Textile Leadership

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Foto: Kelheim Fibres / Stefan Kiefer
09.06.2022

Kelheim Fibres - individuelle Lösungen für einen gesunden Lebensstil

Nach langer pandemiebedingter Durststrecke kehren die Messen Techtextil und Texprocess, zu denen im Juni 2022 mehr als 1.300 Aussteller aus 51 Ländern erwartet werden, mit zukunftsorientierten Formaten nach Frankfurt zurück.

Textination sprach mit Unternehmen über ihre Erwartungen, die sie mit dem Messeauftritt verknüpfen, über das Produktportfolio und Innovationen, die sie in wenigen Tagen in Frankfurt präsentieren werden.

Den Auftakt macht Dr. Marina Crnoja-Cosic. Die promovierte Chemikerin mit langjähriger Erfahrung in der Faser- und Applikationsentwicklung leitet seit Juli 2020 die Abteilung New Business Development des Viskosespezialfaserherstellers Kelheim Fibres und verstärkt gleichzeitig dessen Management-Team.
 

Nach langer pandemiebedingter Durststrecke kehren die Messen Techtextil und Texprocess, zu denen im Juni 2022 mehr als 1.300 Aussteller aus 51 Ländern erwartet werden, mit zukunftsorientierten Formaten nach Frankfurt zurück.

Textination sprach mit Unternehmen über ihre Erwartungen, die sie mit dem Messeauftritt verknüpfen, über das Produktportfolio und Innovationen, die sie in wenigen Tagen in Frankfurt präsentieren werden.

Den Auftakt macht Dr. Marina Crnoja-Cosic. Die promovierte Chemikerin mit langjähriger Erfahrung in der Faser- und Applikationsentwicklung leitet seit Juli 2020 die Abteilung New Business Development des Viskosespezialfaserherstellers Kelheim Fibres und verstärkt gleichzeitig dessen Management-Team.
 

Frau Dr. Marina Crnoja-Cosic, was macht Ihr Unternehmen besonders und anders – im Vergleich zu Mitbewerbern?
Kelheim Fibres ist der am längsten produzierende Viskosefaserhersteller der Welt. Dass wir uns als Mittelständler im Wettbewerb mit weitaus größeren Unternehmen erfolgreich behaupten können, liegt an unserem starken Fokus auf Spezialisierung. Wir setzen nicht auf die Produktion großer Mengen von Standardfasern, sondern nutzen unsere 85-jährige Erfahrung und unsere technologische Expertise, um Spezialfasern zu kreieren, die ganz bestimmte – teilweise auf Kundenwunsch maßgeschneiderte – Funktionalitäten mitbringen. Damit sind wir in einigen Bereichen Technologieführer, wie etwa im Short Cut-Bereich, oder Marktführer, wie bei den Tamponfasern.
 
Um mit Spezialfasern erfolgreich zu sein und auch künftig zu bleiben, ist Innovation ein zentrales Thema für uns. Dabei setzen wir auf den Open-Innovation-Ansatz und suchen den engen Austausch mit allen Partnern entlang der Wertschöpfungskette, aber auch mit der Wissenschaft. Dadurch – und auch durch unsere eigene überschaubare, aber intakte Organisation - gewährleisten wir Effizienz, Geschwindigkeit und Agilität. Neue Ideen werden schneller kommerzialisiert und durch die Zusammenarbeit aller Partner erhalten wir Ergebnisse, die nicht nur in unseren Köpfen, sondern in der Realität, in allen Stufen der Verarbeitung und beim Endkunden, funktionieren.

Und schließlich produzieren wir ausschließlich in Deutschland. Damit unterliegen unsere Fasern der strengen deutschen Umweltgesetzgebung und tragen gleichzeitig zu einer stabilen europäischen Lieferkette bei.
 

Wie definieren Sie Textile Leadership für Ihr Unternehmen?
Leadership bedeutet für mich voranzugehen, neue Wege zu beschreiten und andere Menschen zu inspirieren und „mitzunehmen“.
Unser Leitgedanke ist es, die treibende Kraft hinter den besten individuellen Lösungen für einen gesunden Lebensstil sein und dabei gleichzeitig die Umwelt für künftige Generationen zu schützen.
          
Genau das tun wir mit unserem Open Innovation Konzept: Gemeinsam mit unseren Partnern, mit Kunden und in Netzwerken suchen wir aktiv nach „unmet needs“, nach unerfüllten Bedürfnissen der Verbraucher, und kreieren innovative Produkte, die diese Bedürfnisse erfüllen. Dabei liegt ein wesentliches Augenmerk auf Nachhaltigkeit. Unsere Fasern bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und sind biologisch abbaubar, womit sie genau den Puls der Zeit treffen. Im Gegensatz zu reinen Naturfasern können wir sie aber während des Produktionsprozesses ganz gezielt funktionalisieren. So erhält der Konsument ein umweltfreundliches Produkt, muss aber in puncto Performance keine Kompromisse eingehen. Wir bieten schon jetzt eine echte Alternative zu erdölbasierten Produkten in einer Vielzahl verschiedener Anwendungen - weitere Anwendungen zu erschließen, in denen unsere Fasern zum Nutzen der Kunden und der Umwelt einen Beitrag leisten können, ist unser Antrieb.


