abgeschlossen und geht nun zu Praktika in der Secondhand-Branche über.

„Sie haben gelernt, wie eine Faser zu Garn und dann zu Stoff wird. Wir haben uns mit Drucken und Färben beschäftigt und damit, wie man aus dem Material ein Produkt herstellt. Wir haben uns auch mit Reparaturen beschäftigt - mit dem Ausbessern und Reparieren von Kleidungsstücken und Textilien“, erklärt Tuser Biswas, Postdoktorand im Bereich Textiltechnologie, der den Teil des Projekts an der schwedischen Textilschule leitet.

Neben der Schwedischen Textilschule an der Universität Borås sind die Region Göteborg sowie die Organisationen Doing Good und Coompanion weitere Projektpartner, das Projekt wird vom Europäischen Sozialfond finanziert.

„Bei diesem Projekt gab es einen Bedarf an Kenntnissen in einem Bereich, den es auf dem Markt noch nicht gibt - etwas, das in Zukunft wichtig sein wird. Mit der Abfallrichtlinie werden Lösungen für den Umgang mit Textilabfällen benötigt, und wir hoffen, dass die Teilnehmer an diesem Projekt über wertvolle Fähigkeiten verfügen und in der Lage sein werden, kurzfristig in dieser Branche zu arbeiten“, erklärt Tuser Biswas.

Ausbildung als Teil der Lösung
„In diesem Projekt versuchen wir, die bevorstehende Abfallproblematik mit Ausbildung anzugehen. Allerdings ist diese Bildungsmaßnahme nicht so intensiv wie unsere regulären Kurse und Programme. Wir haben versucht, flexibel zu sein und uns an das Vorwissen der Teilnehmer und an das, was wir in zwei Wochen anbieten können, anzupassen“, sagt Tuser Biswas.    
 
Positive Teilnehmer
Nino, einer der Teilnehmer, hatte bereits Erfahrung mit dem Entwerfen und Umgestalten von Kleidungsstücken.

„Ich habe auch früher schon viel selbst gemacht. In dieser Hinsicht war ich schon immer ein Punk - wenn es keine Ressourcen gibt, mache ich trotzdem weiter. Diese Wochen an der Schwedischen Textilschule haben Spaß gemacht; es war sehr positiv, alles auszuprobieren und luxuriös, hierher zu kommen, all die tollen Lehrer zu treffen und in den Einrichtungen zu sein.“

Nino freut sich auf das Praktikum in einem Second-Hand-Laden und fühlt sich gut vorbereitet:
„Wir werden aus Textilabfällen wählen können, die nicht verkauft werden können. Stattdessen werden wir daraus etwas Neues schaffen!“

Über das Projekt Remake Textile
Ziel des Projekts ist es, innovative Lösungen für die Bewirtschaftung der zunehmenden Menge an Textilabfällen zu entwickeln, für die die Kommunen ab 2025 verantwortlich sein werden. Gleichzeitig konzentriert es sich auf die wissenschaftliche Ausbildung und die Entwicklung von Fähigkeiten im Bereich des Textilrecyclings für arbeits-lose Menschen mit gutem akademischem Hintergrund.
Startzeitpunkt: 2024-03-01

Enddatum: 2026-02-28
Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern zielt das Projekt darauf ab, die Zahl der
Arbeitskräfte für Textilsortieranlagen in Kommunen und Recyclingindustrien zu erhöhen und gleichzeitig genossenschaftliche und gemeinnützige Organisationen bei zirkulären Textilaktivitäten zu unterstützen.

Es wird erwartet, dass das Projektergebnis ein nachhaltiges Kreislaufgeschäftsmodell durch Textilsortier- und -recyclingaktivitäten fördern wird, das als Modell für die gesamte Branche dienen kann. Ziel ist es, eine Lösung zu schaffen, die sowohl die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie fördert als auch die Chancen für die bisher arbeits-losen und wirtschaftlich benachteiligten Menschen erhöht. Gleichzeitig werden die Gemeinden gut informiert und erhalten die Möglichkeit, die entwickelten Schulungsmodule und das Personal während oder nach der Pro-jektlaufzeit zu nutzen.

Quelle:

University of Borås, Anna Kjellsson

Dieses Bild aus der CoCuRA-Software zeigt, wie sie konventionelle Baumwolle, Bio-Baumwolle und andere landwirtschaftliche Felder identifiziert. Weiß eingefärbt sind alle Baumwollanbauflächen, grün solche mit Biobaumwolle. Source GOTS
17.09.2024

Bio-Baumwolle mit KI-Unterstützung per Satellit erkennen

  • Analyse von 2,7 Millionen Quadratkilometer in Indien auf Bio-Baumwolle
  • Nachweislich 97 % Genauigkeit bei der Erkennung von Baumwollfeldern, über 80 % Genauigkeit bei der Bestimmung des Biostatus
  • Ziel: Integrität und Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle zu verbessern

Mit einem innovativen Technologieprojekt ermöglicht die Global Standard gGmH in Zusammenarbeit mit dem deutschen Tech-Start-up Marple und der European Space Agency (ESA) die Erkennung von Baumwollfeldern und ihres ökologischen Status auf Basis künstlicher Intelligenz in Kombination mit Satellitenbildern. Damit leisten die Projektpartner einen zukunftsweisenden Beitrag, den Anteil organisch angebauter Baumwolle in der weltweiten Wertschöpfungskette der Textilindustrie zu erhöhen und darüber hinaus die Integrität des Global Organic Textile Standard (GOTS) weiter zu stärken.

  • Analyse von 2,7 Millionen Quadratkilometer in Indien auf Bio-Baumwolle
  • Nachweislich 97 % Genauigkeit bei der Erkennung von Baumwollfeldern, über 80 % Genauigkeit bei der Bestimmung des Biostatus
  • Ziel: Integrität und Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle zu verbessern

Mit einem innovativen Technologieprojekt ermöglicht die Global Standard gGmH in Zusammenarbeit mit dem deutschen Tech-Start-up Marple und der European Space Agency (ESA) die Erkennung von Baumwollfeldern und ihres ökologischen Status auf Basis künstlicher Intelligenz in Kombination mit Satellitenbildern. Damit leisten die Projektpartner einen zukunftsweisenden Beitrag, den Anteil organisch angebauter Baumwolle in der weltweiten Wertschöpfungskette der Textilindustrie zu erhöhen und darüber hinaus die Integrität des Global Organic Textile Standard (GOTS) weiter zu stärken.

Die Nachfrage nach zertifizierter Bio-Baumwolle steigt seit Jahren kontinuierlich an. Konsumenten legen zunehmend Wert auf ökologisch verträgliche, fair produzierte Textilien und eine verlässliche Rückverfolgbarkeit der Produkte. Auf der anderen Seite liegt der Anteil von Bio-Baumwolle heute bei lediglich 1 bis 2 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion. Mit einem einzigartigen Innovationsprojekt trägt die Non-Profit-Organisation Global Standard jetzt dazu bei, die Verfügbarkeit ökologisch angebauter Baumwolle zu erhöhen und auch kleinen Produzenten einen niedrigschwelligen Zugang zu einer Bio-Zertifizierung zu ermöglichen. Gleichzeitig kann Unternehmen und Konsumenten eine hohe Verlässlichkeit und Transparenz hinsichtlich der Rohstoffherkunft gewährleistet werden.

Erkennungen und Überprüfung organischen Anbaus mit Hilfe innovativer Technologie
Global Standard und seine Projektpartner, das Tech-Start-up Marple und die European Space Agency (ESA), setzen erstmals innovative Technologien auf Basis künstlicher Intelligenz sowie Satellitenbilder der ESA zur Identifizierung, Validierung und kontinuierlichem Monitoring von Anbaufeldern ein. Herzstück des Systems ist die Software „Cotton Cultivation Remote Assessment“ (CoCuRA) von Marple. Sein Algorithmus wird mit realen Geodaten trainiert, die im Rahmen einer Vermessung landwirtschaftlicher Flächen erhoben werden. Darauf aufbauend kann das System nicht nur mit einer Genauigkeit von 97 Prozent Baumwollfelder via Satellitenbild identifizieren, sondern auch nach ihrem ökologischen Status unterscheiden. Denn Baumwollfelder, die mit Pestiziden behandelt werden, haben eine andere Beschaffenheit als Felder mit organischem Anbau. Mit Hilfe selbstlernender Technologie und Echtzeit-Satellitenbildern erkennt das System, welche Baumwollfelder nach organischen Methoden bewirtschaftet werden und damit für eine Bio-Zertifizierung nach internationalem IFOAM Standard qualifiziert sind. Dies wiederum ist eine der Grundvoraussetzungen für GOTS-zertifizierte Produkte, bei denen mindestens 70 Prozent der verwendeten Fasern aus zertifizierten Biofasern bestehen müssen und alle Verarbeitungsstufen des Textilprodukts eine Zertifizierung nach strengen ökologischen sowie sozialen Kriterien erfordern.

In einem Pilotprojekt in Indien hat das Team rund 6.000 Felder vermessen und die Geodaten in die Software importiert. In der Folge hat der CoCuRA-Algorithmus rund 2,7 Millionen Quadratkilometer Land mit Baumwollanbau identifiziert. In den kommenden Jahren soll das Projekt skaliert und auf weitere Länder ausgeweitet werden.  

Global Standard bringt Produzenten und Textilunternehmen zusammen   
Für Unternehmen der Textilbranche bedeutet das Projekt einen unkomplizierten, verlässlichen und kosteneffizienten Zugang zu bio-zertifizierten Rohstoffen – und damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Zertifizierung ihrer Produkte mit dem GOTS-Siegel. Auch für Baumwollbauern bringt die KI-gestützte Klassifizierung etliche Vorteile mit sich, wie einen langfristigen Anreiz, ihren Anbau nach ökologischen Standards umzugestalten oder einen niedrigschwelligen Zugang zu einer Bio-Zertifizierung ihrer Rohstoffe und einer attraktiven internationalen Kundenzielgruppe. Denn viele, insbesondere kleine Anbaubetriebe, arbeiten von jeher nach traditionellen Methoden, die den Standard einer Bio-Zertifizierung erfüllen.

Strukturell bedingt sind sie jedoch oftmals nicht zertifiziert, so dass ihre Ware nicht als BioBaumwolle anerkannt wird. Die Klassifizierung nach der neuen, satellitengestützten Methode kann dies ändern und kleinen Bauern oder Kollektiven eine attraktive Perspektiven bieten. „Indem wir Produzentinnen und Produzenten ökologisch zertifizierter Rohstoffe und verantwortungsvolle Unternehmen der Textilbranche zusammenbringen, tragen wir in hohem Maße dazu bei, den ökologischen Standard der Textilindustrie langfristig zu erhöhen. Dadurch verbessern wir für alle Menschen den Zugang zu nachhaltigen Produkten und kommen unserem Ziel, höchste soziale und ökologische Standards in textlichen Wertschöpfungsketten zu schaffen, einen wichtigen Schritt näher“, erläutert Claudia Kersten, Managing Director von Global Standard.

