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© DePoly
02.08.2023

“Closing the loop” beim PET-Recycling

DePoly, ein Spin-off der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), hat eine neue Recyclingmethode für Polyethylenterephthalat (PET) bei Raumtemperatur entwickelt - selbst wenn es verschmutzt oder mit anderen Kunststoffen vermischt ist. Das Unternehmen bestätigte die Machbarkeit seiner Technik mit einer Pilotanlage, die 50 Tonnen pro Jahr verarbeiten kann. Nachdem DePoly kürzlich 12,3 Millionen Franken eingeworben hat, baut es nun eine Pilotanlage mit der zehnfachen Kapazität.
 

DePoly, ein Spin-off der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), hat eine neue Recyclingmethode für Polyethylenterephthalat (PET) bei Raumtemperatur entwickelt - selbst wenn es verschmutzt oder mit anderen Kunststoffen vermischt ist. Das Unternehmen bestätigte die Machbarkeit seiner Technik mit einer Pilotanlage, die 50 Tonnen pro Jahr verarbeiten kann. Nachdem DePoly kürzlich 12,3 Millionen Franken eingeworben hat, baut es nun eine Pilotanlage mit der zehnfachen Kapazität.
 
PET ist als Kunststoff allgegenwärtig, er wird für Kleidung und Schuhe bis hin zu Flaschen und Verpackungen überall verwendet. Da er recycelbar ist, hat sich das Material einen guten Ruf als umweltfreundlich erworben. In der Schweiz werden jährlich 45.000 Tonnen PET-Flaschen hergestellt. Laut Swissrecycling werden jedoch rund 20 % nicht recycelt, da sie verschmutzt oder mit anderen Kunststoffen vermischt sind und deshalb verbrannt werden. Laut einer Studie, die im Auftrag der Umwelt-NGO Zero Waste Europe durchgeführt wurde, beträgt die weltweite PET-Recyclingquote weniger als 50 %, so dass die Schweiz in diesem Bereich immer noch sehr gut abschneidet.

Um die CO2-Bilanz von PET zu verbessern, hat DePoly ein Verfahren entwickelt, mit dem PET auch dann bei Raumtemperatur verarbeitet werden kann, wenn es verschmutzt oder eng mit anderen Fasern verwoben ist. Der Prototyp der Firma hat eine Kapazität von 50 Tonnen pro Jahr. Mit den 12,3 Millionen Franken, die sie vor wenigen Tagen erhalten hat, will sie nun eine Pilotanlage bauen. Mit dieser größeren Anlage, die 2024 in Betrieb gehen soll und eine Kapazität von 500 Tonnen pro Jahr haben wird, soll die Machbarkeit des DePoly-Verfahrens im großen Maßstab bewiesen werden.
 
Sortieren überflüssig  
Samantha Anderson, gebürtige Kanadierin und heute CEO von DePoly, zog 2015 in die Schweiz, um an der EPFL zu promovieren. Als sie zum ersten Mal ihr PET-Recyclingverfahren vorstellte, das sie im Labor für Molekulare Simulation (LMSO) der EPFL in Sion entwickelt hat, schien es verblüffend einfach: Kunststoffe aller Arten und Farben werden mechanisch zerkleinert und dann mit verschiedenen chemischen Verbindungen gemischt - die genaue Rezeptur ist ein streng gehütetes Geheimnis. Einige Stunden später bleiben alle Kunststoffe, die nicht aus PET bestehen, intakt und können für die weitere Verarbeitung aussortiert werden. Das PET wird in der Zwischenzeit in Terephthalsäure (ein Pulver) und Ethylenglykol (eine Flüssigkeit) aufgespalten, die zur Herstellung von neuem Material verwendet werden können. Das Verfahren fügt sich nahtlos in bestehende Recyclingprozesse ein und könnte auch auf andere Arten von Kunststoffen übertragen werden. „Da kein Erhitzen erforderlich ist, bleibt bei unserer Methode die Integrität anderer Materialien wie Baumwolle erhalten, die in Kleidung und anderen Artikeln oft mit PET gemischt wird“, so Anderson.

Nach ihrem Abschluss im Jahr 2019 entschloss sich Anderson, ihr Know-How zu nutzen, um „etwas Nützliches für die Gesellschaft zu tun". Zusammen mit den anderen Gründern von DePoly - Bardiya Valizadeh und Christopher Ireland - verbrachte sie Monate damit, verschiedene Formeln für ihr Verfahren zu testen. Der Durchbruch kam an einem späten Freitagabend, als sie zum ersten Mal sah, wie sich das PET vor ihren Augen zu zersetzen begann. Als sie am Montagmorgen ins Labor zurückkehrte, hatte es sich vollständig aufgelöst. Nun musste das Team nur noch die Formel verfeinern und die Dosierung anpassen, in der Hoffnung, dass ihre Methode auch für größere Mengen von PET funktionieren würde. Chemische Verfahren können einen großen Nachteil haben: Die Umweltverschmutzung, die sie verursachen, überwiegt oft den Nutzen. „Die Substanzen, die wir verwenden, sind frei verkäuflich und nicht für den Einmalgebrauch bestimmt“, sagt Anderson.

Das DePoly-Team wird nun mit dem Bau seiner ersten großen Pilotanlage im Wallis beginnen. Die Anlage wird verschmutztes und unsortiertes PET verarbeiten, das nicht über die üblichen Kanäle recycelt werden kann. Das Unternehmen scheint in der heimischen Startup-Szene für Aufsehen zu sorgen: 2019 gewann es für seine Technologie den renommierten >>venture>> Grand Prize und wurde drei Jahre in Folge als eines der 100 besten Schweizer Startups gelistet. Doch Anderson hat bereits den internationalen Markt im Visier.

Wäre es nicht besser, das Problem an der Wurzel zu packen und Plastik aus unserem Leben zu verbannen? „Ich bin die Erste, die zugibt, dass das die bessere Option ist“, sagt sie. „Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. In der Zwischenzeit verbrennen wir jeden Tag tonnenweise PET, nur weil es leicht verschmutzt ist oder nicht richtig sortiert wurde.“

Weitere Informationen:
PET Recycling chemisches Recycling
Quelle:

Cécilia Carron, Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)

05.06.2023

Roboter im Pullover können menschliche Berührungen spüren und darauf reagieren

Die gleichen Eigenschaften, die einen gestrickten Pullover bequem und angenehm zu tragen machen, könnten es Robotern ermöglichen, besser mit Menschen zu interagieren.
Der RobotSweater, der von einem Forschungsteam des Robotik-Instituts der Carnegie Mellon University entwickelt wurde, ist eine maschinell gestrickte textile „Haut“, die Berührung und Druck wahrnehmen kann.
 
„Wir können das nutzen, um den Roboter während seiner Interaktion mit Menschen intelligenter zu machen“, erläutert Changliu Liu, Assistenzprofessorin für Robotik an der School of Computer Science.

So wie Stricker jede Art von Garn nehmen und daraus Socken, Mützen oder Pullover in jeder Größe und Form herstellen können, kann der gestrickte RobotSweater-Stoff an unregelmäßige dreidimensionale Oberflächen angepasst werden.

Die gleichen Eigenschaften, die einen gestrickten Pullover bequem und angenehm zu tragen machen, könnten es Robotern ermöglichen, besser mit Menschen zu interagieren.
Der RobotSweater, der von einem Forschungsteam des Robotik-Instituts der Carnegie Mellon University entwickelt wurde, ist eine maschinell gestrickte textile „Haut“, die Berührung und Druck wahrnehmen kann.
 
„Wir können das nutzen, um den Roboter während seiner Interaktion mit Menschen intelligenter zu machen“, erläutert Changliu Liu, Assistenzprofessorin für Robotik an der School of Computer Science.

So wie Stricker jede Art von Garn nehmen und daraus Socken, Mützen oder Pullover in jeder Größe und Form herstellen können, kann der gestrickte RobotSweater-Stoff an unregelmäßige dreidimensionale Oberflächen angepasst werden.

„Strickmaschinen können Garne in nicht flache, gekrümmte oder klobige Formen bringen", sagt James McCann, ein SCS-Assistenzprofessor, dessen Forschung sich in den letzten Jahren auf die Textilherstellung konzentriert hat. „Das brachte uns auf die Idee, dass wir vielleicht Sensoren herstellen könnten, die auf kurvige oder klumpige Roboter passen."

Sobald der Stoff gestrickt ist, kann er dem Roboter helfen, zu „fühlen“, wenn ihn ein Mensch berührt, insbesondere in einer industriellen Umgebung, in der Sicherheit an erster Stelle steht. Aktuelle Lösungen zur Erkennung von Mensch-Roboter-Interaktionen in der Industrie sehen aus wie Schilde und verwenden sehr starre Materialien, die laut Liu nicht den gesamten Körper eines Roboters abdecken können, da sich einige Teile verformen müssen.

„Mit dem RobotSweater kann der gesamte Körper des Roboters abgedeckt werden, so dass er mögliche Kollisionen erkennen kann“, sagt Liu, deren Forschung sich auf industrielle Anwendungen der Robotik konzentriert.

Das RobotSweater-Gewebe besteht aus zwei Lagen Garn mit Metallfasern, die den Strom leiten. Dazwischen befindet sich eine netzartige, mit Spitzenmustern versehene Schicht. Wenn Druck auf den Stoff ausgeübt wird - etwa durch eine Berührung - schließt das leitende Garn einen Stromkreis und wird von den Sensoren erfasst.

