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Das entwickelte Textil mindert die Gesundheitsrisiken, die sich bei langer extremer Kälteeinwirkung ergeben, einschließlich hämokonzentrationsbedingter arterieller Blutgerinnung, Atemproblemen und geschwächter Immunität. Foto: IIT Guwahati
02.04.2025

Selbstreinigendes, flexibles Heizgewebe für kalte Klimazonen

Forscher des Indian Institute of Technology Guwahati haben ein wasserabweisendes, leitfähiges Textil entwickelt, das Strom und Sonnenlicht in Wärme umwandelt. Diese Innovation soll deren Träger in kalten Gebieten warm halten und gravierenden Gesundheitsrisiken entgegenwirken, die sich aus einer längeren Exposition gegenüber sehr niedrigen Temperaturen ergeben, wie z. B. Blutgerinnung in den Arterien, Atembeschwerden und Schwächung des Immunsystems.
 
Das entwickelte Textil mindert die Gesundheitsrisiken, die sich bei langer extremer Kälteeinwirkung ergeben, einschließlich hämokonzentrationsbedingter arterieller Blutgerinnung, Atemproblemen und geschwächter Immunität.

Forscher des Indian Institute of Technology Guwahati haben ein wasserabweisendes, leitfähiges Textil entwickelt, das Strom und Sonnenlicht in Wärme umwandelt. Diese Innovation soll deren Träger in kalten Gebieten warm halten und gravierenden Gesundheitsrisiken entgegenwirken, die sich aus einer längeren Exposition gegenüber sehr niedrigen Temperaturen ergeben, wie z. B. Blutgerinnung in den Arterien, Atembeschwerden und Schwächung des Immunsystems.
 
Das entwickelte Textil mindert die Gesundheitsrisiken, die sich bei langer extremer Kälteeinwirkung ergeben, einschließlich hämokonzentrationsbedingter arterieller Blutgerinnung, Atemproblemen und geschwächter Immunität.

Die Ergebnisse dieser Forschung wurden in der Fachzeitschrift Nano-Micro-Small in einem Artikel veröffentlicht, der von Prof. Uttam Manna, Fachbereich Chemie, IIT Guwahati, zusammen mit seinem Forschungsteam, Debasmita Sarkar, Haydar Ali, Rajan Singh, Anirban Phukan, Chittaranjan Mishra und Prof. Roy P. Paily vom Fachbereich Elektronik und Elektrotechnik, IIT Guwahati, verfasst wurde.

Extreme Kälte kann zu gesundheitlichen Problemen führen, die sogar tödlich sein können. Studien zeigen, dass die Zahl der durch extreme Kälte verursachten Todesfälle höher ist als die der durch extreme Hitze verursachten. Herkömmliche Lösungen zum Schutz vor extremer Kälte, wie z. B. Heizungen oder mehrlagige Kleidung, sind oft sperrig oder erfordern eine ständige Stromquelle. Leitfähige Textilien bieten eine leichte, flexible Alternative, aber die bestehenden Versionen haben oft Einschränkungen, wie z. B. schlechte Haltbarkeit, hoher Stromverbrauch und Anfälligkeit für Wassereinwirkung.

Um diese Herausforderungen zu überwinden, entwickelte das Forschungsteam des IIT Guwahati einen neuartigen Ansatz, indem es ultradünne und reine Silber-Nanodrähte auf Baumwollgewebe sprühte, um es leitfähig zu machen. Diese Nanodrähte sind 100.000-mal dünner als ein menschliches Haar und ermöglichen es, dass Strom durch den Stoff fließt und Wärme erzeugt, während er weich und flexibel bleibt. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen elektrischen Leitfähigkeit und der Fähigkeit, sowohl Elektrizität als auch Sonnenlicht in Wärme umzuwandeln, wurden Silbernanodrähte für dieses Experiment ausgewählt. Der niedrige elektrische Widerstand von Silber ermöglicht die elektrothermische Umwandlung bei geringer angelegter Spannung und eliminiert das Risiko eines Stromschlages.
 
Eine Einschränkung bei Silber-Nanodrähten ist, dass sie mit der Zeit anlaufen können, was die Leistung beeinträchtigt. Um dieses Problem zu lösen, haben die Forscher eine wasserabweisende Beschichtung auf die Silbernanodrähte aufgetragen, die vor Oxidation, Wasser und Flecken schützt. Die von Lotusblättern inspirierte Beschichtung hat eine mikroskopisch raue Oberflächentextur, die bewirkt, dass Wasser abperlt, anstatt einzudringen. Auf diese Weise bleibt das Textil trocken, was eine lang anhaltende Leitfähigkeit und eine effektive Erwärmung auch unter feuchten Bedingungen gewährleistet. Die wasserabweisende Beschichtung verhindert auch Schäden durch Schweiß, Regen oder versehentliches Verschütten, was sie für den Einsatz im Freien und im Alltag zuverlässig macht.

Das Gewebe kann Strom mit Hilfe eines kleinen Akkus oder Sonnenenergie in Wärme umwandeln und über 10 Stunden lang eine gewünschte Temperatur zwischen 40°C und 60°C aufrechterhalten.

Die Forscher testeten das Textil in Form von tragbaren Knie- und Ellbogenbändern und zeigten, dass es Personen, die in kalten Umgebungen arbeiten, und Arthritispatienten, die eine lokale Wärmetherapie benötigen, anhaltende Wärme bieten kann. Darüber hinaus kann das Textil auch in anderen Bereichen eingesetzt werden, z. B. zur bedarfsgerechten Wassererwärmung und zur Beschleunigung chemischer Reaktionen, indem es um die Reaktionsgefäße gewickelt wird.

Prof. Uttam Manna sagte über das entwickelte Verfahren: „Unser Textil ist selbstreinigend, atmungsaktiv und flexibel und kann leicht vergrößert werden. Seine Haltbarkeit und lang anhaltende Leistung machen es für eine Reihe von Anwendungen, die eine kontrollierte Erwärmung erfordern, sehr nützlich.“

Das Forschungsteam hat ein indisches Patent auf die Innovation angemeldet und arbeitet nun daran, das entwickelte Material mit einem miniaturisierten und geeigneten elektronischen Schaltkreis zu integrieren, um praxistaugliche Produkte herzustellen. Darüber hinaus bemüht sich das Team um eine Zusammenarbeit mit der Industrie, um die Innovation in naher Zukunft für potenzielle Anwendungen der trockenen Wärmetherapie auf den Markt zu bringen.

Quelle:

Indian Institute of Technology Guwahati

Steve Gillmer, Mitarbeiter des Lincoln Laboratory, testet die Elastizität eines bioresorbierbaren Gewebes, um seine Steifigkeit mit verschiedenen Arten von menschlichem Gewebe zu vergleichen. Foto: Glen Cooper/Lincoln Laboratory
24.03.2025

Gestricktes Mikrogewebe kann Heilung beschleunigen

Forscher des Lincoln Laboratory und des MIT entwickeln neue Arten von bioresorbierbaren Stoffen, die die spezielle Art und Weise nachahmen, in der sich weiches Gewebe dehnt und gleichzeitig heranwachsende Zellen ernährt.
 
Steve Gillmer, Mitarbeiter des Lincoln Laboratory, testet die Elastizität eines bioresorbierbaren Gewebes, um seine Steifigkeit mit verschiedenen Arten von menschlichem Gewebe zu vergleichen. Copyright: Foto: Glen Cooper/Lincoln Laboratory

Die Behandlung schwerer oder chronischer Verletzungen von Weichteilen wie Haut und Muskeln ist eine Herausforderung für die Medizin. Die derzeitigen Behandlungsmethoden können kostspielig und wirkungslos sein, wobei davon auszugehen ist, dass die Häufigkeit chronischer Wunden aufgrund von Krankheiten wie Diabetes und Gefäßerkrankungen sowie einer immer älter werdenden Bevölkerung weiter zunehmen wird.

Forscher des Lincoln Laboratory und des MIT entwickeln neue Arten von bioresorbierbaren Stoffen, die die spezielle Art und Weise nachahmen, in der sich weiches Gewebe dehnt und gleichzeitig heranwachsende Zellen ernährt.
 
Steve Gillmer, Mitarbeiter des Lincoln Laboratory, testet die Elastizität eines bioresorbierbaren Gewebes, um seine Steifigkeit mit verschiedenen Arten von menschlichem Gewebe zu vergleichen. Copyright: Foto: Glen Cooper/Lincoln Laboratory

Die Behandlung schwerer oder chronischer Verletzungen von Weichteilen wie Haut und Muskeln ist eine Herausforderung für die Medizin. Die derzeitigen Behandlungsmethoden können kostspielig und wirkungslos sein, wobei davon auszugehen ist, dass die Häufigkeit chronischer Wunden aufgrund von Krankheiten wie Diabetes und Gefäßerkrankungen sowie einer immer älter werdenden Bevölkerung weiter zunehmen wird.

Eine vielversprechende Behandlungsmethode besteht darin, biokompatible Materialien, die mit lebenden Zellen (d. h. Mikrogewebe) besiedelt sind, in die Wunde zu implantieren. Die Materialien bieten ein Gerüst für Stammzellen oder andere Vorläuferzellen, die in das verletzte Gewebe einwachsen und die Regeneration unterstützen. Die derzeitigen Techniken zur Herstellung dieser Gerüstmaterialien unterliegen jedoch einem entscheidenden Nachteil. Menschliches Gewebe bewegt und biegt sich auf eine einzigartige Weise, die herkömmliche weiche Materialien nur schwer nachbilden können, und wenn sich die Gerüste dehnen, können sie auch die eingebetteten Zellen dehnen, was häufig zum Absterben dieser Zellen führt. Die abgestorbenen Zellen behindern den Heilungsprozess und können außerdem eine unbeabsichtigte Immunreaktion des Körpers auslösen.

„Der menschliche Körper hat eine hierarchische Struktur, die sich nicht dehnt, sondern auffaltet“, sagt Steve Gillmer, Forscher in der Mechanical Engineering Group des MIT Lincoln Laboratory. „Wenn Sie Ihre Haut oder Muskeln dehnen, sterben Ihre Zellen deshalb nicht ab. Was tatsächlich passiert, ist, dass sich das Gewebe ein wenig entknittert, bevor es sich dehnt.“

Gillmer ist Teil eines multidisziplinären Forschungsteams, das nach einer Lösung für dieses Dehnungsproblem sucht. Er arbeitet mit Professor Ming Guo von der Abteilung für Maschinenbau des MIT und dem Defense Fabric Discovery Center (DFDC) des Labors zusammen, um neue Arten von Stoffen zu stricken, die sich genau wie menschliches Gewebe entfalten und bewegen können.

Die Idee zur Zusammenarbeit entstand, als Gillmer und Guo einen Kurs am MIT hielten. Guo hatte untersucht, wie man Stammzellen auf neuartigen Materialien züchten kann, die die Entfaltung des natürlichen Gewebes nachahmen. Er entschied sich für elektrogesponnene Nanofasern, die zwar gut funktionierten, aber in großen Längen schwer herzustellen waren, was ihn daran hinderte, die Fasern in größere Maschenstrukturen zur Gewebereparatur in größerem Maßstab zu integrieren.

„Steve erwähnte, dass das Lincoln Laboratory Zugang zu industriellen Strickmaschinen hatte“, sagt Guo. Diese Maschinen ermöglichten es ihm, sich auf die Entwicklung größerer Gestricke zu konzentrieren, anstatt einzelne Garne zu entwerfen. „Wir begannen sofort, neue Ideen mit interner Unterstützung des Labors zu testen.“
Gillmer und Guo arbeiteten mit dem DFDC zusammen, um herauszufinden, welche Strickstrukturen sich ähnlich wie verschiedene Arten von Weichgewebe bewegen können. Sie begannen mit drei grundlegenden Strickdesigns: Interlock, Ripp und Jersey.
 
„Denken Sie bei einem Jersey an Ihr T-Shirt. Wenn Sie Ihr T-Shirt dehnen, übernehmen die Garnschlingen die Dehnung“, sagt Emily Holtzman, Textilspezialistin beim DFDC. „Je länger die Schlaufen sind, desto mehr Dehnung kann der Stoff vertragen. Denken Sie bei gerippten Stoffen an die Manschette Ihres Pullovers. Diese Stoffkonstruktion hat eine universelle Dehnbarkeit, die es dem Stoff ermöglicht, sich wie eine Ziehharmonika zu entfalten.“

Interlock ist dem gerippten Gestrick ähnlich, wird aber in einem dichteren Muster gestrickt und enthält doppelt so viel Garn pro Zoll Stoff. Durch mehr Garn gibt es mehr Oberfläche, in die die Zellen eingebettet werden können. „Gestrickte Stoffe können auch so gestaltet werden, dass sie eine bestimmte Porosität oder hydraulische Durchlässigkeit aufweisen, die durch die Schlingen des Stoffes und die Garngrößen erzeugt wird,“ sagt Erin Doran, eine weitere Textilspezialistin im Team. „Diese Poren können den Heilungsprozess ebenfalls unterstützen.“

Bisher hat das Team eine Reihe von Tests durchgeführt, bei denen embryonale Fibroblastenzellen der Maus und mesenchymale Stammzellen in die verschiedenen Strickmuster eingebettet wurden, um zu sehen, wie sie sich verhalten, wenn die Muster gedehnt werden. Jedes Muster wies Variationen auf, die sich darauf auswirkten, wie stark sich das Gewebe entfalten konnte und wie starr es wurde, nachdem es sich zu dehnen begann. Alle zeigten eine hohe Überlebensrate der Zellen, und 2024 erhielt das Team erneut einen F&E-100-Preis für seine Strickmuster.
 
Gillmer erklärt, dass das Projekt zwar mit Blick auf die Behandlung von Haut- und Muskelverletzungen begann, dass ihre Stoffe jedoch das Potenzial haben, viele verschiedene Arten von menschlichem Weichgewebe, wie Knorpel oder Fett, nachzuahmen. Das Team meldete kürzlich ein vorläufiges Patent an, in dem beschrieben wird, wie diese Muster erstellt werden können und welche Materialien für die Herstellung des Garns verwendet werden sollten. Diese Informationen können als Werkzeugkasten verwendet werden, um verschiedene gestrickte Strukturen auf die mechanischen Eigenschaften des verletzten Gewebes abzustimmen, auf das sie aufgebracht werden.

„Dieses Projekt war definitiv eine Lernerfahrung für mich“, sagt Gillmer. „Jeder Zweig dieses Teams verfügt über ein einzigartiges Fachwissen, und ich denke, das Projekt wäre ohne die Zusammenarbeit aller nicht machbar. Unsere Zusammenarbeit als Ganzes ermöglicht es uns, den Umfang der Arbeit zu erweitern, um diese größeren, komplexeren Probleme zu lösen.“

Weitere Informationen:
Strickmuster Medizintextilien Gewebe
Quelle:

Anne McGovern | Lincoln Laboratory

© Hamilton Osoy, IFM. Die Forscher verflechten eine Computerfaser mit einer Kombination aus Metall- und Textilgarnen. Durch die Ummantelung der Computerfaser mit herkömmlichen Garnen kann sie leicht in Stoffe und Textilien integriert werden
04.03.2025

MIT-Forschung: Faser-Computer für Bekleidung

MIT-Forscher haben einen Faser-Computer entwickelt und mehrere zu einem Kleidungsstück vernetzt, das lernt, körperliche Aktivitäten zu erkennen.

Was wäre, wenn die Kleidung, die Sie tragen, für Ihre Gesundheit sorgen könnte?
MIT-Forscher haben einen autonomen programmierbaren Computer in Form einer elastischen Faser entwickelt, der den Gesundheitszustand und die körperliche Aktivität überwachen und den Träger in Echtzeit auf mögliche Gesundheitsrisiken hinweisen könnte. Die Kleidung, die den Fasercomputer enthält, ist bequem und maschinenwaschbar, und die Fasern seien für den Träger fast nicht wahrnehmbar, so die Forscher.

MIT-Forscher haben einen Faser-Computer entwickelt und mehrere zu einem Kleidungsstück vernetzt, das lernt, körperliche Aktivitäten zu erkennen.

Was wäre, wenn die Kleidung, die Sie tragen, für Ihre Gesundheit sorgen könnte?
MIT-Forscher haben einen autonomen programmierbaren Computer in Form einer elastischen Faser entwickelt, der den Gesundheitszustand und die körperliche Aktivität überwachen und den Träger in Echtzeit auf mögliche Gesundheitsrisiken hinweisen könnte. Die Kleidung, die den Fasercomputer enthält, ist bequem und maschinenwaschbar, und die Fasern seien für den Träger fast nicht wahrnehmbar, so die Forscher.

Im Gegensatz zu den als „Wearables“ bekannten Überwachungssystemen am Körper, die sich an einem einzigen Punkt wie der Brust, dem Handgelenk oder dem Finger befinden, haben Textilien und Kleidung den Vorteil, dass sie mit großen Bereichen des Körpers in der Nähe der lebenswichtigen Organe in Kontakt sind. Damit bieten sie eine außergewöhnliche Möglichkeit, die menschliche Physiologie und Gesundheit zu messen und zu verstehen.

Der Faser-Computer enthält eine Reihe von Mikrogeräten, darunter Sensoren, einen Mikrocontroller, einen digitalen Speicher, Bluetooth-Module, optische Kommunikation und eine Batterie, die alle notwendigen Komponenten eines Computers in einer einzigen elastischen Faser vereinen.     

Die Forscher versahen ein Oberteil und ein Paar Leggings mit vier Fasercomputern, wobei die Fasern entlang der Gliedmaßen verliefen. In ihren Experimenten bediente jeder unabhängig programmierbare Fasercomputer ein maschinelles Lernmodell, das darauf trainiert war, die vom Träger ausgeführten Übungen selbstständig zu erkennen, was zu einer durchschnittlichen Genauigkeit von etwa 70 Prozent führte.

Erstaunlicherweise stieg die kollektive Genauigkeit auf fast 95 Prozent, als die Forscher den einzelnen Faser-Computern erlaubten, untereinander zu kommunizieren.

„Unser Körper sendet jede Sekunde Gigabytes an Daten in Form von Wärme, Schall, Biochemie, elektrischen Impulsen und Licht über die Haut aus, die alle Informationen über unsere Aktivitäten, Gefühle und Gesundheit enthalten. Leider wird das meiste - wenn nicht alles - absorbiert und geht dann in der Kleidung, die wir tragen, verloren. Wäre es nicht fantastisch, wenn wir der Kleidung beibringen könnten, diese wichtigen Informationen zu erfassen, zu analysieren, zu speichern und in Form von wertvollen Erkenntnissen über Gesundheit und Aktivität weiterzugeben?“, sagt Yoel Fink, Professor für Materialwissenschaften und Ingenieurwesen am MIT, leitender Forscher im Research Laboratory of Electronics (RLE) und im Institute for Soldier Nanotechnologies (ISN) und Hauptautor eines Artikels über die Forschung, der in Nature veröffentlicht wurde.

Der Einsatz des Faser-Computers zur Erforschung von Gesundheitszuständen und zur Vorbeugung von Verletzungen wird demnächst auch einem bedeutenden Praxistest unterzogen. Angehörige der US-Armee und der Marine werden eine einmonatige Winterforschungsmission in der Arktis durchführen und dabei 1.000 Kilometer bei Durchschnittstemperaturen von -40 Grad Celsius zurücklegen. Dutzende von Merino-Mesh-Shirts mit Fasercomputern werden Echtzeitinformationen über den Gesundheitszustand und die Aktivität der Teilnehmer an dieser Mission namens Musk Ox II liefern.

„In nicht allzu ferner Zukunft werden wir mit Hilfe von Glasfaser-Computern in der Lage sein, Anwendungen auszuführen und wertvolle Gesundheits- und Sicherheitsfunktionen von einfacher Alltagskleidung zu erhalten. Wir freuen uns darauf, bei der bevorstehenden Arktis-Mission durch unsere Partner in der US-Armee, der Marine und der DARPA einen Blick in diese Zukunft zu werfen. Es ist eine Ehre und ein Privileg, dazu beizutragen, dass unsere Soldaten in den härtesten Umgebungen sicher sind“, sagt Fink.

