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Koreanischer Sportbekleidungsmarkt mit überdurchschnittlichem Wachstum © Kunstzirkus/pixelio.de
13.06.2017

KOREANISCHER SPORTBEKLEIDUNGSMARKT MIT ÜBERDURCHSCHNITTLICHEM WACHSTUM

  • Internationale Firmen expandieren
  • Markenbewusstsein kurbelt Konsum an

Seoul (GTAI) - Während der Konsum in Korea (Rep.) zwar übergreifend schwächelt, zeigen dennoch einige Segmente relativ hohe Wachstumsraten. Die Verkäufe von Sportbekleidung entwickelten sich in den vergangenen Jahren stabil nach oben und dürften auch künftig ansteigen. Große Sportevents und die Begeisterung der Koreaner für Prestigeartikel kurbeln das Segment an, wovon auch internationale Firmen profitieren. Der Markt für Outdoorbekleidung hingegen hat seinen Höhepunkt bereits überschritten.

  • Internationale Firmen expandieren
  • Markenbewusstsein kurbelt Konsum an

Seoul (GTAI) - Während der Konsum in Korea (Rep.) zwar übergreifend schwächelt, zeigen dennoch einige Segmente relativ hohe Wachstumsraten. Die Verkäufe von Sportbekleidung entwickelten sich in den vergangenen Jahren stabil nach oben und dürften auch künftig ansteigen. Große Sportevents und die Begeisterung der Koreaner für Prestigeartikel kurbeln das Segment an, wovon auch internationale Firmen profitieren. Der Markt für Outdoorbekleidung hingegen hat seinen Höhepunkt bereits überschritten.

Der Markt für Sportbekleidung in Korea (Rep.) entwickelt sich dynamisch. Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts Samsung Design Net erreichte das Segment Premium-Sportswear 2016 ein Wachstum von 4,8% auf 6,6 Bill. Won (circa 5,1 Mrd. Euro; 1 Euro = rund 1.284 Won; im Jahresdurchschnitt 2016). Aufgrund dieser positiven Entwicklung drängen immer mehr internationale Firmen auf den koreanischen Markt und werden damit das Warensortiment für die lokale Kundschaft ausweiten. Bisher lief ein Großteil der Bestellungen über internationale Shopping-Portale ab. Künftig wird die lokale Präsenz an Bedeutung gewinnen.

Internationale Firmen drängen auf den Markt

So startete der amerikanische Hersteller Under Armour 2017 den Direktvertrieb mit einem ersten eigenen Geschäft in Korea (Rep.). Im Januar eröffnete das Unternehmen seinen nach der Dependance in Shanghai weltweit zweitgrößten Shop im Nobelstadtteil Gangnam in Seoul. Bisher hatte Under Armour seinen Vertrieb größtenteils über kleinere Geschäfte in Partnerschaft mit einem koreanischen Einzelhändler betrieben. Aus diesem Grund sollen noch im Jahresverlauf 2017 vier weitere eigene Flaggschiff-Geschäfte sowie zahlreiche "Shop-in-Shops" implementiert werden.

Aber auch andere Branchenfirmen zieht es auf den koreanischen Markt wie etwa Lululemon Athletica - ein kanadisches Unternehmen, das auf Bekleidung für Yoga spezialisiert ist. Lululemon eröffnete seine erste asiatische Filiale in Seoul im Jahr 2016. Mittlerweile wurde bereits ein zweiter Ableger ebenfalls in Seoul eröffnet, ein drittes Geschäft soll im Jahresverlauf 2017 folgen.

Deutsche Firmen gut positioniert

Das deutsche Unternehmen Adidas konnte in der Vergangenheit ebenfalls sehr gute Ergebnisse auf dem koreanischen Markt erwirtschaften. Trotz einer schleppenden Konjunktur und eines schwachen Konsums stieg der Firmenumsatz in Korea (Rep.) im Jahr 2016 um rund 15%. Auch für 2017 rechnet Adidas Presseangaben zufolge mit einem Absatzplus von etwa 10%.

Nach Einschätzung von Eddie Nixon, dem Geschäftsführer von Adidas Korea, in der Tageszeitung "Korea Times" war das Wachstum 2016 unter anderem auf eine hohe Nachfrage bei jungen Konsumenten, Kindern und Streetwear zurückzuführen. Adidas setzt 2016 rund 1 Bill. Won in fast 800 Geschäften um. Die meisten davon werden auf Franchise-Basis geführt. Für den koreanischen Markt spricht demzufolge, dass die Bevölkerung im Vergleich zu anderen asiatischen Länder aktiver und fitness-orientierter ist.

Puma wiederum setzt in Korea (Rep.) neben Fußballartikeln auf die weibliche Kundschaft, die für etwa 55% der Umsätze verantwortlich zeichnet. Nach Einschätzung von Puma-CEO Rasmus Holm im "Korea Herald" soll dieser Prozentsatz künftig sogar noch steigen, da der Markt für Sportbekleidung zunehmend modebewusst wird. Auch der Einfluss der Unterhaltungsindustrie auf das Segment steige zusehends, weshalb Puma im Marketingbereich mit K-Pop-Stars zusammenarbeitet.

Auch nach Ansicht von Holm ist der Markt für Sportbekleidung in Korea (Rep.) in einer Wachstumsphase. Puma wird kurzfristig vorwiegend auf die Optimierung seiner bisherigen Shops setzen. Künftig ist auch eine Ausweitung der Geschäfte anvisiert, wobei jedoch keine Zahlen oder Zeitpläne genannt wurden. Allerdings ist der koreanische Markt nicht einfach. Das Umfeld und der Wettbewerb seien hochkompetitiv. Neben zahlreichen internationalen Branchenfirmen seien auch lokale Wettbewerber gut aufgestellt.

"Korean Wave" als Standortfaktor

Firmenvertreter nennen auch die Strahlwirkung von Korea (Rep.) auf andere Länder Asiens im Zuge des sogenannten "Hallyhu" - der "Korean Wave" von TV-Serien, Musik und Mode als wichtigen Standortfaktor. Zahlreiche andere Konsumenten in der Region orientieren sich an den Entwicklungen in Korea (Rep.); das Land gilt als internationaler Trendsetter im kulturellen Segment. Moden und Marken, die hier erfolgreich sind, verbreiten sich häufig mit zeitlicher Verzögerung in ganz Asien.

Positiv dürfte sich auf den lokalen Sportartikel- und -bekleidungsmarkt ebenfalls auswirken, dass Korea (Rep.) innerhalb von nur zehn Monaten zwei große Sportereignisse von globaler Bedeutung austrägt. Im Mai und Juni 2017 findet in sechs Städten des Landes die FIFA U20-Fussballweltmeisterschaft statt unter anderem mit Beteiligung der deutschen Mannschaft. Dort können Hersteller ihre Produkte einem weltweiten Publikum vorstellen ebenso wie bei den olympischen Winterspielen, die vom 9. bis 25. Februar 2018 in Pyeongchang ausgetragen werden.

Boom bei Outdoor-Bekleidung verpufft

Kritischer äußert sich der Textilverband KOFOTI (Korea Federation of Textile Industries) zu den Perspektiven des Sektors und prognostiziert für 2017 rückläufige Absätze. Allerdings dürfte dies unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass der koreanische Markt für Outdoor-Bekleidung nach einer Boomphase Anfang des Jahrzehnts nun stark rückläufige Raten aufweist. Bis 2014 erreichte der Absatz von Outdoorbekleidung zweistellige Wachstumsraten von zum Teil mehr als 30%.

Der Markt wurde angetrieben durch ein zunehmendes Freizeitbewusstsein und eine große Leidenschaft der koreanischen Bevölkerung für Wanderungen. Die Zahl der Branchenunternehmen nahm zwischen 2005 und 2012 sprunghaft von 30 Marken auf etwa 170 zu. Seit 2012 gingen die Zuwachsraten jedoch sukzessive zurück, Schätzungen zufolge stagnierte der Markt 2015 bei einem Volumen von 7,4 Bill. Won, einige Branchenfirmen mussten bereits hohe Umsatzverluste im zweistelligen Bereich hinnehmen.

Für 2016 gibt es noch keine konkreten Zahlen für den Gesamtmarkt, doch deuten verschiedene Indikatoren auf rückläufige Umsätze hin. So sanken die Importe von Bergschuhen 2016 um 41,5%, die Einfuhren von Kleidung aus Filz, Flies und PVC um 21,7% sowie die von Anoraks und Windjacken für Männer um 5,4%. Medienberichten zufolge ziehen sich angesichts der Marktsättigung bereits einige Firmen aus diesem Segment zurück. Andere orientieren sich um in Richtung expandierender Bereiche wie Fitness- und Laufsportaccessoires sowie Yoga- und Golfbekleidung.

Weitere Informationen:
Korea Sportbekleidung Outdoor
Quelle:

Alexander Hirschle, Germany Trade & Invest www.gtai.de

Iranische Flagge © Helga Hauke/ pixelio.de
30.05.2017

IRANS TEXTIL- UND BEKLEIDUNGSINDUSTRIE WILL INVESTIEREN

  • Aber Branche weiterhin in der Krise
  • Deutschland wieder führender Textilmaschinenlieferant

Teheran (GTAI) - Irans große, traditionsreiche Textil- und Bekleidungsindustrie kämpft gegen die ausländische Konkurrenz. Die Hersteller sollen zwar durch hohe Einfuhrzölle vor Importen geschützt werden, aber Branchenvertreter und das Industrieministerium sprechen von massenhaften illegalen Importen. Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sind Investitionen in neue Anlagen erforderlich, den Betrieben fehlt jedoch oft die entsprechende Finanzkraft. Textilmaschinen aus Deutschland stehen hoch im Kurs.

  • Aber Branche weiterhin in der Krise
  • Deutschland wieder führender Textilmaschinenlieferant

Teheran (GTAI) - Irans große, traditionsreiche Textil- und Bekleidungsindustrie kämpft gegen die ausländische Konkurrenz. Die Hersteller sollen zwar durch hohe Einfuhrzölle vor Importen geschützt werden, aber Branchenvertreter und das Industrieministerium sprechen von massenhaften illegalen Importen. Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sind Investitionen in neue Anlagen erforderlich, den Betrieben fehlt jedoch oft die entsprechende Finanzkraft. Textilmaschinen aus Deutschland stehen hoch im Kurs.

Das Industrieministerium meldet zwar für 2015/16 (iranisches Jahr 1394, 21.3.15 bis 20.3.16) für mehrere Sparten der Textil- und Bekleidungsindustrie Zuwächse, aber auch das gestiegene Produktionsniveau liegt weit unter den Kapazitäten. Die Angaben über die durchschnittliche Auslastung variieren stark, aber keine Schätzung geht von mehr als 50% aus, einige Firmenvertreter sprechen von nur 30%. Die Branche leidet zudem unter Qualitätsproblemen, die vor allem durch den veralteten Maschinenpark verursacht werden.
Offiziellen Angaben zufolge gibt es im Textil- und Bekleidungssektor fast 10.000 Betriebe mit etwa 290.000 Beschäftigten. Die von privaten Firmen geprägte Branche wird in Regierungsverlautbarungen immer wieder als förderungswürdiger Wirtschaftszweig mit Potential bezeichnet. Dennoch fehle es an der notwendigen Unterstützung, so Kritiker.

Etwa 400 zumeist mittlere und große Textil- und Bekleidungshersteller sind in der Association of Iran Textile Industries (http://aiti.org.ir) organisiert. Das Spektrum der Verbandsmitglieder reicht von Baumwollspinnereien und -webereien über Produzenten von Acryl- und Polyestergarnen, synthetischen Fasern, Maschinen gefertigten Teppichen, Teppichböden, Woll- und Bettdecken, Bekleidung bis zu Herstellern von Textilmaschinen und Ersatzteilen.

Als Hauptproblem der iranischen Textil- und Bekleidungsindustrie wird die Konkurrenz aus dem Ausland, insbesondere aus der VR China und der Türkei, bezeichnet. Es kommen die Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai hinzu. Teilweise hohe Importzölle sollen den Inlandsmarkt schützen, aber ein Großteil der Einfuhren kommt illegal ins Land. Auf Bekleidung wird derzeit ein Zollsatz von 55% erhoben, für Lieferungen aus der Türkei gilt ein ermäßigter Satz von 33%. Für Stoffe sind 32% fällig.

Großes Interesse an moderner Technologie
Die iranische Textilindustrie möchte durch die Modernisierung ihres Maschinenparks ihre Wettbewerbsfähigkeit sowohl im Inland als auch auf internationalen Märkten stärken. Das große Interesse der Branchenfirmen an neuer Technologie zeigt die starke Resonanz auf die von europäischen Verbänden und Firmen angebotenen Konferenzen und Seminare.

Der VDMA-Fachverband Textilmaschinen veranstaltete in Teheran bereits im April 2015 in Erwartung der starken Lockerung der Iran-Sanktionen ein Symposium. Etwa 1.100 lokale Firmenvertreter ließen sich die Angebote von den 36 angereisten deutschen Textilmaschinenbauern und Zubehörherstellern zeigen. Auf der Veranstaltung zeigte sich das Interesse der iranischen Firmen, nach Lösungen zur Verbesserung ihrer überwiegend alten, oft Jahrzehnte alten Anlagen zu suchen.

Ein erheblicher Teil des Maschinenparks kam als Gebrauchtanlagen aus Europa ins Land. Als Problem wurde auch auf die fortbestehenden Exportkontrollen hingewiesen. Ersatzbeschaffungen würden erschwert, weil viele Teile als Dual-use-Güter eingestuft seien, so Branchenvertreter. Auch Organisationen aus Italien oder der Schweiz haben Informationsveranstaltungen für Irans Textilindustrie durchgeführt.

Maschineneinfuhr wieder gesunken
Das Interesse an moderner Technologie führt aber nur begrenzt zu entsprechenden Investitionen. Aufgrund der schwachen Finanzkraft eines Großteils der Branchenunternehmen werden verstärkte staatliche Fördermaßnahmen, insbesondere günstige Kredite, gefordert. Die Banken vergeben Kredite an Textilfirmen nur mit großer Zurückhaltung und verlangen zudem hohe Zinsen. Trotz der schwierigen Lage wurden 2015/16 Textil- und Bekleidungsindustriemaschinen im Wert von 324 Mio. US$ importiert, so der iranische Zoll. Dies waren aber 11% weniger als 2014/15 (364 Mio. US$).

Deutschland: Ausfuhren von Textil-, Bekleidungs- und Lederindustriemaschinen nach Iran 2013 bis 2016 (in 1.000 Euro):
HS-Pos. Bezeichnung 2013 2014 2015 2016 -11 Monate
  ingesamt 16.248 39.966 48.993 25.827
84.44 Maschinen zum Düsenspinnen etc. von synthetischen oder künstlichen Spinnstoffen 83 2.991 325 1.005
84.45 Maschinen zum Vorbereiten oder Aufbereiten von Spinnstoffen, zum Spinnen, Dublieren etc. 2.145 6.699 7.140 2.612
84.46 Webmaschinen 8.009 20.896 30.873 11.941
84.47 Wirk-, Strick-, Nähwirk-, Gimpen-, Tüll-, Spitzen-, Stick-, Netzknüpf- und Tuftingmaschinen etc. 642 712 618 1.444
84.48 Hilfsmaschinen und -apparate für Maschinen der Position 84.44, 84.45, 84.46 oder 84.47 etc. 4.400 7.347 7.760 6.412
84.49 Maschinen und Apparate zum Herstellen oder Ausrüsten von Filz oder Vliesstoffen 6 0 77 0
84.51 Maschinen und Apparate (ohne Maschinen der Pos. 84.50) zum Waschen, Wringen, Trocknen, Bügeln, Pressen etc. 634 915 1.629 1.672
84.52 Nähmaschinen 321 380 543 673
84.53 Maschinen und Apparate zum Bearbeiten von Häuten etc. 8 26 28 69


Quelle: Eurostat

Deutschland ist traditionell der führende Textilmaschinenanbieter in Iran, gefolgt von Italien. Die Sanktionsphase brachte aber einen Umschwung zu Gunsten asiatischer Lieferanten. Nach VDMA-Berechnungen exportierten 2013 die wichtigsten Lieferländer Textilmaschinen nach Iran im Wert von umgerechnet nur 85 Mio. Euro (ohne Trockner sowie Bekleidungs- und Ledertechnik), davon entfielen 33% auf die VR China, es folgten Deutschland (16%), die Türkei (12%), Korea (Rep.; 7%) und Italien (5%). Die Lieferungen von Bekleidungs- und Ledertechnik lagen 2013 bei 113 Mio. Euro, Korea (Rep.) führte mit 53%, die VR China erreichte 36%, Deutschland kam lediglich auf 0,3%.

 

Die VDMA-Daten für 2015 zeigen bei Textilmaschinen Deutschland wieder als den führenden Lieferanten. An den von den wichtigsten Lieferländern nach Iran exportierten Textilmaschinen in Höhe von 151 Mio. Euro hatten deutsche Anbieter einen Anteil von 30%, die VR China sank auf 22%, die Türkei erreichte 12%, Korea (Rep.) 6% und Italien 4%. Bei Bekleidungs- und Ledertechnik blieb es 2015 bei der chinesisch-koreanischen Dominanz (VR China: 49% von 131 Mio. Euro; Korea (Rep.): 41%).

VR China: Ausfuhren von Textil-, Bekleidungs- und Lederindustriemaschinen nach Iran 2013 bis 2016 (in 1.000 US$):
HS-Pos. Bezeichnung 2013 2014 2015 2016- 11 Monate
  Insgesamt 84.518 133.739 103.055 75.748
84.44 Maschinen zum Düsenspinnen etc. von synthetischen oder künstlichen Spinnstoffen 16.457 5.319 1.990 1.925
84.45 Maschinen zum Vorbereiten oder Aufbereiten von Spinnstoffen, zum Spinnen, Dublieren etc. 288 2.602 2.844 1.269
84.46 Webmaschinen 2.650 6.039 4.103 1.836
84.47 Wirk-, Strick-, Nähwirk-, Gimpen-, Tüll-, Spitzen-, Stick-, Netzknüpf- und Tuftingmaschinen etc. 6.672 10.795 8.642 7.878
84.48 Hilfsmaschinen und -apparate für Maschinen der Posi-tion 84.44, 84.45, 84.46 oder 84.47 etc. 5.684 17.061 7.319 3.921
84.49 Maschinen und Apparate zum Herstellen oder Ausrüsten von Filz oder Vliesstoffen 2.053 2.029 5.540 2.900
84.51 Maschinen und Apparate (ohne Maschinen der Pos.
84.50) zum Waschen, Wringen, Trocknen, Bügeln, Pressen etc.
11.368 15.894 16.559 13.728
84.52 Nähmaschinen 33.567 49.714 38.191 36.182
84.53 Maschinen und Apparate zum Bearbeiten von Häuten etc. 5.779 24.286 17.867 6.109

Quelle: China Customs

Gemäß Eurostat sind die Ausfuhren von Textil-, Bekleidungs- und Lederindustriemaschinen der EU28 Gruppe nach Iran zwischen 2013 und 2015 von 38 Mio. auf 89 Mio. Euro gestiegen, Deutschland hatte daran einen Anteil von 42 beziehungsweise 55%. Italien lieferte 2015 für 10,4 Mio. Euro (2014: 14,0 Mio.; 2013: 6,3 Mio.). Die Lieferungen der EU28 und auch Deutschlands waren 2016 rückläufig.

Quelle:

Robert Espey, Germany Trade & Invest www.gtai.de

Usbekistans Textilindustrie startet neue Ausbauinitiative © Hartmut Wolff/pixelio.de
23.05.2017

USBEKISTANS TEXTILINDUSTRIE STARTET NEUE AUSBAUINITIATIVE

  • Projekte für 2,3 Mrd. US$ bis 2020 avisiert
  • Verdoppelung der Exporte von Fertigerzeugnissen angestrebt

Taschkent (GTAI) - Die Textil- und Bekleidungsindustrie Usbekistans bleibt auch künftig einer der bedeutendsten Investitions- und Kooperationssektoren für ausländische Firmen. Ein neues Ausbauprogramm für den Zeitraum 2017 bis 2020 sieht die Umsetzung von 140 Projekten vor. Vom erwarteten Kapitalzufluss in die Branche in Höhe von bis zu 2,3 Mrd. US$ soll etwa die Hälfte auf ausländische Investitionen entfallen.

  • Projekte für 2,3 Mrd. US$ bis 2020 avisiert
  • Verdoppelung der Exporte von Fertigerzeugnissen angestrebt

Taschkent (GTAI) - Die Textil- und Bekleidungsindustrie Usbekistans bleibt auch künftig einer der bedeutendsten Investitions- und Kooperationssektoren für ausländische Firmen. Ein neues Ausbauprogramm für den Zeitraum 2017 bis 2020 sieht die Umsetzung von 140 Projekten vor. Vom erwarteten Kapitalzufluss in die Branche in Höhe von bis zu 2,3 Mrd. US$ soll etwa die Hälfte auf ausländische Investitionen entfallen.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie soll mehr denn je zu einer wichtigen Exportsäule der zentralasiatischen Republik ausgebaut werden. Die konkreten Aktivitäten für die angepeilte Verdoppelung der Ausfuhren bis 2020 gegenüber 2016 sind in der Präsidialverordnung "Über das Maßnahmenprogramm für die weitere Entwicklung der Textil-, Bekleidungs- und Trikotagenindustrie 2017 bis 2020" vom 21.12.16 aufgelistet.

Vollständige inländische Verarbeitung von Baumwollfasern angestrebt

Usbekistan zählt mit einem jährlichen Ausstoß von 3,4 Mio. t Rohbaumwolle und 1,1 Mio. t Baumwollfasern zu den weltweit sechs größten Baumwollproduzenten. Die Erzeugung von 25.800 t Kokons ist ebenfalls beachtlich (jeweils durchschnittliche Angabe für 2012 bis 2015). Im 1. Halbjahr 2016 wurden 55% der produzierten Baumwollfasern im Inland weiterverarbeitet. Diese Quote soll laut Programm bis 2020 auf 100% steigen. Ferner ist es vorgesehen, das Gewicht von Baumwollgarn am Textilexport zugunsten mehr veredelter Baumwollerzeugnisse zu verringern. Garn steht heute für 53% der wertmäßigen Ausfuhren von fertigen Textilerzeugnissen.

Geplant ist im Einzelnen die Produktion fertiger Textilerzeugnisse bis 2020 um 120% auszuweiten, darunter von Garn um 170%, von fertigen Trikotagengeweben um 200%, von Fertigtrikotagen und -bekleidung um 240% sowie von Strumpfwaren um 270%. Der Anteil von Fertigerzeugnissen am Aufkommen der Textil- und Bekleidungsindustrie soll von 47,0 auf 65,5% und am Export von 42,0 auf 70,0% steigen. Das Programm umfasst auch Maßnahmen zur Anpassung der usbekischen Normen und Standards in der Branche an das internationale übliche Regelwerk.

Liefer- und Kooperationschancen für 140 geplante Einzelprojekte

Bis zu 2,3 Mrd. $ sollen bis 2020 in 140 Ausbau- und Erneuerungsprojekte fließen, darunter auch in Komplexe mit einer vollen Wertschöpfungskette. Geschäftsbanken oder deren Investitionsgesellschaften, die Kredite für die Kofinanzierung der Vorhaben bereitstellen, können je nach Projekt bis zu 100% des Stammkapitals der neuen oder modernisierten Unternehmen erwerben.

Hauptansprechpartner für die Projekte ist die Staatliche Aktionärsgesellschaft O´zbekyengilsanoat. Ihr gehören 380 Textil-, Bekleidungs- und Trikotagenbetriebe sowie einige Seidenverarbeiter, darunter auch viele Joint Ventures. Die Gesellschaft ist hinsichtlich ihrer Tätigkeit mit einem Branchenministerium vergleichbar. Sie steht für einen großen Teil des Ausstoßes und der Exporte der usbekischen Textil- und Bekleidungsindustrie (Schätzung für 2016: circa 1 Mrd. $).

Zu ihren Aufgabenbereichen zählt die Koordinierung und Mitwirkung an Investitionsprojekten. So unterliegen alle Projekte, an denen Betriebe von O´zbekyengilsanoat beteiligt sind, einer fachlichen Prüfung durch den wissenschaftlich-technischen Rat der Aktionärsgesellschaft. Importverträge für den Bedarf der Vorhaben unterliegen ebenfalls einer Begutachtung.

Weitreichende Präferenzen für Investoren

Projekte werden mit mehreren Stimulis bis 1.1.20 flankiert. Der Staat gewährt Zollpräfenzen für den Import von Ausrüstungen, Komplettierungs- und Ersatzteilen, eine Befreiung von der Gewinn- und Vermögensteuer und ebenso der Pflichtabgabe an den zentralen Straßenfonds. Exportorientierte Hersteller von fertigen Baumwoll-, Misch- und Seidenstoffen, Fertigbekleidung und  trikotagen, Kopfbedeckungen, Strümpfen und Textilgalanteriewaren werden vom Pflichtumtausch erzielter Devisenerlösen in Usbekistan-Sum befreit. Der Import von Rohstoffen, Hilfsstoffen und Materialen kann mit einer Zollstundung von bis zu 60 Tagen gefördert werden.

