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Federn und Daunen von Wassergeflügel (c) Daunen- und Federnverbände Mainz
05.03.2024

Klebstoffe: Federn statt Erdöl

Klebstoffe beruhen fast immer auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl. Fraunhofer-Forschende haben nun ein Verfahren entwickelt, mit dem der biobasierte Rohstoff Keratin erschlossen wird. Die leistungsfähige Protein-Verbindung ist beispielsweise in Hühnerfedern enthalten. Damit kann man nicht nur eine Vielzahl unterschiedlicher Klebstoffe für verschiedene Anwendungsbereiche herstellen. Die Verfahren und Endprodukte sind vielmehr nachhaltig und orientieren sich am Grundprinzip einer bioinspirierten Kreislaufwirtschaft. Das gemeinsame Projekt mit der Henkel AG & Co. KGaA adressiert einen Milliardenmarkt.

Klebstoffe beruhen fast immer auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl. Fraunhofer-Forschende haben nun ein Verfahren entwickelt, mit dem der biobasierte Rohstoff Keratin erschlossen wird. Die leistungsfähige Protein-Verbindung ist beispielsweise in Hühnerfedern enthalten. Damit kann man nicht nur eine Vielzahl unterschiedlicher Klebstoffe für verschiedene Anwendungsbereiche herstellen. Die Verfahren und Endprodukte sind vielmehr nachhaltig und orientieren sich am Grundprinzip einer bioinspirierten Kreislaufwirtschaft. Das gemeinsame Projekt mit der Henkel AG & Co. KGaA adressiert einen Milliardenmarkt.

Klebstoffe sind fast überall: in Sportschuhen, im Smartphone, im Bodenbelag, in Möbeln, in Textilien oder in Verpackungen. Sogar die Frontscheiben von Autos werden eingeklebt. Experten kennen mehr als 1000 unterschiedliche Klebstoff-Varianten. Diese verbinden fast alle denkbaren Materialien miteinander. Klebstoffe wiegen nicht viel und sind deshalb für den Leichtbau geeignet. Zudem verziehen sich geklebte Flächen nicht, da der Druck anders als bei Schraubverbindungen gleichmäßig verteilt wird. Klebstoff rostet nicht und dichtet gegen Feuchtigkeit ab. Zudem sind mit Klebstoff verbundene Flächen weniger empfindlich gegen Schwingungen. Und Klebstoffe sind preiswert und relativ einfach zu verarbeiten.

Federn aus der Geflügelfleischproduktion
Bisher werden Klebstoffe fast immer aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl hergestellt. Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB geht nun einen anderen Weg. Die Forscherinnen und Forscher nutzen Federn als Ausgangsmaterial statt Erdöl. Federn fallen bei der Geflügelfleischherstellung als Abfälle an. Sie werden vernichtet oder in Tierfutter gemischt. Doch für Abfall sind die Federn viel zu schade, denn Federn enthalten das Strukturprotein Keratin. Dieses Biopolymer wird von Tieren für Krallen, Klauen, Hufe oder eben Federn gebildet. Seine Faserstruktur verleiht hohe Festigkeit.

Warum Keratin ideal für die Klebstoff-Herstellung ist
Keratin ist ein umweltfreundlicher, weil biologisch abbaubarer Stoff, der darüber hinaus durch seine Struktur jene Eigenschaften besitzt, die ihn für die Herstellung von Klebstoffen besonders geeignet machen. Die Polymer-Struktur, also die besonders langkettigen Moleküle, in Verbindung mit der Eigenschaft, über seine funktionellen Gruppen Vernetzungsreaktionen einzugehen, prädestiniert Keratin für die Herstellung von Klebstoffen aller Art. »Die für Klebstoffe erforderlichen Merkmale sind im Ausgangsmaterial gewissermaßen schon angelegt und müssen nur freigelegt, modifiziert und formuliert werden«, erklärt Projektleiter Dr. Michael Richter.

Plattform-Chemikalie und Spezialklebstoffe
Beim Projekt KERAbond »Spezialchemikalien aus maßgeschneiderten funktionalen Keratin-Proteinen« – Kera steht für Keratin, das englische Wort bond für Kleben – hat das Fraunhofer IGB in den letzten drei Jahren mit der Henkel AG & Co. KGaA zusammengearbeitet. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Klebstoff-Bereich.

Dabei haben die Projektpartner ein neues Verfahren entwickelt und optimiert. Im ersten Schritt werden die vom Schlachtbetrieb angelieferten Federn sterilisiert, gewaschen und mechanisch zerkleinert. Anschließend erfolgt ein enzymatischer Prozess, bei dem die langkettigen Polymere bzw. Protein-Ketten via Hydrolyse in kurzkettige Polymere gespalten werden.