Welche Produkte/Produktneuheiten werden Sie auf der Messe präsentieren?
Wir haben ganz verschiedene Themen im Gepäck: Ein Fokus liegt auf Wellbeing, einem Trend, der nicht erst seit Corona mehr und mehr Fans findet. Textilien sollen uns nicht nur vor Kälte und neugierigen Blicken bewahren, sie sollen aktiv unser Wohlbefinden steigern. Das tut zum Beispiel unsere CELLIANT® Viscose, die erste Viskosefaser mit nachhaltig in die Faser integriertem Infraroteffekt. Textilien mit CELLIANT® Viscose sorgen für eine bessere Durchblutung und eine bessere Sauerstoffversorgung der Zellen. Dies führt zu einer höheren Leistungsfähigkeit, schnellerer Erholung und besserem Schlaf.

Die neue Zzzleepwear-Kollektion des renommierten Wäscheherstellers mey macht sich die Eigenschaften der CELLIANT® Viscose zu Nutze. Sie ist übrigens auch ein Beispiel dafür, wie die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Partner den Weg von der Faserentwicklung bis zum fertigen Endprodukt beschleunigt: Zwischen der Vorstellung der neuen Faser und dem Launch der Zzzleepwear-Kollektion lagen nur wenige Monate.

Daneben präsentieren wir Short-Cut-Fasern, die Papier- oder Wipes-Anwendungen ganz gezielt die gewünschten Eigenschaften verleihen können. Mit unserer Short-Cut-Technologie können wir zum Beispiel Fasern herstellen, die in Teebeuteln für die nötige Festigkeit sorgen oder aber Fasern für flushable wipes, also Tücher, die bequem und ohne Verstopfungsgefahr über die Toilette entsorgt werden können. In beiden genannten Beispielen ist erneut die biologische Abbaubarkeit ein zentraler Aspekt – wer will schon Mikroplastik in seinem Tee trinken?

Ein weiterer Fokus liegt auf Hygieneprodukten, und hier insbesondere auf Damenhygiene. Wir wollen Frauen begleiten und auf ihre individuell verschiedenen und sich ändernden Bedürfnisse eingehen. Wir sind seit Jahrzehnten Marktführer im Tamponbereich. Das daraus resultierende Know-How nutzen wir für eine ganze Palette weiterer AHP, also Anwendungen, bei denen es um erhöhte Saugkraft geht. Unsere Fasern liefern die Grundlage für bequeme und gleichzeitig biologisch abbaubare Einweg-Artikel. Ergänzend und als Antwort auf die Bedürfnisse umweltbewusster Verbraucher haben wir nun auch Fasern für wiederverwendbare Hygieneprodukte entwickelt.

Ein Beispiel dafür sind unseren Fasern für vollständig biobasierte Menstruationsunterwäsche. Hier haben wir verschiedene Spezialfasern perfekt auf die verschiedenen Lagen des Periodenslips abgestimmt: Fasern, die Flüssigkeit schnell aufnehmen und vom Körper wegleiten, kommen ebenso zum Einsatz wie Fasern, die große Mengen an Flüssigkeit aufnehmen und auch unter Druck nicht wieder abgeben.
 
Dem gleichen Prinzip folgt eine weitere Neuentwicklung, nämlich die Saugeinlage der wiederverwendbaren Sumo-Windel. Diese Einlage besteht genau wie die Windel selbst vollständig aus biobasierten Materialien und ist waschbar.
Neben der Zusammenstellung der idealen Faserkombination haben wir gemeinsam mit dem Berliner Start-Up Sumo und dem Sächsischen Textilforschungsinstitut STFI eine neue Vliesstoffkonstruktion entwickelt.      Sie gibt unseren Spezialfasern durch ihre offene Struktur genug Raum, um viel Flüssigkeit aufzunehmen, bringt aber gleichzeitig die nötige Stabilität mit, um viele Waschzyklen unbeschadet zu überstehen. Wir haben sozusagen Nonwovens aus der Welt der Single-Use in die Welt der Reusables transferiert und damit neue Perspektiven eröffnet. Die Leistung dieser Saugeinlage übertrifft in Tests die auf dem Markt erhältlichen – biobasierten und synthetischen – Alternativen.

Von Reusable führt der logische Weg weiter zu Recycling. Wir möchten auf der Techtextil auch unsere Zusammenarbeit mit dem schwedischen Textil-Recyclingunternehmen Renewcell promoten. Wir arbeiten gemeinsam an der großtechnischen Produktion von hochwertigen Viskosefasern aus dem 100%igen Textilrecyclat Circulose® von Renewcell. Damit sind wir ein Vorreiter auf dem Weg zu einem vollständig geschlossenen europäischen Kreislauf, in dem aus Textilabfällen neue Circulose®-Fasern gemacht werden.


Welche Ziele wollen Sie mit dem Messeauftritt erreichen?
Wir wollen sehen, wie sich die Branche weiterentwickelt hat, was die aktuellen und künftigen Trends sind und wie der Technical Textile Sektor auf die Themen Nachhaltigkeit, Circularity und die EU-Textilstrategie reagieren kann – und welchen Beitrag unsere Fasern in all diesen Themen leisten können.

Auf der Techtextil kommt die gesamte Branche zusammen, quer durch die ganze Lieferkette. Wir treffen hier unsere Partner sowohl aus dem textilen wie aus dem Nonwovens-Bereich. Auch die wissenschaftliche Landschaft ist sehr gut vertreten. Das macht die Techtextil zu einem Event mit sehr hoher Innovationskraft.

Wir suchen hier gezielt nach Partnern, die unseren Innovations- und Kommerzialisierungsweg mit uns gemeinsam gehen wollen. Und nicht zuletzt freuen wir uns sehr darauf, unsere Kunden, Partner, Kollegen ebenso wie die Vertreter der Wissenschaft und der Presse wieder einmal persönlich treffen zu können.

Quelle:

Das Interview mit Frau Dr. Marina Crnoja-Cosic führte Ines Chucholowius, geschäftsführende Gesellschafterin der Textination GmbH