Die neue zentrale Außenhandelsgesellschaft Ustextilexport soll als Dienstleister für den Bedarf aller im Land tätigen Branchenakteure einschließlich Kleinunternehmen tätig werden. Dies gilt sowohl für die Erschließung der Auslandsmärke, die Belieferung bereits bestehender Handelshäuser für Textilien und Bekleidung im Ausland mit usbekischen Produkten als auch für die Mitwirkung bei der Beschaffung von Technologien und Materialen für die einheimische Textil- und Bekleidungsindustrie.    

Die aktuellen Ziele für den Ausbau der Textil- und Bekleidungsindustrie sind allzu ambitioniert. Bereits in den Vorjahren wurden mittelfristige Branchenprogramme aufgelegt. Die Ergebnisse fielen ungeachtet erreichter Fortschritte recht spärlich aus. Der Ausstoß und die Effektivität der Produktion bleiben noch weit hinter den Zielstellungen zurück. Schon im Jahr 2012 sollten 407.000 t Baumwollgarn, 350 Mio. qm Baumwollstoffe und 273 Mio. Stück Bekleidung produziert werden. Die für 2012 angepeilten Exporte von 1,5 Mrd. $ wurden auch 2016 (gut 1,0 Mrd. $) verfehlt.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Zu wenig wurde bisher in die Modernisierung bestehender Betriebe investiert. Die Unternehmen beklagen Engpässe bei der Sicherung von Umlaufmitteln, in der Energieversorgung und vor allem auch bei der Devisenkonvertierung für die Beschaffung von Importen (Ersatzteilen, Hilfsmaterialen etc.). Ein weiteres Hindernis ist die Überregulierung von Im- und Exportgeschäften.

Dennoch bleibt die Branche ein lohnendes Geschäftsfeld für ausländische Unternehmen. Zudem stehen die Karten gut, dass sich die geschäftlichen Rahmenbedingungen im Land weiter verbessern. Nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Schawkat Mirsijojew im Dezember 2016 geht eine positive Stimmung durch das Land. Erste Regelungen für mehr unternehmerische Freiheiten wurden schon beschlossen. Ein ganzes Bündel weiterer Maßnahmen ist in Sicht.

Ausgewählte Kenndaten der Leichtindustrie Usbekistans1)

Kennziffer 2011 2012 2013 2014 2015
Ausstoß insgesamt (in Mio. Euro) 2) 2.408,3 2.506,0 2.793,4 3.538,0 5.133,7
Anteil an der Industrieproduktion insgesamt (in %) 13,4 12,9 11,9 15,4 15,7
reale Veränderung. zum Vorjahr auf Basis von Usbekistan-Sum (in %) 4,0 12,9 11,9 15,4 15,7
Bruttoanlageinvestitionen (in Mio. Euro)   272,2 255,8 255,7 304,4 248,6
Verschleißgrad der Grundfonds (per 31.12., in %) 28,0 31,1 30,6 32,6 21,2
Anzahl der Beschäftigten (in 1.000 Personen)      143,4 142,0 145,9 140,4 140,0
Textilindustrie      113,2 111,1 113,1 106,2 105,0
Bekleidungsindustrie 24,1 24,6 26,0 28,5 29,0
Produktion ausgewählter Textil- und Bekleidungserzeugnisse                    
Baumwollgarn (in 1.000 t) 171,8 199,3 238,9 277,2 326,1
Rohseidengarn (in t)   1.465,8 1.119,1 1.875,9 854,3 1.349,8
Stoffe (in Mio. qm)   187,3 204,9 257,1 236,8 227,1
Baumwollstoffe   130,0 138,9 167,2 169,4 157,8
Seidenstoffe      3,3 2,9 1,5 1,4 1,7
Wollstoffe      0,2 0,2 0,04 0,04 0,3
.andere Stoffe    53,8 62,9 88,4 66,0 67,6
Trikotagengewebe (1.000 t) 20,8 26,2 36,0 32,8 41,2
Trikotagen (Mio. Stück) 112,3 132,6 135,0 131,3 161,6
Strumpfwaren (Mio. Paar)    24,1 34,4 34,3 31,2 31,8
Bekleidung (in Mio. Euro)    83,4 93,6 115,0 292,7 559,0

1) die Leichtindustrie umfasst neben der Textil- und Bekleidungsindustrie die Sparten Baumwollentkernung und Produktion von Lederwaren/Schuhen;
2) gut zwei Drittel des Ausstoßes entfallen auf die Textil- und Be-kleidungsbranche; 3) die Investitionen in den Sparten Baumwollentkernung, Teppiche sowie Leder / Lederwa-ren betragen weniger als 10% des alljährlich in der Leichtindustrie investierten Kapitals
Quelle: Staatliches Komitee für Statistik, Taschkent


Kontaktanschrift
GAK O´zbekyengilsanoat (Staatliche Aktionärsgesellschaft O´zbekyengilsanoat)
ul. Bobura 45, 100100 Taschkent/Republik Usbekistan
Ansprechpartner: Ilchom Haydarov, Vorsitzender der GAK O´zbekengilsanoat; Schochruch Rachimow, Leiter der Abteilung Investitionsprojekte
Tel.: 00998 71/239 17 11, -253 93 54, -239 17 11, -253 93 58 (Verwaltung für Investitionsprojekte), Fax: -253 93 58, -56 04 (Verwaltung für Investitionsprojekte)
E-Mail: info@engilsanoat.uz, info@legprom.uz, Internet: http://www.engilsanoat.uz, http://www.legprom.uz

Belarus baut Textil- und Bekleidungsindustrie aus © Florentine/pixelio.de
28.03.2017

BELARUS BAUT DIE TEXTIL- UND BEKLEIDUNGSINDUSTRIE AUS

  • Geplante Aufhebung der EU-Importquoten lässt mehr ausländische Engagements erwarten

Minsk (GTAI) - Die Textil- und Bekleidungsindustrie der Republik Belarus steht vor großen Herausforderungen. Sie soll effizienter werden, marktgerechter produzieren und ihr Exportpotenzial stärker nutzen. Große Hoffnungen verbindet die Branche mit der von der Europäischen Union geplanten Abschaffung der Kontingente für belarussische Textil- und Bekleidungserzeugnisse. In Belarus bieten sich damit mehr denn je gute Chancen in der Lohnveredelung.

  • Geplante Aufhebung der EU-Importquoten lässt mehr ausländische Engagements erwarten

Minsk (GTAI) - Die Textil- und Bekleidungsindustrie der Republik Belarus steht vor großen Herausforderungen. Sie soll effizienter werden, marktgerechter produzieren und ihr Exportpotenzial stärker nutzen. Große Hoffnungen verbindet die Branche mit der von der Europäischen Union geplanten Abschaffung der Kontingente für belarussische Textil- und Bekleidungserzeugnisse. In Belarus bieten sich damit mehr denn je gute Chancen in der Lohnveredelung.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie gilt in der Republik Belarus traditionell als eine der bedeutendsten Branchen des verarbeitenden Gewerbes. Infolge der stark geschrumpften Kaufkraft im Inland und auf dem Hauptexportmarkt Russland musste der Industriezweig in den Jahren 2013 bis 2015 einen herben Rückschlag hinnehmen. Seit der zweiten Jahreshälfte 2016 geht es in der Branche wieder aufwärts. Der Ausstoß ist nach vorläufigen Angaben 2016 im Vergleich zu 2015 preisbereinigt um 4,6% auf umgerechnet 1,41 Mrd. Euro gestiegen. Produziert wurden 146,8 Mio. qm Stoffe, 40,4 Mio. Stück Trikotagen, 147,0 Mio. Paar Strümpfe und 19,9 Mio. qm Teppichwaren.

Dennoch leidet die Textil- und Bekleidungsindustrie weiterhin an einer schwachen Kapazitätsauslastung, einem mangelhaften Management und Absatzmarketing sowie einem erheblichen Nachholbedarf bei der technologischen Erneuerung des Ausrüstungsparks. Für Abhilfe soll die Umsetzung eines Branchenprogramms im Zeitraum 2016 bis 2020 sorgen. Das Programm kommt vom Belarussischen Staatlichen Konzern für Produktion und Absatz von Waren der Leichtindustrie Bellegprom (http://www.bellegprom.by).

Branchenprogramm listet geplante Projekte bis 2020 auf

Unter dem Dach des Konzerns sind 17 Textil-, zwölf Trikotagen- und 21 Bekleidungsunternehmen tätig. Mit einem Ausstoß von knapp 0,9 Mrd. US$ waren diese Produzenten 2015 mit nahezu drei Fünftel am gesamten wertmäßigen Aufkommen der der belarussischen Textil- und Bekleidungsindustrie beteiligt. Die Betriebe exportierten 2015 Waren für fast 500 Mio. $. Hauptabnehmer war Russland (357 Mio. $). Die Investitionen der Unternehmen von Bellegprom dürften in den Jahren 2017 bis 2020 ein Volumen von mindestens 250 Mio. Euro erreichen.

Zu den im genannten Zeitraum geplanten Projekten zählen unter anderem:

  • die Fortsetzung der umfassenden Modernisierung des Orschaer Leinenkombinats, Orscha (Produktion von Leinegarn, -gewebe und -fertigerzeugnissen; Verarbeitung von Importrohstoffen);
  • die technologische Erneuerung im Unternehmen OAO Mogotex, Mahiljou/Mogilew (Spinnerei und Textilveredelung);
  • die Produktion von neuen konkurrenzfähigen Woll- und Wollmischstoffen im Unternehmen OAO Kamwol, Minsk;
  • der Ausbau der Herstellung von Strumpfwaren einschließlich der Erweiterung des Sortiments um medizinische Strümpfe im Unternehmen SOOO Conte Spa, Grodno;
  • die Aufnahme der Produktion von nahtloser Unterwäsche im Unternehmen OAO Kupalinka, Salihorsk und
  • Investitionen in die Produktion von feinfädigem Ajourgewebe im Unternehmen OAO Switanak, Schodsina.

 

Ausgewählte Kenndaten der belarussischen Textil- und Bekleidungsindustrie
  2010 2011 2012 2013 2014 2015
Anzahl der Betriebe1) 1.577 1.605 1.693 1.715 1.671 1.552
Anzahl der Beschäftigten (in 1.000 Personen)1) 104,2 102,5 100,3 94,9 87,2 75,5
Produktion (in Mio. Euro)   1.440,7 1.654,3 1.673,7 1.663,0 1.499,7 1.181,8
Reale Veränderung zum Vorjahr (in %)2) 13,5 6,8 1,4 -2,7 -2,4 -14,0
Anteil der Produktion am verarbeitenden Gewerbe insgesamt (in %)   3,8 3,4 3,2 3,6 3,4 3,2
Bruttoanlageinvestitionen (in Mio. Euro) 103,8 114,0 96,4 125,2 177,6 76,1
Durchschnittlicher Monatslohn (in Euro)   210,0 216,3 256,8 315,7 318,0 257,3
Ausstoß ausgewählter Erzeugnisse
Stoffe, insgesamt (in Mio. qm)    147,0 177,2 183,9 181,0 166,5 155,2
Stoffe aus Chemiefasern 65,8 82,3 83,8 80,5 67,4 69,5
Baumwollstoffe 52,9 65,5 68,6 69,7 71,6 58,8
Leinenstoffe 24,3 25,3 27,4 26,8 24,6 25,0
Wollstoffe 4,0 3,2 3,1 3,5 2,5 1,6
Trikotagen (Mio. Stück) 63,7 64,2 62,8 61,2 51,1 42,2
Strumpfwaren (Mio. Paar) 119,0 129,5 133,6 137,0 140,2 138,6
Teppiche und Teppichwaren (in Mio. qm) 10,0 12,2 12,9 15,4 18,7 18,

1) Ohne Berücksichtigung von Mikro- und sonstigen Kleinunternehmen waren Ende 2015 in Belarus 225 Tex-til- und Bekleidungsunternehmen tätig, die durchschnittliche Mitarbeiteranzahl in diesen Betrieben betrug 58.800 Personen pro Jahr;
2) bemessen an der Produktion in der Nationalwährung Belarussischer Rubel
Quelle: Nationales Komitee für Statistik, Berechnungen von Germany Trade & Invest

Um komplette Wertschöpfungsketten zu schaffen, ist vorgesehen, Gemeinschaftsunternehmen zwischen Herstellern von Stoffen und Geweben sowie Produzenten von Fertigerzeugnissen zu gründen. Ein besonderes Augenmerk will der Konzern Bellegprom auf das Ausbaupotenzial in der Produktion von Leinengewebe und hochwertigen fertigen Leinenerzeugnissen legen.

Belarus zählt weltweit zu den fünf größten Leinenproduzenten. Für 2017 wird ein Aufkommen von 55.000 Fasern erwartet. Im Jahr 2016 haben im Land 29 Schwingereien Flachsstroh zu Fasern verarbeitet. Von den in diesen Fabriken installierten 54 Verarbeitungslinien gelten nur zehn als hochproduktiv. Ein chinesischer Investor will nach Angaben der Verwaltung des Gebietes Mahiljou schon in naher Zukunft in der Region eine Fabrik für die Verarbeitung von Flachs zu Halb- und Fertigwaren errichten.

Aufhebung von EU-Kontingenten geplant

Die EU plant, die seit 2010 bestehenden autonomen Quoten sowie die Kontingente für den passiven Veredelungsverkehr für Belarus aufzuheben. Die Beschränkungen gelten derzeit für eine Vielzahl von Textilwaren, darunter Baumwoll- und Leinengarne sowie Bekleidung aus Baumwoll- und Wollstoffen. Marktbeobachter sind sich einig: Die Abschaffung der Quoten und der damit verbundenen bürokratischen Verfahren bieten eine solide Basis für eine Belebung ausländischer Investitionen in der belarussischen Textil- und Bekleidungsindustrie.

Belarus kann mit vielen Standortvorteilen punkten: die geografische Nähe zum EU-Markt, eine gut entwickelte Infrastruktur, langjährige industrielle Traditionen, verfügbare Produktionskapazitäten, qualifizierte Arbeitskräfte und nicht zuletzt günstige Arbeitskosten. In einer ersten Phase der Kooperation mit belarussischen Partnern dürfte sich das Interesse ausländischer Unternehmen verstärkt auf die Lohnveredelung konzentrieren. Erfolgreiche Projekte, die die günstigen Rahmenbedingungen für dieses Geschäftsmodell nutzen, gibt es bereits.

Die deutsche Langheinrich Vertriebs GmbH zum Beispiel lässt in dem kleinen westbelarussischen Ort Diwin (Landkreis Kobryn, Region Brest) Qualitätstisch- und Bettwäsche für den Objektbereich fertigen. Nach Angaben der Generaldirektorin der Langheinrich Konfektion Bel GmbH, Walentina Paschkewitsch, beschäftigt das 2005 gegründete Unternehmen heute je nach Auftragslage zwischen etwa 90 und 120 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 2016 rund 1 Mio. Euro. Die im Unternehmen gezahlten Löhne und gewährten sozialen Zusatzpakete seien der Garant für eine ausgesprochen niedrige Fluktuation in der Belegschaft. Unter den Firmen aus dem benachbarten Litauen, die in Belarus Textilien und Bekleidung herstellen, ragt der führende baltische Hersteller von Sportbekleidung Audimas hervor.

 

Zentralamerika importiert mehr Textilmaschinen Oliver Brunner/pixelio.de
07.03.2017

ZENTRALAMERIKA IMPORTIERT MEHR TEXTILMASCHINEN

Nach dem Dekret des US-Präsidenten gegen den Pazifik-Pakt TPP setzt Zentralamerikas Textil- und Bekleidungsindustrie in ihrem Hauptmarkt auf weiter geltende Zollvorteile gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Der Sektor will neben der bisher dominierenden Lohnveredelung verstärkt Vorprodukte herstellen und benötigt dafür Textilmaschinen. Guatemala investiert bereits, während Nicaragua vorerst weiter hauptsächlich nähen und konfektionieren dürfte. Größter Technikmarkt war zuletzt El Salvador.
  • GROßPROJEKTE IN HONDURAS
  • MEHR VERTIKALE INTEGRATION ANGESTREBT

Nach dem Dekret des US-Präsidenten gegen den Pazifik-Pakt TPP setzt Zentralamerikas Textil- und Bekleidungsindustrie in ihrem Hauptmarkt auf weiter geltende Zollvorteile gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Der Sektor will neben der bisher dominierenden Lohnveredelung verstärkt Vorprodukte herstellen und benötigt dafür Textilmaschinen. Guatemala investiert bereits, während Nicaragua vorerst weiter hauptsächlich nähen und konfektionieren dürfte. Größter Technikmarkt war zuletzt El Salvador.

Honduras will seine Textil- und Bekleidungsindustrie kräftig ausbauen. Ziel des Programms "20/20" sind deutlich mehr Exporte und damit Arbeitsplätze. Ein Schwerpunkt soll die Herstellung von Sport- und anderer Synthetikbekleidung inklusive Vorprodukten sein. Zentralamerikas "größte Fabrik für Polyestergarn" (DTY) ging Ende Januar 2017 in Choloma in Bau. Sie soll 73 Mio. US$ kosten und 25.000 t pro Jahr produzieren. Nach Angaben von Mario Canahuati, einem honduranischen Teilhaber des Investors United Textiles of America, sollen später zusätzlich eine 120 Mio. US$ teure Fabrik für Synthetikstoffe entstehen sowie Bekleidungswerke.

Beobachter halten die Ausbaupläne des Sektors für realistisch, weil er die relativ großen Investitionen in die Kunstfaserherstellung stemmen könne. In der honduranischen Textilbranche gibt es viele Joint Ventures mit US-Partnern, die Kapital günstig in Nordamerika beschaffen können. In den anderen Ländern der Region ist der Sektor stärker mittelständisch geprägt. Er ist dort auf den lokalen Kapitalmarkt mit seinen hohen Zinsen und restriktiven Banken angewiesen.

Honduras, Guatemala und El Salvador investieren

In Guatemala werden Textilhersteller nach Einschätzung eines Maschinenvertreters mehr in Färbereimaschinen investieren, um unabhängiger von Zulieferern zu werden und die Qualität besser im Griff zu behalten. Die Branche liefert hochwertigere Endprodukte als die Konkurrenz aus El Salvador und Honduras, schreibt Invest in Guatemala; im US-Markt ist guatemaltekische Bekleidung pro Quadratmeter demnach fast doppelt so teuer.

Die Textilindustrie ist in Guatemala wie auch in El Salvador stärker vertikal integriert als in Honduras: Sie stellt relativ viele Garne und Stoffe selbst her und beschränkt sich weniger auf die für die Region typische Lohnveredelung (Maquila), die lediglich Textilien importiert und als fertige Bekleidung reexportiert. Honduras verarbeitet hauptsächlich importierte Kunststoffgarne, die das Land - wie El Salvador - zum Teil auch selbst herstellt.

Bester Markt in Zentralamerika ist für einen großen deutschen Textilmaschinenhersteller derzeit El Salvador, das in der Region am meisten Technik importiert. Die Kunden seien recht innovativ und arbeiteten konzeptionell, was die Kooperation vereinfache. Wegen gestiegener Garnpreise investieren einige Webereien derzeit in Spinnmaschinen, sagt ein Anlagenverkäufer. Über 20% der Fabriken sind nach Angaben der Central America Strategic Sourcing Review "vertikal integriert".

Nicaragua konzentriert sich nach Ansicht von Maschinenvertretern vorerst weiter auf die Lohnveredelung. Investoren nähmen ungern die größeren Summen in die Hand, die für die Textilherstellung nötig sind. Zudem mangele es an Fachleuten der Ausbildungsstand reiche auf absehbare Zeit nur für das einfachere Konfektionieren. Kaum eine Rolle spielt die Textilindustrie in Panama; im ebenfalls relativ wohlhabenden Costa Rica ist die Branche größer, exportiert aber wenig.

Zentralamerikas Textil- und Bekleidungsindustrie

Indikator Guatemala Honduras El Salvador Nicaragua
Anzahl Hersteller 215 125
(2015)
k.A. k.A.
Beschäftigte
(direkt)
90.000 (2013) 99.100
(2015)
75.000
(Schätzung)
70.000
(Schätzung, 2014)
Bekleidungsexporte in die USA
(2016, Mio. US$) *)  
1.380 2.554 1.941 1.472
Produktion von Kunstfasern
(2016, 1.000 t)  
0 26,5 17,2 0
Installierte Kapazität (2015, 1.000 Einheiten)
Spindeln   153 k.A. 250 40
OE-Rotoren 21 k.A. 1,4 k.A.
Webstühle      3,9 k.A. 3,2 0,65

*) Costa Rica 29 Mio.; Bekleidung = fast gesamte Branchenexporte; um die 80% der Exporte gehen in die USA; Daten von US-Importbehörde. Quelle: ITMF; nationale Verbände und Behörden; Presse

Zentralamerikas Textilbetriebe stehen üblicherweise in einer Freizone und produzieren für den Export, hauptsächlich die USA. In Honduras etwa erzeugte die Maquila - mit Textil/ Bekleidung als größtem Segment - 2015 nach einer Studie der Zentralbank zu 36% Vorprodukte für andere Lohnveredler und zu 64% Endprodukte, die wiederum zu 99% in den Export gingen.

US-Protektionismus könnte sogar helfen

Der Protektionismus, der sich im Hauptmarkt USA ankündigt, sorgt in Zentralamerikas Textilbranche eher für Optimismus. Sie kann heute wegen bestehender Handelsabkommen günstiger in die USA liefern als die Konkurrenz aus China oder Vietnam, so eine Aufstellung von "Honduras 20/20". Bei einem - nun nicht mehr angestrebten - Wegfall von US-Zöllen für Vietnam wäre sie deutlich teurer. Zudem liefere eine Bekleidungsfabrik in Honduras in gut zwei Tagen in die USA, eine vietnamesische brauche zwanzig. In der schnelllebigen Modewelt ist dies der Hauptgrund, warum Wal-Mart & Co. überhaupt massiv in Zentralamerika ordern.

Zentralamerika liefert bisher hauptsächlich billige Kleidung für den US-Massenmarkt, wird sich dort aber nach Hoffnung eines deutschen Maschinenexporteurs durch hochwertige Produkte gegenüber der asiatischen Konkurrenz abzusetzen versuchen. Dazu bräuchten die zentralamerikanischen Hersteller bessere Technik, wie sie vorzugsweise aus Europa kommt. Nach Ansicht anderer Vertreter allerdings benötigt Zentralamerika künftig vor allem produktive und dabei preiswerte Maschinen. Chinesische Maschinen mit europäischen Komponenten seien hierbei eine große Konkurrenz.

Maschinenimporte gestiegen

Zentralamerikas Einfuhren von Textil- und Industrienähmaschinen sind zwischen 2013 und 2015 um ein Drittel auf über 130 Mio. US$ gestiegen. Hinzu kommen Importe von Nicaragua und Honduras, welche UN Comtrade aber offenkundig nicht realistisch ausweist: Laut der International Textile Manufacturers Federation (ITMF) importierte etwa Honduras 2014 und 2015 insgesamt 170 Rundstrickmaschinen, Guatemala nur 26, El Salvador 23 und Nicaragua zehn. Deutschland war laut Comtrade 2015 fünftwichtigstes Lieferland. Führender Anbieter waren die USA; nach Guatemala mit seinen vielen Textilfirmen in koreanischem Besitz lieferte Korea (Rep.) zuletzt am meisten.

Nach Ansicht der ITMF wird Zentralamerika seine Investitionen künftig etwas verlagern, weg vom Bekleidungs- und hin zum Textilsektor. Schon heute sagt der Vertreter eines deutschen Maschinenbauers: "Wir verkaufen in Mexiko und Zentralamerika zur Zeit sehr gut."

Zentralamerikas1) Importe von Textilmaschinen (Mio. US$)2)

SITC Produktgruppe / Land / Lieferland 2013 2014 2015 20163)
  Insgesamt 97,5 116,0 131,6 70,8
72472) Maschinen zum Waschen, Trocknen, Färben u.a. 25,7 27,9 35,4 9,4
724.35 andere Nähmaschinen 21,0 24,2 29,2 18,8
7245 Web-, Wirk-, Strickmaschinen 21,7 23,7 28,8 20,9
7244 Spinnmaschinen 11,5 21,7 19,8 11,6
7246 Hilfsmaschinen 14,4 12,8 13,8 8,1
72492) Teile 3,1 5,7 4,6 2,0
  USA 32,5 33,4 27,9 12,7
  Italien 8,8 10,6 20,8 17,5
  China 9,1 12,1 15,4 6,6
  Korea (Rep.) 6,2 9,5 12,1 0,5
  Deutschland 9,6 4,0 10,9 6,9
  Japan 3,9 7,2 7,7 6,0
  El Salvador 48,5 55,4 70,9 70,8
724.35   12,9 16,4 20,5 18,8
7245   7,0 11,7 16,1 20,9
72472)   11,3 12,0 12,9 9,4
7244   6,5 5,1 11,2 11,6
7246   9,4 8,6 7,9 8,1
  Guatemala 28,9 32,6 44,8 k.A.
72472)   5,3 6,2 12,4 k.A.
7245   8,9 8,3 11,2 k.A.
7244   3,5 4,9 7,2 k.A.
724.35   5,8 5,9 6,8 k.A.
7246   4,4 3,7 5,5 k.A.
  Costa Rica 13,9 21,3 10,2 k.A.
72472)   5,2 5,0 5,7 k.A.
7244   1,4 11,4 1,3 k.A.
7245   5,1 3,0 1,2 k.A.
724.35   1,4 1,2 1,2 k.A.
  Panama 6,1 6,8 5,8 k.A.
72472)   4,0 4,7 4,3 k.A.

