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Heimtextil Trends 24/25 © SPOTT trends & business for Heimtextil
12.09.2023

Heimtextil Trends 24/25: New Sensitivity

Unter dem Leitthema „New Sensitivity“ steht textile Transformation im Mittelpunkt der Heimtextil Trends 24/25. Drei Ansätze zeigen Wege zu einer sensibleren Welt der Textilien auf: die pflanzenbasierte Herstellung von Textilien, die Unterstützung textiler Kreisläufe durch Technologie und die biotechnologische Verwendung natürlicher Inhaltsstoffe. Darüber hinaus kuratieren die Future Materials regenerative Materialien und Designs.
 
Nachdem im letzten Jahr bereits zirkuläre Lösungen im Fokus lagen, stellen die Heimtextil Trends 24/25 erneut transformative Textilinnovationen in den Mittelpunkt.

Unter dem Leitthema „New Sensitivity“ steht textile Transformation im Mittelpunkt der Heimtextil Trends 24/25. Drei Ansätze zeigen Wege zu einer sensibleren Welt der Textilien auf: die pflanzenbasierte Herstellung von Textilien, die Unterstützung textiler Kreisläufe durch Technologie und die biotechnologische Verwendung natürlicher Inhaltsstoffe. Darüber hinaus kuratieren die Future Materials regenerative Materialien und Designs.
 
Nachdem im letzten Jahr bereits zirkuläre Lösungen im Fokus lagen, stellen die Heimtextil Trends 24/25 erneut transformative Textilinnovationen in den Mittelpunkt.
Unter dem Titel „New Sensitivity“ stehen neben ästhetischen Aspekten Innovationen und Veränderungen in der Zusammensetzung von Textilien im Mittelpunkt. „In diesem Zusammenhang bedeutet Sensibilität, dass bei Entscheidungen oder der Entwicklung eines Produkts Auswirkungen auf die Umwelt von Anfang an berücksichtigt werden. Zu verstehen, wie natürliche Ökosysteme funktionieren, und dem Gleichgewicht den Vorrang zu geben, ist der Schlüssel,“ so Anja Bisgaard Gaede von SPOTT trends & business.

Wie lässt sich die neue Sensibilität in der Lifestyle-Branche konkret umsetzen und was bedeutet eine sensible Herangehensweise für Design und Produkte? Auch der Einsatz von Artificial General Intelligence (AGI) hat das Potenzial, innovative Lösungen in der Textilindustrie zu bieten, birgt aber auch gesellschaftliche Herausforderungen. AGI erfordert eine sensible Herangehensweise, um Komplexität zu reduzieren, Kreativität zu fördern und bisher unentdeckte Lösungen in der Textilwelt und darüber hinaus zu finden.
     
„Mit den Heimtextil Trends 24/25: New Sensitivity ermutigen wir die Textilbranche, sich der Zukunft mit Bedacht und rücksichtsvoll zu nähern. Konkret sehen wir diesen Wandel in drei verschiedenen Strömungen für eine sensiblere Welt der Textilien: biotechnisch, pflanzenbasiert und technologisch,“ so Bisgaard Gaede weiter.

Plant-based: Textilien aus Pflanzen und pflanzlichen Nebenerzeugnissen
Die Fasern von Textilien auf Pflanzenbasis stammen von etwas Gewachsenem und werden nicht synthetisch hergestellt. Der nachhaltige Vorteil von Textilien auf pflanzlicher Basis ist, dass sie natürlichen Ursprungs sind und daher eher für die Rückführung in existierende Ökosysteme wiederverwendet werden können. Sie können in zwei Aspekte unterteilt werden. Der erste ist die Herstellung von Textilien aus Pflanzenkulturen. Neue widerstandsfähige Pflanzen wie Kaktus, Hanf, Abaka (Manilahanf), Seegras und Kautschuk bieten hier neue, nachhaltige Textillösungen. Aufgrund der mechanischen Extraktion können sie trotz Klimaveränderungen wachsen und benötigen bei der Entwicklung weniger Chemikalien. Die zweite Gruppe sind Textilien, die aus pflanzlichen Nebenprodukten hergestellt werden, d. h. aus Rohstoffen wie Bananen, Oliven, Kakis und Hanf, die bei der Produktion übrigbleiben.

Technological: Technologie und technische Lösungen, die Textilien verändern
Technologie kann die Umwandlung von Textilien durch verschiedene Methoden unterstützen: Upcycling und Recycling von Textilien, Textilkonstruktion und Textildesign. Aufgrund der jahrzehntelangen Produktion sind Textilien heute Materialien, die im Überfluss vorhanden sind. Die Entwicklung von Technologien zur Wiederverwertung von Textilabfällen und zum textilen Upcycling erhöht die zirkuläre Nutzung bereits hergestellter Textilien. Darüber hinaus sind auch alte Textilkonstruktionstechniken ein Weg zu nachhaltigen Lösungen. Durch die Verwendung von Stricktechniken für Möbelbezüge wird weniger Textilabfall produziert, demgegenüber können durch die Webtechnik mit wenigen farbigen Garnen optisch mehrere Farben erzeugt werden. Textile Design Thinking befasst sich mit kritischen Themen wie dem Energieverbrauch oder der Haltbarkeit von Naturfasern und verbessert diese durch technologische Weiterentwicklung.

Bio-engineered: entwickelt zur Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit
Bei bio-technisch hergestellten Textilien verschmelzen pflanzliche und technische Textilien. Bio-Engineering schlägt eine Brücke zwischen Natur und Technik und verändert die Art und Weise, wie Textilien hergestellt werden. Sie können in zwei Richtungen unterteilt werden: vollständig biotechnisch hergestellte und biologisch abbaubare Textilien. Bei vollständig biotechnologisch hergestellten Textilien werden von der Natur inspirierte Strategien angewandt. Anstatt die Pflanzen anzubauen und daraus Fasern zu extrahieren, werden Proteine und Kohlenhydrate aus Mais, Gras und Rohrzucker oder Bakterien eingesetzt. Die Textilien werden durch einen biomolekularen Prozess hergestellt, bei dem Filamente entstehen, die zu Garnen werden. Der nachhaltige Vorteil von biotechnologisch hergestellten Textilien besteht darin, dass sie einige der gleichen Funktionalitäten wie synthetisch hergestellte Textilien haben können. Da sie jedoch natürlichen Ursprungs sind, können sie biologisch abgebaut werden. „Biodegradable Fibres“ können herkömmlichen Textilien wie Polyester zugesetzt werden und verbessern deren Fähigkeit, sich zu in der Natur vorkommenden Materialien zurückzuverwandeln und sich somit in natürlichen Umgebungen wie Wasser oder Erdboden biologisch abzubauen. Die biologisch verbesserten Textilien werden zwar nicht vollständig, aber bis zu 93 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Textilien biologisch abgebaut.

Heimtextil Trends 24/25: Farben
Ein sensibler Ansatz bei den Färbemethoden kommt in einer dynamischen und gleichzeitig subtilen Farbpalette zum Ausdruck. Sie wird mit natürlichen, aus der Erde stammenden Pigmenten erzeugt, während traditionelle Färbeverfahren durch innovative Biotechnologie auf die nächste Stufe gebracht werden. In dem Bestreben, Farben zu erschaffen, die Emotionen hervorrufen und gleichzeitig Werte beim Umweltschutz respektieren, erzeugen Farbbakterien durch Pigmentwachstum Farbtöne von beeindruckendem Reichtum und großer Tiefe.
               
Zu dieser neuen Sensibilität gehört auch die Akzeptanz natürlicher Farbverläufe, da die Farben mit der Zeit verblassen oder sich in eine neue Farbrichtung verwandeln können. Die Farbtöne der Heimtextil Trends 24/25 wurden von natürlichen Farben inspiriert, die aus Avocadokernen, Algen, lebenden Bakterien, antiken Pigmenten wie Roh Sienna und biotechnisch hergestelltem Indigo und Cochenille stammen. Der hohe Schwarzanteil in den meisten Farben ermöglicht eine breite Anwendung und eine größere Vielfalt an Kombinationen. Die kräftigen, gesättigten Akzente beleben Sinne und Stimmung. Im Gegensatz dazu stehen die erdenden Neutraltöne in verschiedenen Grauabstufungen, Terra und sogar dunklem Violett, die für Ruhe und Gelassenheit sorgen.
     
Future Materials: regeneratives Design
Wie werden regenerative Textilien und Materialien definiert? Regeneratives Design hat sich dem Ziel verschrieben, ganzheitliche kreative Praktiken zu entwickeln, die die Ressourcen wiederherstellen oder erneuern, eine positive Auswirkung auf die Umwelt haben und das Gedeihen von Gemeinschaften fördern. Für die Heimtextil 2024 kuratiert die Design-Zukunftsberatung FranklinTill ein globales Schaufenster hochmoderner Textilien und Materialien, um die Prinzipien des regenerativen Designs zu veranschaulichen und bahnbrechende Designer*innen, Erzeuger*innen und Hersteller*innen zu würdigen, die an der Spitze des regenerativen Designs stehen.
Der Trend Space auf der Heimtextil in Frankfurt vom 9. bis 12. Januar 2023 präsentiert diese Lösungen auf inspirierende Weise. Zusätzlich bieten die Heimtextil Trends Besuchern in Form von Workshops, Vorträgen und weiteren interaktiven Formaten Orientierung und Einblicke in die Zukunft von Wohn- und Objekttextilien.

Quelle:

Heimtextil, Messe Frankfurt

04.01.2023

Kreislaufwirtschaft: Es könnte alles so einfach sein... oder auch nicht

Interview mit Henning Wehland & Robert Kapferer, Circularity Germany

Ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger Typ. Deshalb hatte ich mich in diesem Jahr bei einer bekannten Münsteraner Hotdog-Station als Aushilfe angeboten, um auf die Personalnot in der Gastronomie aufmerksam zu machen. Darüber schrieb ich einen Artikel auf LinkedIn, auf den wiederum Ines Chucholowius reagierte.
Aus ihrem Profil konnte ich entnehmen, dass sie als Unternehmensberaterin im Bereich der Textilindustrie tätig ist. Nicht ganz ernst gemeint, bot sie mir eine Stelle in ihrem Büro an. Auf Knopfdruck sprang mein Kopfkino an: Textilindustrie, spannend! Merchandising, Kontakte in die Industrie, Kooperationen und ich ließ mich auf einen kurzen Chat ein, an dessen Ende wir telefonierten und uns auf ein Gespräch verabredeten.

Interview mit Henning Wehland & Robert Kapferer, Circularity Germany

Ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger Typ. Deshalb hatte ich mich in diesem Jahr bei einer bekannten Münsteraner Hotdog-Station als Aushilfe angeboten, um auf die Personalnot in der Gastronomie aufmerksam zu machen. Darüber schrieb ich einen Artikel auf LinkedIn, auf den wiederum Ines Chucholowius reagierte.
Aus ihrem Profil konnte ich entnehmen, dass sie als Unternehmensberaterin im Bereich der Textilindustrie tätig ist. Nicht ganz ernst gemeint, bot sie mir eine Stelle in ihrem Büro an. Auf Knopfdruck sprang mein Kopfkino an: Textilindustrie, spannend! Merchandising, Kontakte in die Industrie, Kooperationen und ich ließ mich auf einen kurzen Chat ein, an dessen Ende wir telefonierten und uns auf ein Gespräch verabredeten.

Sie erzählte mir von ihrer Internetseite TEXTINATION.de. Und schon waren wir drin in einem spannenden, hitzigen Austausch über Wahrnehmung und Wahrheit der Textilbranche. Ohne Weiteres zu verabreden, ließen wir es dabei und ich ging mit einem Batzen neuer Informationen über einen spannenden Bereich nach Hause. Unser Dialog über Social Media ging weiter und schließlich bot Ines mir an, mit Unterstützung von TEXTINATION.de meine „Die-Sendung-mit-der-Maus-Neugierde“ zu stillen. Ich könne einen Blog auf der Seite schreiben, über Menschen, Produkte, Dienstleister, Produzenten, Startups oder Trends, die mich interessieren, um so mein Halbwissen über die Textilindustrie zu ergänzen. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit liegt hier vor.

Vorne textiler Abfall rein … hinten neues T-Shirt raus
Während unseres Austauschs und einem langen Brainstorming kitzelten immer wieder bestimmte Begriffe meine Aufmerksamkeit:
Kreislaufwirtschaft, Circular Economy, Recycling, Wertstoffkreisläufe. Auch wenn es viele verschiedene Definitionen gibt und einige sogar zwischen Kreislaufwirtschaft und Circular Economy unterscheiden: ersteres von der Abfallseite gedacht, Abfall, der als Sekundärrohstoff wieder in die Produktion einfließt, Circular Economy, die die Abfälle bereits in der Produktion vermeidet, besteht allgemeiner Konsens eigentlich nur darüber, dass es sich bei der Kreislaufwirtschaft um einen Kreislauf handelt, in dem Abfälle als Quelle für etwas Neues verwendet werden.

Klingt für mich beides nach sinnvollen Ergänzungen für alle Bereiche der produzierenden Güterwirtschaft. Ines stellte mir Robert Kapferer vor: Er betreibt ein Startup namens Circularity Germany in Hamburg. Seine 2021 gegründete Firma, die aus Robert und einem weiteren Partner besteht, ist ein Ableger der in Holland ansässigen Firma Circularity B.V. Deren Gründer Han Hamers, studierter Kinderpsychologe, aus der Textilfärbeindustrie kommend, hatte vor fünf Jahren die Idee für eine Produktionsstätte, die ausnahmslos aus textilen Produktionsabfällen und Alttextilien neues Garn spinnt und es zu T-, Polo- und Sweatshirts verarbeitet.

Ob das funktioniert und wenn ja, wie, das wollte ich herausfinden, und Ines und ich haben uns mit Robert zu einem 90-minütigen Onlinegespräch getroffen.

Robert, von Haus aus Wirtschaftsingenieur, kommt aus dem wenig nachhaltigen Handel mit Arbeitskleidung. Er hat 11 Jahre als Geschäftsführer für die AVECO Material und Service GmbH gearbeitet, wo er für die Arbeitskleidung von mehr als 50.000 Mitarbeitern zuständig war.
Eingangs unseres Gesprächs betont er, dass ein Moment im Januar 2021 sein Leben verändert habe und er sich von da an mit Haut und Haaren dem Thema Kreislaufwirtschaft widmen wollte. Damals lernte er Han Hamers kennen, der ihn dazu inspirierte, Circularity Germany zu gründen. Seine Begeisterung und Leidenschaft für das Thema klingen glaubwürdig, und er beginnt, die Unterschiede zwischen chemischer und mechanischer Recyclingmethode zu beschreiben. Zusammengefasst werden beim mechanischen Verfahren des Schredderns und des anschließenden Spinnens die Fasern verkürzt und insbesondere im Wiederholungsfall deren Eigenschaften für die Weiterverarbeitung eingeschränkt. Der Vorteil liegt vor allem in dem vergleichsweise unkomplizierten, schnellen und kostengünstigeren Verfahren. Bei der chemischen Variante bleibt zwar chemischer Abfall zurück, aber die verarbeiteten Materialien werden wieder so in ihre Grundbausteine zerlegt, dass sie fast alle Eigenschaften wie ein sogenannter jungfräulicher (virgin) Rohstoff haben. Circularity steht für das mechanische Verfahren.

Und dann fällt der Satz, der unsere ganze Aufmerksamkeit bekommt: „Wir haben eine Spinntechnologie so stark weiterentwickelt, dass sie ausschließlich auf abfallbasierten Rohstoffen aufsetzt.“
Dieser Satz fällt fast nicht auf, weil Robert noch – durchaus spannend – darüber berichtet, dass sie eine Produktions- und Fertigungsstätte aufbauen, wo vom Strickgarn bis zum relativ feinen Faden alles gesponnen werden kann, um diesen dann zu Stoff weiterzuverarbeiten. Und hier fragen Ines und ich intensiv nach: Wesentliche Voraussetzungen, die eine industrielle Fertigung benötig, scheinen noch ungelöst, notwendige Prozesse noch in der Planung zu sein. Beispielweise die Frage, ob mit Pre- oder Post-Consumer-Abfällen gearbeitet wird. Pre-Consumer-Abfälle sind Schnittabfälle aus der Produktion von Kleidungsstücken, das entspricht etwa 10% des insgesamt verarbeiteten Materials. Post-Consumer-Abfälle kennen wir als Altkleider.

Solange noch in Indien produziert wird, nutzt Circularity hauptsächlich Pre-Consumer Abfälle. Diese kommen ausschließlich aus den umliegenden Nähfabriken aus der Region Tirupur im Süden von Indien. Beim Einsatz von Alttextilien, die es in Deutschland in großen Mengen gibt (laut einer Studie werden 28-40% aller hergestellten Kleidungsstücke ungetragen weggeworfen), produziert Circularity Mischgarne aus Baumwolle und Polyester. Reine Baumwollgarne bietet das Unternehmen nicht an.

Textilien werden in unterschiedlichem Ausmaß mit Chemikalien behandelt – insbesondere Arbeitsbekleidung kommt ohne sie nicht aus. Die Tatsache, dass auch Han Hamers gerade die textilen Altbestände der niederländischen Armee auffängt, um sie renewed wieder in den Konsumkreislauf einzubringen, beruhigt deshalb nicht. Denn Militärbekleidung muss mit allerlei Zusätzen ausgerüstet werden.

Deshalb frage ich nun nach, wie er bei einem Konsumenten wie mir, mit gesundem Halbwissen über Maskendeals und Greenwashing, die Zweifel ausräumen kann, dass einer gut gemeinten Vision ein dunkles Erwachen folgt. Diese Sorge kann nach dem Gespräch noch nicht ausgeräumt werden.

Wir beschränken uns auf das, was geplant ist: Robert hat den Traum, den globalisierten Prozess der Textilherstellung umzukehren. Er will die Entkopplung von Baumwollanbau und weit entfernter Produktion wie z.B. in Asien mit anschließender Verschiffung fertig konfektionierter Ware nach Europa. Vorhandene Altkleider und/oder Schnittabfälle sollen künftig vor Ort gesammelt, recycelt und lokal zu neuen Textilien verarbeitet werden.

Ich nehme ihm diesen Traum ab. Allerdings bleiben einige meiner Fragen zur Nachhaltigkeit offen – deshalb habe ich meine Zweifel, ob die Idee aktuell leistungs- und konkurrenzfähig ist.
Woran liegt das? Zum einen ist es meiner Meinung nach immer schwierig, notwendige Pionierarbeit zu leisten. Vor allem, wenn mir am Stammtisch die schlauen Kommentare um die Ohren fliegen, dass große Firmen ja schon intensiv an dem Prinzip Kreislaufwirtschaft arbeiten. Doch manchmal bleibt außer dem Begriff Kreislaufwirtschaft und einem unbestimmten Commitment dazu nicht viel übrig.

Circularity schreibt sich auf die Fahne, eine Technologie zu entwickeln, die ausschließlich auf Abfällen aufbaut. Das Gespräch macht deutlich, dass darin auch enthalten ist, dass die Produktion umweltverträglicher ist und Transportwege wegfallen, was die Umwelt weiter entlastet. Wenn alle Vorrausetzungen für die Umsetzung dieses Traums geschaffen sind und ein qualitativ, wie preislich konkurrenzfähiges Produkt auf den Markt gebracht werden kann, dann muss der Konsument entscheiden. Hier hätte man dann das glaubwürdige Argument der Nachhaltigkeit und eines sozial-, wie umwelttechnisch fairen Verfahrens. Um die PR müsste Circularity sich dann keine Sorgen machen.

Man muss der Sache Zeit und vor allem Aufmerksamkeit geben. Aber vielleicht sollte die Industrie sich genau hier und jetzt engagieren und in solche Startups investieren und dafür sorgen, dass Probleme aus dem Weg geräumt werden, denn eines ist uns in diesem Gespräch klargeworden:
Es könnte alles so einfach sein. Kreislaufwirtschaft ist machbar, aber der Weg dorthin noch kostspielig und steinig. Deshalb wünschen wir Robert und seinem Team viel Erfolg und vor allem Durchhaltevermögen. Danke für das Gespräch.

Kurz und knapp: das Profil des Unternehmens im beigefügten Factsheet zum Download.

 

 

Nicolas Meletiou, Pixabay
01.03.2022

Textilien und die Umwelt: die Rolle des Designs in Europas Kreislaufwirtschaft

Aus der Sicht des europäischen Verbrauchs haben Textilien im Durchschnitt die viertgrößten negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel, nach Lebensmitteln, Wohnraum und Mobilität. Eine Umstellung auf ein zirkuläres Produktions- und Verbrauchssystem für Textilien mit längerer Nutzungsdauer und mehr Wiederverwendung und Recycling könnte diese Auswirkungen zusammen mit einer Reduzierung des Gesamtverbrauchs verringern. Eine wichtige Maßnahme ist ein kreislauffähiges Design (Circular Design) von Textilien, um die Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten zu verbessern und die Verwendung von Sekundärrohstoffen in neuen Produkten zu gewährleisten.

Aus der Sicht des europäischen Verbrauchs haben Textilien im Durchschnitt die viertgrößten negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel, nach Lebensmitteln, Wohnraum und Mobilität. Eine Umstellung auf ein zirkuläres Produktions- und Verbrauchssystem für Textilien mit längerer Nutzungsdauer und mehr Wiederverwendung und Recycling könnte diese Auswirkungen zusammen mit einer Reduzierung des Gesamtverbrauchs verringern. Eine wichtige Maßnahme ist ein kreislauffähiges Design (Circular Design) von Textilien, um die Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten zu verbessern und die Verwendung von Sekundärrohstoffen in neuen Produkten zu gewährleisten.

Kernaussagen
Im Jahr 2019 erzielte der Textil- und Bekleidungssektor der EU einen Umsatz von 162 Mrd. EUR und beschäftigte über 1,5 Millionen Menschen in 160 000 Unternehmen. Wie in vielen anderen Branchen hat die COVID-19-Krise zwischen 2019 und 2020 zu einem Umsatzrückgang von 9 % für Textilien insgesamt und von 17 % für Bekleidung geführt.

  • Im Jahr 2020 hatte der Textilkonsum in Europa im Durchschnitt die vierthöchsten Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel aus einer globalen Lebenszyklusperspektive. Er war der Verbrauchsbereich mit den dritthöchsten Auswirkungen auf Wasser- und Landnutzung und den fünfthöchsten in Bezug auf den Rohstoffverbrauch und die Treibhausgasemissionen.
  • Um die Umweltauswirkungen von Textilien zu verringern, ist eine Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodellen, einschließlich kreislauffähigen Designs (Circular Design), entscheidend. Dazu sind technische, soziale und geschäftsmodellbezogene Innovationen erforderlich, aber auch Verhaltensänderungen und politische Unterstützung.
  • Kreislauffähiges Design (Circular Design) ist ein wichtiger Wegbereiter für den Übergang zu einer nachhaltigen Produktion und einem nachhaltigen Verbrauch von Textilien durch Kreislaufgeschäftsmodellen. Die Entwurfsphase spielt bei jedem der vier Wege zur Verwirklichung einer kreislauffähigen Textilbranche eine entscheidende Rolle: Langlebigkeit und Haltbarkeit, optimierte Ressourcennutzung, Sammlung und Wiederverwendung sowie Recycling und Materialnutzung.

