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Foto: Walmart Inc.
15.01.2024

Was ist eine virtuelle Umkleide? Vorzüge und Pioniere

Eines der Hauptprobleme beim Online-Shopping ist, dass Verbraucher Produkte nicht anfassen, fühlen und erleben kann. Dieses Problem ist bei Modeprodukten noch schwieriger, da die richtige Passform für die Kaufentscheidung auschlaggebend ist. Die virtuelle Umkleide (Virtual Fitting Room, VFR), eine Technologie, die es den Verbrauchern ermöglicht, Größe und Passform zu testen, ohne die Kleidung anprobieren zu müssen, räumt mit dieser Sorge auf.

Was ist eine virtuelle Umkleide (VFR)?
Eine virtuelle Umkleide (VFR) ist eine Funktion, die das Outfit eines Kunden anzeigt und visualisiert, ohne dass er die Artikel physisch anprobieren und anfassen muss. VFR nutzt erweiterte Realität (Augmented Reality, AR) und künstliche Intelligenz (KI). Bei der Verwendung von AR für virtuelle Umkleiden scannt eine Webcam die Körperform der Kunden und erstellt ein 360-Grad-3D-Modell auf der Grundlage ihrer Körperform.

Eines der Hauptprobleme beim Online-Shopping ist, dass Verbraucher Produkte nicht anfassen, fühlen und erleben kann. Dieses Problem ist bei Modeprodukten noch schwieriger, da die richtige Passform für die Kaufentscheidung auschlaggebend ist. Die virtuelle Umkleide (Virtual Fitting Room, VFR), eine Technologie, die es den Verbrauchern ermöglicht, Größe und Passform zu testen, ohne die Kleidung anprobieren zu müssen, räumt mit dieser Sorge auf.

Was ist eine virtuelle Umkleide (VFR)?
Eine virtuelle Umkleide (VFR) ist eine Funktion, die das Outfit eines Kunden anzeigt und visualisiert, ohne dass er die Artikel physisch anprobieren und anfassen muss. VFR nutzt erweiterte Realität (Augmented Reality, AR) und künstliche Intelligenz (KI). Bei der Verwendung von AR für virtuelle Umkleiden scannt eine Webcam die Körperform der Kunden und erstellt ein 360-Grad-3D-Modell auf der Grundlage ihrer Körperform.

KI unterstützt VFR außerdem durch die Verwendung von Algorithmen und maschinellem Lernen, um ein 3D-Ganzkörpermodell eines vor der Kamera stehenden Käufers zu erstellen. Eine Kombination aus AR- und KI-Technologie ermöglicht es, Artikel auf Echtzeitbildern als Live-Video zu platzieren, sodass Kunden die Größe, den Stil und die Passform der Produkte, die sie kaufen möchten, überprüfen können.

Die Kunden können Kleidung und Schuhe zu Hause anprobieren, ohne ein Geschäft zu besuchen. Dazu müssen sie zunächst sicherstellen, dass sich die richtigen Einstellungen auf ihrem Telefon finden. Dann laden sie die mobilen Anwendungen einer Marke mit der Funktion VFR herunter oder besuchen die Websites von Bekleidungsmarken, die diese Funktion unterstützen, und laden dann ein Foto ihrer Körperform hoch. Bei einigen Marken können die Kunden einen Avatar mit ihrer Körperform erstellen, um die Modeartikel virtuell zu testen, anstatt ein Foto von sich selbst hochzuladen.

Welchen Nutzen hat der Einsatz einer virtuellen Umkleide für Modehändler?

  • Bietet ein bequemes Einkaufserlebnis
    Eine Studie der National Retail Federation aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass 97 % der Verbraucher einen Einkauf abgebrochen oder die Suche nach dem gewünschten Artikel unterbrochen haben, weil der Vorgang zu umständlich war.
    Die befragten Käufer gaben nicht nur an, dass das persönliche Einkaufen unbequem ist, sondern dass sie das Online-Shopping als noch unbequemer empfinden.
    Mit der VFR entfallen all diese Vorgänge. Die Kunden können in eine virtuelle Umkleide gehen und schnell sehen, wie die Kleidung aussieht, ohne sich umziehen zu müssen.
     
  • Überwindet die Grenzen des Online-Shoppings
    Im Jahr 2017 bevorzugten 62 % der Kunden den Einkauf in physischen Bekleidungsgeschäften, weil sie dort die Produkte sehen, anfassen, fühlen und erleben konnten. Dies war ein großes Problem, das das Online-Shopping nicht lösen konnte.
    VFR löst dieses Problem effektiv. Laut einem Retail Perceptions Report gaben etwa 40 % der Käufer an, dass sie bereit wären, mehr zu bezahlen, wenn sie das Produkt durch AR-Technologie erleben könnten. Durch die Integration neuer Technologien macht VFR das Einkaufen zum Vergnügen und bietet den Kunden ein personalisiertes Einkaufserlebnis, das mehr Menschen in die Online-Kanäle locken kann.
     
  • Reduziert die Rücksendequote
    Hohe Rücksendequoten bereiten den Modemarken große administrative Probleme. Außerdem drohen sie die Gewinne der Modemarken zu schmälern, wenn sie kostenlose Rücksendungen anbieten. 30 % der Rücksendungen beim Einkauf von Mode im elektronischen Handel sind auf den Kauf von Produkten in zu kleinen Größen zurückzuführen, weitere 22 % auf den Kauf von Produkten in zu großen Größen.
    Mit der VFR wird dieses Problem jedoch verringert. Ob im Geschäft oder online, Menschen können Passform und Größe von Artikeln überprüfen, ohne sie selbst tragen zu müssen.

Welche Marken nutzen bereits die VFR-Technologie?
Gucci

Gucci ist die erste Luxusmarke, die VFR einsetzt. Sie hat sich mit Snapchat zusammengetan, um eine AR-Kampagne zur Schuhanprobe zu starten. Dabei wurde eine virtuelle Linse erstellt, die eine digitale Version des Schuhs auf dem Fuß des Käufers überlagert, wenn dieser mit einer Handykamera fotografiert wird.

Zusammen mit dem "Shop Now"-Button, der die Kunden zum Online-Shop führt, erreichte Gucci 18,9 Millionen Snapchat-Nutzer und meldete einen positiven Return on Ad Spend (ROAS), eine Marketing-Kennzahl, die den Umsatz aller für die Kampagne ausgegebenen Werbegelder misst.

Otero Menswear
Otero Menswear ist eine Marke, die sich auf Bekleidung für Männer unter 1,78 m (5'10") konzentriert. Otero hat seinen Online-Shop um die VFR-Software erweitert, um seinen Kunden perfekt passende Größen anbieten zu können. Zunächst werden den Kunden vier kurze Fragen zu ihrer Größe, Beinlänge, Taillenumfang und ihrem Körpertyp gestellt. Dann wird ein virtueller Avatar angeboten, der den Antworten entspricht. Anhand dieses Avatars können die Kunden dann sehen, wie die Otero-Kleidung in verschiedenen Größen an ihnen aussehen würde.