„Die Kraft drückt die Zeilen und Spalten zusammen, um die Verbindung zu schließen", sagt Wenzhen Yuan, SCS-Assistenz-professor und Leiter des Robo-Touch-Labors. „Wenn es eine Spannung durch die leitenden Streifen gibt, würden die Schichten sich durch die Löcher berühren.“

Neben dem Design der gestrickten Schichten - das Ergebnis von Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Mustern und Tests - sah sich das Team einer weiteren Herausforderung gegenüber, nämlich der Verbindung der Verkabelung und der elektronischen Komponenten mit dem weichen Textil.

„Es gab eine Menge kniffliger physikalischer Prototypen und Anpassungen“, so McCann. „Die Studenten, die daran arbeiteten, schafften es, von etwas, das vielversprechend schien, zu etwas zu kommen, das tatsächlich funktionierte.“

Was funktionierte: Die Drähte wurden um Druckknöpfe gewickelt, die an den Enden der einzelnen Streifen des Gestricks angebracht waren.
Druckknöpfe sind eine kostengünstige und effiziente Lösung, so dass selbst Hobbybastler, die Textilien mit elektronischen Elementen, so genannte E-Textilien, herstellen, sie verwenden können, sagte McCann.

"Man braucht eine Möglichkeit, diese Dinge miteinander zu verbinden, die zwar so stark ist, dass sie sich dehnen kann, aber das Garn nicht zerstört", sagte er und fügte hinzu, dass das Team auch über die Verwendung flexibler Leiterplatten nachdachte.

Sobald der RobotSweater am Körper des Roboters angebracht ist, kann er die Verteilung, Form und Kraft des Kontakts erkennen. Außerdem ist er genauer und effektiver als die visuellen Sensoren, auf die sich die meisten Roboter derzeit verlassen.

„Der Roboter bewegt sich in die Richtung, in die ihn der Mensch schiebt, oder er kann auf soziale Gesten des Menschen reagieren“, so Yuan.
In seiner Forschungsarbeit demonstrierte das Team, dass das Drücken eines mit RobotSweater ausgestatteten Begleitroboters diesem mitteilte, in welche Richtung er sich bewegen oder seinen Kopf drehen sollte. Bei der Verwendung an einem Roboterarm konnte der RobotSweater die Bewegung des Arms durch Druck mit der Hand einer Person steuern, während der Arm durch Anfassen angewiesen wurde, seinen Greifer zu öffnen oder zu schließen.

In der zukünftigen Forschung möchte das Team untersuchen, wie man Reaktionen auf Wisch- oder Kneifbewegungen auf einem Touchscreen programmieren kann.

Das Team, zu dem auch die SCS-Absolventen Zilin Si und Tianhong Catherine Yu sowie die Gaststudentin Katrene Morozov von der University of California, Santa Barbara, gehören, wird den Forschungsbericht über den RobotSweater auf der IEEE International Conference on Robotics and Automation (ICRA) 2023 vorstellen.

Die Zusammenarbeit zwischen den drei Fakultätsmitgliedern, die eines Tages bei einem Gespräch während des Mittagessens begann, trug dazu bei, dass der RobotSweater zum Leben erweckt wurde, so McCann.

„Wir hatten eine Person, die über die Konstruktion nachdachte, eine Person, die über die Integration der Robotik nachdachte, eine Person, die über die Sensorik nachdachte, und eine Person, die über Planung und Steuerung nachdachte“, sagte er. „Es ist wirklich schön, ein Projekt zu haben, bei dem wir die gesamte Palette an Personen haben, die sich um alle Belange kümmern.“

Diese Forschung wird vom CMU Manufacturing Futures Institute unterstützt, das von der Richard King Mellon Foundation ermöglicht wird. Die National Science Foundation stellte zusätzliche Mittel zur Verfügung.

Weitere Informationen:
Robotik Interface Gestrick
Quelle:

Carnegie Mellon University

Mit Biomaterialien gefärbter Seetang. Foto: Department of Seaweed
04.10.2022

Die Zukunft natürlicher Textilfarbstoffe

  • Im Labor gezüchtete Pigmente und Lebensmittelnebenprodukte

Da die Umweltauswirkungen der Mode- und Textilindustrie immer deutlicher werden, wächst die Nachfrage und der Bedarf an nachhaltigen Alternativen. Eine internationale Forschungsgruppe will giftige synthetische Farbstoffe durch natürliche Alternativen ersetzen, diese reichen von Pflanzen über Mikroben bis hin zu Lebensmittelabfällen.
 
Wenn man ein Bekleidungsgeschäft betritt, findet man einen Regenbogen von leuchtenden Hemden, pastellfarbenen Pullovern und blauen Jeans vor, die jede Saison neu aufgelegt werden. Die Farben jedes Kleidungsstücks sind makellos, auffällig und identisch, aber in den Regalen dieser farbenfrohen Kleidungsstücke verbergen sich Konsequenzen.

  • Im Labor gezüchtete Pigmente und Lebensmittelnebenprodukte

Da die Umweltauswirkungen der Mode- und Textilindustrie immer deutlicher werden, wächst die Nachfrage und der Bedarf an nachhaltigen Alternativen. Eine internationale Forschungsgruppe will giftige synthetische Farbstoffe durch natürliche Alternativen ersetzen, diese reichen von Pflanzen über Mikroben bis hin zu Lebensmittelabfällen.
 
Wenn man ein Bekleidungsgeschäft betritt, findet man einen Regenbogen von leuchtenden Hemden, pastellfarbenen Pullovern und blauen Jeans vor, die jede Saison neu aufgelegt werden. Die Farben jedes Kleidungsstücks sind makellos, auffällig und identisch, aber in den Regalen dieser farbenfrohen Kleidungsstücke verbergen sich Konsequenzen.

Unser Planet und die Fabrikarbeiter, die die Kleidung herstellen, zahlen einen hohen Preis: Giftige Chemikalien, die bei der synthetischen Färbung verwendet werden, verschmutzen die Gewässer und den Boden.
Synthetische Farbstoffe und Pigmente, die in den 1860er Jahren eingeführt wurden, sind in der Textilindustrie alltäglich geworden. Diese Farbstoffe sind mit ein Grund dafür, dass Kleidung in allen erdenklichen Farben so leicht erhältlich ist: Sie bieten eine schnelle und einfache Alternative zu den natürlichen Farbquellen, die früher die einzige Option darstellten.

Dieser synthetische Prozess ist zwar die Norm geworden, aber die Verwendung natürlicher Pigmente zum Färben von Textilien ist seit Tausenden von Jahren Teil der menschlichen Geschichte.
BioColour schlägt vor, dass es an der Zeit ist, diese lange Geschichte wieder aufzugreifen und neu zu gestalten.

Kirsi Niinimäki, außerordentliche Professorin für Design an der Aalto-Universität und Mitglied der BioColour-Forschungsgruppe, erklärt: „Wir blicken in der Geschichte zurück, um zu sehen, wie wir die Informationen, die wir hatten, bevor es synthetische Chemikalien gab, in die heutige Zeit übertragen, aber auch, wie wir sie auf modernere Weise anwenden können, indem wir mit der [Textil-]Industrie zusammenarbeiten.

BioColour ist ein internationales Forschungskonsortium aus Designern, Materialwissenschaftlern, Biologen, Mathematikern und Ingenieuren. Diese Forscher von finnischen, amerikanischen und brasilianischen Universitäten und Forschungsinstituten arbeiten zusammen, um ungiftige und biologisch abbaubare natürliche Alternativen zu synthetischen Farbstoffen und Pigmenten zu finden.
 
Natürliche Farbstoffe im industriellen Maßstab
Bei der Forschung von BioColour geht es nicht nur darum, natürliche Farbquellen zu ermitteln und zu testen, sondern auch darum, mit der Textilindustrie und den Verbrauchern zusammenzuarbeiten, um die neue Normalität der synthetischen Farben auf breiter Front zu verändern.

Ein solches Beispiel stammt vom finnischen Designunternehmen Marimekko. Unter Verwendung von Färberwaid, einer in Finnland beheimateten Pflanze, testete das Projekt diese Alternative zu synthetischem Indigo, einem Farbstoff, der mit giftigen Chemikalien wie Formaldehyd hergestellt wird.

Diese Zusammenarbeit brachte einen weiteren Vorteil natürlicher Farbstoffe zutage: Als finnisches Designunternehmen konnte Marimekko durch die Verwendung einer in Finnland angebauten Pflanze mit Färberwaid eine lokale Geschichte erzählen, was mit synthetischem Indigo nicht möglich gewesen wäre.

Solche Kooperationen sind eine Gelegenheit, sich gegenseitig herauszufordern und voneinander zu lernen, sagt Niinimäki. Während BioColour die Industriepartner auffordert, mit verschiedenen Methoden und Rezepten zu arbeiten, die sich auf historische Praktiken stützen, testen die Industriepartner die Färberezepte außerhalb von präzisen Laborbedingungen.

„In einem Labor ist es möglich, die Prozesse anzupassen, aber wenn wir in die Industrie gehen, ist es nicht möglich, die Rezepturen präzise zu modifizieren", sagt Niinimäki, „wir müssen die industriellen Prozesse und das, was dabei herauskommt, akzeptieren.