Textilien werden im EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als eine der wichtigsten Wertschöpfungsketten bezeichnet und in der bevorstehenden EU-Strategie 2022 der Europäischen Kommission für nachhaltige und kreislauffähige Textilien und der EU-Initiative für nachhaltige Produkte behandelt. Dieses Briefing zielt darauf ab, das Verständnis der Umwelt- und Klimaauswirkungen von Textilien aus einer europäischen Perspektive zu verbessern und Gestaltungsprinzipien und Maßnahmen zur Erhöhung der Kreislauffähigkeit von Textilien zu identifizieren. Es stützt sich auf einen Bericht des „European Topic Centre on Circular Economy and Resource Use“ der EUA, der hier (auf Englisch) verfügbar ist.

1. Produktion, Handel und Verbrauch von Textilien
Textilien sind ein wichtiger Wirtschaftszweig in der EU. Im Jahr 2019 erwirtschaftete der Textil- und Bekleidungssektor der EU einen Umsatz von 162 Mrd. EUR und beschäftigte über 1,5 Millionen Menschen in 160.000 Unternehmen. Wie in vielen anderen Branchen ging der Umsatz zwischen 2019 und 2020 aufgrund der Gesundheits- und Wirtschaftskrise COVID-19 bei Textilien insgesamt um 9 % und bei Bekleidung um 17 % zurück (Euratex, 2021).

Verbrauch
Die europäischen Haushalte verbrauchen große Mengen an Textilwaren. Im Jahr 2019 gaben die Europäerinnen und Europäer wie schon 2018 im Durchschnitt 600 EUR für Bekleidung, 150 EUR für Schuhe und 70 EUR für Heimtextilien aus (Köhler et al., 2021; Eurostat, 2021b).

Die Reaktion auf die COVID-19-Pandemie, die mit Maßnahmen zum zu Hause bleiben und der Schließung von Unternehmen sowie Geschäften einherging, führte insgesamt zu einem Rückgang der Textilproduktion und der Nachfrage (Euratex, 2021). Infolgedessen ging der Pro-Kopf-Verbrauch von Bekleidung und Schuhen im Jahr 2020 gegenüber 2019 zurück, während der Verbrauch von Heimtextilien leicht anstieg. Der durchschnittliche Textilverbrauch pro Person belief sich im Jahr 2020 auf 6,0 kg Bekleidung, 6,1 kg Heimtextilien und 2,7 kg Schuhe (siehe Abbildung 1).

Abgesehen von diesem COVID-bedingten Rückgang des Verbrauchs im Jahr 2020 blieb der geschätzte Verbrauch von Bekleidung und Schuhen in den letzten zehn Jahren relativ konstant, mit leichten Schwankungen zwischen den Jahren (siehe Abbildung 2). Gleiches gilt für den Verbrauch von Heimtextilien, mit einem leichten Anstieg im Laufe des Jahrzehnts.

Bei der Berechnung des "geschätzten Verbrauchs" auf der Grundlage von Produktions- und Handelsdaten aus dem Jahr 2020, ausgenommen sind industrielle/technische Textilien und Teppiche, liegt der Gesamttextilverbrauch bei 15 kg pro Person und Jahr, die sich im Durchschnitt wie folgt zusammensetzen:

  • 6,0 kg Bekleidung
  • 6,1 kg Heimtextilien
  • 2,7 kg Schuhe.

2. Umwelt- und Klimaauswirkungen von Textilien
Die Produktion und der Konsum von Textilien haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel. Umweltauswirkungen in der Produktionsphase ergeben sich aus dem Anbau und der Produktion von Naturfasern wie Baumwolle, Hanf und Leinen (z. B. Nutzung von Land und Wasser, Düngemittel und Pestizide) und aus der Produktion von Kunstfasern wie Polyester und Elastan (z. B. Energieverbrauch, chemische Ausgangsstoffe) (ETC/WMGE, 2021b). Die Herstellung von Textilien erfordert große Mengen an Energie und Wasser und verwendet eine Vielzahl von Chemikalien in verschiedenen Produktionsprozessen. Vertrieb und Einzelhandel sind für Transportemissionen und Verpackungsabfälle verantwortlich.

Bei der Nutzung und Pflege - Waschen, Trocknen und Bügeln - werden Strom, Wasser und Waschmittel benötigt. Auch Chemikalien und Mikrofasern werden in das Abwasser abgegeben. Gleichzeitig tragen Textilien mit erheblichen Mengen zu Textilabfällen bei. Am Ende ihrer Lebensdauer landen Textilien oft im allgemeinen Abfall und werden verbrannt oder deponiert. Bei der getrennten Sammlung von Textilabfällen werden die Textilien je nach ihrer Qualität und Materialzusammensetzung sortiert und wiederverwendet, recycelt oder entsorgt. Im Jahr 2017 wurde geschätzt, dass weniger als 1 % aller Textilien weltweit zu neuen Produkten recycelt werden (Ellen MacArthur Foundation, 2017).

Um das Ausmaß der Auswirkungen des Textilverbrauchs auf den Rohstoffverbrauch, die Wasser- und Flächennutzung und die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu anderen Verbrauchskategorien zu veranschaulichen, hat die Europäische Umweltagentur ihre Berechnungen der Umwelt- und Klimaauswirkungen des Lebenszyklus in der EU aktualisiert. Verwendet wurden Input-Output-Modelle auf der Grundlage von Daten aus der Exiobase-Datenbank und von Eurostat. Im Einklang mit dem geringeren Textilverbrauchsniveau im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie sind die Umweltauswirkungen von 2019 auf 2020 zurückgegangen.

Verwendung von Rohstoffen
Für die Textilproduktion werden große Mengen an Rohstoffen eingesetzt. Für die Herstellung aller von den EU-Haushalten im Jahr 2020 gekauften Bekleidung, Schuhe und Heimtextilien wurden schätzungsweise 175 Millionen Tonnen Primärrohstoffe verwendet, was rund 391 kg pro Person entspricht. Etwa 40 % davon entfallen auf Kleidung, 30 % auf Heimtextilien und 30 % auf Schuhe. Damit sind Textilien die fünftgrößte Verbrauchskategorie in Europa in Bezug auf den Primärrohstoffverbrauch (siehe Abbildung 3).

Zu den Rohstoffen gehören alle Arten von Materialien, die bei der Herstellung von Natur- und Kunstfasern verwendet werden, wie fossile Brennstoffe, Chemikalien und Düngemittel. Dazu gehören auch alle Baumaterialien, Mineralien und Metalle, die für den Bau von Produktionsanlagen verwendet werden. Auch der Transport und der Handel mit den Textilwaren sind eingeschlossen. Nur 20 % dieser Primärrohstoffe werden in Europa hergestellt oder gewonnen, der Rest wird außerhalb Europas gewonnen.

Dies zeigt den globalen Charakter der textilen Wertschöpfungskette und die hohe Ab-hängigkeit des europäischen Verbrauchs von Importen. Dies bedeutet, dass 80 % der durch den europäischen Textilkonsum verursachten Umweltauswirkungen außerhalb Europas stattfinden. So finden beispielsweise der Baumwollanbau, die Faserproduktion und die Bekleidungsherstellung hauptsächlich in Asien statt (ETC/WMGE, 2019).

Wasserverbrauch
Für die Herstellung und Verarbeitung von Textilien werden große Mengen an Wasser benötigt. Bei der Wassernutzung wird zwischen "blauem" Wasser (Oberflächenwasser oder Grundwasser, das bei der Bewässerung, bei industriellen Prozessen oder im Haushalt verbraucht wird oder verdunstet) und "grünem" Wasser (im Boden gespeichertes Regenwasser, das in der Regel zum Anbau von Pflanzen verwendet wird) unterschieden (Hoekstra et al., 2012).
 
Für die Herstellung aller von den EU-Haushalten im Jahr 2020 gekauften Bekleidung, Schuhe und Heimtextilien wurden etwa 4.000 Millionen m³ blaues Wasser benötigt, das sind 9 m³ pro Person, womit der Wasserverbrauch für Textilien an dritter Stelle nach Lebensmitteln sowie Freizeit und Kultur steht (siehe Ab-bildung 4).

Zusätzlich wurden etwa 20.000 Millionen m³ grünes Wasser verwendet, hauptsächlich für die Baumwollproduktion, was 44 m³ pro Person entspricht. Blaues Wasser wird zu etwa gleichem Anteil für die Herstellung von Kleidung (40 %), Schuhen (30 %) sowie Heim- und anderen Textilien (30 %) verwendet. Grünes Wasser wird hauptsächlich für die Herstellung von Kleidung (fast 50 %) und Heimtextilien (30 %) ver-braucht, wobei die Baumwollproduktion den größten Anteil hat.

Der Wasserverbrauch für in Europa verbrauchte Textilien findet größtenteils außerhalb Europas statt. Es wird geschätzt, dass für die Herstellung von 1 kg Baumwolle etwa 10 m³ Wasser benötigt werden, in der Regel außerhalb Europas (Chapagain et al., 2006).

Landnutzung
Die Herstellung von Textilien, insbesondere von Naturtextilien, erfordert große Mengen an Land. Der Flächenverbrauch in der Lieferkette für Textilien, die von europäischen Haushalten im Jahr 2020 gekauft werden, wird auf 180.000 km² geschätzt, das sind 400 m² pro Person. Nur 8 % der verbrauchten Flächen befinden sich in Europa. Über 90 % der Auswirkungen auf die Flächennutzung finden außerhalb Europas statt, hauptsächlich im Zusammenhang mit der (Baumwoll-)Faserproduktion in China und Indien (ETC/WMGE, 2019). Fasern auf Tierbasis, wie Wolle, haben ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Landnutzung (Lehmann et al., 2018). Damit ist der Textilsektor der Sektor mit den dritthöchsten Auswirkungen auf die Flächennutzung, nach Nahrungsmitteln und Wohnraum (siehe Abbildung 5). Davon fallen 43 % auf Kleidung, 35 % auf Schuhe (einschließlich Lederschuhen, die aufgrund des Bedarfs an Viehweiden eine hohe Auswirkung auf die Landnutzung haben) und 23 % auf Heim- und andere Textilien.

Treibhausgasemissionen
Die Herstellung und der Verbrauch von Textilien verursachen Treibhausgasemissionen, insbesondere durch die Gewinnung von Ressourcen, die Produktion, das Waschen und Trocknen sowie die Abfallverbrennung. Im Jahr 2020 verursachte die Herstellung von Textilwaren, die in der EU konsumiert wurden, Treibhausgasemissionen von insgesamt 121 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent (CO2e), was 270 kg CO2e pro Person entspricht. Damit sind Textilien der Verbrauchsbereich der Haushalte, der für die fünftgrößten Auswirkungen auf den Klimawandel verantwortlich ist, nach Wohnen, Ernährung, Verkehr und Mobilität sowie Freizeit und Kultur (siehe Abbildung 6). Davon entfallen 50 % auf Kleidung, 30 % auf Haushalts- und andere Textilien und 20 % auf Schuhe. Die Treibhausgasemissionen wirken sich zwar weltweit aus, aber fast 75 % werden außerhalb Europas freigesetzt, vor allem in den wichtigen textilproduzierenden Regionen in Asien (ETC/WMGE, 2019).

Etwa 80 % der gesamten Klimaauswirkungen von Textilien entstehen in der Produktionsphase. Weitere 3 % entstehen im Vertrieb und Einzelhandel, 14 % in der Nutzungsphase (Waschen, Trocknen und Bügeln) und 3 % am Ende des Lebenszyklus (Sammlung, Sortierung, Recycling, Verbrennung und Entsorgung) (ECOS, 2021; Östlund et al., 2020).

Textilien aus Naturfasern, wie z. B. Baumwolle, haben im Allgemeinen die geringsten Klimaauswirkungen. Textilien aus synthetischen Fasern (insbesondere Nylon und Acryl) haben im Allgemeinen eine höhere Klimabelastung, da sie aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden und bei der Produktion Energie verbraucht wird (ETC/WMGE, 2021b; Beton et al., 2014).

3. Design als Wegbereiter für zirkuläre Geschäftsmodelle für Textilien
Um die Auswirkungen von Textilien auf die Umwelt und den Klimawandel zu verringern, ist die Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle von entscheidender Bedeutung, um Rohstoffe, Energie, Wasser und Landnutzung, Emissionen und Abfall einzusparen (ETC/WMGE, 2019). Die Umsetzung und Skalierung von Kreislaufwirtschaftsmodellen erfordert technische, soziale und geschäftsmodellbezogene Innovationen sowie die Förderung von Politik, Konsum und Bildung (EUA, 2021).

Kreislauffähiges Design ist ein wichtiger Bestandteil von zirkulären Geschäftsmodellen für Textilien. Es kann eine höhere Qualität, eine längere Lebensdauer, eine bessere Nutzung von Materialien und bessere Optionen für Wiederverwendung und Recycling gewährleisten. Während es wichtig ist, das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien zu ermöglichen, sollten lebensverlängernde Strategien, wie z. B. Design für Langlebigkeit, einfache Wiederverwendung, Reparatur und Wiederaufbereitung, Vorrang haben. Die Vermeidung der Verwendung gefährlicher Chemikalien und die Begrenzung der Schadstoffemissionen und der Freisetzung von Mikroplastik in allen Phasen des Lebenszyklus sollten in die Produktgestaltung einbezogen werden.

Das Design für Kreislaufwirtschaft ist die jüngste Entwicklung im Design für Nachhaltigkeit. Die Ausweitung eines technischen und produktorientierten Fokus auf Veränderungen auf Systemebene (unter Berück-sichtigung von Produktions- und Verbrauchssystemen) zeigt, dass diese jüngste Entwicklung viel mehr Disziplinen erfordert als das traditionelle technische Design. Das Produktdesign als Bestandteil eines kreislauforientierten Geschäftsmodells hängt vom Verbraucherverhalten und den Richtlinien ab, um sein Potenzial auszuschöpfen und seine Umsetzung zu ermöglichen. Abbildung 7 zeigt die Zusammenhänge zwischen dem Kreislaufwirtschaftsmodell, dem Produktdesign, dem Verbraucherverhalten und den Richtlinien. Sie alle sind notwendig, um den Zyklus zu verlangsamen und zu schließen, damit er kreislauffähig wird.

Quelle:

Europäische Umweltagentur
Übersetzung durch Textination

(c) Ligne Roset
22.02.2022

Heimtextil-Trends 2022: Der Wunsch nach Beständigkeit

Mal schrill, mal ganz sanft und immer in Bewegung: Die Welt der Textilien ist ein wahrer Verwandlungskünstler. Mit den Heimtextil-Trends 2022 hält die Natur leise und zurückhaltend Einzug in unser Zuhause und setzte ein klares Statement – Altbekanntes wird neu gedacht.

Heimtextil-Trends 2022: Wir besinnen uns auf das Wesentliche
Vor der Pandemie war unser Zuhause lediglich ein Teilbereich des Lebens. Einen Großteil des Tages waren wir unterwegs. Die Corona-Pandemie hat das alles verändert. Viele verbrachten so viel Zeit in den eigenen vier Wänden wie nie zuvor, das Zuhause wurde zum Lebensmittelpunkt. „Wohnen“ wurde im vergangenen Jahr zum omnipräsenten Thema. In Zeiten, in denen alles unbeständig scheint, besinnen sich viele auf das Wesentliche und sehnen sich nach Geborgenheit und Ruhe: Das eigene Zuhause wird zum natürlichen Rückzugsort, um Kraft zu tanken. Das beeinflusst auch die Interior- und Lifestylebranche.

Mal schrill, mal ganz sanft und immer in Bewegung: Die Welt der Textilien ist ein wahrer Verwandlungskünstler. Mit den Heimtextil-Trends 2022 hält die Natur leise und zurückhaltend Einzug in unser Zuhause und setzte ein klares Statement – Altbekanntes wird neu gedacht.

Heimtextil-Trends 2022: Wir besinnen uns auf das Wesentliche
Vor der Pandemie war unser Zuhause lediglich ein Teilbereich des Lebens. Einen Großteil des Tages waren wir unterwegs. Die Corona-Pandemie hat das alles verändert. Viele verbrachten so viel Zeit in den eigenen vier Wänden wie nie zuvor, das Zuhause wurde zum Lebensmittelpunkt. „Wohnen“ wurde im vergangenen Jahr zum omnipräsenten Thema. In Zeiten, in denen alles unbeständig scheint, besinnen sich viele auf das Wesentliche und sehnen sich nach Geborgenheit und Ruhe: Das eigene Zuhause wird zum natürlichen Rückzugsort, um Kraft zu tanken. Das beeinflusst auch die Interior- und Lifestylebranche.

Natur pur in Form und Farbe
Die Verbindung von Natur und Wohnen wird im Textildesign immer wichtiger. Es geht darum, eine Symbiose zwischen natürlichen Materialien, Farben und Textilien zu schaffen und Räumen dadurch eine warme Atmosphäre zu verleihen. Weiche Texturen, amorphe Formen und gedeckte Erdtöne bestimmen die Heimtextil-Trends 2022.

Klassiker neu entdeckt: Bouclé & Cord
Bei Bouclé denken die meisten wohl zunächst an das weltberühmte und zeitlose Coco-Chanel-Kostüm aus den 50er-Jahren. Im Laufe der 80er und 90er verschwand der Stoff vom Trendradar. Doch in diesem Jahr feiert er ein fantastisches Comeback im Interior-Design. Bouclé trifft genau den richtigen Punkt zwischen weich und strapazierfähig. Die Polsterung wird typischerweise aus Baumwolle hergestellt und ist besonders langlebig. Ob als Sofa, Sessel, Vorhang oder Kissen: Bouclé-Polsterung ist ein echtes Multitalent und verleiht jedem Raum ein gemütliches Ambiente. Gepaart mit Holz oder Metall mildert es die härteren Elemente ab.

Ein weiteres haptisches Highlight aus vergangenen Tagen erlebt ein Revival: Cord. Ein zeitloser Klassiker, der zu Recht wieder in unsere vier Wände einzieht. Dank seiner weichen Struktur eignet sich der Stoff gut für Sitzmöbel und Sofas. Die typischen Längsrillen machen das Material besonders spannend. Und das Beste ist: Cord passt sich jedem Einrichtungsstil gekonnt an – entgegen seinem Klischee, spießig zu sein.

Mix & Match natürlicher Materialien und Formen
Natürliche Materialien wie Leinen, Wolle und Holz verleihen jedem Zuhause sofort eine organische, lebendige Qualität. Besonders im DIY-Boom des vergangenen Jahres lässt sich die Verbindung zur Natur erkennen: Makramees – aus Wolle geflochtene Dekoration – schmücken viele Wände. Auch Kissen und Decken aus gewebter und geflochtener Wolle in gedeckten Creme-Tönen schaffen einen natürlichen und gemütlichen Look. Organische, der Natur nachempfundene Muster und Strukturen sind aus keinem Zuhause mehr wegzudenken.

Aus der Modewelt direkt in die Textiltrends 2022 katapultiert, verpasst „Organic Camouflage“ dem Tarnmuster einen neuen Look. In warmen Erd- und Pastelltönen erinnert das Trend-Muster an weiche Sandstrände, das Meer oder den Wald. Ob als Teppich oder Kissen, kombiniert mit einer dezenten Couch schafft „Organic Camouflage“ einen lebendigen Look.

Mut zum Muster
Ob als Tapete, Teppich oder Deko: Blumendrucke in üppigen Farbkombinationen sind im Stoffdesign immer noch im Trend. In dunklen Grüntönen schaffen sie eine elegante Verbindung zur Natur. Dramatische Blumenprints auf der Tapete setzen ein Statement in jedem Raum. Aber auch kleine Accessoires und Akzente wie florale Kissen oder Decken auf einem einfarbigen Sofa oder Sessel haben schon eine große Wirkung. Kombiniert mit hellen Tönen und Mustern entsteht ein harmonisches Spiel der Farben und Texturen. Neben floralen Textilien sind Polstermöbel mit grafischen Drucken ein Trend, der Mut zum Außergewöhnlichen erfordert. Große und kleine grafische Muster verleihen jedem Material Tiefe und bringen so auf raffinierte Weise Leben in die Wohnung.

Nachhaltige Materialien & Textilien
Der globale Trend der Nachhaltigkeit wirft auch im Hinblick auf die Textilproduktion Fragen auf. Woher kommt das Produkt? Wurde es umweltfreundlich hergestellt? Die Antwort der Textilbranche sind Stoffe aus recyceltem Polyester oder ressourcenschonendem Hanf, Kork als Holzersatz oder fair produzierte Bio-Baumwolle. Auch Alternativen zu tierischen Stoffen werden in der Textilbranche immer häufiger verwendet. Von Äpfeln und Ananas über Pilze bis hin zu Kakteen: Aus vielen natürlichen Ressourcen lässt sich vegetarisches oder veganes Leder produzieren. Die Palette an nachhaltigen und umweltfreundlichen Textilien ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden und wird auch in Zukunft noch weiterwachsen.

Quelle:

imm cologne / Koelnmesse

(c) Schoeller Textil AG
18.01.2022

Eine Jacke aus einer Jacke aus einer Jacke …

Herstellen, tragen, waschen, verbrennen: Dieser typische Lebenslauf von Kleidungsstücken, der die Umwelt belastet, soll in Zukunft verändert werden – hin zu kreislauf-wirtschaftlichen Prinzipien mit Recycling. An einer Outdoor-Jacke aus PET-Flaschen und Recyclingmaterial haben Empa-Forschende untersucht, ob das Produkt tatsächlich hält, was die Idee verspricht.

Auf den ersten Blick eine normale Regenjacke. Drei Schichten Polyester, innen ein Futter, darüber eine wasserdampf-durchlässige Membran und aussen wasserabweisendes Gewebe, mit einer Kapuze. Doch der Reissverschluss lässt stutzen. Statt in Kragenhöhe zu enden, zieht er sich hoch bis über die Stirn … – wer würde ihn soweit zuziehen?