Walmart
Im Mai 2021 kündigte Walmart die Übernahme von Zeekit, einer Plattform für virtuelle Umkleiden, an, um den Kunden während der Pandemie ein verbessertes und soziales Einkaufserlebnis bieten zu können.

Wenn Kunden Bilder von sich selbst hochladen und ihre Körpermaße eingeben, erstellt Zeekit einen virtuellen Körper, den die Kunden dann entsprechend anziehen können. Kunden stellen einfach ihre Fotos ein oder wählen virtuelle Modelle auf der Plattform aus, die am besten zu ihrer Größe, ihrem Körper und ihrem Hautton passen. Sie können ihre virtuelle Kleidung sogar mit anderen teilen, um verschiedene Meinungen einzuholen. Durch die Übernahme von VFR bietet Walmart seinen Kunden ein umfassendes und soziales Erlebnis beim digitalen Einkaufen.

Laut einer Studie von Valuates Reports wird erwartet, dass der Umsatz des globalen Marktes für virtuelle Umkleiden bis 2025 auf 6,5 Millionen Dollar ansteigen wird. Durch die Einführung der VFR werden die Verbraucher in der Lage sein, die Bequemlichkeit einer modernen Einkaufsumgebung zu erleben. Gleichzeitig können Modehändler ihren Online-Umsatz steigern und die Rücksendequote senken, indem sie ihren Kunden mithilfe der VFR-Technologie ein personalisiertes Online-Einkaufserlebnis bieten.

Quelle:

Heekyeong Jo und B. Ellie Jin
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Mitgliedern des Wilson College of Textiles' Fashion Textile and Business Excellence Cooperative veröffentlicht

Nicolas Meletiou, Pixabay
01.03.2022

Textilien und die Umwelt: die Rolle des Designs in Europas Kreislaufwirtschaft

Aus der Sicht des europäischen Verbrauchs haben Textilien im Durchschnitt die viertgrößten negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel, nach Lebensmitteln, Wohnraum und Mobilität. Eine Umstellung auf ein zirkuläres Produktions- und Verbrauchssystem für Textilien mit längerer Nutzungsdauer und mehr Wiederverwendung und Recycling könnte diese Auswirkungen zusammen mit einer Reduzierung des Gesamtverbrauchs verringern. Eine wichtige Maßnahme ist ein kreislauffähiges Design (Circular Design) von Textilien, um die Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten zu verbessern und die Verwendung von Sekundärrohstoffen in neuen Produkten zu gewährleisten.

Aus der Sicht des europäischen Verbrauchs haben Textilien im Durchschnitt die viertgrößten negativen Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel, nach Lebensmitteln, Wohnraum und Mobilität. Eine Umstellung auf ein zirkuläres Produktions- und Verbrauchssystem für Textilien mit längerer Nutzungsdauer und mehr Wiederverwendung und Recycling könnte diese Auswirkungen zusammen mit einer Reduzierung des Gesamtverbrauchs verringern. Eine wichtige Maßnahme ist ein kreislauffähiges Design (Circular Design) von Textilien, um die Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten zu verbessern und die Verwendung von Sekundärrohstoffen in neuen Produkten zu gewährleisten.

Kernaussagen
Im Jahr 2019 erzielte der Textil- und Bekleidungssektor der EU einen Umsatz von 162 Mrd. EUR und beschäftigte über 1,5 Millionen Menschen in 160 000 Unternehmen. Wie in vielen anderen Branchen hat die COVID-19-Krise zwischen 2019 und 2020 zu einem Umsatzrückgang von 9 % für Textilien insgesamt und von 17 % für Bekleidung geführt.

  • Im Jahr 2020 hatte der Textilkonsum in Europa im Durchschnitt die vierthöchsten Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel aus einer globalen Lebenszyklusperspektive. Er war der Verbrauchsbereich mit den dritthöchsten Auswirkungen auf Wasser- und Landnutzung und den fünfthöchsten in Bezug auf den Rohstoffverbrauch und die Treibhausgasemissionen.
  • Um die Umweltauswirkungen von Textilien zu verringern, ist eine Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodellen, einschließlich kreislauffähigen Designs (Circular Design), entscheidend. Dazu sind technische, soziale und geschäftsmodellbezogene Innovationen erforderlich, aber auch Verhaltensänderungen und politische Unterstützung.
  • Kreislauffähiges Design (Circular Design) ist ein wichtiger Wegbereiter für den Übergang zu einer nachhaltigen Produktion und einem nachhaltigen Verbrauch von Textilien durch Kreislaufgeschäftsmodellen. Die Entwurfsphase spielt bei jedem der vier Wege zur Verwirklichung einer kreislauffähigen Textilbranche eine entscheidende Rolle: Langlebigkeit und Haltbarkeit, optimierte Ressourcennutzung, Sammlung und Wiederverwendung sowie Recycling und Materialnutzung.

Textilien werden im EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als eine der wichtigsten Wertschöpfungsketten bezeichnet und in der bevorstehenden EU-Strategie 2022 der Europäischen Kommission für nachhaltige und kreislauffähige Textilien und der EU-Initiative für nachhaltige Produkte behandelt. Dieses Briefing zielt darauf ab, das Verständnis der Umwelt- und Klimaauswirkungen von Textilien aus einer europäischen Perspektive zu verbessern und Gestaltungsprinzipien und Maßnahmen zur Erhöhung der Kreislauffähigkeit von Textilien zu identifizieren. Es stützt sich auf einen Bericht des „European Topic Centre on Circular Economy and Resource Use“ der EUA, der hier (auf Englisch) verfügbar ist.

1. Produktion, Handel und Verbrauch von Textilien
Textilien sind ein wichtiger Wirtschaftszweig in der EU. Im Jahr 2019 erwirtschaftete der Textil- und Bekleidungssektor der EU einen Umsatz von 162 Mrd. EUR und beschäftigte über 1,5 Millionen Menschen in 160.000 Unternehmen. Wie in vielen anderen Branchen ging der Umsatz zwischen 2019 und 2020 aufgrund der Gesundheits- und Wirtschaftskrise COVID-19 bei Textilien insgesamt um 9 % und bei Bekleidung um 17 % zurück (Euratex, 2021).

Verbrauch
Die europäischen Haushalte verbrauchen große Mengen an Textilwaren. Im Jahr 2019 gaben die Europäerinnen und Europäer wie schon 2018 im Durchschnitt 600 EUR für Bekleidung, 150 EUR für Schuhe und 70 EUR für Heimtextilien aus (Köhler et al., 2021; Eurostat, 2021b).