Mit innovativer Technologie die Zukunft gestalten
Gleichzeitig trägt das System effektiv dazu bei, Missbrauch und Betrug im Wertschöpfungsprozess der Textilindustrie vorzubeugen und die Transparenz des Global Standards weiter zu verbessern. Darüber hinaus ist die GOTS-Zertifizierung ein wirksames Instrument, das Unternehmen dabei hilft, gesetzliche Anforderungen weltweit zu erfüllen. „Die Zukunft gehört intelligenten Technologien. Und so müssen auch wir innovative und skalierbare Lösungen einsetzen, um auf kosteneffiziente Weise die flächendeckende Etablierung hoher Standards in der Textilindustrie zu erzielen und das Vertrauen der Industrie und der Konsumenten zu sichern“, betont Organic Production Specialist Jeffrey Thimm.

Quelle:

GOTS

Windenergie Foto: Carlos / Saigon - Vietnam, Pixabay
13.09.2024

Negative Stimmung am Composites-Markt

  • Kritische Bewertung der aktuellen Geschäftslage
  • Zukunftserwartungen trüben sich ein
  • Investitionsklima bleibt verhalten
  • Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich
  • Wachstumstreiber mit wenig Bewegung
  • Composites-Index zeigt nach unten

Zum 23. Mal hat Composites Germany aktuelle Kennzahlen zum Markt für faserverstärkte Kunststoffe erho-ben. Befragt wurden alle Mitgliedsunternehmen der Trägerverbände von Composites Germany: AVK und Composites United sowie des assoziierten Partners VDMA.

Um die problemlose Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Erhebungen zu gewährleisten, wurden auch in die-sem Halbjahr keine grundlegenden Änderungen bei der Befragung durchgeführt. Erhoben wurden erneut überwiegend qualitative Daten in Bezug auf die aktuelle und zukünftige Marktentwicklung.

  • Kritische Bewertung der aktuellen Geschäftslage
  • Zukunftserwartungen trüben sich ein
  • Investitionsklima bleibt verhalten
  • Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich
  • Wachstumstreiber mit wenig Bewegung
  • Composites-Index zeigt nach unten

Zum 23. Mal hat Composites Germany aktuelle Kennzahlen zum Markt für faserverstärkte Kunststoffe erho-ben. Befragt wurden alle Mitgliedsunternehmen der Trägerverbände von Composites Germany: AVK und Composites United sowie des assoziierten Partners VDMA.

Um die problemlose Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Erhebungen zu gewährleisten, wurden auch in die-sem Halbjahr keine grundlegenden Änderungen bei der Befragung durchgeführt. Erhoben wurden erneut überwiegend qualitative Daten in Bezug auf die aktuelle und zukünftige Marktentwicklung.

Kritische Bewertung der aktuellen Geschäftslage
Nachdem die Bewertung der ak-tuellen Geschäftsalge vor der Corona-Krise auf einem relativ stabilen Niveau positiv bewertet wurde, hat sich die Wahrneh-mung der Befragungsteilneh-mer:innen mittlerweile deutlich verschlechtert.      

Mit Ausnahme einiger weniger positiver Tendenzen, zeigt der entsprechende Indikator seit 2022 deutlich nach unten. Auch in der aktuellen Befragung ist weiterhin keine Trendumkehr festzustellen. (vgl. Abb. 1). Die Bewer-tung der generellen Geschäftslage gibt in allen genannten Regionen nach.
Die Gründe für die negative Stimmung sind vielfältig und zeigten sich bereits in den letzten Erhebungen. Hohe Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten bleiben eine starke Belastung, vor allem für die deutsche Industrie, aber auch für viele andere Länder in Europa.

Hinzu kommen eine schwächelnde Weltkonjunktur und eine Absatzschwäche für viele Produkte in Asien. Dort wächst vor allem rohstoffseitig eine massive Konkurrenz zu europäischen Produkten, die teils auch auf Über-kapazitäten beruht, was die Anbieter hier wiederum preislich enorm belastet. Politische Unsicherheiten, pro-tektionistische Tendenzen und kriegerische Auseinandersetzungen, wie in der Ukraine und zuletzt verstärkt im Nahen Osten, verschlechtern das Wirtschaftsklima zusätzlich.

Derzeit scheint es der Politik nicht zu gelingen, ein wirtschaftsförderliches Umfeld zu schaffen. Bereits in den letzten zwei Jahren zeigte sich der Composites-Markt mit starken Rückgängen. Auch für das laufende Jahr gibt es aus der Industrie weiterhin pessimistische Signale. Vor allem für Deutschland war und ist die Industrie ein wichtiger Wirtschaftsbereich. Diesem droht der weitere Niedergang, wenn es nicht gelingt, entsprechende re-gulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine konkurrenzfähige Produktion ermöglichen. Deutsch-land steht derzeit vor allem wirtschaftspolitisch und ökologisch vor strukturellen Änderungen, die notwendig sind. Diese notwendigen Anpassungen werden viele Jahren dauern und hohe Investitionen erfordern. Es ist dringend angeraten, hier endlich eine Balance zwischen notwendiger Belastung für die Industrie/Unternehmen einerseits und entsprechenden Entlastungen andererseits zu finden. Sollte der Niedergang der deutschen und europäischen Industrie weiter voranschreiten, wird es irgendwann fraglich werden, wer die Umstrukturierung finanzieren soll. Nur eine gesunde Wirtschaft, zu der auch eine produzierende Industrie zählt, wird in der Lage sein zu investieren und notwendige Maßnahmen zu finanzieren.
           
Für den Staat selbst wird das nicht möglich sein. Auch ein Ausbau der Beschäftigung im öffentlichen Dienst, wie in den letzten Monaten forciert, um wegfallende Stellen in der Industrie aufzufangen, löst dieses Problem nur vordergründig. Eine gesunde staatliche Finanzierung beruht auf einer gesunden Wirtschaft. Hierfür muss dringend etwas getan werden - derzeit wird am eigenen Fundament gegraben.

Dazu passend bleibt nicht nur die Bewertung der generellen Geschäftslage pessimistisch. Auch die Situation der eigenen Unternehmen wird weiterhin kritisch bewertet. Vor allem für Deutschland zeigt sich ein negatives Bild. Fast 70 % der Befragten bewerten die aktuelle Geschäftslage in Deutschland kritisch. Etwas positiver fällt die Sichtweise auf das weltweite Geschäft und Europa aus. Hier bewerten „nur“ 46 % bzw. 54 % der Befragten die Situation eher negativ.

Zukunftserwartungen trüben sich ein
Zeigten sich im Rahmen der letzten Erhebung noch eher positive Bewertungen der Zukunftserwartungen, so trübt sich dieses Bild aktuell deutlich ein. Befragt nach ihrer Einschätzung zur zukünftigen generellen Ge-schäftsentwicklung, zeigen sich die Werte durchweg rückläufig. Derzeit scheinen die Befragten nicht an eine Verbesserung der Situation zu glauben.

Auch für das eigene Unternehmen zeigen sich die Befragten hinsichtlich ihrer Zu
kunftserwartungen eher pessimistisch, wenngleich die Erwartungen im Hinblick auf die eigene Marktpositionierung weltweit positiv ausfallen.
      
Die Teilnehmenden gehen anscheinend von einer moderaten kurz- bis mittelfristigen Erholung der Weltwirtschaft aus. Die Prognosen sind optimistischer als die Bewertung der aktuellen Situation. Auffällig ist, dass die Sichtweise auf die Region Deutschland im Verhältnis zu Europa und der weltweiten Konjunktur kritischer ist. 28 % der Befragten erwarten eine negative Entwicklung der generellen Marktsituation in Deutschland. Nur 13 % erwarten eine Verbesserung der aktuellen Situation. Für Europa und auch die Welt zeigen sich bessere Kennwerte.

Investitionsklima bleibt verhalten
Die aktuell zurückhaltende Bewertung der wirtschaftlichen Situation wirkt sich auch weiterhin auf das Investitionsklima aus.

Nachdem in der letzten Befragung noch 22% der Teilnehmen-den von einem Anstieg der Personalkapazität ausgegangen waren - (Befragung 1/2023 = 40 %), liegt dieser Wert aktuell nur noch bei 13%. Demgegenüber stehen 33 %, die sogar von einem Rückgang im Bereich Personal ausgehen (vgl. Abb. 4).
Auch der Anteil der Befragten, die Maschineninvestitionen planen, ist rückläufig. Waren bei der letzten Befra-gung noch 56 % von entsprechenden Investitionen ausgegangen, so sinkt dieser Wert nun auf 44 % ab:

Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich
Der Composites Markt ist durch ei-ne starke Heterogenität sowohl material- aber auch anwendungs-seitig gekennzeichnet. In der Befra-gung wurden die Teilnehmenden gebeten, ihre Einschätzung hinsicht-lich der Marktentwicklung unter-schiedlicher Kernbereiche zu geben.

Die Erwartungen zeigen sich äußerst verschieden. Die beiden wichtigsten Anwendungsbereiche sind der Mobilitäts- und der Bau-/Infrastruktursektor. Beide befinden sich derzeit in starken Umbrüchen bzw. sind von Rückgängen betroffen, was sich auch in der Befragung deutlich zeigt.

Wachstum wird vor allem im Bereich Windenergie und Luftfahrt erwartet. (vgl. Abb. 5). Hier zeigen sich grundsätzlich wenig Verschiebungen zur letzten Befragung.

Wachstumstreiber mit wenig Bewegung
Bei den Werkstoffen setzt sich die Entwicklung hinsichtlich der Einschätzungen der Wachstumstreiber weiter fort. Wurde für einen langen Zeitraum GFK als Material genannt, aus dessen Umfeld die wesentlichen Wachstumsimpulse für den Composites-Bereich zu erwarten sind, so werden die wesentlichen Impulse mittlerweile erneut von CFK oder materialübergreifend vermutet. Hier setzt sich der Trend der letzten Befragung fort.

Regional kommt es zu einer leichten Verschiebung. Die wesentlichen Wachstumsimpulse werden aus Asien und Nordamerika erwartet. Aber auch die EU (außer Deutschland) wird genannt. Deutschland wird weniger stark als Wachstumstreiber gesehen und verliert weiter an Boden.

Composites-Index zeigt nach unten
Die zahlreichen negativen Einflüsse der letzten Zeit zeigen sich weiterhin auch im Gesamt-Composites-Index (vgl. Abb. 6). Dieser gibt in allen Bereichen nach.
 