Die Textilindustrie ist nicht die einzige Quelle der Zusammenarbeit: In der Lebensmittel- und Agrarindustrie fallen große Mengen an Bioabfällen an, die ein ungenutztes Potenzial an natürlichen Farbstoffen bergen. Nebenprodukte wie Zwiebelschalen und Weidenrinde aus diesen Industrien können zum Färben von Kleidung verwendet werden, wodurch neue Nebenströme entstehen und die Abfallmenge verringert wird.

Obwohl die Einzelheiten noch geheim sind, beschrieb Niinimäki auch eine laufende Zusammenarbeit mit einem Lebensmittelunternehmen, die darauf abzielt, zu untersuchen, wie viel Pigment aus Lebensmittelabfällen gewonnen werden kann. Sie werden auch die Haltbarkeit dieser Farben testen.
 
Veränderte Einstellung zu Farbe
Die Bereitschaft der Verbraucher, natürlich gefärbte Textilien zu kaufen, ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, synthetische Farbstoffe zu ersetzen. Niinimäki zufolge empfinden die Verbraucher dieses Konzept jedoch immer noch als befremdlich.

Synthetische Farbstoffe sind attraktiv, weil sie lang anhaltende und identische Farben für jedes Kleidungsstück liefern. Niinimäki weist jedoch da-
rauf hin, dass diese „Einförmigkeit" eines der Probleme der Fast Fashion ist.

„Blau ist eine Trendfarbe, aber warum muss es immer das gleiche Blau sein? Warum können wir nicht einmal in der Massenproduktion akzeptieren, dass es verschiedene Arten von Blau geben kann? Warum muss alles gleich sein?”

Natürliche Farbstoffe, die nicht so stabil sind, können von Kleidungsstück zu Kleidungsstück unterschiedlich aussehen und sogar mit der Zeit verblassen.
Diese verblassenden Farben müssen jedoch nicht als negativ betrachtet werden.

Niinimäki glaubt, dass verblassende Farben die Tür zu einer attraktiven neuen Art von Design öffnen: Kleidungsstücke könnten so gestaltet werden, dass neue Muster zum Vorschein kommen, wenn bestimmte Farben mit der Zeit verblassen.

Während die Verbraucherstudien von BioColour darauf abzielen, die derzeitige Einstellung zu Farben und Textilien zu ermitteln und zu ändern, untersuchen andere Forscher der Gruppe die Haltbarkeit und Langlebigkeit von natürlichen Farbstoffen. Verblassende Farben bieten zwar ein interessantes Designpotenzial, sind aber nicht die einzige Option.

Aus der Geschichte schöpfen, um die Zukunft zu erfinden
Natürliche Farbquellen beschränken sich nicht nur auf Pflanzen und Pilze - die Welt der Mikroben bietet ein enormes Potenzial für die Zukunft der Farbstoffe und Pigmente.
Bakterien können eine Quelle für ungiftige, biologisch abbaubare Pigmente sein und dazu beitragen, dass Farbstoffe an Textilfasern haften. Die Verwendung von Bakterien im natürlichen Färbeprozess erinnert an das langsamere Tempo der Mode, da es Wochen dauern kann, die Bakterien zu züchten und zu füttern.

Diese Verwendung von Bakterien im Färbeprozess hat BioColour-Mitarbeiter des Technischen Forschungszentrums VTT dazu inspiriert, im Labor gezüchtete Farbstoffe zu untersuchen. Sie erforschen, wie die DNA von Mikroben verändert werden kann, um eine Vielzahl verschiedener Pigmente zu produzieren, die für eine breitere Textilproduktion genutzt werden könnten.
 
Im Labor gezüchtete Farbstoffe sind eine besonders vielversprechende Zukunft, denn, wie Niinimäki erklärt, gibt es nur begrenzte Anbauflächen für Pflanzen zur Herstellung von Farbstoffen. Der Klimawandel verändert unsere Umwelt und wird auch in Zukunft zu einer Verknappung von Nahrung und Wasser führen. Das bedeutet, dass Ressourcen für den Anbau von Nahrungsmitteln umgewidmet werden müssen.

Diese pigmentproduzierenden Mikroben erweitern die Möglichkeiten für ungiftige, biologisch abbaubare Farbstoffe und schonen dabei Land und Ressourcen.
Die Forschung, die hinter natürlichen Farbstoffen steht, mag zwar aus der Geschichte stammen, ist aber alles andere als altmodisch.

Quelle:

Aalto University, Finnland; Kirsi Niinimäki, Außerordentliche Professorin
Übersetzung: Textination

Foto: Unsplash
27.09.2022

Studie: Investitionen in Infrastruktur des Faser-zu-Faser-Recyclings erforderlich

Rechtsvorschriften und Strategien für das Recycling von Textilien zu Faser-zu-Faser nehmen ständig zu und sind eine der wichtigsten strategischen Komponenten, um den Übergang zur Kreislaufwirtschaft in der Modebranche zu unterstützen.

Im Gegenzug dürfte sich die Nachfrage nach einer Infrastruktur für das Sammeln, Sortieren und Recyceln von Alttextilien in der gesamten EU erhöhen. Die Anpassung dieser Infrastruktur wird erhebliche Investitionen erfordern. Um diese künftig ganzheitlich zu planen, müssen sowohl die Eigenschaften der auf dem europäischen Markt erhältlichen Alttextilien als auch der Business Case für die Monetarisierung durch Recycling verstanden werden.

Rechtsvorschriften und Strategien für das Recycling von Textilien zu Faser-zu-Faser nehmen ständig zu und sind eine der wichtigsten strategischen Komponenten, um den Übergang zur Kreislaufwirtschaft in der Modebranche zu unterstützen.

Im Gegenzug dürfte sich die Nachfrage nach einer Infrastruktur für das Sammeln, Sortieren und Recyceln von Alttextilien in der gesamten EU erhöhen. Die Anpassung dieser Infrastruktur wird erhebliche Investitionen erfordern. Um diese künftig ganzheitlich zu planen, müssen sowohl die Eigenschaften der auf dem europäischen Markt erhältlichen Alttextilien als auch der Business Case für die Monetarisierung durch Recycling verstanden werden.

Fashion for Good, die globale Initiative für nachhaltige Mode, präsentierte am 27. September 2022 den Abschlussbericht zum Projekt „Sorting for Circularity Europe“, das im Mai vergangenen Jahres mit dem Ziel gestartet war, Wissenslücke zu schließen und Materialien eingehend zu untersuchen. Das Projekt zielt darauf ab, die Arten der anfallenden Abfälle, die als Ausgangsmaterial für das Recycling verfügbaren Mengen sowie die Möglichkeiten der Kanalisierung von Textilabfällen als Ausgangsmaterial für innovative Lösungen zu analysieren. Der Bericht liefert erste aussagekräftige Informationen, auf deren Grundlage fundierte Entscheidungen für weitere Investitionen, politische Entwicklungen und die nächsten Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft getroffen werden können.

Insgesamt kommt die Studie Sorting for Circularity Europe zu dem Ergebnis, dass in sechs europäischen Ländern - Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich - jährlich 494.000 Tonnen bzw. 74 % der geringwertigen Post-Consumer-Textilien leicht verfügbar und für die Schließung des Kreislaufs im Bekleidungs- und Textilsektor geeignet sind.

Daraus ergeben sich vielversprechende Möglichkeiten für die Rückgewinnung von Werten durch mechanisches und chemisches Recycling, wodurch Textilien von weniger kreislauffähigen Verwendungszwecken wie dem Downcycling zu Vliesstoffen, Dämm- oder Füllmaterial, der Wischtuchindustrie und der Verbrennung abgezogen werden. Dies entspricht einem potenziellen Wertzuwachs von 74 Mio. EUR pro Jahr, wenn sortierte Textilien wieder in die textile Wertschöpfungskette eingebracht werden.

Mithilfe innovativer Nahinfrarot-Techno-logie (NIR) zur Bestimmung der Zusammensetzung von Kleidungsstücken - eine Aufgabe, die traditionell manuell durchgeführt wird - wurden im Rahmen des Projekts 21 Tonnen Altkleider analysiert. Die Vor-Ort-Untersuchungen fanden in zwei Zeiträumen statt, im Herbst/Winter 2021 und im Frühjahr/Sommer 2022, um den saisonalen Veränderungen bei den Kleidungsstücken, die in die Sortieranlagen gelangen, Rechnung zu tragen. Das Projekt konzentriert sich auf Textilien, die nicht in ihrer ursprünglichen Form wiederverwendet werden können und somit als "nicht wiederverwendbar" gelten sowie auf Textilien, die nur zu niedrigen Preisen weiterverkauft werden können = "geringwertige wiederverwendbare Textilien".

Baumwolle ist mit 42% die vorherrschende Faser, auch wenn ein relevanter Anteil dieser Kategorie aus Elastan bestehen könnte. Auf Baumwolle folgt ein hoher Anteil an Materialmischungen (32 %), von denen fast die Hälfte aus Polycottons (12 %) besteht. Auf der Grundlage von drei Merkmalen: der Materialzusammensetzung, dem Vorhandensein von Störfaktoren wie Reißverschlüssen und Knöpfen sowie der Farbe, wurden 21 % der untersuchten Materialien als geeignet für das werkstoffliche Recycling angesehen, während 53 % für das chemische Recycling geeignet erschienen. Allerdings muss die Entfernung von Störstoffen für das chemische Recycling technisch und finanziell machbar sein, da sonst nur etwa ein Fünftel des gesamten potenziellen Ausgangsmaterials für das chemische Faser-zu-Faser-Recycling zur Verfügung stünde.