Die Reaktion auf die COVID-19-Pandemie, die mit Maßnahmen zum zu Hause bleiben und der Schließung von Unternehmen sowie Geschäften einherging, führte insgesamt zu einem Rückgang der Textilproduktion und der Nachfrage (Euratex, 2021). Infolgedessen ging der Pro-Kopf-Verbrauch von Bekleidung und Schuhen im Jahr 2020 gegenüber 2019 zurück, während der Verbrauch von Heimtextilien leicht anstieg. Der durchschnittliche Textilverbrauch pro Person belief sich im Jahr 2020 auf 6,0 kg Bekleidung, 6,1 kg Heimtextilien und 2,7 kg Schuhe (siehe Abbildung 1).

Abgesehen von diesem COVID-bedingten Rückgang des Verbrauchs im Jahr 2020 blieb der geschätzte Verbrauch von Bekleidung und Schuhen in den letzten zehn Jahren relativ konstant, mit leichten Schwankungen zwischen den Jahren (siehe Abbildung 2). Gleiches gilt für den Verbrauch von Heimtextilien, mit einem leichten Anstieg im Laufe des Jahrzehnts.

Bei der Berechnung des "geschätzten Verbrauchs" auf der Grundlage von Produktions- und Handelsdaten aus dem Jahr 2020, ausgenommen sind industrielle/technische Textilien und Teppiche, liegt der Gesamttextilverbrauch bei 15 kg pro Person und Jahr, die sich im Durchschnitt wie folgt zusammensetzen:

  • 6,0 kg Bekleidung
  • 6,1 kg Heimtextilien
  • 2,7 kg Schuhe.

2. Umwelt- und Klimaauswirkungen von Textilien
Die Produktion und der Konsum von Textilien haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel. Umweltauswirkungen in der Produktionsphase ergeben sich aus dem Anbau und der Produktion von Naturfasern wie Baumwolle, Hanf und Leinen (z. B. Nutzung von Land und Wasser, Düngemittel und Pestizide) und aus der Produktion von Kunstfasern wie Polyester und Elastan (z. B. Energieverbrauch, chemische Ausgangsstoffe) (ETC/WMGE, 2021b). Die Herstellung von Textilien erfordert große Mengen an Energie und Wasser und verwendet eine Vielzahl von Chemikalien in verschiedenen Produktionsprozessen. Vertrieb und Einzelhandel sind für Transportemissionen und Verpackungsabfälle verantwortlich.

Bei der Nutzung und Pflege - Waschen, Trocknen und Bügeln - werden Strom, Wasser und Waschmittel benötigt. Auch Chemikalien und Mikrofasern werden in das Abwasser abgegeben. Gleichzeitig tragen Textilien mit erheblichen Mengen zu Textilabfällen bei. Am Ende ihrer Lebensdauer landen Textilien oft im allgemeinen Abfall und werden verbrannt oder deponiert. Bei der getrennten Sammlung von Textilabfällen werden die Textilien je nach ihrer Qualität und Materialzusammensetzung sortiert und wiederverwendet, recycelt oder entsorgt. Im Jahr 2017 wurde geschätzt, dass weniger als 1 % aller Textilien weltweit zu neuen Produkten recycelt werden (Ellen MacArthur Foundation, 2017).

Um das Ausmaß der Auswirkungen des Textilverbrauchs auf den Rohstoffverbrauch, die Wasser- und Flächennutzung und die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu anderen Verbrauchskategorien zu veranschaulichen, hat die Europäische Umweltagentur ihre Berechnungen der Umwelt- und Klimaauswirkungen des Lebenszyklus in der EU aktualisiert. Verwendet wurden Input-Output-Modelle auf der Grundlage von Daten aus der Exiobase-Datenbank und von Eurostat. Im Einklang mit dem geringeren Textilverbrauchsniveau im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie sind die Umweltauswirkungen von 2019 auf 2020 zurückgegangen.

Verwendung von Rohstoffen
Für die Textilproduktion werden große Mengen an Rohstoffen eingesetzt. Für die Herstellung aller von den EU-Haushalten im Jahr 2020 gekauften Bekleidung, Schuhe und Heimtextilien wurden schätzungsweise 175 Millionen Tonnen Primärrohstoffe verwendet, was rund 391 kg pro Person entspricht. Etwa 40 % davon entfallen auf Kleidung, 30 % auf Heimtextilien und 30 % auf Schuhe. Damit sind Textilien die fünftgrößte Verbrauchskategorie in Europa in Bezug auf den Primärrohstoffverbrauch (siehe Abbildung 3).

Zu den Rohstoffen gehören alle Arten von Materialien, die bei der Herstellung von Natur- und Kunstfasern verwendet werden, wie fossile Brennstoffe, Chemikalien und Düngemittel. Dazu gehören auch alle Baumaterialien, Mineralien und Metalle, die für den Bau von Produktionsanlagen verwendet werden. Auch der Transport und der Handel mit den Textilwaren sind eingeschlossen. Nur 20 % dieser Primärrohstoffe werden in Europa hergestellt oder gewonnen, der Rest wird außerhalb Europas gewonnen.

Dies zeigt den globalen Charakter der textilen Wertschöpfungskette und die hohe Ab-hängigkeit des europäischen Verbrauchs von Importen. Dies bedeutet, dass 80 % der durch den europäischen Textilkonsum verursachten Umweltauswirkungen außerhalb Europas stattfinden. So finden beispielsweise der Baumwollanbau, die Faserproduktion und die Bekleidungsherstellung hauptsächlich in Asien statt (ETC/WMGE, 2019).

Wasserverbrauch
Für die Herstellung und Verarbeitung von Textilien werden große Mengen an Wasser benötigt. Bei der Wassernutzung wird zwischen "blauem" Wasser (Oberflächenwasser oder Grundwasser, das bei der Bewässerung, bei industriellen Prozessen oder im Haushalt verbraucht wird oder verdunstet) und "grünem" Wasser (im Boden gespeichertes Regenwasser, das in der Regel zum Anbau von Pflanzen verwendet wird) unterschieden (Hoekstra et al., 2012).
 
Für die Herstellung aller von den EU-Haushalten im Jahr 2020 gekauften Bekleidung, Schuhe und Heimtextilien wurden etwa 4.000 Millionen m³ blaues Wasser benötigt, das sind 9 m³ pro Person, womit der Wasserverbrauch für Textilien an dritter Stelle nach Lebensmitteln sowie Freizeit und Kultur steht (siehe Ab-bildung 4).

Zusätzlich wurden etwa 20.000 Millionen m³ grünes Wasser verwendet, hauptsächlich für die Baumwollproduktion, was 44 m³ pro Person entspricht. Blaues Wasser wird zu etwa gleichem Anteil für die Herstellung von Kleidung (40 %), Schuhen (30 %) sowie Heim- und anderen Textilien (30 %) verwendet. Grünes Wasser wird hauptsächlich für die Herstellung von Kleidung (fast 50 %) und Heimtextilien (30 %) ver-braucht, wobei die Baumwollproduktion den größten Anteil hat.