Neben ihm arbeiten Nikhil Gupta, ein MIT- Diplomand der Materialwissenschaften und des Ingenieurwesens, Henry Cheung MEng '23, und Syamantak Payra '22, derzeit Diplomand an der Stanford University, John Joannopoulos, Francis Wright Professor für Physik am MIT und Direktor des Instituts für Nanotechnologien von Soldaten, sowie weitere Mitarbeiter des MIT, der Rhode Island School of Design und der Brown University an dem Projekt mit.

Schwerpunkt Fasern
Der Fasercomputer baut auf mehr als zehn Jahre Arbeit im Fibers@MIT-Labor am RLE auf und wurde hauptsächlich vom ISN unterstützt. In früheren Arbeiten haben die Forscher Methoden zur Integration von Halbleiterbauelementen, optischen Dioden, Speichereinheiten, elastischen elektrischen Kontakten und Sensoren in Fasern demonstriert, die zu Stoffen und Bekkleidung verarbeitet werden können.

„Aber wir stießen an eine Grenze, was die Komplexität der Geräte angeht, die wir in die Faser einbauen konnten, bedingt durch die Art, wie wir sie herstellten. Wir mussten den gesamten Prozess neu überdenken. Gleichzeitig wollten wir die Faser elastisch und flexibel machen, damit sie den Eigenschaften herkömmlicher Stoffe entspricht“, sagt Gupta.

Eine der Herausforderungen, die die Forscher zu bewältigen hatten, ist die geometrische Diskrepanz zwischen einer zylindrischen Faser und einem flachen Chip. Die Verbindung von Drähten mit kleinen, leitfähigen Bereichen, den so genannten Pads, an der Außenseite jedes ebenen Mikrobauteils erwies sich als schwierig und störanfällig, da komplexe Mikrobauteile viele Pads haben, so dass es immer schwieriger wird, genügend Platz zu finden, um jeden Draht sicher zu befestigen.

In diesem neuen Design bilden die Forscher die 2D-Pad-Ausrichtung jedes Mikrobauteils auf ein 3D-Layout ab, indem sie eine flexible Leiterplatte, einen so genannten Zwischenschaltkreis, in einen Zylinder einwickeln. Sie nennen dies das „Maki“-Design. Dann befestigten sie vier separate Drähte an den Seiten der „Maki“-Rolle und verbanden alle Komponenten miteinander.

„Dieser Fortschritt war für uns von entscheidender Bedeutung, da wir dadurch in der Lage waren, Computerelemente mit höherer Funktionalität, wie den Mikrocontroller und den Bluetooth-Sensor, in die Faser einzubauen“, sagt Gupta.

Diese flexible Falttechnik könnte bei einer Vielzahl von mikroelektronischen Bauelementen eingesetzt werden und ihnen zusätzliche Funktionen verleihen.

Darüber hinaus stellten die Forscher den neuen Fasercomputer aus einer Art thermoplastischem Elastomer her, das um ein Vielfaches flexibler ist als die bisher verwendeten Thermoplaste. Dieses Material ermöglichte es ihnen, eine maschinenwaschbare, elastische Faser herzustellen, die sich um mehr als 60 Prozent dehnen lässt, ohne zu versagen.

Sie stellen den Fasercomputer mithilfe eines thermischen Ziehverfahrens her, das die Fibers@MIT-Gruppe Anfang der 2000er Jahre entwickelt hat. Bei diesem Verfahren wird eine makroskopische Version des Fasercomputers, eine so genannte Vorform, hergestellt, die jedes angeschlossene Mikrobauteil enthält.

Diese Vorform wird in einen Ofen gehängt, geschmolzen und nach unten gezogen, um eine Faser zu bilden, die auch eingebettete Lithium-Ionen-Batterien enthält, damit sie sich selbst mit Strom versorgen kann.

„Ein früheres Gruppenmitglied, Juliette Marion, hat herausgefunden, wie man elastische Leiter herstellt, so dass diese nicht brechen, selbst wenn man die Faser dehnt. Wir können die Funktionalität beim Dehnen aufrechterhalten, was für Prozesse wie das Stricken, aber auch für Kleidung im Allgemeinen entscheidend ist“, sagt Gupta.

Bringen Sie sich ein
Sobald der Fasercomputer hergestellt ist, ummanteln die Forscher die Faser mit einer Flechttechnik aus herkömmlichen Garnen wie Polyester, Merinowolle, Nylon und sogar Seide.

Zusätzlich zur Erfassung von Daten über den menschlichen Körper mit Hilfe von Sensoren enthält jeder Fasercomputer LEDs und Lichtsensoren, die es mehreren Fasern in einem Kleidungsstück ermöglichen, miteinander zu kommunizieren und ein textiles Netzwerk zu schaffen, das Berechnungen durchführen kann.
Jeder Faser-Computer verfügt außerdem über ein Bluetooth-Kommunikationssystem, um Daten drahtlos an ein Gerät wie ein Smartphone zu senden, das von einem Benutzer ausgelesen werden kann.

Die Forscher nutzten diese Kommunikationssysteme, um ein textiles Netzwerk zu schaffen, indem sie Fasercomputer in ein Kleidungsstück einnähten, einen in jedem Ärmel. Jede Faser führte ein unabhängiges neuronales Netzwerk aus, das darauf trainiert wurde, Übungen wie Kniebeugen, Planken, Armkreisen und Ausfallschritten zu erkennen.

„Wir haben herausgefunden, dass die Fähigkeit eines Faser-Computers, menschliche Aktivitäten zu erkennen, nur zu etwa 70 Prozent genau ist, wenn er sich an einer einzigen Extremität, den Armen oder Beinen, befindet. Wenn wir jedoch die Fasern an allen vier Gliedmaßen „abstimmen“, erreichten sie zusammen eine Genauigkeit von fast 95 Prozent.

Das zeigt, wie wichtig es ist, dass sie sich an mehreren Körperstellen befinden und ein Netzwerk zwischen autonomen Fasercomputern bilden, das keine Drähte und Verbindungen benötigt“, sagt Fink.

In Zukunft wollen die Forscher die Zwischenspeichertechnik nutzen, um weitere Mikrobauteile einzubauen.

Einblicke in die Arktis
Im Februar ist ein multinationales Team, ausgestattet mit Computergeweben, 30 Tage und 1.000 Kilometer in der Arktis unterwegs. Die Gewebe werden für die Sicherheit des Teams sorgen und den Weg für künftige physiologische „digitale Zwillingsmodelle“ ebnen.

„Als Führungskraft mit mehr als zehn Jahren Einsatzerfahrung in der Arktis ist eine meiner größten Sorgen, wie ich mein Team vor schweren Verletzungen durch die Kälte schützen kann - eine der Hauptgefahren für die Einsatzkräfte in der extremen Kälte“, sagt Major Mathew Hefner, der Kommandeur von Musk Ox II. „Herkömmliche Systeme liefern mir einfach kein vollständiges Bild. Wir werden die Computergewebe der Basisschicht rund um die Uhr tragen, um die Reaktion des Körpers auf extreme Kälte besser zu verstehen und letztendlich Verletzungen vorhersagen und verhindern zu können.“

Karl Friedl, leitender Wissenschaftler für Leistungsphysiologie am U.S. Army Research Institute of Environmental Medicine, merkte an, dass die programmierbare Computertechnologie des MIT zu einem „Gamechanger für das tägliche Leben“ werden könnte.

„Stellen Sie sich vor, dass in naher Zukunft Faser-Computer in Textilien und Bekleidung eingesetzt werden, die die Umgebung und den physiologischen Zustand des Einzelnen wahrnehmen und darauf reagieren, den Komfort und die Leistung erhöhen, den Gesundheitszustand in Echtzeit überwachen und Schutz vor äußeren Bedrohungen bieten. Soldaten werden die ersten Anwender und Nutznießer dieser neuen Technologie sein, die mit KI-Systemen integriert ist, die vorausschauende physiologische Modelle und einsatzrelevante Werkzeuge nutzen, um die Überlebensfähigkeit in rauen Umgebungen zu verbessern“, sagt Friedl.

„Die Verbindung von klassischen Fasern und Stoffen mit Computern und maschinellem Lernen hat gerade erst begonnen. Wir erforschen diese spannende Zukunft nicht nur durch Forschung und Feldversuche, sondern vor allem in einem Kurs des MIT Department of Materials Science and Engineering mit dem Titel 'Computing Fabrics', der zusammen mit Professor Anais Missakian von der Rhode Island School of Design unterrichtet wird“, so Fink weiter.

Diese Forschung wurde teilweise vom U.S. Army Research Office Institute for Soldier Nanotechnology (ISN), der U.S. Defense Threat Reduction Agency, der U.S. National Science Foundation, dem Fannie and John Hertz Foundation Fellowship, dem Paul and Daisy Soros Foundation Fellowship for New Americans, dem Stanford-Knight Hennessy Scholars Program und der Astronaut Scholarship Foundation unterstützt.

Quelle:

Adam Zewe | MIT News
KI-gestützte Übersetzung Textination

Schematische Darstellung des tragbaren Systems für die schnelle Wechseltherapie. (c) The Hong Kong Polytechnic University
26.02.2025

Innovative Materialien für eine verbesserte Thermotherapie

Die Hydrotherapie mit schnellem Temperaturkontrast, auch bekannt als Wechselbädertherapie, beinhaltet ein abwechselndes Eintauchen in heißes und kaltes Wasser, um die Erholung beim Sport zu unterstützen . Durch den schnellen Wechsel zwischen diesen Temperaturextremen soll die Therapie die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers anregen, was sie zu einer beliebten Methode für Sportler und Menschen macht, die Muskelkater, Gelenkschmerzen und Stress lindern wollen.

Die Hydrotherapie mit schnellem Temperaturkontrast, auch bekannt als Wechselbädertherapie, beinhaltet ein abwechselndes Eintauchen in heißes und kaltes Wasser, um die Erholung beim Sport zu unterstützen . Durch den schnellen Wechsel zwischen diesen Temperaturextremen soll die Therapie die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers anregen, was sie zu einer beliebten Methode für Sportler und Menschen macht, die Muskelkater, Gelenkschmerzen und Stress lindern wollen.

Demzufolge ist die Wechselbadtherapie eine wirksame Strategie zur Verbesserung der allgemeinen sportlichen Leistung und zur schnelleren Erholung nach Wettkämpfen. Traditionell werden dabei zwei Becken verwendet, die mit kaltem bzw. warmem Wasser bei genau kontrollierten konstanten Temperaturen gefüllt sind . Die erforderlichen Einrichtungen und der erhebliche Wasserverbrauch schränken jedoch die Anwendung dieser Therapie im täglichen Sporttraining ein. Existierende tragbare Kühl- und Heizsysteme haben oft mit begrenzten Wärmeübertragungsraten zwischen dem Gerät und dem menschlichen Körper zu kämpfen und erfüllen nicht die Anforderungen für eine praktische Wechselbadtherapie.

Eine in Advanced Science veröffentlichte Studie verweist auf einen Durchbruch, der von einem Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Xiaoming TAO, Lehrstuhlinhaberin für Textiltechnologie an der School of Fashion and Textiles und Vincent und Lily Woo Professorin für Textiltechnologie an der Hong Kong Polytechnic University, erreicht wurde. Das Team hat ein neuartiges, tragbares System entwickelt, das auf einem flüssigkeitsdurchlässigen Gewebe basiert und eine schnelle Modulation der Hauttemperatur ermöglicht [1]. Das innovative System ermöglicht es Sportlern, die Vorteile der Wechselbadtherapie zu erleben, ohne dass sie tatsächlich ins Wasser eintauchen müssen.

Das System besteht aus mehreren Schlüsselkomponenten, darunter tragbare Fluidic Fabrics, ein kleiner Wassertank (mit einem Volumen von drei Litern, ausgelegt für ein Bein), ein Steuergerät zur Temperaturregulierung, eine Wasserpumpe und ein Verbindungsschlauch. Die tragbaren Fluidic Fabrics sind aus mehreren Schichten aufgebaut, um die Leistung zu optimieren. Zu diesen Schichten gehören eine äußere wärmeisolierende Gewebeschicht zur Verringerung der Wärmeübertragung zwischen der Flüssigkeit und der Umgebung, eine mittlere Schicht aus flexiblem Wärmeübertragungspaneel (FHTP) und eine ultradünne innere Gewebeschicht, die in Kontakt mit der Haut steht. Die zentrale FHTP-Schicht besteht aus zwei laminierten Gewebestücken, die in einem Schritt miteinander verschweißt werden. Um einen gleichmäßigen und schnellen Kühl-/Wärmeeffekt zu erzielen, ist das FHTP sowohl mit schlangenförmigen als auch mit netzartigen Kanalmustern versehen.

Das System ermöglicht einen schnellen Wechsel zwischen Kühlung und Erwärmung innerhalb von zehn Sekunden auf einer Fläche von 0,3 Quadratmetern. Über eine Smartphone-App können die Nutzer das Temperaturtherapieprogramm starten, bei dem entweder warmes oder kaltes Wasser aus dem Tank in die Kanäle im Gewebe gepumpt wird, bevor es wieder in den Tank zurückgeführt wird. Jeder Therapiezyklus umfasst zwei verschiedene Modi: den Kaltmodus und den Warmmodus. Im Kaltmodus wird die Temperatur des zirkulierenden Wassers für eine Minute auf etwa 5 °C eingestellt. In diesem Modus absorbiert das zirkulierende Wasser Wärme von der Haut und der Umgebung. Im heißen Modus wird die Wassertemperatur für zwei Minuten auf 40 °C erhöht. Während dieser Phase wird die Wärme an die Haut und die Umgebung abgegeben.

Das tragbare Fluidikgewebe weist außergewöhnliche Wärmeübertragungseigenschaften auf. Während der Kältetherapie beträgt der gemessene Wärmeübergangskoeffizient zwischen der Haut und dem Gewebe 98,5 W m-² K-¹. Diese Leistung entspricht einem beeindruckenden Wirkungsgrad von 92 % im Vergleich zum direkten Eintauchen in Wasser und übertrifft damit deutlich die Leistung vergleichbarer flüssigkeitsgekühlter Kleidungsstücke, die üblicherweise Wärmeübertragungskoeffizienten von 13 bis 37 W m-² K-¹ aufweisen. Insgesamt zeigt das FHTP eine starke Wärmeübertragungsleistung. Insbesondere erreicht die Wärmeübertragungseffizienz des FHTP bei der Kältetherapie bis zu 89 % und bei der Wärmetherapie etwa 55 %.

Diese Studie stellt einen bedeutenden Durchbruch bei der Entwicklung eines tragbaren Fluidikgewebes dar, das die Hauttemperatur in einem weiten Bereich von 5 °C bis 40 °C schnell modulieren kann. Zusätzlich zu seiner Wirksamkeit bei der Wechselbadtherapie bietet dieses innovative Fluidikgewebe ein erweitertes Anwendungspotenzial für das Wärmemanagement der Haut zu medizinischen Zwecken sowie in Extremsituationen, wie sie bei Brandschutzmaßnahmen auftreten.

Die Forschungsarbeiten wurden durch das Sport Science and Research Funding Scheme der Regierung der SVR Hongkong und des Hong Kong Jockey Club Charities Trust [Nr. P0042455] sowie durch den Endowed Professorship Fund der Hong Kong Polytechnic University [Nr. 847A] unterstützt. Die Datenquelle und der Code können auf Anfrage bei den entsprechenden Autoren angefordert werden.

Prof. Tao wurde von der Stanford University in sechs aufeinanderfolgenden Jahren von 2019 bis 2024 als eine der 2 % meistzitierten Wissenschaftler weltweit auf dem Gebiet der Werkstoffe anerkannt. In Anerkennung ihrer herausragenden Beiträge und ihres Fachwissens im Ingenieurwesen wurde sie 2025 zum Fellow der Hong Kong Academy of Engineering gewählt. Derzeit ist Prof. Tao Direktorin des Forschungsinstituts für intelligente, am Körper getragene Systeme an der Polytechnischen Universität Hongkong.

Quelle:

The Hong Kong Polytechnic University: Studie von Prof. Xiaoming TAO und Team.

Medizinische Kleidung, Pixabay Bild: Sasin Tipchai auf Pixabay
11.02.2025

Medizinische Textilien mit Infektionsschutz

In Kooperation mit der Firma Heraeus entwickeln die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) Fasern und Textilien mit einem neuartigen Infektionsschutzsystem. Die Grundlage ist ein antimikrobieller Wirkstoffmechanismus, der von Heraeus einlizensiert wurde und unter dem Namen AGXX vertrieben wird. Die Kooperationsarbeit hat zum Ziel, die AGXX-Technologie optimal in textile Ausrüstungen und Beschichtungen zu integrieren und sie in faserverspinnbare Polymere einzubinden. Medizintextilien erhalten dadurch einen hochwirksamen und dauerhaften Schutz zur Vorbeugung gegen mikrobielle Infektionen.
 

In Kooperation mit der Firma Heraeus entwickeln die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) Fasern und Textilien mit einem neuartigen Infektionsschutzsystem. Die Grundlage ist ein antimikrobieller Wirkstoffmechanismus, der von Heraeus einlizensiert wurde und unter dem Namen AGXX vertrieben wird. Die Kooperationsarbeit hat zum Ziel, die AGXX-Technologie optimal in textile Ausrüstungen und Beschichtungen zu integrieren und sie in faserverspinnbare Polymere einzubinden. Medizintextilien erhalten dadurch einen hochwirksamen und dauerhaften Schutz zur Vorbeugung gegen mikrobielle Infektionen.
 
Die AGXX-Technologie basiert auf einem völlig neuen Wirkmechanismus. Er nutzt eine katalytische Redoxreaktion, die durch metallische AGXX-Partikel, bestehend aus Silber und Ruthenium, eingeleitet wird. In Wechselwirkung mit Luftfeuchtigkeit entstehen reaktive Sauerstoffspezies wie Peroxide. Das sind sauerstoffhaltige Moleküle mit sehr hoher Reaktionsbereitschaft. Sie töten effektiv Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen und sind ebenso wirksam gegen Viren.

Das Besondere an diesem Wirkmechanismus ist, dass sich die AGXX-Partikel nicht verbrauchen und keine Wirkstoffe freisetzen. Denn in etablierten antimikrobiellen Systemen, die auf der Freisetzung von Silberionen beruhen, ist genau diese Wirkstofffreisetzung zum Problem geworden: Die Freigabe der Silberionen-Konzentration ist kaum steuerbar und viele der etablierten Systeme halten den Vorgaben der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) nicht stand. Solche Systeme werden mittelfristig vom Markt verschwinden und müssen durch Alternativen ersetzt werden.

Neben der permanenten Wirksamkeit überzeugt die AGXX-Technologie zudem durch eine besonders breites Abwehrspektrum gegenüber Krankheitserregern und verhindert die Bildung von Resistenzen.
      
Die AGXX-Technologie von Heraeus hat bereits einen hohen Entwicklungsstand erreicht und findet Anwendung in verschiedenen industriellen Bereichen. AGXX-Partikel lassen sich grundsätzlich gut in verschiedene Materialien einarbeiten. Textilien, die im Medizinbereich verwendet werden, sind jedoch erhöhten Anforderungen ausgesetzt. Die Beständigkeit des antimikrobiellen Schutzmechanismus muss hoch sein, denn kontaminierte Textilien können über längere Zeit eine Quelle für Übertragung von Krankheitserregern sein. Dazu sollte eine Modifikation des textilen Materials, entweder über Oberflächenbehandlung (Ausrüstung oder Beschichtung) oder durch die Inkorporation von AGXX in Filamentgarne, bekleidungsphysiologisch nicht nachteilig sein. Denn eine Einschränkung der textilen Gebrauchseigenschaften dürfte bei den Trägern der Textilien keine Akzeptanz finden.