Im Ergebnis soll eine Plattform-Chemikalie entstehen, die als Ausgangsstoff für die Weiterentwicklung speziell formulierter Klebstoffe dienen kann. „Wir nutzen das Verfahren und die Plattform-Chemikalie wie eine Toolbox, mit der wir die gewünschten Merkmale des Endprodukts herstellen“, sagt Richter. Auf diese Weise könnte man Parameter wie Aushärtezeit, Elastizität, Temperaturverhalten oder Festigkeit des gewünschten Spezialklebers festlegen. Daneben lassen sich nicht nur einfach Klebstoffe, sondern auch verwandte Substanzen wie Härter, Beschichtungen oder Grundierungen produzieren.

Im nächsten Schritt peilte das Fraunhofer-Team die Konversion der Federn im Großmaßstab an. Diese Hochskalierung fand am Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna statt. Ziel war es zu beweisen, dass die Herstellung der Plattform-Chemikalien auf Keratin-Basis auch im industriellen Maßstab kostengünstig realisierbar ist. Dabei wurden mehrere Kilogramm Hühnerfedern verarbeitet, und das dabei produzierte Material konnte für erste vielversprechende Materialtests am Fraunhofer IGB und bei Henkel eingesetzt werden.

Baustein für eine bioinspirierte Ökonomie
Für die Fraunhofer-Gesellschaft hat diese bioinspirierte Verfahrenstechnik eine besondere Bedeutung. Biotechnologie zählt zu den zentralen Forschungsfeldern der Fraunhofer-Gesellschaft: „Wir lassen uns von Funktionen oder Eigenschaften inspirieren, die in der Natur oder in natürlichen Rohstoffen bereits vorhanden sind. Und wir versuchen, diese Eigenschaften durch innovative Herstellungsprozesse in die Produkte zu übersetzen. So entsteht ein bioinspirierter Kreislauf der wertvollen Rohstoffe,“ so Richter.

Ökonomisch hat das Projekt Gewicht. Nach Angaben von Statista wurden allein in Deutschland im Jahr 2019 rund eine Million Tonnen Klebstoffe produziert. Deren Gesamtwert beträgt etwa 1,87 Milliarden Euro.

Zum neuen Verfahren wurde eine Patentanmeldung eingereicht sowie eine Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Fachjournal publiziert. Zwei Doktoranden, die bei Henkel und Fraunhofer intensiv an dem Projekt forschten, werden ihre Doktorarbeiten voraussichtlich im ersten Quartal 2024 abschließen können. Mit der neuen Technologie auf Keratin-Basis werden sich viele Plattform-Chemikalien nachhaltig und bioinspiriert produzieren lassen.

Das KERAbond-Projekt wurde über drei Jahre von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Gülzow im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ gefördert und unterstützt (Förderkennzeichen 22014218).

Quelle:

Fraunhofer IBG

(c) INNATEX – Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien
06.12.2022

51. INNATEX thematisiert gezielt konventionellen Handel

Internationale Fachmesse für Green Fashion setzt auf neue Formate und strategische Partnerschaften:

Vom 21. bis 23. Januar 2023 findet die INNATEX zum 51. Mal und nun wieder in gewohnter Tagefolge statt. Für die von Samstag bis Montag dauernde Veranstaltung in Hofheim-Wallau bei Frankfurt am Main haben sich bisher mehr als 200 Brands angemeldet. Die Tendenz bewegt sich damit wieder in Richtung Pre-Covid-Niveau. Das Motto: One Goal. Endless Styles. verweist nicht nur auf die Diversität und Solidarität in der INNATEXCommunity, sondern auch darauf, dass Green Fashion ein für die Zukunft unabdingbares Geschäftsfeld ist.

Internationale Fachmesse für Green Fashion setzt auf neue Formate und strategische Partnerschaften:

Vom 21. bis 23. Januar 2023 findet die INNATEX zum 51. Mal und nun wieder in gewohnter Tagefolge statt. Für die von Samstag bis Montag dauernde Veranstaltung in Hofheim-Wallau bei Frankfurt am Main haben sich bisher mehr als 200 Brands angemeldet. Die Tendenz bewegt sich damit wieder in Richtung Pre-Covid-Niveau. Das Motto: One Goal. Endless Styles. verweist nicht nur auf die Diversität und Solidarität in der INNATEXCommunity, sondern auch darauf, dass Green Fashion ein für die Zukunft unabdingbares Geschäftsfeld ist.