Der Wasserverbrauch für in Europa verbrauchte Textilien findet größtenteils außerhalb Europas statt. Es wird geschätzt, dass für die Herstellung von 1 kg Baumwolle etwa 10 m³ Wasser benötigt werden, in der Regel außerhalb Europas (Chapagain et al., 2006).

Landnutzung
Die Herstellung von Textilien, insbesondere von Naturtextilien, erfordert große Mengen an Land. Der Flächenverbrauch in der Lieferkette für Textilien, die von europäischen Haushalten im Jahr 2020 gekauft werden, wird auf 180.000 km² geschätzt, das sind 400 m² pro Person. Nur 8 % der verbrauchten Flächen befinden sich in Europa. Über 90 % der Auswirkungen auf die Flächennutzung finden außerhalb Europas statt, hauptsächlich im Zusammenhang mit der (Baumwoll-)Faserproduktion in China und Indien (ETC/WMGE, 2019). Fasern auf Tierbasis, wie Wolle, haben ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Landnutzung (Lehmann et al., 2018). Damit ist der Textilsektor der Sektor mit den dritthöchsten Auswirkungen auf die Flächennutzung, nach Nahrungsmitteln und Wohnraum (siehe Abbildung 5). Davon fallen 43 % auf Kleidung, 35 % auf Schuhe (einschließlich Lederschuhen, die aufgrund des Bedarfs an Viehweiden eine hohe Auswirkung auf die Landnutzung haben) und 23 % auf Heim- und andere Textilien.

Treibhausgasemissionen
Die Herstellung und der Verbrauch von Textilien verursachen Treibhausgasemissionen, insbesondere durch die Gewinnung von Ressourcen, die Produktion, das Waschen und Trocknen sowie die Abfallverbrennung. Im Jahr 2020 verursachte die Herstellung von Textilwaren, die in der EU konsumiert wurden, Treibhausgasemissionen von insgesamt 121 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent (CO2e), was 270 kg CO2e pro Person entspricht. Damit sind Textilien der Verbrauchsbereich der Haushalte, der für die fünftgrößten Auswirkungen auf den Klimawandel verantwortlich ist, nach Wohnen, Ernährung, Verkehr und Mobilität sowie Freizeit und Kultur (siehe Abbildung 6). Davon entfallen 50 % auf Kleidung, 30 % auf Haushalts- und andere Textilien und 20 % auf Schuhe. Die Treibhausgasemissionen wirken sich zwar weltweit aus, aber fast 75 % werden außerhalb Europas freigesetzt, vor allem in den wichtigen textilproduzierenden Regionen in Asien (ETC/WMGE, 2019).

Etwa 80 % der gesamten Klimaauswirkungen von Textilien entstehen in der Produktionsphase. Weitere 3 % entstehen im Vertrieb und Einzelhandel, 14 % in der Nutzungsphase (Waschen, Trocknen und Bügeln) und 3 % am Ende des Lebenszyklus (Sammlung, Sortierung, Recycling, Verbrennung und Entsorgung) (ECOS, 2021; Östlund et al., 2020).

Textilien aus Naturfasern, wie z. B. Baumwolle, haben im Allgemeinen die geringsten Klimaauswirkungen. Textilien aus synthetischen Fasern (insbesondere Nylon und Acryl) haben im Allgemeinen eine höhere Klimabelastung, da sie aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden und bei der Produktion Energie verbraucht wird (ETC/WMGE, 2021b; Beton et al., 2014).

3. Design als Wegbereiter für zirkuläre Geschäftsmodelle für Textilien
Um die Auswirkungen von Textilien auf die Umwelt und den Klimawandel zu verringern, ist die Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle von entscheidender Bedeutung, um Rohstoffe, Energie, Wasser und Landnutzung, Emissionen und Abfall einzusparen (ETC/WMGE, 2019). Die Umsetzung und Skalierung von Kreislaufwirtschaftsmodellen erfordert technische, soziale und geschäftsmodellbezogene Innovationen sowie die Förderung von Politik, Konsum und Bildung (EUA, 2021).

Kreislauffähiges Design ist ein wichtiger Bestandteil von zirkulären Geschäftsmodellen für Textilien. Es kann eine höhere Qualität, eine längere Lebensdauer, eine bessere Nutzung von Materialien und bessere Optionen für Wiederverwendung und Recycling gewährleisten. Während es wichtig ist, das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien zu ermöglichen, sollten lebensverlängernde Strategien, wie z. B. Design für Langlebigkeit, einfache Wiederverwendung, Reparatur und Wiederaufbereitung, Vorrang haben. Die Vermeidung der Verwendung gefährlicher Chemikalien und die Begrenzung der Schadstoffemissionen und der Freisetzung von Mikroplastik in allen Phasen des Lebenszyklus sollten in die Produktgestaltung einbezogen werden.

Das Design für Kreislaufwirtschaft ist die jüngste Entwicklung im Design für Nachhaltigkeit. Die Ausweitung eines technischen und produktorientierten Fokus auf Veränderungen auf Systemebene (unter Berück-sichtigung von Produktions- und Verbrauchssystemen) zeigt, dass diese jüngste Entwicklung viel mehr Disziplinen erfordert als das traditionelle technische Design. Das Produktdesign als Bestandteil eines kreislauforientierten Geschäftsmodells hängt vom Verbraucherverhalten und den Richtlinien ab, um sein Potenzial auszuschöpfen und seine Umsetzung zu ermöglichen. Abbildung 7 zeigt die Zusammenhänge zwischen dem Kreislaufwirtschaftsmodell, dem Produktdesign, dem Verbraucherverhalten und den Richtlinien. Sie alle sind notwendig, um den Zyklus zu verlangsamen und zu schließen, damit er kreislauffähig wird.

Quelle:

Europäische Umweltagentur
Übersetzung durch Textination

Foto: pixabay
13.04.2021

KPMG-Studie in Kooperation mit EHI: Fashion 2030

Der Modehandel kann seit Jahren ein zwar überschaubares, aber stetiges Umsatzwachstum aufweisen. Allerdings wird dabei der Umsatzanteil des Onlinehandels deutlich stärker und folgerichtig der des stationären Handels immer schwächer. Bereits in 10 Jahren wird der Mode-Onlinehandel einen ebenso hohen Marktanteil aufweisen wie Modegeschäfte vor Ort, so eines der Ergebnisse der Studie „Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist“ von KPMG in Kooperation mit dem EHI. „Für den Handel bedeutet der Umsatzrückgang im stationären Bereich, dass er seine stationären Flächen reduzieren muss“, so Marco Atzberger, Geschäftsleitung EHI. Ein Dilemma, denn der Großteil der Kundschaft bevorzugt trotz aller Online-Alternativen das Modegeschäft vor Ort für seinen Einkauf.