In den letzten zwei Jahren hat der europäische Composites-Markt etwa 15% seines Produktionsvolumens ein-gebüßt. Auch wenn nicht alle Bereiche gleichermaßen von Rückgängen betroffen sind, sollte dies ein Alarmzei-chen sein. Bis zur Corona-Pandemie zeigte sich für viele Jahre ein kontinuierlicher Anstieg des Produktionsvo-lumens. Seit Beendigung der Corona-Krise und mit Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten schei-nen Europa und ganz speziell Deutschland als Wirtschaftsstandort unattraktiver zu werden. Bei einem Anstieg des Produktionsvolumens weltweit nimmt der Marktanteil Europas mittlerweile kontinuierlich ab. Die Gründe sind vielfältig und einfache Lösungen gibt es nicht. Soll der Industriestandort gesichert bleiben, muss sich aber schnell etwas ändern. Einmal abgewanderte Unternehmen holt man schwer wieder zurück.

Es bleibt abzuwarten, ob es gelingen wird, der negativen Entwicklung gegenzusteuern. Hier wäre ein zielgerich-tetes Eingreifen, auch der politischen Entscheidungsträger, wünschenswert. Dies kann aber ohne die Industrie/Wirtschaft nicht gelingen. Nur gemeinsam wird es möglich sein, den Wirtschafts-/Industriestandort Deutschland zu erhalten und erneut zu stärken. Für Composites als Materialgruppe generell zeigen sich, auf-grund des speziellen Eigenschaftsportfolios, nach wie vor sehr gute Chancen zum Ausbau der Marktposition in neuen, aber auch bestehenden Märkten. Die Abhängigkeit von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen jedoch bleibt bestehen.

Es gilt nun über Innovationen neue Marktfelder zu erschließen, Chancen konsequent zu nutzen und gemeinsam daran zu arbeiten, Composites weiter in bestehenden Märkten zu implementieren. Dies kann gemeinsam oftmals besser gelingen als allein. Composites Germany bietet mit seinem hervorragenden Netzwerk vielfältige Möglichkeiten.

Die nächste Composites-Markterhebung erscheint im Februar 2025.

 

Quelle:

Composites Germany

TheDigitalArtist, Pixabay
09.09.2024

„Alttextilrecycling droht der Kollaps“

Das Recycling von Alttextilien steht vor einem möglichen Kollaps. Branchenkenner sind sich einig, dass die aktuelle Krise gravierender ist als die seinerzeitige COVID-19-Krise.
Bei „Corona“ gab es einen absehbaren Zeitraum von einigen Monaten, danach erholte sich die Branche recht schnell und durch den Effekt des Nachholbedarfs regulierten sich die Preise innerhalb eines kurzen Zeitraumes auf ein normales Niveau.
 
„Wir haben nun eine völlig andere Lage, die existenzbedrohend für viele der etablierten Alttextilrecycler der Branche ist“, so die Einschätzung von Stefan Voigt, Vorsitzender des Fachverbandes Textilrecycling (FTR) im bvse.
 

Das Recycling von Alttextilien steht vor einem möglichen Kollaps. Branchenkenner sind sich einig, dass die aktuelle Krise gravierender ist als die seinerzeitige COVID-19-Krise.
Bei „Corona“ gab es einen absehbaren Zeitraum von einigen Monaten, danach erholte sich die Branche recht schnell und durch den Effekt des Nachholbedarfs regulierten sich die Preise innerhalb eines kurzen Zeitraumes auf ein normales Niveau.
 
„Wir haben nun eine völlig andere Lage, die existenzbedrohend für viele der etablierten Alttextilrecycler der Branche ist“, so die Einschätzung von Stefan Voigt, Vorsitzender des Fachverbandes Textilrecycling (FTR) im bvse.
 
Der weltweite Markt für Alttextilien befindet sich schon seit längerer Zeit in einer tiefen Krise, die jetzt eine Stufe erreicht hat, die nur als freier Fall bezeichnet werden kann. Die Preise für Original-Sammelware decken seit dem Frühjahr nicht mehr die enormen Kosten für Containergestellung, Sammlung und Verwaltung.

Der am Markt gehandelte Preis für Originalware hat inzwischen einen historischen Tiefststand erreicht, was viele Marktteilnehmer in existenzielle Nöte bringt.

Der Absatz von Originalware und sortierter Ware ist nahezu unmöglich geworden. Durch den Wegfall etablierter Marktteilnehmer sind jahrelang erprobte Lieferketten zerstört worden, und die Lagerbestände von Original- und sortierter Ware haben bisher unbekannte Rekordmengen erreicht. Einige Marktteilnehmer sind gezwungen, das übliche Verkaufsgeschäft durch Tauschhandel zu ersetzen.

Auch die nachgelagerten Akteure in der Verwertungskette, wie Reißereien und Spinnereien, stehen nach Brancheninformationen unter Druck und haben massiv Personal abgebaut. Die Produktion von Putzlappen hat ebenfalls einen Tiefstand erreicht. Bedingt durch Produktionsverlagerungen ins Ausland und verringerte Inlandsproduktionen ist der Bedarf an Putzlappen gesunken, und die Preise sind auf ein sehr geringes Niveau abgerutscht.

Konsumverhalten und internationale Märkte verschärfen die Krise
Durch die allgemein hohe Kostenbelastung der Bevölkerung ist der Konsum von Textilien eingebrochen. Der negative Trend des Konsums von minderwertiger Fast Fashion wird nun durch Ultra Fast Fashion mit noch schlechterer Qualität verstärkt. Dies hat katastrophale Auswirkungen auf die Wertschöpfung innerhalb der Verwertungskette von Alttextilien.

„Im Sortierprozess werden immer öfter größere Mengen an relativ neuwertigen Textilien gefunden, die bereits so defekt sind, dass sie nicht mehr für den Weitergebrauch geeignet sind und somit in den Recyclingprozess eingebracht werden müssen“, erklärt Voigt. Allerdings sei auch hiermit kein Geld zu verdienen, da auf diesem Teil der Originalware die gleichen Kostenstrukturen lasten wie auf tragfähiger Ware und das Recyclingverfahren zudem sehr kostenintensiv ist.

Branche fordert Einführung eines EPR-Systems
Bislang wurde die Verwertung des Anteils der sortierten Ware durch die Erlöse tragfähiger Ware subventioniert, doch dieses System funktioniert schon seit Längerem nicht mehr. Die Branche wartet händeringend auf die Einführung eines nationalen EPR-Systems für Textilien, um eine Stabilisierung der Kosten zu erreichen.

Der kürzlich veröffentlichte Entwurf der EU-Kommission zur überarbeiteten EU-Abfallrahmenrichtlinie sieht die Einführung eines Systems der erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien vor. Die in Deutschland existierenden Sammel- und Verwertungsstrukturen, die eine bürgernahe und getrennte Sammlung von Alttextilien ermöglichen, sollen dabei eine zentrale Rolle spielen.

Auch der Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hebt die Bedeutung der nationalen Recyclingbranche für Alttextilien hervor. Ohne sie wäre die Etablierung eines geschlossenen Kreislaufsystems für Textilien nicht machbar.

Krise nicht auf Deutschland begrenzt
Auch international hat die Krise Wellen geschlagen. Länder wie die Niederlande, traditionell der größte Abnehmer von textiler Altware aus Deutschland, haben die Krise bereits in den nationalen Medien thematisiert. Dort sind fast 250 Unternehmen mit der Erfassung, Sortierung und internationalen Vermarktung von Alttextilien beschäftigt.

Rund 60 Prozent der Originalware wird nach der Sortierung als tragfähige Bekleidung weiterverwertet, sodass die Branche auf stabile Märkte angewiesen ist, in denen Verwertungserlöse erzielt werden können. Doch hier liegt das Problem. „Bedingt durch die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist der osteuropäische Markt nur noch bruchstückhaft zu bedienen“, erläutert Voigt.

Hinzu kommt, dass der afrikanische Markt, trotz seines Potenzials, derzeit vor enormen Herausforderungen steht, weil praktisch kein Geld mehr im System ist, fügt er hinzu und erläutert die Problematik, die er von vielen Befragten der Branche zu hören bekommt:
„Der enorme Werteverfall von vielen Währungen in diversen afrikanischen Ländern sorgt dafür, dass der Kauf von eigentlich dringend benötigter Second-Hand-Kleidung gegen harte Devisen dem afrikanischen Kunden immer weniger möglich ist“, so Voigt weiter.

So hat die Währung im äußerst wichtigen afrikanischen Markt Ghana im Verlauf der letzten sechs Monate des Jahres 2024 um ca. 20 Prozent zum EUR verloren. Zudem dauert der Transfer der Devisen mittlerweile bis zu zwei Monaten, so dass der Rücklauf der Verwertungserlöse mittlerweile bis zu einem halben Jahr benötigt.

Hinzu kommt, dass der afrikanische Markt zunehmend von chinesischem Einfluss dominiert wird. „Die eigentlich bessere Qualität guter gebrauchter europäischer Second-Hand-Kleidung kann sich kaum mehr gegenüber asiatischer Neuware durchsetzen“, berichtet Voigt. Die Ultra Fast Fashion aus China überschwemmt den Markt mit extrem günstigen Preisen, wodurch die Vermarktung sortierter, gebrauchter Bekleidung immer schwieriger wird.

Neben wirtschaftlichen Problemen gibt es auch logistische Herausforderungen. „Unsere Kunden berichten von immer größeren Schwierigkeiten, überhaupt in akzeptabler Wartezeit an die notwendigen Visa für einen Geschäftsbesuch in Europa zu kommen“, erklärt Voigt. Die Wartezeit für einen Termin im Konsulat kann derzeit bis zu zwei Monate betragen.

Forderung nach kurzfristigen Maßnahmen
Um einen kurzfristigen Kollaps des Systems zu verhindern, müssen laut Voigt die üblichen Vergütungsstrukturen für Kommunen und Stellplatzgeber für Sammelcontainer überdacht werden. „Verwertungserlöse finden eben seit einiger Zeit nicht mehr statt, also können derzeit solche nicht mehr ausgeschüttet bzw. müssen an die aktuellen Verhältnisse angepasst werden“, so Voigt.

Die Branche rechnet damit, dass die aktuelle Krise noch länger andauern wird. „Es werden wohl nicht alle überleben“, prognostiziert Voigt. Schon jetzt werden viele Sammelgebiete auf dem freien Markt angeboten und diverse Sammelkapazitäten werden ersatzlos aufgelöst. Die Zukunft der Alttextilrecyclingbranche bleibt ungewiss und ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.