Die Menge der gesammelten geringwertigen Textilien wird voraussichtlich zunehmen, was einerseits auf den steigenden Verbrauch und die zunehmende Entsorgung zurückzuführen ist, andererseits aber auch an den neuen Rechtsvorschriften liegt, wie z. B. die Abfallrahmenrichtlinie, die bis 2025 die getrennte Sammlung von Textilien in ganz Europa vorschreibt. Das aktuelle und zukünftige Potenzial dieser Textilien für die Kreislaufwirtschaft lässt sich jedoch nur schwer ausschöpfen; die Rohstoffpreise für die derzeitigen Verwendungszwecke (z. B. Wischtücher) sind mitunter wirtschaftlicher als die Preise für das Faser-zu-Faser-Recycling. Dies könnte sich ändern, wenn die derzeitigen Recyclingtechnologien skaliert und weitere Investitionen getätigt werden, um Vorgänge wie automatische Sortierung und das Beseitigung von Störstoffen in den Sortierprozess zu integrieren.
 
Insgesamt ist ein solider Business Case für die Sortierung von geringwertigen Textilien erforderlich, um die Sortierkapazität in Europa zu erhalten und zu erhöhen. Dies unterstreicht auch die Notwendigkeit, verstärkt in die Infrastruktur zu investieren, die Textilien für die Wiederverwendung und das Recycling sortieren und aufbereiten kann. Um die Aufrechterhaltung und den weiteren Ausbau dieser Sortierkapazitäten in Europa zu unterstützen, werden die Politik und künftige Rechtsvorschriften eine Schlüsselrolle bei der Gewährleistung der ökologischen, sozialen und finanziellen Nachhaltigkeit dieser Stufen der Bekleidungs- und Textilwertschöpfungskette spielen.

Aufgrund der Projektergebnisse geben die Autoren folgende Empfehlungen:

Für Sammler, Sortierer und Recycler

  1. Verwendung des Handbuchs für Sortierer und des Berichts "Sorting for Circularity Europe" als Leitfaden für die Durchführung weiterer Versuche und den weiteren Aufbau von Kenntnissen über Faserzusammensetzung, Sortier- und Recyclingprozesse. Dies könnte von lokalen Behörden, der Industrie und der Zivilgesellschaft, die sich mit Textil- oder Haushaltsabfallströmen beschäftigen, weiter unterstützt werden.
  2. Offener Zugang zu Versuchen und Daten, die Investitionen in die notwendige Infrastruktur unterstützen und lenken können.
  3. Aktualisierung und Nutzung der Recycler-Datenbank, um das Wissen über die Bestimmungsorte des mechanischen und chemischen Recyclings zu erweitern.
  4. Beitritt zu digitalen Plattformen wie Reverse Resources und Refashion Recycle, um das Angebot an und die Nachfrage nach Post-Consumer-Textilien zu erschließen und zu verbinden.

Für Marken und Produzenten
74 % der geringwertigen Alttextilien könnten als Ausgangsmaterial für das Recycling verwendet werden. Dies ist zwar ein beträchtlicher Anteil, doch verbleiben immer noch 26 %, die aufgrund ihrer Zusammensetzung, des Vorhandenseins mehrerer Schichten und/oder nicht entfernbarer Störstoffe keinem Kreislauf zugeführt werden können.

  1. Vorrang für die Gestaltung eines angemessenen Lebenszyklus.
    Bei Produkten, die auf Langlebigkeit ausgelegt sind, sollte ein starker Fokus auf Haltbarkeit und Langlebigkeit gelegt werden. Letztendlich sollte das Recycling von Textilien im Einklang mit der Abfallhierarchie der letzte Ausweg und nicht das Ziel an sich sein.
  2. Weitere Verpflichtung zur Übernahme von Kreislaufdesignpraktiken, die Monomaterialien Vorrang einräumen, Störfaktoren soweit wie möglich reduzieren und Recyclingfasern in das Produktportfolio aufnehmen, wie in der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte in der Europäischen Union vorgeschrieben.

Für politische Entscheidungsträger
Die Sortierbetriebe in den europäischen Ländern laufen Gefahr, ihr Geschäft nicht wie gewohnt weiterführen zu können, wenn der Anteil dieser minderwertigen Textilien an den gesammelten Mengen weiter steigt. Darüber hinaus können die derzeitigen Sortier- und Logistikkosten eine finanzielle Herausforderung für chemische Recycler darstellen, diese Textilien in großem Umfang zu erwerben.

  1. Erwägung der Einführung von EPR-Systemen (EPR = Extended Producer Responsibility, Erweiterte Herstellerverantwortung) mit ausreichender finanzieller Unterstützung, um den Druck auf die Geschäftsgrundlage der Sortierbetriebe für die Bewältigung künftiger Mengen an gesammelten Textilien zu mindern.
  2. Einführung einer Umweltprämie, um den Preis für recycelte Fasern zu senken, wenn die Industrie expandiert. Diese Subvention könnte den Kostendruck auf die Recycler abmildern und so möglicherweise den Kauf von nicht erneuerbaren Rohstoffen zu Preisen erleichtern, die mit anderen kommerziellen Bestimmungsorten wie z. B. Wischtüchern konkurrieren.
  3. Einführung von Rechtsvorschriften in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus von Kleidung und Textilien, um das Potenzial für das Recycling des nicht abnutzbaren Anteils von PCT (Post-consumer textiles) zu beeinflussen, wie z. B. die Einführung von verbindlichen Ökodesign-Anforderungen, die eine Perspektive für die Faser-zu-Faser-Recyclingfähigkeit von Produkten beinhalten.
  4. Bewertung etwaiger unbeabsichtigter Folgen, die sich aus der Festlegung verbindlicher Zielvorgaben für die Vorbereitung zur Wiederverwendung und zum Recycling ergeben könnten (wird bis 2024 von der Europäischen Kommission geprüft).
  5. Angleichung der Regeln für Sortierkriterien für Wiederverwendung und Recycling in der gesamten EU, um zur Harmonisierung der Standards und Anforderungen der Sortierindustrie für die Vorbereitung von Textilien für Wiederverwendung und Recycling beizutragen.
  6. Prüfung der Frage, wie digitale Kennzeichnung und Produktpässe die Rückverfolgbarkeit von Materialien in der textilen Wertschöpfungskette am Ende der Nutzungsdauer langfristig verbessern können.

Für Verbraucher
Kauf- und Entsorgungsentscheidungen haben ebenfalls einen Einfluss auf das Ende der Nutzung von Textilien. Es sollten vorrangig Produkte aus einem einzigen Material oder Mischungen gekauft werden, die sich auf zwei Komponenten beschränken, sowie ästhetische Verzierungen und Accessoires. Kleidung und Heimtextilien müssen vorschriftsgemäß entsorgt werden. Um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, sind Reparieren, Weiterverkaufen und Tauschen Optionen.

Quelle:

Fashion for Good; Circle Economy

(c) Photographer & visual artist Patrick Klein Meuleman
09.08.2022

Zweite Haut: e-Textiles neu definiert

Im Rahmen des Europäischen STARTS Projektes Re-FREAM forschten Designer, Technologen und Wissenschaftler gemeinsam an zukünftigen sowie nachhaltigen Technologien für die Textilindustrie. Im Forschungsschwerpunkt e-Textiles arbeitete die Fashion Tech Expertin Malou Beemer aus den Niederlanden mit einem internationalen Team bestehend aus Profactor, EMPA, Wear It Berlin und dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM an adaptiven Kleidungsstücken, die sich praktischen und sozialen Bedürfnissen der Nutzer anpassen können.

Im Rahmen des Europäischen STARTS Projektes Re-FREAM forschten Designer, Technologen und Wissenschaftler gemeinsam an zukünftigen sowie nachhaltigen Technologien für die Textilindustrie. Im Forschungsschwerpunkt e-Textiles arbeitete die Fashion Tech Expertin Malou Beemer aus den Niederlanden mit einem internationalen Team bestehend aus Profactor, EMPA, Wear It Berlin und dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM an adaptiven Kleidungsstücken, die sich praktischen und sozialen Bedürfnissen der Nutzer anpassen können.

Malou Beemer nähert sich der Nachhaltigkeit von Kleidungsstücken durch ihr Verständnis für die soziale Funktionalität von Kleidungsstücken. Ihre Forschungen gehen der Frage nach, wie Design die Art und Weise verändern kann, wie wir Mode wollen, tragen und entsorgen. Könnten intelligente Kleidungsstücke so ausgestattet werden, dass sie ihre Begehrlichkeit verbessern und erhalten? Ihr modulares Bekleidungssystem Second Skins kombiniert anpassungsfähige Teile, die eine persönliche Lichtsinfonie erzeugen. Seine Zusammensetzung entspricht dem ästhetischen Bedürfnis nach Neuheit, nach Interaktion und nach Auffallen.

