ENKA GmbH & Co. KG muss Standort Obernburg schließen
Die ENKA GmbH & Co. KG, Hersteller endloser Viskosegarne, verabschiedet sich von der Herstellung von Chemiefasern. Geplant ist, die Produktion am Standort Obernburg nach nahezu einem Jahrhundert erfolgreicher Tätigkeit im Laufe der nächsten Monate zu beenden und, sobald keine bestehenden Aufträge mehr abzuarbeiten sind, den Betrieb stillzulegen. Der gesamte Prozess wird in mehreren Stufen ablaufen und voraussichtlich bis Ende September 2025 abgeschlossen sein.
Stilllegung unvermeidlich
Das Ende der Produktion in Obernburg, so die Enka-Geschäftsführung, sei die unvermeidliche Folge des intensiven Wettbewerbes auf einem Weltmarkt für Viskoseprodukte, der von indischen und insbesondere chinesischen Herstellern dominiert werde. Diese produzierten Viskose zu deutlich geringeren Kosten, aufgrund größerer Fabriken mit Effizienzvorteilen, niedrigeren Löhnen, staatlichen Subventionen und deutlich geringeren Umweltauflagen.
„Diese ungleichen Wettbewerbsbedingungen führen seit mehreren Jahrzehnten zu einem erheblichen Rückgang der Auftrags- und der Produktionsmengen bei ENKA. In den zurückliegenden 18 Monaten hat sich dieser Trend nochmals dramatisch verstärkt. Insbesondere die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Energiekosten haben zu einer zusätzlichen wirtschaftlichen Belastung geführt und dadurch den Kostendruck auf die Produktion noch einmal erheblich erhöht“, sagt Dr. Till Boldt, Geschäftsführer bei ENKA. „Auch wenn sich ENKA seit Jahrzehnten intensiv mit verschiedenen Maßnahmen zur Senkung der Kosten und zur Steigerung der Effizienz in der Produktion gegen diesen Trend gestemmt hat, machen diese Marktveränderungen eine wirtschaftliche Fortführung der Produktion unmöglich.“
Im Sinne der Kunden und Zulieferer wird die Produktion schrittweise reduziert, um alle bestehenden Lieferverträge zu erfüllen. Dabei wird insbesondere Rücksicht auf die am Standort Obernburg ansässigen Zulieferer und Geschäftspartner genommen, um deren Fortbestand und den Erhalt des Industriestandorts zu unterstützen. „Hierzu führen wir partnerschaftliche Verhandlungen, um faire und nachhaltige Lösungen für alle an der Stilllegung Beteiligten zu finden“, sagt Dr. Boldt. Der gesamte Prozess, der mit der schrittweisen Reduktion beginnt, soll bis September 2025 abgeschlossen werden.
Geordneter Prozess im Interesse von Mitarbeitenden und Geschäftspartner
Die ENKA GmbH & Co. KG legt großen Wert darauf, den Prozess der Stilllegung geordnet und in Abstimmung mit allen Beteiligten transparent und fair zu gestalten. „Die ENKA bleibt bis zuletzt ein verlässlicher Arbeitgeber, ein vertrauenswürdiger Lieferant unserer Kunden sowie ein fairer Geschäftspartner für unsere Lieferanten und Partner am Standort Obernburg“, betont Menrath.
Die 237 Arbeitsverhältnisse sollen gemäß den bestehenden Kündigungsfristen erfüllt werden. Darüber hinaus ist geplant, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Abfindungen im Rahmen eines Sozialplans erhalten. ENKA werde dafür Sorge tragen, dass sämtliche tariflichen Bestimmungen bis zum letzten Tag eingehalten werden. „Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeitern, die in den vergangenen Jahrzehnten bereit waren, erhebliche Einschränkungen im Tariflohn und in der tariflichen Arbeitszeit zu akzeptieren, um den Betrieb am Standort Obernburg aufrechtzuerhalten. Diese Solidarität und Loyalität verdienen höchsten Respekt und Anerkennung“, sagt Geschäftsführer Menrath.
„Wir möchten unseren Abschied von Obernburg mit größtem Respekt vor allen Beteiligten gestalten. Die Entscheidung, die Produktion in Obernburg zu beenden, fällt uns außerordentlich schwer. Die Viskoseproduktion war über fast ein Jahrhundert hinweg ein Herzstück des Standorts Obernburg und der Stolz unserer Mitarbeiter. Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwingen uns, diesen Weg zu gehen. Unsere oberste Priorität ist es nun, die Stilllegung geordnet und verantwortungsvoll umzusetzen“, sagt ENKA-Geschäftsführer Wolfgang Menrath.
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