Weitere Informationen:
Alttextilien Textilrecycling
Quelle:

bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

Texcare Messe Frankfurt (c) Messe Frankfurt
06.09.2024

Kreislaufwirtschaft in der Textilpflege-Branche längst etabliert

Der professionelle Mietservice für Wäsche und Berufsbekleidung ist ein Paradebeispiel für zirkuläres, nachhaltiges Wirtschaften: Er setzt langlebige Textilien ein, die mindere Qualitäten oder Einmalprodukte ersetzen (reduce), optimiert deren Nutzungsdauer durch eine fachgerechte Pflege, die auch Reparaturen einschließt (reuse), und entwickelt Lösungen, um sie, einmal abgenutzt, wieder neuen Zwecken zuzuführen (recycle).

Der professionelle Mietservice für Wäsche und Berufsbekleidung ist ein Paradebeispiel für zirkuläres, nachhaltiges Wirtschaften: Er setzt langlebige Textilien ein, die mindere Qualitäten oder Einmalprodukte ersetzen (reduce), optimiert deren Nutzungsdauer durch eine fachgerechte Pflege, die auch Reparaturen einschließt (reuse), und entwickelt Lösungen, um sie, einmal abgenutzt, wieder neuen Zwecken zuzuführen (recycle).

Mit dem „Green Deal“ hat die Europäische Kommission unter anderem die Transformation der Bekleidungsindustrie von einem Geschäftsmodell des kurzlebigen Verbrauchs zu einem nachhaltigeren, kreislauforientierten System eingeleitet. Bis zum Jahr 2030 soll Fast-Fashion vermehrt durch Textilerzeugnisse abgelöst werden, die einen längeren Lebenszyklus haben und dadurch zur Verminderung von Umweltbelastungen beitragen. Um dieses Ziel zu erfüllen, sollen Textilien eine bessere Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit, Faser-zu-Faser-Recyclingfähigkeit und einen höheren Anteil an recycelten Fasern aufweisen. Für den Textilservice sind die Zirkularitätsvorgaben aus Brüssel längst gelebte Realität, denn die Vermietung von professionell genutzter Berufs- und Schutzkleidung, Hotel- und Krankenhauswäsche, Wischbezügen u.a. setzt ebendiese Funktionalitäten voraus: Die Qualitäten müssen langlebig, waschbar – also wiederverwendbar – und einfach zu reparieren sein. Dank dieser Eigenschaften kann Mietwäsche lange im Service-Kreislauf verbleiben und hat sich als nachhaltige Alternative zum Kauf etabliert.

Wäsche im Kreislauf
Der textile Mietservice bietet verschiedene Systeme, die auf die Bedürfnisse der Kundengruppen zugeschnitten sind. Berufs- und Schutzkleidung wird von Mietwäschereien in einem umfassenden Größenspiegel bevorratet, so dass die Beschäftigten eines Kunden ein passendes Outfit erhalten. Dieses ist gekennzeichnet und wird dem entsprechenden Träger zur Verfügung gestellt. Sollte er aus dem Kundenbetrieb ausscheiden, wird die Ware zurückgenommen und wird – sofern sie in einem einwandfreien Zustand ist – als Ersatzkleidung weitergenutzt. Bei Arbeitskleidung im Gesundheitswesen, aber auch bei Bett-, Tisch- und Frottierwäsche ist hingegen eine Poollösung üblich. Ein Wäschepool umfasst gleichartige Textilien, die ohne individuelle Kunden- und Trägerzuordnung für eine Lieferung entnommen werden. Dadurch wird die eingesetzte Textilmenge deutlich verringert.

Zu einer Lebensverlängerung von Textilien trägt auch ein zweiter großer Bereich der gewerblichen Textilpflege bei: die lokale Textilreinigung. In den Betrieben werden unterschiedlichste Waren im Auftrag von privaten und gewerblichen Kunden sachgerecht aufbereitet. Edle Ober- und Unterbekleidung, hochwertige Heimtextilien, empfindliche Daunenjacken oder stark verschmutzte Arbeitskleidung werden wieder sauber, frisch und einsetzbar. Und sollten sich Flecken auch nach der Detachur als besonders hartnäckig erweisen, kann ein Fachbetrieb die Ware umfärben und dadurch deren Wiederverwertbarkeit sicherstellen.

Textilservice bietet Recyclingvorteile
Zusätzlich zu den beiden wesentlichen Forderungen „reuse“ und „repair“ setzt sich die Branche auch intensiv mit dem in der EU-Textilstrategie geforderten Recycling von Alttextilien auseinander. Verschiedene Hersteller von Berufskleidung haben eigene Rücknahmemodelle entwickelt, bei denen Kunden beim Kauf von Neuware die ausrangierten Stücke zurückgeben können. Diese werden dann bei Kooperationspartnern wieder- oder weiterverwertet. Auch große Unternehmen, darunter die Telekom und Ikea, haben ein zentrales Rücknahme- und Recyclingsystem für ausgediente Mitarbeiterkleidung eingeführt; das Möbelhaus hat daraus eine eigene Heimtextil-Linie kreiert. Die Umsetzung eines entsprechenden Systems lässt sich jedoch am einfachsten im Mietservice realisieren, da die Ware stets zum Fachbetrieb zurückkehrt und dort auch aussortiert wird. So summiert sich ausgediente Wäsche an einem Ort zu großen Volumen gleichartiger, gewaschener Alttextilien auf, was die Abhollogistik und den Recyclingprozess erheblich vereinfacht. Aufgrund dieser vorteilhaften Rahmenbedingungen hat sich bereits die erste Initiative gegründet, bei der mehrere Textilservice-Unternehmen ihre ausrangierte Hotelwäsche bündeln und sie dem industriellen Baumwolle-zu-Zellstoff-Recycling zuführen. Ob Einzel- oder Gemeinschaftsaktionen, sie zeugen von dem Engagement der Branche, Lösungen für „Rest-Stoffe“ zu entwickeln.

Textilupcycling für Designerstücke
Die Lösungen für Alttextilien sind vielfältiger als nur das reine Recycling. So bietet beispielsweise die Firma Fristads aus Schweden einen eigenen Reparaturservice für seine Berufskleidung an. Die britische Kaufhauskette John Lewis geht einen Schritt weiter. In einem Feldversuch können Kunden ihre Kleidung in ausgewählten Läden zum Reinigen und Reparieren abgeben, die Aufbereitung erfolgt durch die zur Timpson Group gehörende Wäscherei- und Reinigungskette Johnsons. Auch Designer haben die Chancen ausgemusterter Arbeitskleidung und Objekttextilien für ein zweites Leben (second life) erkannt. Sie bringen aufwendige Verzierungen auf Kollektionsteile auf oder zerlegen sie und setzen sie neu zusammen. Die kreativ aufgewertete Ware bringen sie dann als Designer-Stücke in den Markt zurück. Auch für großformatige Objekttextilien gibt es Verwertungslösungen: Sie werden zu Taschen oder Kosmetikaccessoires umkonfektioniert oder nach einem Umfärbeprozess zu Schürzen-Kleinserien verarbeitet. So vielfältig solche Konzepte sind, so gering ist jedoch ihr Effekt auf die Verringerung der Textilabfälle. Einzig das etablierte Second-Hand-Modell bringt größere Mengen in den Gebrauchskreislauf zurück.

Pro und Contra von Recyclingmaterialien
Während sich die Textilpflege-Branche in fast allen Punkten geschlossen hinter die Forderungen der EU-Textilstrategie stellt und sich mit Lösungen einbringt, ist sie sich bei einem gesteigerten Recyclingfaseranteil in ihren Produkten uneinig. Zwar gibt es bereits zahlreiche Berufskleidungskollektionen und Hotelwäsche-Sortimente, in denen die Vorgabe aus Brüssel erfüllt wird. In der Praxis bleibt manche Qualität jedoch den Beweis der Langlebigkeit schuldig, denn die Faserqualität leidet unter jedem Recyclingverfahren. Zugunsten der Haltbarkeit in der Industriewäsche vertraut daher so mancher Hersteller von gewerblich genutzten Textilien ausschließlich auf native, fabrikneue Fasermaterialien. Auf der Texcare International findet die Branche das passende Umfeld, diesen Zielkonflikt ausführlich zu diskutieren.

Quelle:

Messe Frankfurt

Austernpilz Bild: Andre Mouton, Pixabay
02.09.2024

Pilzmyzel als Basis für nachhaltige Produkte

Pilze haben mehr zu bieten als auf den ersten Blick erkennbar. Ihre fadenförmigen Zellen, die wie ein Wurzelgeflecht unsichtbar und großflächig unter der Erde wachsen, bieten großes Potenzial, um nachhaltige, biologisch abbaubare Materialien herzustellen. Forschende am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP im Potsdam Science Park nutzen dieses Pilzmyzel, um damit unterschiedlichste, recycelbare Produkte zu entwickeln – vom Portemonnaie über Dämmmaterialien bis hin zu Verpackungen.

Flexible Myzelmaterialien in unterschiedlicher Dicke können als Polstermaterial, Dämmplatte oder Lederalternative verwendet werden.

Pilze haben mehr zu bieten als auf den ersten Blick erkennbar. Ihre fadenförmigen Zellen, die wie ein Wurzelgeflecht unsichtbar und großflächig unter der Erde wachsen, bieten großes Potenzial, um nachhaltige, biologisch abbaubare Materialien herzustellen. Forschende am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP im Potsdam Science Park nutzen dieses Pilzmyzel, um damit unterschiedlichste, recycelbare Produkte zu entwickeln – vom Portemonnaie über Dämmmaterialien bis hin zu Verpackungen.

Flexible Myzelmaterialien in unterschiedlicher Dicke können als Polstermaterial, Dämmplatte oder Lederalternative verwendet werden.

Ein gewölbter Hut, ein Stiel – so sehen für uns die meisten Pilze aus. Doch der größte Teil des Organismus besteht aus einem Geflecht aus Zellfäden, dem Myzel, das sich meist unterirdisch ausbreitet und riesige Ausmaße annehmen kann. Dieses fein verzweigte Geflecht wurde bisher wenig genutzt. Doch für Forschende am Fraunhofer IAP in Potsdam ist das Pilzmyzel ein zukunftsweisender Rohstoff, der vielfältige Möglichkeiten bietet, erdölbasierte Produkte durch natürliche Bio-Myzel-Komposite zu ersetzen. Als Substrat für die Pilzkulturen dienen organische Reststoffe aus der regionalen Land- oder Forstwirtschaft. In verschiedenen Projekten nutzen die Forscherinnen und Forscher myzelbasierte Materialien, um daraus etwa Dämmmaterialien, Verpackungen und tierfreie Ergänzungen zu Lederprodukten herzustellen.