Beemer begann damit, die Idee des Kleidungsstücks selbst zu dekonstruieren. Zunächst, so erklärt sie, „haben wir uns von der Vorstellung verabschiedet, dass ein Kleidungsstück immer zwei Beine oder zwei Ärmel hat“. Stattdessen beschloss das Team, es als Komponenten zu visualisieren. Der nächste Schritt war die Erforschung der Aktivierung von reaktionsfähigen und reaktiven Textilelementen, die moduliert werden können, um Neues zu schaffen.

Mit dem Hauptaugenmerk auf Abend- und Partykleidung, einer Kategorie mit hohem Einmalgebrauchsverhalten, fiel die Wahl auf Farbwechsel auf der Grundlage von LED-Mustern. Gemeinsam mit ihren Re-FREAM-Partnern entwickelte sie ein Kleidungsstück, das aus einer Basisschicht mit integrierten LED-Leuchten (IZM Fraunhofer), einer diffusen Schicht, die das Licht mit Profactor verändert, und einer oberen Schicht besteht, die dem Kleidungsstück eine endgültige Form verleiht und weitere Aktualisierungen ermöglicht. Der Träger kann LED-Farbmuster hochladen und diese dann mit einem Tap-Sensor modulieren. Durch die Konstruktion und die modulare Verbindungstechnik kann das Kleidungsstück bei Bedarf repariert oder am Ende seiner Lebensdauer sogar komplett zerlegt werden.

Beemer nutzt die individuelle Anpassung von Farben, Mustern und Strukturen, um die Lebensdauer von Kleidungsstücken zu verlängern. Sie definiert Nachhaltigkeit durch Langlebigkeit: Das Ziel sind Kleidungsstücke, die sich aktualisieren lassen, vielleicht sogar für Jahrzehnte. Ihre Wearable-Tech-Designs sollen auch die soziale Interaktion mit anderen verbessern. Ein besonders innovativer Aspekt ihres Konzepts ist das Streben nach einer neuen Ebene der Handlungsfähigkeit von Kleidungsstücken. Sie stellt sich Kleidung vor, die sich um uns kümmert, je nach unseren sozialen und ästhetischen Bedürfnissen. Statt passiver und verschmutzender Kleidungsstücke wird Mode zur zweiten Haut mit verschiedenen Schichten, die ihre Eigenschaften verändern können. Durch diese eingebaute Vielseitigkeit erhalten Kleidungsstücke eine aktive Rolle für ihr Überleben und das unsere.

Zusammen mit dem Fraunhofer-Team entwickelte Beemer zwei Unterkleider, in die PCBs (printed circuit boards = gedruckte Schaltungen) und LEDs integriert sind: eines, das sich mehr um den Hals und eines, das sich mehr um den Brustkorb, unterhalb der Büste, schmiegt. In dem Projekt Second Skins kommen die vom IZM entwickelten Hardware Module zum Einsatz. Das IZM entwickelte eine auf Arduino-basierende modulare Hardware Plattform, mit denen sich e-Textile Prototypen und Kleinserien einfacher, flexibler und zuverlässiger in Textilien integrieren lassen. Zu den bereits verfügbaren Modulen gehören diverse Sensoren (Temperatur, Nähe, Pulse, IMU) sowie Aktoren, RGB LEDs, ADC, µC, Bluetooth und mehr. Neben dem konventionellen Annähen der Module mittels elektrisch leitfähigen Garns bieten alle Module auch die Möglichkeit, diese durch die am IZM entwickelte, proprietäre e-Textile Bond Technologie mechanisch und elektrisch in einem Arbeitsschritt zu integrieren.

Hier erfassen z.B. Smart IMU Module die Körpersprache und Bewegungsdaten der Trägerin, darüber hinaus sind Näherungssensoren integriert. Mit den gewonnenen Sensordaten sind individuelle Lichteffekte des RGB-LED Displays steuerbar, durch die die Trägerin mit ihrer Umgebung nonverbal kommuniziert. Alle Module können dabei im Gestaltungsprozess frei auf dem Kleidungsstück platziert werden. Zur Energieversorgung und Kommunikation mit der Prozesseinheit wird ein textiler 4-adriger IIC Busleiter aus einem thermoplastisch isolierten Hybridleiter aus Litzenmaterial und verstärkenden Textilfasern auf das Unterkleid gestickt und so die Module miteinander verbunden. Die elektrische Verbindung zwischen Modul und textilem Bus erfolgt dann über die beschriebene e-Textile Bonding Technologie, die eine zuverlässige aber auch reparierfähige Kontaktierung ohne zusätzliche Additive wie Pasten, Flussmittel o.Ä. bietet. Aufgrund der Wiederaufschmelzbarkeit des thermoplastischen Klebstoffes kann das Modul auch wieder thermisch vom Träger entfernt werden. In der Innenlage zwischen Ober- und Unterkleid befinden sich dünne Textillagen, die mittels 3-D Druck oder Lamination eine Maskierung der Leuchteffekte ermöglichen und so der Nutzerin eine individuell anpassbare Lichtgestaltung gestattet.

Weiterführende Links:
https://www.maloubeemer.com/project/second-skins-re-fream/
https://re-fream.eu/pioneers/second-skins/
https://www.izm.fraunhofer.de/

Foto: Pixabay
20.06.2022

Techtextil 2022: Innovation Awards für Auto, Medizin & Bekleidung

Nach dreijähriger Corona-Pause verleihen die Leitmessen Techtextil und Texprocess wieder die renommierten Innovation Awards. Die prämierten Neuentwicklungen aus Bereichen wie Neue Produkte, Nachhaltigkeit und Automatisierung zeigen: Textile Innovationen und Technologien sind Impulsgeber für viele Industriezweige und versprechen Markt- und Umsatzerfolge weit über die eigene Branche hinaus. 13 Gewinner aus sieben Kategorien werden am 21. Juni 2022 im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung auf der Techtextil und Texprocess ausgezeichnet.
 

Nach dreijähriger Corona-Pause verleihen die Leitmessen Techtextil und Texprocess wieder die renommierten Innovation Awards. Die prämierten Neuentwicklungen aus Bereichen wie Neue Produkte, Nachhaltigkeit und Automatisierung zeigen: Textile Innovationen und Technologien sind Impulsgeber für viele Industriezweige und versprechen Markt- und Umsatzerfolge weit über die eigene Branche hinaus. 13 Gewinner aus sieben Kategorien werden am 21. Juni 2022 im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung auf der Techtextil und Texprocess ausgezeichnet.
 
Wie für viele andere Branchen, sind die Zeiten auch für die Textilindustrie fordernd: Coronafolgen, Ukraine-Krieg, angespannte Lieferketten, Nachhaltigkeitsfragen, steigende Energiepreise und Nachwuchssorgen – die Branche steht von vielen Seiten unter Druck. Doch wie kaum eine andere steht sie auch dafür, Transformationszwängen mit neuen Ideen, Entwicklungen und Geschäftsmodellen zu begegnen. Exemplarisch zeigen das in diesem Jahr erneut die Innovation Awards der Leitmessen Techtextil und Texprocess. Die insgesamt 13 Preisträger beweisen mit neuen Produkten, Materialen, Lösungen und Verfahren beispielhaft: Textile Innovationen sind der Königsweg, um aus den Herausforderungen der Gegenwart die Marktchancen und Umsatzerfolge der Zukunft zu machen.

Techtextil Innovation Award und Texprocess Innovation Award
Ein besonderes Highlight ist die öffentliche Verleihung der Techtextil bzw. Texprocess Innovation Awards am 21. Juni 2022 in Halle 9.0. Progressive Ansätze sowie Neu- und Weiterentwicklungen im Bereich der technischen Textilien und Textilverarbeitung stehen im Mittelpunkt. Von einer internationalen Fachjury ausgewählte textile Innovationen werden prämiert und an allen vier Messetagen in Halle 9.1 (Techtextil) bzw. 9.0 (Texprocess) vorgestellt. Hier bündelt sich die Zukunft der Textilindustrie mit zukunftsträchtigen und wegweisenden Innovationen.

Weltneuheit: Erste gewebte Herzklappe ohne Nachkonfektionierung
In der Kategorie „New Product“ geht der Techtextil Innovation Award an das Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) der TU Dresden. Gemeinsam mit Medizinprodukteherstellern und Herzchirurgen aus dem Herzzentrum Dresden und der Uniklinik Würzburg ist es Textilforscher*innen vom ITM gelungen, die weltweit erste gewebte Herzklappe zu entwickeln, die ohne eine einzige Naht oder sonstige Fügetechnik auskommt. „Unsere Neuentwicklung soll künftig auch Kindern mit Herzklappenfehlern helfen, indem sie – wiederholte chirurgische Eingriffe vermeidend – mit dem Herz der kleinen Patienten mitwächst“, sagt Dr.-Ing. Dilbar Aibibu, Forschungsgruppenleiterin Bio- und Medizintextilien am ITM. Weltweit gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen; mehrere Millionen Menschen sterben daran jährlich. Erhalten Patienten Herzklappen-Ersatz, kommen in der Regel künstlich-mechanische oder biobasierte Lösungen zum Einsatz. Geht es nach dem ITM, soll die mit dem Techtextil Innovation Award ausgezeichnete gewebte Klappe künftig eine vorteilhafte Alternative werden.