Herstellen, tragen, waschen, verbrennen: Dieser typische Lebenslauf von Kleidungsstücken, der die Umwelt belastet, soll in Zukunft verändert werden – hin zu kreislauf-wirtschaftlichen Prinzipien mit Recycling. An einer Outdoor-Jacke aus PET-Flaschen und Recyclingmaterial haben Empa-Forschende untersucht, ob das Produkt tatsächlich hält, was die Idee verspricht.

Auf den ersten Blick eine normale Regenjacke. Drei Schichten Polyester, innen ein Futter, darüber eine wasserdampf-durchlässige Membran und aussen wasserabweisendes Gewebe, mit einer Kapuze. Doch der Reissverschluss lässt stutzen. Statt in Kragenhöhe zu enden, zieht er sich hoch bis über die Stirn … – wer würde ihn soweit zuziehen?

Die Erklärung liefert Annette Mark vom Textilhersteller BTK Europe, die an diesem Produkt mitgewirkt hat. Der Reissverschluss soll optisch auffallen – und dient vor allem dem Recycling: Festgenäht mit einem Garn, das sich in kochendem Wasser auflöst, lässt er sich leichter entfernen als zwei Verschlüsse. «Einmal ziehen, fertig», sagt die Expertin für Textilien und Recycling. Auch die hellgrüne Farbe entsteht durch Recycling: das Rohmaterial, ein Granulat aus einem Gemisch unterschiedlicher, aber sortenreiner Textilien, ist dunkelgrün – und das Aufschmelzen und Ausspinnen des Materials für neue Garne hellt es auf.

Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie
Magnetknöpfe, Nähte, Säume: Jedes Detail der Jacke folgt dem «Design2Recycle»-Ansatz, wie es auf der Webseite von «Wear2wear» heisst. Zu diesem Konsortium haben sich sechs Firmen aus Europas Textilbranche vereint, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Schliesslich enden mehr als 70 Prozent aller weltweit produzierten Textilien auf einer Deponie oder in der Müllverbrennung, ohne rezykliert zu werden.

Was kann Kreislaufwirtschaft in dieser Branche ausrichten? Ein Team der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» hat die Jacke und ihre Umweltwirkungen genauer angeschaut – mit Hilfe einer Lebenszyklus-Analyse über eine Gebrauchsdauer von vier Jahren; dreimaliges Waschen eingerechnet. Die Kandidaten: eine ohne kreislaufwirtschaftliche Methoden produzierte Variante, die «Startversion» der seit 2019 erhältlichen Jacke in blauer Farbe – mit einer Aussenschicht aus Polyester, das aus dem Material gebrauchter PET-Flaschen stammt – und die grüne Version aus dem nachfolgenden Recycling-Prozess, in der unvermeidliche Materialverluste durch neues Polyester ersetzt sind.

Die Analysen der Empa-Forschenden zeigen, dass die Recyclingprodukte besser abschneiden – in elf untersuchten Umweltrisiko-Kategorien, darunter Erderwärmung, Toxizität für Ökosysteme und Wasserknappheit. Auffällig grosse Vorteile zeigen sich etwa bei der Luftverschmutzung, weil ohne Verbrennung weniger Schadstoffe freigesetzt werden. Und bei der Wasserknappheit, vor allem bei der grünen Jacke nach der ersten Recycling-«Schleife», für die keine PET-Flaschen mehr verwendet werden.

Weitere Einsichten aus den Analysen: Beim Treibhauseffekt liegt der maximale Umweltnutzen bei gut 30 Prozent. Und die Verwendung von PET-Flaschen bringt für die Bilanz keine grossen Vorteile. Entscheidend ist dagegen die Zahl der Rezyklierdurchgänge zu immer neuen Jacken: Die Bilanz verbessert sich von Jacke zu Jacke – vorausgesetzt, die Qualität des Polyesters bleibt hoch genug.

In der Praxis ist das anspruchsvoll, wie Mark erklärt: Je nach Herkunft unterscheidet sich das Rohmaterial teils deutlich. Wurden die Fasern mit bestimmten Hilfsstoffen beschichtet, können die Düsen der Spinnmaschinen verstopfen. Und allgemein sinkt die Qualität mit der Anzahl der Rezyklierungen: unregelmässigere Strukturen des Garns und geringere Festigkeit.

Annette Marks Fazit zu den Empa-Analysen: «sehr realistisch» und nützlich für Verbesserungen. «Die Zusammenarbeit war sehr angenehm», sagt sie, «volle Transparenz und keine Kompromisse.» Auch die Forschenden fanden die Kooperation fruchtbar. «Eine offene Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist enorm wichtig», sagt das ehemalige Teammitglied Gregor Braun, der die Empa mittlerweile verlassen hat und nun als Berater für Nachhaltigkeit arbeitet. «Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft können gut miteinander harmonieren.»

Ob die Jacke ein Markterfolg wird? «Die Textilbranche ist im Umbruch. Es findet ein Umdenken statt, das wir nicht verpassen sollten», sagt Annette Mark. Doch Grosskonzerne, die bereits ähnliche Produkte entwickeln, «haben ganz andere Möglichkeiten». Immerhin sind Gespräche mit einem Hersteller von Sportbekleidung im Gange – für eine Fleece-Jacke, bei der auch die Erkenntnisse der Empa helfen könnten.

Mikroplastikfasern aus Textilien
Textilien aus Polyester sind wegen der Freisetzung von Mikroplastikfasern – etwa beim Waschen – in den Schlagzeilen, was zuweilen als Gefahr für Mensch und Umwelt dargestellt wird. Empa-Fachleute haben Entstehung und Freisetzung von Mikroplastikfasern untersucht. Die Ergebnisse: Fasern werden vor allem an Stoffrändern freigesetzt. Ihre Entstehung und Freisetzung hängt unter anderem von der Art der Faser ab, von Oberflächenbehandlung und der Art des Schneidens. Aus lasergeschnittenen Textilien werden gegenüber anderen beim Waschen deutlich weniger Fasern freigesetzt. Die Empa forscht mit Industriepartnern daran, die Entstehung dieser Fasern bei der Herstellung weiter zu reduzieren. In Schweizer Kläranlagen werden Mikrofasern allerdings grösstenteils aus dem Abwasser entfernt und mit dem Klärschlamm verbrannt.

Weitere Informationen:
Empa PET Recycling polyester
Quelle:

EMPA, Norbert Raabe

(c) Toray
23.11.2021

Toray Industries: Ein Konzept, um Leben zu verändern

Das im Januar 1926 gegründete japanische Chemieunternehmen Toray Industries, Inc. mit Firmensitz in Tokio ist bekannt als der weltweit größte Hersteller von Kohlenstofffasern auf PAN (Polyacrylnitril)-Basis. Doch das Gesamtportfolio umfasst weit mehr. Textination sprach mit Koji Sasaki, dem General Manager der Textile Division von Toray Industries, Inc., über innovative Produktlösungen, neue Verantwortungen und die besondere Rolle von Chemieunternehmen in der heutigen Zeit.

Toray Industries ist ein japanisches Unternehmen, das sich – 1926 als Produzent von Viskosegarnen entstanden – auf der Zielgerade zu seinem 100. Geburtstag befindet. Aktuell gehören zur Toray Gruppe 102 japanische Firmen und 180 in Übersee. Sie sind in 29 Ländern tätig. Welche Bedeutung hat der Geschäftsbereich Fasern und Textilien aktuell für Ihren Unternehmenserfolg?

Das im Januar 1926 gegründete japanische Chemieunternehmen Toray Industries, Inc. mit Firmensitz in Tokio ist bekannt als der weltweit größte Hersteller von Kohlenstofffasern auf PAN (Polyacrylnitril)-Basis. Doch das Gesamtportfolio umfasst weit mehr. Textination sprach mit Koji Sasaki, dem General Manager der Textile Division von Toray Industries, Inc., über innovative Produktlösungen, neue Verantwortungen und die besondere Rolle von Chemieunternehmen in der heutigen Zeit.

Toray Industries ist ein japanisches Unternehmen, das sich – 1926 als Produzent von Viskosegarnen entstanden – auf der Zielgerade zu seinem 100. Geburtstag befindet. Aktuell gehören zur Toray Gruppe 102 japanische Firmen und 180 in Übersee. Sie sind in 29 Ländern tätig. Welche Bedeutung hat der Geschäftsbereich Fasern und Textilien aktuell für Ihren Unternehmenserfolg?

Das Geschäft mit Fasern und Textilien ist zugleich Ausgangspunkt und Grundlage der heutigen Geschäftsentwicklung von Toray. Wir begannen 1926 mit der Produktion von Viskosegarnen und führten bereits 1940 eigene Forschung und Entwicklung im Bereich Nylonfasern durch. Und da neue Materialien meist auch neue Verarbeitungsmethoden erfordern, begann Toray früh damit, auch in eigene Verfahrenstechnologie zu investieren. So möchten wir einerseits unsere Umsätze steigern und andererseits die Anwendungsmöglichkeiten für unsere Materialien erweitern. Aus diesem Grund begann Toray auch, das Geschäft vom reinen Fasergeschäft auf Textilien und sogar Bekleidung auszuweiten. So sind wir in der Lage, besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und gleichzeitig stets an der Spitze der Innovation zu bleiben.

Laufe der Jahrzehnte hat Toray viel Wissen in der Polymerchemie und der organischen Synthesechemie angesammelt – und dieses Know-how ist die Grundlage für fast alle unsere anderen Geschäftsvorhaben. Heute produzieren wir eine breite Palette fortschrittlicher Materialien und Produkte mit hoher Wertschöpfung in den Bereichen Kunststoffe, Chemikalien, Folien, Kohlefaserverbundwerkstoffe, Elektronik und Informationsmaterialien, Pharmazeutika, Medizin und Wasseraufbereitung. Fasern und Textilien sind jedoch nach wie vor unser wichtigstes Geschäftsfeld, auf das rund 40 % des Umsatzes des Unternehmens entfallen.

Welches Verständnis, welches Erbe ist Ihnen bis heute wichtig? Und wie leben Sie konkret im Textilbereich eine Unternehmensphilosophie, die Sie so formulieren "einen gesellschaftlichen Beitrag leisten durch die Schaffung neuer Werte mit innovativen Ideen, Technologien und Produkten (Contributing to society through the creation of new value with innovative ideas, technologies and products)"?

Toray hat immer wieder neue Materialien entwickelt, die es so in der Welt noch nie gegeben hat. Wir tun dies, indem wir uns auf unsere vier Kerntechnologien konzentrieren: Polymerchemie, organische synthetische Chemie, Biotechnologie und Nanotechnologie. Für den Textilbereich bedeutet dies, dass wir neue Polymerstrukturen, Spinntechnologien und Verarbeitungsmethoden einsetzen, um Garne mit noch nie dagewesenen Eigenschaften zu entwickeln. Dabei orientieren wir uns stets an den Bedürfnissen und Problemstellungen des Marktes und unserer Kunden.

Dieser Ansatz ermöglicht es uns, Textilien mit neuen Funktionen in unseren Alltag zu integrieren, die natürliche Fasern und Materialien nicht erreichen können. So bieten wir beispielsweise Sport- und Unterwäsche, die hervorragend Wasser absorbieren und sehr schnell trocknen, oder Regen- und Outdoor-Bekleidung mit ausgezeichneten wasserabweisenden Eigenschaften, die mit einem weniger voluminösen Innenfutter aufwarten kann. Weitere Beispiele sind antibakterielle Unterwäsche, Uniformen oder Innenausstattungen, die für ein hygienisches Umfeld sorgen und das Wachstum von geruchsverursachenden Bakterien beeinträchtigen. Die Menschen genießen jeden Tag die Annehmlichkeiten dieser innovativen Textilien, und wir hoffen, damit zu ihrem täglichen Komfort beitragen und ihr Leben in gewisser Weise verbessern zu können.

Im Jahr 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen 17 nachhaltige Entwicklungsziele – kurz Agenda 2030 genannt, die zum 01. Januar 2016 in Kraft trat. Den Ländern blieben 15 Jahre, um sie bis 2030 zu erreichen. In Ihrem Unternehmen gibt es eine TORAY VISION 2030 und eine TORAY SUSTAINABILITY VISION. Wie wenden Sie diese Grundsätze und Ziele auf das Textilgeschäft an? Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit für dieses Geschäftsfeld?

Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Themen, denen sich die Welt heute gegenübersieht – nicht nur in der Textilbranche, sondern in allen Industriezweigen. Wir in der Toray-Gruppe sind davon überzeugt, mit unseren fortschrittlichen Materialien zur Lösung verschiedener Probleme in diesem Kontext beitragen zu können. Gleichzeitig bietet der Trend in Richtung Nachhaltigkeit interessante neue Geschäftsansätze. In unserer Nachhaltigkeitsvision haben wir vier Ziele festgelegt, die die Welt bis 2050 erreichen sollte. Und wir haben definiert, welche Probleme dafür angegangen werden müssen.

Wir müssen:

  1. Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels beschleunigen,
  2. bei der Nutzung von Ressourcen und in der Produktion nachhaltige, recyclingorientierte Lösungen realisieren,
  3. sauberes Wasser und saubere Luft bereitstellen und
  4. einen Beitrag leisten zu einer besseren medizinischen Versorgung und Hygiene für Menschen auf der ganzen Welt.

Wir werden diese Agenda vorantreiben, indem wir den Einsatz von Materialien, die auf Umweltprobleme reagieren, fördern und ausweiten. Im Textilbereich bieten wir zum Beispiel wärmende und kühlende Textilien an – indem sie in bestimmten Situationen Klimaanlagen oder Heizungen überflüssig machen, können sie dazu beitragen, Energiekosten zu senken. Wir stellen außerdem umweltfreundliche Textilien her, die auf bestimmte schädliche Stoffe wie Fluor verzichten, sowie Textilien aus Biomasse, bei denen anstelle von konventionellen petrochemischen Materialien pflanzliche Fasern zum Einsatz kommen. Auch recycelte Materialien, die Abfall reduzieren und eine effektive Nutzung von Ressourcen fördern, haben wir im Sortiment.

Die TORAY VISION 2030 wiederum ist unser mittelfristiger Strategieplan und betrachtet das Thema Nachhaltigkeit aus einem anderen Blickwinkel: Toray hat darin den Weg zu einem nachhaltigen und gesunden Unternehmenswachstum festgelegt. Dabei konzentrieren wir uns auf zwei große Wachstumsbereiche: Unser Green Innovation Business, das auf die Lösung von Umwelt-, Ressourcen- und Energieproblemen abzielt, und das Life Innovation Business, das sich auf die Verbesserung der medizinischen Versorgung, der öffentlichen Gesundheit, der persönlichen Sicherheit und letztlich einer längeren Lebenserwartung konzentriert.

Innovation by Chemistry lautet der Claim der Toray-Gruppe. In einer Welt, in der REACH und Fridays for Future die Spielräume der Chemieindustrie stark einengen, stellt sich die Frage, welchen Platz die Chemie in der Textilindustrie haben kann. Wie passen hier Chemie, Innovation und Nachhaltigkeit zusammen?

Die chemische Industrie befindet sich heute an einem Wendepunkt. Die Vorteile, die diese Industrie für die Zivilisation bringen kann, sind zwar nach wie vor enorm, aber zugleich treten Nachteile wie Ressourcenverschwendung und die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Ökosysteme, immer deutlicher zu Tage. In Zukunft wird die chemische Industrie viel stärker im Sinne der Nachhaltigkeit arbeiten müssen – daran führt kein Weg vorbei.

Was Textilien betrifft, so gibt es unserer Meinung nach mehrere Möglichkeiten, synthetische Materialien in Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Eine davon sind wie gesagt Materialien, die aus Pflanzen statt aus petrochemischen Rohstoffen hergestellt werden. Eine andere besteht darin, die Menge an Rohstoffen, die bei der Produktion verwendet werden, von vornherein zu reduzieren – dies kann zum Beispiel gelingen, indem Abfallstoffe aus Produktion oder Verkauf gesammelt und recycelt werden. Biologisch abbaubare Materialien, die die Auswirkungen von Abfallprodukten auf die Umwelt verringern, sind eine weitere Möglichkeit, die zu verfolgen es lohnt, ebenso wie die Reduzierung von umweltschädlichen Substanzen, die im Produktionsprozess verwendet werden. All diese Möglichkeiten prüfen wir bereits im synthetischen Textilien-Geschäft von Toray. Zugleich achten wir übrigens darauf, in unserer eigenen Produktion Energie zu sparen und den Einfluss auf die Umwelt möglichst gering zu halten.

Toray konzentriert sich im Segment Fasern & Textilien auf synthetische Fasern wie Nylon, Polyester und Acryl sowie andere Funktionsfasern. Auf dem Markt ist in den vergangenen Jahren ein deutlicher Trend zu cellulosischen Fasern zu beobachten, die auch als Alternativen zu synthetischen Produkten gehandelt werden. Wie sehen Sie diese Entwicklung – zum einen für das Unternehmen Toray, zum anderen unter dem Aspekt Nachhaltigkeit, den die cellulosischen Wettbewerber mit der nachwachsenden Rohstoffbasis für sich reklamieren?

Naturfasern, einschließlich Cellulosefasern und Wolle, sind insofern umweltfreundlich, als sie leicht recycelt werden können und nach der Entsorgung schnell biologisch abbaubar sind. Um ihre Umweltauswirkungen wirklich beurteilen zu können, müssen jedoch auch eine Reihe anderer Faktoren berücksichtigt werden: In erster Linie ist da die Frage der Beständigkeit: gerade weil Naturfasern natürlich sind, ist es schwierig, auf einen schnellen Anstieg der Nachfrage zu reagieren, und die Qualität ist aufgrund von Wetter- und anderen Faktoren nicht immer stabil.

Klimatische Veränderungen wie extreme Hitze, Dürre, Wind, Überschwemmungen und Kälteschäden können die Quantität und Qualität der Produktion von Naturfasern beeinträchtigen, so dass die Versorgung nicht immer gesichert ist. Um die Produktion hochzufahren, müssen nicht nur Flächen gerodet, sondern auch große Mengen an Wasser und Pestiziden eingesetzt werden, um diese zu bewirtschaften - all das ist schädlich für die Umwelt.

Synthetische Fasern hingegen sind Industrieprodukte, die in kontrollierten Fabrikumgebungen hergestellt werden. Das macht es einfacher, Schwankungen im Produktionsvolumen zu bewältigen und eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten. Darüber hinaus können bestimmte funktionelle Eigenschaften wie Widerstandsfähigkeit, Wasseraufnahme, schnelles Trocknen und anti-bakterielle Eigenschaften in das Material eingearbeitet werden, was dazu führen kann, dass Textilien länger im Gebrauch sind.

Synthetische Fasern und Naturfasern, einschließlich Cellulosefasern, haben also ihre eigenen Vor- und Nachteile – es gibt hier kein Allheilmittel, zumindest nicht im Moment. Wir glauben: Es ist wichtig, sicherzustellen, dass es Optionen gibt, die dem Bewusstsein und dem Lebensstil des Verbrauchers entsprechen. Dazu gehören Komfort im Alltag und Nachhaltigkeit gleichermaßen.

Inwiefern ist die Nachfrage nach recycelten Produkten gestiegen? Unter dem Markennamen &+™ bietet Toray eine Faser an, die aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird. Gerade bei der „Rohstoffbasis: PET-Flaschen“ können sich Probleme beim Weißgrad der Faser ergeben. Was unterscheidet Ihr Verfahren von dem anderer Unternehmen und inwiefern können Sie qualitativ mit neuen Fasern konkurrieren?

Bei der Herstellung der "&+"-Faser werden die gesammelten PET-Flaschen mit speziellen Wasch- und Filterverfahren von sämtlichen Fremdstoffen befreit. Durch diese Verfahren konnten wir nicht nur das Problem des Weißgrades der Fasern lösen – indem wir gefilterte, hoch reine recycelte Polyester späne verwenden, können wir auch sehr feine Fasern und Fasern mit einzigartigen Querschnitten herstellen. Mit unseren bewährten Verfahrenstechnologien können zudem bestimmte Texturen und Funktionen von Toray in die Faser eingebaut werden. Darüber hinaus enthält "&+" eine spezielle Substanz im Polyester, die eine Rückverfolgung des Materials auf die darin verwendeten recycelten PET-Flaschenfasern ermöglicht.

Wir glauben, dass diese Kombination aus Ästhetik, Nachhaltigkeit und Funktionalität die recycelte Polyester-faser "&+" wettbewerbsfähiger macht als die anderer Unternehmen. Und in der Tat haben wir festgestellt, dass die Zahl der Anfragen stetig zunimmt, da Unternehmen bereits in der Produktplanungsphase ein stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln.

Wie wird Innovationsmanagement in der Textilabteilung von Toray gelebt, und auf welche Entwicklungen, an denen Toray in der letzten Zeit gearbeitet hat, sind Sie besonders stolz?

Die Textilabteilung besteht aus drei Unterabteilungen, die sich auf die Entwicklung und den Verkauf von Modetextilien (WOMEN'S & MEN'S WEAR FABRICS DEPT.), Sport- und Outdoor-Textilien (SPORTS WEAR & CLOTHING MATERIALS FABRICS DEPT.) und, speziell für Japan, Textilien für Uniformen in Schulen, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor (UNIFORM & ADVANCED TEXTILES DEPT.) konzentrieren.

In der Vergangenheit entwickelte jede Abteilung ihre eigenen Materialien für ihre jeweiligen Märkte und Kunden. Im Jahr 2021 haben wir jedoch einen kollaborativen Raum für die Zusammenarbeit eingerichtet, um die Synergie zu erhöhen und Informationen über die in verschiedenen Bereichen entwickelten Textilien mit der gesamten Abteilung zu teilen. So können die Verkäufer ihren Kunden auch in anderen Abteilungen entwickelte Materialien anbieten und selbst Ideen für die Entwicklung neuer Textilien bekommen.

Ich glaube, dass die neue Struktur uns auch helfen wird, besser auf Veränderungen im Markt zu reagieren. Wir sehen zum Beispiel, dass die Grenzen zwischen Arbeitsbekleidung und Outdoor verschwimmen – Marken wie Engelbert Strauss sind ein gutes Beispiel für diesen Trend. Eine weitere Entwicklung, die sich unserer Meinung nach der Corona-Pandemie noch beschleunigen wird, ist die Betonung grüner Technologien und Materialien. Dies gilt für alle Textilbereiche, und wir müssen enger zusammenarbeiten, um hier ganz vorne mitzuspielen.

Welche Bedeutung haben in Ihren Forschungsvorhaben biobasierte Polyester? Wie schätzen Sie die künftige Bedeutung solcher Alternativen ein?

Ich glaube, dass diese Materialien in den kommenden Jahren eine große Rolle spielen werden. Polyester wird aus gereinigter Terephthalsäure (PTA) hergestellt, die wiederum aus Paraxylen (PX) und Ethylenglykol (EG) besteht. In einem ersten Schritt bieten wir bereits ein Material namens ECODEAR™ an, das Zuckerrohrmelasse-Abfällen als Rohmaterial für die EG-Herstellung verwendet.