Myzelbasierte Materialien aus regionalen, landwirtschaftlichen Reststoffen
»Angesichts von Klimawandel und allmählich versiegenden fossilen Rohstoffquellen sind dringend biologisch abbaubare Materialien gefragt, die weniger energieintensiv produziert werden«, sagt Dr. Hannes Hinneburg, Wissenschaftler am Fraunhofer IAP. Gemeinsam mit seinem Team wandelt er mit Hilfe von Pilzmyzel – etwa von Speisepilzen oder Baumpilzen wie dem Austernseitling oder dem Zunderschwamm – lokal verfügbare pflanzliche Reststoffe in nachhaltige Werkstoffe um. »Das Myzel hat Eigenschaften, die sich für die Herstellung von umweltfreundlichen, energieeffizienten Materialien nutzen lassen, da das Wachstum der Pilze unter Umgebungsbedingungen stattfindet und CO2 in den Reststoffen gespeichert bleibt. Bei der Zersetzung von Zellulose und anderen organischen Reststoffen bildet es ein verdichtetes dreidimensionales Netzwerk und kann somit eine selbsttragende Struktur aufbauen«, erklärt der Biotechnologe. Das dabei entstehende Material ist eine komplexe Verbindung mit einem organischen Substrat wie Getreideresten, Holzspänen, Hanf, Schilf, Raps oder anderen landwirtschaftlichen Reststoffen. Diese Stoffe dienen dem Pilz als Nahrung und werden im Laufe des Stoffwechselvorgangs komplett von einem feinen Geflecht aus Myzel durchzogen. So entsteht ein rein organisches Verbundmaterial, das sich in eine gewünschte Form bringen und durch thermische Behandlung stabilisieren lässt. »Zunächst vermischt man Wasser mit landwirtschaftlichen Reststoffen wie Stroh, Hackschnitzeln und Sägespänen zu einer Masse. Nach der anschließenden Einstellung von Feuchtegrad und Partikelgröße und der darauffolgenden Hitzebehandlung zum Abtöten konkurrierender Keime liegt das Substrat vor. Es bildet die Nahrung für die Pilze und wird mit dem Myzel vermischt. Nach einer Wachstumsphase von etwa zwei bis drei Wochen im Brutschrank entsteht aus der Mixtur – in Abhängigkeit von der Rezeptur und Prozessführung – ein lederähnlicher Stoff oder ein Kompositmaterial, das sich weiterverarbeiten lässt«, fasst der Forscher den Herstellungsvorgang zusammen. Licht ist für diesen Vorgang nicht notwendig – ein Pluspunkt in Sachen Energieeffizienz.

Vielseitige Anwendungen: Festigkeit und Elastizität gezielt einstellbar
Die Pilzmaterialien lassen sich mit den unterschiedlichsten Eigenschaften züchten – je nach Anwendung können sie strapazierfähig, dehnbar, reißfest, dicht, elastisch, weich und fluffig oder offenporig sein. Über das Ergebnis entscheiden die Kombination von Pilzart und landwirtschaftlichen Reststoffen sowie variable Parameter wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit, aber auch die Dauer des Pilzwachstums beeinflusst das Endprodukt. Von dicken Blöcken bis hin zu hauchdünnen Schichten: Aufgrund der Vielseitigkeit des Materials kann es verschiedenste Formen annehmen und in den unterschiedlichsten Einsatzszenarien zur Verwendung kommen. So können aus den pilzbasierten Stoffen Textilpolsterungen, Verpackungen, Möbel, Taschen oder Dämmplatten für den Innenausbau entstehen. Bei der Verwendung als Baustoff funktioniert der Pilz primär als biologischer Kleber – dabei werden unterschiedlichste organische Partikel über das Myzel miteinander verbunden.

»Die zahlreichen positiven Eigenschaften des Materials – es ist wärmedämmend, isolierend, feuchtigkeitsregulierend und brandbeständig – ermöglichen einen wichtigen Schritt in Richtung kreislauffähiges und klimapositives Bauen«, so Hinneburg, der aktuell unter anderem einen neuartigen Styroporersatz zur Wärmedämmung entwickelt. In einem weiteren Projekt arbeitet er gemeinsam mit dem Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung e.V. und der Agro Saarmund e.G. daran, umweltfreundliche, myzelbasierte Verpackungsschalen aus Rest- und Rohstoffen der lokalen Land- und Forstwirtschaft herzustellen. Zusammen mit Designern entwickelte er zudem das Ausgangsmaterial für tierfreie Alternativen zu Lederprodukten wie Taschen und Portemonnaies. Aufgrund ihrer ähnlichen Haptik können die myzelbasierten Werkstoffe ihre Pendants aus Leder in bestimmten Bereichen ergänzen.

Aufbau von industrialisierten Prozessen
In Europa sind bisher nur wenige Firmen aktiv, die myzelbasierte Materialien für den kommerziellen Einsatz entwickeln. Herausforderungen liegen hierbei unter anderem im Zugang zu biogenen Reststoffen sowie in der Sicherstellung einer konstanten Produktqualität und der effizienten Aufskalierung.

Hier setzen die Forschenden mit einem neu entwickelten Rolle-zu-Rolle-Verfahren an, für das sie bereits einen Prototyp entwickelt haben. Diese Methode bietet erhebliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Herstellung in Boxen und Regalsystemen: Einerseits stellen sie mit einer standardisierten, kontinuierlichen Produktion unter kontrollierten Prozessbedingungen (z. B. Temperatur und Feuchtigkeit) sicher, dass die myzelbasierten Produkte gleichbleibende Materialeigenschaften aufweisen. Andererseits können Ressourcen effizienter genutzt und die Produktion kann auf einen industrierelevanten Maßstab skaliert werden. »Dies ist entscheidend, um den wachsenden Bedarf der Industrie nach nachhaltigen Materialien zu decken und um langfristig unabhängiger von Erdöl zu werden. Durch den Einsatz von innovativen Technologien wie Künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Kombination von Reststoffen und Pilzarten kann die Produktion zudem weiter optimiert werden«, so Hinneburg.

Quelle:

Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP

Durchbruch bei intelligenten Geweben für Sensorik und Energiegewinnung (c) University of Waterloo
26.08.2024

Durchbruch bei Smart Textiles für Sensorik und Energiegewinnung

Stellen Sie sich einen Mantel vor, der Solarenergie einfängt, um Sie bei einem kalten Winterspaziergang warm zu halten, oder ein Hemd, das Ihre Herzfrequenz und Temperatur überwachen kann. Stellen Sie sich Kleidung vor, die Sportler tragen können, um ihre Leistungsdaten zu messen, ohne dass sie sperrige Batterien benötigen.

Forscher der University of Waterloo haben ein intelligentes Gewebe mit diesen bemerkenswerten Fähigkeiten entwickelt. Das Gewebe hat das Potenzial für Anwendungen zur Energiegewinnung, Gesundheitsüberwachung und Bewegungsverfolgung.

Das neue Gewebe kann Körperwärme und Sonnenenergie in Strom umwandeln, was einen Dauerbetrieb ohne externe Stromquelle ermöglichen könnte. Verschiedene Sensoren zur Überwachung von Temperatur, Stress und mehr können in das Material integriert werden.

Stellen Sie sich einen Mantel vor, der Solarenergie einfängt, um Sie bei einem kalten Winterspaziergang warm zu halten, oder ein Hemd, das Ihre Herzfrequenz und Temperatur überwachen kann. Stellen Sie sich Kleidung vor, die Sportler tragen können, um ihre Leistungsdaten zu messen, ohne dass sie sperrige Batterien benötigen.

Forscher der University of Waterloo haben ein intelligentes Gewebe mit diesen bemerkenswerten Fähigkeiten entwickelt. Das Gewebe hat das Potenzial für Anwendungen zur Energiegewinnung, Gesundheitsüberwachung und Bewegungsverfolgung.

Das neue Gewebe kann Körperwärme und Sonnenenergie in Strom umwandeln, was einen Dauerbetrieb ohne externe Stromquelle ermöglichen könnte. Verschiedene Sensoren zur Überwachung von Temperatur, Stress und mehr können in das Material integriert werden.

Es kann Temperaturänderungen erkennen und eine Reihe anderer Sensoren zur Überwachung von Druck, chemischer Zusammensetzung und mehr einsetzen. Eine vielversprechende Anwendung sind intelligente Gesichtsmasken, die die Atemtemperatur und -frequenz überwachen und Chemikalien in der Atemluft erkennen können, um Viren, Lungenkrebs und andere Krankheiten zu identifizieren.

„Wir haben ein Gewebematerial mit multifunktionalen Sensorfähigkeiten und dem Potenzial, sich selbst mit Energie zu versorgen, entwickelt“, so Yuning Li, Professor am Fachbereich Chemieingenieurwesen. „Diese Innovation bringt uns näher an praktische Anwendungen für intelligente Gewebe.“

Im Gegensatz zu aktuellen tragbaren Geräten, die oft von externen Stromquellen oder häufigem Aufladen abhängig sind, hat diese innovative Forschung ein neuartiges Gewebe geschaffen, das stabiler, haltbarer und kostengünstiger ist als andere auf dem Markt erhältliche Gewebe.

Diese Forschung, die in Zusammenarbeit mit Professor Chaoxia Wang und Doktorand Jun Peng vom College of Textile Science and Engineering der Jiangnan University durchgeführt wurde, zeigt das Potenzial der Integration fortschrittlicher Materialien wie MXene und leitfähiger Polymere mit modernsten Textiltechnologien, um intelligente Gewebe für tragbare Technologien zu entwickeln.

Li, Direktor des Labors für druckbare elektronische Materialien in Waterloo, hob die Bedeutung dieses Fortschritts hervor, der der jüngste in der Reihe von Technologien der Universität ist, die die Grenzen der Medizin verändern.

„Die KI-Technologie entwickelt sich rasant weiter und bietet hochentwickelte Signalanalysen für die Gesundheitsüberwachung, die Lagerung von Lebensmitteln und Arzneimitteln, die Umweltüberwachung und vieles mehr. Dieser Fortschritt hängt jedoch von einer umfangreichen Datensammlung ab, die herkömmliche Sensoren, die oft sperrig, schwer und kostspielig sind, nicht leisten können“, sagte Li. „Gedruckte Sensoren, einschließlich solcher, die in intelligente Gewebe eingebettet sind, sind ideal für die kontinuierliche Datenerfassung und Überwachung. Dieses neue intelligente Gewebe ist ein Schritt nach vorn, um diese Anwendungen praxisnah zu machen.“

Die nächste Phase der Forschung wird sich darauf konzentrieren, die Leistung des Gewebes weiter zu verbessern und es in Zusammenarbeit mit Elektro- und Computeringenieuren mit elektronischen Komponenten zu versehen. Zu den künftigen Entwicklungen könnte eine Smartphone-App gehören, mit der Daten aus dem Gewebe verfolgt und an medizinisches Fachpersonal übertragen werden können, um eine nicht-invasive Gesundheitsüberwachung in Echtzeit und eine alltägliche Nutzung zu ermöglichen.