Nachhaltigkeit als zukunftsfähiges Geschäftsmodell
„Die fortwährende Weiterentwicklung einer nachhaltigen Textilwirtschaft wollen wir mit neuen Formaten und Kooperationen fördern,“ sagt Alexander Hitzel, Projektleiter der INNATEX. „Wir arbeiten derzeit mit dem Handelsverband (HDE) an einer Ansprache für konventionelle Händlerinnen und Händler. Darüber hinaus planen wir kreative, völlig neue Konzepte für die Präsentation von Labels sowie ein Business-Panel, das Insights und Hard Facts für den Handel liefern soll. Nachhaltigkeitsprojekte sind nur dann wirklich nachhaltig, wenn sie sich auch als Geschäftsmodell tragen.”

Von Live-Präsentation über strategische Inhaltsvermittlung bis Spendenaktion
Aber auch die Nachfrage nach etablierten Naturfasern sowie besonders konsequenten Produktions- und Zertifizierungsmöglichkeiten steige. Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) bietet vor Ort seine Expertise und informiert zudem zur Einführung des neuen deutschen Lieferkettengesetzes. Das Förderprogramm für die DesignDiscoveries, die auf einer neu gestalteten Sonderfläche geordnet werden, bietet ausgewählten Newcomer-Labels eine Plattform für ihre kreativen Ideen. Bewerbungen sind noch bis 15. Dezember möglich.

„Bei der INNATEX können Händlerinnen und Händler Trends aufspüren und Neues entdecken, eine unvergleichliche Vielfalt an Kollektionen und Artikeln verschiedener Anbieter:innen direkt vergleichen sowie netzwerken – das sind die Vorteile dieser Ordermesse,“ so Hitzel.

Erstmals kooperiert die INNATEX mit der Organisation Europe Cares, die humanitäre Hilfe für “Menschen on the move” leistet. Die Überhangware, die Ausstellerinnen und Aussteller bei der Spendenaktion abgeben können, soll den Flüchtenden an den Grenzen Europas zu Gute kommen.

Quelle:

INNATEX

(c) Vincentz Network GmbH & Co. KG / ALTENPFLEGE
26.04.2022

ALTENPFLEGE 2022: Intelligent ausgestattete Räume für mehr Selbstständigkeit im Alter

Die meisten Menschen möchten im Alter so selbstständig wie möglich leben. Wie Senioren-Einrichtungen mit moderner Raumgestaltung und smarter Ausstattung diesem Bedarf entsprechen, zeigen die Aussteller auf der Branchen-Leitmesse ALTENPFLEGE vom 26. bis 28. April in Essen.

Die Nachfrage nach Angebotsformen wie dem Service-Wohnen steigt. Studien prognostizieren einen Bedarf von rund 540 000 neuen Servicewohneinheiten in den kommenden Jahren. Wie Senioren-Einrichtungen der stark wachsenden Nachfrage mit flexibler Raumgestaltung und digitaler Unterstützung begegnen, gehört zu den großen Trends der diesjährigen 32. Ausgabe der Fachmesse Altenpflege. Zu sehen sind sie in der Sonderschau Aveneo, darunter auch intelligente Systeme für Herdabschaltung, Lichtsteuerung und Raumtemperatur sowie für Sturzsensoren und Notrufe.

Die meisten Menschen möchten im Alter so selbstständig wie möglich leben. Wie Senioren-Einrichtungen mit moderner Raumgestaltung und smarter Ausstattung diesem Bedarf entsprechen, zeigen die Aussteller auf der Branchen-Leitmesse ALTENPFLEGE vom 26. bis 28. April in Essen.

Die Nachfrage nach Angebotsformen wie dem Service-Wohnen steigt. Studien prognostizieren einen Bedarf von rund 540 000 neuen Servicewohneinheiten in den kommenden Jahren. Wie Senioren-Einrichtungen der stark wachsenden Nachfrage mit flexibler Raumgestaltung und digitaler Unterstützung begegnen, gehört zu den großen Trends der diesjährigen 32. Ausgabe der Fachmesse Altenpflege. Zu sehen sind sie in der Sonderschau Aveneo, darunter auch intelligente Systeme für Herdabschaltung, Lichtsteuerung und Raumtemperatur sowie für Sturzsensoren und Notrufe.

Die künftigen Mieter oder Käufer von Service-Wohn-Apartments sind bereit, gezielt in die eigene Lebensumgebung zu investieren (Quelle: Terragon-Studie 2021). Im Vordergrund stehen eine Wohlfühlatmosphäre, ein großes Maß an Sicherheit und die Möglichkeit, bei Bedarf Pflegedienstleistungen in Anspruch zu nehmen. „Dies kann durch eine klug durchdachte Anordnung der Räume innerhalb eines Service-Wohn-Apartments erleichtert werden, in dem man zum Beispiel Bad und Schlafzimmer direkt nebeneinander anordnet und die Wand mit dem Waschbecken drehbar macht“, erläutert Carolin Pauly, Geschäftsführerin von Universal Rooms, die sich als Nahtstelle zwischen den Wünschen der Betreiber und den Produkten im Markt des Service-Wohnens verstehen. „Die Möbel- und Einrichtungsindustrie ist aufgefordert, moderne Kollektionen mit versteckten Produkteigenschaften zu konzipieren, die das Leben im Alter erleichtern“, fordert Pauly. Das könne beispielsweise der in den Waschtisch eingebaute Haltegriff sein oder der mit dem Rollstuhl unterfahrbare Esstisch.