Der Modehandel kann seit Jahren ein zwar überschaubares, aber stetiges Umsatzwachstum aufweisen. Allerdings wird dabei der Umsatzanteil des Onlinehandels deutlich stärker und folgerichtig der des stationären Handels immer schwächer. Bereits in 10 Jahren wird der Mode-Onlinehandel einen ebenso hohen Marktanteil aufweisen wie Modegeschäfte vor Ort, so eines der Ergebnisse der Studie „Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist“ von KPMG in Kooperation mit dem EHI. „Für den Handel bedeutet der Umsatzrückgang im stationären Bereich, dass er seine stationären Flächen reduzieren muss“, so Marco Atzberger, Geschäftsleitung EHI. Ein Dilemma, denn der Großteil der Kundschaft bevorzugt trotz aller Online-Alternativen das Modegeschäft vor Ort für seinen Einkauf.

Textilien, Medien und Elektroartikel sind die bisher am meisten online gekauften Kategorien. Auch für die Zukunft schätzen Konsumenten Onlineshopping in diesen Kategorien als besonders attraktiv ein, wobei auch ein Onlinekauf von Möbeln, Drogerie- und Baumarktartikeln auf deutliches Interesse trifft.

Mit 16,5 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet der Onlinemodehandel in 2020 bereits 25 Prozent des gesamten Modeumsatzes von rund 66 Mrd. Euro. Diesen Anteil wird er in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, erwarten die Experten von KPMG und EHI. Die prognostizierten 79,2 Mrd. Euro Jahresumsatz in 2030 sollen zu gleichen Teilen auf Online und stationäre Geschäfte entfallen. Um sich hier richtig zu positionieren, stehen dem Textilhandel neben Flächenreduktionen auch strategische Veränderungen in puncto Nachhaltigkeit und Digitalisierung bevor. Konzepte wie Kreislaufwirtschaft (Recycling) oder auch Re-Commerce (Secondhand) gehören ebenso zu den Ansprüchen der Kundschaft wie ein nahtloses (Kanal-unabhängiges) Einkaufserlebnis oder eine gezielte Kundenansprache.

Online-Informationsquellen werden für Kunden immer wichtiger. Das Umsehen im Geschäft bleibt aber bis auf Weiteres die zentrale Informationsquelle beim Einkauf. Eine Ausnahme ist jedoch bei Elektroartikeln zu beobachten – die unabhängige Meinung von Testberichten stellt hier die wichtigste Informationsbasis dar.

Flächenreduktion
Da der Marktanteil des Online-Modehandels stärker steigt als der des gesamten Modemarktes, wird es zu einem Schereneffekt für den stationären Bekleidungseinzelhandel kommen – sofern sich nicht entscheidende Parameter wie Ladenmieten ändern. Den Fixkostenanteil im stationären Bereich dauerhaft zu senken, kann zu einer Harmonisierung beider Vertriebskanäle führen und massive Kannibalisierungseffekte verhindern, so die Studienautoren. Die Verkleinerung der Handelsflächen wird Kaufhäuser und mehrgeschossige Formate am stärksten treffen. Die Interviews mit Handelsexperten zeigen, dass der Handel bis zum Jahr 2030 eine Flächenreduktion von etwa 50 Prozent erwartet und antizipiert in der Spitze Schrumpfungen von bis zu 70 Prozent. Die aktuelle Krise bietet dem Modehandel aber auch ein größeres Angebot an attraktiven Mietflächen und damit die Chance, sich durch eine strategische Bereinigung der eigenen Filialnetze, eine Flächenanpassung und eine zielgruppengenaue Ausdifferenzierung der Konzepte – in Verbindung mit smarten digitalen Lösungen – zukunftsfähig aufzustellen.

Multi-Channel-Ansätze nehmen weiter zu. Der stationäre Einzelhandel wird auf der einen Seite verstärkt ins Onlinegeschäft einsteigen, auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass die Eröffnung eigener lokaler Geschäfte durch bisher reine Onlinehändler zunimmt.

Einkaufserlebnis
Für ein gelungenes Shoppingerlebnis müssen die Innenstädte vital und attraktiv sein und sollten Entertainment bieten. All das verlangt eine Kooperation aller beteiligten Akteure vor Ort und die Zusammenarbeit mit einer konzeptionell ausgerichteten Stadtentwicklung. Um die individuelle Kundentreue zu erhöhen und echtes Vertrauen aufzubauen, muss der Modehandel stärker in Emotionalität investieren und IT-Lösungen nutzen. Ob im Laden oder im Netz, die Kundschaft wünscht ein zielgruppengerechtes und nahtloses Einkaufserlebnis, was für Handelsunternehmen bedeutet, die Systeme geschickt miteinander zu verknüpfen. Auch die Verfügbarkeit und das Auffinden von Kleidungsstücken in der eigenen Größe spielen eine erhebliche Rolle im stationären Modehandel. So geben jeweils 42 Prozent der Kundschaft an, dass sie öfter stationär einkaufen würden, wenn dies gesichert wäre.

Schon heute kann in bestimmten Regionen und Aufgabenbereichen ein handfester Mangel an qualifiziertem Personal beobachtet werden. Dies dürfte sich in Zukunft weiter verschärfen. Eigene Qualifizierungsmaßnahmen des Handels werden zunehmen, eine Imageverbesserung der Branche ist erforderlich.

Bei aller technologischer Unterstützung: Der Mensch bleibt wichtigster Faktor im Handel, hierüber sind sich 88 Prozent einig. Für 60 Prozent der Konsumenten werden Begegnungen mit Menschen in einem Ladengeschäft zunehmend wichtig.

Nachhaltigkeit
Für fast die Hälfte der befragten Konsumenten (46 Prozent) ist Nachhaltigkeit heute schon ein lohnendes Konzept. Dazu zählen auch Re-Commerce und Second Hand. 34 Prozent der Kundschaft kaufen bereits gebrauchte Kleidung, weitere 28 Prozent können es sich vorstellen. Anlassbezogen kann sich ein Großteil zudem vorstellen, Kleidung zu leihen. Der Trend Secondhand-Kleidung hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent auf sich zu vereinen und damit zu einem signifikanten Marktsegment im Fashionhandel aufzusteigen. Wesentliche Treiber sind neben der Nachhaltigkeitsdebatte die Digitalisierung vom „Secondhand-Geschäft um die Ecke“ sowie die großen Onlinemodeplattformen, die diesen Markt für sich entdecken und damit die Modelle temporärer Nutzung immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten bringen.

