PFAS: Südwesttextil fordert Differenzierung zwischen technischen Textilien und Konsumgütern
In sicherheitsrelevanten und technischen Textilanwendungen – etwa bei Schutzkleidung für Polizei, Feuerwehr oder Medizin – sind PFAS bislang technologisch unverzichtbar. Südwesttextil fordert daher Ausnahmeregelungen für kritische Anwendungen sowie angemessene Übergangsfristen, um die Entwicklung und Umsetzung sicherer Alternativen zu ermöglichen.
Die Europäische Union arbeitet derzeit an einer umfassenden Regulierung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS). Diese soll den Einsatz der Stoffgruppe deutlich reduzieren und langfristig vollständig verbieten.
Substitution von PFAS: Textil- und Bekleidungsindustrie geht voran
Als innovative Branche engagierte sich die Textil- und Bekleidungsindustrie frühzeitig dafür, PFAS in verschiedenen Anwendungsbereichen durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. In Konsumgütern wie Heimtextilien, Zelten, Outdoor- und Sportbekleidung kommen schon zunehmend PFAS-freie Alternativen zum Einsatz, die vergleichbare wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften aufweisen.
Technische Textilien: PFAS bislang unverzichtbar
In anderen Bereichen sind PFAS bislang technologisch unverzichtbar, sodass die geplante Regulierung zu tiefgreifenden Auswirkungen führen würde. Bei Militär- und Polizeibekleidung gewährleisten insbesondere seitenkettenfluorierte Polymere (C6-Chemie), Polytetrafluorethylen (PTFE) eine extrem widerstandsfähige textile Schutzschicht. Ihre besondere Molekularstruktur sorgt dafür, dass Wasser, Öle und Chemikalien effektiv abgewiesen werden, ohne die Atmungsaktivität und den Tragekomfort der Kleidung zu beeinträchtigen. Gerade im Einsatz, wenn es um Schutz vor Gefahrstoffen, Körperflüssigkeiten, Ölen und Witterungseinflüssen geht, bewahren Textilien wie schusssichere Westen oder flammgeschützte Bekleidung für die Feuerwehr selbst nach vielfachem Waschen oder extremer Beanspruchung ihre Schutzfunktion. Andere Materialien wie silikonbasierte Imprägnierungen oder Wachsbeschichtungen bieten auf molekularer Ebene nicht die gleiche Kombination aus chemischer Beständigkeit und multifunktionalen Oberflächeneigenschaften.
Zu den weiteren Anwendungsbereichen, in denen PFAS unverzichtbar sind, zählen Medizintextilien wie Wundpflaster, Verbandsmaterialien oder Infektionsschutzausstattung, die nicht der EU-Medizin-Produkte-Verordnung unterliegen. Textilien, die vor Hochdruckstrahl oder Schnitten schützen stehen ebenso auf der Liste wie Fallschirme, Lawinen-Airbags oder Sicherungsseile. Die Stoffgruppe spielt außerdem eine wichtige Rolle im Bereich von Transport, Bau und Umweltschutz. So können PFAS in Feuerschutzvorhängen, ölabweisenden Druckausgleichsmembranen, textilen Elektroisolationsmaterialien oder Transportbändern mit hohen Hygieneanforderungen aktuell noch nicht substituiert werden.
Für wettbewerbsfähige Textilindustrie: Ausnahmen und Übergangsfristen gefordert
Vor diesem Hintergrund formuliert Südwesttextil für die EU-Regulierung zwei wesentliche Forderungen. Zum einen müssen die vielfältigen PFAS-Einsatzgebiete der Textilindustrie mit ihren spezifischen Funktionen und Risiken differenziert betrachtet werden. Dort, wo die einzigartigen chemisch-physikalischen Eigenschaften von PFAS in sicherheitsrelevanten und technischen Textilanwendungen unverzichtbar sind, gefährdet ein pauschales Verbot der Stoffgruppe die Aufrechterhaltung kritischer Versorgungssysteme, die Einhaltung von Standards und den Schutz von Menschenleben. Ein Verbot innerhalb der EU würde den Bezug von PFAS-haltigen Produkten auf Märkte außerhalb Europas mit weniger strengen Standards verlagern. Für diese Produktgruppen, in denen PFAS-bedingte Eigenschaften bislang technisch nicht ersetzbar sind, fordert Südwesttextil daher Ausnahmeregelungen.
Für eine wirksame Regulierung gilt es aus Perspektive von Südwesttextil, einheitliche Bewertungs- und Analyseverfahren sicherzustellen sowie eine Harmonisierung mit bestehenden Regulierungen durchzuführen. Weiterhin braucht es vor einer Substituierung für Südwesttextil angemessene Übergangsfristen, die die tatsächlichen technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Branche berücksichtigen. Die Entwicklung, Zulassung und industrielle Umsetzung von Alternativen erfordern umfangreiche Forschung, Entwicklung und Investitionen.
PFAS Südwesttextil Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e.V. EU-Kommission Verbot
Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e.V.