Auch das Lichtmanagement spielt eine wichtige Rolle. Es sollte Wohlbefinden und Geborgenheit vermitteln sowie Orientierung und Sicherheit geben. Gerade altersbedingte Krankheitsbilder stellen hohe Anforderungen an die Beleuchtung. Hier können Lichtsysteme, die den natürlichen Tages- und Nachtrhythmus simulieren, Hilfe schaffen.

Wohnen, Pflegen und Digitalisierung kombinieren
Der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung (EHS), Bernhard Schneider, sieht „eine individuell und bequem eingerichtete Wohnung, die mit intelligenter Technik viel Sicherheit und Selbstbestimmtheit ermöglicht“, als das Seniorenwohnen der Zukunft an. „Ich bin sicher: In Zukunft werden wir in einem sektorenfreien Setting das Wohnen, die Pflege und Betreuung und die Digitalisierung noch stärker als Bausteine begreifen müssen, die sich je nach Bedarf kombinieren lassen.“

Das fängt laut Schneider mit dem Wohnen an: In einem Pflegeappartement oder einer betreuten Wohnung, in einer Wohngemeinschaft oder sonstigen gemeinschaftlichen Wohnform, in einer Residenz oder einem Generationenprojekt. Alle Wohnformen sollten gut ins Quartier eingebunden sein – dafür braucht es verlässliche, finanzierte Beratungsstrukturen, etwa durch Quartiersmanager. Dazu kommen Pflege, Betreuung und Assistenz, in Form einer Tages- oder Nachtpflege, eines Mobilen Dienstes oder von Ehrenamtlichen. „Und die Technik, etwa durch unser Aladien-System, also mit intelligentem Hausnotruf, Sturzsensoren, Herdabschaltung, Rollläden- und Lichtsteuerung, Video-Tür-Telefonie usw. Perspektivisch wird Aladien sich zum Serviceroboter weiterentwickeln“, prophezeit Schneider.

So seien selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe auch im Alter möglich. Das sei es, was sich Menschen wünschten: ein angenehmes Wohnumfeld, soziale Kontakte, kulturelle Angebote und die Sicherheit, dass sich jemand kümmert, wenn es erforderlich wird. „Was wir dafür brauchen, ist das politische Bekenntnis im Sinne eines ehrgeizigen Förderprogramms für moderne Wohnformen im Alter“, fordert der EHS-Hauptgeschäftsführer. Damit könne nicht nur der älteren Generation geholfen werden, sondern auch junge Familien könnten profitieren, weil für sie die viel zu großen Wohnungen und Reihenhäuser der älteren Generation frei würden.


ALTENPFLEGE – Messe und Kongress für die Pflegewirtschaft seit 1990
Die traditionsreiche Leitmesse der Pflegewirtschaft fand bisher abwechselnd in Hannover und Nürnberg statt. Ab diesem Jahr wechselt sie zwischen Essen und Nürnberg. Sie umfasst alle Segmente der professionellen Altenpflege: Dienstleistungen und Produkte für Pflege und Therapie, Beruf und Bildung, IT und Management, Ernährung und Hauswirtschaft, Textil und Hygiene sowie Raum und Technik. Der begleitende Fachkongress bildet in mehr als 30 Vortragsblöcken die aktuellen Themen der Branche ab, etwa die Digitalisierung, die Zukunft der professionellen Pflege, die Hospiz- und Palliativversorgung, die Ausbildung oder die neue tarifliche Bezahlung nach dem Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG).

(c) Fraunhofer IAP
08.06.2021

Fraunhofer IAP: Recyclingfähiger, faserverstärkter Werkstoff aus biobasierter Polymilchsäure

»Verpackungen aus biobasierten Kunststoffen haben sich längst etabliert. Wir unterstützen jetzt die Weiterentwicklung dieser Materialien für neue Einsatzbereiche. Wenn der Markt künftig pflanzlich basierte Werkstoffe auch für technisch anspruchsvolle Aufgaben wie etwa den Fahrzeugbau anbietet, kommt die Bioökonomie einen entscheidenden Schritt voran,« erklärte Uwe Feiler, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, in Potsdam. Anlass war die Übergabe eines Zuwendungsbescheides an das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP. Das Fraunhofer IAP will ein Verbundmaterial entwickeln, das vollständig aus biobasierter Polymilchsäure (PLA) besteht und sich im Vergleich zu herkömmlichen Faserverbundwerkstoffen deutlich besser recyceln lässt.