Nachnutzung von Abfällen aus natürlicher Quelle
In der Kategorie „New Material“ erhält die RBX Créations (Frankreich) den Innovationspreis für eine neuartige Zellulosefaser aus Hanfabfällen. Das Material mit dem Namen Iroony® wurde vor dem Hintergrund folgender Frage entwickelt: Hanf wird heute entweder zur Herstellung von Fasern oder zur Produktion von Hanföl angebaut – aber ließe sich nicht beides kombinieren? RBX Créations ist es nun gelungen, einen Prozess zur Gewinnung von Zellulose aus den Abfällen des Ölsaat-Hanfes zu entwickeln. Versponnen zu Textilfasern, lassen sich so nachhaltige Textilien, Verpackungen und andere „grüne“ Produkte herstellen. Den Preis erhält RBX Créations für die kontinuierlichen wie erfolgreichen Bemühungen, Abfälle aus einer regenerativen Quelle in eine werthaltige Zellulosefaser umzuwandeln, die höchsten Nachhaltigkeitsstandards entspricht.

Abschirmtechnik aus Fasern für Krankenhäuser, Elektroautos und Serverfarmen
Der Techtextil Innovation Award in der Kategorie „New Technology“ geht an die Aachener FibreCoat GmbH und die Deutsche Basalt Faser GmbH aus Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) für die gemeinsame Entwicklung einer aluminiumbeschichteten Basaltfaser. Sie vereint die Festigkeit von Basalt mit der elektrischen Leitfähigkeit von Aluminium. Nach Angaben von FibreCoat sollen elektromagnetische Abschirmungen als Tapeten in Gebäuden unter anderem in Krankenhäusern oder Serverfarmen dank der Neuentwicklung bis zu 20-mal günstiger sein als mit herkömmlicher Alufolie. Ein weiterer attraktiver und besonders schnell wachsender Markt: Abschirmlösungen für Elektroautos. Robert Brüll, CEO von FibreCoat: „Für ein junges Unternehmen wie unseres ist der Gewinn des Techtextil Innovation Award ein wichtiger Meilenstein. Wir fühlen uns geehrt, diesen renommierten Preis durch die unabhängige Fachjury verliehen zu bekommen. Insbesondere das dadurch gewonnene Vertrauen unserer Kunden und die Sichtbarkeit sind für ein Start-up wie FibreCoat entscheidend auf dem Weg zum Markterfolg.“
 
Nachhaltigere Hygieneprodukte wie Windeln
Die Kelheim Fibres GmbH aus dem bayerischen Kelheim und das Sächsische Textilforschungsinstitut (STFI) aus Chemnitz erhalten den Techtextil Innovation Award in der Kategorie „New Concept“ für die Entwicklung neuartiger, thermisch verfestigter Vliesstoffe auf Zellulosebasis zur Herstellung wiederverwendbarer Produkte mit hoher Saugfähigkeit. Verbraucher*innen sollen nicht mehr zwischen leistungsstarken oder umweltfreundlichen Produkten entscheiden müssen. Natur und Performance von Hygiene-Produkten gehen dank der Innovation von Kelheim, dem STFI und dem Berliner Start-up SUMO Hand in Hand. Dr. Marina Crnoja-Cosic, Director New Business Development bei Kelheim Fibres: „Es ist uns eine große Ehre und Freude, den Techtextil Innovation Award gemeinsam mit unseren Partnern entgegenzunehmen. Den Preis sehen wir nicht nur als Auszeichnung für das vorgestellte Projekt, sondern auch als Anerkennung unserer Innovationsstrategie. Denn im Dialog mit Partnern können wir schneller auf aktuelle Trends reagieren, gezielter entwickeln und die Kommerzialisierung innovativer Lösungen beschleunigen.“

Abfälle aus Automobilindustrie als Ressource
Ein weiterer Techtextil Innovation Award in der Kategorie „New Approaches on Sustainability & Circular Economy“ würdigt ein Verfahren, das Naturlederabfälle aus der Automobilindustrie zur Herstellung innovativer Textilbeschichtungen nutzt. Entwickelt wurde es vom CITEVE, dem Technologiezentrum für Textil- und Bekleidungsindustrie in Portugal, und den Partnern ERT Têxtil Portugal, CeNTI und CTIC (alle Portugal). Nachdem CITEVE –Forscher festgestellt hatten, dass bei Schneidearbeiten in der Automobilindustrie eine große Menge als Abfall eingestuftes Naturleder anfällt, suchten sie nach einer Lösung zu dessen Wiederverwendung. Die Fachjury würdigt die Entwicklung als gelungene industrielle Symbiose: „Abfälle aus einem Industriezweig werden hier in einem anderen als Ressource genutzt. Die Arbeit der CITEVE -Forscher unterstützt damit einen wichtigen Trend hin zu einer ressourceneffizienten, umweltfreundlichen und nachhaltigen Textilindustrie.“

Kompostierbare Textilbeschichtung
Der Techtextil Innovation Award in der Kategorie „New Approaches on Sustainability & Circular Economy“ geht an das Textilforschungsinstitut Centexbel (Belgien) für eine biobasierte und kompostierbare Dispersion für Textilbeschichtungen und Druckfarben. Die Neuentwicklung kommt ohne Lösungsmittel aus und bringt eine völlig neue Art von Polymer für Beschichtungen und Druckfarben auf den Markt. Die Innovation, so die Fachjury, sei ein wichtiger Schritt für die Textilbeschichtungsindustrie hin zu mehr Produkten auf Grundlage erneuerbarer Ressourcen.    

Mode aus Ananasschale
Das italienische Unternehmen Vérabuccia wird in der Kategorie „Performance Fashion Award“ für ein innovatives Produktionsverfahren für den Mode- und Designbereich ausgezeichnet. Mit dem patentierten Verfahren sollen Fruchtabfälle in Fashion-Highlights verwandelt werden. Ein erstes Material ist das sogenannte „Ananasse“. Die Besonderheit daran laut Vérabuccia: Im Gegensatz zu anderen Pflanzenledern, die zur Imitation von echtem Tierleder tendieren, behält es das ursprüngliche Aussehen einer Ananasschale bei; dadurch werde der Ursprung des Rohstoffs hervorgehoben. Die Jury würdigt mit dem Techtextil Innovation Award das unkonventionelle Denken des jungen italienischen Labels, das mit seiner Originalität beweise, dass sich aus überraschenden Materialien innovative und ansprechende Mode entwickeln lasse.
 
100 Prozent kompostierbares Bindemittel für Vliesstoffe
In der Kategorie „New Technology“ erhält die Firma OrganoClick (Schweden) den Techtextil Innovation Award für die Entwicklung eines zu 100 Prozent biobasierten Bindemittels für Vliesstoffanwendungen, das aus Abfallkomponenten hergestellt wird und deshalb vollständig kompostierbar sein soll. Die Innovation soll kunststoffbasierte Bindemittel ersetzen. Weil Vliesstoffe oft aus nicht-abbaubaren Kunststoffen hergestellt werden, hat sich das schwedische Unternehmen darauf spezialisiert, kompostierbare Material-Alternativen unter anderem aus Weizenkleie, Frucht- oder Krabbenschalen zu entwickeln. Die Jury des Techtextil Innovation Awards hat das überzeugt: „OrganoClick erhält den Preis für seine Bemühungen, biobasierte Rohstoff-Alternativen zu finden, um erdölbasierte Materialien zu ersetzen.”

Formaldehydfreies & biobasiertes Beschichtungssystem
Der dritte Award in der Kategorie „New Approaches on Sustainability & Circular Economy“ geht an die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) aus Baden-Württemberg und das Unternehmen TotalEnergies - Cray Valley (Frankreich). Gemeinsam haben sie ein neuartiges, formaldehydfreies Beschichtungssystem entwickelt. Es basiert auf ungiftigem Hydroxymethylfurfural (HMF), das aus Biomasseabfällen gewonnen wird. Diese HMF-basierten Tauchformulierungen sind in der Lage, Haftvermittler auf Formaldehydbasis im Verhältnis eins zu eins zu ersetzen. Zum Hintergrund: In Reifen, Fördergurten oder Keilriemen werden Gummimaterialien durch Cord verstärkt. Die Qualität solcher Cord-Verbundsysteme mit hochfesten Fasern wie Polyester, Aramid oder Polyamid und Kautschuk wird durch die Haftungseigenschaften der Fasern an der Matrix bestimmt. Im etablierten Herstellungsverfahren werden Haftvermittler aus Resorcin-Formaldehyd-Latex (RFL) eingesetzt. Formaldehyd ist jedoch seit 2014 von der EU als nachweislich krebserregend und erbgutverändernd eingestuft. Die Jury begrüßt deshalb die gesundheits- und umweltfreundliche Neuentwicklung. Diese trage zu einer nachhaltigeren Textilindustrie und der Reduktion schädlicher Chemikalien bei.

Quelle:

Messe Frankfurt Exhibition GmbH

Foto: Kelheim Fibres / Stefan Kiefer
09.06.2022

Kelheim Fibres - individuelle Lösungen für einen gesunden Lebensstil

Nach langer pandemiebedingter Durststrecke kehren die Messen Techtextil und Texprocess, zu denen im Juni 2022 mehr als 1.300 Aussteller aus 51 Ländern erwartet werden, mit zukunftsorientierten Formaten nach Frankfurt zurück.

Textination sprach mit Unternehmen über ihre Erwartungen, die sie mit dem Messeauftritt verknüpfen, über das Produktportfolio und Innovationen, die sie in wenigen Tagen in Frankfurt präsentieren werden.