Etwa 30 % dieser zumindest ansatzweise Bio-Polyesterfaser sind somit biologisch hergestellt, und das Material wird in großem Umfang für Sportbekleidung und Uniformen verwendet. Im nächsten Schritt arbeiten wir an der Entwicklung einer vollständig biobasierten Polyesterfaser, bei der auch der PTA-Bestandteil aus Biomasse-Rohstoffen, wie den nicht genießbaren Teilen von Zuckerrohr und Holzabfällen, gewonnen wird.

Bereits 2011 ist es uns gelungen, einen Prototyp einer solchen vollständig aus Biomasse hergestellten Polyesterfaser zu produzieren. Die Ausweitung der Produktion bei dem PX-Hersteller, mit dem wir zusammenarbeiten, hat sich jedoch als schwierig erwiesen. Derzeit stellen wir nur kleine Muster-Mengen her, aber wir hoffen, in den 2020er Jahren mit der Massenproduktion starten zu können.

Ursprünglich vom Garn kommend, inzwischen seit Jahrzehnten ein weltweit führender Produzent synthetischer Fasern, arbeiten Sie auch bis zum fertig konfektionierten Produkt. Die Palette reicht von Schutzkleidung gegen Staub und Infektionen bis zu smart textiles und Funktionstextilien, die biometrische Daten erfassen. Was planen Sie in diesen Segmenten?

Im Bereich der Schutzkleidung ist unsere Marke LIVMOA™ unser Vorzeige-Material. Es vereint hohe Atmungsaktivität, um Feuchtigkeit im Inneren der Kleidung zu reduzieren, mit blockierenden Eigenschaften, die Staub und andere Partikel von außen fernhalten. Das Textil eignet sich für eine Vielzahl von Arbeitsumgebungen, darunter auch Anwendungen mit hohem Staub- oder Fettaufkommen und sogar Reinräume. LIVMOA™ 5000, eine hochwertige Qualität, zeigt auch antivirale Eigenschaften und hilft, medizinisches Personal zu entlasten. Das Material bildet eine wirksame Barriere gegen Bakterien und Viren und ist beständig gegenüber hygroskopischem Druck. Durch die hohe Atmungsaktivität bietet es außerdem hohen Tragekomfort.

Unser smart textile heißt hitoe™. Bei diesem hochleit-fähigen Gewebe wird ein leitfähiges Polymer – also eine Polymerverbindung, die Elektrizität hindurchlässt – in das Nanofasergewebe eingearbeitet. hitoe™ ist ein leistungsfähiges Material zur Erfassung von Biosignalen, schwachen elektrischen Signalen, die wir unbewusst von unserem Körper aussenden. In Japan hat Toray Produkte für elektrokardiografische Messungen (EKGs) entwickelt, die den Sicherheits- und Wirksamkeitsstandards medizinischer Geräte entsprechen. Und 2016 haben wir bei den japanischen medizinischen Verwaltungsbehörden eine Anmeldung für die Registrierung eines Geräts mit hitoe™ als allgemeines Medizinprodukt eingereicht – dieser Registrierungsprozess ist nun abgeschlossen. Insgesamt erwarten wir, dass der Gesundheitssektor, insbesondere medizinische und pflegerische Anwendungen, wachsen wird – nicht zuletzt wegen zunehmender Infektionskrankheiten und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein unter der älteren Bevölkerung. Wir werden daher weiterhin neue Produkte für diesen Markt entwickeln und verkaufen.

Joseph Wilson Swan hat 1885 die Bezeichnung „artifical silk“ für die von ihm künstlich erzeugten Nitratcellulosefilamente einführt. Später wurden auch die auf Basis von Cellulose ersponnenen Kupfer-, Viskose- und Acetatfilamentgarne als Kunstseide bezeichnet. Toray hat eine neue innovative Spinntechnologie unter dem Namen NANODESIGN™ entwickelt, die die Kontrolle der Feinheit und Form der synthetischen Fasern auf Nanoebene ermöglicht. Damit sollen Funktionen, Ästhetik und Texturen entstehen, die es bisher nicht gab. Für welche Anwendungen wollen Sie diese Produkte einsetzen?

Bei der NANODESIGN™-Technologie wird das Polymer in eine Reihe mikroskopisch kleiner Ströme aufgespalten, die dann in einem bestimmten Muster zu einer neuen Faser rekombiniert werden. Durch eine äußerst präzise Steuerung des Polymerstroms können Feinheit und Querschnittsform der Faser viel genauer bestimmt werden, als es mit herkömmlichen Mikrofaser- und Nanofaser-Spinntechnologien bisher möglich war. Darüber hinaus ermöglicht diese Technologie die Kombination von drei oder mehr Polymertypen mit unterschiedlichen Eigenschaften in einer Faser – herkömmliche Technologien schaffen nur zwei Polymertypen. Diese Technologie ermöglicht es Toray daher, bei der Herstellung von Kunstfasern eine Vielzahl von Texturen und Funktionen festzulegen, die mit herkömmlichen Kunstfasern nicht möglich waren – und sogar die Textur und die Haptik von Naturfasern zu übertreffen. Kinari, unsere mit der NANODESIGN-Technologie entwickelte Kunstseide, ist hier ein Paradebeispiel, aber die Technologie birgt noch viele weitere Möglichkeiten – nicht zuletzt im Hinblick auf unsere Nachhaltigkeitsziele.

Was hat die zurückliegende Zeit der Pandemie für das das Textilgeschäft von Toray bisher bedeutet? Inwiefern war sie eine Belastung, in welchen Bereichen aber auch ein Innovationstreiber? Was erwarten Sie von den kommenden 12 Monaten?

Die Corona-Katastrophe hat sich dramatisch auf die Ergebnisse des Unternehmens ausgewirkt: Im Geschäftsjahr 2020 sanken der Gesamtumsatz von Toray um rund 10% auf 188,36 Milliarden Yen (ca. 1,44 Milliarden Euro) und der Betriebsgewinn um rund 28% auf 90,3 Milliarden Yen (ca. 690 Millionen Euro). Die Auswirkungen auf den Faser- und Textilbereich waren ebenfalls beträchtlich: Die Umsätze gingen um rund 13 % auf 719,2 Mrd. Yen (ca. 5,49 Mrd. Euro) zurück und das Betriebsergebnis um rund 39 % auf 36,6 Mrd. Yen (ca. 280 Mio. Euro).

Im Geschäftsjahr 2021 sieht es im Bereich Fasern und Textilien jedoch deutlich besser aus: Bislang hat das Segment die Ziele insgesamt übertroffen, auch wenn es in den einzelnen Bereichen und Anwendungen Schwankungen gibt. Im Zeitraum April bis Juni haben wir sogar wieder das Niveau von 2019 erreicht. Dies ist zum Teil auf den sich erholenden Sport- und Outdoor-Sektor zurückzuführen. Der Markt für Modebekleidung hingegen bleibt aufgrund der veränderten Lebensgewohnheiten, die Schließungen und Homeoffice mit sich gebracht haben, weiterhin schwierig. Wir sind der Meinung, dass eine vollständige Erholung des Geschäfts erst dann eintreten wird, wenn die Reise- und Freizeitbranche wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hat.

Eine andere Nebenwirkung der Pandemie, die wir sehr stark spüren, ist die wachsende Sorge über Umweltfragen und den Klimawandel. Infolgedessen hat die Nachfrage nach nachhaltigen Materialien auch im Bekleidungssegment zugenommen. Nachhaltigkeit wird in Zukunft für die Entwicklung und Vermarktung neuer Textilien in allen Marktsegmenten ein Muss sein. Andererseits wird sich immer die Frage stellen, wie nachhaltig ein Produkt wirklich ist, und Daten und Rückverfolgbarkeit werden immer wichtiger werden. In den kommenden Jahren wird die Textilabteilung diese Entwicklungen genau im Auge behalten und Materialien entwickeln, die den Bedürfnissen der Kunden entsprechen.

Zur Person:
Koji Sasaki stieß 1987 zu Toray. In seinen mehr als 30 Jahren im Unternehmen hatte er verschiedene Positionen inne, darunter eine vierjährige Amtszeit als Managing Director der Toray International Europe GmbH in Frankfurt von 2016 bis 2020. Seit 2020 ist Koji Sasaki für die Textilsparte von Toray verantwortlich und fungiert als amtierender Vorsitzender von Toray Textiles Europe Ltd. In diesen Funktionen beaufsichtigt er die Entwicklungs-, Verkaufs- und Marketingaktivitäten des Unternehmens im Bekleidungssegment, darunter die Bereiche Mode, Sport und Arbeits- oder Schuluniformen.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

Grafik: Gerd Altmann, pixabay
19.01.2021

IW-Verbandsumfrage: Textilbranche und Banken besonders pessimistisch

Es kann meist nur besser werden

Zum Jahreswechsel befragte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) traditionell deutsche Verbände nach ihren wirtschaftlichen Erwartungen für das kommende Jahr. Die meisten Branchen berichten von einschneidenden Schwierigkeiten und hoffen auf eine Besserung im Jahr 2021. Allerdings werden viele Unternehmen Stellen abbauen – vor allem dort, wo es bereits vor der Pandemie Probleme gab.

Es kann meist nur besser werden

Zum Jahreswechsel befragte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) traditionell deutsche Verbände nach ihren wirtschaftlichen Erwartungen für das kommende Jahr. Die meisten Branchen berichten von einschneidenden Schwierigkeiten und hoffen auf eine Besserung im Jahr 2021. Allerdings werden viele Unternehmen Stellen abbauen – vor allem dort, wo es bereits vor der Pandemie Probleme gab.

Zum Jahresende schaute die deutsche Wirtschaft auf eines der schwierigsten Jahre in der neueren Geschichte zurück. Die Corona-Pandemie hat schon im Frühjahr 2020 vielen Unternehmen zugesetzt, der aktuelle Winter und die zweite Welle haben bereits angeschlagene Branchen weiter in Bedrängnis gebracht. Immer noch ist nicht absehbar, wann sich die Lage spürbar bessert. Das spiegelt sich auch in der traditionellen IW-Verbandsumfrage wider: 34 der befragten 43 Verbände berichten von einer schlechteren Wirtschaftslage als noch vor einem Jahr. Wer von einer besseren oder unveränderten Lage berichtet, befand sich oftmals schon im Vorjahr in einer schwierigen Wirtschaftslage. Dazu zählen beispielsweise die Automobil- und die Chemieindustrie.

Die Stimmungslage ist in vier von fünf Unternehmen in Deutschland zum Jahreswechsel 2020/2021 schlechter als vor einem Jahr. Diese krisenbehaftete Ausgangslage erklärt in Teilen die insgesamt zuversichtlichen Geschäftserwartungen für 2021. In 26 von 43 Branchen wird gemäß der IW-Verbandsumfrage eine höhere Wirtschaftstätigkeit erwartet. Dagegen gehen 13 Verbände von einem Produktionsrückgang im Jahr 2021 aus. Während bei den Investitionen insgesamt eine moderate Erholung einsetzt, wird die Beschäftigung in 23 Branchen voraussichtlich weiter zurückgehen.

Mit Blick auf 2021 dominiert in der IW-Verbandsumfrage die Zuversicht. Das verwundert nicht, wenn diese Zuversicht als eine Verbesserung gegenüber dem Krisenjahr 2020 zu verstehen ist. Die erwarteten Anstiege erklären sich besonders aus den gewaltigen Fallhöhen und der schlechten Ausgangsbasis 2020. Für eine Reihe von Unternehmen und ganze Branchen muss dieser hoffnungsvolle Blick auf 2021 zudem keine Rückkehr zu einem Produktionsniveau von vor der Krise bedeuten. Die im November 2020 durchgeführte IW-Konjunkturumfrage unter mehr als 2.200 Firmen zeigt konsistent auf, dass rund die Hälfte der befragten Unternehmen noch für das Jahr 2022 mit Produktionsausfällen gegenüber dem Vorkrisenniveau rechnet (IW-Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur, 2020).

Textilbranche und Banken besonders pessimistisch
Immerhin sind die meisten Verbände mit Blick auf 2021 zuversichtlich und gehen davon aus, dass sich ihre Lage verbessert – wobei das Vorkrisenniveau für viele Branchen noch nicht in Sichtweite ist. 26 Verbände planen für das kommende Jahr eine höhere Produktion. 13 Verbände prognostizieren eine geringere Produktion, darunter der Bereich Schiffbau und Meerestechnik, Textil- und Modeverbände sowie die Ernährungsindustrie. Banken und Bauwirtschaftsunternehmen haben ebenfalls gedämpfte Erwartungen für 2021, wobei sich hier die Pandemie bislang relativ wenig niedergeschlagen hat.

Weniger Jobs in der Automobilindustrie
Wenig zuversichtlich ist der Blick auf den Arbeitsmarkt: Nur fünf der 43 befragten Verbände gehen davon aus, dass ihre Mitgliedsunternehmen im kommenden Jahr mehr Mitarbeiter beschäftigen werden. Dazu zählen die Bauwirtschaft und Handwerksbetriebe, die schon vor der Krise unter Fachkräftemangel gelitten haben. 23 Verbände erwarten einen Beschäftigungsabbau, darunter vor allem die Industrie. Besonders pessimistisch sind Verbände, in deren Unternehmen neben der Coronapandemie auch strukturelle Anpassungslasten bestehen – so wie im Finanzbereich:

Schon in den Vorjahren haben immer weniger Kunden Bankfilialen genutzt. Auch die Automobilindustrie plant mit weniger Mitarbeitern: Neben der schwachen Weltwirtschaft setzten strenge Abgas-Grenzwerte und Elektroquoten die Unternehmen unter Druck. In ähnlicher Größenordnung schrumpften die für die Branche außerordentlich wichtigen Exporte.

Bei den wenigen Industrieverbänden, deren Mitglieder – im Durchschnitt über alle Firmen und Teilbereiche hinweg – genauso oder besser dastehen als beim vorherigen Jahreswechsel, handelt es sich oftmals um Wirtschaftszweige, die sich bereits zum Jahreswechsel 2019/2020 in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befanden. Darauf verweisen die Automobilindustrie, Bereiche der Metall- und Elektroindustrie sowie auch die Chemieindustrie. Für Teile der Industrie hat die Corona-Krise bereits eine negative Vorgeschichte. Die schon 2019 rückläufigen Geschäfte waren teils die Folge einer zyklischen Normalisierung nach einer hochausgelasteten Phase. Vor allem belasteten Protektionismus und geopolitische Verunsicherungen die globale Investitionstätigkeit und dies traf die stark im internationalen Investitionsgütergeschäft aktive deutsche Industrie. Auch technologische Herausforderungen – etwa durch die Digitalisierung und den Klimawandel – sorgten für Anpassungslasten.

 

Quelle:

Institut der Deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Grömling Leiter der Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur

(c) Messe Frankfurt Exhibition GmbH
22.12.2020

Decade of Action: Texpertise Network startet weitere Maßnahmen zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele

Seit 2019 arbeitet das Texpertise Network der Messe Frankfurt mit der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships, um die Nachhaltigen Entwicklungsziele auf alle 58 Textilveranstaltungen des Netzwerks weltweit zu bringen. Zahlreiche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Weitere stehen unmittelbar an.

Kurz vor Beginn der Corona-Krise hat der UN-Generalsekretär Antonio Gutérrez die sogenannte „UN Decade of Action“ ausgerufen. Der Weltgemeinschaft bleiben ab 2020 noch zehn Jahre, um die insgesamt 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zu erreichen, der sich die UN-Mitgliedsstaaten mit der Agenda 2030 verpflichtet haben. Im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships lanciert das Texpertise Network der Messe Frankfurt noch im Dezember weitere Maßnahmen und unterstützt die Umsetzung der SDGs in der Mode- und Textilindustrie damit weiter.

Seit 2019 arbeitet das Texpertise Network der Messe Frankfurt mit der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships, um die Nachhaltigen Entwicklungsziele auf alle 58 Textilveranstaltungen des Netzwerks weltweit zu bringen. Zahlreiche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Weitere stehen unmittelbar an.

Kurz vor Beginn der Corona-Krise hat der UN-Generalsekretär Antonio Gutérrez die sogenannte „UN Decade of Action“ ausgerufen. Der Weltgemeinschaft bleiben ab 2020 noch zehn Jahre, um die insgesamt 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zu erreichen, der sich die UN-Mitgliedsstaaten mit der Agenda 2030 verpflichtet haben. Im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships lanciert das Texpertise Network der Messe Frankfurt noch im Dezember weitere Maßnahmen und unterstützt die Umsetzung der SDGs in der Mode- und Textilindustrie damit weiter.

Virtueller Event „Discover the SDGs“
Vom 1. bis 30. Dezember 2020 beteiligt sich das Texpertise Network an dem virtuellen Lern- und Messeevent „Discover the SDGs“, das von der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships ins Leben gerufen wurde. Ziel des Events ist es, Wissen und Engagement innerhalb der Modeindustrie zu stärken, mit dem die Umsetzung der SDGs und die UN Decade of Action unterstützt werden. Bestandteil des Events sind eine virtuelle und interaktive Ausstellung zu den 17 Zielen sowie On-demand-Diskussionen mit Branchenvertretern sowie Vertretern und Advocates der Vereinten Nationen, darunter auch Detlef Braun, Geschäftsführer, und Thimo Schwenzfeier, Director Marketing Communications Textiles and Textile Technologies bei der Messe Frankfurt, ebenso wie von Kering, Lenzing, Allbirds, PVH, Vogue Business, CFDA, dem British Fashion Council, Collina Strada und der Swarovski Foundation.

„Jetzt ist die entscheidende Zeit, um Partnerschaften voranzutreiben, die die größten Herausforderungen der Menschheit adressieren – von der Beseitigung von Armut, Hunger und Ungleichheit bis zur Umkehrung des Klimawandels sowie zu nachhaltigeren Konsumgewohnheiten und Produktionsprozessen“, sagt Annemarie Hou, Acting Executive Director des United Nations Office for Partnerships. „Die Modeindustrie ist ein wichtiger Verbündeter für die Vereinten Nationen in dieser Dekade, um die Nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 zu erreichen.“

Conscious Fashion Campaign wird Presenting Partner der Frankfurt Fashion Week
Gemeinsam die Modebranche verbessern: Die Frankfurt Fashion Week positioniert sich als Gastgeber für die Zukunft der Mode und treibt die Transformation hin zu einer zukunftsorientierten, nachhaltigeren Fashion- und Textilbranche aktiv voran. In Frankfurt am Main werden vom 5. bis 9. Juli 2021 alle Entscheiderinnen und Entscheider zusammenkommen, die diesen Wandel mitgestalten wollen. Dafür ist den Initiatoren der Frankfurt Fashion Week – der Messe Frankfurt und der Premium Group – ein echter Coup gelungen: Die Conscious Fashion Campaign, in Zusammenarbeit mit dem United Nations Office for Partnerships, wird Presenting Partner. Die Messe Frankfurt baut hierbei auf die bestehende Zusammenarbeit mit dem UNOP auf. Die SDGs werden bis 2023 Voraussetzung für Aussteller. Der Frankfurt Fashion SDG Summit by CFC wird zur internationalen Leitkonferenz für Nachhaltigkeit in der Modewelt.

Ausbau der internen Nachhaltigkeitskommunikation
17 Ziele, 58 Textilevents weltweit, rund 600.000 Besucher und 23.000 Aussteller im Jahr 2019: Das Texpertise Network der Messe Frankfurt bietet mit seinen weltweiten Textilevents eine einzigartige Reichweite für die Unterstützung der SDGs, auch während der Corona-Pandemie. Eine wichtige Rolle spielen dabei die beteiligten Tochtergesellschaften, Sales Partner und Partner der Messe Frankfurt im Ausland, die die entsprechenden Veranstaltungen organisieren. Um deren Wissen und weiteres Engagement rund um die Nachhaltigen Entwicklungsziele aktiv zu erweitern, veranstaltet das Texpertise Network mehrere Online-Seminare unter anderem für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Argentinien, Äthiopien, China, Hongkong, Indien, Japan, Russland, Südafrika und den USA und baut damit auch die interne Nachhaltigkeitskommunikation aus.

SDG Actions bis heute
Seit der Bekanntgabe der erweiterten Zusammenarbeit des Texpertise Network der Messe Frankfurt mit der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships im UN-Hauptquartier in New York im Dezember 2019, haben die internationalen Textilveranstaltungen der Messe Frankfurt zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung der SDGs umgesetzt.

Allein auf den Textilveranstaltungen der Messe Frankfurt in Deutschland kam Einiges zusammen: Die letzten physischen und digitalen Ausgaben der Heimtextil, führende Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien, und der Neonyt, Globaler Hub für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation, boten beispielsweise Panel Talks, Pressekonferenzen und Videobotschaften unter anderem mit der Conscious Fashion Campaign und dem United Nations Office for Partnerships. Eine SDG Lounge im Green Village der Heimtextil und Selfie-Walls mit den SDGs animierten Aussteller, Besucher und Influencer, sich mit den 17 Zielen auseinanderzusetzen und diese auf ihren Kanälen in den sozialen Netzwerken zu teilen. Für die Kanäle der Neonyt und Heimtextil wurden Podcasts produziert; und die Neonyt rief unter anderem die Influencer-Challenge „Let’s wear the goals!“ aus.

Auch international wurde bereits viel erreicht: So organisierte die Neonyt bereits im März 2019 einen Showcase mit ausgewählten Brands der Neonyt anlässlich der Gründung der „UN Alliance for Sustainable Fashion“ in Nairobi. Die Techtextil India startete zu ihrer Ausgabe 2019 Techtextil NEXT, Indiens ersten Hackathon zu technischen Textilien und Nachhaltigkeit. Mit dabei waren unter anderem Shrikar Dhole, Gründer und Geschäftsführer der SDG Foundation und Niharika Gautam, die sich für die Erreichung der SDGs in der Modeindustrie einsetzt und die Modesektion der All Ladies League Delhi mitleitet. Zur Heimtextil Russia 2020 Digital Edition konnte Vladimir Kuznetsov, Leiter des UN Information Centre (UNIC) in Moskau für eine Grußbotschaft gewonnen werden. Die digitale Ausgabe der Texworld USA (jetzt Texworld New York City) und Apparel Sourcing USA im Sommer 2020 bot unter anderem einen Talk mit der Conscious Fashion Campaign und unterstützte die Produktion eines Podcasts mit Claire Kells vom UN Global Compact.