Gesetze und Verordnungen sowie zunehmender Druck durch Stakeholder haben zur wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit beigetragen. Der Konsumgütersektor misst jedoch dem Aspekt, einen Reputationsgewinn durch eine Nachhaltigkeitsstrategie erzielen zu können, stärkere Bedeutung bei als andere Branchen.

Beim Thema Kreislaufwirtschaft bzw. Recycling von Rohstoffen aus gebrauchter Kleidung engagieren sich viele Unternehmen bereits in nicht gewinnorientierten Initiativen und Forschungsprojekten, um /die entsprechenden Technologien zu entwickeln. Im Jahr 2030 werden vermutlich auch aufgrund gesetzlicher Initiativen viele Bekleidungsartikel aus recycelten textilen Rohstoffen beziehungsweise Fasern hergestellt werden, was die Lieferketten substanziell verkürzen würde. „Automatisierte Faserrückgewinnung, steigende Lohnstückkosten in Fernost und weniger Verbrauchstextilien, das ist der Ausgangsstoff für eine perspektivische Wiederbelebung der Textilproduktion in europanahen Ländern wie auch in Europa selbst“, so Stephan Fetsch, Head of Retail EMA bei KPMG. Zwar spielt Kreislaufwirtschaft wegen der gegenwärtigen geringen Verfügbarkeit noch keine große Rolle, zeigt aber großes Potential: So haben 28 Prozent bereits recycelte Textilien erworben, über 50 Prozent stehen dem positiv gegenüber.

In der Verantwortung für Nachhaltigkeit sieht die Kundschaft den Handel und die Hersteller. Diese wiederum würden sich wünschen, dass Konsumenten durch Verhaltenswechsel den Aufschwung von Re-Commerce einleiten. Neuen Compliance-Richtlinien wird für die Entwicklung des Re-Commerce-Markts eine beschleunigende Wirkung zukommen.

Quelle:

(Studien; KPMG/EHI bzw. KPMG):
- Fashion 2030: Sehen, was morgen Mode ist
- CONSUMER MARKETS: Trends im Handel 2020

Grafik: Pixabay
12.01.2021

Ostdeutsche Textil- und Bekleidungsbranche verzeichnet 2020 deutliches Umsatzminus

  • vti fordert Beschaffer von Gesundheitstextilien zu verstärkter Order bei heimischen Herstellern auf
  • Ostdeutsche Textil- und Bekleidungsbranche begegnet Corona-Krise mit neuen Ideen und Produkten
  • Bekleidungssektor stärker betroffen als Textilsparte

Der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) fordert Entscheider in Politik und Behörden sowie in Klinik und Pflege auf, künftig weit mehr Gesundheitsschutz-Textilien bei heimischen Herstellern zu ordern als bisher. „Das wäre ein folgerichtiger Schritt zu zukunftsorientiertem, nachhaltigem Wirtschaften – und dies zudem in einer außergewöhnlich harten Krisensituation. Wir vermitteln gern entsprechende Kontakte zu unseren Firmen“, betonte Dr.-Ing. Jenz Otto, Hauptgeschäftsführer des in Chemnitz ansässigen Branchenverbandes, während einer Online-Pressekonferenz am 8.

  • vti fordert Beschaffer von Gesundheitstextilien zu verstärkter Order bei heimischen Herstellern auf
  • Ostdeutsche Textil- und Bekleidungsbranche begegnet Corona-Krise mit neuen Ideen und Produkten
  • Bekleidungssektor stärker betroffen als Textilsparte

Der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) fordert Entscheider in Politik und Behörden sowie in Klinik und Pflege auf, künftig weit mehr Gesundheitsschutz-Textilien bei heimischen Herstellern zu ordern als bisher. „Das wäre ein folgerichtiger Schritt zu zukunftsorientiertem, nachhaltigem Wirtschaften – und dies zudem in einer außergewöhnlich harten Krisensituation. Wir vermitteln gern entsprechende Kontakte zu unseren Firmen“, betonte Dr.-Ing. Jenz Otto, Hauptgeschäftsführer des in Chemnitz ansässigen Branchenverbandes, während einer Online-Pressekonferenz am 8. Januar 2021.  „Wir verstehen die Kaufzurückhaltung bei Gesundheitstextilien nicht, obwohl der Bedarf riesig ist. Ebenso unverständlich ist, weshalb noch immer keine nennenswerten Aufträge aus Behörden eingehen. Die Bundesregierung hatte bereits mit ihrem Konjunkturpaket im Frühjahr angekündigt, 1 Milliarde Euro für eine nationale Epidemie-Reserve für persönliche Schutzausrüstungen zur Verfügung zu stellen. Auch die Länder sollten diesbezüglich aktiv werden und sich bevorraten. Wir erwarten dringend die seit langem angekündigten Ausschreibungen für die Ausstattung der Pandemie-Reservelager. Wichtig ist, dass nicht allein der Einkaufspreis zum Maß der Dinge erhoben wird. Entscheidend für die Sicherheit der Bevölkerung sind vielmehr Kriterien wie normgerechte Qualität, nachvollziehbare Lieferketten, die Möglichkeit bedarfsgerechter Nachorder und die Mehrfachnutzung von Textilien.“

Als zu Jahresbeginn 2020 weltweit Lieferketten zusammenbrachen, hatten sich sowohl Behörden als auch viele Pflege- und Gesundheitseinrichtungen mit der Bitte um Hilfe an Textilfirmen gewandt. Viele Hersteller brachten kurzfristig sowohl Alltagsmasken als auch im Gesundheitswesen verwendbare Schutztextilien auf den Markt. „Dazu gehören hoch wirksame bakterien- und virenabweisende Mehrweg-Erzeugnisse, die ein effektives Textilmanagement im Gesundheitswesen ermöglichen und zugleich dem Anwachsen der dortigen Einweg-Müllberge vorbeugen“, erläuterte vti-Vorstandsvorsitzender Thomas Lindner, Geschäftsführer der Strumpfwerk Lindner GmbH, Hohenstein-Ernstthal: „Als später die Billigimporte aus Asien wieder einsetzten, ließ das Interesse jedoch deutlich nach. Dennoch haben zahlreiche Unternehmen weiter in neue Technik investiert und ihre Produktion entsprechend ausgerichtet. Beispielsweise sind an mehreren Standorten vollkommen neue Linien für die Produktion von sterilem Mund-Nasen-Schutz entstanden. Nicht zu vergessen: Die sehr teuren Prüfprozeduren für Medizin- und Gesundheitstextilien stellen für uns Mittelständler eine große Herausforderung dar; außerdem gibt es in Deutschland nach wie vor zu wenige akkreditierte Test- und Zertifizierungsstellen.“ Dass sich die Unternehmen in diesem rasanten Tempo auf die neuen Anforderungen einstellen konnten, sei vor allem möglich gewesen, da rund 30 heimische Firmen und Forschungsinstitute bereits seit mehreren Jahren in dem vom vti gesteuerten und vom Freistaat Sachsen unterstützten Gesundheitstextilien-Netzwerk „health.textil“ zusammenwirken. Dieser Verbund kooperiere eng mit Praxispartnern wie dem Universitätsklinikum Dresden und den Elblandkliniken Meißen. Mittlerweile habe er seine vielfältigen Aktivitäten auf Industrie-, Forschungs- und Anwendungspartner im benachbarten Tschechien ausgedehnt. www.healthtextil.de