Die Einbindung von AGXX-Partikeln in textile Ausrüstungen und in faserverspinnbare Polymere steht im Mittelpunkt des gemeinsamen Forschungsansatzes der DITF und der Fa. Heraeus. Dabei werden nicht nur die optimalen Konzentrationen der AGXX-Partikel bestimmt, die besten Infektionsschutz ermöglichen sollen, ohne textilmechanische Kennwerte zu beeinträchtigen. Es werden zudem die technischen Voraussetzungen für die Entwicklung geeigneter Textilausrüstungen und für die Compoundierung von Polymerschmelzen geschaffen.

Die auf diese Weise hergestellten textilen Muster testet man in den DITF-eigenen Laboren auf ihre antimikrobielle und antivirale Wirkung. Hier zeigten Ausrüstungen bzw. Beschichtungen für Polyester- wie auch Polyamidgewebe überzeugende Ergebnisse. Die Compoundierung von AGXX in PA6-Polymerschmelze ermöglichte die Herstellung von Filamentfasern mit unvermindert guten Faserfestigkeitswerten.
Die Bestimmung textilmechanischer Kennwerte wie Scheuerbeständigkeit, Luftdurchlässigkeit und Maßänderung in Abhängigkeit der Anzahl von Waschzyklen ist derzeit noch in Arbeit. Es zeichnet sich aber ab, dass mit AGXX modifizierten Textilien eine beständige Wirksamkeit haben, ohne die Beschaffenheit des Textils übermäßig zu beeinflussen.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten sind ein wichtiger Beitrag zur Verminderung von Infektionsgefahr über medizinische Berufskleidung. Sie bilden die Grundlage für kommende industrielle Produktion eines langanhaltenden und zuverlässigen Infektionsschutzes von Textilien.

Quelle:

Quelle: DITF Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung
Kontakt: Dipl.-Ing. Cigdem Kaya, Kompetenzzentrum Textilchemie, Umwelt & Energie, Barrieretextilien

Seidengarn Foto: LoggaWiggler from Pixabay
14.01.2025

Entsorgte Seidengarne können verschmutzte Wasserwege reinigen

Forschende der Cornell University haben eine elegante und nachhaltige Methode zur Reinigung von Gewässern entwickelt: die Wiederverwendung eines Abfallprodukts zur Entfernung eines anderen.

Forschende der Cornell University haben eine elegante und nachhaltige Methode zur Reinigung von Gewässern entwickelt: die Wiederverwendung eines Abfallprodukts zur Entfernung eines anderen.

Unter der Leitung von Larissa Shepherd, Ph.D., Assistenzprofessorin in der Abteilung für Human Centered Design im College of Human Ecology, hat das Team vorgeschlagen, ausrangiertes Seidengarn zur Entfernung von Farbstoffen und Öl aus dem Wasser zu verwenden. Untersuchungen an verschiedenen Formen von Seide - Gewebe, Garne und Fasern - ergaben, dass aus Seidengewebe aufgetrenntes Garn Methylenblau (MB), einen gängigen Textilfarbstoff, wesentlich schneller aus dem Wasser aufsaugt als andere getestete Formen von Seide.
 
Darüber hinaus kann das Seidengarn gereinigt und wiederverwendet werden. Shepherds Gruppe fand heraus, dass das Textil mindestens 10 Zyklen mit minimalem Funktionsverlust überstehen kann.
 
Shepherd ist Co-Autorin des Artikels „Waste Bombyx Mori Silk Textiles as Efficient and Reuseable Bio-Adsorbents for Methylene Blue Dye Removal and Oil-Water Separation,“, der im November 2024 in der Zeitschrift Fibers veröffentlicht wurde. Mitautoren sind Hansadi Jayamaha, Doktorand im Bereich der Faserwissenschaften, und Isabel Schorn, Studentin der Faserwissenschaften.

Jayamaha zufolge haben 12 Milligramm Seidenfilamentgarn eine 90 %ige MB-Farbstoffentfernungseffizienz innerhalb von 10 Minuten nach der Exposition, und zwar bei Konzentrationen von bis zu 100 Teilen pro Million, was wesentlich höher ist als die Effizienz anderer Formen - sogar von elektrogesponnenen Fasermatten oder Geweben, die mit den hohlen Seidenmikropartikelkugeln ausgerüstet sind, was eine Überraschung darstellte, so die Forschenden.

„Durch die Herstellung der Kugeln“, so Jayamaha, “schufen wir eine hydrophilere Oberfläche im Vergleich zum Seidengewebe, das eher hydrophob ist. Durch die Zerlegung des Gewebes in das Garnstadium schaffen wir eine größere Oberfläche, und das verbessert die Adsorption“.

Die Gruppe testete ebenfalls die Aufnahmefähigkeit von Seidentextilien für Öl und stellte fest, dass Noil-Gewebe (ein Textil, das Seidengarne enthält, die aus kurzen Fasern und nicht aus Filamenten bestehen) eine Ölaufnahmekapazität aufweist, die das Dreifache des ursprünglichen Gewichts des Gewebes für Maisöl und fast das Doppelte des Gewichts für Benzin beträgt.

Tests mit beiden Materialien haben gezeigt, dass das Material nach einem Funktionsverlust nach dem ersten Reinigungs- und Wiederverwendungszyklus seine Funktionalität über die folgenden neun Zyklen beibehält.

Die Gruppe fand heraus, dass diese Eigenschaft von Seide als Farbstoffadsorptionsmittel ohne chemische oder andere Veränderungen des Materials erreicht werden kann - es genügt, das Textilprodukt zu dekonstruieren.     

„Wenn man Seide recycelt, muss man sehr scharfe Chemikalien verwenden“, sagte Shepherd. „In unserem Fall verwenden wir nur die Stoffe selbst. Ja, wir müssen sie vielleicht aufdröseln, um den Nutzen zu erhalten, aber das ist viel besser, als diese aggressiven Chemikalien in die Umwelt zu bringen.“
Shepherd glaubt, dass „Kissen“, die Seidengarne aus ausrangierten Textilien und Reste aus dem Zuschneiden und Nähen in der Textilindustrie enthalten, ein wirksames Mittel zur Beseitigung von verschüttetem Material und Abfallstoffen sind, einschließlich MB-Farbstoff, der landwirtschaftliche Flächen und Wasserwege schädigt, wenn er versehentlich aus Textilfabriken freigesetzt wird.

„Wir haben erkannt, dass wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Wir können Textilabfälle loswerden, was in der Textilindustrie im Allgemeinen ein großes Problem ist“, sagte Shepherd. „Und dann haben wir herausgefunden, dass es aufgrund seiner natürlichen, strukturellen Eigenschaften wirklich gut adsorbieren kann.“

Für diese Arbeit wurden die gemeinsam genutzten Einrichtungen des Cornell Center for Materials Research sowie die Cornell NanoScale Science and Technology Facility genutzt, einem Mitglied der National Nanotechnology Coordinated Infrastructure, die von der National Science Foundation unterstützt wird. Diese Arbeit wurde teilweise durch ein Forschungsstipendium der American Association of Textiles Chemists and Colorists finanziert.

Quelle:

Tom Fleischman, Cornell Chronicle

Flecken auf dem mit Zinkoxid behandelten weißen Baumwollstoff. Foto: Mikael Nyberg / University of Turku
11.12.2024

Selbstreinigende Baumwolle oder Druck, der die Farbe ändert

Seit vielen Jahren arbeiten Forscher aus den nordischen Ländern daran, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten. Jetzt gibt es Prototypen von Baumwolle, die sich selbst reinigen kann, und von Textilien, die aus heimischen Lupinen hergestellt werden.  
 
Wie könnten Kleidung und Textilien in Zukunft umweltfreundlicher, intelligenter und nachhaltiger werden? Eine Forschungsgruppe aus den nordischen Ländern versucht seit vielen Jahren, dies herauszufinden. Im Oktober werden die von ihnen entwickelten Prototypen in einer Ausstellung in Turku präsentiert.

Die Doktorandin Alicja Lawrynowicz von der Technischen Fakultät der Universität Turku hat zwei verschiedene intelligente Textilien entwickelt. In einem der Projekte haben die Forscher einen Baumwollstoff entwickelt, der sich ohne Wasser selbst reinigen kann.

Seit vielen Jahren arbeiten Forscher aus den nordischen Ländern daran, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten. Jetzt gibt es Prototypen von Baumwolle, die sich selbst reinigen kann, und von Textilien, die aus heimischen Lupinen hergestellt werden.  
 
Wie könnten Kleidung und Textilien in Zukunft umweltfreundlicher, intelligenter und nachhaltiger werden? Eine Forschungsgruppe aus den nordischen Ländern versucht seit vielen Jahren, dies herauszufinden. Im Oktober werden die von ihnen entwickelten Prototypen in einer Ausstellung in Turku präsentiert.

Die Doktorandin Alicja Lawrynowicz von der Technischen Fakultät der Universität Turku hat zwei verschiedene intelligente Textilien entwickelt. In einem der Projekte haben die Forscher einen Baumwollstoff entwickelt, der sich ohne Wasser selbst reinigen kann.

Dies ist möglich, weil der Stoff mit einem Mineral namens Zinkoxid behandelt wurde.   
Das Mineral bildet eine selbstreinigende Schicht, und Flecken auf dem Stoff verschwinden, wenn sie dem Tageslicht, d. h. ultraviolettem Licht, ausgesetzt werden. Wenn Flecken von selbst verschwinden, verringert sich die Notwendigkeit des Waschens und die Kleidung belastet die Natur weniger.
     
Bei dem anderen Textilprojekt ist es den Forschern gelungen, einen ungiftigen Textildruck zu entwickeln, der seine Farbe verändert, wenn er dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Hierfür wird das Mineral Hackmanit verwendet, das auf ultraviolette Strahlung reagiert. Das Mineral stammt nicht aus Bergwerken, sondern wird in einem Labor in Turku hergestellt.

Zum ersten Mal überhaupt wird Hackmanit jetzt für Textildrucke verwendet. Das Mineral wirkt als Ultraviolett-Zensor und ändert seine Farbe, wenn man zu lange in der Sonne war und sich schützen muss. Es kann das Risiko für Sonnenschäden verringern, so Alicja Lawrynowicz.

Material auf dem Markt
Prototypen, die jetzt gefunden wurden, sind noch nicht in größerem Maßstab verfügbar. Was wird also mit all den Entdeckungen geschehen?

Die Idee ist, dass sie nicht im Labor bleiben werden. Wir hoffen, dass unsere Innovationen in Zukunft in der Industrie eingesetzt werden“, sagt Lawrynowicz.

Die Forschung ist multidisziplinär, d. h. es gibt eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschungsgruppen. Die Forschung findet auch in anderen nordischen Ländern statt.  

Lupinen können zu Textilien werden
In Dänemark hat eine Forschungsgruppe in umweltfreundliche Farbstoffe investiert und Farbstoffe aus großen Mengen von Abfällen der örtlichen Restaurants hergestellt, unter anderem aus Avocado- und Zwiebelschalen. Avocadoschalen verleihen Textilien eine schöne gelbe Farbe und Zwiebeln erzeugen braune Nuancen. Diese Farben könnten in Zukunft die traditionellen, schädlichen Farbstoffe ersetzen.
Gleichzeitig haben Forscher der Aalto-Universität Textilien aus der Lupine hergestellt, die in Finnland eine heimische Pflanze ist.

Bisher haben wir Lupinen aus Gräben entfernt und sie als Problem angesehen, aber hier haben die Forscher Fasern hergestellt und konnten daraus einen Stoff weben, sagt Forschungskoordinatorin Helen Salminen aus dem Fachbereich Materialwissenschaften der Universität Turku.

Im Rahmen des Projekts haben die schwedischen Forscher ihrerseits an der Entwicklung von Alternativen zu den Kunststofffasern (Elastan) gearbeitet, die häufig in Jeansstoffen verwendet werden, um den Stoff elastischer zu machen.

Baumwolle, die nur wenige Prozent Kunstfasern enthält, ist schwer zu recyceln. Das macht es schwierig, den Stoff als Rohstoff für weitere Prozesse zu verwenden. Deshalb ist es wichtig, neue Wege zu finden, um Gewebe so zu weben, dass sie recycelt werden können und ohne Kunstfasern elastisch sind, sagt Alicja Lawrynowicz.

Quelle:

Aalto University, YLE Svenska über das von NordForsk finanzierte Projekt 'Beyond e-Textiles' und die Ausstellung 'Interlaced' an der Universität Turku

TARPAULIFE / Aimplas
29.10.2024

TARPAULIFE: Polyolefin-beschichtete Gewebe als Alternative zu PVC

Herstellung von Bags für den Transport von Süßwasser auf dem Seeweg: Planen sind großflächige Bahnen aus starkem, flexiblem und wasserabweisendem Material, die zum Schutz vor extremen Bedingungen verwendet werden. Das am häufigsten verwendete Material ist PVC-beschichtetes Polyester, das sich durch seinen niedrigen Preis und seine gute Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Das Recycling dieser Produkte stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da es keine kommerziellen Lösungen für das Recycling von Planen in großem Maßstab gibt. Seit Jahrzehnten versuchen Unternehmen, PVC-beschichtete Gewebe durch ein besser recycelbares Polymer zu ersetzen. Zwar gibt es einige Alternativen, doch sind diese in der Regel zu kostspielig, um mit PVC-beschichteten Geweben konkurrieren zu können, und sie erfüllen nicht in vollem Umfang die strengen Anforderungen an Sicherheit und Recyclingfähigkeit.
 

Herstellung von Bags für den Transport von Süßwasser auf dem Seeweg: Planen sind großflächige Bahnen aus starkem, flexiblem und wasserabweisendem Material, die zum Schutz vor extremen Bedingungen verwendet werden. Das am häufigsten verwendete Material ist PVC-beschichtetes Polyester, das sich durch seinen niedrigen Preis und seine gute Widerstandsfähigkeit auszeichnet. Das Recycling dieser Produkte stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da es keine kommerziellen Lösungen für das Recycling von Planen in großem Maßstab gibt. Seit Jahrzehnten versuchen Unternehmen, PVC-beschichtete Gewebe durch ein besser recycelbares Polymer zu ersetzen. Zwar gibt es einige Alternativen, doch sind diese in der Regel zu kostspielig, um mit PVC-beschichteten Geweben konkurrieren zu können, und sie erfüllen nicht in vollem Umfang die strengen Anforderungen an Sicherheit und Recyclingfähigkeit.
 
Das europäische Projekt TARPAULIFE soll die Möglichkeit aufzeigen, großflächige, mit Polyolefinen wie Polyethylen und Polypropylen beschichtete Gewebe zu fertigen, die in puncto Kosten mit PVC-beschichteten Geweben konkurrieren können und gleichzeitig deren Eigenschaften wie Festigkeit, Flexibilität, Undurchlässigkeit und geringere Umweltbelastung aufweisen. Dieses neue Material wird zur Herstellung von Säcken für den Transport von Süßwasser auf dem Seeweg verwendet, obwohl dieses innovative, nachhaltigere und wiederverwertbare Gewebe auch für andere Produkte, wie z. B. für LKW-Planen und Abdeckungen, verwendet werden kann.

Rina Consulting koordiniert dieses durch das europäische LIFE-Programm kofinanzierte Projekt, an dem die Unternehmen Ziplast, Nowa und Giovanardi sowie AIMPLAS beteiligt sind.

Das wesentliche Ergebnis wird eine Produktionsanlage für drei Meter breite polyolefinbeschichtete Gewebe mit einer Produktionskapazität von 250.000 m²/Jahr ein Jahr nach Ablauf des Projekts sein, das im Mai 2024 begonnen hat und zwei Jahre lang dauern wird. Die ausgewählte Hauptanwendung sind Wassersäcke, die eine innovative Form des Transports großer Mengen Süßwasser auf dem Seeweg darstellen, im Gegensatz zu den üblichen Formen des Transports in Tankern.

Nachhaltige Lösung von Wasserversorgungsproblemen
Diese Technologie wurde vor allem dafür entwickelt, um Wasser aus Gebieten mit einem hohen Wasseraufkommen in relativ nahe Gebiete zu transportieren, in denen es aufgrund von Dürreperioden, saisonalem Anstieg der Nachfrage durch den Tourismus und sogar in Notsituationen zu Versorgungsproblemen kommt. Diese Initiative hat bereits zu den von der Europäischen Kommission finanzierten Projekten REFRESH und XXL-REFRESH geführt, an denen AIMPLAS, RINA und Ziplast beteiligt waren und bei denen ein schwimmender Wassersack mit modularem Aufbau und Reißverschluss erfolgreich getestet wurde. Ziel des TARPAULIFE-Projekts ist es, beim Beschichtungsmaterial dieser Polyesterbeutel einen Schritt weiter zu gehen und PVC durch Polyolefine zu ersetzen, damit sie nachhaltiger und leichter zu recyceln sind.
 
Im Rahmen des Projekts werden daher zwei 2.500 m³ fassende Wassersäcke aus dem neuen Material hergestellt, die an zwei Standorten in Europa getestet werden sollen. Die Demonstration des Wassersacks wird ein Reservesystem für Süßwasser in der Nordsee vor der isländischen Küste sowie im Mittelmeer bereitstellen.

Dank der neuen Produktionsanlage für polyolefinbeschichtete Gewebe, die im Ziplast-Werk in Mailand stehen wird, werden drei Jahre nach Projektende voraussichtlich mehr als 100 Wassersäcke hergestellt und mehr als zwei Millionen Kubikmeter Wasser in drei Süßwasserspeichern vorgehalten werden. Die vorgeschlagene Lösung wird dazu beitragen, die Verbrennung von mehr als 2.000 Tonnen PVC zu vermeiden und zu verhindern, dass mehr als 13 Tonnen CO2 in die Umwelt gelangen.
 
Allgemeine Ziele

  • PRODUKTION
    Aufbau einer Produktionsanlage für beschichtete Strukturgewebe auf POLYOLEFIN-Basis mit einer Breite von 3 Metern und einer Produktionskapazität von 250.000 Quadratmetern pro Jahr - bereits 1 Jahr nach Abschluss des Projekts.
  • PROTOTYPING
    Prototyping von zwei 2,5 Millionen Liter fassenden Wassersäcken, die mit den neuen beschichteten Geweben auf POLYOLEFIN-Basis hergestellt wurden; Quantifizierung der Umwelt- und LCA-LCC-Vorteile im Vergleich zur Verwendung von PVC-beschichteten Geweben.
  • DEMONSTRATION
    Erprobung des Wassersacks, der als Reservespeicher für Süßwasser an zwei Orten in Europa, vor der Küste Islands und im Mittelmeer, eingesetzt werden soll.
  • VERWERTUNG & ÜBERTRAGBARKEIT
    Nutzung und Wiederholung der Projektergebnisse in anderen Sektoren, insbesondere für die Herstellung von umweltfreundlichen LKW-Planen und Gletschereisabdeckungen, sowie Nachweis der Nachhaltigkeit durch Quantifizierung der Umwelt- und LCA-LCC-Vorteile im Vergleich zur Verwendung von PVC-beschichteten Geweben für alle vorgesehenen Anwendungen.
  • VERBREITUNG & KOMMUNIKATION
    Eine effektive Verbreitung und Kommunikation der Projektergebnisse, die sich an Interessengruppen weltweit richtet.    