»Verpackungen aus biobasierten Kunststoffen haben sich längst etabliert. Wir unterstützen jetzt die Weiterentwicklung dieser Materialien für neue Einsatzbereiche. Wenn der Markt künftig pflanzlich basierte Werkstoffe auch für technisch anspruchsvolle Aufgaben wie etwa den Fahrzeugbau anbietet, kommt die Bioökonomie einen entscheidenden Schritt voran,« erklärte Uwe Feiler, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, in Potsdam. Anlass war die Übergabe eines Zuwendungsbescheides an das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP. Das Fraunhofer IAP will ein Verbundmaterial entwickeln, das vollständig aus biobasierter Polymilchsäure (PLA) besteht und sich im Vergleich zu herkömmlichen Faserverbundwerkstoffen deutlich besser recyceln lässt.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert die Entwicklung von Biowerkstoffen im Rahmen des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe intensiv. Aktuell laufen über 100 Vorhaben, die eine große Bandbreite an Themen abdecken: vom im Meer abbaubaren Kunststoff bis zu naturfaserverstärkten Leichtbauteilen für den Automobilsektor. Die Vorhaben werden von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, dem für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe zuständigen Projektträger des BMEL, betreut.

Einfacheres Recycling von Faserverbundkunststoffen
PLA gehört zu den besonders vielversprechenden biobasierten Werkstoffen. Der weltweite Markt für dieses Polymer wächst jährlich um rund 10 Prozent. PLA kommt u. a. auch als Matrix in faserverstärkten Kunststoffen zum Einsatz. Bei diesen mechanisch belastbaren Kunststoffen sind Verstärkungsfasern in eine Kunststoffmatrix eingebettet.

Im Projekt des Fraunhofer IAP stehen nun diese Verstärkungsfasern im Fokus: »Wir entwickeln unsere PLA-Fasern weiter, um diese gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft in den Industriemaßstab zu überführen. Diese Fasern eignen sich hervorragend zur Verstärkung von PLA-Kunststoffen. Der so entstehende, sich selbst verstärkende Einkomponenten-Verbundwerkstoff verspricht große Vorteile beim Recycling. Da die Faser und die Matrix aus PLA chemisch identisch sind, sind aufwändige Trennschritte nicht nötig«, erklärt Dr. André Lehmann, Experte für Fasertechnologie am Fraunhofer IAP.

Neuartige PLA-Fasern und -Folien sind thermisch stabiler
Bislang stand diesem Ansatz die relativ geringe Temperaturbeständigkeit von herkömmlichem PLA im Wege. Technische Fasern lassen sich am wirtschaftlichsten im Schmelzspinnverfahren herstellen. Das Team des Fraunhofer IAP verwendet nun thermisch stabilere Stereokomplex-PLA (sc-PLA) für die Fasern. Der Begriff Stereokomplex bezeichnet dabei eine spezielle Kristallstruktur, die die PLA-Moleküle bilden können. Sc-PLA-Fasern besitzen einen um 40 – 50 °C höheren Schmelzpunkt und überstehen damit den Einarbeitungsprozess in eine Matrix aus herkömmlichem PLA. Im Projekt entwickeln und optimieren die Forscherinnen und Forscher einen Schmelzspinnprozess für sc-PLA-Filamentgarne. Partner in diesem Arbeitspaket ist die Trevira GmbH, Hersteller technischer und textiler Faser- und Filamentgarnspezialitäten, die u. a. von Automobilzulieferern und Objektausstattern nachgefragt werden. Als zweites ist die Entwicklung eines Herstellungsverfahrens für sc-PLA-verstärkte Flachfolien geplant. An dieser Aufgabe beteiligt sich der internationale Klebeband-Hersteller tesa SE, der die Eignung der sc-PLA-Folien als Klebefolie prüfen wird. In einem dritten Arbeitspaket wird das Fraunhofer IAP die Filamente schließlich im Doppelpultrusionsverfahren zu einem Granulat verarbeiten, das sich zum Spritzguss eignet.

Biobasierte Lösungen für Automobil- und Textilindustrie
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. André Lehmann sind sicher, dass der selbstverstärkte PLA-Werkstoff viele neue Anwendungsgebiete erobern kann. Schon heute signalisieren die Automobil- und die Textilindustrie Interesse an biobasierten Materialien, die sich zudem auch besser recyceln lassen. Preislich wäre PLA hier schon jetzt wettbewerbsfähig, nun soll das Material auch technisch fit für die neuen Aufgaben gemacht werden.