Mit den bisherigen SDG Actions erreichte das Messe Frankfurt Texpertise Network bislang schätzungsweise rund 146.000 Besucher, rund 170.000 Follower der Social Media-Kanäle und rund 65.000 Newsletter-Abonnenten der teilnehmenden Veranstaltungen im In- und Ausland. Hinzu kommen die insgesamt rund 2,5 Millionen Follower der Influencer, die in die Aktionen eingebunden waren.

Neonyt geht wieder „on Air“ (c) Messe Frankfurt
24.11.2020

Neonyt geht wieder „on Air“ - Keine physische Winterausgabe im Januar 2021

Die anhaltend schwierige Lage rund um Covid-19 und die aktuellen Beschlüsse der Bundesregierung machen die Planungen für die Neonyt erneut unmöglich – das physische Event, vom 19. bis 21. Januar 2021, findet nicht statt. Ein kleiner Trost: Das digitale Community-Format „Neonyt on Air“ geht dafür in die zweite Runde.

Die anhaltend schwierige Lage rund um Covid-19 und die aktuellen Beschlüsse der Bundesregierung machen die Planungen für die Neonyt erneut unmöglich – das physische Event, vom 19. bis 21. Januar 2021, findet nicht statt. Ein kleiner Trost: Das digitale Community-Format „Neonyt on Air“ geht dafür in die zweite Runde.

Nachdem sich die Lage rund um Covid-19 vielerorts über den Spätsommer weitestgehend entspannte und Kontaktverbote sowie Reisebeschränkungen gelockert oder gänzlich aufgehoben wurden, stand für die gesamte Industrie und damit auch die Messe- und Eventbranche ein Neustart an: „Von „business as usual“ konnte zwar keiner sprechen, aber wir haben gehofft, dass es keinen zweiten Lockdown geben wird,“ sagt Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt. „Doch genau vor diesem Szenario stehen wir nun wieder und mussten im Sinne unserer Aussteller, Besucher und auch Mitarbeiter entscheiden.“ Aufgrund der weiterhin steigenden Infektionszahlen und der aktuellen Beschlüsse der Bundesregierung gibt es für den Messeveranstalter keine andere Möglichkeit, als die Winterausgabe der Neonyt abzusagen.

Restlos auf die Neonyt verzichten, muss die Sustainability-Community jedoch nicht. „Das Bedürfnis unserer Aussteller und Besucher, sich auszutauschen und zu kooperieren, hat sich in den vergangenen Monaten nur verstärkt,“ sagt Thimo Schwenzfeier, Show Director Neonyt. „Ein Bedürfnis, das wir nach einem Jahr Zwangspause nur allzu gern vor Ort und face-to-face erfüllt hätten, nun tun wir es in reduzierter Form virtuell.“ Analog zum vergangenen Sommer wird es auch im Januar wieder das digitale Format „Neonyt on Air“ geben – in zahlreichen Talks, Panel Discussions und Master Classes diskutiert die Community in der Woche vom 18. bis 22. Januar 2021 über die neusten Entwicklungen und Innovationen der nachhaltigen Mode- und Textilbranche. Nähere Informationen zum Rahmenprogramm folgen in den kommenden Wochen peu à peu auf der Neonyt-Website und im Newsletter.

Auch das Order-Business der Aussteller wird in den angepassten Plänen berücksichtigt: Durch die erneute Kooperation der Neonyt mit dem B2B-Marketplace „The Brand Show Circular“ haben die Brands die Möglichkeit, sich trotz Kontaktverboten und Reisebeschränkungen in einem internationalen Umfeld zu platzieren, bestehende Geschäftskontakte zu pflegen und Neukunden zu gewinnen. Die Neonyt The Global Hub for Fashion, Sustainability and Innovation Neonyt on Air, 18. bis 22. Januar 2021 digitalen Services der B2B-Plattform reichen von klassischen Marketing- und Order-Tätigkeiten bis hin zu virtuellen Showrooms mit multimedialem Content. Interessierte Aussteller wurden bereits vollumfänglich über die Konditionen einer Zusammenarbeit informiert.

Weitere Informationen:
Messe Frankfurt Neonyt Covid-19 events B2B
Quelle:

Messe Frankfurt Exhibition GmbH

(c) KfW
17.11.2020

KfW: 20 Mio. EUR für von der Corona-Pandemie betroffene TextilarbeiterInnen

  • Schnelle Hilfe für mehr als 200.000 Betroffene

Viele hunderttausend TextilarbeiterInnen in Bangladesch sind durch den Ausbruch der Corona-Pandemie von einem Abrutschen in die Armut bedroht. Denn rund die Hälfte der vier bis fünf Millionen im Sektor Beschäftigten sind Schätzungen der EU zufolge seit dem Frühjahr 2020 entweder entlassen oder freigestellt worden – teils ohne soziale Sicherung als Rückhalt. Um die drastischen wirtschaftlichen Folgen abzumildern widmet die EU ihre bestehende Sektorbudgethilfe für Bangladesch nun um. Daher sollen ab sofort rund 90 Mio. EUR in ein neues Regierungsprogramm fließen, das Lohnersatzleistungen für freigestellte Beschäftigte im Textilsektor – dazu zählen auch die Leder- und die Schuhindustrie – finanziert, oder entlassenen Beschäftigten zumindest eine kurzfristige Überbrückung zahlt. Die deutsche Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) stockt diese EU-Gelder jetzt um 20 Mio. EUR Euro auf.

  • Schnelle Hilfe für mehr als 200.000 Betroffene

Viele hunderttausend TextilarbeiterInnen in Bangladesch sind durch den Ausbruch der Corona-Pandemie von einem Abrutschen in die Armut bedroht. Denn rund die Hälfte der vier bis fünf Millionen im Sektor Beschäftigten sind Schätzungen der EU zufolge seit dem Frühjahr 2020 entweder entlassen oder freigestellt worden – teils ohne soziale Sicherung als Rückhalt. Um die drastischen wirtschaftlichen Folgen abzumildern widmet die EU ihre bestehende Sektorbudgethilfe für Bangladesch nun um. Daher sollen ab sofort rund 90 Mio. EUR in ein neues Regierungsprogramm fließen, das Lohnersatzleistungen für freigestellte Beschäftigte im Textilsektor – dazu zählen auch die Leder- und die Schuhindustrie – finanziert, oder entlassenen Beschäftigten zumindest eine kurzfristige Überbrückung zahlt. Die deutsche Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) stockt diese EU-Gelder jetzt um 20 Mio. EUR Euro auf.

„Die Textilbranche“, so KfW-Büroleiter Anirban Kundu, „ist das Rückgrat der Wirtschaft in Bangladesch. Allein der Exportanteil der Textilindustrie an der Wirtschaft beträgt 86 %, das Handelsvolumen insgesamt rund 40 Mrd. USD. Wenn es ihr schlecht geht, geht es dem ganzen Land schlecht.“

Die Corona-Pandemie sorgt daher für enorme Turbulenzen im Sektor. Viele Aufträge wurden storniert und bereits produzierte Waren häufig nicht abgenommen. „Auch wenn sich die Situation mittlerweile etwas entspannt hat“, berichtet Kundu weiter, „bleibt die Lage kritisch – nicht zuletzt wegen des gestiegenen Preisdrucks oder weil Aufträge nicht den vorherigen Umfang erreicht haben.“ Die Folge: Die Betroffenen geraten in eine existenzbedrohende Notlage. Freigestellte Beschäftige erhalten teilweise nur in den ersten 45 Tagen Lohnersatzleistungen. Entlassene, die vorher nicht für einen gewissen Mindestzeitraum angestellt waren, bekommen gar keine Unterstützung.

Selbst wenn die Produktion wieder anläuft – weiterhin viele freigestellte Beschäftigte
Die Regierung Bangladeschs hat im April 2020 vier Konjunkturpakete in Höhe von insgesamt rund 7,3 Mrd. EUR auf den Weg gebracht, um die Folgen von COVID-19 auf die Wirtschaft abzufedern. Mit der nun kurzfristig aufgelegten Nothilfe stockt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die bestehende Sektorbudgethilfe der EU in Höhe von 93 Mio. EUR um bis zu 20 Mio. EUR auf. Dieser Zuschuss in den Landeshaushalt 2020 ermöglicht es nicht nur, nachträglich Lohnersatzzahlungen für freigestellte Textilarbeiterinnen und -arbeiter zu finanzieren, sondern unterstützt auch diejenigen zumindest kurzfristig, die eine Entlassung besonders hart trifft: Zum Beispiel Mütter, die nach der Geburt eines Kindes keine Leistungen erhalten, oder jene Frauen und Männer, die weniger als ein Jahr lang in einem Unternehmen beschäftigt waren.

Ab November sollen sie – zunächst für maximal ein Vierteljahr, eventuell darüber hinaus – monatlich umgerechnet rund 30 EUR erhalten. Um sicherzustellen, dass dieses Geld sein Ziel erreicht, wird es über entsprechende Plattformen der Regierung elektronisch auf die Bankkonten der Betroffenen überwiesen. Die maßgeblichen Exportverbände im Textilsektor liefern dazu monatlich aktuelle Zahlen der freigestellten oder entlassenen Beschäftigten.

„Zuschuss ist keine Entbindung der Arbeitgeber von ihren Pflichten“
Etwa 215.000 Arbeiterinnen und Arbeit kommen direkt in den Genuss der Zahlungen allein durch den deutschen Beitrag, indirekt profitieren davon aber fast viermal so viele: Nicht nur die Familienangehörigen, sondern auch die Gemeinden, in denen die Textilarbeiterinnen und -arbeiter leben, darüber hinaus auch Transportunternehmen, Straßenhandel und andere lokale Dienstleister. Ohne diese schnelle Unterstützung und dem Wiederanlaufen der Produktion ist für die ohnehin kleine und fragile Volkswirtschaft Bangladeschs mit nachhaltigen wirtschaftlichen Schäden zu rechnen. Doch Anirban Kundu stellt auch klar: „Es ist damit keinesfalls beabsichtigt, die Arbeitgeber von ihren gesetzlichen Verpflichtungen zu Lohnfortzahlung zu entbinden. Vielmehr geht es darum, dass die Soforthilfe Freigestellte erreicht, die keine gesetzlichen Lohnfortzahlungen mehr beziehen, um ihre Existenznot damit zumindest etwas aufzufangen.“

Weitere Informationen:
Textilbranche Covid-19 Bangladesch KFW
Quelle:

KfW

PERFORMANCE DAYS Nothing to Waste - Closing the Loop (c) PERFORMANCE DAYS
20.10.2020

PERFORMANCE DAYS Nothing to Waste - Closing the Loop

  • Endliche Ressourcen und unendliche Müllberge, vor dem Hintergrund heißt es zur 25. Edition der PERFORMANCE DAYS: Nichts verschwenden, auch keine Zeit, recycelte Kleidung wieder recycelte Kleidung werden lassen und den Kreislauf schließen.

Passend zum Thema planen die Messemacher Fakten wie Visionen auf den Punkt und Expertenrunden auf die Bühne zu bringen. Die Branche darf auf die entsprechende Auswahl an nachhaltigen Materialien gespannt sein, die die PERFORMANCE FORUM Jury eigens kürt. Recycelte Materialen wie: PET-Flaschen in Garnen, recyclebare MonoComponent Materialien oder auch Mischungen, im Cradle-to-Cradle Ansatz zu Biomasse zerfallende Shirts und mehr. „Nothing to Waste. Closing the Loop“ wird am 9. bis 10. Dezember 2020 auf dem Gelände der Messe München wie auch online auf der Digital Fair zu sehen sein.

  • Endliche Ressourcen und unendliche Müllberge, vor dem Hintergrund heißt es zur 25. Edition der PERFORMANCE DAYS: Nichts verschwenden, auch keine Zeit, recycelte Kleidung wieder recycelte Kleidung werden lassen und den Kreislauf schließen.

Passend zum Thema planen die Messemacher Fakten wie Visionen auf den Punkt und Expertenrunden auf die Bühne zu bringen. Die Branche darf auf die entsprechende Auswahl an nachhaltigen Materialien gespannt sein, die die PERFORMANCE FORUM Jury eigens kürt. Recycelte Materialen wie: PET-Flaschen in Garnen, recyclebare MonoComponent Materialien oder auch Mischungen, im Cradle-to-Cradle Ansatz zu Biomasse zerfallende Shirts und mehr. „Nothing to Waste. Closing the Loop“ wird am 9. bis 10. Dezember 2020 auf dem Gelände der Messe München wie auch online auf der Digital Fair zu sehen sein.

Mit dem neuen Focus Topic hat die Messe PERFORMANCE DAYS ein Thema gewählt, das nicht nur die eigene Branche betrifft. Längst schon recycelt die Textilbranche eigene Abfälle für eine effizientere Produktion und zudem verwertet sie u.a. PET-Flaschen, also industriefremde Materialien. Gleichzeitig existieren Textilien neben Glas, Papier, Metall, Kunststoff & Co als eigene Sparte in der Abfallwirtschaft. Doch trotz aller Recyclingambitionen durch Abfall- und Textilindustrie bestehen weiterhin Herausforderungen, um ein effizienteres Nutzen der Ressource Textil-Abfall zu ermöglichen. Produktion, Verbraucher und Entsorgung in einer globalen Welt kilometerweit auseinander liegend, fehlendes Expertenwissen aus den jeweils anderen Industrien, nicht vorhandene internationale Standards oder politische Unterstützung, potenzieren die Schwierigkeiten.

Endstation Müll
0,8% des geförderten Erdöls verbraucht die Textilbranche gemäß Informationen des Bundesamts für Umwelt für die Produktion von neuen Textilien .  Doch der Weg von endlichen und aufwendig verarbeiten Ressourcen endet nur allzu schnell im Müll. Modisch veraltet oder qualitativ verschlissen endet die Bekleidung spätestens nach 3 Jahren als Wegwerfware im Müll, ergibt eine Greenpeace Umfrage. 5,8 Millionen Tonnen gebrauchte Textilien landen so Schätzung der European Environmental Agency pro Jahr im Hausmüll, die verbrannt, deponiert und in mechanisch-biologischen Kläranlagen gebracht werden . Und auch wenn Bekleidung durch staatliche oder privatwirtschaftliche Unternehmen entsorgt werden kann, kann diese oft nicht mehr (als Second Hand) weiterverkauft, gespendet oder (zu Putzlappen oder Dämmstoffen) recycelt werden. So bleibt im günstigsten Fall nur noch das Verbrennen, also das Wandeln in thermische Energie.

Recycling und Material-Kreisläufe
Rückstandslose Abfall-, -Vermeidung, Verwertung und Beseitigung unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten, so wird Recycling definiert. Recycling bedeutet demnach auch, das Produkt Bekleidung am Ende des Lebenszyklus‘ in ein anderes Produkt, also keine Bekleidung, umzuwandeln. Man spricht von einem Open-Loop. Textilien werden in diesem Sinne oftmals verbrannt, jedoch kann die Menge an gewonnener Energie sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie effizient die Müllverbrennungsanlage arbeitet. Doch Downcycling, also das Abwerten des Produkts zu einem Produkt mit weniger Wert als sein Ausgangsprodukt, ist nicht die einzige Lösung. Produkte zurück in ein und dasselbe Produkt zu recyclen ist das Ziel des Closed-Loop Ansatzes. Bei erneuerbaren Naturmaterialien kann dies bedeuten, dass die Naturfaser am Ende zu Erde wird, die der Nährstoff/Boden für eine neue Naturfaser ist, also einen Cradle-to-Cradle Ansatz bedeutet. Im Fall von synthetischer Bekleidung heißt es wieder künstliche manmade Fasern zu gewinnen und erneut zu Bekleidung zu verarbeiten.

Das Ende im Vorfeld durchdacht
Statt sich erst am Ende des Lebenszyklus‘ mit Recycling zu beschäftigen, können Marken schon heute geschlossene Kreisläufe bereits beim Entwurf und Design entwickeln, die u.a.: Leasing, Labeling der Materialien sowie ihrer Entsorgungen, Reparaturen oder Aufarbeiten mit einplanen, um die Nutzungsdauer zu verlängern und auch den Gedanken verfolgen 100% Alttextilien zu 100% als Neutextilien in die Lieferkette zurück zu bringen. Da das Trennen von unterschiedlichen Fasertypen in Materialgemischen sehr aufwändig und kostenintensiv, kompliziert wegen nicht (mehr) vorhandenen Etikettierung oder technisch (noch) nicht möglich ist, versuchen auch immer mehr Firmen und Bekleidungshersteller auf das Mischen von Fasern zu verzichten und auf „Mono-Materialien“ oder „Mono-Komponenten“ umzuschwenken. Am leichtesten gelingt dies noch in Shirts, doch kommen Knöpfe, Reißverschlüsse und ähnliches hinzu wird die Angelegenheit bereits komplexer.

Nichts verschwenden - auch keine Zeit
Wer sich wie viele Endkonsumenten, Marken und auch Produzenten wünscht die vorhanden wertvollen Ressourcen nachhaltiger zu nutzen, sollte sich daher schon jetzt auf der Messe-Website unter „Visitor Login“ registrieren. Von hier aus besteht Zugang zum gratis Messe-Ticket für den 9+10 De-zember 2020, zu den gratis und bald erweiterten Digital Fair Angeboten und/oder dem gratis Mailings-Newsletter. 

•     09.-10. Dezember 2020      DIGITAL FAIR  Trends Winter 2022/23 

 

UPDATE
CoVid-19 hält die Welt weiter in Atem. Viele Besucher wie Aussteller der PERFORMANCE DAYS kündigten bereits an, dass eine Anreise nach München im Dezember für sie unmöglich sei. Aufgrund der sich verschärfenden Ansteckungszahlen drohen nun weitere internationale Reiseverbote und firmeninterne Reisebeschränkungen. Daher wird auch im Dezember 2020 leider keine PERFORMANCE DAYS auf dem Gelände der Messe München stattfinden, wohl aber die Digital Fair! Zum geplanten Termin am 09-10. Dezember gehen sowohl bewährte als auch erweiterte, neue Tools online.

 

Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH, Michael Steidle (c) Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH
21.07.2020

„COVID-19 - Wir hätten mehr als edle Ritter auftreten dürfen und sollen." Michael Steidle, Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH

  • Interview mit Michael Steidle, Geschäftsführer Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.
Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

  • Interview mit Michael Steidle, Geschäftsführer Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH

Zumindest Europa scheint nach Wochen des Lockdown während der Corona-Pandemie wieder vorsichtig aufatmen zu können. Die Textilwirtschaft, eine Industrie, die als eine der ersten Globalisierung seit vielen Jahren lebt, steht vor der Herausforderung, ihren Platz in der neuen Normalität zu behaupten und schnellstmöglich an die frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen.
Textination sprach mit drei Unternehmensvertretern entlang der textilen Kette über persönliche und betriebliche Erfahrungen.

Den vorläufigen Schlusspunkt setzt nach Wolfgang Müller, Vertriebs- und Serviceleiter beim Textilmaschinenbauer Mayer & Cie. GmbH & Co. KG und Andreas Merkel, Geschäftsführer der Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH & Co. KG, Michael Steidle, Geschäftsführer der Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH. Das Familienunternehmen auf der Schwäbischen Alb ist führend in der textilen Druckveredelung, im Sieb-, Rouleaux-, Rotations-, Sublimations- und Flockdruck sowie in der 3D-Beschichtung. Es setzt diese Kompetenzen zunehmend im Bereich technischer Textilien ein.

Wie haben Sie die Coronazeit bisher empfunden - als Unternehmen und persönlich?
Was möchten Sie auf keinen Fall wieder erleben, was aber vielleicht sogar in den Alltag mitnehmen?

Die Coronazeit hat uns heftig getroffen. Anfang April hat es sich manchmal angefühlt, als würde in den nächsten 24 Stunden das Licht ausgehen. In Zahlen steht da ein Umsatzrückgang von 30 Prozent.
Und das geht ja nicht nur uns so, diese Krise zieht unheimlich weite Kreise. In meiner Arbeit bei der IHK habe ich mit vielen Unternehmen in der Region zu tun. Auch Branchen, die einem spontan nicht einfallen würden, spüren die Effekte. Das geht bis zum Recycling-Unternehmen. Schließlich fällt auch weniger Gewerbemüll an, wenn die Unternehmen in Kurzarbeit sind.
Im persönlichen Bereich kann man mit der Krise umgehen, Handhygiene, Niesetikette, das alles kann man lernen. Wobei wir den zwischenmenschlichen Kontakt vermissen. Wir haben eine Tochter im Teenager-Alter; gerade den jungen Leuten fehlt es, dass sie mit Gleichaltrigen unterwegs sein können.

 
Was bedeutete die Pandemie wirtschaftlich bisher für Ihr Unternehmen?
Wie gesagt, die Coronazeit hat uns einen deutlichen Umsatzrückgang gebracht. Das heißt, wir überlegen zweimal, bevor wir Geld ausgeben. Zum Jahresanfang sind wir in unser neues, großzügiges Firmengebäude umgezogen. Da sind noch einige kleinere Investitionen zu tätigen. Bisher schieben wir die auf, bis sich die Situation wieder beruhigt hat. Und so geht das vielen. Das Wirtschaftsgeflecht ist durch den Lockdown extrem aus dem Ruder geraten.
Kurzarbeit haben wir beantragt, die läuft seit drei Monaten. Allerdings muss man sehen, wie lange das sinnvoll ist. Unsere Kunden hatten ja auch Umsatzeinbrüche, die sie erst wieder aufholen müssen.

 
Zu welchen Anpassungen oder Neuerungen haben Sie sich für Ihr Produktportfolio durch die Pandemie veranlasst gesehen?
Die Maskenproduktion war im April und Mai ein ganz starkes Thema, das Telefon hat quasi dauergeklingelt. Damit konnten wir viele Aufträge, die anderweitig weggefallen sind, kompensieren.
Wir haben schnell reagiert, nicht nur Masken klassisch bedruckt, sondern Beschichtungen für medizinische Gesichtsmasken und Schutzkleidung entwickelt. Die Beschichtungen, die wir anbieten, sind antibakteriell und verfügen über den Lotuseffekt. Der führt zur Tröpfchenbildung der Aerosole. Im Eilverfahren haben wir diese Innovationen prüfen und zertifizieren lassen.
Unsere Maschinen haben wir ad hoc umgebaut, so dass wir statt Farbe innovative Beschichtungen aufbringen konnten. Das war sogar für bereits konfektionierte Masken möglich.
Diese Fähigkeit schnell zu reagieren, die sehe ich generell als eine unserer großen Stärken. Wir sind ein kleines Unternehmen, so dass der Weg von der Idee bis zur Umsetzung nie weit ist. Erkennen wir einen Trend, eine Chance in unserer Branche, gehen wir mit uns Gericht: Haben wir Ressourcen, die man einsetzen oder anpassen könnte, um rasch eine solide, verkaufsfähige Lösung anzubieten? Das bezieht sich auf Know-how, Ideen, Maschinen und, bei größeren Projekten, auch Partner. Da haben wir erfahrungsgemäß einerseits die nötige Fantasie, andererseits aber auch einen ziemlich realistischen Blick auf uns selbst. Wenn wir die Frage mit „Ja“ beantworten können, legen wir los, und zwar zackig. Einen Versuch können wir abends bewerten und am nächsten Tag daran weiterarbeiten. Da braucht es vorher keine Besprechung mit fünf Mann.
 