Konkrete Ziele

  • Produktionsanlage mit einer neuen Beschichtungsanlage, die bis zu einer Warenbreite von 3.000 mm beschichten kann.
  • Beschaffung von Ausrüstung: eine Webmaschine zur Herstellung von hochfesten Textilien mit einer Breite von 3.000 mm aus Polyolefinfasern.
  • Integration der Komponenten und Tests: Die Kontrolle und Überwachung, dass die verschiedenen Systemkomponenten vollständig integriert sind und die Erwartungen in Bezug auf die Leistung erfüllen, ist von grundlegender Bedeutung.
  • Produktionsläufe, Fehlerbehebung und Validierung.
  • Entwurf von Prototypen.
  • Beschaffung von Rohstoffen und Zusatzkomponenten.
  • Herstellung von Reißverschluss- und Planenmustern.
  • Vorführung des Wassersacks unter trockenen Bedingungen.
  • Vorführung des Wassersacks auf See (Nordeuropa).
  • Wassersack-Demo im Mittelmeer.
  • Wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit.
  • Management der Projektinnovation durch Anwendung einer sorgfältigen Verwertungs- und IPR-Managementstrategie und Sicherstellung der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit aller wichtigen Projektergebnisse.
  • Untersuchung der Replikation der entwickelten Lösungen für verschiedene Märkte und Anwendungen. Die erste Verwertung der TARPAULIFE-Ergebnisse wird in Europa erfolgen.
  • Erstellung von Kommunikationsmaterial.
  • Verbreitung über verschiedene Kanäle.
  • Einhaltung der EU-Angaben in Bezug auf alternative Produkte zu PVC und zusatzstofffreie Produkte.

Das Projekt umfasst auch die Übertragung der Ergebnisse auf andere Sektoren, nämlich die Herstellung von umweltfreundlichen LKW-Planen und Gletscherplanen, sowie eine Demonstration der Nachhaltigkeit der neuen Polyolefin-Gewebebeschichtung durch Quantifizierung der Umwelt- und LCA-LCC-Vorteile im Vergleich zur Verwendung von PVC-beschichteten Geweben für alle vorgesehenen Anwendungen.

Das TARPAULIFE-Projekt wird von der Europäischen Union durch das LIFE-Programm unter dem Aktenzeichen 101147948 - LIFE23-ENV-IT-TARPAULIFE kofinanziert.

Quelle:

TARPAULIFE / Aimplas

Durchbruch bei intelligenten Geweben für Sensorik und Energiegewinnung (c) University of Waterloo
26.08.2024

Durchbruch bei Smart Textiles für Sensorik und Energiegewinnung

Stellen Sie sich einen Mantel vor, der Solarenergie einfängt, um Sie bei einem kalten Winterspaziergang warm zu halten, oder ein Hemd, das Ihre Herzfrequenz und Temperatur überwachen kann. Stellen Sie sich Kleidung vor, die Sportler tragen können, um ihre Leistungsdaten zu messen, ohne dass sie sperrige Batterien benötigen.

Forscher der University of Waterloo haben ein intelligentes Gewebe mit diesen bemerkenswerten Fähigkeiten entwickelt. Das Gewebe hat das Potenzial für Anwendungen zur Energiegewinnung, Gesundheitsüberwachung und Bewegungsverfolgung.

Das neue Gewebe kann Körperwärme und Sonnenenergie in Strom umwandeln, was einen Dauerbetrieb ohne externe Stromquelle ermöglichen könnte. Verschiedene Sensoren zur Überwachung von Temperatur, Stress und mehr können in das Material integriert werden.

Stellen Sie sich einen Mantel vor, der Solarenergie einfängt, um Sie bei einem kalten Winterspaziergang warm zu halten, oder ein Hemd, das Ihre Herzfrequenz und Temperatur überwachen kann. Stellen Sie sich Kleidung vor, die Sportler tragen können, um ihre Leistungsdaten zu messen, ohne dass sie sperrige Batterien benötigen.

Forscher der University of Waterloo haben ein intelligentes Gewebe mit diesen bemerkenswerten Fähigkeiten entwickelt. Das Gewebe hat das Potenzial für Anwendungen zur Energiegewinnung, Gesundheitsüberwachung und Bewegungsverfolgung.

Das neue Gewebe kann Körperwärme und Sonnenenergie in Strom umwandeln, was einen Dauerbetrieb ohne externe Stromquelle ermöglichen könnte. Verschiedene Sensoren zur Überwachung von Temperatur, Stress und mehr können in das Material integriert werden.

Es kann Temperaturänderungen erkennen und eine Reihe anderer Sensoren zur Überwachung von Druck, chemischer Zusammensetzung und mehr einsetzen. Eine vielversprechende Anwendung sind intelligente Gesichtsmasken, die die Atemtemperatur und -frequenz überwachen und Chemikalien in der Atemluft erkennen können, um Viren, Lungenkrebs und andere Krankheiten zu identifizieren.

„Wir haben ein Gewebematerial mit multifunktionalen Sensorfähigkeiten und dem Potenzial, sich selbst mit Energie zu versorgen, entwickelt“, so Yuning Li, Professor am Fachbereich Chemieingenieurwesen. „Diese Innovation bringt uns näher an praktische Anwendungen für intelligente Gewebe.“

Im Gegensatz zu aktuellen tragbaren Geräten, die oft von externen Stromquellen oder häufigem Aufladen abhängig sind, hat diese innovative Forschung ein neuartiges Gewebe geschaffen, das stabiler, haltbarer und kostengünstiger ist als andere auf dem Markt erhältliche Gewebe.

Diese Forschung, die in Zusammenarbeit mit Professor Chaoxia Wang und Doktorand Jun Peng vom College of Textile Science and Engineering der Jiangnan University durchgeführt wurde, zeigt das Potenzial der Integration fortschrittlicher Materialien wie MXene und leitfähiger Polymere mit modernsten Textiltechnologien, um intelligente Gewebe für tragbare Technologien zu entwickeln.

Li, Direktor des Labors für druckbare elektronische Materialien in Waterloo, hob die Bedeutung dieses Fortschritts hervor, der der jüngste in der Reihe von Technologien der Universität ist, die die Grenzen der Medizin verändern.

„Die KI-Technologie entwickelt sich rasant weiter und bietet hochentwickelte Signalanalysen für die Gesundheitsüberwachung, die Lagerung von Lebensmitteln und Arzneimitteln, die Umweltüberwachung und vieles mehr. Dieser Fortschritt hängt jedoch von einer umfangreichen Datensammlung ab, die herkömmliche Sensoren, die oft sperrig, schwer und kostspielig sind, nicht leisten können“, sagte Li. „Gedruckte Sensoren, einschließlich solcher, die in intelligente Gewebe eingebettet sind, sind ideal für die kontinuierliche Datenerfassung und Überwachung. Dieses neue intelligente Gewebe ist ein Schritt nach vorn, um diese Anwendungen praxisnah zu machen.“

Die nächste Phase der Forschung wird sich darauf konzentrieren, die Leistung des Gewebes weiter zu verbessern und es in Zusammenarbeit mit Elektro- und Computeringenieuren mit elektronischen Komponenten zu versehen. Zu den künftigen Entwicklungen könnte eine Smartphone-App gehören, mit der Daten aus dem Gewebe verfolgt und an medizinisches Fachpersonal übertragen werden können, um eine nicht-invasive Gesundheitsüberwachung in Echtzeit und eine alltägliche Nutzung zu ermöglichen.

Die Studie erschien im Journal of Materials Science & Technology.

Quelle:

Waterloo University

Foto: John Zich
14.08.2024

Neues Gewebe macht urbane Hitzezonen erträglicher

Das neue Textil, das in den Bereichen Bekleidung, Bauwesen und Lebensmittellagerung eingesetzt werden kann, reduziert sowohl die Wärme der Sonne als auch die Abstrahlung von Gebäuden in der Nähe.

In diesem Jahr gab es bereits massive Hitzewellen rund um den Globus, wobei in Städten in Mexiko, Indien, Pakistan und Oman Temperaturen von 50 Grad Celsius oder mehr erreicht wurden.

Mit dem Anstieg der globalen Temperaturen und der Stadtbevölkerung haben sich die Städte der Welt zu „städtischen Hitze-Inseln“ entwickelt, in denen sich die Temperaturen durch die dichte Bebauung und die Wärmeabstrahlung von Bürgersteigen und Wolkenkratzern noch weiter erhöhen. Da bis 2050 voraussichtlich 68 Prozent aller Menschen in Städten leben werden, ist dies ein wachsendes, tödliches Problem.

Das neue Textil, das in den Bereichen Bekleidung, Bauwesen und Lebensmittellagerung eingesetzt werden kann, reduziert sowohl die Wärme der Sonne als auch die Abstrahlung von Gebäuden in der Nähe.

In diesem Jahr gab es bereits massive Hitzewellen rund um den Globus, wobei in Städten in Mexiko, Indien, Pakistan und Oman Temperaturen von 50 Grad Celsius oder mehr erreicht wurden.

Mit dem Anstieg der globalen Temperaturen und der Stadtbevölkerung haben sich die Städte der Welt zu „städtischen Hitze-Inseln“ entwickelt, in denen sich die Temperaturen durch die dichte Bebauung und die Wärmeabstrahlung von Bürgersteigen und Wolkenkratzern noch weiter erhöhen. Da bis 2050 voraussichtlich 68 Prozent aller Menschen in Städten leben werden, ist dies ein wachsendes, tödliches Problem.

In einem in der Zeitschrift Science veröffentlichten Artikel beschreiben Forscher der UChicago Pritzker School of Molecular Engineering (PME) ein neues, tragbares Gewebe, das Stadtbewohnern helfen kann, die schlimmsten Auswirkungen der durch den globalen Klimawandel verursachten massiven Hitze zu überleben, mit Anwendungsmöglichkeiten für Kleidung, Gebäude- und Autodesign sowie Nahrungsmittellagerung.

In Tests unter der Sonne Arizonas blieb das Material 2,3 Grad Celsius (4,1 Grad Fahrenheit) kühler als das für Ausdauersportarten im Freien verwendete Breitband-emittierende Gewebe und 8,9 Grad Celsius (16 Grad Fahrenheit) kühler als die kommerzielle Seide, die üblicherweise für Hemden, Kleider und andere Sommerkleidung verwendet wird.

Das Team hofft, dass dadurch die hitzebedingten Krankenhausaufenthalte und Todesfälle vermieden werden können, die allein in diesem Jahr in den Ballungszentren der Welt zu verzeichnen waren.

„Wir müssen die Kohlenstoffemissionen reduzieren und unsere Städte kohlenstoffneutral oder kohlenstoffnegativ machen“, sagte PME-Assistenzprofessor Po-Chun Hsu. „Aber in der Zwischenzeit spüren die Menschen die Auswirkungen dieser hohen Temperaturen“.

„Man muss die Umgebungsbedingungen berücksichtigen“
Bestehende kühlende Textilien für Outdoor-Sportarten reflektieren das Sonnenlicht in einem diffusen Muster, damit es die Zuschauer nicht blendet. Aber in einer städtischen Wärmeinsel ist die Sonne nur eine Wärmequelle. Während die Sonne von oben brennt, entsteht für die Stadtbewohnern durch die Wärmestrahlung von Gebäuden und Straßenbelägen von den Seiten und von unten eine glühende Hitze.

Das bedeutet, dass viele Materialien, die in Labortests gut abschneiden, den Stadtbewohnern in Arizona, Nevada, Kalifornien, Südostasien und China nicht helfen werden, wenn die für die nächsten Wochen vorhergesagten massiven Hitzewellen über sie hereinbrechen.

„Normalerweise konzentrieren sich die Menschen auf die Leistung oder das Materialdesign von kühlenden Textilien“, sagte der Ronghui Wu, Postdoktorand am PME. „Um ein Textil zu entwickeln, das das Potenzial hat, im echten Leben eingesetzt zu werden, muss man die Umgebungsbedingungen berücksichtigen.“

Ein einfaches Beispiel für die Berücksichtigung der Umgebung ist, dass Menschen stehen. Sie tragen Materia-lien, die so konzipiert sind, dass sie direktes Sonnenlicht reflektieren, aber nur ihre Hüte, Schulterbedeckungen und die Oberseiten ihrer Schuhe - etwa 3 Prozent ihrer Kleidung - sind diesem direkten Licht ausgesetzt. Die anderen 97 Prozent ihrer Kleidung werden durch die Wärmestrahlung aufgeheizt, die von den Seiten und von unten auf sie einwirkt und gegen die das breitbandige emittierende Gewebe nichts ausrichten kann.

Die Sonne und der Bürgersteig erzeugen unterschiedliche Temperaturen. Die Entwicklung eines Materials, das die Träger vor beidem schützt, war eine große technische Herausforderung für das Team.

„Sonnenlicht ist sichtbares Licht, Wärmestrahlung ist Infrarotstrahlung, sie haben also unterschiedliche Wellenlängen. Das bedeutet, dass man ein Material braucht, das zwei optische Eigenschaften gleichzeitig hat. Das ist eine große Herausforderung“, sagt Chenxi Sui, ein Doktorand am PME. „Man muss mit der Materialwissenschaft spielen, um das Material so zu entwickeln und abzustimmen, dass man verschiedene Resonanzen bei verschiedenen Wellenlängen erhält.“

Die Folgekosten des Komforts
Die Kühlung eines Hauses bedeutet allzu oft eine Erwärmung des Planeten, wobei die Kohlenstoffbelastung durch Klimaanlagen und Kühlsysteme zum Klimawandel beiträgt.

„Unsere Zivilisation verbraucht etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Energie, nur damit wir uns wohlfühlen, egal wo wir sind“, sagte Hsu.

Die Bedrohung durch Hitze ist jedoch nicht gleichmäßig verteilt. In den USA und Japan haben mehr als 90 Prozent der Haushalte eine Klimaanlage, in Indien und Teilen Afrikas sind es nur 5 Prozent.

Das neue Textil des PME-Teams, für das ein vorläufiges Patent erteilt wurde, kann dazu beitragen, ein passives Kühlsystem bereitzustellen, das den Bedarf an energie- und kostenintensiven Systemen ergänzen und reduzieren kann.

Die Anwendungen gehen weit über Kleidung hinaus.

Eine dickere Version des Gewebes, die durch eine unsichtbare Polyethylenschicht geschützt ist, könnte an den Seiten von Gebäuden oder Autos verwendet werden, um die Innentemperaturen zu senken und die Kosten und die Kohlenstoffbelastung durch Klimaanlagen zu verringern. Ebenso könnte das Material für den Transport und die Lagerung von Milch und anderen Lebensmitteln verwendet werden, die sonst in der Hitze verderben würden, wodurch die Auswirkungen ihrer Kühlung verringert würden.

„Man kann eine Menge Kühl-, Strom- und Energiekosten sparen, da es sich um einen passiven Prozess handelt“, so Sui.

Quelle:

Paul Dailing | University of Chicago

Bildrechte: MIT News; iStock
12.08.2024

Ruhige Räume dank schallschluckender Seide

Forscher haben ein hauchdünnes Gewebe entwickelt, um einen leichten, kompakten und effizienten Weg zur Verringerung der Geräuschübertragung in einem großen Raum zu schaffen.

Wir leben in einer sehr lauten Welt. Vom Verkehrslärm vor dem Fenster über den dröhnenden Fernseher des Nachbarn bis hin zu den Geräuschen aus dem Arbeitszimmer eines Kollegen - unerwünschter Lärm ist nach wie vor ein gewaltiges Problem.

Um den Lärm zu unterdrücken, hat ein interdisziplinäres Team von Forschern des MIT und anderer Institute ein schalldämpfendes Seidengewebe entwickelt, das zur Schaffung ruhiger Räume eingesetzt werden kann.

Der Stoff, der kaum dicker als ein menschliches Haar ist, enthält eine spezielle Faser, die vibriert, wenn eine Spannung angelegt wird. Die Forscher nutzten diese Schwingungen, um den Schall auf zwei verschiedene Arten zu unterdrücken.

Forscher haben ein hauchdünnes Gewebe entwickelt, um einen leichten, kompakten und effizienten Weg zur Verringerung der Geräuschübertragung in einem großen Raum zu schaffen.

Wir leben in einer sehr lauten Welt. Vom Verkehrslärm vor dem Fenster über den dröhnenden Fernseher des Nachbarn bis hin zu den Geräuschen aus dem Arbeitszimmer eines Kollegen - unerwünschter Lärm ist nach wie vor ein gewaltiges Problem.

Um den Lärm zu unterdrücken, hat ein interdisziplinäres Team von Forschern des MIT und anderer Institute ein schalldämpfendes Seidengewebe entwickelt, das zur Schaffung ruhiger Räume eingesetzt werden kann.

Der Stoff, der kaum dicker als ein menschliches Haar ist, enthält eine spezielle Faser, die vibriert, wenn eine Spannung angelegt wird. Die Forscher nutzten diese Schwingungen, um den Schall auf zwei verschiedene Arten zu unterdrücken.

Bei der ersten Technik erzeugt der vibrierende Stoff Schallwellen, die unerwünschte Geräusche überlagern und auslöschen, ähnlich wie bei Kopfhörern mit Geräuschunterdrückung, die in einem kleinen Raum wie den Ohren gut funktionieren, aber nicht in großen Räumen wie Räumen oder Flugzeugen.

Bei der anderen, überraschenderen Technik wird der Stoff stillgehalten, um Vibrationen zu unterdrücken, die für die Übertragung von Schall entscheidend sind. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Lärm durch den Stoff übertragen wird, und die Lautstärke dahinter wird gedämpft. Dieser zweite Ansatz ermöglicht die Lärmreduzierung in viel größeren Bereichen wie Zimmern oder Autos.

Durch die Verwendung gängiger Materialien wie Seide, Segeltuch und Musselin haben die Forscher schalldämpfende Stoffe geschaffen, die sich in realen Räumen praktisch einsetzen lassen. Man könnte ein solches Gewebe zum Beispiel für Trennwände in offenen Arbeitsräumen oder für dünne Stoffwände verwenden, die den Schall nicht durchlassen.

Der Stoff kann Geräusche unterdrücken, indem er Schallwellen erzeugt, die mit unerwünschten Geräuschen interferieren und diese auslöschen (siehe Abbildung C), oder indem er stillgehalten wird, um Vibrationen zu unterdrücken, die für die Übertragung von Geräuschen entscheidend sind (siehe Abbildung D).

„Lärm ist viel einfacher zu erzeugen als Ruhe. Um Lärm fernzuhalten, verwenden wir viel Platz auf dicke Wände. Die Arbeit von Grace bietet einen neuen Mechanismus, um mit einer dünnen Stoffbahn ruhige Räume zu schaffen“, so Yoel Fink, Professor in den Fachbereichen Materialwissenschaften und Ingenieurwesen sowie Elektrotechnik und Informatik, leitender Forscher im Research Laboratory of Electronics und leitender Autor eines Artikels über den Stoff.

Seidige Stille
Die schalldämpfende Seide baut auf den früheren Arbeiten der Gruppe zur Herstellung von Stoffmikrofonen auf.

Bei dieser Forschungsarbeit wurde ein einzelner Strang piezoelektrischer Fasern in ein Gewebe eingenäht. Piezoelektrische Materialien erzeugen ein elektrisches Signal, wenn sie zusammengedrückt oder gebogen werden. Wenn ein Geräusch in der Nähe den Stoff in Schwingung versetzt, wandelt die piezoelektrische Faser diese Schwingungen in ein elektrisches Signal um, das den Ton auffangen kann.

In der neuen Arbeit haben die Forscher diese Idee umgedreht und einen Lautsprecher aus Stoff entwickelt, der Schallwellen auslöschen kann.

„Wir können zwar mit Stoffen Schall erzeugen, aber es gibt bereits so viel Lärm in unserer Welt. Wir dachten, dass die Erzeugung von Stille noch wertvoller sein könnte“, sagt Yang.

Durch Anlegen eines elektrischen Signals an die piezoelektrische Faser wird diese in Schwingung versetzt, wodurch Schall erzeugt wird. Die Forscher demonstrierten dies, indem sie Bachs „Air“ mit einem 130 Mikrometer großen Seidenblatt spielten, das auf einem kreisförmigen Rahmen befestigt war.

Um eine direkte Schallunterdrückung zu ermöglichen, verwenden die Forscher einen Lautsprecher aus Seidengewebe, der Schallwellen aussendet, die unerwünschte Schallwellen zerstörerisch überlagern. Sie steuern die Schwingungen der piezoelektrischen Faser so, dass die vom Gewebe abgestrahlten Schallwellen den unerwünschten Schallwellen, die auf das Gewebe treffen, entgegengesetzt sind, was den Lärm ausblenden kann.