Professor Alexander Böker, Leiter des Fraunhofer IAP, sagt: »Die stetig wachsende Nachfrage der Industrie nach nachhaltigen Lösungen unterstreicht, wie wichtig die Entwicklung biobasierter und zugleich hoch leistungsfähiger Materialien ist. Mit unserer Forschung treiben wir zudem den Aufbau einer nachhaltigen und funktionierenden Kreislaufwirtschaft aktiv voran und begrüßen die Unterstützung durch den Bund daher sehr.«

Informationen zum Vorhaben stehen auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 2220NR297X zur Verfügung.

INDIENS REGIERUNG FÖRDERT TEXTILINDUSTRIE Foto: Pixabay
11.09.2018

INDIENS REGIERUNG FÖRDERT TEXTILINDUSTRIE

  • Bekleidungsexporte sind rückläufig 

New Delhi (GTAI) - Strukturelle Schwächen und fiskalische Reformen setzen der indischen Textilbranche zu. Modernisierungen und Diversifizierungen sind notwendig. Hierbei setzen nun Fördermaßnahmen an.

  • Bekleidungsexporte sind rückläufig 

New Delhi (GTAI) - Strukturelle Schwächen und fiskalische Reformen setzen der indischen Textilbranche zu. Modernisierungen und Diversifizierungen sind notwendig. Hierbei setzen nun Fördermaßnahmen an.

Indiens Regierung hat im Wirtschaftsjahr 2016/17 (1. April bis 31. März) einige grundlegende Reformen auf den Weg gebracht wie die Einführung der landesweit einheitlichen Mehrwertsteuer (Goods and Services Tax; GST) sowie eine teilweise Geldentwertung. Diese Maßnahmen sollen die Gesamtwirtschaft mittel- bis langfristig voranbringen, haben jedoch in einzelnen Sektoren zu Verunsicherungen und Schwierigkeiten geführt, unter anderem in der Textilindustrie. Hinzu kommen hohe Baumwollpreise. Die Regierung versucht nun, der Branche mit Einzelmaßnahmen unter die Arme zu greifen. Ob diese ausreichen und zu einer nachhaltigen Besserung führen, bleibt abzuwarten. Schließlich sind es auch strukturelle Schwächen, die das Wachstum der Branche bremsen.
 
"Die durch GST-Einführung und Geldentwertung verursachte Delle ist mittlerweile überstanden. Die Strukturprobleme bleiben hingegen bestehen, so dass keine grundlegenden Veränderungen in der Textilindustrie zu erwarten sind", so die Einschätzung eines deutschen Zulieferers mit langjähriger Indienerfahrung im Gespräch mit Germany Trade & Invest (GTAI).

Regierung bringt Hilfsmaßnahmen auf den Weg
Einige Maßnahmen der Regierung dürften jedoch Erleichterungen schaffen. So wurden Anfang August 2018 die Einfuhrzölle auf 328 Textilprodukte, vor allem Stoffe und Vliesstoffe, von rund 5 bis 10 auf bis zu 20 Prozent angehoben. Ebenfalls Anfang des Monats brachte die Exekutive vier Gesetzentwürfe zur Abänderung des am 1. Juli 2017 eingeführten allgemeinen Umsatzsteuergesetzes ein. Dadurch sollen Erstattungen, beispielsweise von Steuern auf Vorprodukte, leichter und schneller möglich sein. Durch die Einführung der GST und die Verzögerungen bei der Erstattung ist vor allem die Liquidität kleiner und mittlerer Firmen, die das Gros der Textilunternehmen ausmachen, unter Druck geraten. So hat beispielsweise die Denim-Industrie nach der Steuereinführung vorübergehend 25 bis 30 Prozent ihrer Kapazität aus der Produktion nehmen müssen.
 
Auch das Textilministerium will die ihr anvertraute und schwächelnde Branche anschieben. So fügte sie Anfang August 2018 Änderungen an dem seit 1999 bestehenden Technology Upgradation Funds Scheme (TUFS) an. Dieses nun erweiterte Technologieförderprogramm erlaubt es Genossenschaftsbanken, Textilfirmen Finanzierungen für technologische Verbesserungen zu geben. Auch werden diese für Liability Partnerships zugänglich. Von den rund 1,1 Milliarden US-Dollar (US$), die der zentralstaatliche Haushalt im Fiskaljahr 2018/19 für die Textilindustrie bereithält, sind ein Drittel und damit 14 Prozent mehr als im Vorjahr für den TUFS bestimmt. Davon dürften vor allem Hersteller von Kunstfasertextilien sowie die Bekleidungsindustrie profitieren, verlautet aus Industriekreisen.

Die Existenz eines eigenen Textilministeriums zeigt, wie wichtig die Branche für Indien ist, nicht nur als Devisenbringer, sondern auch als Arbeitgeber. Die Gesamtbranche von Spinnereien, Webereien bis zu Bekleidung und anderen Fertigwaren steuerte 2017 rund 14 Prozent zur Wertschöpfung in der verarbeitenden Industrie sowie 13 Prozent zu den Deviseneinnahmen bei und beschäftigt direkt 40 Millionen und indirekt 60 Millionen Arbeitskräfte.