CO2-Besteuerung bringt mittelständischen Firmen Wettbewerbsnachteile
Zum permanent aktuellen Thema Energiewende in Deutschland verwies vti-Hauptgeschäftsführer Dr.-Ing. Jenz Otto darauf, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für mittelständische Produzenten mit Einführung der CO2-Besteuerung inmitten der gegenwärtigen Krise weiter massiv verschlechtern: „Die dafür aufzuwendenden finanziellen Mittel fehlen dann für Investitionen in innovative Produkte und umweltfreundliche Herstellungsverfahren. Außerdem erleiden unsere Firmen erhebliche Wettbewerbsnachteile gegenüber ihrer ausländischen Konkurrenz.“ Björn-Olaf Dröge, Geschäftsführer des rund 100 Mitarbeiter zählenden Textilveredlungsunternehmens pro4tex GmbH, Niederfrohna, berichtete, dass sich die von seiner Firma zu entrichtende Abgabe für Erneuerbare Energien auf jährlich rund eine Viertelmillion EUR summiert: „Nun kommt die CO2-Abgabe für unseren Erdgasverbrauch noch obendrauf. Für 2021 rechnen wir mit nahezu 70.000 Euro Mehrbelastung.“

vti zur aktuellen Situation in der ostdeutschen Branche
Die ostdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie verzeichnete bereits 2019 einen deutlich rückläufigen Umsatz. Dieser Trend setzte sich 2020 fort und wurde durch die beginnende Corona-Krise verstärkt. Der vti geht auf Basis vorläufiger Schätzungen davon aus, dass der Gesamtumsatz der Branche per Jahresende 2020 um über 11 Prozent unter dem des Vorjahres liegt, wobei der Bekleidungssektor mit einem Rückgang um 35 Prozent weit stärker betroffen ist als die Textilsparte. In ähnlicher Größenordnung schrumpften die für die Branche außerordentlich wichtigen Exporte. Der Beschäftigungsabbau fiel bislang relativ moderat aus, da viele Firmen die Kurzarbeiterregelungen nutzen und versuchen, ihre Stammbelegschaften zu erhalten. Lichtblicke für 2021 sieht der vti bei den Technischen Textilien, die in den vergangenen Wochen - insbesondere aus der Fahrzeugindustrie - wieder stärker nachgefragt wurden.

Von den rund 16.000 Beschäftigten sind 12.000 in Sachsen und 2.500 in Thüringen tätig. Damit gehört diese Region neben NRW, Baden-Württemberg und Bayern zu den vier großen deutschen Textilstandorten. Sie verfügt über moderne Spinnereien, Webereien, Strickereien, Wirkereien, Vliesstoffhersteller, Stickereien, Veredelungsbetriebe und Konfektionäre sowie über leistungsfähige Forschungs- und Bildungseinrichtungen.  

Weit mehr als die Hälfte des Umsatzes der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsbranche entfiel bislang auf die Technischen Textilien, gefolgt von den Heimtextilien mit rund 30 Prozent und dem Bekleidungssektor mit zirka 10 Prozent.  Der vti wirkt als Interessenvertreter auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, als Tarif- und Sozialpartner sowie als Dienstleister für seine rund 160 Mitgliedsunternehmen.

Die Polen kleiden sich neu ein © Hardy5 / pixelio.de
22.11.2016

DIE POLEN KLEIDEN SICH NEU EIN

  • Deutsche Mode gefragt
  • Schuhkette CCC expandiert

Warschau (GTAI) - Die Nachfrage nach Textilien, Bekleidung und Schuhen entwickelt sich in Polen 2016 besonders dynamisch. Diese Artikel sind auch beliebte Weihnachtsgeschenke. Trotz der starken Konkurrenz bleibt Deutschland der drittgrößte ausländische Lieferant von Bekleidung und verzeichnet weitere Zuwächse. Der deutsche Onlinehändler Zalando errichtet sein erstes riesiges Logistikzentrum in Polen. Der Discounter KiK eröffnet weitere Filialen. Die inländische Schuhkette CCC expandiert.

  • Deutsche Mode gefragt
  • Schuhkette CCC expandiert

Warschau (GTAI) - Die Nachfrage nach Textilien, Bekleidung und Schuhen entwickelt sich in Polen 2016 besonders dynamisch. Diese Artikel sind auch beliebte Weihnachtsgeschenke. Trotz der starken Konkurrenz bleibt Deutschland der drittgrößte ausländische Lieferant von Bekleidung und verzeichnet weitere Zuwächse. Der deutsche Onlinehändler Zalando errichtet sein erstes riesiges Logistikzentrum in Polen. Der Discounter KiK eröffnet weitere Filialen. Die inländische Schuhkette CCC expandiert.

Die Einzelhandelsumsätze mit Textilien, Bekleidung und Schuhen steigen in Polen von allen Produktgruppen am schnellsten. In den ersten drei Quartalen 2016 erreichte der reale Zuwachs laut dem Hauptamt für Statistik GUS 15,8% gegenüber Januar bis September 2015. Die Einzelhandelsumsätze insgesamt erhöhten sich gleichzeitig real um 5,3%. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft dürfte der Nachfrage nach Modeartikeln weiteren Auftrieb geben. Das im laufenden Jahr eingeführte Kindergeld heizt die Kauflust der Polen zusätzlich an.

Wert der Verkäufe von Bekleidung und Schuhen (in Mrd. Zl)
2012 2013 2014 2015 1) 2016 2) 2017 2)
28,7 28,9 31,8 33,4 35,3 37,1

1) Schätzung, 2) Prognose
Quelle: Marktforschungsfirma PMR

In erster Linie wächst der Bedarf an gängigen Artikeln des unteren, mittleren und gehobenen Segments. Bekleidungsanbieter der Luxuskategorie profitieren dagegen nicht von der steigenden Nachfrage. Laut der Consultingfirma KPMG (http://www.kpmg.pl) gaben die Polen 2015 rund 14,3 Mrd. Zloty (Zl; rund 3,4 Mrd. Euro, 1 Euro = 4,1841; Durchschnittskurs 2015) für Luxusgüter aus, darunter 2,065 Mrd. Zl für Bekleidung und Accessoires. Diese bilden aber eine wichtige Produktgruppe und belegen hinter Pkw (6,974 Mrd. Zl) den zweiten Platz.