1) ohne Honduras und Nicaragua; 2) SITC 724, ohne Haushaltsnähmaschinen (724.33), Haushalts-Waschmaschinen (724.71), Maschinen für die chemische Reinigung (724.72), Ledermaschinen (7248), Teile für Haushalts-Waschmaschinen (724.91); 3) nur El Salvador
Quelle: UN Comtrade

Boom bei Babyprodukten in China © jurec/pixelio.de
28.02.2017

BOOM BEI BABYPRODUKTEN IN CHINA

  • Nicht mehr nur Milchpulver gefragt
  • Internet wichtiger Absatzkanal

Hongkong (GTAI) - Die Lockerung der Ein-Kind-Politik in China wird wohl nicht den erhofften Baby-Boom bringen. Trotzdem ist der Markt für Babyprodukte für ausländische Anbieter sehr interessant. Denn chinesische Eltern vertrauen diesen mehr als heimischen und sind bereit, für Importe Geld auszugeben. Nachdem dies bei Milchpulver schon durchgedrungen ist, stehen nun Haushaltsausstattung, Möbel und Pflegeprodukte für Babys und werdende Mütter im Fokus. Dem Internet kommt als Absatzkanal hohe Bedeutung zu.

  • Nicht mehr nur Milchpulver gefragt
  • Internet wichtiger Absatzkanal

Hongkong (GTAI) - Die Lockerung der Ein-Kind-Politik in China wird wohl nicht den erhofften Baby-Boom bringen. Trotzdem ist der Markt für Babyprodukte für ausländische Anbieter sehr interessant. Denn chinesische Eltern vertrauen diesen mehr als heimischen und sind bereit, für Importe Geld auszugeben. Nachdem dies bei Milchpulver schon durchgedrungen ist, stehen nun Haushaltsausstattung, Möbel und Pflegeprodukte für Babys und werdende Mütter im Fokus. Dem Internet kommt als Absatzkanal hohe Bedeutung zu.

Zwischen 17,5 Mio. und 21 Mio. Babys sollen jährlich in China auf die Welt kommen, so Prognosen des Hong Kong Trade Development Council (HKTDC) für die kommenden fünf Jahre. Dies bietet einen großen Markt für Produkte, die zur Babyversorgung und für Schwangere benötigt werden. Auch Babysitze für Autos, Kinderwagen und Möbel aus dem Ausland sind gesucht.

Der gesamte Umsatz mit Produkten für Schwangere, Mütter und Babys belief sich 2015 auf 2,3 Bill. Renminbi Yuan (RMB; rund 360 Mrd. US$; 1 US$ = 6,39 RMB - Jahresdurchschnitt), so die Marktforscher von iResearch. Die Wachstumsraten von 25% dürften sich künftig zwar etwas abschwächen, aber die Nachfrage steigt weiter kräftig. Denn trotz kaum steigender Geburtenraten werden die "kleinen Kaiser" gerne verhätschelt. Qualität und Sicherheitsversprechen geben dabei für ausländische Produkte bei der urbanen Mittelschicht den Ausschlag.

Qualität und Sicherheit sprechen für ausländische Produkte

Der Anteil des Einzelhandels über das Internet nimmt dabei kontinuierlich zu. So werden schon heute über 15% der Einkäufe für kleine Chinesen über das Netz getätigt, bis 2018 soll der Anteil auf 23% zulegen. Dies haben die Marktforscher gemeinsam mit dem zweitgrößten chinesischen Onlineportal JD.com herausgefunden. Ferner sind die Pro-Kopf-Einkäufe in den wohlhabenden Küstenprovinzen am höchsten. Aber zum Beispiel auch Mütter in Sichuan im Südwesten geben im Schnitt über 1.000 RMB pro Jahr für ihren Nachwuchs aus.

Bei Chinas Größe fällt es neu eintretenden Marken schwer, einen erfolgreichen Auftritt zu schaffen. Das Internet bietet hier eine wertvolle Plattform und wird von werdenden Müttern intensiv zur Information und auch für den Einkauf genutzt. Führend sind die Plattformen des Alibaba-Konzerns, zum Beispiel Tmall, und Konkurrent JD.com. Daneben existieren spezialisierte Shopping-Portale wie beibei.com, mia.com und gou.com, aber auch Social-Media-Kanäle wie WeChat und Internetforen für werdende Mütter (z.B. mama.cn oder Babytree).

Umsatz mit Baby- und Schwangeren-Produkten (in Mrd. RMB, Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)

  Umsatz Veränderung
2013 1.400 13,8
2014 2.000 30,2
2015 2.300 25,2
2016 *) 2.600 12,5
2017 *) 2.900 12,0
2018 *) 3.200 10,1

*) ab 2016 Prognosen
Quelle: iResearch, JD.com

So verkündete Alibaba in seiner Bilanz für grenzüberschreitenden Internethandel für 2016, dass Babyprodukte bereits die drittgrößte Import-Kategorie darstellen. In den vergangenen Jahren ist dieses Segment stark gewachsen, und 2016 standen importierte Waren bereits für über ein Fünftel der auf den Plattformen Tmall und Taobao abgesetzten Babyprodukte.

Grenzüberschreitender Handel mit Babyprodukten boomt

Während in der Vergangenheit vor allem ausländische Milchpulvermarken hoch im Kurs standen, geraten nun Fläschchen, Babysitze und Pflegeprodukte für Mutter und Kind in den Fokus der Online-Shopper. Chinesisches Milchpulver genießt bis heute geringes Vertrauen in Folge eines großen Skandals mit verunreinigtem Milchpulver 2008.

Der Online-Handel wurde allerdings 2016 auch von Skandalen mit gefälschten Produkten überschattet. So kam vor allem umverpacktes Milchpulver in den Umlauf. Die Regierung steht dem Boom im Übersee-E-Commerce daher mit gemischten Gefühlen gegenüber, und die Konsumenten werden vorsichtiger.

Auch Windeln wurden in den vergangenen Jahren besonders aus dem Ausland bestellt (vor allem aus Japan). Während diese zwei Kategorien weiter für über die Hälfte des Umsatzes stehen, verzeichneten Babyfläschchen und Kindersitze 2016 explosives Wachstum. Daneben bestellen die Mütter gerne Kosmetik und Körperpflege, die dem werdenden Leben nicht schaden. Dies trifft insbesondere auf Naturkosmetik zu.

Die führenden Ursprungsländer für online importierte Produkte waren 2016 Japan (19,3%), die USA (18,3%) und Korea, Rep. (13,6%). Doch Deutschland folgte mit 8,0% schon auf Rang vier. Besonders beliebt "made in Germany" waren Küchenausstattung (inkl. Küchengeräte), Milchpulver, Babynahrung und Nahrungsergänzungsmittel.

Chinas Import von Hygieneprodukten *) (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)

2010 2014 2015 2016 Veränderung
157 752 1.357 1.310 -3,7

*) HSPos. 9619 Hygienische Binden, Tampons, Windeln für Kleinkinder;
Quelle: Chinesischer Zoll

Chinas Import von Babynahrung *) (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)

  2010 2014 2015 2016 Veränderung
Insgesamt 688 1.565 2.518 3.150 25,0
Deutschland 14 60 302 346 14,5

*) HSPos. 1901.10;
Quelle: Chinesischer Zoll

Die Polen kleiden sich neu ein © Hardy5 / pixelio.de
22.11.2016

DIE POLEN KLEIDEN SICH NEU EIN

  • Deutsche Mode gefragt
  • Schuhkette CCC expandiert

Warschau (GTAI) - Die Nachfrage nach Textilien, Bekleidung und Schuhen entwickelt sich in Polen 2016 besonders dynamisch. Diese Artikel sind auch beliebte Weihnachtsgeschenke. Trotz der starken Konkurrenz bleibt Deutschland der drittgrößte ausländische Lieferant von Bekleidung und verzeichnet weitere Zuwächse. Der deutsche Onlinehändler Zalando errichtet sein erstes riesiges Logistikzentrum in Polen. Der Discounter KiK eröffnet weitere Filialen. Die inländische Schuhkette CCC expandiert.

  • Deutsche Mode gefragt
  • Schuhkette CCC expandiert

Warschau (GTAI) - Die Nachfrage nach Textilien, Bekleidung und Schuhen entwickelt sich in Polen 2016 besonders dynamisch. Diese Artikel sind auch beliebte Weihnachtsgeschenke. Trotz der starken Konkurrenz bleibt Deutschland der drittgrößte ausländische Lieferant von Bekleidung und verzeichnet weitere Zuwächse. Der deutsche Onlinehändler Zalando errichtet sein erstes riesiges Logistikzentrum in Polen. Der Discounter KiK eröffnet weitere Filialen. Die inländische Schuhkette CCC expandiert.

Die Einzelhandelsumsätze mit Textilien, Bekleidung und Schuhen steigen in Polen von allen Produktgruppen am schnellsten. In den ersten drei Quartalen 2016 erreichte der reale Zuwachs laut dem Hauptamt für Statistik GUS 15,8% gegenüber Januar bis September 2015. Die Einzelhandelsumsätze insgesamt erhöhten sich gleichzeitig real um 5,3%. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft dürfte der Nachfrage nach Modeartikeln weiteren Auftrieb geben. Das im laufenden Jahr eingeführte Kindergeld heizt die Kauflust der Polen zusätzlich an.

Wert der Verkäufe von Bekleidung und Schuhen (in Mrd. Zl)
2012 2013 2014 2015 1) 2016 2) 2017 2)
28,7 28,9 31,8 33,4 35,3 37,1

1) Schätzung, 2) Prognose
Quelle: Marktforschungsfirma PMR

In erster Linie wächst der Bedarf an gängigen Artikeln des unteren, mittleren und gehobenen Segments. Bekleidungsanbieter der Luxuskategorie profitieren dagegen nicht von der steigenden Nachfrage. Laut der Consultingfirma KPMG (http://www.kpmg.pl) gaben die Polen 2015 rund 14,3 Mrd. Zloty (Zl; rund 3,4 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,1841; Durchschnittskurs 2015) für Luxusgüter aus, darunter 2,065 Mrd. Zl für Bekleidung und Accessoires. Diese bilden aber eine wichtige Produktgruppe und belegen hinter Pkw (6,974 Mrd. Zl) den zweiten Platz.

Dass das Nachfragepotenzial im Edelsegment begrenzt ist, bekam auch das größte inländische Bekleidungsunternehmen LPP zu spüren. Dieses ist bekannt für seine Marken für Jedermann, vor allem "Reserved", mit der es fast die Hälfte (47%) seiner Einnahmen erwirtschaftet. Anfang 2016 brachte LPP seine Premiummarke "Tallinder" auf den Markt. Nachdem jedoch die Verkäufe deutlich     
unter den Erwartungen geblieben waren, gab LPP im September 2016 die schrittweise Aufgabe dieses Vorhabens bekannt.

Tallinder sollte den etablierten Herrenausstattern und Anbietern anderer hochwertiger Bekleidung Vistula, Bytom und Prochnik Konkurrenz machen. Der Marktführer bei Herrenbekleidung Vistula, zu dem auch die Juwelierkette "W.Kruk" und die Marke für Damenbekleidung "Deni Cler" gehört, erwartet 2016 (2015) eine Steigerung seiner Einnahmen auf 590 (518) Mio. Zl und seines Nettogewinns auf 37,0 (28,3) Mio. Zl. Bytom folgt mit großem Abstand mit prognostizierten Einnahmen von 154 (131) Mio. Zl und einem Nettogewinn von 14,1 (12,4) Mio. Zl.
 
CCC strebt ins Ausland

Aufgrund der steigenden Nachfrage erhöht sich auch die Anzahl der Fachgeschäfte für Bekleidung, die laut GUS bis Ende 2015 auf rund 37.100 wuchs (2014: 35.900). Etwas rückläufig war gleichzeitig jedoch die Anzahl der Verkaufsläden für Schuhe und Lederwaren, die sich 2015 auf 8.200 (8.300) belief. Ein Grund dafür ist die Verbreitung einschlägiger Handelsketten, wie der Schuhkette CCC (http://ccc.eu), die zur Konsolidierung beträgt, und der zunehmende Onlinehandel.

CCC eröffnet 2016 allein im Inland rund 40 neue Filialen und vergrößert ihre Verkaufsfläche im In- und Ausland jährlich um etwa 20 bis 30%. Im Jahr 2016 soll diese um 105.000 qm und 2017 um 120.000 qm (netto) steigen. Die Handelskette sucht zusätzliche Franchising-Nehmer in weiteren europäischen Ländern und neuerdings auch in Asien und den USA. In der Russischen Föderation will CCC große Salons mit etwa 1.000 qm eröffnen. Auch in der Ukraine, Belarus, Kasachstan sowie in zentraleuropäischen Nachbarländern soll ihre Präsenz ausgebaut werden, wie der Gründer der Kette, Dariusz Milek, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte.

Die in Deutschland und Österreich vorhandenen Filialnetze sollten künftig nicht nennenswert vergrößert werden; in Österreich gebe es bereits fast alle der insgesamt 70 angestrebten CCC-Geschäfte. Aufgrund des ausbleibenden Gewinns in den beiden Ländern solle deren Anteil an den Gesamteinnahmen der Gruppe, die 2016 rund 3,2 Mrd. Zl erreichen dürften, 10% nicht übersteigen. CCC setzt auch auf den E-Handel. Nachdem die Handelskette bereits das Onlinegeschäft für Schuhe eobuwie.pl erworben hatte, will sie im Frühjahr 2017 mit einem eigenen E-Shop starten.
Außenhandel nimmt zu

Die polnischen Importe von Bekleidung übersteigen die Exporte. Die beiden Hauptanbieter von Textilien, VR China und Bangladesch, konnten 2015 ihre Lieferungen nach Polen weiter erhöhen. Deutschland auf Platz drei verzeichnete ebenfalls Zuwächse. Die Slowakei vervielfachte ihre Exporte. Unter den Abnehmerländern spielte Deutschland die mit Abstand wichtigste Rolle mit einer weiter deutlich steigenden Nachfrage. Auf den weiteren Rängen folgten die Niederlande, Tschechien, Österreich, Schweden und andere meist europäische Länder.

Polnischer Außenhandel mit Bekleidung aus gewebten Stoffen (in Mio. Zl)
Zolltarifpositionen 6201 bis 6209 2013 2014 2015
Import, darunter von: 5.392,4 6.910,0 8.589,6
.VR China 2.115,3 2.532,3 2.915,8
.Bangladesch 758,4 1.019,2 1.243,5
.Deutschland 522,1 607,7 745,4
.Türkei 290,6 404,3 570,9
.Slowakei 25,0 82,6 396,9
.Indien 258,8 329,9 366,7
Export, darunter nach: 5.895,4 6.830,1 7.894,9
.Deutschland 2.997,3 3.677,7 4.388,0

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

Deutschland trumpft in Polen nicht nur mit hochwertiger Bekleidung und bekannten Marken auf. Die in Europa führende Kette von Discountmärkten KiK verbreitet sich im Nachbarland weiter. Bis Ende 2017 soll die Anzahl der Filialen auf 200 steigen. Ihre erste polnische Filiale hatte KiK im März 2012 eröffnet.    

Der E-Handel dürfte den deutschen Lieferungen von Bekleidung weiteren Auftrieb geben. Der große Onlinehändler Zalando lässt sein erstes Logistikzentrum in Polen in Gryfino auf dem Gebiet der Sonderwirtschaftszone Kostrzyn-Slubice (Küstrin-Frankfurt/O.) für 150 Mio. Euro errichten. Laut dem Bauträger Goodman wird es die größte Logistikfläche, die eine einzelne Firma in Polen belegt. Es ist gleichzeitig eines der umfangreichsten derzeit durchgeführten BTS-Projekte (built-to-suit) des Landes, bei dem ein Objekt nach den Erfordernissen des künftigen Nutzers gebaut wird. Seine Inbetriebnahme ist für die zweite Jahreshälfte 2017 vorgesehen. Zalando will von dort aus Polen, die nordischen Länder und einen Teil Deutschlands beliefern.

Polnischer Außenhandel mit Bekleidung aus Gewirken und Gestricken (in Mio. Zl)
Zolltarifposition 6101 bis 6114 2013 2014 2015
Import, darunter von 5.191,6 6.748,2 8.404,7
.VR China 1.574,1 1.970,7 2.378,5
.Bangladesch 903,2 1.258,8 1.583,4
.Deutschland 538,1 723,8 927,5
.Türkei 512,9 628,7 796,5
.Kambodscha 235,4 464,3 586,7
Export, darunter nach 4.521,4 5.108,9 6.299,0
Deutschland 1.888,0 2.343,8 2.996,3

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

 

Weitere Informationen:
Polen Statistik Bekleidung Polen
Quelle:

Beatrice Repetzki, Germany Trade & Invest www.gtai.de

Japans Maschinenbauer trotzen der Konkurrenz © mg-projects.at / pixelio.de
04.10.2016

BRANCHE KOMPAKT: JAPANS MASCHINENBAUER TROTZEN DER KONKURRENZ

Große Unternehmen haben das Ausland und die Digitalisierung im Visier

Tokio (GTAI) - Japans Maschinen- und Anlagenbauer rechnen wieder mit wachsenden Aufträgen. Eine Steigerung wird vor allem für das Auslandsgeschäft erwartet. Die leichte Geschäftsflaute von 2015 hatten sie kommen sehen. Allerdings gab es Ausnahmen beispielsweise die Robotertechnik. Die großen Firmen haben starkes Interesse am Thema Industrie 4.0. Dabei bieten sich Kooperationschancen für deutsche Unternehmen, auch auf Drittmärkten.

Der asiatische Raum bleibt oben auf der Agenda

Große Unternehmen haben das Ausland und die Digitalisierung im Visier

Tokio (GTAI) - Japans Maschinen- und Anlagenbauer rechnen wieder mit wachsenden Aufträgen. Eine Steigerung wird vor allem für das Auslandsgeschäft erwartet. Die leichte Geschäftsflaute von 2015 hatten sie kommen sehen. Allerdings gab es Ausnahmen beispielsweise die Robotertechnik. Die großen Firmen haben starkes Interesse am Thema Industrie 4.0. Dabei bieten sich Kooperationschancen für deutsche Unternehmen, auch auf Drittmärkten.

Der asiatische Raum bleibt oben auf der Agenda

Japans Konjunktur kommt nicht richtig in Schwung. Ein neues, im August geschürtes Stimuluspaket der Regierung soll für Aufschwung sorgen. Auf insgesamt 28,1 Bill Yen (rund 246,49 Mrd. Euro; Anfang September 2016: 1 Euro = 114 Yen) beläuft sich der "Schrittmacher", der zu etwa 25% direkt aus der Staatskasse finanziert wird. Die Investitionspläne der verarbeitenden Industrie sehen auch im Fiskaljahr 2016 (1.4. bis 31.3.) vielversprechend aus. Um 14,5% könnten sich diese gegenüber dem Vorjahr erhöhen, lautet das Ergebnis einer Umfrage der Development Bank of Japan (DBJ) vom Juli 2016.

Dies bestätigt eine Umfrage der Wirtschaftszeitung Nikkei mit 1.140 teilnehmenden Unternehmen. Diese wollen im Fiskaljahr 2016 zusammen Kapitalanlagen im Wert von 25,28 Bill. Yen tätigen. Das käme gegenüber den im Fiskaljahr 2015 vorgenommenen Investitionen einem Plus von 8,3% gleich. Wenn die Expansionspläne tatsächlich umgesetzt werden, wäre es das siebte Steigerungsjahr in Folge. Die Hersteller von Elektromaschinen verfolgen die ambitioniertesten Investitionspläne: 3,64 Bill. Yen, rund 9,4% mehr als im Vorjahr haben sie eingeplant.

Zwischenzeitlich mageres Auslandsgeschäft

Angaben des Branchenverbandes JSIM (Japan Society of Industrial Machinery Manufacturers) zufolge blieben die Bestelleingänge bei Industriemaschinen allerdings im Fiskaljahr 2015 hinter den Erwartungen zurück. Aufträge im Wert von knapp 5,50 Bill. Yen gingen ein. Das waren nahezu 10% weniger als noch im Vorjahr. Die Branchenexperten waren bereits im Vorfeld davon ausgegangen, dass insbesondere das Auslandsgeschäft nach dem außerordentlich erfolgreichen Jahr 2014 nachgibt. Für das Fiskaljahr 2016 erwarten die JSIM-Experten ein Plus von 4,6% auf 5,73 Bill. Yen.

Nicht mehr so positiv wie noch in den Vorjahren sieht die Lage im Werkzeugmaschinensegment aus. Laut Branchenverband JMTBA (Japan Machine Tool Builders´Association) waren die Auftragseingänge 2015 gegenüber dem Vorjahr um 11,4% rückläufig und erreichten rund 1,40 Bill. Yen. Dies wird mit Überkapazitäten im Ausland begründet. In der Tat waren es die Überseegeschäfte, die um 22,1% auf knapp 820 Mrd. Yen einbrachen, während im Inland noch ein Plus von 9,9% auf 579 Mrd. Yen registriert wurde. Mit Blick auf das 1. Quartal 2016 muss der Verband konstatieren, dass sich das Auslandsgeschäft noch nicht erholt hat. Um mehr als ein Viertel gingen die Bestellungen gegenüber der Vorjahresperiode zurück.

Der Inlandsmarkt gewinnt somit für Japans Maschinenbauer wieder an Bedeutung. Generell besteht bei lokalen Unternehmen ein Modernisierungsbedarf des teilweise veralteten Ausrüstungsbestands. Außerdem steht weiterhin der Wiederaufbau der Erdbebenregionen im Raum. Daneben gilt die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokyo als Quasigarant für Geschäftsaufträge aus dem Bausektor.

Bestelleingang nach Maschinenarten, Fiskaljahre 2014 bis 2016
(in Mrd. Yen, Veränderung in %)
  2014, total 1) 2015, total 2) 2016, total 3) 2016, domestic  2016, abroad Change 2016/15, total
Kesse, Turbinen 1.809 1.796 1.896 1.390 506 5,6
Bergbau 23 29 31 28 3 6,9
Chemie 4) 2.097 1.405 1.455 828 628 3,6
Tanks 30 47 56 26 30 18,7
Kunststoffverarbeitung 194 211 216 87 129 2,5
Pumpen 336 358 373 270 103 4,3
Konpressoren 267 267 274 136 138 2,5
Ventilatoren 28 28 30 25 5 8,6
Förderzeuge 355 400 433 282 150 8,3
Antriebstechnik 50 53 54 45 8 2,5
Metallverarbeitung 162 182 186 79 107 2,5
Sonstige 5) 725 703 725 535 189 3,1
Insgesamt 6.075 5.477 5.729 3.732 1.997 4,6

1) tatsächliche Ergebnisse; 2) vorläufig; 3) Prognose; 4) in Kategorie auch enthalten: Zellstoff- und Papiermaschinen, Kältemaschinen, Ausrüstungen zur Reinhaltung von Luft und Wasser; 5) unter anderem: Ausrüstungen zur Abfallbehandlung, Industriewaschmaschinen
Quelle: Japan Society of Industrial Machinery Manufacturers, Februar 2016

Eine hohe Bedeutung kommt für den Maschinen- und Anlagenbau in Japan dem Bereich der Umwelt- und Energietechnik zuteil. Auch wenn Reaktoren, die verschärfte Sicherheitsbestimmungen erfüllen, in den nächsten Jahren wieder ans Netz gehen dürften, werden erneuerbare Energien gepuscht werden. Darüber hinaus stehen intelligente Stromnetze (smart grids) im Fokus. Gerade in Feldern mit hoher Priorität, wie der Energie- und Umwelttechnik, punkten deutsche Anbieter mit innovativen Technologien und kundenspezifischen Lösungen.

Anknüpfungspunkte bei Industrie 4.0

Die Digitalisierung und damit Themen rund um die Industrie 4.0 beschäftigen die japanischen Maschinen- und Anlagenbauer mittlerweile intensiv. Im Juni 2015 wurde die "Industrial Value Chain Initiative (IVI)" ins Leben gerufen. Etwa 40 japanische Unternehmen gehören zu dieser Interessensgruppe - ebenso die deutschen Niederlassungen von Bosch und der Beckhoff Automation GmbH. Ende April 2016 unterzeichnete das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit dem japanischen Wirtschaftsministerium (Meti) ein Memorandum of Understanding (MoU) für gemeinsame Kooperationen in dem Bereich.
Maschinenhersteller aus dem Ausland sollten unter Kooperationsaspekten mit großem Geschäftsinteresse die internationalen Aktivitäten des japanischen Maschinen- und Anlagenbaus beobachten. Die japanischen, im Ausland erzielten Produktionsanteile sind nicht weit von der 40%-Marke entfernt, ermittelte Ende 2015 die Japan Bank for International Cooperation (JBIC). Daraus entstehen Chancen für Drittmarktgeschäfte, die nicht selten von den Mutterhäusern in Japan gesteuert werden.

Bei den Auslandsvorhaben steht die VR China nicht mehr so stark im Vordergrund wie bislang. Der Fokus richtet sich zunehmend auf die Asean-Staaten ("Association of Southeast Asian Nations"), wobei derzeit generell die Konjunkturentwicklung in den Schwellenländern kritisch beobachtet wird. Längerfristig steht Indien als Fertigungsstandort auf dem Plan.
Einzelne, große Unternehmen dominieren.