Die Studie erschien im Journal of Materials Science & Technology.

Quelle:

Waterloo University

Verkleidungsbauteile: Hanf statt Glasfasern (c) Fraunhofer IWU
23.08.2024

Verkleidungsbauteile: Hanf statt Glasfasern

Als Sheet Moulding Compounds (SMCs) werden langfaserverstärkte Halbzeuge bezeichnet, mit denen sich im Fließpressverfahren komplexe Formteile mit hoher Oberflächenqualität herstellen lassen. Das Fraunhofer IWU Zittau und die Hochschule Zittau/Görlitz erforschen biologische Alternativen für Glasfasern in Verbundwerkstoffen. Das Ziel sind wirtschaftliche Herstellungsverfahren, damit schon bald der Umstieg auf weniger umweltbelastende biogene Reststoffe zur Faserverstärkung gelingt.

Die Einsatzmöglichkeiten für SMC-Bauteile sind vielfältig. Sie dienen als Innenverkleidungen in Zügen und Bahnen, Außenverkleidungen für LKW und Landmaschinen oder schützen elektrische Verteilerkästen und Schaltanlagen.

Als Sheet Moulding Compounds (SMCs) werden langfaserverstärkte Halbzeuge bezeichnet, mit denen sich im Fließpressverfahren komplexe Formteile mit hoher Oberflächenqualität herstellen lassen. Das Fraunhofer IWU Zittau und die Hochschule Zittau/Görlitz erforschen biologische Alternativen für Glasfasern in Verbundwerkstoffen. Das Ziel sind wirtschaftliche Herstellungsverfahren, damit schon bald der Umstieg auf weniger umweltbelastende biogene Reststoffe zur Faserverstärkung gelingt.

Die Einsatzmöglichkeiten für SMC-Bauteile sind vielfältig. Sie dienen als Innenverkleidungen in Zügen und Bahnen, Außenverkleidungen für LKW und Landmaschinen oder schützen elektrische Verteilerkästen und Schaltanlagen.

Dr. Rafael Cordeiro ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Kunststoffzentrum Oberlausitz und im LaNDER³-Projekt der Hochschule Zittau/Görlitz. Er arbeitet insbesondere an Zuginnenverkleidungen, bei denen die Glasfaser durch Naturfasern in Kombination mit Harz ersetzt wird. Als Naturfaser dient Hanf – genauer die gröberen Fasern, die als Nebenprodukt bei der Textilherstellung mit Hanf anfallen. Der Gewichtsanteil der Naturfaser im neu entwickelten SMC beträgt etwa 15 Prozent; durch den geplanten Einsatz von biobasiertem Harz als Matrix, also der Komponente, in der die Fasern eingebettet sind, steigt der »natürliche« Anteil künftig auf bis zu 38 Prozent. Hinzu kommen 55 Prozent Mineralstoffe wie Calciumcarbonat (bekannt als Kalkstein bzw. Kreide) oder Aluminiumhydroxidhydrat, das in der Natur als Bauxit vorkommt. Die verbleibenden 7 Prozent sind überwiegend petrochemische Zusatzstoffe, für die es derzeit noch keinen biobasierten Ersatz gibt. Nachfolgend wichtige Fakten zu Naturfaser-SMCs.

Herausforderungen für die Produktion
Eine Herausforderung für die Produktion ist, dass insbesondere Naturfasern Feuchtigkeit binden und in Ländern mit hoher Luftfeuchtigkeit eine vorherige Trocknung erforderlich sein kann, da sonst Blasenbildung auftreten kann. Die Blasenbildung hängt auch von der Imprägnierung ab.
Dr. Cordeiro: »Das Naturfaser-SMC ist so entwickelt, dass für die Produktion größerer Stückzahlen nur sehr geringe zusätzliche Anlageninvestitionen und nur minimale Prozessparameteränderungen erforderlich sind.«

Energieaufwand bei der Herstellung
Bei der Herstellung von Halbzeugen und Bauteilen durch Fließpressen gibt es hinsichtlich der Prozesse und der benötigten Energie keine signifikanten Unterschiede zwischen Naturfaser- und Glasfaser-SMCs. Die Halbzeugherstellung erfolgt bei Raumtemperatur, weshalb der Energiebedarf der Anlage relativ gering ausfällt. Die Umformung von Bauteilen findet in einem Heißpressprozess in hydraulischen Pressen statt, bei Temperaturen zwischen 110 °C und 150 °C. Dieses Temperaturfenster liegt unter dem von thermoplastischen Bauteilen und erfordert keine Kühlungs- bzw. Heizzyklen der Werkzeuge, mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Energiebedarf.

Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
Wie bei allen Produkten aus Kunststoff besteht auch hier die Möglichkeit der Bildung von Mikroplastik durch Abrieb. Die am Fraunhofer IWU in Zittau entwickelten Naturfaser-SMCs sind jedoch für die genannten Anwendungen vorgesehen, bei denen es zu keinem intensiven Abrieb kommt. Die Substitution von Glasfasern durch Hanffasern führt zu einer erheblichen Reduzierung von Haut- und Atemwegsreizungen bei Mitarbeitenden im Bereich der Material- und Produktherstellung sowie beim Umgang mit beschädigten Teilen oder bei der Entsorgung. Darüber hinaus resultieren aus der Herstellung von Hanffasern deutlich geringere CO2-Emissionen als bei Glasfasern, was die Umweltauswirkungen erheblich reduziert.

Haltbarkeit
Die typische Lebensdauer von Naturfaser-SMCs liegt bei bis zu 30 Jahren, abhängig davon, ob das Material für Innen- oder Außenanwendungen genutzt wird. Durch eine gezielte Einstellung des Matrix-Harzes lässt sich beispielsweise die Witterungsbeständigkeit erhöhen.

Biologische Abbaubarkeit, Recyclingfähigkeit
Ähnlich konventionellen SMCs können auch Naturfaser-SMCs nicht recycelt werden. Letztere sind zwar nicht als Ganzes biologisch abbaubar, allerdings laufen vielversprechende Versuche, um die Naturfaser von der Matrix und dem Füllstoff zu trennen, damit der Naturfaser-Anteil kompostiert und der Füllstoff wiederverwendet werden kann. Die Fasern sind nach der Trennung so klein, dass sie nicht mehr in SMC-Anwendungen weiterverwendet werden können. Zur technologischen Wiederverwendung der gewonnenen Kurzfasern besteht weiterer Forschungsbedarf.

Dr. Rafael Cordeiro: »Die Nachhaltigkeitsbilanz von Naturfaser-SMCs ist noch nicht perfekt. Aber sie ist schon heute wesentlich besser als bei glasfaserverstärkten Verbundmaterialien. Auch die Materialkosten stimmen. Somit sind die von uns entwickelten Alternativen zu klassischen Glasfaser-SMCs definitiv marktfähig. Die Herstellung nachhaltigerer SMC- Bauteile ist möglich.«

Quelle:

Die Angaben zu Naturfaser-SMCs basieren auf einem Interview von Tina-Seline Göttinger mit Dr. Rafael Cordeiro im Rahmen einer Bachelorarbeit
Fraunhofer IWU

Jeder Vierte kauft bereits überwiegend im Internet – Nachhaltigkeit bleibt wichtig Foto: Pabirtra Kaity auf Pixabay
20.08.2024

Jeder Vierte kauft überwiegend online – Nachhaltigkeit bleibt wichtig

  • 82 Prozent der Käufer*innen sind gegen die Vernichtung von Retouren
  • 67 Prozent der unter 30-Jährigen akzeptieren höhere Preise bei klimaneutralem Versand

Der digitale Warenkorb bleibt in Deutschland beliebt: Rund drei von zehn Einkäufen erledigen die Bundesbürger*innen über das Internet, genauso viele wie im Corona-Jahr 2020. 27 Prozent der Befragten kaufen mindestens die Hälfte ihrer Waren und Dienstleistungen online. Dabei spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Rund drei Viertel (77 Prozent) der Käufer*innen bevorzugen Anbieter, die minimal und nachhaltig verpacken und kauft bei ihnen online ein. 43 Prozent achten beim Bestellen darauf, nur Produkte zu wählen, die sie wahrscheinlich nicht zurücksenden müssen. Und 82 Prozent unterstützen die Idee, dass Retouren nicht vernichtet werden dürfen. Das sind Ergebnisse der repräsentativen „Postbank Digitalstudie 2024“.

  • 82 Prozent der Käufer*innen sind gegen die Vernichtung von Retouren
  • 67 Prozent der unter 30-Jährigen akzeptieren höhere Preise bei klimaneutralem Versand

Der digitale Warenkorb bleibt in Deutschland beliebt: Rund drei von zehn Einkäufen erledigen die Bundesbürger*innen über das Internet, genauso viele wie im Corona-Jahr 2020. 27 Prozent der Befragten kaufen mindestens die Hälfte ihrer Waren und Dienstleistungen online. Dabei spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Rund drei Viertel (77 Prozent) der Käufer*innen bevorzugen Anbieter, die minimal und nachhaltig verpacken und kauft bei ihnen online ein. 43 Prozent achten beim Bestellen darauf, nur Produkte zu wählen, die sie wahrscheinlich nicht zurücksenden müssen. Und 82 Prozent unterstützen die Idee, dass Retouren nicht vernichtet werden dürfen. Das sind Ergebnisse der repräsentativen „Postbank Digitalstudie 2024“.

Der Studie zufolge sind jüngere Menschen dem E-Commerce gegenüber deutlich aufgeschlossener als ältere: Die Digital Natives (unter 40 Jahre) besorgen 40 Prozent ihrer Waren online – 13 Prozentpunkte mehr als die Digital Immigrants (ab 40 Jahre). Auch die Gründe für das Online-Shopping variieren stark zwischen Alt und Jung. Während die bequeme Zustellung nach Hause für Online-Käufer*innen in beiden Generationen der Hauptgrund für das digitale Einkaufen bleibt, liegt der Anteil bei den Jüngeren mit 52 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt (62 Prozent).

Für die jüngeren Online-Shopper sind die sofortige Verfügbarkeit (38 Prozent) und die Möglichkeit, unterwegs per App einzukaufen (30 Prozent) besonders wichtig. Im Vergleich dazu nutzen bislang nur 22 Prozent der älteren User*innen Apps zum Einkaufen. Günstigere Preise schätzen 56 Prozent der älteren Online-Shopper, während das für nur 46 Prozent der jüngeren wichtig ist. Ein weiterer Unterschied zeigt sich in puncto flexible Öffnungszeiten: 53 Prozent der ab 40-Jährigen schätzen die Möglichkeit, jederzeit einkaufen zu können, im Vergleich zu 40 Prozent der unter 40-jährigen Online-Käufer*innen.