Dass das Nachfragepotenzial im Edelsegment begrenzt ist, bekam auch das größte inländische Bekleidungsunternehmen LPP zu spüren. Dieses ist bekannt für seine Marken für Jedermann, vor allem "Reserved", mit der es fast die Hälfte (47%) seiner Einnahmen erwirtschaftet. Anfang 2016 brachte LPP seine Premiummarke "Tallinder" auf den Markt. Nachdem jedoch die Verkäufe deutlich     
unter den Erwartungen geblieben waren, gab LPP im September 2016 die schrittweise Aufgabe dieses Vorhabens bekannt.

Tallinder sollte den etablierten Herrenausstattern und Anbietern anderer hochwertiger Bekleidung Vistula, Bytom und Prochnik Konkurrenz machen. Der Marktführer bei Herrenbekleidung Vistula, zu dem auch die Juwelierkette "W.Kruk" und die Marke für Damenbekleidung "Deni Cler" gehört, erwartet 2016 (2015) eine Steigerung seiner Einnahmen auf 590 (518) Mio. Zl und seines Nettogewinns auf 37,0 (28,3) Mio. Zl. Bytom folgt mit großem Abstand mit prognostizierten Einnahmen von 154 (131) Mio. Zl und einem Nettogewinn von 14,1 (12,4) Mio. Zl.
 
CCC strebt ins Ausland

Aufgrund der steigenden Nachfrage erhöht sich auch die Anzahl der Fachgeschäfte für Bekleidung, die laut GUS bis Ende 2015 auf rund 37.100 wuchs (2014: 35.900). Etwas rückläufig war gleichzeitig jedoch die Anzahl der Verkaufsläden für Schuhe und Lederwaren, die sich 2015 auf 8.200 (8.300) belief. Ein Grund dafür ist die Verbreitung einschlägiger Handelsketten, wie der Schuhkette CCC (http://ccc.eu), die zur Konsolidierung beträgt, und der zunehmende Onlinehandel.

CCC eröffnet 2016 allein im Inland rund 40 neue Filialen und vergrößert ihre Verkaufsfläche im In- und Ausland jährlich um etwa 20 bis 30%. Im Jahr 2016 soll diese um 105.000 qm und 2017 um 120.000 qm (netto) steigen. Die Handelskette sucht zusätzliche Franchising-Nehmer in weiteren europäischen Ländern und neuerdings auch in Asien und den USA. In der Russischen Föderation will CCC große Salons mit etwa 1.000 qm eröffnen. Auch in der Ukraine, Belarus, Kasachstan sowie in zentraleuropäischen Nachbarländern soll ihre Präsenz ausgebaut werden, wie der Gründer der Kette, Dariusz Milek, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte.

Die in Deutschland und Österreich vorhandenen Filialnetze sollten künftig nicht nennenswert vergrößert werden; in Österreich gebe es bereits fast alle der insgesamt 70 angestrebten CCC-Geschäfte. Aufgrund des ausbleibenden Gewinns in den beiden Ländern solle deren Anteil an den Gesamteinnahmen der Gruppe, die 2016 rund 3,2 Mrd. Zl erreichen dürften, 10% nicht übersteigen. CCC setzt auch auf den E-Handel. Nachdem die Handelskette bereits das Onlinegeschäft für Schuhe eobuwie.pl erworben hatte, will sie im Frühjahr 2017 mit einem eigenen E-Shop starten.
Außenhandel nimmt zu

Die polnischen Importe von Bekleidung übersteigen die Exporte. Die beiden Hauptanbieter von Textilien, VR China und Bangladesch, konnten 2015 ihre Lieferungen nach Polen weiter erhöhen. Deutschland auf Platz drei verzeichnete ebenfalls Zuwächse. Die Slowakei vervielfachte ihre Exporte. Unter den Abnehmerländern spielte Deutschland die mit Abstand wichtigste Rolle mit einer weiter deutlich steigenden Nachfrage. Auf den weiteren Rängen folgten die Niederlande, Tschechien, Österreich, Schweden und andere meist europäische Länder.

Polnischer Außenhandel mit Bekleidung aus gewebten Stoffen (in Mio. Zl)
Zolltarifpositionen 6201 bis 6209 2013 2014 2015
Import, darunter von: 5.392,4 6.910,0 8.589,6
.VR China 2.115,3 2.532,3 2.915,8
.Bangladesch 758,4 1.019,2 1.243,5
.Deutschland 522,1 607,7 745,4
.Türkei 290,6 404,3 570,9
.Slowakei 25,0 82,6 396,9
.Indien 258,8 329,9 366,7
Export, darunter nach: 5.895,4 6.830,1 7.894,9
.Deutschland 2.997,3 3.677,7 4.388,0

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

Deutschland trumpft in Polen nicht nur mit hochwertiger Bekleidung und bekannten Marken auf. Die in Europa führende Kette von Discountmärkten KiK verbreitet sich im Nachbarland weiter. Bis Ende 2017 soll die Anzahl der Filialen auf 200 steigen. Ihre erste polnische Filiale hatte KiK im März 2012 eröffnet.    

Der E-Handel dürfte den deutschen Lieferungen von Bekleidung weiteren Auftrieb geben. Der große Onlinehändler Zalando lässt sein erstes Logistikzentrum in Polen in Gryfino auf dem Gebiet der Sonderwirtschaftszone Kostrzyn-Slubice (Küstrin-Frankfurt/O.) für 150 Mio. Euro errichten. Laut dem Bauträger Goodman wird es die größte Logistikfläche, die eine einzelne Firma in Polen belegt. Es ist gleichzeitig eines der umfangreichsten derzeit durchgeführten BTS-Projekte (built-to-suit) des Landes, bei dem ein Objekt nach den Erfordernissen des künftigen Nutzers gebaut wird. Seine Inbetriebnahme ist für die zweite Jahreshälfte 2017 vorgesehen. Zalando will von dort aus Polen, die nordischen Länder und einen Teil Deutschlands beliefern.

Polnischer Außenhandel mit Bekleidung aus Gewirken und Gestricken (in Mio. Zl)
Zolltarifposition 6101 bis 6114 2013 2014 2015
Import, darunter von 5.191,6 6.748,2 8.404,7
.VR China 1.574,1 1.970,7 2.378,5
.Bangladesch 903,2 1.258,8 1.583,4
.Deutschland 538,1 723,8 927,5
.Türkei 512,9 628,7 796,5
.Kambodscha 235,4 464,3 586,7
Export, darunter nach 4.521,4 5.108,9 6.299,0
Deutschland 1.888,0 2.343,8 2.996,3

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

 

Weitere Informationen:
Polen Statistik Bekleidung Polen
Quelle:

Beatrice Repetzki, Germany Trade & Invest www.gtai.de