Diese Technik ist jedoch nur in einem kleinen Bereich wirksam. Die Forscher bauten also auf dieser Idee auf und entwickelten eine Technik, die die Schwingungen des Gewebes nutzt, um Geräusche in viel größeren Räumen zu unterdrücken, z. B. in einem Schlafzimmer.

Nehmen wir an, Ihre Nachbarn spielen mitten in der Nacht Tischfußball. Sie hören Geräusche in Ihrem Schlafzimmer, weil die Geräusche in deren Wohnung Ihre gemeinsame Wand in Schwingung versetzen, was zu Schallwellen auf Ihrer Seite führt.

Um diese Geräusche zu unterdrücken, könnten die Forscher den Seidenstoff auf Ihrer Seite der gemeinsamen Wand anbringen und die Schwingungen in der Faser so steuern, dass der Stoff ruhig bleibt. Diese vibrationsbedingte Unterdrückung verhindert, dass der Schall durch das Gewebe übertragen wird.

„Wenn wir diese Vibrationen kontrollieren und verhindern können, können wir auch den entstandenen Lärm stoppen“, sagt Yang.

Ein Spiegel für Sound
Überraschenderweise stellten die Forscher fest, dass das Festhalten des Gewebes dazu führt, dass der Schall vom Gewebe reflektiert wird. Das Ergebnis ist ein dünnes Stück Seide, das den Schall wie ein Spiegel das Licht reflektiert.

Ihre Experimente zeigten auch, dass sowohl die mechanischen Eigenschaften eines Stoffes als auch die Größe seiner Poren die Effizienz der Schallerzeugung beeinflussen. Seide und Musselin haben zwar ähnliche mechanische Eigenschaften, aber die kleinere Porengröße von Seide macht sie zu einem besseren Gewebe-Lautsprecher.

Die effektive Porengröße hängt aber ebenso von der Frequenz der Schallwellen ab. Wenn die Frequenz niedrig genug ist, kann auch ein Gewebe mit relativ großen Poren effektiv funktionieren, sagt Yang.

Als sie das Seidengewebe im direkten Unterdrückungsmodus testeten, stellten die Forscher fest, dass es die Lautstärke von Geräuschen bis zu 65 Dezibel (etwa so laut wie ein enthusiastisches menschliches Gespräch) deutlich reduzieren konnte. Im vibrationsvermittelten Unterdrückungsmodus konnte der Stoff die Schallübertragung um bis zu 75 Prozent reduzieren.

Diese Ergebnisse waren nur dank einer starken Gruppe von Mitarbeitern möglich, sagt Fink. Studenten an der Rhode Island School of Design halfen den Forschern, die Details der Gewebekonstruktion zu verstehen; Wissenschaftler an der University of Wisconsin in Madison führten Simulationen durch; Forscher an der Case Western Reserve University charakterisierten die Materialien; und die Chemieingenieure der Smith Group am MIT nutzten ihr Fachwissen über die Trennung von Gasmembranen, um den Luftstrom durch das Gewebe zu messen.

Künftig wollen die Forscher prüfen, ob ihr Gewebe auch zum Blockieren von Geräuschen mit mehreren Frequenzen eingesetzt werden kann. Dies würde wahrscheinlich eine komplexe Signalverarbeitung und zusätzliche Elektronik erfordern.

Außerdem wollen sie die Gewebekonstruktion weiter untersuchen, um herauszufinden, wie sich die Leistung verbessern ließe, wenn man beispielsweise die Anzahl der piezoelektrischen Fasern, die Richtung, in der sie vernäht sind, oder die angelegten Spannungen verändert.

„Es gibt viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um dieses schalldämpfende Gewebe wirklich effektiv zu machen. Wir wollen die Menschen dazu bringen, über die Kontrolle von Strukturschwingungen zur Schalldämpfung nachzudenken. Dies ist erst der Anfang“, sagt Yang.

Diese Arbeit wird zum Teil von der National Science Foundation (NSF), dem Army Research Office (ARO), der Defense Threat Reduction Agency (DTRA) und der Wisconsin Alumni Research Foundation finanziert.

Quelle:

Adam Zewe | MIT News
Übersetzung Textination

Empa-Forscherin Edith Perret entwickelt spezielle Fasern, die Medikamente gezielt abgeben können. Foto EMPA
01.07.2024

Medizinische Fasern mit "inneren Werten"

Sollen Medikamente lokal – und vor allem über längere Zeit kontrolliert – abgegeben werden, stoßen medizinische Produkte wie Salben oder Spritzen an ihre Grenzen. Empa-Forschende entwickeln daher Polymerfasern, die Wirkstoffe langfristig präzise abgeben können. Diese „Flüssigkernfasern“ enthalten Medikamente in ihrem Inneren und lassen sich zu medizinischen Textilien verarbeiten.

Sollen Medikamente lokal – und vor allem über längere Zeit kontrolliert – abgegeben werden, stoßen medizinische Produkte wie Salben oder Spritzen an ihre Grenzen. Empa-Forschende entwickeln daher Polymerfasern, die Wirkstoffe langfristig präzise abgeben können. Diese „Flüssigkernfasern“ enthalten Medikamente in ihrem Inneren und lassen sich zu medizinischen Textilien verarbeiten.

Wird eine Wunde oder Entzündung direkt am Ort der Entstehung behandelt, hat dies klare Vorteile: Der Wirkstoff ist sofort am Ziel, und negative Nebenwirkungen auf unbeteiligte Körperteile entfallen. Gängige lokale Verabreichungsmethoden kommen jedoch an ihre Grenzen, wenn es darum geht, Wirkstoffe über längere Zeit präzise zu dosieren. Sobald eine Salbe die Tube verlässt oder die Injektionsflüssigkeit aus der Spritze strömt, ist die Steuerung der Wirkstoffmenge kaum mehr möglich. Edith Perret aus dem Empa-Labor „Advanced Fibers“ in St. Gallen entwickelt daher medizinische Fasern mit ganz besonderen „inneren Werten“: Die Polymerfasern umschließen einen flüssigen Kern mit medizinischen Wirkstoffen. Das Ziel: medizinische Produkte mit besonderen Fähigkeiten, z.B. chirurgisches Nahtmaterial, Wundverbände und Textilimplantate, die Schmerzmittel, Antibiotika oder Insulin präzise über einen längeren Zeitraum verabreichen können. Angestrebt ist zudem eine individuelle Dosierbarkeit im Sinne einer personalisierten Medizin.

Bioverträglich und maßgeschneidert
Ein entscheidender Faktor, der eine herkömmliche Textilfaser zu einem Medizinprodukt macht, ist das Material des Fasermantels. Das Team wählte hierfür Polycaprolacton (PCL), ein bioverträgliches und bioabbaubares Polymer, das bereits erfolgreich im medizinischen Bereich eingesetzt wird. Der Fasermantel umschließt das kostbare Gut, etwa ein Schmerzmittel oder ein antibakteriell wirksames Medikament, und gibt es mit der Zeit an die Umgebung ab. Auf einer eigens konstruierten Pilotanlage erzeugten die Forschenden mittels Schmelzspinnen PCL-Fasern mit einem durchgehenden Kern aus Flüssigkeit. In ersten Laborversuchen entstanden so stabile und gleichzeitig flexible Flüssigkernfasern. Dass dieses Verfahren aber nicht nur im Labor, sondern auch im industriellen Maßstab funktioniert, hatte das Team für technische Fasern bereits zuvor gemeinsam mit einem Schweizer Industriepartner erfolgreich zeigen können.

Nach welchen Parametern die medizinischen Fasern ein eingeschlossenes Mittel freisetzen, wurde zunächst mit fluoreszierenden Modellsubstanzen und schließlich mit verschiedenen Medikamenten untersucht. „Kleine Moleküle wie das Schmerzmittel Ibuprofen bewegen sich nach und nach durch die Struktur des Außenmantels“, so Edith Perret. Größere Moleküle werden hingegen an den Enden der Fasern abgegeben.

Präzise steuerbar und langfristig wirksam
„Dank einer Vielzahl verschiedener Parameter lassen sich die Eigenschaften der medizinischen Fasern präzise steuern“, erklärt die Empa-Forscherin. Nach umfassenden Analysen mittels Fluoreszenzspektroskopie, Röntgentechnologie und Elektronenmikroskopie konnten die Forschenden beispielsweise den Einfluss von Manteldicke oder Kristallstruktur des Mantelmaterials auf die Abgaberate von Medikamenten aus den Flüssigkernfasern nachweisen.

Je nach Wirkstoff kann zudem das Herstellungsverfahren angepasst werden: Wirkstoffe, die unempfindlich gegenüber den hohen Temperaturen beim Schmelzspinnen sind, können direkt in einem kontinuierlichen Vorgang in den Kern der Fasern integriert werden. Für Temperatur-empfindliche Medikamente konnte das Team das Verfahren hingegen so optimieren, dass zunächst ein Platzhalter den Flüssigkern ausfüllt, der nach dem Schmelzspinnen durch den sensitiven Wirkstoff ausgetauscht wird.

Zu den Vorteilen der Flüssigkernfasern gehört auch die Möglichkeit, den Wirkstoff aus einem Reservoir über einen längeren Zeitraum freizusetzen. Damit ergeben sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Mit Durchmessern von 50 bis 200 Mikrometern sind die Fasern beispielsweise groß genug, um sie zu robusten Textilien zu weben oder zu stricken. Die medizinischen Fasern könnten aber auch ins Körperinnere geführt werden und dort Hormone wie Insulin abgeben, so Perret. Ein weiterer Vorteil: Fasern, die ihr Medikament freigesetzt haben, können erneut befüllt werden. Die Palette der Wirkstoffe, die mittels Flüssigkernfasern einfach, bequem und präzise verabreicht werden könnten, ist groß. Neben Schmerzmitteln sind entzündungshemmende Medikamente, Antibiotika oder sogar Lifestyle-Präparate denkbar.

In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden chirurgisches Nahtmaterial mit antimikrobiellen Eigenschaften ausstatten. Mit dem neuen Verfahren sollen verschiedene Flüssigkernmaterialen mit medizinischen Wirkstoffen befüllt werden, um Gewebe bei einer Operation so zu vernähen, dass Wundkeime keine Chance haben, eine Infektion auszulösen. Empa-Forscherin Perret ist darüber hinaus überzeugt, dass eine künftige Zusammenarbeit mit klinischen Partnern die Basis für weitere innovative klinische Anwendungen ist.

Klinische Partnerschaften angestrebt
Eine neue Technologie vorantreiben? Innovative Anwendungsmöglichkeiten identifizieren? Empa-Forscherin Edith Perret setzt auf interessierte Medizinerinnen und Mediziner aus der Klinik, die das Potenzial von „Drug Delivery“ per Flüssigkernfaser erkennen und in diesem Bereich aktiv werden wollen.

Quelle:

Dr. Andrea Six, EMPA

Foto: Damir Omerovic, Unsplash
12.06.2024

Nutzpflanzen zur Verringerung der Umweltbelastung durch Synthetik

Von Risotto bis zu Soßen sind Pilze seit langem ein Grundnahrungsmittel in der Küche. Jetzt zeigen Pilze das Potenzial, mehr als nur Geschmack zu bieten - als nachhaltiges, biegsames Material für die Modeindustrie.

Forscher nutzen die netzartige Struktur des Wurzelsystems des Pilzes - das Myzel - als Alternative zu synthetischen Fasern für Kleidung und andere Produkte wie Autositze.

„Es ist definitiv ein Umdenken im Herstellungsprozess“, sagt Annalisa Moro, EU-Projektleiterin beim italienischen Unternehmen Mogu, das aus dem Myzel Produkte für die Inneneinrichtung herstellt. „Man arbeitet wirklich mit der Natur zusammen, um etwas zu züchten, anstatt es zu erschaffen, und das ist irgendwie futuristisch.“

Mogu, 50 Kilometer nordwestlich von Mailand gelegen, leitet eine Forschungsinitiative zur Entwicklung von Vliesstoffen aus Mycelfasern für die Textilindustrie.

Von Risotto bis zu Soßen sind Pilze seit langem ein Grundnahrungsmittel in der Küche. Jetzt zeigen Pilze das Potenzial, mehr als nur Geschmack zu bieten - als nachhaltiges, biegsames Material für die Modeindustrie.

Forscher nutzen die netzartige Struktur des Wurzelsystems des Pilzes - das Myzel - als Alternative zu synthetischen Fasern für Kleidung und andere Produkte wie Autositze.

„Es ist definitiv ein Umdenken im Herstellungsprozess“, sagt Annalisa Moro, EU-Projektleiterin beim italienischen Unternehmen Mogu, das aus dem Myzel Produkte für die Inneneinrichtung herstellt. „Man arbeitet wirklich mit der Natur zusammen, um etwas zu züchten, anstatt es zu erschaffen, und das ist irgendwie futuristisch.“

Mogu, 50 Kilometer nordwestlich von Mailand gelegen, leitet eine Forschungsinitiative zur Entwicklung von Vliesstoffen aus Mycelfasern für die Textilindustrie.

Das Projekt mit dem Namen MY-FI hat eine Laufzeit von vier Jahren bis Oktober 2024 und bringt Unternehmen, Forschungsinstitute, Industrieorganisationen und akademische Einrichtungen aus ganz Europa zusammen..

MY-FI zeigt, wie die EU auf eine nachhaltigere Produktion und einen nachhaltigeren Verbrauch in der Textil- und Bekleidungsindustrie drängt, die in Europa rund 1,3 Millionen Menschen beschäftigt und einen Jahresumsatz von 167 Milliarden Euro erzielt.

Die EU bezieht den Großteil ihrer Textilien aus dem Ausland, produziert sie aber in Ländern wie Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Auf Italien entfallen mehr als 40 % der EU-Bekleidungsproduktion.

Filigran und langlebig
Das empfindliche Material wird durch die Zugabe von biobasierten Chemikalien, die die Fasern miteinander verbinden, stärker und haltbarer gemacht.

Seine ökologische Herkunft steht im Gegensatz zu den meisten synthetischen Fasern wie Nylon und Polyester, die aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Öl gewonnen werden.

Das bedeutet, dass die Produktion von Kunstfasern zu den Treibhausgasemissionen beiträgt, die den Klimawandel beschleunigen. Darüber hinaus setzen diese Materialien beim Waschen Mikroplastik frei, das häufig in die Umwelt gelangt und Flüsse, Meere und Ozeane verschmutzt.

Das MY-FI-Myzel benötigt nur sehr wenig Erde, Wasser oder Chemikalien und ist damit sogar umweltfreundlicher als Naturfasern wie Baumwolle.

Kleiderprobe
Für die Modeindustrie sind die weichen, wasserabweisenden Eigenschaften des Myzels ebenso attraktiv wie seine Umweltfreundlichkeit.

Fragen Sie einfach Mariagrazia Sanua, Nachhaltigkeits- und Zertifizierungsmanagerin bei Dyloan Bond Factory, einem italienischen Modedesigner und -hersteller, der zu MY-FI gehört.

Das Unternehmen hat das auf Myzel basierende Material in schwarzer und brauner Farbe und mit gewachstem Finish verwendet, um einen Prototyp eines Kleides, eine Kombination aus Oberteil und Midirock, Taschen und kleine Lederaccessoires herzustellen.

Laserschneiden und Siebdruck wurden eingesetzt, um das Materialverhalten zu bewerten. Die Herausforderung bestand darin, sich auf die Stoffbahnen - Quadrate aus dem Myzelmaterial anstelle von herkömmlichen Textilrollen wie Baumwolle, Leinen und Polyester - sowie auf Eigenschaften wie Zugfestigkeit und Nahtdichtigkeit einzustellen.

„Wir mussten das Paradigma komplett ändern und Prozesse und Kleidungsstücke auf der Grundlage des Materials entwerfen“, so Sanua.

Das Unternehmen hofft, den Verbrauchern mit dem Myzelmaterial eine Reihe von Produkten anbieten zu können, die eine Alternative zu Tierleder darstellen.

Leder-ungebunden
Volkswagen, der zweitgrößte Automobilhersteller der Welt, setzt auf Mycel-Technologien, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und von Leder für die Innenausstattung von Fahrzeugen wegzukommen.

Die Kunden wünschen sich zunehmend tierfreie Materialien für den Innenraum, von Sitzbezügen und Türverkleidungen bis hin zu Armaturenbrettern und Lenkrädern. Ein nachhaltiger Ersatz für Leder ist daher eine spannende Perspektive, so Dr. Martina Gottschling, Wissenschaftlerin bei Volkswagen Group Innovation.

„Ein schnell wachsendes biologisches Material, das ohne Tierversuche und mit geringem Aufwand hergestellt werden kann und zudem keine erdölbasierten Ressourcen benötigt, ist ein Wendepunkt bei den Innenraummaterialien“, sagte sie.

Das Myzelmaterial ist außerdem leichter als Leder, ein weiterer Pluspunkt für die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von VW.

Die Beteiligung des Unternehmens an MY-FI treibt die Projektforscher an der Universität Utrecht in den Niederlanden und am I-TECH Lyon in Frankreich dazu an, die Haltbarkeit des Myzelgewebes zu verbessern. Um vom Prototyp zur Produktionslinie zu gelangen, muss das Gewebe die von VW festgelegten Qualitätsanforderungen erfüllen, damit das Material ein Fahrzeugleben lang hält.

Gottschling ist überzeugt, dass diese Herausforderung im kommenden Jahrzehnt bewältigt werden kann. „Wir sehen das Material schon jetzt als eines der hochwertigen Materialien für Innenraumanwendungen, die in Zukunft möglich sein werden“, sagte sie.

Wenn das Leben einem Tomaten schenkt
Pilze sind nicht das einzige Lebensmittel, das das Potenzial hat, eine Revolution in Sachen nachhaltiges Garn auszulösen. Laut Dr. Ozgur Atalay und Dr. Alper Gurarslan von der Technischen Universität Istanbul in der Türkei haben auch Tomatenstängel ein verborgenes Talent.

Als sie sahen, dass Tomatenstängel nach der Ernte auf den Feldern verwelkten, begannen Atalay und Gurarslan zu untersuchen, ob sich die Stängel in nachhaltige Fasern verwandeln ließen.

Tests bewiesen, dass sich die landwirtschaftlichen Abfälle tatsächlich in Garn verwandeln lassen. Doch Atalay und Gurarslan waren entschlossen, noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie wollten aus Tomatenstängeln eine Garnart für Kleidungsstücke herstellen, die Herzschlag, Atemfrequenz und Gelenkbewegungen überwachen.

Die beiden Forscher leiten ein Projekt zur Herstellung dieser Art von elektrisch leitfähiger Kleidung aus - erstmals - nachhaltigen Materialien.

Das Projekt mit dem Namen SMARTWASTE hat eine Laufzeit von vier Jahren bis Ende 2026 und umfasst auch Hochschul- und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Italien, den Niederlanden und Polen.

„Das Schöne an diesem Projekt ist, dass wir mit Abfällen beginnen“, so Atalay. „Wir nehmen landwirtschaftliche Abfälle und stellen nicht nur normale Textilien her, sondern etwas viel Wertvolleres“.

Kostenvoranschläge werden zwar erst im weiteren Verlauf des Projekts erstellt, wenn die Designpartner an der Entwicklung konkreter Produkte arbeiten, aber er wies darauf hin, dass intelligente Kleidung um einiges teurer sein wird als herkömmliche.

Ein intelligentes Textilhemd könnte laut Atalay bis zu 1.000 € kosten.

Das spezielle Material, die begrenzten Produktionsmengen und die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die erforderlich sind, um tragbare Technologien zu entwickeln, die haltbar, waschbar und bequem sind, tragen alle zu diesem Preis bei.

Fortschritte in der Technologie sollten letztendlich zu niedrigeren Produktionskosten und Verbraucherpreisen führen.

Die Saat der Erfolgspappel
Die türkische Landschaft war auch die Inspiration für einen zweiten Teil des Projekts. Die in der Türkei reichlich vorhandenen Pappelbäume und insbesondere ihre weißen, flauschigen, baumwollähnlichen Samen veranlassten Gurarslan zu untersuchen, ob sie eine nachhaltige Textilquelle darstellen könnten.