Vorläufigen Angaben des Branchenverbandes JMF (Japan Machinery Federation) zufolge stellten die japanischen Maschinenbauer im Fiskaljahr 2015 Industriemaschinen im Wert von rund 13,55 Bill. Yen her. Das waren 2% weniger als im Vorjahr. Von besonderer Bedeutung waren die Kategorien Kältemaschinen (1,98 Bill. Yen; 4,8%) sowie Ausrüstungen zur Herstellung von Halbleitern und Flachbildschirmen (1,61 Bill. Yen; 2,8%). Die Hersteller von Metallverarbeitungsmaschinen mussten einen Fertigungsrückgang gegenüber dem Vorjahr um 5,9% auf 1,18 Bill. Yen in Kauf nehmen. Wachstumsraten knapp über 10% werden seit einigen Jahren im Segment der Robotertechnik registriert.

Allgemein ist die Konzentration in den einzelnen Maschinensegmenten hoch. Nach Angaben des Yano-Wirtschaftsfor¬schungsinstituts entfielen beispielsweise im Fiskaljahr 2015 etwas mehr als zwei Drittel der NC-Fräsmaschinenerzeugung auf die drei Firmen Makino Milling, Okuma und OKK. Bei allgemeinen Metallbearbeitungsmaschinen kamen Amada, Kobe Steel und Kawasaki Hydromechanics (Tochterunternehmen von Kawasaki Steel) auf Marktanteile von etwa drei Vierteln. Andere wichtige Werkzeugmaschinenanbieter sind Yamazaki Mazak und Mori Seiki. Auch bei Bau-, Textil-, Verpackungs- oder Nahrungsmittelmaschinen beanspruchen die drei führenden Hersteller einen Anteil von wenigstens 60% der inländischen Produktion für sich.

Produktion nach ausgewählten Maschinen, Fiskaljahre 2014 bis 2016
(in Mrd. Yen, Veränderung in %)
  2014 1) 2015 2) 2016 3) Veränderung 2016/15
Kessel, Turbinen 1.433 1.193 1.127 1,9
Pumpen, Ventilatoren 440 486 498 2,5
Kompressoren 677 666 669 0,4
Förderzeuge 533 533 595 7,5
Robotertechnik 594 681 750 10,2
Antriebstechnik 419 413 418 1,2
Agrarmaschinen 456 444 422 -5,0
Metallverarbeitung 1.257 1.183 1.120 -5,4
Nahrungsmittelmaschinen 448 518 520 0,5
Kälzemaschinen 1.894 1.984 1.958 -1,3
Maschinen für die Produktion von Halbleitern und Flachbildschirmen 1.564 1.608 1.772 10,2
Maschinen insgesamt 13.838 13.554 13.784 1,7

1) tatsächliche Ergebnisse; 2) vorläufig; 3) Prognose
Quelle: Japan Machinery Federation (JMF), Juli 2016

Japan importiert teils aus eigener Auslandsfertigung

Die japanischen Importe von Maschinen und Ausrüstungen steigen weiter. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein Teil der Einfuhren auf die Auslandsfertigung lokaler Unternehmen zurückzuführen ist. Der größte Anteil an den Lieferungen aus dem Ausland entfällt auf die Kategorie Pumpen und Kompressoren. Auf der Basis von US$ erreichte diese Kategorie laut Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen 2015 rund 3,57 Mrd. US$. Das waren 6,5% weniger als im Vorjahr.

Etwas mehr als 30% der Lieferungen kamen aus der VR China; vermutlich zu nicht unerheblichem Anteil aus japanischer Produktion. Letzteres ist ebenfalls bei elektrischen Maschinen der Fall. Diese kamen laut Comtrade 2015 auf einen Importwert von etwas mehr als 55 Mrd. US$ (-8%). Mehr als ein Drittel davon entfiel auf die VR China; etwa ein Fünftel auf asiatische Schwellenländer. Deutschland fällt in der Einfuhrstatistik beispielsweise bei Werkzeug- sowie Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen besonders auf.

Die japanischen Ausfuhren spielen trotz der Produktionsverlagerung ins Ausland weiterhin eine Rolle. Im Jahr 2016 dürften sie unter dem wieder erstarkten Yen leiden. Außerdem macht sich die Konjunkturflaute in den asiatischen Schwellenländern zunehmend bemerkbar.

Einfuhr von Maschinen nach Japan (in Mio. Yen)
HS Warenbezeichnung 2014 2015 Davon aus Deutschland  (2015)
8429 bis 30, 8474, 8479.10 Bau- und Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen 41.275.5 48.946.3 4.699,8
8444 bis 49, 8451 bis 53 Textil- und Ledermaschinen 65.712.2 64.431.0 4.934,5
8439 bis 42, 8443.11 bis 19 Druck- und Papiermaschinen 43.089.1 43.239.5 15.835,5
8422.30 bis 40, 8437, 8438, 8479.20 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 38.155.9 49.887.9 11.197,5
8465, 8479.30 Holzbearbeitungsmaschinen 8.466.0 8.099.7 2.215,3
8477 Kunststoff- und Gummimaschinen 67.477.2 64.335.5 6.783,4
8413, 8414 Pumpen, Kompressoren 403.986.5 432.352.1 26.565,7
8425 bis 28 Fördertechnik 61.233.1 65.326.0 13.124,7
8456 bis 63 Werkzeugmaschinen zur Metallbearbeitung 93.513.9 111.394.1 26.701,5

Quelle: Japanische Zollstatistik

 
Geschäftspraxis

Relevante Bestimmungen für den Maschinen- und Anlagenbau in Japan liefern die folgenden Institutionen: Japan Customs, das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI, ), das Center for Information on Security Trade Control, Japanese Standards Association, das Japanese Industrial Standards Committee, The Japan Accreditation Board for Conformity Assessment sowie die Japan External Trade Organization (JETRO). Die JETRO veröffentlichte im Februar 2010 den noch gültigen Bericht "Handbook for Industrial Products Import Regulations 2009", der die konkreten Einfuhrbestimmungen für einige Maschinenarten, vor allem für Werkzeug-, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen, enthält.

Ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht stehen unter http://www.gtai.de/recht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen unter http://www.gtai.de/zoll zur Verfügung.

Internetadressen
Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen
Germany Trade & Invest http://www.gtai.de/japan Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK Japan http://japan.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Minstry of Economy, Trade and Industry http://www.meti.go.jp verantwortlich für Strategie und Planung des Industriemaschinenbaus und verwandter Zweige
Japan Machinery Federation http://www.jmf.or.jp Maschinenbau-Dachverband
Japan Society of Industrial Machinery Manufacturers http://www.jsim.or.jp Herstellerverband für Industriemaschinen
Japan Machine Tool Builders' Association http://www.jmtba.or.jp Herstellerverband für Werkzeugmaschinen
JIMTOF/Japan International Machine Tool Fair Tokyo Big Sight      http://www.jimtof.org größte und wichtigste Werkzeugmaschinemesse (alle zwei Jahre; nächster Termin 17.11.bis 22.11.16)


Die Reihe "Branche kompakt" liefert Analysen zu wichtigen Schlüsselbranchen der deutschen Exportwirtschaft. Weitere Länderberichte zum Maschinen- und Anlagenbau und zu weiteren Branchen sind unter http://www.gtai.de/branche-kompakt zu finden.
Ansprechpartner für den Maschinenbau: Roland Lorenz; E-Mail: roland.lorenz@gtai.de

 

Usbekistan investiert 115 Mio. US$ in die Schuh- und Lederindustrie © Vera/ pixelio.de
20.09.2016

USBEKISTAN INVESTIERT 115 MIO. US$ IN DIE SCHUH- UND LEDERINDUSTRIE

  • Branchenvereinigung auf Geschäftspartnersuche

Taschkent (GTAI) - Die zentralasiatische Republik Usbekistan startet eine neue Initiative für die Modernisierung und den Ausbau ihrer Schuh- und Lederindustrie. Bis 2020 sind zahlreiche Projekte geplant, die ausländischen Anbietern Absatzchancen eröffnen. Neben Maschinen und Ausrüstungen sind verschiedenste Zulieferungen wie Schuhteile, Hilfsstoffe und Chemikalien gefragt. Das Gros der Branchenunternehmen ist in der Industriezweigvereinigung O´zbekcharmpoyabzali konzentriert.

  • Branchenvereinigung auf Geschäftspartnersuche

Taschkent (GTAI) - Die zentralasiatische Republik Usbekistan startet eine neue Initiative für die Modernisierung und den Ausbau ihrer Schuh- und Lederindustrie. Bis 2020 sind zahlreiche Projekte geplant, die ausländischen Anbietern Absatzchancen eröffnen. Neben Maschinen und Ausrüstungen sind verschiedenste Zulieferungen wie Schuhteile, Hilfsstoffe und Chemikalien gefragt. Das Gros der Branchenunternehmen ist in der Industriezweigvereinigung O´zbekcharmpoyabzali konzentriert.

Die Schuh- und Lederindustrie Usbekistans steht vor einem neuen Investitionsschub. In den Jahren 2016 bis 2020 ist die Umsetzung von 82 Projekten für die Errichtung neuer sowie den Ausbau und die Modernisierung bereits bestehender Kapazitäten geplant. Vorgesehen ist die Inbetriebnahme von 48 neuen Produktionsstätten und die technische Erneuerung oder Erweiterung von 34 Fabriken. Die für die Projekte erforderlichen Investitionen werden auf 115 Mio. US$ veranschlag.

Zahlreiche Geschäftschancen für ausländische Unternehmen

Die Ausbau- und Modernisierungsvorhaben bieten ausländischen Firmen eine Reihe von Geschäftschancen. Dies gilt sowohl für die Lieferung von Schuhteilen, Hilfs- und Zusatzstoffen, Accessoires sowie Chemikalien (Gerbstoffe, Entfettung-, Fettungs- und Bindemittel, Anilin sowie Pigmente) als auch für Maschinen und Anlagen einschließlich gebrauchter Technik. In den Gerbereien und Schuhfabriken werden vor allem folgende Geräte und Maschinen benötigt:

  • Vakuumtrockner
  • Spiralmesser für Entfleischungs- und Hobelmaschinen
  • elektronische Messgeräte zur Messung der Lederfläche
  • Stoßmaschinen und Quetschpressen
  • Nähmaschinen für die Schuhproduktion
  • hydraulische Ausschneidemaschinen
  • Spaltmaschinen für Oberteilelemente
  • Ausrüstungen für die Schuhmontage

Darüber hinaus streben einige Unternehmen die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen mit einer ausländischen Kapitalbeteiligung an.

Branchenvereinigung O´zbekcharmpoyabzali koordiniert Investitionsprojekte

Hinter dem Ausbau- und Modernisierungsprogramm der Branche steht die Usbekische Assoziation für Leder und Schuhe O´zbekcharmpoyabzali. Unter ihrem Dach ist das Gros der Unternehmen des Industriezweigs konzentriert. Zu der Vereinigung gehören heute mehr als 80 Hersteller von Lederrohstoffen/Fertigleder (Produktion von Hartleder/Fuß- und Einlegesohlenleder und Weichleder/Oberleder, darunter vor allem von Chromlederwaren und Juchtenleder/feines Kalbsleder für Schuhe), Damen-, Herren- und Kinderschuhen sowie von Ledergalanteriewaren.

Ab 2008/09 setzte in der Branche ein sichtlicher Aufwärtstrend ein. Allerdings hat sich die Lage im Industriezweig 2012/13 wieder verschlechtert. Als Hauptgründe hierfür nennen Marktkenner erhebliche Liquiditätsprobleme der Unternehmen, große Schwierigkeiten bei der Devisenkonvertierung und die damit einhergehenden Einschränkungen bei der Beschaffung von Zulieferungen aus dem Ausland sowie eine generelle Verschlechterung des unternehmerischen Klimas im Land.

Die Produktion von Leder, Schuhen und Lederwaren macht heute nur einen Bruchteil der Produktion von Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre aus. Im Jahr 1990 produzierten die Unternehmen noch circa 50 Mio. Paar Schuhe pro Jahr.

Jährliche Produktion soll bis 2020 auf 0,5 Mrd. US$ steigen

Die Warenproduktion der Unternehmen von O´zbekcharmpoyabzali wird 2016 voraussichtlich ein Volumen von 140 Mio. $ erreichen. Im Vergleich zu 2010 wäre das eine Verzehnfachung. Im Jahr 2016 sollen 8,7 Mio. Paar Schuhe produziert werden (2010: 3,1 Mio. Paar). Für das Jahr 2020 wird eine Warenproduktion in Höhe von 476 Mio. $ erwartet. Die Exporte sollen bis 2020 von 191 Mio. $ (Prognose für 2016) auf 301 Mio. $ steigen. Derzeit werden Schuhe und andere Lederwaren in die VR China, nach Pakistan, in die Türkei, nach Indien, Kasachstan, Korea (Rep.), Italien, Spanien und in das Vereinigte Königreich ausgeführt.

Das neue Branchenprogramm bleibt aber weit hinter den ursprünglichen Zielen zurück. Das Investitionsprogramm für die Jahre 2011 bis 2015 sah eine Ausweitung der Produktion von Schuhen um 120% auf 14,2 Mio. Paar gegenüber 2011 vor. Der Ausstoß von Leder sollte um 90% (auf 468 Mio. qdm), von Lederbekleidung um 720% sowie von Ledergalanteriewaren um 40% steigen.

Ab 2008/09 setzte in der Branche ein sichtlicher Aufwärtstrend ein. Allerdings hat sich die Lage im Industriezweig 2012/13 wieder verschlechtert. Als Hauptgründe hierfür nennen Marktkenner erhebliche Liquiditätsprobleme der Unternehmen, große Schwierigkeiten bei der Devisenkonvertierung und die damit einhergehenden Einschränkungen bei der Beschaffung von Zulieferungen aus dem Ausland sowie eine generelle Verschlechterung des unternehmerischen Klimas im Land.

Die Produktion von Leder, Schuhen und Lederwaren macht heute nur einen Bruchteil der Produktion von Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre aus. Im Jahr 1990 produzierten die Unternehmen noch circa 50 Mio. Paar Schuhe pro Jahr.

Kontaktanschriften:

O´zbekiston charm va poyabzal ishlab chiqarish korxonalarining O´zbekcharmpoyabzali uyushmasi
(Assoziation der Leder- und Schuhbetriebe Usbekistans O´zbekcharmpoyabzali)
Mustakillik kuc., 109, 100192 Taschkent
Ansprechpartner: Maksudshon Mansurow, Vorsitzender, Sharifshon Scheralijew, stellvertretender Vorsitzender
Tel.: 00998 71/23052-80, Fax: -83
E-Mail: info@uzcharm.uz,  Internet: http://www.uzcharm.uz 

Türkischer Staat pusht lahmende Konjunktur © Bildpixel/ pixelio.de
06.09.2016

TÜRKISCHER STAAT PUSHT LAHMENDE KONJUNKTUR

  • Niedrige Zinsen Und Staatliche Förderungen Sollen Konsum Und Investitionen Antreiben
  • Weniger Firmengründungen Und Ausländische Direktinvestitionen

Istanbul (GTAI) - Nach dem gescheiterten Putschversuch vom 15.7.16 will die türkische Regierung die Konjunktur stützen. Finanzielle Erleichterungen, staatliche Förderungen und eine Niedrigzinspolitik sollen Konsum und Investitionen stärken und die aufgekommene Verunsicherung in der Geschäftswelt beseitigen. Gleichzeitig soll die gesamtwirtschaftliche Sparquote erhöht und die Finanzierungsgrundlage für große Infrastrukturprojekte verbessert werden.

  • Niedrige Zinsen Und Staatliche Förderungen Sollen Konsum Und Investitionen Antreiben
  • Weniger Firmengründungen Und Ausländische Direktinvestitionen

Istanbul (GTAI) - Nach dem gescheiterten Putschversuch vom 15.7.16 will die türkische Regierung die Konjunktur stützen. Finanzielle Erleichterungen, staatliche Förderungen und eine Niedrigzinspolitik sollen Konsum und Investitionen stärken und die aufgekommene Verunsicherung in der Geschäftswelt beseitigen. Gleichzeitig soll die gesamtwirtschaftliche Sparquote erhöht und die Finanzierungsgrundlage für große Infrastrukturprojekte verbessert werden.

Das von der Regierung für 2016 angestrebte Wirtschaftswachstum von real 4,5% scheint inzwischen nicht mehr realistisch. Nach dem beeindruckenden Zuwachs von 4,8% im 1. Quartal 2016 rechnen auch Regierungsvertreter für den Rest des Jahres mit niedrigeren Zahlen, so dass für das Gesamtjahr ein Wachstum von etwa 3,0 bis 3,5% erzielt werden könnte.

Doch nicht nur der gescheiterte Putschversuch und die darauffolgenden innenpolitischen Verwerfungen beeinträchtigen die wirtschaftliche Entwicklung. Auch die in den vergangenen Monaten deutlich angestiegenen geopolitischen Risiken, die kriegerischen Auseinandersetzungen entlang der südöstlichen Grenze zu Syrien und Irak sowie die Bedrohung durch terroristische Anschläge drücken auf das Geschäftsklima.

Die Zahl der Firmengründungen geht bereits seit April 2016 zurück. Im Juli wurde mit einem Minus von über 34% gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres der vorläufige Tiefpunkt erreicht, wie die türkische Kammerunion TOBB (Türkiye Odalar ve Borsalar Birligi) bekannt gab.

Neugründung von Firmen
Monat 2015 2016

Änderung (%)

Januar 6.471 6.894 6,5
Februar 5.509 6.363 15,5
März 6.092 7.117 16,8
April 6.022 5.860 -2,7
Mai 5.635 5.422 -3,8
Juni 5.896 5.571 -5,5
Juli 4.760 4.760 -34,1
Januar bis Juli 40.385 40.363 -0,1

Quelle: Türkische Union der Industrie- und Handelskammern TOBB (http://www.tobb.org.tr)

"Maßgeschneiderte" staatliche Förderungen für Investoren

Trotz einer steigenden Inflation (Jahresanstieg der Verbraucherpreise Ende Juli 2016: 8,8%) senkt die türkische Zentralbank seit einigen Monaten in kleinen Schritten die Zinsen und sorgt für eine zunehmende Liquidität. Für Investoren plant die Regierung großzügige Subventionen. Die staatliche Investitionsförderung steht nach den Worten von Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci vor grundlegenden Änderungen. Geplant seien "unbegrenzte, maßgeschneiderte und projektbezogene" Förderungen für bestimmte Branchen, die über die bisherigen Anreize weit hinausgingen.

In diesem Zusammenhang nannte Zeybekci die Metallurgie, die Petrochemie, die Pharmaindustrie sowie die Medizintechnik, darüber hinaus die erneuerbaren Energien und moderne Agrartechnologien. Neben umfangreichen Steuererleichterungen sollen die geplanten staatlichen Hilfen auch die Subventionierung der Gehälter von hochqualifizierten Beschäftigten, die kostenlose Zuteilung von Grundstücken, Zinszuschüsse und Energiekostenzuschüsse umfassen. Damit sollen vor allem internationale Investoren gewonnen und Hochtechnologieprojekte unterstützt werden.

Ausländische Direktinvestitionen im 1. Halbjahr 2016 eingebrochen

Die ausländischen Direktinvestitionen gingen nach Angaben des türkischen Wirtschaftsministeriums im 1. Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 55% zurück. Im Jahr 2015 flossen netto insgesamt 16,9 Mrd. US$ und im Jahr 2014 rund 12,5 Mrd. $ in die Türkei. Davon wurden 5,3 beziehungsweise 4,2 Mrd. $ in Immobilien investiert.

Ausländische Direktinvestitionen in der Türkei ohne Immobilien (in Mio. US$)
Sektor/Branche 1.Halbjahr 2015  1.Halbjahr 2016  Veränderung (in %)
Landwirtschaft   5   24 380
Industrie  2.710 866 -68
Bergbau 185 17 -91
Produzierendes Gewerbe 1.445 607 -58
Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren   257 171 -33
Textil und Bekleidung   399 21 -95
Leder und Lederwaren  2 8 300
Holz und Holzprodukte 0 1 -
Papier und Papierprodukte 4 20 400
Koks und raffinierte Erdölprodukte 500 11 -98
Chemische und pharmazeutische Produkte 69 136 97
Kautschuk- und Kunststoffprodukte   21 54 157
Nichtmetallische Mineralprodukte  - 23 -
Metalle und Metallprodukte   36 24 -33
Maschinen und Anlagen  5 20 300
Elektronische und optische Produkte   46 98 113
Kraftfahrzeuge   90 8 -91
Möbel   16 12 -25
Elektrizität, Gas  1.078 242 -78
Wasser, Abwasser, Abfallentsorgung   2 0 -100
Dienstleistungen  2.066 1.274 -38
Insgesamt   4.781 2.164 -55

Quelle: Türkisches Wirtschaftsministerium (Ekonomi Bakanligi, http://www.ekonomi.gov.tr)

Staatlicher Fonds zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten gegründet

Von besonderer Bedeutung für die zukünftige Finanzierung von großen Infrastrukturprojekten, vor allem im Verkehrssektor, ist das Gesetz Nr. 6741 vom 19.8.16 zur Gründung des Türkei-Vermögensfonds (Türkiye Varlik Fonu - Sovereign Wealth Fund). Das Gesetz, das im Staatsanzeiger Nr. 29813 am 26.8.16 verkündet wurde, regelt den Aufbau und die Betriebsregeln des neuen Fonds, der anfänglich aus dem Staatshaushalt und Privatisierungserlösen gespeist werden soll und mit einem Gründungskapital von 50 Mio. TL startet. Das Gesetz sieht die Gründung einer Aktiengesellschaft vor, die für Investitionen, Beteiligungen und andere Engagements des Fonds zuständig sein wird. Die Finanzmarktoperationen des Fonds sind laut Artikel 8 des Gesetzes Nr. 6741 von Steuern und Abgaben weitgehend befreit.

Vom neuen Türkei-Fonds verspricht sich die Regierung wichtige Finanzierungsbeiträge für laufende und anstehende Großprojekte. Dazu zählen der dritte internationale Flughafen in Istanbul und der geplante "Kanal Istanbul", der parallel zum Bosporus verlaufen soll. Der Fonds soll nach Vorstellungen der Regierung über die kommenden zehn Jahre einen jährlichen Beitrag von 1,5 Prozentpunkten zum realen Wachstum des BIP leisten. Wirtschaftsminister Zeybekci erwartet über den Fonds langfristig die Kontrolle von Vermögenswerten von rund 200 Mrd. $.

Schulden beim Staat lassen sich in Ratenzahlungen begleichen

Unternehmen, die finanziell unter Druck stehen, sollen mit dem Gesetz Nr. 6736 zur Neustrukturierung von öffentlichen Forderungen vom 3.8.16 entlastet werden. Dieses wurde nach Veröffentlichung im Staatsanzeiger Nr. 29806 zum 19.8.16 in Kraft gesetzt. Mit diesem Gesetz erhalten Firmen und Personen, die Schulden beim Finanzamt oder bei Sozialversicherungseinrichtungen haben, die Möglichkeit, ihre offenen Forderungen samt Versäumniszuschlägen in Ratenzahlungen innerhalb von 18 Monaten zu begleichen. Auf Forderungen bis zu jeweils 50 TL (1 Euro = 3,31 TL) verzichtet der Staat gänzlich. Die Schuldentilgung von Tourismusunternehmen, die 2016 fällig sind, wird laut Gesetz um ein Jahr verschoben.

Private Altersvorsorge für alle Arbeitnehmer soll Sparquote erhöhen

Um die landesweit niedrige Sparquote zu erhöhen, hat die türkische Regierung am 10.8.16 das Gesetz Nr. 6740 verabschiedet, das zum 1.1.17 in Kraft tritt (verkündet im Staatsanzeiger Nr. 29812 am 25.8.16). Mit diesem Gesetz zur Änderung des Gesetzes Nr. 4632 vom 28.3.01 über die freiwillige private Altersvorsorge werden zukünftig alle Arbeitnehmer im Alter von weniger als 45 Jahren und türkischer Staatsangehörigkeit "automatisch" in das System der privaten Altersvorsorge einbezogen. Allerdings haben die betroffenen Beschäftigten das Recht, innerhalb von zwei Monaten ab Einbeziehungsdatum ihren Verzicht zu erklären und aus dem System auszusteigen.

BREXIT: Italienische Wirtschaft ist eher wenig betroffen © Bernd Kasper/ pixelio.de
09.08.2016

BREXIT: ITALIENISCHE WIRTSCHAFT IST EHER WENIG BETROFFEN

  • Bankenkrise spitzt sich zu
  • Außenhandel eher wenig betroffen
  • Tourismusbranche blickt auf die Entwicklung der britischen Währung

Mailand (GTAI) - Italien gehört zu den europäischen Ländern, die von der Brexit-Entscheidung am wenigsten betroffen sind, geht aus einer Studie der Ratingagentur S&P hervor. Dennoch: Die daraus entstehenden Marktturbulenzen drohen, die fragile Erholung der italienischen Wirtschaft zu verlangsamen und die bereits angeschlagenen Banken in eine Krise zu führen. Das Vereinigte Königreich ist der viertwichtigste Absatzmarkt für italienische Waren, britische Touristen sind eine wichtige Einnahmequelle für den Tourismus.