„Bei der Digitalisierung unseres Angebots von Bankgeschäften haben wir es mit ähnlichen Herausforderungen zu tun“, sagt Thomas Brosch, Leiter Digitalvertrieb der Postbank. „Die Bedürfnisse der Generationen unterscheiden sich. Wir müssen unsere Services und die Benutzerfreundlichkeit unserer Angebote ständig weiter optimieren – im Online-Banking, auf dem Smartphone und in der Filiale. Auf diese Weise können wir jungen und alten Kunden gleichermaßen gute Angebote machen.“

Online-Shoppen ja, aber bitte ohne Reue
Die 18- bis 39-Jährigen sind deutlich eher bereit, für Nachhaltigkeit tiefer in die Tasche zu greifen als die ab 40-Jährigen. Zum Beispiel achten jüngere Online-Käufer*innen stärker auf eine CO2-Kompensierung und sind überdurch-schnittlich häufig zu einer freiwilligen Ausgleichszahlung bereit: 26 Prozent bestellen bevorzugt in Shops, in der als Ausgleich für das entstandene CO2 eine Spende gezahlt werden kann. Bei den Älteren trifft das dagegen nur auf 11 Prozent zu. Zwei von drei jüngeren Deutschen akzeptieren auch höhere Produktpreise bei einem nachhaltigen Versand, während bei den ab 40-Jährigen nicht einmal jede*r Zweite (46 Prozent) dazu neigt.

70 Prozent der Digital Natives haben schon Erfahrung mit In-App-Käufen
Die Studie zeigt auch einen weiteren Trend: Rund vier von zehn Deutschen haben bereits In-App-Käufe getätigt. Dabei haben 70 Prozent der Digital Natives schon Erfahrung damit, zusätzliche Inhalte oder Funktionen in mobilen Anwendungen zu kaufen. Ab 40-Jährige sind hier deutlich zögerlicher: Lediglich 29 Prozent haben schon mindestens einmal In-App-Käufe getätigt, 43 Prozent haben auch nicht vor, das zu tun. Dabei ist den Digital Natives nicht nur ein gutes Preisleistungsverhältnis bei In-App-Käufen wichtig, sondern auch ausreichender Schutz vor unerwünschten Ausgaben. Ein Viertel in dieser Altersgruppe wünscht sich das, während es bei den Älteren lediglich 18 Prozent sind.

Jüngere Käufer*innen nutzen häufiger Bankdienstleistungen beim Online-Shopping
Wenn es ans Zahlen geht, haben sechs von zehn Digital Natives beim Online-Shopping bereits Ratenzahlungen oder Kreditangebote angenommen. Neben günstigen Konditionen (36 Prozent) und einem seriösen Zahlungsdienstleister (35 Prozent) ist den jungen Käufer*innen vor allem wichtig, dass die Nutzung der Bankdienstleistungen einfach ist (35 Prozent). Über alle Altersgruppen hinweg haben bereits 89 Prozent der Deutschen solche Bankdienstleitungen genutzt.

Hintergrundinformationen zur Postbank Digitalstudie 2024
Für die „Postbank Digitalstudie 2024 – Die digitalen Deutschen“ wurden im April dieses Jahres 3.171 Einwohner*innen befragt. Die Postbank untersucht mit der Studie im zehnten Jahr in Folge, welche Entwicklungen sich in verschiedenen Lebensbereichen in Bezug auf Digitalisierung allgemein und insbesondere zu Finanzthemen abzeichnen. Um eine bevölkerungsrepräsentative Struktur abzubilden, erfolgte eine Gewichtung der Stichprobe nach Bundesland (Proportionalisierung), Alter und Geschlecht. Als Referenzdatei wurde der Zensus 2021 des Statistischen Bundesamtes zugrunde gelegt. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet. Abweichungen in den Summen lassen sich durch Rundungsdifferenzen erklären.

Quelle:

Postbank

Foto: John Zich
14.08.2024

Neues Gewebe macht urbane Hitzezonen erträglicher

Das neue Textil, das in den Bereichen Bekleidung, Bauwesen und Lebensmittellagerung eingesetzt werden kann, reduziert sowohl die Wärme der Sonne als auch die Abstrahlung von Gebäuden in der Nähe.

In diesem Jahr gab es bereits massive Hitzewellen rund um den Globus, wobei in Städten in Mexiko, Indien, Pakistan und Oman Temperaturen von 50 Grad Celsius oder mehr erreicht wurden.

Mit dem Anstieg der globalen Temperaturen und der Stadtbevölkerung haben sich die Städte der Welt zu „städtischen Hitze-Inseln“ entwickelt, in denen sich die Temperaturen durch die dichte Bebauung und die Wärmeabstrahlung von Bürgersteigen und Wolkenkratzern noch weiter erhöhen. Da bis 2050 voraussichtlich 68 Prozent aller Menschen in Städten leben werden, ist dies ein wachsendes, tödliches Problem.

Das neue Textil, das in den Bereichen Bekleidung, Bauwesen und Lebensmittellagerung eingesetzt werden kann, reduziert sowohl die Wärme der Sonne als auch die Abstrahlung von Gebäuden in der Nähe.

In diesem Jahr gab es bereits massive Hitzewellen rund um den Globus, wobei in Städten in Mexiko, Indien, Pakistan und Oman Temperaturen von 50 Grad Celsius oder mehr erreicht wurden.

Mit dem Anstieg der globalen Temperaturen und der Stadtbevölkerung haben sich die Städte der Welt zu „städtischen Hitze-Inseln“ entwickelt, in denen sich die Temperaturen durch die dichte Bebauung und die Wärmeabstrahlung von Bürgersteigen und Wolkenkratzern noch weiter erhöhen. Da bis 2050 voraussichtlich 68 Prozent aller Menschen in Städten leben werden, ist dies ein wachsendes, tödliches Problem.

In einem in der Zeitschrift Science veröffentlichten Artikel beschreiben Forscher der UChicago Pritzker School of Molecular Engineering (PME) ein neues, tragbares Gewebe, das Stadtbewohnern helfen kann, die schlimmsten Auswirkungen der durch den globalen Klimawandel verursachten massiven Hitze zu überleben, mit Anwendungsmöglichkeiten für Kleidung, Gebäude- und Autodesign sowie Nahrungsmittellagerung.

In Tests unter der Sonne Arizonas blieb das Material 2,3 Grad Celsius (4,1 Grad Fahrenheit) kühler als das für Ausdauersportarten im Freien verwendete Breitband-emittierende Gewebe und 8,9 Grad Celsius (16 Grad Fahrenheit) kühler als die kommerzielle Seide, die üblicherweise für Hemden, Kleider und andere Sommerkleidung verwendet wird.

Das Team hofft, dass dadurch die hitzebedingten Krankenhausaufenthalte und Todesfälle vermieden werden können, die allein in diesem Jahr in den Ballungszentren der Welt zu verzeichnen waren.

„Wir müssen die Kohlenstoffemissionen reduzieren und unsere Städte kohlenstoffneutral oder kohlenstoffnegativ machen“, sagte PME-Assistenzprofessor Po-Chun Hsu. „Aber in der Zwischenzeit spüren die Menschen die Auswirkungen dieser hohen Temperaturen“.

„Man muss die Umgebungsbedingungen berücksichtigen“
Bestehende kühlende Textilien für Outdoor-Sportarten reflektieren das Sonnenlicht in einem diffusen Muster, damit es die Zuschauer nicht blendet. Aber in einer städtischen Wärmeinsel ist die Sonne nur eine Wärmequelle. Während die Sonne von oben brennt, entsteht für die Stadtbewohnern durch die Wärmestrahlung von Gebäuden und Straßenbelägen von den Seiten und von unten eine glühende Hitze.

Das bedeutet, dass viele Materialien, die in Labortests gut abschneiden, den Stadtbewohnern in Arizona, Nevada, Kalifornien, Südostasien und China nicht helfen werden, wenn die für die nächsten Wochen vorhergesagten massiven Hitzewellen über sie hereinbrechen.

„Normalerweise konzentrieren sich die Menschen auf die Leistung oder das Materialdesign von kühlenden Textilien“, sagte der Ronghui Wu, Postdoktorand am PME. „Um ein Textil zu entwickeln, das das Potenzial hat, im echten Leben eingesetzt zu werden, muss man die Umgebungsbedingungen berücksichtigen.“

Ein einfaches Beispiel für die Berücksichtigung der Umgebung ist, dass Menschen stehen. Sie tragen Materia-lien, die so konzipiert sind, dass sie direktes Sonnenlicht reflektieren, aber nur ihre Hüte, Schulterbedeckungen und die Oberseiten ihrer Schuhe - etwa 3 Prozent ihrer Kleidung - sind diesem direkten Licht ausgesetzt. Die anderen 97 Prozent ihrer Kleidung werden durch die Wärmestrahlung aufgeheizt, die von den Seiten und von unten auf sie einwirkt und gegen die das breitbandige emittierende Gewebe nichts ausrichten kann.

Die Sonne und der Bürgersteig erzeugen unterschiedliche Temperaturen. Die Entwicklung eines Materials, das die Träger vor beidem schützt, war eine große technische Herausforderung für das Team.

„Sonnenlicht ist sichtbares Licht, Wärmestrahlung ist Infrarotstrahlung, sie haben also unterschiedliche Wellenlängen. Das bedeutet, dass man ein Material braucht, das zwei optische Eigenschaften gleichzeitig hat. Das ist eine große Herausforderung“, sagt Chenxi Sui, ein Doktorand am PME. „Man muss mit der Materialwissenschaft spielen, um das Material so zu entwickeln und abzustimmen, dass man verschiedene Resonanzen bei verschiedenen Wellenlängen erhält.“

Die Folgekosten des Komforts
Die Kühlung eines Hauses bedeutet allzu oft eine Erwärmung des Planeten, wobei die Kohlenstoffbelastung durch Klimaanlagen und Kühlsysteme zum Klimawandel beiträgt.

„Unsere Zivilisation verbraucht etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Energie, nur damit wir uns wohlfühlen, egal wo wir sind“, sagte Hsu.

Die Bedrohung durch Hitze ist jedoch nicht gleichmäßig verteilt. In den USA und Japan haben mehr als 90 Prozent der Haushalte eine Klimaanlage, in Indien und Teilen Afrikas sind es nur 5 Prozent.

Das neue Textil des PME-Teams, für das ein vorläufiges Patent erteilt wurde, kann dazu beitragen, ein passives Kühlsystem bereitzustellen, das den Bedarf an energie- und kostenintensiven Systemen ergänzen und reduzieren kann.