Den Auftakt macht Dr. Marina Crnoja-Cosic. Die promovierte Chemikerin mit langjähriger Erfahrung in der Faser- und Applikationsentwicklung leitet seit Juli 2020 die Abteilung New Business Development des Viskosespezialfaserherstellers Kelheim Fibres und verstärkt gleichzeitig dessen Management-Team.
 

Nach langer pandemiebedingter Durststrecke kehren die Messen Techtextil und Texprocess, zu denen im Juni 2022 mehr als 1.300 Aussteller aus 51 Ländern erwartet werden, mit zukunftsorientierten Formaten nach Frankfurt zurück.

Textination sprach mit Unternehmen über ihre Erwartungen, die sie mit dem Messeauftritt verknüpfen, über das Produktportfolio und Innovationen, die sie in wenigen Tagen in Frankfurt präsentieren werden.

Den Auftakt macht Dr. Marina Crnoja-Cosic. Die promovierte Chemikerin mit langjähriger Erfahrung in der Faser- und Applikationsentwicklung leitet seit Juli 2020 die Abteilung New Business Development des Viskosespezialfaserherstellers Kelheim Fibres und verstärkt gleichzeitig dessen Management-Team.
 

Frau Dr. Marina Crnoja-Cosic, was macht Ihr Unternehmen besonders und anders – im Vergleich zu Mitbewerbern?
Kelheim Fibres ist der am längsten produzierende Viskosefaserhersteller der Welt. Dass wir uns als Mittelständler im Wettbewerb mit weitaus größeren Unternehmen erfolgreich behaupten können, liegt an unserem starken Fokus auf Spezialisierung. Wir setzen nicht auf die Produktion großer Mengen von Standardfasern, sondern nutzen unsere 85-jährige Erfahrung und unsere technologische Expertise, um Spezialfasern zu kreieren, die ganz bestimmte – teilweise auf Kundenwunsch maßgeschneiderte – Funktionalitäten mitbringen. Damit sind wir in einigen Bereichen Technologieführer, wie etwa im Short Cut-Bereich, oder Marktführer, wie bei den Tamponfasern.
 
Um mit Spezialfasern erfolgreich zu sein und auch künftig zu bleiben, ist Innovation ein zentrales Thema für uns. Dabei setzen wir auf den Open-Innovation-Ansatz und suchen den engen Austausch mit allen Partnern entlang der Wertschöpfungskette, aber auch mit der Wissenschaft. Dadurch – und auch durch unsere eigene überschaubare, aber intakte Organisation - gewährleisten wir Effizienz, Geschwindigkeit und Agilität. Neue Ideen werden schneller kommerzialisiert und durch die Zusammenarbeit aller Partner erhalten wir Ergebnisse, die nicht nur in unseren Köpfen, sondern in der Realität, in allen Stufen der Verarbeitung und beim Endkunden, funktionieren.

Und schließlich produzieren wir ausschließlich in Deutschland. Damit unterliegen unsere Fasern der strengen deutschen Umweltgesetzgebung und tragen gleichzeitig zu einer stabilen europäischen Lieferkette bei.
 

Wie definieren Sie Textile Leadership für Ihr Unternehmen?
Leadership bedeutet für mich voranzugehen, neue Wege zu beschreiten und andere Menschen zu inspirieren und „mitzunehmen“.
Unser Leitgedanke ist es, die treibende Kraft hinter den besten individuellen Lösungen für einen gesunden Lebensstil sein und dabei gleichzeitig die Umwelt für künftige Generationen zu schützen.
          
Genau das tun wir mit unserem Open Innovation Konzept: Gemeinsam mit unseren Partnern, mit Kunden und in Netzwerken suchen wir aktiv nach „unmet needs“, nach unerfüllten Bedürfnissen der Verbraucher, und kreieren innovative Produkte, die diese Bedürfnisse erfüllen. Dabei liegt ein wesentliches Augenmerk auf Nachhaltigkeit. Unsere Fasern bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und sind biologisch abbaubar, womit sie genau den Puls der Zeit treffen. Im Gegensatz zu reinen Naturfasern können wir sie aber während des Produktionsprozesses ganz gezielt funktionalisieren. So erhält der Konsument ein umweltfreundliches Produkt, muss aber in puncto Performance keine Kompromisse eingehen. Wir bieten schon jetzt eine echte Alternative zu erdölbasierten Produkten in einer Vielzahl verschiedener Anwendungen - weitere Anwendungen zu erschließen, in denen unsere Fasern zum Nutzen der Kunden und der Umwelt einen Beitrag leisten können, ist unser Antrieb.


Welche Produkte/Produktneuheiten werden Sie auf der Messe präsentieren?
Wir haben ganz verschiedene Themen im Gepäck: Ein Fokus liegt auf Wellbeing, einem Trend, der nicht erst seit Corona mehr und mehr Fans findet. Textilien sollen uns nicht nur vor Kälte und neugierigen Blicken bewahren, sie sollen aktiv unser Wohlbefinden steigern. Das tut zum Beispiel unsere CELLIANT® Viscose, die erste Viskosefaser mit nachhaltig in die Faser integriertem Infraroteffekt. Textilien mit CELLIANT® Viscose sorgen für eine bessere Durchblutung und eine bessere Sauerstoffversorgung der Zellen. Dies führt zu einer höheren Leistungsfähigkeit, schnellerer Erholung und besserem Schlaf.

Die neue Zzzleepwear-Kollektion des renommierten Wäscheherstellers mey macht sich die Eigenschaften der CELLIANT® Viscose zu Nutze. Sie ist übrigens auch ein Beispiel dafür, wie die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Partner den Weg von der Faserentwicklung bis zum fertigen Endprodukt beschleunigt: Zwischen der Vorstellung der neuen Faser und dem Launch der Zzzleepwear-Kollektion lagen nur wenige Monate.

Daneben präsentieren wir Short-Cut-Fasern, die Papier- oder Wipes-Anwendungen ganz gezielt die gewünschten Eigenschaften verleihen können. Mit unserer Short-Cut-Technologie können wir zum Beispiel Fasern herstellen, die in Teebeuteln für die nötige Festigkeit sorgen oder aber Fasern für flushable wipes, also Tücher, die bequem und ohne Verstopfungsgefahr über die Toilette entsorgt werden können. In beiden genannten Beispielen ist erneut die biologische Abbaubarkeit ein zentraler Aspekt – wer will schon Mikroplastik in seinem Tee trinken?

Ein weiterer Fokus liegt auf Hygieneprodukten, und hier insbesondere auf Damenhygiene. Wir wollen Frauen begleiten und auf ihre individuell verschiedenen und sich ändernden Bedürfnisse eingehen. Wir sind seit Jahrzehnten Marktführer im Tamponbereich. Das daraus resultierende Know-How nutzen wir für eine ganze Palette weiterer AHP, also Anwendungen, bei denen es um erhöhte Saugkraft geht. Unsere Fasern liefern die Grundlage für bequeme und gleichzeitig biologisch abbaubare Einweg-Artikel. Ergänzend und als Antwort auf die Bedürfnisse umweltbewusster Verbraucher haben wir nun auch Fasern für wiederverwendbare Hygieneprodukte entwickelt.

Ein Beispiel dafür sind unseren Fasern für vollständig biobasierte Menstruationsunterwäsche. Hier haben wir verschiedene Spezialfasern perfekt auf die verschiedenen Lagen des Periodenslips abgestimmt: Fasern, die Flüssigkeit schnell aufnehmen und vom Körper wegleiten, kommen ebenso zum Einsatz wie Fasern, die große Mengen an Flüssigkeit aufnehmen und auch unter Druck nicht wieder abgeben.
 
Dem gleichen Prinzip folgt eine weitere Neuentwicklung, nämlich die Saugeinlage der wiederverwendbaren Sumo-Windel. Diese Einlage besteht genau wie die Windel selbst vollständig aus biobasierten Materialien und ist waschbar.
Neben der Zusammenstellung der idealen Faserkombination haben wir gemeinsam mit dem Berliner Start-Up Sumo und dem Sächsischen Textilforschungsinstitut STFI eine neue Vliesstoffkonstruktion entwickelt.      Sie gibt unseren Spezialfasern durch ihre offene Struktur genug Raum, um viel Flüssigkeit aufzunehmen, bringt aber gleichzeitig die nötige Stabilität mit, um viele Waschzyklen unbeschadet zu überstehen. Wir haben sozusagen Nonwovens aus der Welt der Single-Use in die Welt der Reusables transferiert und damit neue Perspektiven eröffnet. Die Leistung dieser Saugeinlage übertrifft in Tests die auf dem Markt erhältlichen – biobasierten und synthetischen – Alternativen.

Von Reusable führt der logische Weg weiter zu Recycling. Wir möchten auf der Techtextil auch unsere Zusammenarbeit mit dem schwedischen Textil-Recyclingunternehmen Renewcell promoten. Wir arbeiten gemeinsam an der großtechnischen Produktion von hochwertigen Viskosefasern aus dem 100%igen Textilrecyclat Circulose® von Renewcell. Damit sind wir ein Vorreiter auf dem Weg zu einem vollständig geschlossenen europäischen Kreislauf, in dem aus Textilabfällen neue Circulose®-Fasern gemacht werden.