  • Bankenkrise spitzt sich zu
  • Außenhandel eher wenig betroffen
  • Tourismusbranche blickt auf die Entwicklung der britischen Währung

Mailand (GTAI) - Italien gehört zu den europäischen Ländern, die von der Brexit-Entscheidung am wenigsten betroffen sind, geht aus einer Studie der Ratingagentur S&P hervor. Dennoch: Die daraus entstehenden Marktturbulenzen drohen, die fragile Erholung der italienischen Wirtschaft zu verlangsamen und die bereits angeschlagenen Banken in eine Krise zu führen. Das Vereinigte Königreich ist der viertwichtigste Absatzmarkt für italienische Waren, britische Touristen sind eine wichtige Einnahmequelle für den Tourismus.

Das Ergebnis des britischen Volksentscheids gefährdet die zarte Erholung der italienischen Konjunktur. Unternehmerverband Confindustria hat nach dem Ergebnis seine BIP-Wachstumsprognose für das Jahr 2016 von 1,4% auf 0,8% reduziert. Doch im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten ist Italien laut diversen Studien von dem Ausstieg des Vereinigten Königreiches aus der EU wenig direkt betroffen, die indirekten Folgen durch die Marktturbulenzen könnten jedoch gravierend sein.

In einer Untersuchung zur "Brexit-Empfindlichkeit" von 20 Ländern der Ratingagentur S&P kommt Italien auf den vorletzten Platz, vor Österreich. Die Studie analysiert die Brexit-Folgen in den Bereichen Export, Finanzen, Auslandsdirektinvestitionen und Migration. Die Gründe für Italiens Platzierung liegen auf der Hand: Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten sind die Exporte Italiens in das Vereinigte Königreich relativ gering. Hinzu kommt, dass der Finanzsektor "relativ italienisch" ist. Im europäischen Vergleich sind auch die ausländischen Direktinvestitionen in Italien gering, dies betrifft auch den Anteil der Investitionen aus dem Vereinigten Königreich in Italien.

Unter den italienischen Wirtschaftszweigen ist der Finanzsektor der S&P-Studie zufolge am stärksten vom Brexit betroffen. Volatile Märkte in Folge des Brexit sorgen für weitere Verunsicherung in der Branche, die unter anderem nach der langen Wirtschaftskrise unter faulen Krediten in ihren Bilanzen leidet. In den Tagen nach dem Ergebnis sind die Aktienpreise der italienischen Banken in die Tiefe gestürzt. Die italienische Regierung verhandelt mit der EU über eine neue Rettungsaktion.

Das Vereinigte Königreich ist ein wichtiger Handelspartner

Die Entscheidung der Briten könnte in einzelnen Sektoren auch negative Auswirkungen auf die italienische Exportwirtschaft haben. Nach Angaben des italienischen Statistikamtes ISTAT rangiert das Vereinigte Königreich auf Platz 6 der Handelspartner Italiens. Gleichzeitig ist das Königreich der viertgrößte Absatzmarkt für italienische Waren. Insgesamt lagen die Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich 2015 bei 10,6 Mrd. Euro, während die Ausfuhren mit 22,5 Mrd. Euro deutlich höher waren. Der Anteil am italienischen Gesamtexport summierte sich 2015 auf 5,5%. Mehr verkauften die Italiener nur in die USA (8,9%), nach Frankreich (10,5%) und nach Deutschland (12,6%).

Die Risiken für die italienische Exportwirtschaft sind nicht zu unterschätzen, Experten rechnen mit Einbußen der italienischen Exporte in das Vereinigte Königsreich von 1 Mrd. bis 3 Mrd. Euro. Die Einbußen betreffen vor allem die verarbeitende Industrie. Der Studie "Il Brexit e l'Italia" des Forschungsinstituts Nomisma vom Juni 2016 zufolge sind 97% der italienischen Ausfuhren Fertigwaren. Die wichtigsten Warengruppen für den italienischen Export in das Vereinigte Königreich sind Maschinen und Anlagen (3,5 Mrd. Euro), Nahrungsmittel und Getränke (3,1 Mrd. Euro), Chemische Erzeugnisse (2,6 Mrd. Euro), Kfz und -Teile (2,6 Mrd. Euro), Mode und Bekleidung (2,3 Mrd. Euro) sowie verarbeitete und unverarbeitete Metallerzeugnisse (1,5 Mrd. Euro).

Besonders abhängig von britischen Kunden sind die Winzer und Möbel-Designer. Für die italienische Weinindustrie gehört das Vereinigte Königreich zu den wichtigsten Absatzmärkten. Im Jahr 2015 konnten italienische Winzer dort Wein im Wert von 745 Mio. Euro absetzen, ein Anteil von 14% an den gesamten italienischen Weinausfuhren. Die italienischen Möbel-Designer verkauften 2015 Produkte im Wert von 950 Mio. Euro in das Vereinigte Königreich, das entspricht einem Anteil von 10% der gesamten italienischen Möbelausfuhren.

Norditalien hat enge Wirtschaftsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich

Der Nomisma-Studie zufolge sind die italienischen Regionen unterschiedlich stark mit der Wirtschaft im Vereinigten Königreich verflochten. Zwar kommen mehr als zwei Drittel der italienischen Exporte in das Vereinigte Königreich aus Norditalien. Dennoch ist Norditalien weniger als Süditalien vom Brexit betroffen, weil der Anteil der norditalienischen Ausfuhren in das Königreich an den Gesamtausfuhren Norditaliens deutlich geringer ist als im Süden.

In der süditalienische Region Basilikata gehen 15% der Ausfuhren in das Vereinigte Königreich. Die hohe Quote ist durch die Fiat-Produktionsstätte in der Gemeinde Melfi, wo zwei Pkw-Modelle hergestellt werden, zu begründen. In den Abruzzen und in Kampanien werden circa 10% der regionalen Ausfuhren in das Vereinigte Königreich verkauft.

Über den Außenhandel hinaus sorgen sich italienische Hotel- und Restaurantbetreiber um die Auswirkungen des Brexit: Laut Banca D'Italia rangierten die Briten 2015 auf Platz 6 der Touristen und Geschäftsreisenden. Doch gaben die 4,4 Mio. britischen Besucher im Durchschnitt pro Kopf deutlich mehr am Tag aus als alle anderen europäischen Reisenden. Insgesamt summierten sich die Ausgaben der Briten 2015 auf gut 3 Mrd. Euro oder mehr als 8% der Gesamtausgaben ausländischer Touristen in Italien. Eine Abwertung der britischen Währung könnte sowohl die Touristenzahlen als auch die Ausgaben pro Kopf negativ beeinflussen.

© Jerzy Sawluk / pixelio.de
28.06.2016

RUSSISCHE REGIERUNG LEGT ENTWICKLUNGSPROGRAMM BIS 2025 FÜR DIE TEXTILINDUSTRIE AUF

  • Antikrisenplan stellt Finanzhilfen von fast 1,5 Mrd. Rubel in Aussicht

Moskau (GTAI) - Die russische Regierung beschloss im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan). Damit sollen die russischen Textilbetriebe in der Krise gestützt werden. Ziel des Ministeriums für Industrie und Handel ist es, den Anteil inländischer Hersteller am Bekleidungsmarkt von aktuell 25% auf 50% im Jahr 2025 zu verdoppeln.

  • Antikrisenplan stellt Finanzhilfen von fast 1,5 Mrd. Rubel in Aussicht

Moskau (GTAI) - Die russische Regierung beschloss im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan). Damit sollen die russischen Textilbetriebe in der Krise gestützt werden. Ziel des Ministeriums für Industrie und Handel ist es, den Anteil inländischer Hersteller am Bekleidungsmarkt von aktuell 25% auf 50% im Jahr 2025 zu verdoppeln.

In der russischen Leichtindustrie stellen 14.000 Firmen (davon 200 Großbetriebe) Bekleidung, Textilien, Schuhe und Lederwaren her, so das Ministerium für Industrie und Handel. Diese erwirtschaften einen Umsatz von jährlich 270 Mrd. Rubel. Davon sind 653 große und mittlere sowie 4.000 kleine Unternehmen in der Garn- und Textilindustrie tätig. Weil Kaufkraft und Nachfrage der Verbraucher gesunken sind, drosselte die Leichtindustrie ihre Produktion 2015 um 12%.

Um den Bekleidungs- und Textilbetrieben mehr Sicherheit zu geben, beschloss die russische Regierung im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan). Ziel des Ministeriums für Industrie und Handel ist es, den Anteil inländischer Hersteller am Bekleidungsmarkt von aktuell 25% auf 50% im Jahr 2025 zu verdoppeln. In diesem Zusammenhang sollen bis zu 330.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Antikrisenplan stellt Subventionen von 1,475 Mrd. Rubel in Aussicht
Im Antikrisenplan werden Finanzhilfen von 1,475 Mrd. Rubel in Aussicht gestellt. Damit soll insbesondere den Herstellern von Schuluniformen und Kinderbekleidung sowie Textilfabriken, die Staatsaufträge erfüllen, geholfen werden. Die finanzielle Unterstützung umfasst: Subventionen für die Produzenten von Schuluniformen für die unteren Klassen aus russischen Kammgarnstoffen (600 Mio. Rubel), Subventionen für Betriebsmittelkredite als Unterstützung zum Einkauf von Rohmaterialien (800 Mio. Rubel), Subventionen für Investitionskredite zur technischen Umrüstung von Unternehmen (75 Mio. Rubel).

Als Teil des Entwicklungsprogramms für die Leichtindustrie wird eine eigene Entwicklungsbank für die Textil- und Bekleidungsindustrie gegründet - nach dem Vorbild der Rosselchosbank. Das bislang auf Landwirtschaft spezialisierte staatliche Leasingunternehmen Rosagroleasing soll die technische Modernisierung der Textil- und Bekleidungsbetriebe finanziell begleiten. Zusätzlich verbietet die Regierungsverordnung Nr. 791 in der Fassung vom 17.02.2016 auf allen drei Verwaltungsebenen (föderal, regional, kommunal) öffentliche Beschaffungen von Textilien und Bekleidungen aus Importen, wenn es dafür Angebote inländischer Hersteller gibt.

Industrieparks und -cluster für die Leichtindustrie entstehen
Außerdem werden zwei Industrieparks für die Bekleidungs- und Textilindustrie eingerichtet - in den Gebieten Iwanowo und Leningrad. Daneben bildet sich ein regionaler Cluster der Leichtindustrie im Gebiet Tscheljabinsk im Süd-Ural. Der Fonds zur Entwicklung der russischen Industrie fördert Investitionsprojekte mit zinsvergünstigten Krediten, beispielsweise das Projekt von Praimteks (Primetex) im Gebiet Iwanowo zur Produktion von Textilien unter Nutzung digitaler Textildrucker (Kredit: 466 Mio. Rubel).

Ferner sollen die einheimischen Hersteller von Bekleidung und Schuhen künftig Zugang zum Förderinstrumentarium der föderalen Gesellschaft für die Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen bekommen. Kritiker bemängeln, dass die Subventionen bislang nur die großen Unternehmen erreichen und dabei vor allem Unternehmen, die mit Staatsaufträgen arbeiten.

Ausbau der Kapazitäten für Chemiefaser
Exportchancen sieht das Industrieministerium bei Kunstfasern. Im Textilcluster Iwanowo (http://invest-ivanovo.ru/data/prog.pdf) entsteht mit öffentlichen Zuschüssen ein Chemiefaserwerk, das ab 2018 die Produktion aufnehmen soll. Damit stünden 250.000 jato Chemiefaser zusätzlich zur Verfügung. Bislang produzieren die beiden Hersteller Komitex und Wladimirski Polyefir zusammen 33.000 jato Kunstfaser. Viskose wird aktuell in Russland überhaupt nicht erzeugt. Bei Polyester beträgt der Importanteil 74% und bei Polyamid 88%.

Die Kunstfasern könnten künftig an BTK textil und andere Abnehmer geliefert werden. Der Produktionskomplex von BTK textil in der Stadt Schachty im Gebiet Rostow wurde im Juni 2015 eingeweiht. Das Unternehmen stellt Hightech-Textilien und Trikotagen aus synthetischen Fasern her. Daraus werden Berufs-, Sport- und Skibekleidung genäht. BTK textil hat Kapazitäten zur Produktion von etwa 12 Mio. qm Stoff pro Jahr, sagt Generaldirektor Sergej Bazoev. Noch kauft BTK textil die synthetischen Fasern und Fäden überwiegend in Asien. Das könnte sich bald ändern. Die BTK Gruppe ist der größte russische Hersteller von Männerbekleidung und Uniformen.

Eine neue Produktionsstätte in Russland zu errichten ist nicht so einfach: Maschinen aus einheimischer Herstellung gibt es nicht und importierte Technik hat sich wegen der Rubelabwertung stark verteuert. So stammt die Technik von BTK textil zur Herstellung, Imprägnierung oder Beschichtung der Stoffe und zum Nähen der Bekleidung (insgesamt 250 Einheiten) aus Italien, Dänemark, Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Langfristige Kredite über 8 bis 12 Jahre sind nicht erhältlich und wenn nur zu hohen Zinssätzen. Die mangelnde Vielfalt an Technologien und Materialien (das Anlegen umfangreicher Stoff- und Zubehörlager ist zu teuer) bleibt das Hauptproblem für russische Textilbetriebe. Deshalb ist die Zahl der neuen Projekte in der Leichtindustrie bislang überschaubar.

Russische Föderation - Produktion von Textilien und Bekleidung (Veränderung in %)
Warenbezeichnung   2015 Veränderung 2015/2014
Baumwollfaser (Mio. Rollen( 111,0 4,4
Kunstfaser (Mio. Rollen) 66,0 -4,5
Stoffe (Mio. qm) 4.542 14,7
.davon aus:    
.Naturseide (1.000 qm) 253,0 31,8
.Wolle (1.000 qm) 9.262,0 -20,9
.Leinen 25,9 -26,6
.Baumwolle 1.176,0 -4,5
.Kunstfaser 237,0 14,2
Stoffe aus anderen Materialien 3.084,0 25,1
Stoffe mit Kunststoffimprägnierung (Mio. qm) 32,3 14,6
Bettwäsche (Mio. Stück) 59,8 -9,6
Teppiche (Mio. qm) 22,6 -3,7
Wirkware (1.000 t) 14,2 29,8
Strümpfe (Mio. Paar) 199 -5,6
Mäntel (1.000 Stück) 989 -22,1
Gefütterte Jacken (1.000 Stück) 1.887 -45,4
Anzüge (1.000 Stück) 4.690 -12,6
Herrensakkos und Blazer (1.000 Stück) 870 14,1
Damenmäntel mit Pelzoberteil (Stück) 5.543 -46,1
Kleidung aus Kunstpelz (1.000 Stück) 24,5 21,0
Uniformen und Berufsbekleidung (Mio. Stück) 20,7 -8,2
Arbeits- und Schutzbekleidung (Mio. Stück) 99,8 14,6
Overalls (1.000 Stück) 733 -62,4

Quelle: Rosstat 2016

Russische Föderation - Produktion von Textilien und Bekleidung (Veränderung in %)
Warenbezeichnung 1. Quartal 2016 Veränderung
1. Quartal 2016 / 1. Quartal 2015
Nähgarne aus synthetischen und synthetischen Fasern (Mio. Rollen)   14,0 -0,6
Stoffe (Mrd. qm) 1,2 23,3
Bettwäsche (Mio. Stück) 14,7 -7,7
Gestrickte Strümpfe (Mio. Paar) 55,4 34,0
Trikotagen (Mio. Stück) 24,8 -6,0
Berufsbekleidung, Uniformen (Mio. Stück) 31,1 11,2
Mäntel (1.000 Stück) 269 9,1

Quelle: Rosstat 2016


Kontaktanschriften:
Ministerium für Industrie und Handel

Abteilung für Leichtindustrie
Denis Klimentewitsch Pak, Direktor der Abteilung
109074 Moskau, Kitajgorodskij proesd 7
Tel.: 007 495/632 8004 (Sekretariat), Fax: -632 88 65
E-Mail: dgrvt@minprom.gov.ru, Internet: http://minpromtorg.gov.ru

(Unter-)Abteilung Leichtindustrie: Leiterin: Irina Alekseewna Iwanowa,
Tel.: -632 87 31, -346 04 73; E-Mail: ivanovaia@minprom.gov.ru
Internet: http://minpromtorg.gov.ru/ministry/dep/#!9&click_tab_vp_ind=1
"Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025"
http://www.kptf.ru/images/company/Presentation.pdf (Präsentation zur Strategie)
http://minpromtorg.gov.ru/docs/#!strategiya_razvitiya_legkoy_promyshlennosti_rossii_na_period_do_2025_goda (Text der Strategie und des Maßnahmenplans)

Russische Union der Unternehmer der Textil- und Leichtindustrie
107023 Moskau, uliza Malaja Semenowskaja 3
Tel.: 007 495/280 15 48, Fax: -280 10 85
E-Mail: info@souzlegprom.ru, Internet: http://www.souzlegprom.ru

 

PAKISTANS BEKLEIDUNGS- UND TEXTILINDUSTRIE MUSS INVESTIEREN © Jerzy Sawluk / pixelio.de
07.06.2016

PAKISTANS BEKLEIDUNGS- UND TEXTILINDUSTRIE MUSS INVESTIEREN

  • Internationaler Wettbewerb nimmt zu
  • Unternehmen müssen Produktion modernisieren und Verarbeitungstiefe erhöhen

Dubai/ Islamabad (GTAI) - Pakistans Textil- und Bekleidungsindustrie muss dringend investieren. Der internationale Wettbewerb hat sich verschärft. Die Unternehmen müssen ihre Technik modernisieren und ihre Verarbeitungstiefe erhöhen. Das Land will weg von der Produktion einfacher Stoffe und Garne. Das GSP Plus Abkommen mit der EU und eine Verbesserung der Sicherheitslage haben das Investitionsklima aufgehellt. Bei High-End Maschinen ist Pakistan auf Importe angewiesen.

  • Internationaler Wettbewerb nimmt zu
  • Unternehmen müssen Produktion modernisieren und Verarbeitungstiefe erhöhen

Dubai/ Islamabad (GTAI) - Pakistans Textil- und Bekleidungsindustrie muss dringend investieren. Der internationale Wettbewerb hat sich verschärft. Die Unternehmen müssen ihre Technik modernisieren und ihre Verarbeitungstiefe erhöhen. Das Land will weg von der Produktion einfacher Stoffe und Garne. Das GSP Plus Abkommen mit der EU und eine Verbesserung der Sicherheitslage haben das Investitionsklima aufgehellt. Bei High-End Maschinen ist Pakistan auf Importe angewiesen.

Pakistans Textil- und Bekleidungsindustrie rechnet in den nächsten Jahren mit besseren Absatzchancen im Ausland, insbesondere in der Europäischen Union. Anfang 2014 hat Pakistan von der EU den GSP (Generalised System of Preferences) Plus Status erhalten, der dem Land erlaubt, Waren zu einem niedrigeren Zollsatz oder sogar gänzlich zollbefreit in die EU zu liefern. Die Textil- und Bekleidungsindustrie profitiert besonders von dem Abkommen, da der Sektor fast 80% der pakistanischen Exporte in die EU liefert. Die Regierung erhofft sich zusätzliche Exporte für den Sektor im Wert von 1 Mrd. US$ pro Jahr.

Den letzten verfügbaren Außenhandelszahlen zufolge konnte Pakistan 2014, dem Jahr in dem das GSP Plus Abkommen in Kraft trat, seine Gesamtexporte an Bekleidung um knapp 10% auf rund 5 Mrd. US$ steigern. Offizielle Zahlen zu den Ausfuhren in die EU liegen nicht vor. Die Ausfuhren nach Deutschland sind der Außenhandelsstatistik zufolge jedenfalls gestiegen und zwar bei Bekleidung um 13% auf knapp 500 Mio. $, bei Textilien um 18% auf 434 Mio. $ und bei Schuhen um 27% auf 34 Mio. $

Pakistans Außenhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhwaren (in Mio. US$)
SITC Produktgruppe 2013 2014 Veränderungen 2014/2013
Export        
65 Textilien 9.341 9.077 -2,8
84 Bekleidung 4.549 4.991 9,7
85 Schuhe 109 132 21,1
26 Textilfasern 370 308 -16,8
..2631 Baumwolle 217 181 -16,7
Import        
65 Textilien 1.245 1.545 24,2
84 Bekleidung 68 86 26,0
85 Schuhe 67 84 25,2
26 Textilfasern 1.369 1.287 -6,0

Quelle: UN Comtrade

Nachfrage nach Textilmaschinen steigt
Marktbeobachter erwarten steigende Investitionen in Maschinen. Besonders dynamisch soll sich voraussichtlich die Nachfrage nach Textil-Druckmaschinen, Färbereimaschinen, Spannrahmen und anderer Veredelungstechnik entwickeln. Positiv auf das Investitionsklima wirken sich der erwartete Anstieg der Textilexporte in die EU und eine Verbesserung der Sicherheitslage aus. In den letzten Jahren haben Stromengpässe und eine prekäre Sicherheitslage die Produktion und die Investitionstätigkeit gehemmt.

Der Markt für Textilmaschinen (SITC 724) zog bereits 2014 deutlich an. Im Land selber werden nur relativ einfache Maschinen hergestellt. High-End-Technik wird meist importiert. Die Einfuhr von Textilmaschinen stieg 2014 auf 585 Mio. US$, ein Plus von 17% gegenüber 2013.

Einfuhr von Textilmaschinen*)
Jahr Wert (in Mio. US$)
2014 585
2013 498
2012 439
2011 488
2010 455
2009 217
2008 385

*) SITC 724, einschließlich Teile
Quelle: UN Comtrade

Deutsche Maschinenhersteller verlieren Marktanteile
Die VR China hat Japan 2014 als wichtigsten Lieferanten von Textilmaschinen abgelöst. Zwar konnte auch Japan seine Lieferungen kräftig steigern (+23%), aber die Chinesen fuhren noch höhere Zuwächse ein (+41%). Die Lieferanten aus der Schweiz und Indien haben ihre Exporte nach Pakistan ebenfalls signifikant gesteigert. Die deutschen Maschinenhersteller konnten dagegen von der anziehenden Nachfrage nicht profitieren.
Import von Textilmaschinen nach wichtigsten Lieferländern (in Mio. US$, Veränderung zum Vorjahr sowie Lieferanteil in %) *)
Land   2014 Veränderung 2014/2013 Anteil
VR China 145 40,7 24,8
Japan 139 22,6 23,7
Schweiz 75 55,2 12,8
Deutschland 71 -24,9 12,1
Italien 50 9,3 8,6
Indien 15 28,0 2,6
Gesamt 585 17,5 100

*) SITC 724, einschließlich Teile

Investitionen dringend erforderlich
Der Wettbewerb mit der Konkurrenz aus der VR China, Bangladesch, Indien und Sri Lanka hat sich verschärft. Pakistans Textilbranche muss ihre Maschinenparks modernisieren und upgraden, um ihre Produktivität und Wertschöpfung zu erhöhen. Pakistan deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Faseraufbereitung bis zum Endprodukt ab. Trotz dieser guten Ausgangslage werden vorwiegend einfache Produkte produziert. Nur schätzungsweise 40 Unternehmen sind vertikal integriert und decken die gesamte Textilverarbeitung ab. Pakistan ist mit einer jährlichen Ernte von rund 13 Mio. Ballen weltweit der viertgrößte Baumwollproduzent. Außerdem werden etwa 600.000 t Kunstfaser im Land hergestellt. Berichten zufolge gibt es 21 Fabrikationen von Filamentgarn mit einer Kapazität von 100.000 t; die Produktion wird durch eine PTA-Anlage mit einer Kapazität von 500.000 t unterstützt.

Export Textilindustrie nach Produktgruppen 1.7.2014 bis 31.3.2015 (Veränderung gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode und Anteil in %)
Produkt Wert (in Mio. US$) Veränd. Anteil
Knitwear 1.792 7,5 18
Readymade Garment 1.548 8,5 15
Bed Wear 1.570 -2,4 15
Towels 580 1,8 6
Tent, Canvas, Tarpaulin 105 82,0 1
Made-ups (Other Textiles) 486 -0,5 5
Cotton Cloth 1.860 -26,5 18
Cotton Yarn 1.461 2,0 14
Raw Cotton 142 -9,4 1
Art-Silk& Synthetic Textile 274 -17,0 3
Other Textile Products 350 0,0 4
Summe 10.168 -1,6 100

Quellen: Pakistan Bureau of Statistics; TMA - Towel Manufacturers Association

Garnproduktion hat an Wettbewerbsfähigkeit verloren
In den letzten zehn Jahren haben Garnhersteller Branchenkennern zufolge keine größeren Investitionen zum Upgrade ihrer Fertigung getätigt, obwohl Geld für Investitionen vorhanden sein soll. Dies habe unter anderem an der starken Konkurrenz im Textilsektor aus der VR China, Indien und Bangladesch gelegen. Vor zehn Jahren war Pakistan einer der effizientesten Garnhersteller weltweit. Weil Modernisierungsinvestitionen ausblieben, gilt die Technik in Pakistan heute als veraltet.

Die Unternehmen beklagen hohe Produktionskosten und fordern günstigere Stromtarife und protektionistische Maßnahmen gegen Importkonkurrenz. Negativ auf die Produktion und das Investitionsklima im Land wirken sich zudem Stromengpässe und die angespannte Sicherheitslage aus.

Der Textilsektor in Pakistan ist geprägt durch zahlreiche große Textilunternehmen, denen eine Vielzahl kleiner Unternehmen gegenüber steht, von denen die meisten zum sogenannten informellen Sektor zählen. Zum informellen Sektor zählen beispielsweise kleine Familienbetriebe oder kleine Fertigungen, die nicht steuerpflichtig sind. Der informelle Sektor fertigt vor allem einfache Produkte für den Inlandsmarkt. Er arbeitet mit ausrangierten Maschinen der größeren Firmen, importierten Gebrauchtmaschinen oder Billigtechnik aus China. Die offiziellen Statistiken berücksichtigen den informellen Sektor nicht.