Wie sehen Sie künftig auf globale Lieferketten, und werden Sie für Ihre Beschaffungspolitik Konsequenzen ziehen?
Um globale Lieferketten kommen wir nicht herum, das wird weiter so bleiben. Kurzfristig mag man sich auf die regionale Beschaffung besinnen, soweit das überhaupt noch möglich ist. Viele Dinge sind einfach nicht mehr verfügbar und die Entwicklung über die letzten 30 Jahre kann man nicht zurückdrehen. Nehmen wir Pigmentfarbe: Die kommt aus Indien und China, sonst gibt es die nicht mehr. Die Preise kann in Europa niemand halten. Und ja, das bedeutet auch, dass die Produktion von systemrelevanten Produkten nicht mehr gewährleistet werden könnte.

          
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Partnerschaften innerhalb der Industrie künftig ein? Hat COVID-19 Potential, die Entstehung neuer Kooperationen für Ihr Segment zu fördern oder sind sie bereits entstanden?
Bestehende Partnerschaften sind wichtig. Für alle muss es weitergehen, unterbrochene Projekte müssen fortgeführt werden, und zwar mit bestehenden Partnern.
Wichtig finde ich, Partnerschaften auf Augenhöhe zu pflegen. Klar, jetzt muss jeder erst mal schauen, wie er selbst über die Runden kommt. Es wird sich aber zeigen, wer langfristig loyal und kaufmännisch ehrbar arbeitet.
Mir ist es persönlich wichtig, zu meinem Wort zu stehen. Erst vor ein paar Tagen habe ich mit einer Studentin gesprochen, der wir im Februar ihren Praktikumsplatz und eine entsprechende Bezahlung zugesagt haben. Diese junge Frau kann ihr Praktikum bei uns antreten; bei der Bezahlung musste ich ihr aber ehrlich sagen, dass wir darüber nochmal sprechen müssen. Das war zum Glück kein Problem. Wichtig ist der Studentin, dass sie das geforderte Praktikum überhaupt absolvieren kann. Das ist gar nicht so einfach, da die meisten Betriebe gerade niemand aufnehmen. Auch das ist nachvollziehbar, aber wir werden die gut ausgebildeten Leute bald wieder brauchen, soviel ist sicher!

 
Welche Initiativen oder Ansätze für Ihre Branche würden Sie für die nahe Zukunft begrüßen?
Mir wäre sehr an einer positiven und umfassenden Darstellung gelegen, was an Wertschöpfung in Deutschland noch da ist. Eine Initiative, die zeigt, dass die Textilbranche eine wichtige Industrie ist, mit vielen Betrieben, die seit Generationen in Familienhand sind, vielfach mit einer jungen, dynamischen Geschäftsführung und hochwertigen Produkten. Das hat keiner so richtig auf dem Schirm. Gerade heute waren zwei Designerinnen eines Unternehmens hier aus der Nähe bei uns. Sie waren überrascht, welche Leistungen wir im Bereich der technischen Textilien mittlerweile anbieten, das war ihnen gar nicht bewusst.
Die Textilindustrie hat sich lange Zeit selbst kleingeredet, das muss aufhören. Natürlich haben wir keine Wertschöpfung mehr wie ein Maschinenbau. Aber jetzt, in der Coronakrise, wäre die Gelegenheit gewesen, dringend benötigte Lobbyarbeit zu leisten.


Was wünschen Sie sich als Teil der deutschen Textilindustrie? Finden Sie, dass der Stellenwert der deutschen Textilindustrie sich in Folge der Pandemie geändert hat, insbesondere hinsichtlich der öffentlichen Beschaffung?
Nein, nur ganz kurzfristig. Während der Krise hat man alles genommen, Hauptsache, das gefragte Produkt, also Masken und Schutzkleidung, war überhaupt verfügbar. Jetzt ist der alte Kreislauf wieder erreicht: Ich habe ein bestimmtes Budget, wo bekomme ich am meisten dafür. Das ist frustrierend, denn die Bereitschaft seitens der Betriebe war hoch, sich dieser Herausforderung zu stellen. Auch wir haben die Entwicklung vorangetrieben, unsere Beschichtungen für Masken im Eilverfahren zertifizieren lassen. Andere haben ihre ganze Produktion umgestellt, um die Nachfrage zu bedienen, unter erheblichen Kosten. Da ist keiner Millionär geworden.
Ich denke, hier hätte sich die Textilbranche besser verkaufen können. Wir alle hätten mehr als edle Ritter auftreten dürfen und sollen. Im Eifer des Gefechts ist das leider untergangen.


Bisher waren die großen Themen Globalisierung, Nachhaltigkeit / Klimawandel / Umweltschutz, Digitalisierung, Arbeitsmarktsituation …? Wo stehen sie heute, und wie sind diese großen Themen vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie zu bewerten?
Wir tragen dem Thema Nachhaltigkeit mit unseren Zertifizierungen Rechnung, mit GOTS und ISO 9001. Die Digitalisierung funktioniert bei uns auf die Schnelle nicht, das wird Jahre dauern, bis wir Prozesse digitalisieren können. Klar, in der Verwaltung arbeiten wir jetzt vermehrt mit Web-Meetings und Video-Konferenzen, aber mir ist der persönliche Kontakt wichtig. Ich halte regelmäßig Fachvorträge; mein nächster wird an der FH Zürich sein und ich hoffe sehr, dass der stattfinden kann. Ich bin einfach ein Typ für den direkten Austausch.
Die Arbeitsmarktsituation hängt von der Pandemie ab, wie die sich weiter entwickelt. Auf jeden Fall bleibt es schwierig, junge Leute für Textilberufe zu begeistern. Wenn ich einen Handyladen aufmache, brauche ich keinen Tag, bis ich meine Mitarbeiter beieinander habe. Wenn wir uns auf einer Ausbildungsmesse präsentieren, sind wir froh, wenn wir eine Handvoll guter Gespräche führen.
Dabei ist eine Ausbildung so wertvoll. Jemand, der eine hat, wird immer einen anderen Stellenwert haben als ein Ungelernter, selbst wenn er irgendwann in einem ganz anderen Bereich arbeitet. Das duale Ausbildungssystem ist für mich absolut unantastbar, denn von dieser Wirtschaftsleistung leben wir. Wir haben nichts anderes als unser Wissen. Und wir müssen uns immer weiterentwickeln, denn nur das hohe Niveau gibt den nötigen Ertrag.


Was sind die Lehren hinsichtlich dieser Ziele für die Zeit nach Corona?
Innovation, Innovation, Innovation. Man darf nicht stehenbleiben. Keiner weiß, wie es weiter geht. Aber ich muss in drei Jahren von dem leben, was ich heute entwickle, so wie ich heute von dem lebe, was ich vor drei Jahren entwickelt habe. Jetzt, in Zeiten von Corona, ist es ungleich schwerer, sich darauf zu besinnen, doch es hilft nichts: Ich kann nicht wie die Maus vor dem Loch sitzen bleiben, und warten, ob die Schlange kommt oder nicht.

Das Interview führte Ines Chucholowius, Geschäftsführerin der Textination GmbH

Foto: bvse-Fachverband Textilrecycling
20.05.2020

Corona-Virus drängt Alttextilbranche in Überlebenskampf

Die Maßnahmen zur Reduktion der Verbreitungsgeschwindigkeit der COVID-19-Epidemie fordern stündliche neue und flexible Anpassungen von Systemabläufen und Wirtschaftsvereinbarungen. In diesen schwierigen Zeiten bauen die Alttextilunternehmen auf einen engen lösungsorientierten Dialog mit ihren Vertragspartnern.

Die Mitglieder des bvse-Fachverbandsvorstand Textilrecycling schlagen Alarm, denn die wirtschaftliche Ausgangssituation für Alttextilunternehmen spitzt sich täglich weiter zu.

„Immer mehr Sortieranlagen beantragen aufgrund der Corona-Krise Kurzarbeit oder schließen die Betriebe aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen komplett“, beschreibt der bvse-Vizepräsident und Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling, Martin Wittmann, die aktuelle Lage.

Die Maßnahmen zur Reduktion der Verbreitungsgeschwindigkeit der COVID-19-Epidemie fordern stündliche neue und flexible Anpassungen von Systemabläufen und Wirtschaftsvereinbarungen. In diesen schwierigen Zeiten bauen die Alttextilunternehmen auf einen engen lösungsorientierten Dialog mit ihren Vertragspartnern.

Die Mitglieder des bvse-Fachverbandsvorstand Textilrecycling schlagen Alarm, denn die wirtschaftliche Ausgangssituation für Alttextilunternehmen spitzt sich täglich weiter zu.

„Immer mehr Sortieranlagen beantragen aufgrund der Corona-Krise Kurzarbeit oder schließen die Betriebe aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen komplett“, beschreibt der bvse-Vizepräsident und Vorsitzende des bvse-Fachverbands Textilrecycling, Martin Wittmann, die aktuelle Lage.

Die in Deutschland gesammelten Altkleidermengen gehen währenddessen mit zunehmendem „Social-Distancing“, bereits bestehender oder noch zu erwartender Ausgangsbeschränkungen und einhergehenden Schließungen von Sammelstellen und Wertstoffhöfen in vielen Regionen stark zurück.

„Auf der Absatzseite sieht es noch düsterer aus. Mittlerweile verhindern weltweit angeordnete Maßnahmen, wie Ausgangssperren und Versammlungsverbote, die Möglichkeiten, überhaupt noch Erlöse zu erzielen. So müssen aufgrund behördlicher Anordnungen überall, auch in Osteuropa, Secondhand-Läden schließen. Damit versiegt die Nachfrage nach Altkleidern nahezu komplett.
Auch die afrikanischen Märkte leiden, angesichts knapper Geldmittel der einheimischen Verbraucher, am entsprechenden Nachfragemangel.  

So sind die für den Absatz der sortierten Ware notwendigen Märkte seit Mitte März 2020 global zusammengebrochen. Eine Vermarktung von tragbarer Second-Hand-Kleidung, aber auch von Produkten im Bereich des Recycling und Putzlappensegmentes, ist aktuell weltweit nicht möglich. Somit gibt es derzeit keinerlei Perspektiven der Erlöserzielung im Endkundenbereich. Da die Transitzeit eines Alttextilstückes von der Erfassung über die Sortierung bis hin zur Endvermarktung in einem  der weltweiten Märkte bis zu vier Monaten dauen kann, wird diese Situation sicherlich ebenso lange dauern, da eine positive Änderung der derzeitigen Pandemie-Gesamtlage nicht vorausgesetzt werden kann.

Den in Deutschland tätigen Entsorgern der Alttextilbranche geht es daher derzeit nur noch darum, die betrieblichen Strukturen aufrecht zu erhalten, um zu späterer Zeit Möglichkeiten zu finden, die bisherigen Vereinbarungen erfüllen zu können.

„Was wir jetzt dringend brauchen, sind gemeinsame, faire und wirtschaftsverträgliche Lösungen mit all unseren Vertragspartnern, damit beide Seiten diese Krise überstehen können. Die Situation auf vielen kommunalen, karitativen und oder privaten Plätzen sieht derzeit so aus, dass wir die Dienstleistung der Abfallsammlung und -verwertung zu hohen Kosten aufrechterhalten, aber aktuell nicht wissen, ob wir aufgrund der höheren Gewalt dafür auch entlohnt werden.“ erklärte Wittmann.

Erste Unternehmen der Branche haben daher schon  Übereinkommen mit Kommunen geschlossen. Im Gegenzug für eine vorläufige Aussetzung der Zahlungsverpflichtungen für die Miete von Containerplätzen oder übernommene Sammelware wollen die privaten Unternehmen, trotz eigener Personalengpässe und erschwerten Bedingungen, alles dafür tun, um sicherzustellen, dass die Verwertung der Altkleider und Säuberung der Sammelplätze im Interesse des Allgemeinwohls weiterhin gewährleistet bleibt.

„Gleichzeitig möchten wir an alle Beteiligten appellieren, dass man bei krisenbedingten verspäteten Abholungen und Containerleerungen Verständnis hat. Die Bürger bitten wir dringend, keine Sammelware neben die Container zu stellen. Solange wir genügend Personal zur Verfügung haben, wird jeder Container geleert.“ versprach bvse-Vizepräsident Martin Wittmann.

Foto: Pixabay
07.04.2020

Naturtextilbranche reagiert mit Kreativität und Zusammenarbeit auf Corona

Während gerade überall zu lesen ist, dass die Modebranche kurz vor dem Kollaps steht und Finanzmittel von der Regierung fordert, arbeiten viele Textil- und Lederunternehmen mit ethischem Hintergrund aktiv und gemeinsam an kreativen Lösungen, um nicht schließen zu müssen.
Es zeigt sich gerade jetzt, dass kleinere Nachhaltigkeitspioniere einige Vorteile gegenüber den Handelsriesen und großen Brands haben. Flexibilität, ein starkes Band zwischen Lieferanten und Kunden sowie Glaubwürdigkeit zahlen sich jetzt aus.

Während gerade überall zu lesen ist, dass die Modebranche kurz vor dem Kollaps steht und Finanzmittel von der Regierung fordert, arbeiten viele Textil- und Lederunternehmen mit ethischem Hintergrund aktiv und gemeinsam an kreativen Lösungen, um nicht schließen zu müssen.
Es zeigt sich gerade jetzt, dass kleinere Nachhaltigkeitspioniere einige Vorteile gegenüber den Handelsriesen und großen Brands haben. Flexibilität, ein starkes Band zwischen Lieferanten und Kunden sowie Glaubwürdigkeit zahlen sich jetzt aus.

Beweglichkeit ist Trumpf
Die prekäre wirtschaftliche Situation im stationären Einzelhandel zwingt Unternehmen dazu, neue und kreative Wege einzuschlagen. Eine enge und emphatische Kundenbindung sowie die Flexibilität kleinerer Ladner ebnet diesen Weg. Und die Ideen und Maßnahmen sind vielfältig. Einige leiten ihre Waren auf den Online-Handel um, bieten einen Lieferservice an.  Life-Videos aus den Läden, die die Ware präsentieren und erklären oder Mitmachaktionen für Verbraucher sind weitere Beispiele. Auch Hersteller bzw. Brands denken um. Beispielsweise stellen einige Unternehmen Gesichtsmasken her, die den Umsatzrückgang etwas abfedern, andere legen kurzfristig den Produktionsschwerpunkt auf Basic-Produkte, die sich gut online vermarkten lassen.
 
Lieferkettensicherheit
Die Leder- und Textilindustrie hat derzeit nicht nur das Problem wegbrechender Umsätze. Die fragilen globalen Märkte, die für große Konzerne Rohstoffe und Dienstleistungen liefern, werden momentan zur Bedrohung. Wenn in China und Bangladesch die Wirtschaft stillsteht, kommt der deutsche Modemarkt kurzfristig nicht mehr ausreichend an Ware heran. Die Unternehmen, die in Deutschland oder in anderen wirtschaftlich stabilen Ländern produzieren, sind jetzt im Vorteil.  Einige der Unternehmen, die Rohware aus dem Ausland beziehen, ordern diese jetzt schon für den nächsten Produktionszyklus, einerseits um dem Lieferanten eine gewisse Sicherheit zu geben, anderseits um gerüstet zu sein für die Zeiten nach Corona.

Gemeinschaftsgedanke
Eine ethische Geschäftspraxis bedeutet nicht nur ökologisches und sozialverantwortliches Handeln in Bezug auf die Lieferketten. Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Empathie sind jetzt ebenso wichtig, wenn die Modeindustrie sich nicht in Preisdumping und knallhartem Konkurrenzkampf verlieren will. In der Presse ist die Rede von Milliardenstornos, Corona-Schnäppchen und Konkursen. Dass es auch anders geht, zeigen viele IVN Mitlieder. Lieferanten berichten uns, dass sie von sich aus Bestellungen bis Ende April zurückhalten, um dem Handel finanziell Luft zu lassen, Händler halten in der Regel zumindest Rücksprache mit ihren Lieferanten, wenn sie nicht in der Lage sind, eine komplette Order abzurufen. Händler mit Onlineshops nehmen spontan Ware von befreundeten Brands mit auf, auch wenn die Produkte nicht ins firmeneigene Portfolio passen. Brands bewerben in den sozialen Medien die Absatzkanäle ihrer Kunden, Bestellungen werden gebündelt. Man spricht miteinander – der Kunde mit dem Lieferanten, aber auch Mitbewerber mit Mitbewerber.

Slow Fashion
Die konventionelle Mode unterliegt extrem schnellen Zyklen – „Fast Fashion“ ist das Stichwort. Abgemildert folgt die Modeindustrie zumindest den jahreszeitlichen Saisons. Momentan hängt die Frühjahrskollektion in den Läden und lässt sich im Juni nicht mehr verkaufen. Das ist auch bei nachhaltiger Mode nicht anders. Allerdings sind die Modetrends weniger ausgeprägt, so dass man die aktuelle Ware auch im kommenden Frühjahr noch tragen kann. Der nachhaltige Konsument misst dem Modeaspekt etwas weniger Bedeutung zu und Grüne Mode ist zwar modisch aber tendenziell auch zeitloser, als konventionelle.

Die Stimmung
Natürlich sind jetzt auch die Unternehmen aus der Naturmodeszene gezwungen, ihre Betriebskosten zu senken, wenn sie überleben wollen. Das bedeutet Kurzarbeit, wenn die Situation noch länger anhält sicher auch Entlassungen. Und natürlich sind auch alle Nischenmarktteilnehmer zutiefst besorgt. Aber mit wem auch immer wir bisher gesprochen haben, wir hören Geschichten zu Chancen, Dankbarkeit und Betriebsamkeit.

Einige sehen eine Chance im unfreiwilligen Innehalten – dem Klimaschutz beispielsweise ist diese Zwangspause durchaus zuträglich. Es besteht auch ganz konkret die Chance, den Modezyklus jetzt einen Monat nach hinten zu verschieben und so wieder an die realen Gegebenheiten anzupassen.

Dankbar sind viele IVN Mitglieder beispielsweise darüber, dass sie ihren Sitz in Deutschland haben. Das Gesundheitssystem ist derzeit zumindest noch stabil und die schwarze Null befähigt unsere Regierung einen Rettungsschirm aufzuspannen. Dankbar sind auch viele über die Verbundenheit und das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird. Vom Endverbraucher über den Geschäftspartner bis hin zum Vermieter, der lieber eine Mietforderung reduziert oder aussetzt, als einen langjährigen Mieter zu verlieren.

Die Stimmung ist zwar angeschlagen, aber noch nicht im Keller. Es bleibt zu hoffen, dass alle bald wieder ihre Wirtschaftstätigkeiten im normalen Rahmen aufnehmen können und die Privilegien und Vorteile, die nachhaltige Modebranche genießt ausreicht, damit alle möglichst unbeschadet durch diese Krise kommen.

Weitere Informationen:
nachhaltige Mode Naturtextilwirtschaft
Quelle:

Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V.

HEIMTEXTIL FEIERT JUBILÄUM (c) Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Jochen Günther
07.01.2020

HEIMTEXTIL FEIERT JUBILÄUM

50. AUSGABE DER WELTLEITMESSE MIT MEGATHEMA NACHHALTIGKEIT

Ein halbes Jahrhundert im Zeichen des textilen Designs: Zum 50. Mal versammelt die Heimtextil in Frankfurt am Main die internationale Wohntextilbranche. Vom 7. bis 10. Januar 2020 präsentieren 2.952 Unternehmen aus 65 Ländern ihre Neuheiten auf der weltweit größten Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien.*

„Es gibt kaum eine Messe weltweit, die solch eine bewegte, erfolgreiche Geschichte vorweisen kann. Seit der ersten Veranstaltung im Januar 1971 mit 679 Ausstellern haben wir im Laufe der Jahrzehnte massiv in die Qualität der Messe sowie in Informations- und Inspirationsangebote für die Branche investiert. Wir freuen uns auf eine ganz besondere Ausgabe der Heimtextil, die zu ihrem 50. Jubiläum in sehr guter Form dasteht“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.

50. AUSGABE DER WELTLEITMESSE MIT MEGATHEMA NACHHALTIGKEIT

Ein halbes Jahrhundert im Zeichen des textilen Designs: Zum 50. Mal versammelt die Heimtextil in Frankfurt am Main die internationale Wohntextilbranche. Vom 7. bis 10. Januar 2020 präsentieren 2.952 Unternehmen aus 65 Ländern ihre Neuheiten auf der weltweit größten Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien.*

„Es gibt kaum eine Messe weltweit, die solch eine bewegte, erfolgreiche Geschichte vorweisen kann. Seit der ersten Veranstaltung im Januar 1971 mit 679 Ausstellern haben wir im Laufe der Jahrzehnte massiv in die Qualität der Messe sowie in Informations- und Inspirationsangebote für die Branche investiert. Wir freuen uns auf eine ganz besondere Ausgabe der Heimtextil, die zu ihrem 50. Jubiläum in sehr guter Form dasteht“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.

Dabei sieht sich die textile Einrichtungsbranche im Jubiläumsjahr der Heimtextil bedeutenden Herausforderungen gegenüber: Die digitale Transformation – Stichwort „Industrie 4.0“ – führt gegenwärtig zu grundlegenden Veränderungen bei der Herstellung und Verarbeitung von Wohntextilien. Nicht alle Unternehmen können da Schritt halten und so war das vergangene Jahr auch geprägt von Geschäftsaufgaben und Insolvenzen. Zwar eröffnet die Digitalisierung viele Möglichkeiten auf Produktionsseite – auf der Handelsseite sorgt sie dafür, dass sich Kaufströme signifikant verschieben und stationäre Fachgeschäfte mittelfristig auf neue Konzepte angewiesen sind. Auch hier lassen sich eine starke Konsolidierung sowie ein Rückgang von  Fachhandelsgeschäften beobachten.

Umsätze im Handel knicken weiter ein
Laut einer aktuellen Branchenkommentierung des IFH Köln gehen die Ausgaben im Gesamtbereich Haus- und Heimtextilien weiter zurück. Befanden sich die Jahre 2015 bis 2017 noch auf Top-Niveau, sind die Umsätze binnen zweier Jahre um knapp eine Mrd. Euro abgesunken und sind nun wieder auf dem Niveau der schwierigen Geschäftsjahre 2008/09. Die Hintergründe für diesen Umsatzverlauf gehen vor allem auch auf den abflauenden konjunkturellen Rückenwind zurück. Die Hoffnungen insbesondere der deutschen Industrie ruhen somit auf den Auslandsmärkten und dem hohen Heimtextil-Fachbesucheranteil aus dem Ausland von 75 Prozent.