Als ein weltweit führender Produzent von Baumwolle, aber auch von Jute und Seide, hat Indien komparative Vorteile im Textilsektor und kann auf eine lange Tradition in der Verarbeitung zurückblicken. Entsprechend ist Baumwolle der Hauptrohstoff in der Garn- und Gewebeproduktion. An Garn wurden 2016/17 immerhin 5,7 Milliarden Tonnen gesponnen und damit eine jahresdurchschnittliche Steigerung von 3,1 Prozent in den Jahren 2011 bis 2017 erreicht. Zu Stoffen verarbeiteten die Webereien 63,5 Milliarden Quadratmeter 2016/17, nachdem es 2011 bereits 61,7 Milliarden waren. Der Anteil der Baumwollgewebe stieg 2011 bis 2017 von 51 auf 61 Prozent. Der Rest entfällt ungefähr zu gleichen Teilen auf Synthetik- und Mischgewebe.
 
Produktions- und Exportwachstum gerät ins Stocken
Ausgehend von einem vormals starken Wachstum ist die Regierung optimistisch. So soll laut Prognosen des Textilministeriums die indische Textil- und Bekleidungsindustrie ihren Umsatz von 2015 bis 2021 mehr als verdoppeln. Die Exporte sollen in der Zeit von 35 Milliarden auf 82 Milliarden US$ zulegen, nachdem sie sich von 2006 bis 2014 von 17,6 Milliarden auf 37,6 Milliarden US$ mehr als verzweifacht hatten. Danach stagnierten sie jedoch und verfehlten 2017/18 mit 35 Milliarden US$ das von der Regierung gesetzte Ziel um 10 Milliarden US$. Rückläufig war von 2015 bis 2017 die Produktion von Textilien und Bekleidung. Sie dürfte sich auch 2018 kaum verbessern.

Textil- und Bekleidungsindustrie in Indien 1)
  2015/16
 
2016/17 2)  2017/18 2)
Exporte von Textilien und Textilprodukten ohne Bekleidung in Mrd. US$ 18,1 18,2 18,7
Exporte von Bekleidung in Mrd. US$ 17,0 17,4 16,7
Importe von Garn, Stoffen und konfektionierten Artikeln in Mrd. US$ 1,7 1,5 k.A.
Veränderung der Produktion von Textilien  (in Prozent) -0,2 -3,2 k.A.
Veränderung der Produktion von nicht gestrickter Bekleidung (in Prozent) -3,6 -3,3 k.A.


1) Finanzjahre vom 1. April bis 31. März; 2) Daten für 2016/17 und 2017/18 vorläufig
Quelle: Statistisches Amt Indien
     

Bekleidungsindustrie muss modernisieren 
Indiens Textilindustrie hat zwar Kostenvorteile gegenüber Industrieländern und fortgeschrittenen Schwellenländern wie China. Kleinere Entwicklungsländer haben sich jedoch mittlerweile zu namhaften Konkurrenten aufgeschwungen und in Sachen Bekleidung Indien teilweise überrundet. So exportierten Bangladesch und Vietnam mehr Bekleidung als Indien. Hinzu kommt wachsende Konkurrenz durch andere Niedriglohnländer wie Kambodscha, Sri Lanka und Indonesien. Diese Länder verfügen teils über Freihandelsabkommen mit der EU, während Indien sich mit seinen Verhandlungen hierzu schwer tut. Auch haben die kleineren Konkurrenten ihre Bekleidungsindustrie auf den Export ausgerichtet und entsprechend modernisiert. Schließlich verfügen sie nicht über bedeutende Binnenmärkte. Anders die indischen Textilhersteller: Wenn es qualitativ für den Export nicht reicht, bleibt immer noch der 1,3 Milliarden Einwohner zählende und kräftig wachsende Inlandsmarkt, erklärten Branchenvertreter gegenüber GTAI.

Somit hat Indiens Bekleidungsindustrie noch erhebliches Modernisierungspotenzial und benötigt neue Produktionstechniken insbesondere zur Verbesserung der Betriebseffizienz. Zu den weiteren strukturellen Schwächen zählen die kräftigen Lohnsteigerungen bei unzureichenden Produktivitätszuwächsen und der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Weitere Nachteile sind die Fragmentierung der Bekleidungsindustrie - vielen Betrieben mangelt es an Größe - und die fehlende Anpassung an globale Modetrends. Während die Modewelt stärker zu Mischgeweben neigt, folgt indische Bekleidung diesem Trend noch nicht entsprechend. Es mangelt an Produktdiversifizierung.