Einfuhr von Textilmaschinen nach Warengruppen und Top-Lieferländern (in Tausend US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
SITC Produktgruppe 2013 2014 Veränd.
724.3 Nähmaschinen, davon aus 18.508 31.034 67,7
  VR China 9.795 19.925 103,4
  Japan 2.596 3.694 42,3
  Vietnam 479 911 90,3
  Deutschland (Rang 5) 856 750 -12,4
724.4 Spinn- und andere Maschinen zur Textilbearbeitung, davon aus 255.311 258.348 1,2
  Japan 74.961 61.771 -17,6
  Schweiz 36.203 57.814 59,7
  Deutschland (Rang 3) 64.086 46.545 -27,4
724.5 Webmaschinen, davon aus 121.860 179.424 47,2
  Japan 29.997 68.090 127,0
  VR China 31.305 53.706 71,6
  Italien 6.666 11.275 69,1
  Deutschland (Rang 6) 5.290 6.097 15,2
724.6 Hilfsmaschinen, davon aus 30.953 36.801 18,9
  VR China 8.797 11.935 35,7
  Deutschland (Rang 2) 6.429 4.880 -24,1
  Japan 2.055 3.614 75,9
724.7 Maschinen zum Färben, Waschen, Trocknen etc., davon aus 61.620 64.825 5,2
  VR China 9.855 12.455 26,4
  Italien 14.867 11.527 -22,5
  Deutschland (Rang 3) 16.652 11.494 -31,0
724.8 Maschinen zur Lederbearbeitung und Schuhherstellung, einschließlich Teile, davon aus 5.854 8.722 49,0
  Italien 3.674 4.985 35,7
  VR China 1.542 2.338 51,6
  Finnland k.A 192 k.A.
  Deutschland (Rang 5) 29 140 381,6
724.9 Teile für Textilmaschinen, davon aus 3.996 5.760 44,2
  VR China 2.107 2.854 35,5
  Deutschland (Rang 2) 617 669 8,4
  Italien 528 661

25,3

 

KRISE TRIFFT RUSSISCHEN MODEMARKT HART © derProjektor / pixelio.de
24.05.2016

KRISE TRIFFT RUSSISCHEN MODEMARKT HART

  • Absatz sinkt
  • Mittleres Preissegment am stärksten betroffen
  • Online-Handel mit Bekleidung wächst

Moskau (GTAI) - Der Absatz von Bekleidung und Heimtextilien wird 2016 weiter sinken. Geringere Realeinkommen führen zu einer nachlassenden Nachfrage. Russische Kunden erwerben weniger Kleidungsstücke und achten immer mehr auf den Preis. Am stärksten schrumpft der Absatz im mittleren Preissegment. Modeketten reagieren auf das sinkende Marktvolumen, indem sie Läden schließen und sich auf die profitabelsten Standorte konzentrieren. Im Gegensatz dazu wächst der Onlinehandel Russlands Bekleidungsmarkt schrumpfte 2015 gegenüber dem Vorjahr um 9% auf ein Volumen von 1,4 Billionen Rubel. In US-Dollar umgerechnet betrug der Rückgang sogar 43%. Die Diskrepanz zwischen dem Wert in Rubel und in US-Dollar ist auf den drastisch gefallenen Außenwert der russischen Währung zurückzuführen.

  • Absatz sinkt
  • Mittleres Preissegment am stärksten betroffen
  • Online-Handel mit Bekleidung wächst

Moskau (GTAI) - Der Absatz von Bekleidung und Heimtextilien wird 2016 weiter sinken. Geringere Realeinkommen führen zu einer nachlassenden Nachfrage. Russische Kunden erwerben weniger Kleidungsstücke und achten immer mehr auf den Preis. Am stärksten schrumpft der Absatz im mittleren Preissegment. Modeketten reagieren auf das sinkende Marktvolumen, indem sie Läden schließen und sich auf die profitabelsten Standorte konzentrieren. Im Gegensatz dazu wächst der Onlinehandel Russlands Bekleidungsmarkt schrumpfte 2015 gegenüber dem Vorjahr um 9% auf ein Volumen von 1,4 Billionen Rubel. In US-Dollar umgerechnet betrug der Rückgang sogar 43%. Die Diskrepanz zwischen dem Wert in Rubel und in US-Dollar ist auf den drastisch gefallenen Außenwert der russischen Währung zurückzuführen. Für die Textil- und Bekleidungsbranche bedeutet die Rubelabwertung eine fundamentale Änderung der Rahmenbedingungen: verteuerte Importe, gesunkene Personalkosten in Russland und steigende Exportchancen.
 
Kunden wandern aus dem mittleren ins niedrige Preissegment ab
Außerdem gehen die Realeinkommen der russischen Bevölkerung zurück und damit die Kaufkraft. Russische Kunden erwerben weniger Bekleidungsstücke und achten immer mehr auf den Preis. Am stärksten schrumpft der Absatz im mittleren Preissegment. Viele Kunden orientieren sich auf das Niedrigpreissegment (Massenmarkt) um, das 2016 um 5 bis 10% auf 65 bis 70% steigen wird, prognostiziert die Fashion Consulting Group. Der Anteil des Premium- und Luxussegments bleibt unverändert.
Ein durchschnittlicher russischer Privathaushalt hat 2015 die Ausgaben für Bekleidung und Heimtextilien um 30 bis 50% gekürzt, schätzen Experten. Dies bekamen vor allem die Anbieter importierter Bekleidung und Textilien zu spüren, stiegen doch bei ihnen die Preise am stärksten. Das verhagelt die Geschäfte von ausländischen Markenanbietern. Im Jahr 2015 sanken die russischen Einfuhren von Textilien und Bekleidung um 25%. Diese Tendenz setzt sich 2016 fort.
    
Vertriebsnetze im stationären Einzelhandel werden ausgedünnt
Wegen des Preisdrucks am Modemarkt kürzen Hersteller und Handelsketten beim Personal, verhandeln Nachlässe bei der Ladenmiete, verkleinern die Kollektionen, vereinfachen die Schnitte und sparen an der Stoffqualität. Während früher viele russische Marken ihre Materialien in der EU und der Türkei einkauften, können sich Designer und Produzenten nun nur noch billige synthetische Stoffe aus China leisten. Die Werbebudgets wurden 2015 um 40 bis 45% zusammengestrichen.
Außerdem reagieren die Bekleidungsanbieter, indem sie Läden schließen und sich auf die profitabelsten Standorte konzentrieren. Seit 2014 haben mehr als elf internationale Marken den russischen Markt verlassen. Dazu gehören aus dem mittleren Preissegment Gerry Weber, Laura Ashley, Chevignon und Seppälä, aus dem Massensegment Esprit, New Look, OVS, River Island und Wendys.    
 
Marks & Spencer schloss 3% seiner Geschäfte, Mango 7%, Gloria Jeans 12%. Den größten Rückgang bei der Anzahl der Filialen verzeichneten die Marken Vis-a-Vis (-65%), Motivi (-40%), Savage (-29%) und Incity (-17%). Maratex schloss 2015 seine Franchiseläden für Bekleidung der Marken Esprit, NewLook, OVS und River Island in Russland. Die finnische Stockmann verkaufte ihre sieben Kaufhäuser in Russland für 5 Mio. Euro an Reviva Holdings Ltd. (Eigner der Franchise-Kaufhauskette Debenhams) und gab die Geschäfte der Marken Lindex und Seppälä auf.
 
Adidas hat 2015 insgesamt 167 von 1.100 Geschäften in Russland geschlossen, geplant sind 200. Der deutsche Sportartikelhersteller erwarb 2015 im Moskauer Gebiet das Großlager Tschechow-2 mit einer Fläche von 120.000 qm. Als Kaufpreis werden Summen zwischen 70 Mio. und 100 Mio. US$ genannt. Die finnische Kesko informierte im Februar 2016 darüber, dass sie die russische Intersport-Kette wegen der schlechten Finanzergebnisse verkaufen will.

Die Handelskette Modny Kontinent (Marken: Incity, Deseo) reduzierte die Zahl ihrer Geschäfte um 35. Ende des 1. Quartals 2016 gehörten ihr noch 301 Läden. Die Melon Fashion Group trennte 2015 sich von 27 unrentablen Geschäften; dafür eröffnete sie 37 neue. Melon gehörten am 31.12.2015 russlandweit 604 Geschäfte (befree 234, Zarina 203, Love Republic 167), davon 134 Franchisegeschäfte (befree 56, Zarina 44, Love Republic 34). Eine neue Konzeption der Shops - größere Ladenfläche und modernes Design - soll gegen die Krise helfen.
Die spanische Designermarke Desigual schloss ihre russischen Geschäfte Ende September 2015. Sie verbleibt aber am Markt in Multibrandshops. Einen ähnlichen Kurs verfolgen auch andere Marken.

Elf Modemarken steigen im 1. Halbjahr 2016 neu in den russischen Markt ein
Kleiner Lichtblick: Elf Modemarken kündigten im 1. Halbjahr 2016 an, neu in den russischen Markt einzusteigen. Ende 2015 hatten das bereits Budgetmarken wie Cortefiel, Superdry und Violetta by Mango getan. H&M, Monki, Uniqlo und Forever 21 wollen in Russland weiter expandieren.
Bereits 2015 wuchs die Zahl der H&M-Filialen in Russland um 35% auf 96 Geschäfte. Das Männermodehaus Henderson eröffnete am 28. April 2016 einen neuen Salon im Einkaufszentrum "Zelenopark" in Zelenograd bei Moskau. Damit ist Henderson (Marken: Henderson, Hayas) jetzt in 164 großen Einkaufszentren in 56 russischen Städten vertreten. Hugo Boss weihte am 8. April 2016 ein neues Geschäft im Outlet Village Pulkovo ein.
Die vertikal integrierte Handelskette Gloria Jeans hat Anfang 2016 ihren Hauptsitz von Rostow-am-Don nach Moskau verlegt und dort im Arma Werk 3.500 qm gemietet. Bis Ende 2016 plant Gloria Jeans auf 5.000 qm und bis 2017 auf 10.000 qm zu erweitern. Die Hauptstadt soll als Tor zum Weltmarkt dienen: Gloria Jeans will ein Büro in Hongkong eröffnen. Zur Firma gehören acht regionale Vertretungen und  zwei große Logistikkomplexe in Nowosibirsk und Nowoschachtinsk.

Internationale Marken, die im 1. Halbjahr 2016 in den russischen Markt einsteigen
Nr. Marke Land Profil Einkaufszentrum Preissegment
1 Demurya     Frankreich/Russland Bekleidung Smolenskij Passash Premium
2 John Varvatos USA Bekleidung Crocus City Mall Premium
3 Il Gufo Italien Bekleidung für Kinder ZUM Premium
4 Barbour Vereinigtes Königreich Bekleidung GUM oberes mittleres
5 Armani Exchange Italien Bekleidung Mega, Aviapark mittleres
6 Veta Estland Bekleidung Streetretail, Kamenoostrowskij mittleres
7 Love Stories Niederlande Unterwäsche Einkaufszentrum "Modny Seson" mittleres
8 Victorias Secret Pink USA Unterwäsche, Bekleidung Evropejskij mittleres
9 Hunkemöller Deutschland Unterwäsche Mega mittleres
10 Undiz Frankreich Unterwäsche Mega unteres
11 Aigle Frankreich Bekleidung, Schuhe Street retail, Olimpijskij pr-t mittleres

Quelle: Retail.ru

Onlinehandel mit Bekleidung wächst - Chinesische Anbieter expandieren
Im Gegensatz zu den sinkenden Umsätzen im stationären Bekleidungshandel steigt die Nachfrage in Outlets und im Internet. Die Zahl der Besuche und die durchschnittliche Höhe des Kassenbons im Fashion House Outlet Centre Moscow haben um das Zweifache zugelegt seit Juni 2013, berichtet Direktor Brendon O´Reily. Die Fashion House Group bietet seit 2016 auch Online Shopping an.

Der Verband der Internethandelsunternehmen (http://www.akit.ru) schätzt, dass 2015 mit Verkäufen im Internet 760 Mrd. Rubel (+7%) eingenommen wurden. Der Anteil von Bekleidung und Schuhen betrug 35%. Bereits 2014 war der Onlinehandel um ein Drittel gewachsen. Onlineshops betreiben etwa KupiVip, Lamoda und Finn Flare. Allein bei KupiVip stieg die Zahl der Bestellungen 2015 um 45% auf ein Volumen von 16,5 Mrd. Rubel.

Hersteller und Händler kurbeln deshalb den Onlinehandel an. Die Regierung will den Export russischer Waren fördern und plant dafür eine große Internethandelsplattform. Vorbild sind Alibaba (VR China) und JD.com. Allerdings kaufen russische Kunden immer öfter in asiatischen Webshops ein. Allein 2014 stieg die Beliebtheit von Online-Bestellungen in China um das Dreifache.

Kontaktanschriften:
Fashion Consulting Group
(Consulting, Marketing, PR)
125009 Moskau, Maly Gnezdnikowskij pereulok 4
Tel.: 007 495/629 74 25, -629 76 23
E-Mail: info@fashionconsulting.ru, Internet: http://www.fashionconsulting.ru

Russian Buyers Union
119034 Moskau, ul. Prechistenka 40/2, Gebäude 3, Büro 110
Tel.: 007 499/350 51 40
E-Mail: info@buyersunion.ru, relations@buyersunion.ru
Internet: http://www.buyersunion.ru

 

BEKLEIDUNGSHERSTELLER VERLAGERN PRODUKTION NACH RUSSLAND © Florentine/ pixelio.de
17.05.2016

BEKLEIDUNGSHERSTELLER VERLAGERN PRODUKTION NACH RUSSLAND

  • Schwacher Rubel macht Produktion im Inland rentabel
  • Regierung fördert Investitionen

Moskau (GTAI) - Der Absatz von Textilien und Bekleidung wird 2016 weiter sinken. Die Produktion in Russland legt jedoch zu. Aufgrund der starken Rubelabwertung der letzten zwei Jahre haben sich Rahmenbedingungen für die Textil- und Bekleidungsindustrie komplett geändert. Einerseits führen sinkende Realeinkommen zu einer nachlassenden Nachfrage. Andererseits sind die Lohnstückkosten unter asiatische Vergleichswerte gesunken.

  • Schwacher Rubel macht Produktion im Inland rentabel
  • Regierung fördert Investitionen

Moskau (GTAI) - Der Absatz von Textilien und Bekleidung wird 2016 weiter sinken. Die Produktion in Russland legt jedoch zu. Aufgrund der starken Rubelabwertung der letzten zwei Jahre haben sich Rahmenbedingungen für die Textil- und Bekleidungsindustrie komplett geändert. Einerseits führen sinkende Realeinkommen zu einer nachlassenden Nachfrage. Andererseits sind die Lohnstückkosten unter asiatische Vergleichswerte gesunken.

Aufgrund des niedrigen Rubelkurses ist es seit 2015 für in- und ausländische Textil- und Bekleidungsfirmen billiger geworden, in Russland zu produzieren. Die in US-Dollar umgerechneten Lohnstückkosten liegen infolge der Rubelabwertung aktuell um 10 bis 15% unterhalb des Vergleichswerts in der VR China. Der Durchschnittslohn einer Arbeiterin in der Nähindustrie beträgt in China zurzeit 300 bis 350 US$, in Russland 12.000 bis 15.000 Rubel (185 bis 230 $).

Produktionsverlagerung nach Russland setzt ein
Die ersten in- und ausländischen Markenhersteller von Bekleidung haben reagiert und verlagern Produktionskapazitäten aus Asien nach Russland oder vergeben Aufträge an russische Bekleidungshersteller, wie die Tageszeitung "Izwestija" berichtete. Dazu zählen die Unternehmen Roztech (Marken: Dikaja Orchideja, Bjustje, Defile, Grand Defile), Sportmaster, Melon Fashion Group (befree, Zarina, Love Republic), Finn Flare und Kira Plastinina.

"Vor ein paar Jahren haben wir in Russland 20 bis 30% unserer Kollektion produziert, im vergangenen Jahr 2015 waren es schon 30 bis 40% und jetzt etwa 70%", berichtet der kaufmännische Direktor von "Kira Plastinina Stil" Wladimir Romanow. Dafür organisierte das Unternehmen eine eigene Produktion in einem Industriepark in Osery bei Moskau.

Weitere Markenhersteller und -händler wie Zara (spanische Inditex), Sela, Baon, Gloria Jeans, Modis, Lamoda, Lady&Gentleman, Känguru und Sneschnaja Korolewa schauen sich nach Möglichkeiten zur Produktionsverlagerung nach Russland um. Das Ministerium für Industrie und Handel führt intensive Gespräche mit Zara, H&M, Benetton, Dekatlon, Sportmaster und IKEA (Heimtextilien), um sie von den Vorteilen einer Produktion in Russland zu überzeugen. Künftig will etwa IKEA bis zu 40% seiner Waren von russischen Firmen herstellen lassen.

Roztech plant, die Herstellung von Damenunterwäsche zu verdoppeln auf 8 Mio. Stück. Aktuell werden dafür zwei Betriebe im Gebiet Smolensk angemietet. Für Reparaturarbeiten und Produktionsvorbereitungen in den angemieteten Werken investiert Roztech etwa 60 Mio. Rubel. Zwei weitere Nähereien in den Gebieten Moskau und Smolensk arbeiten bereits für Roztech. Auftragsproduktionen in der VR China und in den baltischen Staaten will das Unternehmen dagegen aufkündigen. 

Die Franchisekette Finn Flare (Finnland) mietete Anfang 2016 bei Moskau eine Fabrik mit 500 qm Fläche, renovierte diese und installierte Ausrüstung. Dafür wurden 12 Mio. Rubel investiert, sagte Generaldirektorin Ksenija Rjasowa. Die Nähfabrik soll bereits im Mai den Betrieb aufnehmen und jährlich 40.000 bis 60.000 Stück Bekleidung herstellen. Anfang 2016 besaß Finn Flare 143 russische Geschäfte (54 als Franchise).

Hersteller von Sportbekleidung erhöhen Produktionsanteil in Russland
Sportmaster hat seit Ausbruch der Rubelkrise damit begonnen, einen Teil seiner Aufträge bei russischen Unternehmen zu platzieren. Zurzeit kommen 15% der Bekleidung und Schuhe aus russischer Produktion. Die Handelskette besitzt Geschäfte der Marken Sportmaster - 460, Ostin – 760 und Funday - 60.

Die Gruppe MMD "Wostok i Sapad", die zur Unternehmensgruppe Bosco di Ciliegi gehört, beabsichtigt eine eigene Fabrik zur Produktion von Sportbekleidung im Industriepark "Kameschkowo" im Gebiet Wladimir einzurichten. Die notwendigen Investitionen belaufen sich auf 1 Mrd. Rubel, davon sind 200 Mio. Rubel Eigenmittel und etwa 400 Mio. Rubel beim Fonds für die Entwicklung der Monostädte beantragt.

Sogar Pierre Cardin führt Gespräche mit großen russischen Bekleidungsherstellern über eine Lizenzproduktion, sagte Designer Rodrigo Basilikati im März 2016. Bislang stützt sich das Modehaus auf zehn eigene Geschäfte und Lizenznehmer aus Deutschland, Italien und den USA. Die meisten Nähaufträge wurden bisher in China platziert. Künftig ist verstärkt mit Firmen aus  Vietnam, Bangladesch, Indien, Malaysia und Indonesien zu rechnen. Die Eurasische Wirtschaftsunion und Vietnam haben ein Freihandelsabkommen geschlossen.

Importabhängigkeit bei Stoffen und Zubehör als Kostenrisiko
Durch die Fertigung in Russland entfallen das Wechselkursrisiko und Transportkosten. Aber ein Kostenrisiko bleibt: Für das Nähen von Bekleidung in Russland können nicht alle Stoffe und Materialien aus inländischen Quellen bezogen werden, sondern müssen zu 65% im Ausland eingekauft werden. Die technische Ausrüstung wird zu 100% importiert. Dies ist und bleibt auf absehbare Zeit ein Kostenrisiko in Abhängigkeit von der weiteren Wechselkursentwicklung.

Hauptlieferländer für Fasern, Stoffe, Garne, Knöpfe und Accessoires waren bislang die VR China und die Türkei. Doch seit der Verschlechterung der staatlichen Beziehungen zur Türkei wird in Russland mit Hochdruck daran gearbeitet, sich von dieser Lieferabhängigkeit schrittweise zu befreien.
 
Antikrisen- und Entwicklungsprogramm für die Leichtindustrie

In der russischen Leichtindustrie stellen 14.000 Firmen Bekleidung, Textilien, Schuhe und Lederwaren her. Davon sind 653 große und mittlere sowie 4.000 kleine Unternehmen in der Garn- und Textilindustrie tätig. Um den Bekleidungs- und Textilbetrieben mehr Planungssicherheit zu geben, beschloss die russische Regierung im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan).

Russische Föderation: Produktion von Textilien und Bekleidung (Veränderung in %)
Warenbezeichnung 2015 Veränderung 2015/2014
Baumwollfaser(Mio. Rollen) 111,0 4,4
Kunstfaser (Mio. Rollen) 66,0 -4,5
Stoffe (Mio. qm) 4.542 14,7
.davon aus:    
.Naturseide (1.000 qm) 253,0 31,8
.Wolle (1.000 qm) 9.262,0 -20,9
.Leinen 25,9 25,9 -26,6
.Baumwolle 1.176,0 -4,5
.Kunstfaser 237,0 14,2
Stoffe aus anderen Materialien 3.084,0 25,1
Stoffe mit Kunststoffimprägnierung (Mio. qm) 32,3 14,6
Bettwäsche (Mio. Stück) 59,8 -9,6
Teppiche (Mio. qm) 22,6 -3,7
Wirkware (1.000 t) 14,2 29,8
Strümpfe (Mio. Paar) 199 -5,6
Mäntel (1.000 Stück) 989 -22,1
Gefütterte Jacken (1.000 Stück) 1.887 -45,4
Anzüge (1.000 Stück) 4.690 -12,6
Herrensakkos und Blazer (1.000 Stück) 870 14,1
Damenmäntel mit Pelzoberteil (Stück) 5.543 -46,1
Kleidung aus Kunstpelz (1.000 Stück) 24,5 21,0
Uniformen und Berufsbekleidung (Mio. Stück) 20,7 -8,2
Arbeits- und Schutzbekleidung (Mio. Stück) 99,8 14,6
Overalls (1.000 Stück) 733 -62,4

Quelle: Rosstat 2016

Russische Föderation - Produktion von Textilien und Bekleidung (Veränderung in %)
Warenbezeichnung 1. Quartal 2016 Veränderung
1. Quartal 2016 /
1. Quartal 2015
Nähgarne aus synthetischen und synthetischen Fasern
(Mio. Rollen)
14,0 -0,6
Stoffe (Mrd. qm) 1,2 23,2
Bettwäsche (Mio. Stück) 14,1 -7,7
Gestrickte Strümpfe (Mio. Paar) 55,4 34,0
Trikotagen (Mio. Stück) 24,8 -6,0
Berufsbekleidung, Uniformen (Mio. Stück) 31,1 11,2
Mäntel (1.000 Stück) 269 9,1

Quelle: Rosstat 2016

Kontaktanschriften:
Russische Union der Unternehmer der Textil- und Leichtindustrie
107023 Moskau, uliza Malaja Semenowskaja 3
Tel.: 007 495/280 15 48, Fax: -280 10 85
E-Mail: info@souzlegprom.ru, Internet: http://www.souzlegprom.ru

Ministerium für Industrie und Handel
Abteilung für Leichtindustrie
Denis Klimentewitsch Pak, Direktor der Abteilung
109074 Moskau, Kitajgorodskij proesd 7
Tel.: 007 495/632 8004 (Sekretariat), Fax: -632 88 65
E-Mail: dgrvt@minprom.gov.ru, Internet: http://minpromtorg.gov.ru

Abteilung Leichtindustrie: Leiterin: Irina Alekseewna Iwanowa,
Tel.: -632 87 31, -346 04 73; E-Mail: ivanovaia@minprom.gov.ru
Internet: http://minpromtorg.gov.ru/ministry/dep/#!9&click_tab_vp_ind=1
"Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025"
http://www.kptf.ru/images/company/Presentation.pdf (Präsentation zur Strategie)
http://minpromtorg.gov.ru/docs/#!strategiya_razvitiya_legkoy_promyshlennosti_rossii_na_period_do_2025_goda (Text der Strategie und des Maßnahmenplans)

Verkäufe von Bekleidung steigen in Polen trotz Preisdruck © Hardy5 / pixelio.de
03.05.2016

VERKÄUFE VON BEKLEIDUNG STEIGEN IN POLEN TROTZ PREISDRUCK

  • Importe aus Deutschland wachsen / Inländische Ketten expandieren

Warschau (GTAI) - Die Verkaufsaussichten für Bekleidung und Schuhe sind in Polen günstig. Inländische Ketten wie LPP, Bytom, Vistula und Monnari eröffnen weitere Geschäfte. Die Schuhkette CCC investiert 2016 rund 33 Mio. Euro in neue Verkaufsflächen, darunter in Deutschland. Das westliche Nachbarland ist der mit Abstand größte Abnehmer von Bekleidung aus Polen. Wachsender Beliebtheit erfreut sich im Inland auch Mode aus Deutschland, das Platz drei unter den Lieferländern belegt.