Welche Ziele wollen Sie mit dem Messeauftritt erreichen?
Wir wollen sehen, wie sich die Branche weiterentwickelt hat, was die aktuellen und künftigen Trends sind und wie der Technical Textile Sektor auf die Themen Nachhaltigkeit, Circularity und die EU-Textilstrategie reagieren kann – und welchen Beitrag unsere Fasern in all diesen Themen leisten können.

Auf der Techtextil kommt die gesamte Branche zusammen, quer durch die ganze Lieferkette. Wir treffen hier unsere Partner sowohl aus dem textilen wie aus dem Nonwovens-Bereich. Auch die wissenschaftliche Landschaft ist sehr gut vertreten. Das macht die Techtextil zu einem Event mit sehr hoher Innovationskraft.

Wir suchen hier gezielt nach Partnern, die unseren Innovations- und Kommerzialisierungsweg mit uns gemeinsam gehen wollen. Und nicht zuletzt freuen wir uns sehr darauf, unsere Kunden, Partner, Kollegen ebenso wie die Vertreter der Wissenschaft und der Presse wieder einmal persönlich treffen zu können.

Quelle:

Das Interview mit Frau Dr. Marina Crnoja-Cosic führte Ines Chucholowius, geschäftsführende Gesellschafterin der Textination GmbH

(c) Messe Frankfurt Exhibition GmbH
07.06.2022

Techtextil & Texprocess 2022: Highlights für internationale Besucher

Techtextil und Texprocess 2022 planen mit zukunftsorientierten Messe-Formaten einen starken Re-Start mit mehr als 1.300 Ausstellern aus 51 Ländern. Highlights, wie das Denim Future Lab, die Sonderschau Performance Textiles in Fashion und das Techtextil bzw. Texprocess Forum präsentieren den hohen Innovationsgrad der Branche und bieten eine Plattform für Austausch und Weiterentwicklung.

Techtextil und Texprocess 2022 planen mit zukunftsorientierten Messe-Formaten einen starken Re-Start mit mehr als 1.300 Ausstellern aus 51 Ländern. Highlights, wie das Denim Future Lab, die Sonderschau Performance Textiles in Fashion und das Techtextil bzw. Texprocess Forum präsentieren den hohen Innovationsgrad der Branche und bieten eine Plattform für Austausch und Weiterentwicklung.

Die erste Ausgabe der internationalen Leitmessen seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verzeichnet einen Buchungsstand von über 1.300 ausstellenden Unternehmen aus 51 Ländern, zwölf internationale Länderpavillons und zahlreiche Gemeinschaftsstandteilnehmende. Neben deutschen Ausstellern sind Unternehmen aus Italien, Frankreich, Türkei und Spanien am häufigsten vertreten. In den Messehallen 8, 9, 11 und 12 werden dem globalen Fachpublikum im Juni vielfältige und innovative Produkte und Verfahren vorgestellt. Mit unterschiedlichen Formaten und Sonderschauen bieten Techtextil und Texprocess den Rahmen für die persönliche Begegnung, regen zu Diskussionen an und fördern die Weiterentwicklung der Industrie.

„Wir freuen uns, mit der Techtextil und Texprocess endlich wieder den Austausch zwischen internationalen Entscheidungsträgern zu ermöglichen. Die aktuelle Situation ist geprägt von wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, von pandemie-bedingten Einflüssen bis hin zu Lieferengpässen und Rohstoffmangel. Umso wichtiger ist es für die Industrie, an einem Ort zusammenzukommen und gemeinsam Lösungen zu finden. Wir freuen uns, Neu- und Weiterentwicklungen dafür eine Plattform bieten zu können, zum Beispiel mit den Techtextil bzw. Texprocess Innovation Awards.“, berichtet Michael Jänecke, Director Brand Management Technical Textiles & Textile Processing.

Denim Future Lab: die Denim-Produktion der Zukunft
In Halle 8.0 wird die Zukunft der Denim-Industrie beleuchtet. Das Denim Future Lab hebt die innovativen Ansätze der Branche hervor und präsentiert Fortschritte entlang vieler Stufen der Denim-Verarbeitungskette. Wie wird Denim nachhaltig produziert und verarbeitet? Wie kann Luxus-Denim zukünftig individuell gestaltet werden? Innovative Unternehmen wie Jeanologia, Ugolini, Wiser Tech, Brongo und IEN Industrie S.p.A. präsentieren Trends wie Eco-Bleaching, Eco-Dyeing, Upcycling-Lösungen oder individuelle Gestaltung und Veredelung von Luxus-Denim. Die Speakers Corner des Denim Future Lab bietet die Möglichkeit, Erfahrungen mit Expert*innen auszutauschen und lädt zu Diskussionen ein. Mit Unterstützung der Transformer Foundation und den Ausstellern werden in der kostenfreien Speakers Corner Themen wie Greenwashing, Chemie im Produktionsprozess sowie Baumwolle und andere Fasern diskutiert.

Performance Textiles in Fashion: textile Endprodukte erleben
Auf der Techtextil werden unzählige innovative Textilien für die unterschiedlichsten Industrien präsentiert. Zur Verdeutlichung der Eigenschaften bzw. Einsatzmöglichkeiten zeigen die meisten Aussteller auch Endprodukte aus den vielen Anwendungsbereichen, darunter auch Bekleidung. Die Sonderschau „Performance Textiles in Fashion“ in Halle 9.1 macht funktionale Textilien und Fashion für Besucher*innen erlebbar. Im Rahmen der Sonderschau werden außergewöhnliche und innovative Kleidungsstücke vorgestellt.

Techtextil Forum und Texprocess Forum: Was die Branche bewegt
Das Techtextil Forum in der Messehalle 9.1 bietet an allen vier Messetagen Expertenvorträge und Diskussionen zu den vielfältigen Themen der technischen Textilien und Vliesstoffe. Dazu gehören unter anderem Vorträge wie „Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie. Eine Positionsbestimmung“, „Entwicklung von 3D-gedruckten Verbundelementen für persönliche Stichschutzbekleidung“ oder „Mit Textilien Zeichen setzen. Recycling-Lösungen für Membranen zum Einsatz in der Architektur.“ Schirmherr des Techtextil Forums ist erneut EURATEX - The European Apparel and Textile Confederation.
 
Im Texprocess Forum in Halle 9.0 dreht sich alles um aktuelle Branchenthemen der Verarbeitung von textilen und flexiblen Materialien. Expertenvorträge zu Themen wie Impact 4.0 / Zukunft der Industrie 4.0, Qualitätsmanagement der Zukunft, Supply Chain Management, Digitale Produktentwicklung und Nachhaltigkeitsmanagement sind unter anderem geplant. Das Programm des Texprocess Forums wird wie schon in 2019 von DTB – Dialog Textil-Bekleidung e.V. und VDMA TFL gestaltet.

Beide Foren sind kostenfrei. Die Vorträge werden simultan DE/EN bzw. EN/DE übersetzt. Im Nachgang zum Techtextil Forum bzw. Texprocess Forum werden die Vorträge auch auf der Plattform Techtextil bzw. Texprocess Digital Extension „on demand“ zur Verfügung gestellt.

Techtextil Innovation Award und Texprocess Innovation Award
Ein besonderes Highlight ist die öffentliche Verleihung der Techtextil bzw. Texprocess Innovation Awards am 21. Juni 2022 in Halle 9.0. Progressive Ansätze sowie Neu- und Weiterentwicklungen im Bereich der technischen Textilien und Textilverarbeitung stehen im Mittelpunkt. Von einer internationalen Fachjury ausgewählte textile Innovationen werden prämiert und an allen vier Messetagen in Halle 9.1 (Techtextil) bzw. 9.0 (Texprocess) vorgestellt. Hier bündelt sich die Zukunft der Textilindustrie mit zukunftsträchtigen und wegweisenden Innovationen.

Nachhaltigkeit im Fokus
Mit Sustainability@Techtextil und Sustainability@Texprocess können Besucher*innen Unternehmen mit nachhaltigen Produkten und Ansätzen auf den ersten Blick erkennen. Aussteller, die eine erfolgreiche Prüfung durch eine internationale unabhängige Jury durchlaufen haben, werden so auf den Messen kenntlich gemacht. Techtextil und Texprocess unterstützen damit die nachhaltige Entwicklung der Textilindustrie. Innovative und nachhaltige Fasern, Garne und Gewebe sowie progressive Verfahren, neue Schnitttechnologien, wasserschonende Färbeverfahren und weitere zukunftsorientierte Verarbeitungstechnologien werden so hervorgehoben.

Digital Extension: Techtextil und Texprocess vor Ort und digital erleben
Erstmals können Besucher*innen Techtextil und Texprocess virtuell entdecken und von neuen Formaten und Austauschmöglichkeiten profitieren. Digitale Ausstellerprofile, Matchmaking-Angebote, 1-zu-1 Videogespräche oder Websessions ergänzen den Besuch vor Ort. Auch die Formate der Messe Frankfurt, wie Konferenzen oder Panel-Diskussionen werden digital verlängert und sind im Nachhinein on demand abrufbar. Die Digital Extension der Techtextil und Texprocess steht Besucher*innen vom 13. Juni bis 8. Juli kostenlos zur Verfügung.

Die Veranstaltungen Techtextil und Texprocess finden vom 21. bis 24. Juni 2022 statt.

Quelle:

Messe Frankfurt Exhibition GmbH