Ihre Fasern wurden zwar als zu kurz für die Herstellung von Garnen abgetan, aber die Samen haben drei besondere Eigenschaften, die für die Textilindustrie interessant sind: eine hohle, röhrenartige Struktur, die Wärme speichern kann, um thermische Eigenschaften zu erzielen, eine antibakterielle Eigenschaft und Wasserbeständigkeit.

Das Netzwerk von SMARTWASTE-Experten hat die Samen mit recyceltem Polyester gemischt, um einen Vliesstoff herzustellen, den das Team zu Textilprodukten mit verbesserten thermischen Eigenschaften verarbeiten will.

Die Forscher hoffen, dass dies erst der Anfang einer weitreichenden Umgestaltung von Textilien ist.

„Unser Ziel ist es, die nächste Generation von Forschern und Innovatoren im Bereich nachhaltiger Textilien auszubilden“, so Atalay.

Textilabfall Ki generiertes Bild: Pete Linforth, Pixabay
02.04.2024

Die Zukunft zirkulärer Textilien: „New Cotton“-Projekt abgeschlossen

Als Weltpremiere für die Modeindustrie hatten sich im Oktober 2020 zwölf Pionierunternehmen zusammengefunden, um neue Wege zu beschreiten und ein Kreislaufmodell für die kommerzielle Bekleidungsproduktion zu entwickeln. Mehr als drei Jahre lang wurden Textilabfälle gesammelt und sortiert und mithilfe der Technologie zur Wiederherstellung von Textilfasern der Infinited Fiber Company zu einer neuen, künstlichen Zellulosefaser recycelt, die aussieht und sich anfühlt wie Baumwolle - eine „neue Baumwolle“.

Als Weltpremiere für die Modeindustrie hatten sich im Oktober 2020 zwölf Pionierunternehmen zusammengefunden, um neue Wege zu beschreiten und ein Kreislaufmodell für die kommerzielle Bekleidungsproduktion zu entwickeln. Mehr als drei Jahre lang wurden Textilabfälle gesammelt und sortiert und mithilfe der Technologie zur Wiederherstellung von Textilfasern der Infinited Fiber Company zu einer neuen, künstlichen Zellulosefaser recycelt, die aussieht und sich anfühlt wie Baumwolle - eine „neue Baumwolle“.

Das zukunftsweisende New Cotton Project startete im Oktober 2020 mit dem Ziel, eine zirkuläre Wertschöpfungskette für die kommerzielle Bekleidungsproduktion aufzuzeigen. Während des gesamten Projekts arbeitete das Konsortium daran, Alttextilien zu sammeln und zu sortieren, die mithilfe der innovativen Infinited Fiber-Technologie zu einer neuen zellulosehaltigen Chemiefaser namens Infinna™ recycelt werden konnten, die genauso aussieht und sich anfühlt wie neue Baumwolle. Die Fasern wurden zu Garnen gesponnen und zu verschiedenen Geweben verarbeitet, die von adidas und H&M entworfen, produziert und verkauft wurden. Der adidas by Stella McCartney-Trainingsanzug sowie eine bedruckte Jacke und Jeans von H&M sind damit die ersten Produkte, die von einem kreislauforientierten Konsortium dieser Größenordnung hergestellt wurden und damit einen innovativen und kreislauforientierten Ansatz für die Modeindustrie aufzeigt.
 
Da das Projekt im März 2024 abgeschlossen wurde, stellt das Konsortium acht Schlüsselfaktoren in den Fokus, die es als grundlegend für die erfolgreiche Skalierung des Faser-zu-Faser-Recyclings erachtet.

Die breite Einführung zirkulärer Wertschöpfungsketten ist entscheidend für den Erfolg
Die Kreislaufwirtschaft im Textilbereich erfordert neue Formen der Zusammenarbeit und des offenen Wissensaustauschs zwischen verschiedenen Akteuren in Kreislaufökosystemen. Diese Ökosysteme müssen Akteure einbeziehen, die über die traditionellen Lieferketten hinausgehen und bisher voneinander getrennte Industrien und Sektoren wie die Textil- und Modebranche, die Abfallsammlung und -sortierung und die Recyclingindustrie sowie digitale Technologien, Forschungsorganisationen und politische Entscheidungsträger einbeziehen. Damit das Ökosystem effektiv funktionieren kann, müssen die verschiedenen Akteure an der Abstimmung von Prioritäten, Zielen und Arbeitsmethoden beteiligt sein und die Bedürfnisse, Anforderungen und technisch-wirtschaftlichen Möglichkeiten der anderen kennenlernen. Aus einer breiteren Perspektive betrachtet, ist auch ein grundlegenderer Wandel in den Denkweisen und Geschäftsmodellen im Hinblick auf einen systemischen Übergang zur Kreislaufwirtschaft erforderlich, z. B. die Abkehr von den linearen Geschäftsmodellen der Fast Fashion. Neben dem offenen Wissensaustausch innerhalb solcher Ökosysteme ist es ebenfalls wichtig, gelernte Lektionen und Erkenntnisse öffentlich zu machen, um andere Marktteilnehmer bei der Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und zu inspirieren.
     
Kreislaufwirtschaft beginnt mit dem Designprozess
Bei der Entwicklung neuer Styles ist es wichtig, von Anfang an ein End-of-Life-Szenario im Auge zu behalten. Denn davon hängt ab, welche Verzierungen, Drucke und Accessoires verwendet werden können. Wenn Designer es dem Recyclingprozess so einfach wie möglich machen, ist die Chance größer, dass die Kleidung tatsächlich wieder als Rohstoff verwendet wird. Darüber hinaus ist es wichtig, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die es ermöglichen, Produkte so lange wie möglich zu nutzen, einschließlich Reparatur-, Miet-, Wiederverkaufs- und Sharing-Dienste.

Aufbau und Ausbau von Sortier- und Recyclinginfrastrukturen sind entscheidend
Um die kreislauforientierte Bekleidungsproduktion auszubauen, bedarf es technologischer Innovationen und der Entwicklung von Infrastrukturen für die Sammlung und Sortierung von Alttextilien sowie für die mechanische Vorverarbeitung des Ausgangsmaterials. Derzeit erfolgt ein Großteil der Textilsortierung manuell, und die verfügbaren optischen Sortier- und Identifizierungstechnologien sind nicht in der Lage, Kleidungsschichten und komplexe Fasermischungen zu erkennen oder Abweichungen in der Qualität des Ausgangsmaterials für das Faser-zu-Faser-Recycling festzustellen. Die Vorbehandlung des Ausgangsmaterials ist ein entscheidender Schritt im Textil-zu-Textil-Recycling, der jedoch außerhalb derjenigen, die ihn tatsächlich ausführen, nicht gut verstanden wird. Dies erfordert eine Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, und es bedarf eingehender Kenntnisse und Fähigkeiten, um dies richtig zu tun. Dies ist ein Bereich, der mehr Aufmerksamkeit und stärkere wirtschaftliche Anreize braucht, wenn das Textil-zu-Textil-Recycling ausgebaut wird.

Die Verbesserung von Qualität und Datenlage ist entscheidend
Es besteht immer noch ein erheblicher Mangel an verfügbaren Daten, die den Übergang zu einer Kreislauftextilindustrie unterstützen. Dies bremst die Entwicklung von Systemlösungen und wirtschaftlichen Anreizen für den Textilkreislauf. So werden beispielsweise die Mengen der auf den Markt gebrachten Textilien oft als Ersatz für die Mengen an Post-Consumer-Textilien herangezogen, aber die verfügbaren Daten sind mindestens zwei Jahre alt und oft unvollständig. Auch auf nationaler Ebene kann es unterschiedliche Zahlen zu Textilabfällen geben, die aufgrund unterschiedlicher Methoden oder Datenjahre nicht übereinstimmen. Dies zeigt sich in den Berichten der niederländischen Massenbilanzstudie 2018 und des Überwachungsberichts zur Kreislaufwirtschaftspolitik für Textilien 2020, wo es einen Unterschied von 20 % zwischen den auf den Markt gebrachten Zahlen und den gemessenen Mengen an separat gesammelten und im gemischten Restmüll enthaltenen Post-Consumer-Textilien gibt. Abgesehen von einigen guten Studien wie Sorting for Circularity Europe und der jüngsten Charakterisierungsstudie von ReFashion gibt es auch fast keine zuverlässigen Informationen über die Faserzusammensetzung im Post-Consumer-Textilstrom. Textil-zu-Textil-Recycler würden von einer besseren Verfügbarkeit zuverlässigerer Daten profitieren. Die politische Überwachung von Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung sollte sich darauf konzentrieren, die Anforderungen an die Berichterstattung in ganz Europa von der Sammlung von Post-Consumer-Textilien bis zu ihrem endgültigen Endpunkt zu standardisieren und Anreize für die Digitalisierung zu schaffen, damit die Berichterstattung automatisiert werden kann und hochwertige Textildaten nahezu in Echtzeit zur Verfügung stehen.

Die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Forschung und Entwicklung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg
Insgesamt deuten die Ergebnisse des New Cotton Project darauf hin, dass Stoffe, die Infinna™-Fasern enthalten, eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Baumwoll- und Viskosegeweben darstellen, wobei sie ähnliche Leistungsmerkmale und ästhetische Qualitäten aufweisen. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die Textilindustrie im Hinblick auf Nachhaltigkeit und umweltfreundlichere Produktionsverfahren haben. Das Projekt hat jedoch auch gezeigt, dass die Skalierung des Faser-zu-Faser-Recyclings weiterhin kontinuierliche Forschung und Entwicklung in der gesamten Wertschöpfungskette erfordert. So ist beispielsweise der Bedarf an Forschung und Entwicklung im Bereich der Sortiersysteme von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen des chemischen Recyclings ist es ebenfalls erforderlich, eine hohe Rückgewinnungsrate und den Kreislauf der verwendeten Chemikalien sicherzustellen, um die Umweltauswirkungen des Prozesses zu begrenzen. Bei den Herstellungsprozessen wurde überdies hervorgehoben, dass eine kontinuierliche Innovation bei der Verarbeitungsmethode von Vorteil ist und dass Technologien und Marken eng mit den Herstellern zusammenarbeiten müssen, um die weitere Entwicklung in diesem Bereich zu unterstützen.

Über weniger umweltbelastende Fasern hinaus denken
Die von Dritten geprüfte Ökobilanz der Wertschöpfungskette des New Cotton Project zeigt, dass die Cellulosecarbamatfaser, insbesondere wenn sie mit einer erneuerbaren Stromquelle hergestellt wird, im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle und Viskose potenziell geringere Umweltauswirkungen aufweist. Es ist jedoch zu beachten, dass dieser Vergleich auf der Grundlage von durchschnittlichen globalen Datensätzen von Ecoinvent für Baumwoll- und Viskosefasern durchgeführt wurde und dass die Umweltleistung der auf dem Markt erhältlichen Primärfasern unterschiedlich ist. Die Analyse verdeutlicht jedoch auch, wie wichtig der Rest der Zuliefererkette für die Verringerung der Umweltauswirkungen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass selbst bei einer Verringerung der Umweltauswirkungen durch die Verwendung von Recyclingfasern in anderen Phasen des Lebenszyklus noch einiges zu tun ist. So sind zum Beispiel die Qualität der Kleidungsstücke und ihre Nutzung während ihrer gesamten Lebensdauer entscheidend für die Verringerung der Umweltauswirkungen pro Kleidungsstück.
          
Einbeziehung der Verbraucher
Die EU hat die Kultur als eines der Haupthindernisse für die Einführung der Kreislaufwirtschaft in Europa identifiziert. Eine quantitative Verbraucherbefragung von adidas, die während des Projekts in drei wichtigen Märkten durchgeführt wurde, ergab, dass es immer noch Verwirrung über die Kreislaufwirtschaft bei Textilien gibt, was die Bedeutung einer effektiven Kommunikation mit den Verbrauchern und von Aktivitäten zur Einbindung der Öffentlichkeit verdeutlicht hat.
     
Einheitliche Rechtsvorschriften
Die Gesetzgebung ist ein wirksames Instrument, um die Einführung nachhaltigerer und kreislauforientierter Praktiken in der Textilindustrie voranzutreiben. Da allein in der EU mehrere neue Gesetzesvorhaben anstehen, ist ein kohärenter und harmonisierter Ansatz für die erfolgreiche Umsetzung der Politik in der Textilindustrie unerlässlich. Die Betrachtung des Zusammenhangs zwischen unterschiedlichen Rechtsvorschriften wie der erweiterten Herstellerverantwortung und der Verordnung über das Ökodesign für nachhaltige Produkte sowie der entsprechenden Umsetzungsfristen wird den Akteuren in der gesamten Wertschöpfungskette helfen, sich effektiv auf die Annahme dieser neuen Vorschriften vorzubereiten.

Die hohe und ständig wachsende Nachfrage nach recycelten Materialien setzt voraus, dass alle denkbaren End-of-Use-Textilien gesammelt und sortiert werden müssen. Um die Nachfrage zu befriedigen, werden sowohl mechanische als auch chemische Recyclinglösungen benötigt. Außerdem sollten wir beide Wege, den geschlossenen Kreislauf (Faser-zu-Faser) und den offenen Kreislauf (Faser zu anderen Sektoren), effektiv umsetzen. Der Export von minderwertigen wiederverwendbaren Textilien in Länder außerhalb der EU muss dringend überdacht werden. Es wäre vorteilhafter, sie in Europa wiederzuverwenden oder, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, diese Textilien im europäischen Binnenmarkt zu recyceln, anstatt sie in Länder zu exportieren, in denen die Nachfrage oft nicht gesichert und die Abfallwirtschaft unzureichend ist.

Insgesamt verdeutlichen die Erkenntnisse die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes und eines grundlegenden Umdenkens in den Arbeitsweisen der Textilindustrie. Eine vertiefte Zusammenarbeit und ein Wissensaustausch sind von zentraler Bedeutung für die Entwicklung effektiver Kreislauf-Wertschöpfungsketten, die dazu beitragen, die Skalierung innovativer Recyclingtechnologien zu unterstützen und die Verfügbarkeit von Recyclingfasern auf dem Markt zu erhöhen. Die Weiterentwicklung und Skalierung des Sammelns und Sortierens sowie die Behebung der erheblichen Lücken bei der Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Daten über die Textilströme sollten dringend Vorrang haben. Das New-Cotton-Projekt hat auch gezeigt, dass Recycling-Fasern wie Infinna™ eine nachhaltigere Alternative zu einigen anderen traditionellen Fasern darstellen, gleichzeitig aber auch verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Wertschöpfungskette als Ganzes zu betrachten, um die Umweltauswirkungen zu verringern. Kontinuierliche Forschung und Entwicklung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass wir in Zukunft recycelte Textilien in großem Maßstab anbieten können.

Das New Cotton Project wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101000559 gefördert.

Quelle:

Fashion for Good

Foto: Udo Jandrey
22.03.2024

Neues Modell für nachhaltige Strukturen aus textilbewehrtem Beton

Durch die Verstärkung von Beton mit Textilgeweben anstelle von Stahl ist es möglich, weniger Material zu verwenden und schlanke, leichte Strukturen mit deutlich geringeren Umweltbelastungen zu schaffen. Die Technologie zur Verwendung von Carbonfasertextilien existiert bereits, aber es war jedoch eine Herausforderung, eine Grundlage für zuverlässige Berechnungen für komplexe und gewölbte Strukturen zu schaffen. Forscher der Chalmers University of Technology in Schweden stellen nun eine Methode vor, die es erleichtert, Berechnungen zu skalieren und so den Bau von umweltfreundlicheren Brücken, Tunneln und Gebäuden zu ermöglichen.

Durch die Verstärkung von Beton mit Textilgeweben anstelle von Stahl ist es möglich, weniger Material zu verwenden und schlanke, leichte Strukturen mit deutlich geringeren Umweltbelastungen zu schaffen. Die Technologie zur Verwendung von Carbonfasertextilien existiert bereits, aber es war jedoch eine Herausforderung, eine Grundlage für zuverlässige Berechnungen für komplexe und gewölbte Strukturen zu schaffen. Forscher der Chalmers University of Technology in Schweden stellen nun eine Methode vor, die es erleichtert, Berechnungen zu skalieren und so den Bau von umweltfreundlicheren Brücken, Tunneln und Gebäuden zu ermöglichen.

„Ein Großteil des Betons, den wir heute verwenden, hat die Funktion einer Schutzschicht, die verhindert, dass die Stahlbewehrung korrodiert. Wenn wir stattdessen Textilbewehrung einsetzen, können wir den Zementverbrauch senken und so weniger Beton verbauen - und damit die Auswirkungen auf das Klima verringern“, sagt Karin Lundgren, Professorin für Betonkonstruktionen an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen in Chalmers.

Zement ist ein Bindemittel für Beton und seine Herstellung aus Kalkstein hat große Auswirkungen auf das Klima. Eines der Probleme besteht darin, dass bei der Herstellung große Mengen an Kohlendioxid freigesetzt werden, die im Kalkstein gebunden sind. Jedes Jahr werden weltweit etwa 4,5 Milliarden Tonnen Zement hergestellt, und die Zementindustrie ist für rund 8 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Es wird daher intensiv an alternativen Methoden und Materialien für Betonkonstruktionen geforscht.

Geringerer Kohlenstoff-Fußabdruck durch dünnere Konstruktionen und alternative Bindemittel
Durch die Verwendung alternativer Bindemittel anstelle von Zement, z. B. Ton oder Vulkanasche, lassen sich die Kohlendioxidemissionen weiter verringern. Bislang ist jedoch unklar, wie gut solche neuen Bindemittel die Stahlbewehrung langfristig schützen können.

„Man könnte das Problem des Korrosionsschutzes umgehen, indem man anstelle von Stahl Kohlenstofffasern als Verstärkungsmaterial verwendet, da diese nicht auf dieselbe Weise geschützt werden müssen. Außerdem kann man noch mehr erreichen, indem man dünne Schalenstrukturen mit geringerer Klimabelastung optimiert“, so Karin Lundgren.

In einer kürzlich in der Fachzeitschrift Construction and Building Materials veröffentlichten Studie beschreiben Karin Lundgren und ihre Kollegen eine neue Modellmethode, die sich bei Analysen zur Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Textilbewehrung und Beton als zuverlässig erwiesen hat.

„Wir haben eine Methode entwickelt, die die Berechnung komplexer Strukturen erleichtert und die Notwendigkeit von Tragfähigkeitsprüfungen verringert“, erläutert Karin Lundgren.

Ein Bereich, in dem die textile Bewehrungstechnologie die Umweltauswirkungen erheblich reduzieren könnte, ist die Konstruktion von Geschossdecken. Da der größte Teil der Klimabelastung eines Gebäudes während der Produktion von den Deckenkonstruktionen ausgeht, ist dies eine effektive Möglichkeit, nachhaltiger zu bauen. Eine frühere Forschungsstudie der Universität Cambridge zeigt, dass Textilverstärkungen die Kohlendioxidemissionen im Vergleich zu herkömmlichen Massivdecken um bis zu 65 Prozent reduzieren können.

Ein Methode zur Vereinfachung der Kalkulation
Ein textiles Bewehrungsnetz besteht aus Garnen, wobei jedes Garn aus Tausenden von dünnen Filamenten (langen Endlosfasern) besteht. Die Bewehrungsmatte wird in Beton gegossen, und wenn der textilbewehrte Beton belastet wird, gleiten die Filamente sowohl gegen den Beton als auch gegeneinander im Inneren des Garns. Ein Textilgarn in Beton verhält sich nicht wie eine Einheit, was für das Verständnis der Tragfähigkeit des Verbundmaterials wichtig ist. Die von den Chalmers-Forschern entwickelte Modellierungstechnik beschreibt diese Effekte.