Vielfältige Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist das große, alles überlagernde Thema der Branche. Zur Heimtextil 2020 stehen grüne Aspekte bereits zum zehnten Mal ganz oben auf der Agenda der Messe. Mit einer Reihe von Maßnahmen forciert die Heimtextil das nachhaltige Engagement der Industrie und gibt grünen Vorreitern eine Bühne. Die zehnte Auflage des Green Directorys, das Ausstellerverzeichnis für nachhaltig arbeitende Produzenten, umfasst mit 259 Unternehmen so viele Vordenker und Neuzugänge wie nie zuvor. Ebenso erfreut sich das „Green Village“ über Zuwächse. Im Nachhaltigkeitsareal in der Halle 12.0, das als erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um grüne Themen fungiert, stellen sich anerkannte Zertifizierer und Siegelgeber vor. Neu dabei ist das im September lancierte Textilsiegel der Bundesregierung „Grüner Knopf“ sowie das United Nations Office for Partnerships, das auf der Heimtextil die weltweiten „Sustainable Development Goals“ präsentiert. So wird beispielsweise Lucie Brigham, Chief of Office beim United Nations Office for Partnerships, bei der Eröffnungspressekonferenz der Heimtextil über die Sustainable Development Goals und die Zusammenarbeit mit der Heimtextil berichten. Welche nachhaltigen Ansätze die Industrie verfolgt und wie sie bereits in der Praxis zur Geltung kommen, veranschaulichen zwei Showcases: Die portugiesische Textilindustrie stellt den „iTechStyle Green Circle“ in der Halle 12.0 vor und pakistanischer Hersteller präsentieren Vorreiter-Projekte unter dem Titel „Sustainable Pakistan“ im Foyer der Halle 10.2.

Trend Space setzt auf nachhaltiges Konzept
Nachhaltige Aspekte standen auch bei der Konzeption des diesjährigen „Trend Spaces“ im Vordergrund. „Gemeinsam mit unseren Designern haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige Schau zu kreieren und haben hierzu ein Material-Manifest verabschiedet. Mit einer intelligenten Materialauswahl galt es, einen minimalen ökologischen Fußabdruck anzustreben. Will heißen: Wo immer es möglich war, wurden alternative, nachhaltige Materialien eingesetzt“, erklärt Olaf Schmidt, Vice President Textiles & Textile Technologies der Messe Frankfurt. „Damit lädt die Heimtextil zu einer Design-Schau ein, die nicht nur von Nachhaltigkeit spricht, sondern sie auch vorlebt und durch diesen Ansatz und mit ihrem Renommee weltweit ihresgleichen sucht.“ Unter dem Motto WHERE I BELONG erleben designinteressierte Besucher im  „Trend Space“ in der Halle 3.0 rund 1000 Exponate internationaler Aussteller – eingebettet in ein spektakuläres Designkonzept des Stijlinstituuts Amsterdam unter der Regie von Anne Marie Commandeur. Progressiv, nachhaltig ist auch der Ansatz der neuen „Future Materials Library“ im Rahmen des „Trend Space“. Hier entdecken Besucher die Beschaffenheit und Produktionsweise innovativer Materialien. Unter anderem stehen hier recycelte Stoffe und angebaute – so genannte lebende – Textilien im Fokus.

Hotel und Co.: Objektausstattung im Fokus
Als weiteres Top-Thema lenkt die Heimtextil den Fokus auf die Ausstattung von Hotels und öffentlichen Objekten – unter dem Titel „Interior.Architecture.Hospitality“. Das neue Highlight ist hier die „Interior.Architecture.Hospitality Library“, eine textile Materialbibliothek mit 64 ausgewählten und qualitativ hochwertigen Produkten – speziell für die Objektausstattung kategorisiert nach funktionalen Eigenschaften. Damit demonstriert die Heimtextil anschaulich die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten funktionaler Textilien und liefert somit insbesondere Innenarchitekten ein erstklassiges Arbeits-Tool. Jedes gezeigte Produkt ist mit dem Namen des Herstellers, Standnummer und seinen funktionalen Eigenschaften gekennzeichnet. Alle Informationen hierzu können auch ganzjährig online abgerufen werden unter www.textile-library.com. Darüber hinaus bietet die Messe Innenarchitekten, Architekten und Hospitality-Experten ein äußerst attraktives Programm in der Halle 4.2 an – mit hochkarätigen Produktpräsentationen in der „Interior.Architecture.Hospitality Expo“, einem viertägigen Vortragsprogramm, geführten Rundgängen und einem speziellen Ausstellerverzeichnis, dem „Interior.Architecture.Hospitality Directory“.

Für besseren Schlaf: Profi-Tipps und Produktinnovationen
Sowohl für das persönliche Wohlbefinden als auch für die Wohntextilbranche ist das Thema „Schlafen“ von enormer Brisanz und Bedeutung. Die Heimtextil widmet sich zum zweiten Mal intensiv um das aktuell viel diskutierte Lifestyle-Thema. Im „Sleep! The Future Forum“ im Foyer der Halle 11.0 wartet ein viertägiges Talkprogramm mit vergrößertem Themenspektrum und zahlreichen erfahrenen Schlaf-Experten auf interessierte Zuhörer. Als Schlafexperten kommen Profi-Sportler, wie zum Beispiel Rodel-Olympiasiegerin Susi Erdmann, und Wissenschaftler von der Berliner Charité, dem Fraunhofer Institut und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung zu Wort. Außerdem konnte die Heimtextil Referenten von Ikea, Hästens und Auping zu progressiven Schlafthemen gewinnen. Zahlreiche Produkte für mehr Schlafkomfort feiern im Kontext des „Sleep“-Programms auf der Weltleitmesse ihre Premiere.

50. Heimtextil: Designklassiker der letzten fünf Jahrzehnte
Zum Jubiläum der 50. Heimtextil-Ausgabe setzt die Messe auf einer Showcase-Fläche in der Halle 9.0 Design-Klassiker der vergangenen 50 Jahre in Szene. Unter dem Motto „Heimtextil Zeitreise – Celebrating 50 Years of Interior Design“ lädt die Messe zu einer Erinnerungstour durch fünf Jahrzehnte Heimtextil-Geschichte ein. Vier gestaltete Räume greifen Farben, Formen, Möbel und Designobjekte der vergangenen Dekaden auf. Ergänzt wird der Showcase durch ein Café, das in Kooperation mit Schöner Wohnen – Europas größtem Wohnmagazin – realisiert wird. 

_____________________
* Zum Vergleich: 2019 nahmen 3.012 Aussteller aus 65 Ländern teil (Zählung FKM, Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen, Berlin)

Foto: © PERFORMANCE DAYS
29.10.2019

SUSTAIN&INNOVATE: ERSTE NACHHALTIGKEITSKONFERENZ FÜR DIE FUNKTIONSTEXTIL-BRANCHE

PERFORMANCE DAYS und SPORTSFASHION by SAZ starten Kooperation
Der zweite Tag der kommenden PERFORMANCE DAYS steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Messe veranstaltet in Kooperation mit der Fachzeitschrift SPORTSFASHION by SAZ die erste Nachhaltigkeitskonferenz für funktionelle Textilien mit dem Titel sustain&innovate.

PERFORMANCE DAYS und SPORTSFASHION by SAZ starten Kooperation
Der zweite Tag der kommenden PERFORMANCE DAYS steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Messe veranstaltet in Kooperation mit der Fachzeitschrift SPORTSFASHION by SAZ die erste Nachhaltigkeitskonferenz für funktionelle Textilien mit dem Titel sustain&innovate.

Sie sind aus der Welt des Sports, aber auch der Mode nicht mehr wegzudenken: Funktionelle Textilien, Stoffe und Fasern. Genau hier ist das Thema Nachhaltigkeit ganz besonders wichtig, aber auch gleichermaßen komplex. Und es hat bisher noch keine Heimat gefunden, obwohl es bereits die eine oder andere Nachhaltigkeitsveranstaltung für Textilien gibt. Dieser Herausforderung, speziell die Funktionstextilbranche über alle wichtigen und neuesten Schritte in Sachen Nachhaltigkeit zu informieren, stellt sich nun die PERFORMANCE DAYS in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift SPORTSFASHION by SAZ: Die beiden Branchengrößen organisieren den ersten Nachhaltigkeitskongress für funktionelle Textilien am 14. November in München, auf der EXPERT TALKS Area der PERFOMANCE DAYS in der Halle C1 der Messe München.

Wichtige Redner für das wichtigste Thema der Branche
Unter dem Titel sustain&innovate werden am 14. November ganztägig internationale Redner zu wichtigen und brandaktuellen nachhaltigen Themen, speziell zugeschnitten auf funktionelle Textilien, referieren.

Unterstützt wird das Programm von den Sponsoren PrimaLoft, Polartec und ISKO, die gleichzeitig als Aussteller auf den PERFORMANCE DAYS zu finden sind. Die Besucher erwartet ein umfangreiches und informatives Programm:  

  • Die Vaude Geschäftsführerin und Nachhaltigkeitsspezialistin Antje von Dewitz ist als Keynote-Speakerin zu hören.
  • Besonders interessant ist das Thema von Karin Ekberg, die den für nachhaltiges Produzieren wichtigen HIGG-Index erklärt.
  • Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit gilt die Firma Patagonia. Daher darf Nicholas Allen von Patagonia auf dieser Konferenz nicht fehlen, der vom Fachjournalisten Charles Ross interviewt wird.  
  • Auf eine spannende Diskussionsrunde dürfen sich die Zuhörer freuen, wenn Nachhaltigkeitsexpertin Anna Rodewald von der Agentur GreenroomVoice mit internationalen Gästen über neueste nachhaltige Entwicklungen spricht.  
  • Eine weitere interessante Diskussionsrunde mit dem Titel „Designing for Recycling“ und der Betrachtung von Monomaterialien in der Entwicklung von funktioneller Bekleidung wird von der Fachjournalistin Sophie Bramel geleitet.
  • Martin Cieslik, Head of Sales des bekannten Hohenstein-Institutes beantwortet in seinem Vortrag die wichtige Frage „Why Verification Matters“. 
  • Auch die Sponsoren der Veranstaltung, wie etwa PrimaLoft und Polartec, stellen ihre nachhaltigen Konzepte vor. Hier dürfen sich die Besucher auf die Redner wichtiger Ingredient Brands freuen.
  • Als Moderatorin führt Ulrike Arlt, Chefredakteurin der SPORTSFASHION by SAZ, durch das Programm. Sie wird außerdem in einem Vortrag über den Status Quo der aktuellen Nachhaltigkeitserfolge der Branche sprechen. 

Die Konferenz findet auf der Messefläche der PERFORMANCE DAYS statt. Die EXPERT TALKS Area der Messehalle C1 auf dem Gelände der Messe München ist am 14. November für dieses neue Format reserviert.

Nicht nur der Eintritt zur Messe, sondern auch alle Vorträge der Konferenz sustain&innovate sind kostenfrei! Besuchern wird allerdings empfohlen, sich vor Anreise bereits online zu registrieren, um Wartezeiten an den Eingängen zu vermeiden. 

Vervollständigt wird das Format durch die Sonderausgabe der SPORTSFASHION by SAZ, die über alle wichtigen nachhaltigen Themen der Aussteller und der Konferenz zweisprachig auf Deutsch und Englisch berichtet. Das Magazin liegt an beiden Messetagen an den Eingängen aus, ist online auf den Websiten www.performancedays.com und www.sazsport.de nachzulesen und wird an alle Abonnenten verschickt.

Messechef Marco Weichert freut sich: „Wir sind als Fachmesse für funktionelle Stoffe und Materialien schon immer Vorreiter gewesen, wenn es um Innovationen geht. Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur immens wichtig, es wird das treibende Thema für die Branche in den nächsten Jahren sein. Daher sind wir ganz besonders stolz darauf, dass wir mit der Konferenz sustain&innovate ein einzigartiges und neues Format entwickelt haben, das es bis jetzt in der Branche so noch nicht gibt. Damit erreichen und informieren wir international alle wichtigen Entscheider, wenn es um die Herstellung und den Verkauf von funktionellen Textilien geht, vom Faserhersteller bis zur Bekleidungsmarke.

LKW-Planen als Stromerzeuger Bild von Peter H. auf Pixabay
20.08.2019

TEXTILE SOLARZELLEN: STROM AUS STOFF

LKW-Planen als Stromerzeuger?

LKW-Planen als Stromerzeuger?
Neuartige textile Solarzellen von Fraunhofer-Forscherinnen und -Forschern aus Dresden machen es möglich: Über sie könnten die Anhänger den benötigten Strom – etwa für Kühlaggregate – autark erzeugen. Kurzum: Textile Solarzellen erweitern die Möglichkeiten enorm, Strom aus der Sonnenstrahlung zu gewinnen. Sie stellen somit eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Siliziumzellen dar. Solarzellen auf den Dächern sind längst Usus, ebenso wie große Solarparks. Künftig sollen jedoch auch solche Flächen zur Energieerzeugung genutzt werden, die bislang nicht dazu taugten. LKW-Planen etwa könnten die Anhänger autark mit dem Strom versorgen, den der Fahrer während der Fahrt und auf Rastplätzen verbraucht oder der auf Logistikplätzen für die LKW-Ortung benötigt wird. Zudem könnten ganze Gebäudefronten zur Stromerzeugung beitragen, indem sie nicht wie bisher verputzt, sondern mit stromerzeugenden Abspanntextilien verkleidet werden. Bei Glasfassaden könnten Abschattungstextilien wie Rollos Hunderte von Quadratmetern in Stromerzeugungsflächen umwandeln.

Glasfasergewebe als Solarzellenbasis
Möglich machen es textile, biegsame Solarzellen, die Forscherinnen und Forscher vom FraunhoferInstitut für Keramische Technologien und Systeme IKTS entwickelt haben – gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS, dem Sächsischen Textilforschungsinstitut e.V. und den Firmen erfal GmbH & Co. KG, PONGS Technical Textiles GmbH, Paul Rauschert GmbH & Co. KG und GILLES PLANEN GmbH. »Über verschiedene Beschichtungsverfahren können wir Solarzellen direkt auf technischen Textilien herstellen«, erläutert Dr. Lars Rebenklau, Gruppenleiter für Systemintegration und AVT am Fraunhofer IKTS. Sprich: Die Forscher verwenden kein Glas oder Silizium wie bei herkömmlichen Solarmodulen, sondern Textilien als Substrat. »Das jedoch ist alles andere als leicht – schließlich sind die Anlagen in den textilverarbeitenden Unternehmen mit fünf bis sechs Metern Stoffbreite und Stofflängen von tausend Metern riesig groß. Dazu kommt: Die Textilien müssen während der Beschichtung Temperaturen von etwa 200 Grad Celsius überstehen«, ergänzt Dr. Jonas Sundqvist, Gruppenleiter für Dünnschichttechnologien am Fraunhofer IKTS. Auch andere Anforderungen wie Brandschutz-Vorschriften, große Stabilität und ein günstiger Preis sind für die Herstellung von Solarzellen elementar. »Wir haben uns im Konsortium daher für ein Glasfasergewebe entschieden, das all diese Anforderungen erfüllt«, sagt Rebenklau.

Bewusst auf Standardverfahren gesetzt
Eine Herausforderung stellte auch das Aufbringen der verschiedenen Schichten einer Solarzelle auf das Gewebe dar – also die Grundelektrode, die photovoltaisch wirksame Schicht und die Deckelektrode. Denn verglichen mit diesen nur ein bis zehn Mikrometer dünnen Schichten gleicht die Oberfläche eines Textils einem riesigen Gebirge. Die Forscher greifen daher zu einem Trick: Sie bringen zunächst eine Einebnungsschicht auf das Textil auf, die Berge und Täler ausgleicht. Dazu nutzen sie den Transferdruck – ein Standardverfahren der Textilbranche, das auch zum Gummieren verwendet wird. Auch alle weiteren Produktionsprozesse haben die Forschenden von Anfang an so gestaltet, dass sie sich problemlos in die Fertigungslinien der Textilindustrien einfügen lassen: So bringen sie die Elektroden aus elektrisch leitfähigem Polymer ebenso wie die photovoltaisch wirksame Schicht über das gängige Rolle-zu-Rolle-Verfahren auf. Um die Solarzelle möglichst robust werden zu lassen, laminieren die Forscherinnen und Forscher zusätzlich eine Schutzschicht auf.

Marktreife Solartextilien in etwa fünf Jahren
Den ersten Prototyp hat das Forscherteam bereits hergestellt. »Wir konnten zeigen, dass unsere textile Solarzelle an sich funktioniert«, sagt Rebenklau. »Ihre Effizienz liegt momentan bei 0,1 bis 0,3 Prozent.« In einem Nachfolgeprojekt arbeiten der Ingenieur und seine Kollegen nun daran, die Effizienz auf über fünf Prozent zu steigern – denn ab diesem Wert rechnet sich die textile Solarzelle. Zwar erreichen Siliziumzellen mit zehn bis 20 Prozent deutlich höhere Effizienzwerte. Allerdings soll die neuartige Zelle ja nicht mit den herkömmlichen konkurrieren, sondern sie sinnvoll ergänzen. Auch die Lebensdauer der textilen Solarzelle wollen die Forscherinnen und Forscher in den kommenden Monaten untersuchen und optimieren. Wenn alles funktioniert wie erhofft, könnte die textile Solarzelle in etwa fünf Jahren auf den Markt kommen. Dann wäre das ursprüngliche Ziel des Projekts PhotoTex erreicht: Neue Anregungen für den Textilstandort Deutschland zu finden und die Wettbewerbsfähigkeit dieser Industriebranche zu steigern.

TEXTILINDUSTRIE IN PAKISTAN MUSS SICH MODERNISIEREN Foto: OpenClipart-Vectors auf Pixabay
26.03.2019

TEXTILINDUSTRIE IN PAKISTAN MUSS SICH MODERNISIEREN

  • Der Anbau von Baumwolle soll ausgeweitet werden

Die pakistanische Textilindustrie hat an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Investitionen in neue Textiltechnik sind erforderlich. Exporte deutscher Maschinen steigen.

Die Textilindustrie ist Pakistans wichtigster Industriesektor. Der Anteil der Textilindustrie am Bruttoinlandsprodukt lag im pakistanischen Fiskaljahr 2017/18 (1. Juli 2017 bis 30. Juni 2018) bei 8,5 Prozent. Die Branche machte etwa ein Viertel der gesamten industriellen Wertschöpfung aus. Sie ist mit Abstand der wichtigste Exportzweig des Landes. Der Anteil der Textilexporte an den Gesamtausfuhren lag 2017/18 bei 58 Prozent.

  • Der Anbau von Baumwolle soll ausgeweitet werden

Die pakistanische Textilindustrie hat an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Investitionen in neue Textiltechnik sind erforderlich. Exporte deutscher Maschinen steigen.

Die Textilindustrie ist Pakistans wichtigster Industriesektor. Der Anteil der Textilindustrie am Bruttoinlandsprodukt lag im pakistanischen Fiskaljahr 2017/18 (1. Juli 2017 bis 30. Juni 2018) bei 8,5 Prozent. Die Branche machte etwa ein Viertel der gesamten industriellen Wertschöpfung aus. Sie ist mit Abstand der wichtigste Exportzweig des Landes. Der Anteil der Textilexporte an den Gesamtausfuhren lag 2017/18 bei 58 Prozent.

Derzeit nimmt die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Sektors allerdings ab. Dieser Trend soll sich wenden. Premierminister Imran Khan traf sich Ende Januar 2019 mit Vertretern der Textilindustrie. Die Wirtschaftspolitik will die Textilindustrie ausbauen und modernisieren. Die Produktionskosten sollen sinken und die Produktivität muss steigen. Zudem sind Qualitätsverbesserungen, Erweiterungen der Produktionen und eine höhere Wertschöpfung erforderlich.

Die Wertschöpfungskette der Textilbranche beginnt bei etwa 1.300 Betrieben, die Rohbaumwolle entkörnen, aufbereiten und zu Ballen pressen. Neben der Nachfrage nach Baumwolle steigt auch der Bedarf an Kunstfasern, allerdings existieren bislang in Pakistan nur drei Hersteller von Polyesterfasern.

Die Zahl der Spinnereien wird 2017 mit 517 angegeben und die Zahl der Webereien mit 124 großen sowie 425 mittleren und kleinen Betrieben. Zehn große sowie 625 mittlere und kleine Betriebe veredeln Stoffe. Handtücher stellten etwa 400 Betriebe her, Wirkwaren 2.500 Betriebe. Bekleidung aus gewebten Stoffen lieferten 50 große sowie 2.500 mittlere und kleine Fabriken.

Ausfuhrgeschäfte stagnieren
Der pakistanische Textilexport wuchs 2017/18 um 8,7 Prozent auf 13,5 Milliarden US$. Dieses Niveau wurde schon 2013/14 und 2014/15 erreicht. Die Textilexporte legten in den ersten sieben Monaten des Fiskaljahres 2018/19 (Juli 18 bis Januar 19) gegenüber der Vorjahresperiode leicht um 1,2 Prozent auf 7,8 Milliarden US$ zu.

Pakistan: Ausfuhren von Garnen, Stoffen und Bekleidung (in Millionen US$) *)
Produkte 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18
Insgesamt 13.733 13.471 12.447 12.452 13.530
.Baumwollgarne 1.997 1.849 1.265 1.244 1.372
.Baumwollstoffe 2.770 2.453 2.214 2.136 2.204
.Handtücher 767 797 803 801 797
.Bettwäsche 2.138 2.103 .2.020 2.136 2.261
.Bekleidung 1.906 2.095 2.195 2.319 2.579
.Wirkwaren 2.294 2.406 2.364 2.361 2.720
.Andere Produkte 1.858 1.767 1.586 1.452 1.597

*) Fiskaljahre (Juli bis Juni)

Quellen: All Pakistan Textile Mills Association (APTMA); Pakistan Bureau of Statistics; Textile Commissioner's Organization

Der Branchenverband All Pakistan Textile Mills Association (APTMA) strebt bis 2023/24 einen Anstieg der Ausfuhren auf 28 Milliarden US$ an. Dies setze eine konsequente staatliche Unterstützung und langfristige Exportförderung voraus, so der Verband.

Der führende ausländische Abnehmer sind die USA. Zu den weiteren wichtigen Kunden gehören das Vereinigte Königreich, Deutschland und Spanien. Deutschland importierte 2017 und 2018 aus Pakistan Spinnstoffe und Waren daraus im Wert von 1 Milliarden Euro.