  • Importe aus Deutschland wachsen / Inländische Ketten expandieren

Warschau (GTAI) - Die Verkaufsaussichten für Bekleidung und Schuhe sind in Polen günstig. Inländische Ketten wie LPP, Bytom, Vistula und Monnari eröffnen weitere Geschäfte. Die Schuhkette CCC investiert 2016 rund 33 Mio. Euro in neue Verkaufsflächen, darunter in Deutschland. Das westliche Nachbarland ist der mit Abstand größte Abnehmer von Bekleidung aus Polen. Wachsender Beliebtheit erfreut sich im Inland auch Mode aus Deutschland, das Platz drei unter den Lieferländern belegt.

In Polen wächst die Nachfrage nach Bekleidung und Schuhen stetig. Die Marktforschungsfirma PMR (http://www.pmrpublications.com) erwartet 2016 Verkäufe im Wert von 35,3 Mrd. Zloty (Zl; rund 8,2 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,3283 Zl; Stand: 22.4.16). Der Preiskampf ist allerdings hart, und die Händler können ihre höheren Kosten, die sie aufgrund des gestiegenen US-Dollar haben, kaum auf die Kunden abwälzen. Das betrifft vor allem aus Fernost importierte Massenware, während die Aussichten für Ausstatter des gehobenen Segments besser sind.

Wert der Verkäufe von Bekleidung und Schuhen (in Mrd. Zl)
2012 2013 2014 20151) 20162) 20172)
28,7 28,9 31,8 33,4 35,3 37,1

1) Schätzung, 2) Prognose
Quelle: Marktforschungsfirma PMR

Die Firma für klassische Herrenbekleidung Bytom (http://www.bytom.com.pl) aus der gleichnamigen Stadt (Beuthen), die dieses gehobene Segment bedient, will dennoch ein Angebot auch für die breite Masse schaffen. Sie senkte im März 2016 ihre Preise. Um noch mehr Konsumenten zu erreichen, plant sie, ihre Verkaufsfläche von 10.300 qm im Frühjahr 2016 auf 15.000 qm bis Ende 2018 zu erhöhen. Die Anzahl ihrer Geschäfte soll gleichzeitig von 97 auf 120 steigen.

Qualitätseinbußen will Bytom durch Einsparungen bei den Einkäufen der Bekleidung vermeiden. Verhandlungen mit Vertretern von Be¬schaffungsmärkten werden laut dem Vorsitzenden der Firma, Michal Wojcik, geführt. Im Jahr 2019 sollen die Einzelhandelsumsätze von Bytom mit rund 250 Mio. Zl doppelt so hoch ausfallen wie 2015 (123 Mio. Zl). Die Firma will künftig das mittlere Segment zwischen Großmärkten mit Massenware und teuren Boutiquen mit in- und ausländischen Edelmarken bedienen.

Die beiden großen Rivalen Bytom und Vistula (http://vistula.pl) aus Krakow (Krakau) erhalten zunehmend Konkurrenz auch von kleineren Firmen. Vistula konnte 2016 den Fußball-Star Robert Lewandowski für Werbemaßnahmen gewinnen, der sich in Anzügen der Firma abbilden lässt.

Gute Entwicklungschancen spricht das Börsenmaklerbüro der Bank BZ WBK der kleineren Handelskette Monnari (http://www.emonnari.pl) zu, die ihre Verkaufsfläche bis 2019 verdoppeln könnte. Mit der Verbreitung von Bekleidungs- und Schuhketten geht eine Konsolidierung der Einzelhandelsstruktur einher, und die Anzahl der Geschäfte insgesamt sinkt.

Die Ketten Vistula, Bytom und Monnari expandieren nur im Inland, wo sie ihre Verkaufsflächen jährlich um 10 bis 25% vergrößern. Da nur ein Drittel der von Vistula und Bytom vertriebenen Kollektionen auf US-Dollar-Basis abgerechnet wird, trifft sie die starke Aufwertung der US-Währung nicht so hart wie den Hersteller von Massenware LPP. Dieser kauft fast seine gesamte Kollektion in Fernost gegen die US- Währung ein. Im Falle der Schuhkette CCC liegt dieser Anteil bei 40 bis 50%.

Anzahl der Geschäfte für Bekleidung und Schuhe
  2010 2011 2012 2013 2014
Bekleidung   32.100 30.700 29.400 28.700 28.400
Schuhe   7.610 7.464 7.215 7.029 6.86

Quelle: Bisnode

 
CCC strebt gen Westen

Die Handelskette CCC (http://ccc.eu), die auch im Ausland, darunter in Deutschland und Österreich vertreten ist, erwarb für über 200 Mio. Zl das Onlinegeschäft für Schuhe eobuwie.pl (http://www.eobuwie.pl). Für 2016 plant sie eine weitere kräftige Expansion, für die sie über 140 Mio. Zl aufbringen will. Ihre Verkaufsfläche soll sich mit mindestens 100.000 qm netto um 27%  vergrößern. Das teilte der Stellvertretende Vorsitzende von CCC, Piotr Nowjalis, mit.

Der Großteil der neuen Fläche (77.000 qm) ist im Ausland geplant, wo 110 Geschäfte eröffnet werden sollen. Im Focus stehen dabei Deutschland, Österreich und Rumänien. Im Inland sieht CCC die Schaffung von 23.000 qm in 40 Geschäften vor. Diese Pläne bedeuten eine Beschleunigung gegenüber 2015, als die Gesamtfläche um 66.000 qm netto (+22%) zugenommen hatte. Ende 2015 gab es im In- und Ausland 773 CCC-Geschäfte mit insgesamt 372.000 qm.

Prognosen für und Ergebnisse der Bekleidungs- und Schuhketten (in Mio. Zl)
Firma Einnahmen 2015 Einnahmen 2016 *)   Nettogewinn 2015   Nettogewinn 2016 *)
LPP 5.130 6.062 352 510
CCC 2.407 3.043 237 271
Vistula 517 565 31,5 38,5
Monnari 214 258 35,5 34,5
Bytom 131 160 13,3 16,1
CDRL 183 201 14,2 14,9
Gino Rossi 278 301 6,7 10,0
Wojas 220 240 6,3 8,4

*) Prognosen der Presseagentur Bloomberg, Februar 2016
Quelle: Tageszeitung Rzeczpospolita

Einer Prognose von Bloomberg zufolge werden die bedeutendsten Bekleidungs- und Schuhfirmen ihre Ergebnisse 2016 verbessern. Marktführer LPP bedient mit seinen Marken Reserved, Mohito, Cropp, House und Sinsay ein breites Publikum. Zum gehobenen Segment gehört seine neue Marke Tallinder, die er seit Februar 2016 in einem ersten Geschäft in Gdansk (Danzig) anbietet. Anfang 2019 soll es 30 Verkaufssalons der Marke Tallinder geben, die Vistula, Bytom und Prochnik Konkurrenz macht.

Marktanteile bei klassischer Herrenbekleidung 2014 (in %)
Vistula und Wolczanka Bytom  Prochnik  Übrige
30 14 6 50

Quelle: Tageszeitung Rzeczpospolita

LPP will 2016 seine Verkaufsfläche im In- und Ausland um 11 bis 13%, das heißt um etwa 90.000 qm erhöhen. Ende des Jahres könnten somit 1.716 Geschäfte zu der Gesellschaft gehören. Bislang befinden sich 23% der Verkaufsfläche von LPP in der Russischen Föderation und Ukraine. Die dort erzielten Gewinne wurden wiederum geschmälert durch die Abwertung der dortigen Währungen gegenüber dem Zloty.

Außenhandel nimmt zu.

Die polnischen Importe von Bekleidung übersteigen die Exporte. Gerade asiatische Länder konnten 2014 ihre Lieferungen erhöhen, aber auch Deutschland gehört zu den führenden Anbietern und verzeichnet Zuwächse. Unter den Abnehmerländern spielt Deutschland die mit Abstand wichtigste Rolle. Auf den weiteren Plätzen folgen die Niederlande, Tschechien, Österreich, Schweden und andere meist europäische Länder.

Außenhandel mit Bekleidung aus gewebten Stoffen (in Mio. Zl)
Zolltarifposition 6201 bis 6209 2012 2013 2014
Import, darunter 5.251,0 5.392,4 6.910,0
VR China 2.319,4 2.115,3 2.532,3
Bangladesch   666,6 758,4 1.019,2
Deutschland   278,8 522,1 607,7
Türkei   333,0 290,6 404,3
Indien   264,5 258,8 329,9
Export, darunter   5.416,9 5.895,4 6.830,1
Deutschland   2.628,9 2.997,3 3.677,7

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

Obwohl Polen in starkem Maße Bekleidung nach Deutschland liefert, fällt es den Firmen nicht leicht, im westlichen Nachbarland mit eigenen Geschäften und ihren Marken Fuß zu fassen. LPP eröffnete im September 2014 seine erste Filiale in Deutschland, im Frühjahr 2016 waren es bereits zwölf. In drei Jahren sollen es 30 sein. Im Jahr 2015 erwirtschafteten die deutschen LPP-Filialen rund 94 Mio. Zl, die aber wahrscheinlich aufgrund der Investitionskosten und Werbemaßnahmen noch keinen Gewinn abwarfen.

Außenhandel mit Bekleidung aus Gewirken und Gestricken (in Mio. Zl)
Zolltarifposition 6101 bis 6114 2012 2013 2014
Import, darunter 4.990,3 5.191.,6 6.748,2
VR China   1.575,2 1.574,1 1.970,7
Bangladesch   963,9 903,2 1.258,8
Deutschland   349,2 538,1 723,8
Türkei   479.3 512,9 628,7
Kambodscha   278,4 235,4 464,3
Export, darunter 4.150,1 4.521,4 5.108,9
Deutschland   1.794,8 1.888,0 2.343,8

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

Im Jahr 2015 stiegen die polnischen Exporte von Bekleidung, Accessoires und anderen Textilprodukten sowie die von Schuhen weiter an.

Export von Bekleidung, Accessoires, Textilien und Schuhen (in Mrd. Zl)
  2010 2011 2012 2013 2014 2015
Bekleidung, Accessoires, Textilien 12,0 13,5 13,9 15,1 17,3 21,4
Schuhe   1,6 1,9 2,4 3,0 3,3 4,0

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

In die kasachische Leichtindustrie wird mehr investiert © Nikolai Fokscha/ pixelio.de
26.04.2016

IN DIE KASACHISCHE LEICHTINDUSTRIE WIRD MEHR INVESTIERT

  • Sonderwirtschaftszone Ontustik wird zu wichtigem Branchenzentrum

Almaty (GTAI) - Zwar ist die kasachische Textilindustrie weit entfernt von den Produktionszahlen zu Sowjetzeiten. Real konnten in den letzten Jahren aber Zuwächse erzielt werden. Gegen den allgemeinen Trend haben die Importe von Textilmaschinen 2015 kräftig zugelegt. Negativ wirken sich auf die Branchenentwicklung aber der Fachkräftemangel und der kleine Binnenmarkt aus. Die Sonderwirtschaftszone Ontustik in Schymkent könnte zu einem wichtigen Zentrum der Leichtindustrie werden.

  • Sonderwirtschaftszone Ontustik wird zu wichtigem Branchenzentrum

Almaty (GTAI) - Zwar ist die kasachische Textilindustrie weit entfernt von den Produktionszahlen zu Sowjetzeiten. Real konnten in den letzten Jahren aber Zuwächse erzielt werden. Gegen den allgemeinen Trend haben die Importe von Textilmaschinen 2015 kräftig zugelegt. Negativ wirken sich auf die Branchenentwicklung aber der Fachkräftemangel und der kleine Binnenmarkt aus. Die Sonderwirtschaftszone Ontustik in Schymkent könnte zu einem wichtigen Zentrum der Leichtindustrie werden.

Die Textil-, Bekleidungs- und Lederwarenindustrie zählte einst zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Kasachstan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben die drei im Land als Leichtindustrie bezeichneten Sektoren jedoch stark an Bedeutung verloren. Im Jahr 2015 trugen sie lediglich 1,2% zum Gesamtausstoß im verarbeitenden Gewerbe bei. Im Vergleich zu 2008 (0,9%) stieg der Anteil zuletzt aber wieder leicht.

Hand in Hand mit der Währungsabwertung wies der Ausstoß der Branche gerechnet in US$ zuletzt deutlich nach unten. Der Gesamtausstoß bezifferte sich 2015 auf 320 Mio. US$. Real konnten 2014 (+4,0%) und 2015 (+3,4%) aber Produktionszuwächse erzielt werden.  

Entwicklung der Produktion in der Leichtindustrie (Angaben in Mio. US$) 1)
  2013 2014 2015 Veränderung 2015/14 2)
Verarbeitendes Gewerbe, darunter   38.471 33.999 25.936 0,2
Leichtindustrie, davon 427 353 320 3,4
Textilindustrie 208 148 155 0,5
Bekleidungsindustrie 193 166 136 6,1
Lederwarenindustrie 27 39 29 3,1

   1) Umrechnung zum jeweiligen Jahreswechselkurs; 2) reale Veränderung in %
Quelle: Agentur für Statistik, Astana

Investitionen in Leichtindustrie steigen

Die Bruttoanlageinvestitionen in die Leichtindustrie wiesen in den letzten Jahren einen Aufwärtstrend auf. Nach Angaben des kasachischen Statistikamtes wuchsen die Kapitalanlagen von 2012 bis 2015 von 18,5 Mio. auf 45,6 Mio. $. Eine Rolle hierbei spielte die Unterstützung von Modernisierungsvorhaben durch staatliche Förderprogramme.  

Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen in die Leichtindustrie (Angaben in Mio. US$) *)
  2013 2014 2015
Verarbeitendes Gewerbe, darunter 4.514,9  4.065,8 3.491,8
Textilindustrie      32,6 23,0 21,7
Bekleidungsindustrie      4,6 4,1 23,2
Lederwarenindustrie      0,4 11,3 0,8

 *) Umrechnung zum jeweiligen Jahreswechselkurs
Quelle: Agentur für Statistik, Astana

Der jüngste Anstieg der Investitionen spiegelt sich bei den Importen von Maschinen und Ausrüstungen für die Branche wider. Gegen den allgemeinen Trend stiegen 2015 die Einfuhren von Textilmaschinen (HS-Warenpositionen 8444 bis 8453, ohne 8450) nominal um 28,3% auf 35,2 Mio. $. Ein Grund für den starken Zuwachs liegt jedoch auch am schwachen Vorjahr (2013: 40,3 Mio. $; 2014: 27,5 Mio. $). Die Importe bewegen sich jedoch deutlich über dem Niveau der Jahre 2010 und 2011 mit durchschnittlichen Einfuhren in Höhe von knapp 16 Mio. $. Wichtigstes Lieferland von Textilmaschinen ist die VR China. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bezifferten sich die Exporte aus Deutschland 2015 auf 4,3 Mio. Euro (2014: 4,4 Mio. Euro).

Leichtindustrie leidet weniger unter Wirtschaftskrise als andere Sektoren

Derzeit leidet die kasachische Wirtschaft unter dem Einbruch der Rohstoffpreise und die Konsumenten mussten wegen der Währungsabwertung enorme Kaufkraftverluste hinnehmen. Die Leichtindustrie ist allerdings weniger von der negativen Wirtschaftslage betroffen. In die Hände spielen ihr die Verteuerung importierter Textilwaren und ein Gewinn an Wettbewerbsfähigkeit dank der gesunkenen Löhne. Allerdings ist der Sektor sowohl bei Maschinen als auch bei Vorprodukten sehr stark auf Importe angewiesen.

Laut letztverfügbaren Angaben des Statistikamtes lag der durchschnittliche Verdienst in der Textilindustrie 2014 bei 52.800 Tenge (T) pro Monat, was einem Wert von 294 $ entsprach. Umgerechnet zum aktuellen Wechselkurs hingegen ist der Betrag - ohne Berücksichtigung von Lohnsteigerungen - auf 150 $ zusammengeschmolzen.

Hand in Hand mit der gestiegenen Kaufkraft hatten sich Kasachstans Importe von Textilerzeugnissen von 2006 bis 2014 von 332 Mio. auf knapp 2,1 Mrd. $ vervielfacht. Im Jahr 2015 wurde der Aufwärtstrend gestoppt. Die Einfuhren brachen nominal um 38,6% auf knapp 1,3 Mrd. $ ein. Importe kamen 2014 und 2015 auf einen Anteil von 91% am Marktvolumen.

Kasachstans Importe von Textilerzeugnissen (in Mio. US$) 1)
2006 2008 2010 2012 2014 2015 Veränderung 2015/14 2)
332 429 394 1.458 2.087 1.281 -38,6

1) HS-Zolltarifpositionen 50 bis 67; 2) nominale Veränderung in %
Quellen: UN Comtrade, Zollkomitee der Republik Kasachstan, Eurasische Wirtschaftskommission

Marktvolumen für Textilerzeugnisse (in Mio. US$; Veränderung nominal in %)
  2014 2015 Veränderung 2015/14
Importe 1) 2.087 1.281 -38,6
Exporte 1)   147 186 26,5
Lokale Produktion 2) 353 320 -9,3
Marktvolumen      2.293 1.415 -38,3

 1) HS-Zolltarifpositionen 50 bis 67; 2) Produktion in der Leichtindustrie
Quellen: Agentur für Statistik, Zollkomitee, Eurasische Wirtschaftskommission

Leichtindustrie bietet Entwicklungspotenzial

Voraussetzungen für eine stärkere Entwicklung der Leichtindustrie sind in Kasachstan gegeben, doch bleiben Schwachpunkte. Hierzu zählt laut Angaben von Ljubow Chudowa, der Präsidentin des Verbandes der Leichtindustrieunternehmen, ein großer Fachkräftemangel. Hinzu kommen die geringe Größe des kasachischen Binnenmarktes und die weiten Entfernungen im Land.

Andererseits verfügt die Steppenrepublik über ein großes Potenzial in der Viehwirtschaft, die Ressourcen wie Leder und Wolle bereitstellen kann. Hinzu kommt der Anbau von Baumwolle im Gebiet Südkasachstan. Allerdings ist Kasachstan in diesen Bereichen im Weltmaßstab nur ein kleiner Player. Die Weiterverarbeitung der Rohprodukte ist noch wenig entwickelt. So gehen laut Angaben der Gebietsverwaltung von Südkasachstan 90% der im Land erzeugten Baumwolle in den Export. Gleichzeitig müssen die Branchenunternehmen den Großteil ihrer Vorprodukte importieren.

Sonderwirtschaftszone Ontustik in Schymkent

Zu einem wichtigen Zentrum der Leichtindustrie könnte künftig die Sonderwirtschaftszone (SWZ) Ontustik werden, die 2005 in Schymkent (Gebiet Südkasachstan) gegründet wurde. Schwerpunkte der SWZ sind die Leicht- und Papierindustrie.

Wie in den anderen SWZ in Kasachstan gelten für die angesiedelten Firmen eine Reihe von Vergünstigungen bei Zöllen und Steuern sowie Vereinfachungen bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte. Hinzu kommen Tarife für Strom, Wasser und Gas, die 35% unter dem lokalen Niveau liegen.

In der SWZ haben bislang acht Unternehmen den Betrieb aufgenommen, in deren Bau 144 Mio. $ investiert wurden. Bis 2020 sollen laut Angaben der Betreiberfirma UK SEZ Ontustik zwölf weitere hinzukommen. Mit der Gründung der Eurasischen Wirtschaftsunion habe sich das Interesse ausländischer Unternehmen an Firmenansiedlungen erhöht. Die Verwaltung des Parks strebt an, das Profil der SWZ auf weitere Bereiche des verarbeitenden Gewerbes auszuweiten wie zum Beispiel die Pharmaindustrie.   

Konzentrationsprozess in Leichtindustrie

Von 2010 bis 2014 ist die Zahl der Branchenfirmen von 565 auf 455 gesunken. Einen Überblick über die wichtigsten Unternehmen bietet die Internetseite des Verbandes der Leichtindustrieunternehmen.

Internetadressen
Sonderwirtschaftszone Ontustik
Internet: http://www.sez-ontustik.kz
Verband der Leichtindustrieunternehmen der Republik Kasachstan
Internet: http://www.aplp.kz

Ägyptens Textilverarbeiter investieren auch in harten Zeiten © Rainer Sturm/ pixelio.de
19.04.2016

ÄGYPTENS TEXTILVERARBEITER INVESTIEREN AUCH IN HARTEN ZEITEN

  • Konkurrenzdruck erfordert Modernisierungen
  • Rückläufige Exporte aufgrund von Energie- und Devisenmangel

Kairo (gtai) - Ägypten verfügt mit einer vertikal integrierten Textil- und Bekleidungsindustrie über eine starke Basis. Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sind aber modernere Ausrüstungen und innovative Produkte erforderlich. Auch die Kooperation mit lokalen Zulieferern ist ausbaufähig. Regierungspläne sehen zwei neue Textilindustriezonen vor. Die Importe von Textil- und Ledermaschinen lagen in den ersten drei Quartalen 2015 bei 135 Mio. US$. Davon entfielen 17% auf deutsche Lieferungen. 

  • Konkurrenzdruck erfordert Modernisierungen
  • Rückläufige Exporte aufgrund von Energie- und Devisenmangel

Kairo (gtai) - Ägypten verfügt mit einer vertikal integrierten Textil- und Bekleidungsindustrie über eine starke Basis. Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sind aber modernere Ausrüstungen und innovative Produkte erforderlich. Auch die Kooperation mit lokalen Zulieferern ist ausbaufähig. Regierungspläne sehen zwei neue Textilindustriezonen vor. Die Importe von Textil- und Ledermaschinen lagen in den ersten drei Quartalen 2015 bei 135 Mio. US$. Davon entfielen 17% auf deutsche Lieferungen. 

Die Situation der Textil- und Bekleidungsindustrie in Ägypten bietet reichlich Stoff sowohl für Optimisten als auch für Schwarzmaler. Technische Modernisierungen der Betriebe und eine Fokussierung auf Produkte mit höherer Wertschöpfung bieten Chancen. Potenzial hat auch eine bessere Verzahnung der Fertigungsstufen. Hierzu gehören Webanlagen und Wäschereien für Jeansstoff, Spinnereien und Webereien. Als ausbaufähige Produktgruppen gelten Unterwäsche, hochwertige Strickwaren und Stoffe. So könnten die Vorteile Ägyptens besser zur Geltung kommen. Dazu zählen eine günstige geografische Lage, die Nähe zu wichtigen Absatzmärkten und eine Vielzahl von Handelsabkommen. Laut der American Chamber of Commerce liefern ägyptische Hersteller bereits Bekleidung für internationale Marken wie Calvin Klein, Disney, Gap, Timberland und Zara.

Den Chancen stehen jedoch etliche Schwierigkeiten gegenüber. Auch die Textil- und Bekleidungsbranche wurde von der Energiekrise und dem Devisenmangel getroffen. Viele Unternehmen verfügen nur über eine geringe Liquidität. Forschung und Entwicklung kommen seit Jahren zu kurz, obwohl es auch positive Beispiele innovativer Firmen gibt. Viele Produzenten mussten in den letzten Jahren schließen. Aufgrund der Risiken im Sektor halten sich Banken bei der Kreditvergabe zumeist zurück.

Besonders notwendig wären moderne Technologie und Produktinnovationen angesichts des Konkurrenzdrucks aus dem Ausland. Das vergleichsweise geringe Lohnniveau in Ägypten ist höher als bei asiatischen Wettbewerbern. Daraus erwachsen Probleme hinsichtlich der Exportchancen und auch mit Blick auf den inländischen Absatzmarkt. Hier gewinnt Importware an Boden, zumal ägyptische Hersteller in den vergangenen Jahren Preise angehoben haben. Als Verstärker wirken der relativ hohe Außenwert des ägyptischen Pfundes und die Inflationsrate von dauerhaft rund 10%.   

Der Kostendruck erschwert es den Fabriken, gut ausgebildete Arbeitnehmer anzuziehen, was sich auch in einer hohen Fluktuation ausdrückt. Mehrfach legten seit 2008 Streiks Produktionsstätten lahm. Branchenexperten beklagen ein niedriges Ausbildungsniveau und mangelnde Effizienz. Eine Gegenmaßnahme der Unternehmen sind Kurse für ihre Mitarbeiter.

Lokaler Anbau deckt nicht den Baumwollbedarf der Textilhersteller

Obwohl in Ägypten im großen Stil Baumwolle angebaut wird, passen die Sorten nicht zum Bedarf der meisten lokalen Spinnereien. Das Land ist berühmt für hochwertige, weiche und haltbare langstapelige Baumwolle, während die Fabriken mittlerweile kurz- und mittelstapelige Baumwolle nachfragen. Die Exporte sehen sich starker Konkurrenz seitens der US-amerikanischen Pima-Baumwolle gegenüber. Ägyptische Textil- und Bekleidungsunternehmen importieren hingegen meistens ihren Rohstoff, vor allem aus Griechenland, den USA, Burkina Faso und Benin. Im Ergebnis wird hochwertige Rohbaumwolle exportiert und nicht wertschöpfungsintensiv im Inland verarbeitet, während knappe Devisen in den Import ausländischer Baumwolle fließen.