„Man könnte es so beschreiben, dass das Garn aus einem inneren und einem äußeren Kern besteht, die bei Belastung des Betons in unterschiedlichem Maße beeinflusst werden. Wir haben eine Test- und Berechnungsmethode entwickelt, die diese Wechselwirkung beschreibt. In Experimenten konnten wir zeigen, dass unsere Berechnungsmethode auch für komplexe Strukturen zuverlässig genug ist“, sagt Karin Lundgren.

Gemeinsam mit Kollegen wird die Arbeit nun fortgesetzt, um Optimierungsmethoden für größere Strukturen zu entwickeln.

„Angesichts der Tatsache, dass das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) davon ausgeht, dass sich die Gesamtbodenfläche in der Welt in den nächsten 40 Jahren aufgrund des zunehmenden Wohlstands und des Bevölkerungswachstums verdoppeln wird, müssen wir alles tun, um so ressourceneffizient wie möglich zu bauen, um der Herausforderung des Klimawandels zu begegnen“, sagt Karin Lundgren.

Quelle:

Chalmers | Mia Halleröd Palmgren

Empa-Forscher Simon Annaheim arbeitet an einer Matratze für Neugeborene. Bild: Empa
11.03.2024

Medizin-Textilien und Sensoren: Smarter Schutz für zarte Haut

Hautverletzungen durch anhaltenden Druck entstehen häufig bei Menschen, die ihre Position nicht selbstständig verändern können – etwa erkrankte Neugeborene im Spital oder ältere Menschen. Empa-Forschende bringen jetzt dank erfolgreicher Partnerschaften mit Industrie und Forschung zwei smarte Lösungen für das Wundliegen auf den Weg.

Lastet längere Zeit zu viel Druck auf unserer Haut, nimmt sie Schaden. Zu den Bevölkerungsgruppen, die einem hohen Risiko für derartige Druckverletzungen ausgesetzt sind, gehören beispielsweise Menschen im Rollstuhl, Neugeborene auf der Intensivstation oder Betagte. Die Folgen sind Wunden, Infektionen und Schmerzen.

Hautverletzungen durch anhaltenden Druck entstehen häufig bei Menschen, die ihre Position nicht selbstständig verändern können – etwa erkrankte Neugeborene im Spital oder ältere Menschen. Empa-Forschende bringen jetzt dank erfolgreicher Partnerschaften mit Industrie und Forschung zwei smarte Lösungen für das Wundliegen auf den Weg.

Lastet längere Zeit zu viel Druck auf unserer Haut, nimmt sie Schaden. Zu den Bevölkerungsgruppen, die einem hohen Risiko für derartige Druckverletzungen ausgesetzt sind, gehören beispielsweise Menschen im Rollstuhl, Neugeborene auf der Intensivstation oder Betagte. Die Folgen sind Wunden, Infektionen und Schmerzen.

Die Behandlung ist aufwändig und teuer: Jährlich entstehen Gesundheitskosten von rund 300 Millionen Schweizer Franken. "Darüber hinaus können bestehende Erkrankungen durch derartige Druckverletzungen verschlimmert werden", sagt Empa-Forscher Simon Annaheim vom "Biomimetic Membranes and Textiles"-Labor in St. Gallen. Nachhaltiger wäre es, so Annaheim, den Gewebeschäden vorzubeugen, um sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Zwei aktuelle Forschungsprojekte unter Beteiligung der Empa bringen nun entsprechende Lösungen voran: Entwickelt wird hierbei eine Druck-ausgleichende Matratze für Neugeborene auf der Intensivstation und ein textiles Sensorsystem für querschnittsgelähmte Personen und bettlägerige Menschen.

Optimal gebettet am Start des Lebens
Dabei sind die Ansprüche der Haut je nach Alter völlig unterschiedlich: Bei Erwachsenen stehen die Reibung der Haut auf der Liegefläche, physikalische Scherkräfte im Gewebe und eine fehlende Atmungsaktivität von Textilien als Risikofaktoren im Vordergrund. Die Haut von Neugeborenen, die intensivmedizinisch behandelt werden, ist dagegen per se äusserst empfindlich, jeder Flüssigkeits- und Wärmeverlust über die Haut kann zum Problem werden. "Während diese besonders verletzlichen Babys gesundgepflegt werden, sollte die Liegesituation keine zusätzlichen Komplikationen hervorrufen", so Empa-Forscher Annaheim. Dass herkömmliche Matratzen die Lösung für Neugeborene mit ganz unterschiedlichem Gewicht und verschiedenen Erkrankungen sein können, glaubt er nicht. Das Team um Annaheim sucht daher mit Forschenden der ETH Zürich, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und des Universitäts-Kinderspital Zürich nach einer optimalen Liegefläche für die zarte Kinderhaut. Diese Matratze müsste sich individuell an den Körper anpassen können, um Kindern bei einem schwierigen Start ins Leben helfen zu können.

Hierzu ermittelten die Forschenden zunächst die Druckverhältnisse an den verschiedenen Körperregionen von Neugeborenen. "Unsere Drucksensoren haben gezeigt, dass Kopf, Schultern und untere Wirbelsäule die Zonen mit dem grössten Risiko für Druckstellen sind", sagt Annaheim. Diese Ergebnisse flossen in die Entwicklung einer luftgefüllten Matratze der besonderen Art ein: Ihre drei Kammern können mit Hilfe von Drucksensoren und einem Mikroprozessor über eine elektronische Pumpe präzise so befüllt werden, dass der Druck an den jeweiligen Stellen minimiert wird. Eine an der Empa entwickeltes Infrarot-Laser-Verfahren erlaubte es dabei die Matratze aus einer flexiblen, mehrschichtigen und hautschonenden Polymermembran ohne störende Kanten zu erzeugen.

Nach einem mehrstufigen Entwicklungsprozess im Labor durften erste kleine Patientinnen und Patienten auf dem Prototyp der Matratze liegen. Der Effekt machte sich sofort bemerkbar, als die Forschenden die Matratze je nach den individuellen Bedürfnissen der Babys unterschiedlich stark mit Luft füllten: Gegenüber einer herkömmlichen Schaumstoffmatratze reduzierte der Prototyp den Druck auf die gefährdeten Körperstellen um bis zu 40 Prozent.

Nach dieser erfolgreichen Pilotstudie wird der Prototyp in den Empa-Labors nun weiter optimiert. Demnächst starten Simon Annaheim und Doktorand Tino Jucker eine grösser angelegte Studie mit der neuen Matratze mit der Abteilung für Intensivmedizin & Neonatologie am Kinderspital Zürich.

Intelligente Sensoren beugen vor
In einem weiteren Projekt arbeiten Empa-Forschende daran, den sogenannten Dekubitus-Gewebeschäden bei Erwachsenen vorzubeugen. Hierbei werden die Risikofaktoren Druckbelastung und Durchblutungsstörung in hilfreiche Warnsignale umgewandelt.

Liegt man längere Zeit in der gleichen Position, führen Druck und Durchblutungsstörungen zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff. Während der Sauerstoffmangel bei gesunden Menschen einen Reflex ausgelöst, sich zu bewegen, kann dieser neurologische Feedback-Loop etwa bei Menschen mit Querschnittslähmung oder bei Koma-Patienten gestört sein. Hier können smarte Sensoren helfen, frühzeitig vor dem Risiko eines Gewebeschadens zu warnen.

Im Projekt "ProTex" hat ein Team aus Forschenden der Empa, der Universität Bern, der Fachhochschule OST und der Bischoff Textil AG in St. Gallen ein Sensorsystem aus smarten Textilien mit zugehöriger Datenanalyse in Echtzeit entwickelt. "Die hautverträglichen textilen Sensoren enthalten zwei verschiedene funktionelle Polymerfasern», sagt Empa-Forscher Luciano Boesel vom "Biomimetic Membranes and Textiles"-Labor in St. Gallen. Neben Druck-sensitiven Fasern integrierten die Forschenden lichtleitende Polymerfasern (POFs), die der Sauerstoffmessung dienen. "Sobald der Sauerstoffgehalt in der Haut abfällt, signalisiert das hochempfindliche Sensorsystem ein steigendes Risiko für Gewebeschäden", erklärt Boesel. Die Daten werden dann direkt an den Patienten oder das Pflegepersonal übermittelt. So könne etwa eine liegende Person rechtzeitig umgelagert werden, bevor das Gewebe Schaden nimmt.

Patentierte Technologie
Die Technologie dahinter beinhaltet auch ein an der Empa entwickeltes neuartiges Mikrofluidik-Nassspinnverfahren für die Herstellung von POFs. Es erlaubt eine präzise Steuerung der Polymerkomponenten im Mikrometerbereich und eine sanftere, umweltfreundlichere Verarbeitung der Fasern. Das Mikrofluidik-Verfahren ist eines von drei Patenten, die bisher aus dem "ProTex"-Projekt hervorgegangen sind.

Ein weiteres Produkt ist ein atmungsaktiver Textilsensor, der direkt auf der Haut getragen wird. Das 2023 aus dem Projekt entstandene Spin-off "Sensawear" in Bern treibt derzeit die Markteinführung voran. Darüber hinaus ist Empa-Forscher Boesel überzeugt: "Die Erkenntnisse und Technologien aus "ProTex" werden künftig weitere Anwendungen im Bereich der tragbaren Sensorik und der smarten Kleidung ermöglichen."

Quelle:

Dr. Andrea Six, Empa

(c) RMIT University
26.02.2024

Abkühlung durch Nanodiamanten

Forschende der RMIT University nutzen Nanodiamanten, um smarte Textilien zu entwickeln, die Menschen schneller abkühlen können.

Die Studie ergab, dass Stoffe aus Baumwolle, die mit Nanodiamanten beschichtet sind, im Vergleich zu unbehandelter Baumwolle während des Abkühlungsprozesses um 2-3 Grad Celsius kühler sind. Die Nanodiamanten ziehen die Körperwärme an und geben sie an den Stoff ab - ein Ergebnis der enormen Wärmeleitfähigkeit der Nanodiamanten.

Dr. Shadi Houshyar, Projektleiterin und Dozentin, sagte in der Zeitschrift Polymers for Advanced Technologies, dass es eine große Chance gebe, diese Erkenntnisse zu nutzen, um neue Textilien für Sportbekleidung und sogar für persönliche Schutzkleidung zu entwickeln, wie z. B. Unterzieher, die Feuerwehrleute kühl halten.

Die Studie ergab auch, dass Nanodiamanten den UV-Schutz von Baumwolle erhöhen, was sie ideal für Sommerkleidung im Freien macht.

Forschende der RMIT University nutzen Nanodiamanten, um smarte Textilien zu entwickeln, die Menschen schneller abkühlen können.

Die Studie ergab, dass Stoffe aus Baumwolle, die mit Nanodiamanten beschichtet sind, im Vergleich zu unbehandelter Baumwolle während des Abkühlungsprozesses um 2-3 Grad Celsius kühler sind. Die Nanodiamanten ziehen die Körperwärme an und geben sie an den Stoff ab - ein Ergebnis der enormen Wärmeleitfähigkeit der Nanodiamanten.

Dr. Shadi Houshyar, Projektleiterin und Dozentin, sagte in der Zeitschrift Polymers for Advanced Technologies, dass es eine große Chance gebe, diese Erkenntnisse zu nutzen, um neue Textilien für Sportbekleidung und sogar für persönliche Schutzkleidung zu entwickeln, wie z. B. Unterzieher, die Feuerwehrleute kühl halten.

Die Studie ergab auch, dass Nanodiamanten den UV-Schutz von Baumwolle erhöhen, was sie ideal für Sommerkleidung im Freien macht.

„2 oder 3 Grad mögen nicht viel erscheinen, aber sie machen einen Unterschied in Bezug auf den Komfort und die Auswirkungen auf die Gesundheit über einen längeren Zeitraum und könnten in der Praxis den Unterschied ausmachen, ob man seine Klimaanlage aus- oder anschaltet“, so Houshyar. „Es gibt auch die Möglichkeit zu erforschen, wie Nanodiamanten eingesetzt werden können, um Gebäude vor Überhitzung zu schützen, was wiederum Vorteile für die Umwelt mit sich bringen kann.“

Die Verwendung dieses Gewebes in der Kleidung wird voraussichtlich zu einer Energieeinsparung von 20-30 % führen, da der Verbrauch von Klimaanlagen reduziert wird.

Das Forschungsteam des Centre for Materials Innovation and Future Fashion (CMIFF) besteht aus Ingenieuren und Textilforschern des RMIT, die über fundierte Kenntnisse in der Entwicklung smarter Textilien der nächsten Generation verfügen und mit der Industrie zusammenarbeiten, um realistische Lösungen zu entwickeln.

Entgegen der landläufigen Meinung sind Nanodiamanten nicht dasselbe wie die Diamanten, die Schmuck schmücken, sagte Houshyar. „Sie sind tatsächlich billig herzustellen - billiger als Graphenoxid und andere Arten von Kohlenstoffmaterialien“, sagte sie. „Sie haben zwar eine Kohlenstoff-Gitterstruktur, sind aber viel kleiner. Außerdem lassen sie sich leicht durch Methoden wie Detonation oder aus Abfallmaterialien herstellen.“

Wie es funktioniert
Das Baumwollmaterial wurde zunächst mit einem Klebstoff beschichtet und dann mit einer Polymerlösung aus Nanodiamanten, Polyurethan und Lösungsmittel elektrogesponnen.

Durch dieses Verfahren entsteht ein Netz aus Nanofasern auf den Baumwollfasern, die dann ausgehärtet werden, um die beiden zu verbinden.

Die leitende Forscherin und Forschungsassistentin, Dr. Aisha Rehman, erklärte, dass die Beschichtung mit Nanodiamanten bewusst nur auf einer Seite des Gewebes aufgebracht wurde, um zu verhindern, dass die Wärme aus der Atmosphäre auf den Körper zurück übertragen wird.  

„Die Seite des Stoffes mit der Nanodiamantenbeschichtung berührt die Haut. Die Nanodiamanten leiten dann die Wärme vom Körper an die Luft weiter“, so Rehman, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Studie mitarbeitete. „Weil Nanodiamanten so gute Wärmeleiter sind, geht das schneller als bei unbehandeltem Stoff.“

Nanodiamanten wurden für diese Studie aufgrund ihrer hohen Wärmeleitfähigkeit ausgewählt, so Rehman. Nanodiamanten werden häufig in der IT-Branche eingesetzt und können auch dazu beitragen, die thermischen Eigenschaften von Flüssigkeiten und Gelen zu verbessern und die Korrosionsbeständigkeit von Metallen zu erhöhen.

„Nanodiamanten sind auch biokompatibel, d. h. sie sind für den menschlichen Körper ungefährlich. Daher haben sie ein großes Potenzial nicht nur für Textilien, sondern auch für den biomedizinischen Bereich“, so Rehman.
Obwohl die Forschung noch vorläufig ist, sagte Houshyar, hat diese Methode der Beschichtung von Textilien mit Nanofasern ein großes kommerzielles Potenzial.

„Dieser Ansatz des Elektrospinnens ist einfach und kann die Vielfalt der Herstellungsschritte im Vergleich zu den bisher getesteten Methoden, die langwierige Prozesse und die Verschwendung von Nanodiamanten mit sich bringen, erheblich reduzieren“, sagte Houshyar.

Weitere Forschungsarbeiten werden die Haltbarkeit der Nanofasern, insbesondere während des Waschvorgangs, untersuchen.

Quelle:

Shu Shu Zheng, RMIT University

Bäckerei Pexels auf Pixabay
08.01.2024

BakeTex: Textile Backunterlage hilft Bäckereien beim Energiesparen

Die anhaltende Energiekrise bringt das Bäckerhandwerk mehr und mehr an seine Grenzen. Allerorts müssen Bäckereien schließen, weil sie die stark gestiegenen Kosten für Strom und Gas nicht mehr aufbringen können. Der Einsatz energieeffizienter Backöfen und die Optimierung der Produktionsprozesse sind wichtige Bausteine, die helfen, Energie einzusparen. Forscher des Fraunhofer-Anwendungszentrums für Textile Faserkeramiken TFK in Münchberg haben jetzt einen weiteren Baustein entwickelt: eine textile Backunterlage.
 
In Bäckereien werden standardmäßig Bleche als Unterlage für die Backware in Kombination mit Backpapier oder Mehl eingesetzt, was nicht nur zu hohen Mengen an Abfall, sondern auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Bäckerasthma) führt. Die Backbleche sind zudem schwer und erhöhen durch ihre Masse den Energieverbrauch im Ofen, da sie bei jedem Backvorgang mit aufgeheizt werden müssen.

Die anhaltende Energiekrise bringt das Bäckerhandwerk mehr und mehr an seine Grenzen. Allerorts müssen Bäckereien schließen, weil sie die stark gestiegenen Kosten für Strom und Gas nicht mehr aufbringen können. Der Einsatz energieeffizienter Backöfen und die Optimierung der Produktionsprozesse sind wichtige Bausteine, die helfen, Energie einzusparen. Forscher des Fraunhofer-Anwendungszentrums für Textile Faserkeramiken TFK in Münchberg haben jetzt einen weiteren Baustein entwickelt: eine textile Backunterlage.
 
In Bäckereien werden standardmäßig Bleche als Unterlage für die Backware in Kombination mit Backpapier oder Mehl eingesetzt, was nicht nur zu hohen Mengen an Abfall, sondern auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Bäckerasthma) führt. Die Backbleche sind zudem schwer und erhöhen durch ihre Masse den Energieverbrauch im Ofen, da sie bei jedem Backvorgang mit aufgeheizt werden müssen.

Vor diesem Hintergrund hatte die Bayerische Forschungsstiftung im Jahr 2021 ein Forschungsprojekt bewilligt, in dem eine Alternative zu herkömmlichen Backblechen entwickelt werden sollte und das 2023 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Projektpartner waren das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Textile Faserkeramiken TFK aus Münchberg, die Fickenschers Backhaus GmbH aus Münchberg und die Weberei Wilhelm Zuleeg GmbH aus Helmbrechts.

Ziel des Projekts war es, eine energiesparende, schadstofffreie und wiederverwendbare textile Backunterlage mit integrierter Antihaftwirkung für den Einsatz in industriellen Bäckereien zu entwickeln. Leichtgewichtige und hitzebeständige Textilien bieten das Potenzial, die Vorheiztemperatur im Backofen zu senken und somit den Energieverbrauch zu reduzieren.
 
In einem ersten Schritt wurde daher ein dünnes para-Aramidgewebe aus Langstapelfasergarn mit 120 g/m² gefertigt und auf einen metallischen Rahmen gespannt. „Für die Webbindung hat sich die Dreherbindung als besonders geeignet erwiesen. Ihre charakteristische Gitterstruktur gewährleistet, dass das Textil nicht nur leicht, sondern auch luftdurchlässig ist“, so Silke Grosch vom Fraunhofer-Anwendungszentrum TFK.

„Außerdem kann sich das Gewebe durch das Fixieren der Fäden beim Waschen nicht verziehen und bleibt für lange Zeit formstabil“. Eine vollflächige Silikonbeschichtung sorgt schließlich dafür, dass die Backware an der Backunterlage nicht anhaftet. Dadurch kann auf das bislang notwendige Backpapier und die Mehlschicht verzichtet werden. Damit am Ende die Brötchen genauso rösch und braun aus dem Ofen kommen wie bei einem Standardblech, muss lediglich das Backprogramm angepasst werden. Ein wesentlicher Vorteil der textilen Backunterlage besteht weiterhin darin, dass sie faltbar ist und damit platzsparend gelagert werden kann.  
Im Zuge der vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0) wird die Backunterlage mit intelligenten Zusatzfunktionen ausgestattet sein. Zum einen können die Produktionsdaten im Backbetrieb mittels RFID-Chips oder QR-Codes ermittelt werden, zum anderen können Backwaren über ein individuelles Branding gezielt beworben werden.