Maschinenimporte noch rückläufig
Die Textilmaschinenimporte lagen 2013/14 noch bei 599 Millionen US$. In den drei folgenden Jahren waren es 449 Millionen US$ (2014/15), 462 Millionen US$ (2015/16) und 557 Millionen US$ (2016/17). Die Einfuhren zeigen trotz des Modernisierungsbedarfs derzeit keinen Aufwärtstrend. Sie sanken nach Angaben der Statistikbehörde 2017/18 um 42 Prozent auf 325 Millionen US-Dollar (US$). Auch für 2018/19 zeichnet sich noch keine Belebung ab.

Pakistan: Einfuhren von ausgewählten Textilmaschinen (in Millionen US$)
HS-Positionen 2014 2015 2016 2017
84.45 Maschinen zum Spinnen etc. 230 162 162 246
84.46 Webmaschinen 84 73 107 90
84.47 Wirk-,Strickmaschinen etc. 70 84 65 75
84.48 Hilfsmaschinen und -apparate für HS-Positionen 84.44 bis 84.47 85 70 77 82

Quellen: Pakistan Bureau of Statistics, UN Comtrade

Geschäftsanbahnungsreise zum fünfgrößten Abnehmer deutscher Spinnereitechnik
Die deutschen Textilmaschinenexporte nach Pakistan legten nach Berechnungen des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) 2017 auf 53 Millionen Euro zu. Im Vorjahr waren es 48 Millionen Euro, davon entfielen 39 Millionen Euro auf Spinnereimaschinen.

Eine Geschäftsanbahnungsreise deutscher Unternehmen aus den Bereichen Textilmaschinen und Zubehör wird vom 11. bis 15. November 2019 nach Karachi und Lahore stattfinden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert die Reise und die Gesellschaft SBS systems for business solution führt sie durch (Ansprechpartner: Thomas Nytsch, E-Mail: thomasnytsch@sbs-business.com).

Bauwollproduktion soll stark erhöht werden
Die lokale Bauwollproduktion bildet das Fundament der Textilindustrie. Nach Indien, China und den USA ist Pakistan der viertgrößte Bauwollanbauer, gefolgt von Brasilien und Usbekistan. Ohne eine Steigerung der lokalen Erntemengen sind dem Wachstum der Textilindustrie Grenzen gesetzt. Verstärkte Bauwollimporte würden die angeschlagene internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche weiter mindern.
Das Land gehört im internationalen Vergleich zu den Baumwollproduzenten mit den niedrigsten Erträgen je Hektar. Australien, Türkei, China und Brasilien bilden mit etwa 1.600 bis 1.700 Kilogramm pro Hektar die Spitzengruppe. Pakistan erreicht nur 600 bis 800 Kilogramm.

Pakistan: Bauwollproduktion
Jahr Anbaufläche
(in Hektar)
Produktion
(in 1.000 Ballen) 1)
Ertrag pro Hektar
(in Kilogramm)
2013/14 2.086 12.769 774.
2014/15 2.961 13.960 802
2015/16 2.902 9.917 582
2016/17 2.489 10.671 730
2017/18 2.699 11.935 752
2018/19 2) 2.500 11.000 748

1) ein Ballen = 170 Kilogramm; 2) Prognose
Quellen: Pakistan Bureau of Statistics; Recherchen von Germany Trade & Invest

Die Regierung nennt als Produktionsziel für 2019/20 rund 15 Millionen Ballen. APTMA hält bis 2023/24 eine Steigerung auf 20 Millionen Ballen für möglich. Der Verband geht dabei von etwa 2.800 Hektar an Anbauflächen und einer Erhöhung der Erträge pro Hektar auf 1.200 Kilogramm aus.

Probleme bei der Versorgung mit Baumwolle
Baumwolle wird vor allem in den Provinzen Punjab und Sindh angebaut. Die Baumwollproduktion erreichte 2014/15 noch rund 14 Millionen Ballen. Die Ernte fiel 2015/16 auf unter 10 Millionen und lag 2017/18 bei 12 Millionen Ballen. Die Produktion ist 2018/19 wieder gesunken, ein Wert von etwa 11 Millionen Ballen wird prognostiziert. Als Gründe werden unter anderem Wassermangel, eine schlechte Qualität der Pflanzenschutzmittel und minderwertiges Saatgut genannt. Zudem sei die finanzielle und regulatorische Unterstützung der Regierung unzureichend, so Branchenvertreter.

Das lokale Angebot konnte den jährlichen Baumwollbedarf der Textilindustrie von 15 bis 16 Millionen Ballen in den letzten Jahren also nicht mehr decken. Die Textilhersteller importierten daher Baumwolle vor allem aus Indien und China, jährlich etwa 3 Millionen bis 4 Millionen Ballen. Die Einfuhren aus Indien sind aber seit Februar 2019 gestoppt. Hintergrund sind die politischen Spannungen und jüngsten militärischen Auseinandersetzungen der beiden Staaten.

Quelle:

Robert Espey, Germany Trade & Invest www.gtai.de

Foto: pasja1000 Pixabay
19.03.2019

SRI LANKAS BEKLEIDUNGS- UND TEXTILEXPORTE ERHALTEN AUFTRIEB

  • Modernisierung der Fertigungsbetriebe erforderlich

Sri Lankas Textil- und Bekleidungsindustrie blickt dank des reaktivierten GSP-Importstatus der Europäischen Union mit Zuversicht in die Zukunft und rechnet mit besseren Absatzchancen im Ausland.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist für Sri Lanka von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung. Die Branche erzielte 2018 fast 43 Prozent der Gesamtexporte des Landes und bietet Beschäftigung für knapp 350.000 Arbeitnehmer im formellen und für etwa doppelt so viele im informellen Sektor. Insgesamt sind dies rund 33 Prozent aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe. Die Mehrheit der Beschäftigten sind Frauen.

  • Modernisierung der Fertigungsbetriebe erforderlich

Sri Lankas Textil- und Bekleidungsindustrie blickt dank des reaktivierten GSP-Importstatus der Europäischen Union mit Zuversicht in die Zukunft und rechnet mit besseren Absatzchancen im Ausland.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist für Sri Lanka von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung. Die Branche erzielte 2018 fast 43 Prozent der Gesamtexporte des Landes und bietet Beschäftigung für knapp 350.000 Arbeitnehmer im formellen und für etwa doppelt so viele im informellen Sektor. Insgesamt sind dies rund 33 Prozent aller Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe. Die Mehrheit der Beschäftigten sind Frauen.

Der Beitrag der Textil- und Bekleidungsindustrie zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 6 Prozent. "In Anbetracht der Entwicklung der anderen Sektoren ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine andere Branche kurz- bis mittelfristig dieses Leistungsniveau erreicht", sagte die Leiterin Jeevani Siriwardena des Export Development Board (EDB) in einem Interview mit Germany Trade und Invest. Die Textil- und Bekleidungsindustrie werde weiterhin eine wichtige Branche für die srilankische Wirtschaft bleiben.

Kurz- bis mittelfristige Aussichten sind gut
Am 18. Mai 2017 wurde nach einer siebenjährigen Auszeit der Generalised Scheme of Preferences Plus (GSP+)-Status von der Europäischen Union (EU) für Sri Lanka reaktiviert. Dies bedeutet, dass der Inselstaat bei der Ausfuhr von Waren in die EU eine Zollbefreiung auf über 66 Prozent der Zolltarifpositionen erhält. "Die Exporteinbußen soll Sri Lanka in den Jahren 2010 bis 2017 ohne GSP-Status circa 32 Milliarden gekostet haben", betonte Ravindi Ranaraja, stellvertretende Leiterin der Export Service Division der EDB, in einem GTAI-Interview. Insbesondere die stark exportorientierte Bekleidungs- und Textilindustrie werde vom wiedererlangten GSP-Status profitieren. Sri Lankas Textil- und Bekleidungsindustrie blicke zuversichtlich in die Zukunft und rechnete zudem mit besseren Absatzchancen im Ausland.

Textil- und Bekleidungsexporte Sri Lankas in die EU und nach Deutschland 2018
(in Mio. US$; Veränderung zum Vorjahr in %)
HS-Code Definition
 
EU
 
Veränderung
 
Deutschland *) Veränderung
 
61 Kleidung und Bekleidungszubehör, aus Gewirken oder Gestricken 1.177 0,7 232,55 9,6
62 Bekleidung und Bekleidungszubehör, nicht aus Gewirken oder Gestricken 874 7,6 151,59 18,1
63 Andere konfektionierte Textilwaren; Sets; getragene Kleidung und gebrauchte Textilwaren 52 18,2 7,8 13,5
Summe   2.103 3,9 391,92 12,8

*) Schätzung
Quellen: Sri Lanka Apparel Exporters Association; Pressemeldungen; Berechnungen von Germany Trade & Invest; Destatis, Februar 2019


Positive Impulse sind bereits erkennbar. Den letztverfügbaren Außenhandelszahlen zufolge konnte Sri Lanka 2018 seine Gesamtexporte an Textilien und Bekleidung (HS-Code 61, 62 und 63) um knapp 4,8 Prozent auf circa 5 Milliarden US-Dollar (US$) steigern. Die Exporte in die EU sind um 3,9 Prozent auf 2,1 Milliarden US$ gestiegen. Die Ausfuhren nach Deutschland konnten ein Plus von 12,8 Prozent einholen.

Noch ist nicht sicher, dass Sri Lanka es schafft, die Verluste der Vergangenheit wettzumachen und auszugleichen. Zwischenzeitlich sind Länder wie Bangladesch, Indien und Pakistan, die bereits das gesamte laufende Jahrzehnt die Zollvergünstigungen im Außenhandel mit der EU genossen haben, an dem Inselstaat vorbeigezogen. Vor allem Bangladesch konnte seine Bekleidungs- und Textilexporte im Vergleich zu Sri Lanka stark ausbauen.

Textil- und Bekleidungsexporte Sri Lankas 2018 (HS-Code 61, 62, 63)
Land in Mio. US$ 1)
China 172,4
Vietnam 36,0
Bangladesch 32,9
Indien 20,9
Indonesien 2) 14,0

1) Schätzung; 2) Prognose
Quellen: Pressemeldungen; Berechnungen Germany Trade & Invest, Februar 2019

Sri Lanka setzt auf höherwertige Produkte
Zahlreiche heimische Textilproduzenten steigen zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf die Produktion qualitativ hochwertiger Kleidungsstücke um. "In Sri Lanka setzt man nicht auf Masse, sondern vielmehr auf höherwertige Produkte", bestätigte M. Raghuram, Chief Executive Officer von Brandix, einem der größten Bekleidungsunternehmen des Landes, in einem Interview mit GTAI. Der Inselstaat konzentriere sich auf die Herstellung weniger Produktkategorien wie zum Beispiel auf Unterwäsche, Sportbekleidung oder Lounge Wear.

Sri Lanka ist ein Standort für die Herstellung von qualitativ hochwertigen Kleidungsstücken geworden. Dies bestätigt auch die Weltbank. In ihrer Studie aus dem Jahr 2016 "Stitches to Riches" (Website) stellt sie fest, dass Sri Lanka die Wettbewerber Indien, Pakistan und Bangladesch in den Punkten Qualität, Lieferzeiten, Verlässlichkeit und nachhaltiger sozialer Verantwortung übertrifft.

Sri Lanka bedient entsprechend anspruchsvolle internationale Unternehmen wie Victoria Secrets, GAP, Nike oder Marks und Spencer. Expertenschätzungen zufolge macht die Produktion der Top 10 srilankischer Textil- und Bekleidungsunternehmen circa 85 Prozent der gesamten Exporte der Branche aus.

Ehrgeiziges Ziel ist es, die Exporterlöse der Bekleidungsindustrie bis 2025 auf 8 Milliarden US$ zu steigern, was ein jährliches Wachstum von 6 Prozent erfordert. Dafür muss Sri Lanka Kapazitäts-, Technologie- und Ressourcenprobleme verbessern. "Es wird immer schwieriger geeignetes Personal zu finden. Für viele junge Menschen in Sri Lanka ist die Arbeit in der Bekleidungs- und Textilbranche schlichtweg unattraktiv," erwähnte Nilanthi Sivapragasam, Chief Financial Officer des Konglomerats Aitkence Spence, gegenüber GTAI. Ferner stelle die Ausbildung der Arbeitskräfte eine große Herausforderung dar. "Das Anlernen neuer Mitarbeiter ist sehr zeitintensiv und arbeitsaufwendig," bestätigt Sivapragasam.

Importe deutscher Maschinen gehen zurück
Zudem müssen Sri Lankas Textilbetriebe ihre Maschinenparks modernisieren und ihre Kapazitäten erweitern, um so Produktivität und Wertschöpfung weiter zu erhöhen. Entsprechend besteht ein großer Bedarf an technisch anspruchsvollen Textilmaschinen im Land. Für Maschinenzulieferer ergeben sich hier gute Möglichkeiten und Chancen. Besonders dynamisch soll sich Experten zufolge künftig die Nachfrage nach Textildruck- und Färbereimaschinen, Spannrahmen und Veredelungstechnik entwickeln.
 
In Sri Lanka selbst werden nur relativ einfache Maschinen hergestellt. High-End-Technologie wird hauptsächlich importiert. China ist der wichtigste Lieferant von Textilmaschinen, circa ein Drittel aller Importe stammen von dort. Auch Indien konnte seine Maschinenexporte nach Sri Lanka über die letzten Jahre signifikant steigern. 2017 erzielte Indien mit Ausfuhren in Höhe von 6,3 Millionen US$ ein Plus von 46,7 Prozent, 2010 waren es noch Exporte in Höhe von 2,6 Millionen US$.

Die deutschen Maschinenexporte erlitten enorme Verluste. Sri Lankas Import von Textilmaschinen aus Deutschland lag 2017 bei 16,5 Millionen US$, ein Rückgang um 54,2 Prozent. Deutschland hat über die letzten Jahren Lieferanteile verloren. Dieser Trend wird sich Branchenkennern zufolge weiter fortsetzen: Made in Germany steht für Qualität und ist in Sri Lanka auch weiterhin sehr beliebt; jedoch können deutsche Maschinenhersteller oft nicht mit den preisgünstigen Produkten aus China oder Indien mithalten.

Sri Lankas Einfuhr von Textil- und Bekleidungsmaschinen
(SITC 724; in Mio. US$)
Country 2016 2017 Veränderung
China 56,3 51,8 -8,0
Japan 26,6 18,3 -31,1
Deutschland 36,0 16,5 -54,2
Singapur 13,6 14,5 -6,8
Indien 4,3 6,3 46,7
Insgesamt 192,8 155,3 -19,5

Quelle: UN Comtrade, März 2019

Kontaktanschriften
Bezeichnung Internetadresse Bemerkung
Germany Trade & Invest http://www.gtai.de/srilanka Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK Sri Lanka http://www.srilanka.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Sri Lanka Export Development Board http://www.srilankabusiness.com/edb Staatliche Organisation, die für die Entwicklung und Förderung der Exporte in Sri Lanka verantwortlich ist.

 

Weitere Informationen:
Sri Lanka
Quelle:

Heena Nazir, Germany Trade & Invest www.gtai.de

Foto: Pixabay
26.02.2019

TÜRKEI BLEIBT WICHTIGER MARKT FÜR DEUTSCHE TEXTILMASCHINEN

  • Konkurrenz aus Fernost erhöht Modernisierungsdruck

Die Türkei ist ein wichtiger Markt für deutsche Hersteller von Textilmaschinen. Allerdings hat die Textil- und Bekleidungsindustrie ein Problem: Der Export stagniert seit Jahren.

Die türkische Textilindustrie ist breit aufgestellt: Unternehmen fertigen im Land sämtliche Vorprodukte, darunter Garne, Fasern und Stoffe. Die Die Produktion entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette bedeutet ein großes Absatzpotenzial für deutsche Anbieter von Textilmaschinen. Tatsächlich ist die Türkei nach China der zweitwichtigste Exportmarkt für deutsche Spinnerei-, Web-, Textilveredelungsmaschinen und Co., wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes Destatis hervorgeht.

  • Konkurrenz aus Fernost erhöht Modernisierungsdruck

Die Türkei ist ein wichtiger Markt für deutsche Hersteller von Textilmaschinen. Allerdings hat die Textil- und Bekleidungsindustrie ein Problem: Der Export stagniert seit Jahren.

Die türkische Textilindustrie ist breit aufgestellt: Unternehmen fertigen im Land sämtliche Vorprodukte, darunter Garne, Fasern und Stoffe. Die Die Produktion entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette bedeutet ein großes Absatzpotenzial für deutsche Anbieter von Textilmaschinen. Tatsächlich ist die Türkei nach China der zweitwichtigste Exportmarkt für deutsche Spinnerei-, Web-, Textilveredelungsmaschinen und Co., wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes Destatis hervorgeht.

Ein Wachstumsmarkt ist die Branche gleichwohl nicht. Von einigen Ausreißern nach oben und unten abgesehen verharren die türkischen Textilmaschinenimporte seit einigen Jahren auf demselben Niveau. Dies hängt damit zusammen, dass auch die türkischen Exporte von Textilien und Bekleidung stagnieren. Besonders auffällig: Von der schwachen Lira haben die Unternehmen im vergangenen Jahr nur geringfügig profitiert.

Textil- und Bekleidungsindustrie profitiert nur wenig von schwacher Lira
Jahr Türkische Exporte von Bekleidung und Textilien (in Mrd. US$) Veränderung gegenüber Vorjahr (in%)
2015 26,3 -10,3
2016 26,1 -0,6
2017 26,7 2,1
2018 27,7 3,6

Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK (http://www.tuik.gov.tr)

Zunehmender Druck aus Fernost
Türkische Bekleidungsproduzenten bekommen zunehmend die Konkurrenz aus Fernost zu spüren. Trotz der hohen Anzahl an informell Beschäftigten sind die Löhne in der Türkei soweit gestiegen, dass sie nicht mit der geringen Bezahlung asiatischer Nähfabriken mithalten können.

Der geografische Vorteil türkischer Unternehmen gegenüber chinesischen Konkurrenten steht wegen der neuen Seidenstraße und der Erschließung schnellerer Transportrouten auf dem Spiel. Freihandelsabkommen, die die Europäische Union derzeit mit Indien und Südkorea verhandelt, werden den Druck auf die türkischen Produzenten zusätzlich erhöhen.

Einbruch im 3. Quartal 2018
Hinzu kommt die schwierige Wirtschaftslage im Land: Die türkische Lira hat vor allem in den Monaten August bis Oktober 2018 ein Rekordtief erreicht, Geschäftsbanken erhöhten ihre Kreditzinsen. Weil sich dadurch die Finanzierungskosten für Maschinen aus dem Ausland schlagartig verteuert haben, blieben Bestellungen aus der Türkei vor allem im 3. Quartal aus. Das hat auch der deutsche Strickmaschinenhersteller Mayer & Cie zu spüren bekommen, wie Stefan Bühler, der das Türkeigeschäft verantwortet, berichtet: "In den letzten drei Monaten des Jahres 2018 war der Markt regelrecht tot." Mittlerweile erhole sich die Branche aber allmählich wieder.

Akar Textile plant neue Fabrik
Ankündigung über neue Investitionen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu vernehmen. Bereits im Juni 2018 gab das Unternehmen Akar Textile (http://www.akartextile.com) bekannt, dass es in der Gemeinde Savur, im Südosten der Türkei, eine neue Fabrik für 47 Millionen türkische Lira (TL) bauen wird. Dort sollen 3.000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Akar Textile produziert unter anderem für Unternehmen wie C&A, Mango und H&M. Nur wenige Monate nach der Bekanntgabe des Projektes vertiefte sich im September die Wirtschaftskrise in der Türkei. Inwieweit sich die Turbulenzen auf die Projektumsetzung ausgewirkt haben, ist nicht bekannt.

Technische Textilien als Impulsgeber für Wachstum
Die fernöstliche Konkurrenz erhöht den Modernisierungsdruck auf die türkische Textilbranche. Künftig wird die Industrie vor allem mit hochwertigen Produkten antreten müssen. Wachstumsimpulse kommen gegenwärtig aus dem Bereich technischer Textilien. Branchenberichten zufolge stellen mittlerweile mehr als 200 kleine und mittlere Unternehmen technische Textilien und Vliesstoffe in der Türkei her. Diese Textilien und Stoffe werden in der Automobil-, Verpackungs- und Kosmetikindustrie eingesetzt. Im Juni 2018 investierte die türkische METYX Group (http://www.metyx.com) in ihren Maschinenpark. Das Unternehmen fertigt technische Textilien und hat bei dem deutschen Textilmaschinenbauer Karl Mayer eine Linie von Wirkmaschinen bestellt. Damit erhöht der Hersteller von Verbundwerkstoffen seine Kapazitäten um 12.000 Tonnen Glas- und Karbonfasern.

In den vergangenen Jahren sind zudem immer mehr Forschungs- und Entwicklungszentren entstanden, die den nötigen Technologietransfer in der Industrie vorantreiben. So gründete das Institut für technische Textilien der RWTH Aachen (ITA) im Oktober 2016 ein Forschungszentrum in Istanbul. In der Industriezone Teknosab in Bursa entstand 2008 das Forschungs- und Entwicklungszentrum für Textiltechnik BUTEKOM. Das Institut bietet Unternehmen Schulungen sowie Forschungs- und Entwicklungskooperationen an. Doch vielen mittelständisch geprägten Textilunternehmen fehlt häufig das Geld, um in moderne Maschinen zu investieren. Der kurze Planungshorizont erschwert den Zugang zu Forschung und Entwicklung. Als Mitglied der Geschäftsführung der Deutsch-Türkischen AHK beobachtet Frank Kaiser seit acht Jahren die türkische Unternehmerlandschaft. Er weist darauf hin, dass die Textilhersteller wie andere Mittelständler im Land häufig kurzfristig planen. "Das ist angesichts eines volatilen Geschäftsumfelds auch rational," erklärt Kaiser.

Türkische Importe von Textilmaschinen und Wechselkurs im Vergleich
Jahr Importe aus Deutschland
(in Mio. US$)
Importe insgesamt
(in Mio. US$)
Wechselkurs
(1 US$ = ?TL)
2009 143 505 1,55
2011 521 1.851 1,67
2013 619 2.211 1,90
2015 382 1.398 2,72
2017 447 1.478 3,65
2018 1) 2) 490 1.774 4,81

1) der Einbruch im 3. Quartal ist in den Jahreszahlen von 2018 noch nicht sichtbar; er wird sich erst im Jahr 2019 bemerkbar machen

Quellen: UN-Comtrade, TurkStat 2), Bundesbank