Für Unruhe in der Branche sorgen kurzfristige gesetzgeberische Veränderungen. So wurde im Sommer 2015 der Import von Baumwolle verboten, nach einer Woche jedoch wieder erlaubt. Inländische Baumwollfarmer leiden besonders unter dem Subventionsabbau, der den Anbau selbst und Düngemittel betrifft. Zahlreiche Bauern weichen auf andere Feldfrüchte aus, da sich Baumwolle oft nicht mehr rechnet und hohe Lagerbestände aufgelaufen sind.

Ägypten verfügt über eine vertikal integrierte Textil- und Bekleidungsindustrie. Diese steht für etwa 25% der Industrieproduktion des Landes und ebenfalls ein Viertel der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe. Die größte Produktgruppe ist Bekleidung, außerdem spielen Stoffe sowie Filamentgarn und -fasern eine wichtige Rolle. Etwa 50 bis 60% der Spinnerei-, Weberei- und Falzkapazitäten befinden sich in öffentlicher Hand, während Privatunternehmen zu 90% die Bekleidungsproduktion dominieren. Regionale Schwerpunkte sind der Großraum Kairo, das Nildelta und Alexandria. Im Februar 2015 zählte die General Authority for Investment and Free Zones 4.594 Textil- und Bekleidungsunternehmen mit Gesamtinvestitionen von knapp 6 Mrd. US$. Davon entfielen 4.399 auf das Inland und 196 auf spezielle Freizonen.

Große Textil- und Bekleidungshersteller in Ägypten (Auswahl)
Name      Internetadresse
Abo El Sebaa Weaving Company http://abo-elsebaa.com
Al-Arafa Investment and Consulting http://arafaholding.com  
Alexandria Spinning & Weaving Co. (SPINALEX) http://spinalex.com  
Chourbagi Moderne for Clothing and Textiles S.A.E. "Charmaine" http://www.charmaine.com.eg
Egyptian Spinning & Weaving Company (ESW)   http://egyptianspinning.com  
El-Nasr Clothes and Textiles (KABO) http://www.kabo.com.eg
Misr Spinning and Weaving (El Mahala el Kobra)    http://www.misrhelwantextile.com
Oriental Weavers http://www.orientalweavers.com

Quellen: Invest in Egypt, Recherchen von Germany Trade & Invest

Schwächere Exportergebnisse für Textilien und Bekleidung in 2015

Mit einem Exportvolumen von zuletzt knapp 2,7 Mrd. US$ in 2014 stellen Textilien und Bekleidung das viertwichtigste Ausfuhrgut Ägyptens. Auf der Basis der ersten neun Monate 2015 ist allerdings ein schwächeres Jahresergebnis als 2014 zu erwarten. Größte Zielmärkte sind mit weitem Abstand die EU und die USA.

Ägyptische Exporte von Textilien und Bekleidung (HS 52, 54, 55, 57 und 60-63; in Mio. US$)
2013 2014 2015
2.843 2.695 1.848

*) Januar bis Ende September // Quelle: UN Comtrade

Allen Widrigkeiten zum Trotz investieren die ägyptischen Textil- und Bekleidungsunternehmen weiterhin in ihre Ausrüstungen. ESW kündigte im September 2015 an, acht Tochterunternehmen circa 19 Mio. US$ für reaktivierte und neue Produktionslinien zur Verfügung zu stellen. Die tschechische Pegas Nonwovens hat eine weitere Fertigungsanlage für ihr ägyptisches Werk in Auftrag gegeben. Die Importe von Textil- und Ledermaschinen aus Deutschland sind stabiler als die gesamten Einfuhren. Nach den ersten drei Quartalsergebnissen steht fest, dass die deutschen Lieferungen 2015 höher als 2014 ausfallen werden.

Einfuhr von Textil- und Ledermaschinen nach Ägypten (HS 8444-49 und HS 8451-53; in Mio. US$)
Land 2013 2014 2015
Importe gesamt 203,6 151,6 135,0
davon aus Deutschland 27,2 22,3 22,9

*) Januar bis Ende September
Quelle: UN Comtrade

Die ägyptische Regierung hat angekündigt, zwei Industriezonen für Textilien in Borg El Arab und der 6th of October City bei Kairo aufzubauen. Im August 2015 führte die chinesische Gondong Group erste Gespräche über eine mögliche Investition in Ägypten.

Internetadressen

Cotton Research Institute
Internet: http://www.arc.sci.eg
Egyptian Textile Development Association
Internet: http://www.etda-egypt.org
Egy Stitch & Tex (internationale Ausstellung in Kairo)
Internet: http://www.egystitchandtex.com
Industrial Development Authority
Internet: http://www.ida.gov.eg
Industrial Modernisation Centre
Internet: http://www.imc-egypt.org
Industrial Union of Garments - Chamber of Textiles Industries
(im Dachverband Federation of Egyptian Industries)
Internet: http://www.fei.org.eg
Home Textile Export Council
Internet: http://www.egyptianhometextiles.org
National Research Center (mit Textile Industries Division)
Internet: http://www.nrc.sci.eg
Ready Made Garments Export Council
Internet: http://www.rmgec-egypt.com
Textile Export Council
Internet: http://www.textile-egypt.org

Vietnams Bekleidungsindustrie erlebt Investitionsboom ©Beckmann Agency
12.04.2016

VIETNAMS BEKLEIDUNGSINDUSTRIE ERLEBT INVESTITIONSBOOM

  • Freihandelsabkommen ziehen Hersteller an
  • Anteil an lokaler Wertschöpfung soll steigen

Hongkong (gtai) - Vietnam ist einer der wichtigsten Produktionsstand-orte der Bekleidungsindustrie. Bereits in den vergangenen Jahren war das Land Anziehungspunkt für Einkäufer aus aller Welt. 2014 machten Textilien und Bekleidung 22% der Warenexporte aus, 2015 war Vietnam nach Angaben der staatlichen Vinatex viertgrößter Bekleidungsexporteur der Welt. Das durch die Freihandelsabkommen mit der EU und den Pazifikanrainern erwartete Wachstum erfordert Investitionen in die Zulieferindustrie.

  • Freihandelsabkommen ziehen Hersteller an
  • Anteil an lokaler Wertschöpfung soll steigen

Hongkong (gtai) - Vietnam ist einer der wichtigsten Produktionsstand-orte der Bekleidungsindustrie. Bereits in den vergangenen Jahren war das Land Anziehungspunkt für Einkäufer aus aller Welt. 2014 machten Textilien und Bekleidung 22% der Warenexporte aus, 2015 war Vietnam nach Angaben der staatlichen Vinatex viertgrößter Bekleidungsexporteur der Welt. Das durch die Freihandelsabkommen mit der EU und den Pazifikanrainern erwartete Wachstum erfordert Investitionen in die Zulieferindustrie.

Die vietnamesischen Bekleidungsexporte betrugen 2015 rund 27 Mrd. US$. Im Jahr 2016 werden sie um 8% steigen, schätzt die Vietnam National Textile and Garment Group (Vinatex). Knapp 30 Mrd. $ an Branchenprodukten würden dann ausgeführt werden und Vietnam einen Platz unter den vier größten Exportländern sichern. Der Weltmarkt hingegen stagniert. Die Branche trägt knapp 10% zur industriellen Wertschöpfung des Landes bei, 2,5 Mio. Menschen finden dort Arbeit.

Wichtigster Exportmarkt bleibt die USA. Die Ausfuhren dorthin sind laut Vinatex 2015 um 13% gestiegen. Die Gruppe beherrscht die Textilproduktion im Land, zu ihr gehören Garment 10, Phong Phu Textile and Garment Corporation, Viet Tien Garment und Hoa Tho Textile and Garment. Vinatex selbst exportierte Produkte im Wert von von 3,5 Mrd. $, das entspricht einem Zuwachs von 10%.

TPP verspricht Vorteile

Die Branche setzt große Hoffnung auf das im Februar 2016 unterzeichnete Freihandelsabkommen Trans-Pacific Partnership (TPP), in dem neben den USA, Japan und Vietnam elf Pazifikanrainerstaaten Zollsenkungen und einen verbesserten Marktzugang vereinbart haben. Sollte der Ratifizierungsprozess in allen Ländern erfolgreich sein, würde das Abkommen im Februar 2018 in Kraft treten. Analysen zeigen, dass Vietnam einer der Hauptgewinner wäre, unter anderen aufgrund der niedrigsten Lohnkosten im Vergleich aller beteiligten Länder. Das Abkommen wird deshalb von der großen Mehrheit der Bevölkerung begrüßt.

Vorprodukte müssen importiert werden

Die Wettbewerbsfähigkeit Vietnams wird durch das Abkommen laut Experten besonders im Bereich Textilien und Bekleidung erhöht. Denn rund 70% der Textilausfuhren gehen in TPP-Mitgliedsländer. Trotz der jährlichen Wachstumsraten von 15 bis 20% blieb die Wertschöpfung im Land aber gering. Die Einfuhren von Grundstoffen und Zubehör sind hoch und betrugen 2015 insgesamt 16,5 Mrd. $. Denn von den 5.028 Textilbetrieben in Vietnam (Ende 2013) sind 90% Bekleidungshersteller, also Nähereien. Dagegen gibt es gerade einmal vier baumwollverarbeitende und zwei Kunstfasern produzieren Firmen.

Importe der Textilindustrie (in Mio. US $; Veränderung zum Vorjahr in %)
  2014 2015 Veränderung
Baumwolle      1.443 1.623 12.5
Fasern      1.559 1.515 -2,8
Stoffe      9.428 10.197 8,2
Zubehör      3.031 3.193 5,3
Summe      15.461 16.528 6,9

Quelle: Vietnam Textile and Apparel Association (Vitas)

Die Branche steht vor einer Herausforderung: Denn TPP bietet die zollfreie Einfuhr nur dann, wenn 55% der Wertschöpfung in den Mitgliedsstaaten erbracht wird. Für den Textilbereich wird dies als "Yarn-Forward Rule" bezeichnet, also alles ab dem Garn. In Vietnam liegt der Anteil der Wertschöpfung derzeit bei 25%.

Der Text des Abkommens ist online verfügbar (http://www.tpp.mfat.govt.nz/text). Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem Textil- und Bekleidungssektor und beinhaltet wichtige Anhänge zu den Ursprungsregeln. TPP dürfte Investitionen ins Land locken, denn die Wertschöpfungskette ist noch lückenhaft: Garne und Stoffe werden meist aus ostasiatischen Ländern eingeführt.

Wertschöpfungsregeln erfordern Investitionen

Auch das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam, das am 4.8.15 vereinbart wurde, soll den Warenaustausch forcieren. Der Anteil der Bekleidungsimporte der EU aus Vietnam liegt bei gerade einmal 3%. Das Land rangiert damit auf Rang sechs der Lieferanten. In den USA, Japan und Südkorea ist Vietnam hingegen der zweitgrößte Bekleidungslieferant.

Nach der Ratifizierung würde TPP schrittweise über 99% aller Zölle abschaffen. Textilien aus Vietnam wären in einem Zeitraum von maximal
sieben Jahren zollfrei. Dafür definiert TPP klare Ursprungsregeln (http://trade.ec.europa.eu/doclib/press/index.cfm?id=1437).

Wenn Investitionen ins Land fließen und die Lieferkette stärken, könnte sich der Wert der Bekleidungsexporte Vietnams bis 2020 verdoppeln, so mutige Schätzungen. Dann soll die jährliche Produktion von Garnen 2 Mio. t, die von Stoffen 2 Mrd. qm und die von Bekleidung 6 Mrd. Stück betragen. Der Exportwert soll dann 45 bis 50 Mrd. $ betragen, so die Vietnam Textile and Apparel Association (Vitas). Dafür bedarf es neuer Textilmaschinen. Bislang waren vor allem chinesische Produkte gefragt, aber auch für deutsche Anbieter eröffnen sich Chancen.

Produktionskapazitäten der vietnamesischen Textilindustrie
Sektor Jährliche Kapazität
Baumwollentkörnung (1.000 t) 70
Kunstfasern (1.000 t)    400
Filamentgarne (1.000 t) 182
Spinnen (1.000 t)    900
Weben (Mio. m2) 800
Stricken (1.000 t)   110
Vliesstoff (1.000 t) 16
Färben und Finishing (Mio. m2)   1200
Frottierstoff (1.000 t) 62
Bekleidung (Mio. Stück)    4000

Quelle: Vitas

Allerdings sehen viele Branchenvertreter in Vietnam TPP auch kritisch, denn durch das Abkommen könnten große Marktteilnehmer den Wettbewerb intensivieren. Die kleinen und mittleren Firmen sind mit ihrer veralteten Technik, Kapitalmangel und geringem Know-how kaum konkurrenzfähig. Sie fordern staatliche Hilfen in Form von Steuernachlässen und Subventionen für Grundstücke. Die Bank for Investment and Development of Vietnam hat für die nächsten fünf Jahre bereits 2 Mrd. $ für die Unterstützung der Branche bereitgestellt.

Investitionen in regionale Zentren

Große Investitionen gibt es schon jetzt: Die TAL Group aus Hongkong, einer der weltgrößten eigentümergeführten Bekleidungsproduzenten, hat 600 Mio. $ in Fabriken in der Dai An Industry Zone in der Provinz Hai Duong investiert, vor allem für die Garnfärbung und die Endfertigung. Haputex Development, das ebenfalls aus Hongkong stammt, hat für 120 Mio. $ in der Provinz Binh Duong eine zwölf Hektar große Garnweberei aufgebaut, die 2016 in den Betrieb gehen soll. Dort baut das südkoreanische Unternehmen Kyungbang für 40 Mio. $ ebenfalls eine Spinnerei. Die Texhong Textile and Garment Group errichtet für 300 Mio. $ eine Garnfabrik in Quang Ninh. Und in Nam Dinh baut die Yulun Jiangsu Textile Group, ein staatliches Unternehmen aus China, für 68 Mio. $ eine Fabrik für die Herstellung und Färbung von Garn.

Investitionen ziehen vor allem die Regionen Ninh Binh, Hue, Binh Duong und Ham Dinh an, ebenso wie das kostengünstige Mekong-Delta. Neue Zielregionen liegen an den Grenzen zu Laos und Kambodscha, wie etwa das Gebiet Tay Nguyen. Als größte vietnamesische Gruppe investiert auch Vinatex in neue Kapazitäten und gibt sich in Interviews überzeugt, bis 2020 einen lokalen Wertschöpfungsanteil von 65% in fertigen Produkten zu erreichen.

Zielmärkte vietnamesischer Bekleidungsexporte (in Mio. US$; Veränderung zum Vorjahr in %)
  2014 2015 Veränderung
USA 9.841 10.984 11,6
EU 2.261 3.325 47,1
Japan 2.092 2.163 3,4
Korea (Rep.) 2.092 2.163 3,4
Gesamt 24.692 27.021 9,4

Quelle: Vietnam Textile and Apparel Association (VITAS)

Kontaktanschrift:
Vietnam Textile and Apparel Association (VITAS)
2nd Floor, 32 Trang Tien Str., Hoan Kiem District, Hanoi, Vietnam
Tel.: 0084 4/39 36 41 34; Fax: -39 34 98 42
Email: info@vietnamtextile.org.vn; Internet: http://www.vietnamtextile.org.vn

 

Dorfleben www.kappisdesign.de
22.03.2016

IMPORTVERBOT VON GEBRAUCHTKLEIDUNG SOLL OSTAFRIKAS TEXTILINDUSTRIE FÖRDERN

Beobachter zweifeln Erfolg der geplanten Maßnahmen an / Ambitionen auch in der Kfz-Industrie

Nairobi (gtai) - Die Staaten der Ostafrikanischen Gemeinschaft wollen binnen drei Jahren die Importe von gebrauchter Bekleidung und gebrauchten Schuhen unterbinden. Längst untergegangene Textil- und Bekleidungsindustrien sollen so zu neuem Leben erweckt werden. Geplant ist ferner, den Import von Gebrauchtwagen zu erschweren, um eine lokale Kfz-Montage zu fördern. Vor allem der ugandische Staatschef Yoweri Museveni träumt vom Aufbau einer eigenen Kfz-Industrie.

Der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), der neben Uganda auch Kenia, Tansania, Ruanda und Burundi angehören, dienen dabei andere Länder als Vorbilder. So soll ein solches Verbot zum Aufbau lebhafter Textilindustrien in Ghana, Ägypten, Äthiopien, Indien und Vietnam geführt haben.

Beobachter zweifeln Erfolg der geplanten Maßnahmen an / Ambitionen auch in der Kfz-Industrie

Nairobi (gtai) - Die Staaten der Ostafrikanischen Gemeinschaft wollen binnen drei Jahren die Importe von gebrauchter Bekleidung und gebrauchten Schuhen unterbinden. Längst untergegangene Textil- und Bekleidungsindustrien sollen so zu neuem Leben erweckt werden. Geplant ist ferner, den Import von Gebrauchtwagen zu erschweren, um eine lokale Kfz-Montage zu fördern. Vor allem der ugandische Staatschef Yoweri Museveni träumt vom Aufbau einer eigenen Kfz-Industrie.

Der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), der neben Uganda auch Kenia, Tansania, Ruanda und Burundi angehören, dienen dabei andere Länder als Vorbilder. So soll ein solches Verbot zum Aufbau lebhafter Textilindustrien in Ghana, Ägypten, Äthiopien, Indien und Vietnam geführt haben.

Gebrauchte Bekleidung ist Ostafrika sehr beliebt. Mit etwas Glück kann man für wenig Geld gut erhaltene westeuropäische Markenware ergattern oder auch Schuhübergrößen, wie sie lokal gar nicht angeboten werden. So mancher Teenager aus den teuren Villenvororten der Hauptstädte macht sich einen Spaß daraus, gebrauchte T-Shirts mit exotischen Aufdrucken zu Preisen von umgerechnet 0,45 Euro zu kaufen. Dank der Second-Hand-Importe tragen selbst männliche Slumbewohner wie selbstverständlich einen westlichen Anzug und Mädchen oder junge Frauen eine breite Palette schicker westlicher Kleidung.

Deutsche Exporte von Altwaren und Lumpen der SITC 269 in Länder der Ostafrikanischen Gemeinschaft (in Mio. Euro)

Abnehmerland 2014 2015 *)
Kenia 8,61 7,74
Uganda 4,92 4,48
Tansania 1,87 4,81
Ruanda 0,12 0,14
Burundi 0,31 0,02
Gesamt 15,83 17,19
Deutsche Exporte weltweit 390,64 388,55

1) Vornehmlich augenscheinlich gebrauchte Bekleidung, Decken und Haushaltswäsche aus Spinnstoffen sowie Schuhe, die lose in Massenladungen oder Ballen gestellt sind. 2) vorläufig
Quelle: Destatis

Politiker versprechen Hundertausende neue Arbeitsplätze
Während sich ostafrikanische Politiker damit brüsten, auf diese Weise Hundertausende Arbeitsplätze schaffen zu können, wiegeln Ökonomen ab: "Die Gründe warum die Menschen in Ostafrika gerne gebrauchte Kleidung kaufen sind leicht aufgezählt", sagt Scolastica Odhiambo, Wirtschaftsprofessor an der kenianischen Maseno-Universität: "Sie ist billiger, von guter Qualität und bietet Vielfalt." Die regionale Textilindustrie hätte derweil nicht die Kapazitäten, die Nachfrage zu befriedigen. Zudem produziere sie in den Augen der lokalen Bevölkerung keine Qualität. Der einzige lokale Hersteller von Schuhen ist derweil das Unternehmen Bata, dass allerdings vornehmlich Schuhe für Schüler und einen lokalen Mittelstand herstellt. Im oberen Preissegment ist Bata dagegen auf Importe angewiesen.

In einer Frist von drei Jahren ist es nach Ansicht von Beobachtern schlichtweg unmöglich, die lokale Textilindustrie so auszubauen, dass sie die Nachfrage quantitativ und qualitativ befriedigen kann. Diese Zeit ist auch zu kurz, um alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für die Hundertausenden von Second-Hand-Kleiderhändler zu finden, die mit ihren Familien von dem Mitumba-Geschäft (Mitumba = Ballen) leben.

Niedergang der Industrie seit den 1980ern
Sollten die ostafrikanischen Staaten tatsächlich versuchen wollen, eine leistungsfähige Textilindustrie aufbauen zu wollen, müssten sie fast von Grund auf neu anfangen. Dabei war die ostafrikanische  Baumwollproduktion Mitte der 1980er noch auf der Höhe. Tansania habe damals 700.000 Ballen (à 185 kg) Baumwolle produziert, berichtet die Wochenzeitung "The East African", Uganda 400.000 und Kenia
100.000. Danach sei es nur noch bergab gegangen. Kenia habe zuletzt nur noch 25.000 Ballen (2014), Uganda 150.000 Ballen (2015) und Tansania 30.000 Ballen (2014) erzeugt.

Ostafrikanische Textilfabriken und Entkörnungswerke für Baumwolle (ginneries) haben zum großen Teil dichtgemacht oder abgewirtschaftet. Zu den Hauptgründen zählten Branchenkenner eine mangelhafte
Organisation des Agrarsektors, hohe Produktionskosten, den unzureichenden Einsatz von Qualitäts-Inputs und das blinde Vertrauen auf eine Regenbewässerung. 1991 kam dann noch die Liberalisierung des
Sektors hinzu: Billige Gebrauchtkleidung eroberte fortan den Markt.

Uniformen statt Mode-Chic?
Wie schwierig die Lage ist, zeigt sich exemplarisch am Beispiel der einzigen ruandischen Textilfabrik L'Usine Textile du Rwanda (Utexrwa). 1984 hatte die 75-Mio.-US$-Investition ihren Betrieb aufgenommen. Für einen durchschnittlichen Ruander aber waren und sind die Produkte schlichtweg viel zu teuer. Zuletzt lag die Auslastung nur noch bei 20%, der Umsatz fiel auf schätzungsweise 2 Mio. bis 3 Mio. US$. Nahezu
alle Stoffe werden längst importiert: Baumwollstoffe aus den ostafrikanischen Nachbarländern, Polyesterstoffe aus Südafrika, Taiwan, Korea (Rep.) und Indonesien.

Um den gänzlichen Zusammenbruch des Unternehmens zu verhindern, will die ruandische Regierung demnächst die Importzölle für Bekleidung stufenweise von 35% auf 100% anheben. Ruandische Bekleidungsverkäufer sehen das höchst kritisch: Utexrwa könne weder Quantität, noch Qualität und schon gar nicht modischen Chic liefern, nicht heute und nicht in zehn Jahren. Mehr als Militär- und Schuluniformen seien nicht drin, heißt es.

Verbote statt besserer Rahmenbedingungen
Ausländische Beobachter sprechen von einem für die ostafrikanische Politik typischen Schnellschuss: Weil die Regierungen die tickende Zeitbombe der rasant steigenden Arbeitslosigkeit entschärfen
wollen, setzten sie auf Aktionismus ohne die Konsequenzen ausreichend zu diskutieren. Wenn Ostafrika seine Industrie stärken will, muss es die Rahmenbedingungen verbessern. Bürokratie, Korruption, Vetternwirtschaft und Monopole sind es, die seit Jahrzehnten den Aufbau wettbewerbsfähiger Industrien verhindern.

Der Gewinner der neuen Politik dürfte - wieder einmal - die VR China sein, die zusammen mit andere Billigproduzenten das zu erwartende Angebotsvakuum füllen dürfte. Bekleidungsgeschäfte in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zeigen, wohin die Reise geht: Billigste chinesische Massenware, wohin das Auge blickt. Die neue äthiopische Textil- und Schuhindustrie besteht unterdessen vornehmlich aus chinesischen Firmen, die ausschließlich für den Export produzieren. Dieses Model auch für andere ostafrikanische Staaten zu kopieren, dürfte allerdings misslingen, sagen Branchenkenner. Kenia und Tansania seien viel zu teuer, von den Binnenländern Uganda, Burundi und Ruanda ganz zu schweigen.

Deutsche Exporte von Maschinen für das Textil-, Bekleidungs-, und Ledergewerbe in ausgewählte ostafrikanische Länder (EGW 847; in Mio. Euro).

Abnehmerland 2013 2014 2015 *)
Mauritius 5,44 3,39 4,17
Uganda 0,60 0,56 1,67
Äthiopien 0,48 6,68 1,14
Kenia 0,93 1,72 0,91
Tansania 0,61 0,47 0,56
Madagaskar 0,02 0,05 0,04
Gesamt 8,08 12,87 8,49

*) Vorläufig Quelle: Destatis

Protektionismus soll Kfz-Industrie fördern
Noch fragwürdiger als die ostafrikanische Textilpolitik ist das wieder aufgeflammte Bestreben, eine eigene Kfz-Industrie aus der Taufe zu heben. Hoffnungsträger nationalistischer Politiker in Kenia ist der "Mobius", ein geländegängiges Primitivfahrzeug, das mit einem kleinen Motor aus dem Nissan NP200 Pick-up Truck ausgestattet ist. Studenten der ugandischen Makarere University haben derweil mit Hilfe des USMassachusetts Institute of Technology zwei Konzept-Studien vorgestellt, den "Kiira EV Smak Car" und den "Kayoola Solar Bus". Während die kenianische "Entwicklung" an den technischen Stand im 2. Weltkrieg erinnert, setzen die ugandischen Fahrzeuge umweltbewusst auf erneuerbare Energien.

Wenngleich diese Hinterhofexperimente auch nicht die geringsten kommerziellen Chancen haben dürften, so dienen sie aktuell dennoch als Vorwand für protektionistische Einfuhrhemmnisse, in deren Folge Importe zugunsten einer lokalen Montage von CKD-Bausätzen erschwert werden dürften.