Die Anwendungen gehen weit über Kleidung hinaus.

Eine dickere Version des Gewebes, die durch eine unsichtbare Polyethylenschicht geschützt ist, könnte an den Seiten von Gebäuden oder Autos verwendet werden, um die Innentemperaturen zu senken und die Kosten und die Kohlenstoffbelastung durch Klimaanlagen zu verringern. Ebenso könnte das Material für den Transport und die Lagerung von Milch und anderen Lebensmitteln verwendet werden, die sonst in der Hitze verderben würden, wodurch die Auswirkungen ihrer Kühlung verringert würden.

„Man kann eine Menge Kühl-, Strom- und Energiekosten sparen, da es sich um einen passiven Prozess handelt“, so Sui.

Quelle:

Paul Dailing | University of Chicago

Bildrechte: MIT News; iStock
12.08.2024

Ruhige Räume dank schallschluckender Seide

Forscher haben ein hauchdünnes Gewebe entwickelt, um einen leichten, kompakten und effizienten Weg zur Verringerung der Geräuschübertragung in einem großen Raum zu schaffen.

Wir leben in einer sehr lauten Welt. Vom Verkehrslärm vor dem Fenster über den dröhnenden Fernseher des Nachbarn bis hin zu den Geräuschen aus dem Arbeitszimmer eines Kollegen - unerwünschter Lärm ist nach wie vor ein gewaltiges Problem.

Um den Lärm zu unterdrücken, hat ein interdisziplinäres Team von Forschern des MIT und anderer Institute ein schalldämpfendes Seidengewebe entwickelt, das zur Schaffung ruhiger Räume eingesetzt werden kann.

Der Stoff, der kaum dicker als ein menschliches Haar ist, enthält eine spezielle Faser, die vibriert, wenn eine Spannung angelegt wird. Die Forscher nutzten diese Schwingungen, um den Schall auf zwei verschiedene Arten zu unterdrücken.

Forscher haben ein hauchdünnes Gewebe entwickelt, um einen leichten, kompakten und effizienten Weg zur Verringerung der Geräuschübertragung in einem großen Raum zu schaffen.

Wir leben in einer sehr lauten Welt. Vom Verkehrslärm vor dem Fenster über den dröhnenden Fernseher des Nachbarn bis hin zu den Geräuschen aus dem Arbeitszimmer eines Kollegen - unerwünschter Lärm ist nach wie vor ein gewaltiges Problem.

Um den Lärm zu unterdrücken, hat ein interdisziplinäres Team von Forschern des MIT und anderer Institute ein schalldämpfendes Seidengewebe entwickelt, das zur Schaffung ruhiger Räume eingesetzt werden kann.

Der Stoff, der kaum dicker als ein menschliches Haar ist, enthält eine spezielle Faser, die vibriert, wenn eine Spannung angelegt wird. Die Forscher nutzten diese Schwingungen, um den Schall auf zwei verschiedene Arten zu unterdrücken.

Bei der ersten Technik erzeugt der vibrierende Stoff Schallwellen, die unerwünschte Geräusche überlagern und auslöschen, ähnlich wie bei Kopfhörern mit Geräuschunterdrückung, die in einem kleinen Raum wie den Ohren gut funktionieren, aber nicht in großen Räumen wie Räumen oder Flugzeugen.

Bei der anderen, überraschenderen Technik wird der Stoff stillgehalten, um Vibrationen zu unterdrücken, die für die Übertragung von Schall entscheidend sind. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Lärm durch den Stoff übertragen wird, und die Lautstärke dahinter wird gedämpft. Dieser zweite Ansatz ermöglicht die Lärmreduzierung in viel größeren Bereichen wie Zimmern oder Autos.

Durch die Verwendung gängiger Materialien wie Seide, Segeltuch und Musselin haben die Forscher schalldämpfende Stoffe geschaffen, die sich in realen Räumen praktisch einsetzen lassen. Man könnte ein solches Gewebe zum Beispiel für Trennwände in offenen Arbeitsräumen oder für dünne Stoffwände verwenden, die den Schall nicht durchlassen.

Der Stoff kann Geräusche unterdrücken, indem er Schallwellen erzeugt, die mit unerwünschten Geräuschen interferieren und diese auslöschen (siehe Abbildung C), oder indem er stillgehalten wird, um Vibrationen zu unterdrücken, die für die Übertragung von Geräuschen entscheidend sind (siehe Abbildung D).

„Lärm ist viel einfacher zu erzeugen als Ruhe. Um Lärm fernzuhalten, verwenden wir viel Platz auf dicke Wände. Die Arbeit von Grace bietet einen neuen Mechanismus, um mit einer dünnen Stoffbahn ruhige Räume zu schaffen“, so Yoel Fink, Professor in den Fachbereichen Materialwissenschaften und Ingenieurwesen sowie Elektrotechnik und Informatik, leitender Forscher im Research Laboratory of Electronics und leitender Autor eines Artikels über den Stoff.

Seidige Stille
Die schalldämpfende Seide baut auf den früheren Arbeiten der Gruppe zur Herstellung von Stoffmikrofonen auf.

Bei dieser Forschungsarbeit wurde ein einzelner Strang piezoelektrischer Fasern in ein Gewebe eingenäht. Piezoelektrische Materialien erzeugen ein elektrisches Signal, wenn sie zusammengedrückt oder gebogen werden. Wenn ein Geräusch in der Nähe den Stoff in Schwingung versetzt, wandelt die piezoelektrische Faser diese Schwingungen in ein elektrisches Signal um, das den Ton auffangen kann.

In der neuen Arbeit haben die Forscher diese Idee umgedreht und einen Lautsprecher aus Stoff entwickelt, der Schallwellen auslöschen kann.

„Wir können zwar mit Stoffen Schall erzeugen, aber es gibt bereits so viel Lärm in unserer Welt. Wir dachten, dass die Erzeugung von Stille noch wertvoller sein könnte“, sagt Yang.

Durch Anlegen eines elektrischen Signals an die piezoelektrische Faser wird diese in Schwingung versetzt, wodurch Schall erzeugt wird. Die Forscher demonstrierten dies, indem sie Bachs „Air“ mit einem 130 Mikrometer großen Seidenblatt spielten, das auf einem kreisförmigen Rahmen befestigt war.

Um eine direkte Schallunterdrückung zu ermöglichen, verwenden die Forscher einen Lautsprecher aus Seidengewebe, der Schallwellen aussendet, die unerwünschte Schallwellen zerstörerisch überlagern. Sie steuern die Schwingungen der piezoelektrischen Faser so, dass die vom Gewebe abgestrahlten Schallwellen den unerwünschten Schallwellen, die auf das Gewebe treffen, entgegengesetzt sind, was den Lärm ausblenden kann.

Diese Technik ist jedoch nur in einem kleinen Bereich wirksam. Die Forscher bauten also auf dieser Idee auf und entwickelten eine Technik, die die Schwingungen des Gewebes nutzt, um Geräusche in viel größeren Räumen zu unterdrücken, z. B. in einem Schlafzimmer.

Nehmen wir an, Ihre Nachbarn spielen mitten in der Nacht Tischfußball. Sie hören Geräusche in Ihrem Schlafzimmer, weil die Geräusche in deren Wohnung Ihre gemeinsame Wand in Schwingung versetzen, was zu Schallwellen auf Ihrer Seite führt.

Um diese Geräusche zu unterdrücken, könnten die Forscher den Seidenstoff auf Ihrer Seite der gemeinsamen Wand anbringen und die Schwingungen in der Faser so steuern, dass der Stoff ruhig bleibt. Diese vibrationsbedingte Unterdrückung verhindert, dass der Schall durch das Gewebe übertragen wird.

„Wenn wir diese Vibrationen kontrollieren und verhindern können, können wir auch den entstandenen Lärm stoppen“, sagt Yang.

Ein Spiegel für Sound
Überraschenderweise stellten die Forscher fest, dass das Festhalten des Gewebes dazu führt, dass der Schall vom Gewebe reflektiert wird. Das Ergebnis ist ein dünnes Stück Seide, das den Schall wie ein Spiegel das Licht reflektiert.

Ihre Experimente zeigten auch, dass sowohl die mechanischen Eigenschaften eines Stoffes als auch die Größe seiner Poren die Effizienz der Schallerzeugung beeinflussen. Seide und Musselin haben zwar ähnliche mechanische Eigenschaften, aber die kleinere Porengröße von Seide macht sie zu einem besseren Gewebe-Lautsprecher.

Die effektive Porengröße hängt aber ebenso von der Frequenz der Schallwellen ab. Wenn die Frequenz niedrig genug ist, kann auch ein Gewebe mit relativ großen Poren effektiv funktionieren, sagt Yang.

Als sie das Seidengewebe im direkten Unterdrückungsmodus testeten, stellten die Forscher fest, dass es die Lautstärke von Geräuschen bis zu 65 Dezibel (etwa so laut wie ein enthusiastisches menschliches Gespräch) deutlich reduzieren konnte. Im vibrationsvermittelten Unterdrückungsmodus konnte der Stoff die Schallübertragung um bis zu 75 Prozent reduzieren.

Diese Ergebnisse waren nur dank einer starken Gruppe von Mitarbeitern möglich, sagt Fink. Studenten an der Rhode Island School of Design halfen den Forschern, die Details der Gewebekonstruktion zu verstehen; Wissenschaftler an der University of Wisconsin in Madison führten Simulationen durch; Forscher an der Case Western Reserve University charakterisierten die Materialien; und die Chemieingenieure der Smith Group am MIT nutzten ihr Fachwissen über die Trennung von Gasmembranen, um den Luftstrom durch das Gewebe zu messen.

Künftig wollen die Forscher prüfen, ob ihr Gewebe auch zum Blockieren von Geräuschen mit mehreren Frequenzen eingesetzt werden kann. Dies würde wahrscheinlich eine komplexe Signalverarbeitung und zusätzliche Elektronik erfordern.

Außerdem wollen sie die Gewebekonstruktion weiter untersuchen, um herauszufinden, wie sich die Leistung verbessern ließe, wenn man beispielsweise die Anzahl der piezoelektrischen Fasern, die Richtung, in der sie vernäht sind, oder die angelegten Spannungen verändert.

„Es gibt viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um dieses schalldämpfende Gewebe wirklich effektiv zu machen. Wir wollen die Menschen dazu bringen, über die Kontrolle von Strukturschwingungen zur Schalldämpfung nachzudenken. Dies ist erst der Anfang“, sagt Yang.

Diese Arbeit wird zum Teil von der National Science Foundation (NSF), dem Army Research Office (ARO), der Defense Threat Reduction Agency (DTRA) und der Wisconsin Alumni Research Foundation finanziert.

Quelle:

Adam Zewe | MIT News
Übersetzung Textination