Prof. Dr. Frank Ficker, Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums TFK resümiert: „Mit der textilen Backunterlage haben wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern ein zeitgemäßes und ressourcenschonendes Produkt entwickelt, das sich durch geringes Gewicht und hohe Flexibilität auszeichnet. Zusammen mit den möglichen Energieeinsparungen wird es dadurch für viele Bäckereibetriebe interessant.“

Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Textile Faserkeramiken TFK in Münchberg ist spezialisiert auf die Entwicklung, Herstellung und Prüfung textiler keramischer Komponenten. Es gehört zum Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau HTL in Bayreuth, eine Einrichtung des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC mit Hauptsitz in Würzburg.

Quelle:

Fraunhofer-Anwendungszentrum für Textile Faserkeramiken TFK

Verbesserte Fertigungsmethode für Wundverschlüsse (c) Wilson College of Textiles
03.01.2024

Verbesserte Fertigungsmethode für Wundverschlüsse

Wenn Sie schon einmal genäht wurden oder einen chirurgischen Eingriff hatten, haben Sie vielleicht eine Wundnaht erhalten. Das sind die Fäden, die zum Schließen von Wunden oder zum Zusammenfügen von Gewebe zu anderen Zwecken verwendet werden.

Aber wussten Sie, dass es verschiedene Arten von Nahtmaterial gibt, die sich auf Ihre Erfahrungen beim Arzt oder Chirurgen auswirken können?

So können beispielsweise „barbed sutures“ (chirurgisches Nahtmaterial mit Widerhaken) die Zeit, die Sie auf dem Operationstisch verbringen, verkürzen und die Wahrscheinlichkeit chirurgischer Komplikationen verringern. Diese Art von Naht hat ihre Wurzeln im amerikanischen Forschungsdreieck der drei Universitäten North Carolina State University, Duke University und University of North Carolina at Chapel Hill, sie wird von Studenten und Lehrkräften des Wilson College of Textiles weiterentwickelt.

Wenn Sie schon einmal genäht wurden oder einen chirurgischen Eingriff hatten, haben Sie vielleicht eine Wundnaht erhalten. Das sind die Fäden, die zum Schließen von Wunden oder zum Zusammenfügen von Gewebe zu anderen Zwecken verwendet werden.

Aber wussten Sie, dass es verschiedene Arten von Nahtmaterial gibt, die sich auf Ihre Erfahrungen beim Arzt oder Chirurgen auswirken können?

So können beispielsweise „barbed sutures“ (chirurgisches Nahtmaterial mit Widerhaken) die Zeit, die Sie auf dem Operationstisch verbringen, verkürzen und die Wahrscheinlichkeit chirurgischer Komplikationen verringern. Diese Art von Naht hat ihre Wurzeln im amerikanischen Forschungsdreieck der drei Universitäten North Carolina State University, Duke University und University of North Carolina at Chapel Hill, sie wird von Studenten und Lehrkräften des Wilson College of Textiles weiterentwickelt.

Dr. Gregory Ruff, ein landesweit anerkannter plastischer Chirurg, erfand den innovativen Verschluss erstmals 1991 in Chapel Hill, North Carolina.

„Ich habe darüber gegrübelt, dass wir Wunden mit einer Schlaufe und einem Knoten zusammennähen, und wenn man sie zu fest zusammenbindet, kann das die Durchblutung einschränken und das Gewebe in der Schlaufe zerstören“, erinnert sich Dr. Ruff. Ich habe weiter über Tiere nachgedacht, und mir kam der Stachelschweinkiel in den Sinn. Und das Aha-Erlebnis war: ‚Was wäre, wenn wir einen Stachel auf der einen Seite der Wunde anbringen und einen anderen auf der anderen Seite der Wunde, so dass es keine Schlaufe gibt: Die Stacheln gehen rein, aber sie kommen nicht wieder raus?‘“

Wie der Name schon sagt, haben Widerhaken-Nähte kleine Fortsätze, die aus ihnen herausschießen und sich im Gewebe verankern können: Denken Sie an Stacheldraht oder einen Angelhaken. Diese „Stacheln“ oder Widerhaken ermöglichen es dem Nahtmaterial, sich selbst zu verankern. Da kein Knoten zur Sicherung der Naht erforderlich ist, erfolgt der Verschluss schneller, und das Fehlen von Knoten und einschnürenden Schlingen fördert die Heilung. Zudem können Chirurgen dadurch auch mehr Operationen terminieren.

Bald nach seinem Aha-Erlebnis gründete Dr. Ruff sein eigenes Unternehmen, Quill Medical, um diese Widerhaken-Nähte herzustellen. Er verfügte zwar über das medizinische Fachwissen und einen soliden Geschäftspartner, doch suchte Dr. Ruff jemanden, der ihn in Bezug auf die Materialzusammensetzung des Nahtmaterials beraten konnte. Die biomedizinische Textilforschungsgruppe des Wilson College unter der Leitung von Professor Martin King erwies sich schnell als der geeignete Partner.

In den Laboren des Wilson College führten Kings Doktoranden eine Reihe von Tests mit Ruffs Nahtmaterial in verschiedenen Gewebetypen (wie Haut, Muskeln usw.) durch. Einer dieser Studenten, Nilesh Ingle, fand heraus, dass die Widerhaken am besten funktionierten, wenn ihre Winkel speziell auf die Art des zu nähenden Gewebes zugeschnitten waren.

Jahre danach baut einer von Kings derzeitigen Doktoranden auf diesen Forschungsergebnissen auf.

Herausforderungen verstehen und innovative Lösungen anbieten
Fast drei Jahrzehnte nach der Erfindung der Widerhaken-Naht verwenden die meisten Chirurgen trotz der von Forschern und Chirurgen dokumentierten Vorteile immer noch herkömmliche Nähte. Aber wieso?

Karuna Nambi Gowri, Doktorandin der Faser- und Polymerwissenschaften in Kings Forschungsgruppe, nennt dafür zwei Gründe. Der erste Grund ist der Widerstand gegen Veränderungen. Die meisten praktizierenden Chirurgen haben den Umgang mit Nahtmaterial gelernt, bevor chirurgisches Nahtmaterial mit Widerhaken auf breiter Front verfügbar wurde.

Das zweite Hindernis für die Verwendung von solchen Widerhakenfäden ist ihre Beschaffung. Widerhaken-Nähte sind in der Regel sowohl teuer als auch schwer zu beschaffen. Das liegt daran, dass das derzeitige Verfahren zu ihrer Herstellung (mechanisch und mit Klingen) sowohl zeitlich als auch ressourcenmäßig ineffizient ist.

Hier setzt die Forschung von Nambi Gowri in der Forschungsgruppe für biomedizinische Textilien des Wilson College an. Sie entwickelt eine schnellere und billigere Methode zur Herstellung von Nahtmaterial mit Widerhaken in der gleichen Qualität.

„Wenn ich mit einem Laser arbeite, ist die Herstellungszeit im Vergleich zu einer mechanischen Widerhakentechnik ziemlich kurz“, so Nambi Gowri.

Der Wechsel von einer mechanischen Methode zu einer Lasermethode hat einen weiteren Vorteil. „Die Manipulation des Widerhakennahtmaterials selbst ist mit einem Laser einfacher“, betont sie.

Mit anderen Worten: Der Einsatz des Lasers ermöglicht es Nambi Gowri, die von früheren Forschern vorgeschlagenen individuellen Widerhakengeometrien oder -winkel in kommerziellem Maßstab anzuwenden. Mit diesen maßgeschneiderten Geometrien kann das Nahtmaterial mit Widerhaken für die Art des Gewebes, das es verbinden soll, optimiert werden.

Neben dem neuen Verfahren entwickelt Nambi Gowri auch ein neues Nahtmaterial. „Ich bin die erste, die Catgut-Nähte mit Widerhaken untersucht hat“, erklärt sie.

Catgut war eines der ersten Materialien, die zur Herstellung von Nahtmaterial verwendet wurden. Der Faden wird aus Gewebe hergestellt, das dem Magen eines Tieres entnommen wird. Während die Industrie von diesem Material zugunsten synthetischer Polymere abgerückt ist, sieht Nambi Gowri das Potenzial von Catgut für Widerhaken-Nähte, da es sich schnell abbaut.

„Dies sind nützliche externe Wundverschlüsse“, sagt sie. „Da unser Körper so viel Kollagen enthält und Catgut zu 90 % aus Kollagen besteht, ist es ein geeigneteres Polymer, das in menschlichem Gewebe verwendet werden kann."

Praktische Erfahrungen prägen die Forschung
In der Zwischenzeit hat Nambi Gowri praktische Erfahrungen gesammelt, die sie in ihre Forschung einfließen lässt, indem sie alle Widerhakennähte herstellt, die bei den Mikro-Facelift-Operationen von Dr. Ruff verwendet werden.

Die Operation selbst wird durch die Form und die Materialzusammensetzung des Nahtmaterials ermöglicht: Poly-4-hydroxybutyrat (P4HB). Dieses Polymer ist in unserem Körper bereits natürlich vorhanden, so dass Nahtmaterial aus P4HB mit der Zeit auf natürliche und sichere Weise vom Körper aufgenommen wird. Das bedeutet, dass die Patienten nach der Operation keinen Termin für die Entfernung des Nahtmaterials vereinbaren müssen.

P4HB bietet außerdem die perfekte Kombination aus Festigkeit und Elastizität, um das Gesichtsgewebe zu stabilisieren, bis die Wunde verheilt ist. Die Widerhaken hingegen ermöglichen es, die Naht zu platzieren und sicher in der Haut zu verankern, ohne dass große Schnitte erforderlich sind.

„Die Haut strafft sich sofort“, sagt Dr. Ruff über das Verfahren, das Patienten aus dem ganzen Land anzieht. „Ich muss also keine Haare entfernen und keine Narbe am Haaransatz hinterlassen.“

“Diese Fäden sind weltweit nicht im Handel erhältlich. Um Nahtmaterial mit Widerhaken in unterschiedlicher Größe zuverlässig und einheitlich für den Einsatz in der klinischen Praxis mechanisch zu verarbeiten, braucht man also Geschick, Erfahrung und Kenntnisse in der Qualitätskontrolle“, sagt Professor King über die Arbeit von Nambi Gowri.

Dadurch hat Karuna ein praktisches Verständnis für die Nähte gewonnen, die sie zu verbessern hofft. Ihr Wissen über Fasern und Polymere habe dabei eine Schlüsselrolle gespielt, um alle Aspekte ihrer Forschung anzugehen.

„Alle analytischen Techniken, die für die Charakterisierung von Nahtmaterial verwendet werden - wie die Bestimmung mechanischer Eigenschaften und die Messung der Zugfestigkeit - stammen eigentlich aus meinem Wissen über Textilien“, sagt sie. „Ich wende meine Kenntnisse in der Polymerchemie an, um sicherzustellen, dass der Laser nicht dazu führt, dass das Nahtmaterial degradiert, schmilzt oder thermische Schäden erleidet.“

Wie geht es weiter?
Nambi Gowri arbeitet an der Patentierung ihrer Entwürfe und ist zuversichtlich, dass sie mit ihrer Dissertation nach ihrem Abschluss im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) erfolgreich sein wird.

In der Zwischenzeit hat sie bereits herausgefunden, wie ihre Forschung einen breiteren Nutzen haben kann.

„Dr. Dan Duffy, DVM, ein Chirurg am NC State College für Veterinärmedizin, ist ebenfalls an der Verwendung von Widerhaken-Nähten interessiert, um gerissene und kaputte Sehnen bei seinen Tieren zu behandeln, aber er hält die Kosten für den Kauf von kommerziellen Widerhaken-Nähten für unerschwinglich. Wir müssen also zusammenarbeiten", sagt King. „Karuna als Retterin!“

Quelle:

North Carolina State University, Sarah Stone

Chemiker entwickelt Kunststoffalternativen aus Proteinen und Kleiderresten Foto: Challa Kumar, emeritierter Professor für Chemie, in seinem Labor. (zur Verfügung gestelltes Foto)
21.12.2023

Chemiker entwickelt Kunststoffalternativen aus Proteinen und Kleiderresten

Challa Kumar hat Methoden zur Herstellung neuartiger kunststoffähnlicher Materialien aus Proteinen und Textilien entwickelt.

Jedes Jahr fallen weltweit 400 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen dieses Plastikmülls gelangen in aquatische Ökosysteme, der Rest landet im Boden. Weitere 92 Millionen Tonnen Textilabfälle werden zusätzlich jährlich erzeugt.

Challa Kumar, emeritierter Chemieprofessor, war es leid, dass die Menschen immer mehr Giftmüll in die Umwelt pumpen und fühlte sich gezwungen, etwas zu tun. Für den Chemiker bedeutete dies, sein Fachwissen für die Entwicklung neuer, nachhaltiger Materialien einzusetzen.

Challa Kumar hat Methoden zur Herstellung neuartiger kunststoffähnlicher Materialien aus Proteinen und Textilien entwickelt.

Jedes Jahr fallen weltweit 400 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen dieses Plastikmülls gelangen in aquatische Ökosysteme, der Rest landet im Boden. Weitere 92 Millionen Tonnen Textilabfälle werden zusätzlich jährlich erzeugt.

Challa Kumar, emeritierter Chemieprofessor, war es leid, dass die Menschen immer mehr Giftmüll in die Umwelt pumpen und fühlte sich gezwungen, etwas zu tun. Für den Chemiker bedeutete dies, sein Fachwissen für die Entwicklung neuer, nachhaltiger Materialien einzusetzen.

„Jeder sollte darüber nachdenken, wo immer er kann, auf fossilen Brennstoffen basierende Materialien durch natürliche zu ersetzen, um unserer Zivilisation zu helfen zu überleben", sagt Kumar. „Das Haus brennt, wir können nicht warten. Wenn das Haus brennt und man beginnt, einen Brunnen zu graben, dann wird das nicht funktionieren. Es ist an der Zeit, das Haus zu löschen.“

Kumar hat zwei Technologien entwickelt, die Proteine bzw. Textilien verwenden, um neue Materialien zu schaffen. Die Technology Commercialization Services (TCS) der UConn haben für beide Technologien vorläufige Patente angemeldet.

Inspiriert von der Fähigkeit der Natur, eine Vielzahl funktioneller Materialien zu konstruieren, entwickelten Kumar und sein Team eine Methode zur Herstellung stufenlos steuerbarer, ungiftiger Materialien.

„Die Chemie ist das Einzige, was uns in die Quere kommt“, so Kumar. „Wenn wir die Proteinchemie verstehen, können wir Proteinmaterialien herstellen, die so stark wie ein Diamant oder so weich wie eine Feder sind.“

Die erste Innovation ist ein Verfahren zur Umwandlung natürlich vorkommender Proteine in kunststoffähnliche Materialien. Kumars Student, Ankarao Kalluri '23 Ph.D., arbeitete an diesem Projekt.

Proteine haben „reaktive Gruppen“ auf ihrer Oberfläche, die mit Substanzen reagieren können, mit denen sie in Berührung kommen. Kumar und sein Team nutzten sein Wissen über die Funktionsweise dieser Gruppen, um Proteinmoleküle durch eine chemische Verbindung miteinander zu verknüpfen.

Bei diesem Prozess entsteht ein sogenannter Dimer - ein Molekül, das aus zwei Proteinen besteht. Anschließend wird das Dimer mit einem anderen Dimer zu einem Tetramer verbunden, und so weiter, bis ein großes 3D-Molekül entsteht. Dieser 3D-Aspekt der Technologie ist einzigartig, da die meisten synthetischen Polymere lineare Ketten aufweisen.

Dank dieser innovativen 3D-Struktur kann sich das neue Polymer wie ein Kunststoff verhalten. Genau wie die Proteine, aus denen es besteht, kann sich das Material dehnen, seine Form verändern und falten. So kann das Material mit Hilfe der Chemie für eine Vielzahl von spezifischen Anwendungen maßgeschneidert werden.

Da Kumars Material aus Proteinen und einer biologisch verbindenden Chemikalie besteht, kann es im Gegensatz zu synthetischen Polymeren biologisch abgebaut werden, so wie es pflanzliche und tierische Proteine natürlich tun.

„Die Natur baut Proteine ab, indem sie die Amidbindungen in ihnen aufspaltet“, sagt Kumar. „Sie verfügt über Enzyme, die diese Art von Chemie beherrschen. Wir haben die gleichen Amidbindungen in unseren Materialien. Die gleichen Enzyme, die in der Biologie arbeiten, sollten also auch bei diesem Material funktionieren und es auf natürliche Weise abbauen.“

Im Labor stellte das Team fest, dass sich das Material innerhalb weniger Tage in saurer Lösung zersetzt. Jetzt untersuchen sie, was passiert, wenn sie dieses Material im Boden vergraben, was das Los vieler Post-Consumer-Kunststoffe ist.

Sie haben gezeigt, dass das Material auf Proteinbasis eine Vielzahl von kunststoffähnlichen Produkten bilden kann, darunter Kaffeetassendeckel und dünne transparente Folien. Es könnte auch zur Herstellung von feuerfesten Dachziegeln oder höherwertigen Materialien wie Autotüren, Raketenspitzen oder Herzklappen verwendet werden.

Die nächsten Schritte für diese Technologie bestehen darin, ihre mechanischen Eigenschaften, wie Festigkeit oder Flexibilität, sowie ihre Toxizität weiter zu testen.

„Ich denke, wir brauchen ein soziales Bewusstsein dafür, dass wir keine toxischen Substanzen in die Umwelt bringen dürfen“, sagt Kumar. „Das geht einfach nicht. Wir müssen damit aufhören. Und wir können auch keine Materialien verwenden, die aus fossilen Brennstoffen stammen.“

Kumars zweite Technologie beruht auf einem ähnlichen Prinzip, verwendet aber nicht nur Proteine, sondern solche, die mit Naturfasern, insbesondere Baumwolle, verstärkt sind.

„Durch die sich schnell verändernde Modeindustrie entsteht jedes Jahr eine Menge Textilabfall“, sagt Kumar. „Warum sollten wir diese Abfälle nicht nutzen, um nützliche Materialien herzustellen - Abfall in Wohlstand umzuwandeln.“

Genau wie die kunststoffähnlichen Proteinmaterialien (Proteios, abgeleitet von den griechischen Originalwörtern) erwartet Kumar, dass die aus Proteinen und Naturfasern hergestellten Verbundmaterialien biologisch abbaubar sind, ohne toxische Abfälle zu produzieren.

Im Labor hat Kumars ehemaliger Student, der Doktorand Adekeye Damilola, viele Objekte aus Protein-Gewebe-Verbundstoffen hergestellt, darunter kleine Schuhe, Tische, Blumen und Stühle. Dieses Material enthält Textilfasern, die als Bindemittel für die Proteine dienen, und nicht die Vernetzungschemikalien, die Kumar für die proteinbasierten Kunststoffe verwendet.

Die Querverbindung verleiht dem neuartigen Material die Festigkeit, die es braucht, um dem Gewicht standzuhalten, das beispielsweise auf einem Stuhl oder Tisch lastet. Die natürliche Affinität zwischen Fasern und Proteinen ist der Grund, warum es so schwierig ist, Lebensmittelflecken aus der Kleidung zu entfernen. Die gleiche Anziehungskraft sorgt für starke Materialien aus Proteinfasern.

Kumars Team hat zwar bisher nur mit Baumwolle gearbeitet, geht aber davon aus, dass sich andere Fasermaterialien wie Hanffasern oder Jute aufgrund ihrer inhärenten, jedoch ähnlichen chemischen Eigenschaften wie Baumwolle auch so verhalten würden.

„Das Protein haftet auf natürliche Weise an der Oberfläche des Materials“, sagt Kumar. „Wir nutzten diese Erkenntnis, um zu sagen: 'Hey, wenn es sich so fest an Baumwolle bindet, warum machen wir dann nicht ein Material daraus? Und es funktioniert, es funktioniert erstaunlich."

Mit der Unterstützung von TCS sucht Professor Kumar derzeit nach Industriepartnern, um diese Technologien auf den Markt zu bringen. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Michael Invernale unter michael.invernale@uconn.edu.

Weitere Informationen:
Polymere Kunststoffe Naturfasern Baumwolle
Quelle:

Anna Zarra Aldrich '20 (CLAS), Büro des Vizepräsidenten für Forschung