Moderner sieht es im Spinnerei- und Webereisektor aus. Diesem bescheinigen Branchenkenner hinsichtlich Größe, Technologie, Produktivität, Qualität und Preis eine internationale Spitzenposition. Diese zeigt sich auch beim Maschinenimport. So war Indien 2017 der wichtigste Exportmarkt deutscher Spinnereimaschinen nach China und bei Webereimaschinen der fünftgrößte Markt, meldet der Fachverband Textilmaschinen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Bei Textilveredelungsmaschinen rangiert Indien hingegen nicht unter den ersten sechs Exportmärkten, der Konkurrent Bangladesch aber sehr wohl.
 
Ausländische Direktinvestitionen sind zweistellig gestiegen
Ausländische Investitionen in die indische Textilindustrie sind willkommen und Firmengründungen zu 100 Prozent in ausländischer Hand möglich. Auf Förderreisen in Länder wie Japan, Deutschland, Italien und Frankreich wirbt Indien offensiv um Investoren und war damit nicht erfolglos. Der Zustrom an ausländischen Direktinvestitionen in den Textilsektor einschließlich gefärbter und bedruckter Textilien belief sich von April 2000 bis September 2017 auf 2,7 Milliarden US$. Jahresdurchschnittlich nahmen die kumulierten Investitionen von 2010 bis 2017 um 17,3 Prozent zu. Das Gros der Investitionen wird jedoch von Inländern gestemmt. So beliefen sich die Gesamtinvestitionen in Indiens Textilsektor von Juni 2017 bis Mai 2018 auf 4,2 Milliarden US$.

Kontaktadressen
Bezeichnung Internetadresse Anmerkung
Germany Trade & Invest http://www.gtai.de/indien Außenhandelsinformation für die deutsche Exportwirtschaft 
AHK Indien http://www.indien.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Ministry of Textiles http://www.texmin.nic.in Ministerium
Office of Textile Commissioner http://www.txcindia.gov.in Behörde
Confederation of Indian Textile Industry http://www.citiindia.com Textilindustrieverband
Textile Association India http://www.textileassociationindia.org Textilindustrieverband
The Clothing Manufacturers Association of India http://www.cmai.in Bekleidungsindustrieverband


    

Weitere Informationen:
Indien Bangladesch
Quelle:

Rainer Jaensch, Germany Trade & Invest www.gtai.de

08.08.2017

INDIENS TEXTIL- UND BEKLEIDUNGSINDUSTRIE WIRD KRÄFTIG GEFÖRDERT

  • Textilfirmen vergleichsweise breit aufgestellt
  • Bekleidungsbranche punktet international zu wenig

New Delhi (GTAI) - Indien gehört zu den weltweit größten Herstellern von Textilien. Baumwollstoffe und Heimtextilien gehören zu den Exportschlagern. Die Bekleidungsindustrie spielt eine vergleichsweise kleine Rolle und droht im Wettbewerb zurückzufallen. Beide Bereiche müssen hochwertiger und nachhaltiger produzieren. Das Textilministerium unterstützt die fragmentierte Branche. Ausländische Zulieferer und Einkäufer können den Markt auf Messen erkunden.

  • Textilfirmen vergleichsweise breit aufgestellt
  • Bekleidungsbranche punktet international zu wenig

New Delhi (GTAI) - Indien gehört zu den weltweit größten Herstellern von Textilien. Baumwollstoffe und Heimtextilien gehören zu den Exportschlagern. Die Bekleidungsindustrie spielt eine vergleichsweise kleine Rolle und droht im Wettbewerb zurückzufallen. Beide Bereiche müssen hochwertiger und nachhaltiger produzieren. Das Textilministerium unterstützt die fragmentierte Branche. Ausländische Zulieferer und Einkäufer können den Markt auf Messen erkunden.

Die indische Textil- und Bekleidungsindustrie hat gesamtwirtschaftliches Gewicht. Sie macht 14% der gesamten Industrieproduktion aus und beschäftigt direkt 51 Mio. Mitarbeiter. Weitere 68 Mio. Personen in Haushalten und Kleinstbetrieben arbeiten den Industriefirmen zu. Weil die gesamte Volkswirtschaft pro Jahr etwa 12 Mio. zusätzliche Arbeitsplätze schaffen muss, hat die Regierung die Textilindustrie als einen Beschäftigungsmotor auserwählt. Indien verfüge gegenüber dem Textilgiganten VR China über Lohnkostenvorteile.
 
Die Verfügbarkeit von Naturstoffen wie Baumwolle, Jute und Seide bezeichnen Fachleute als weiteren Vorteil der Textilbranche, die auf eine lange Tradition bei der Verarbeitung zurückblicken kann. Indien ist inzwischen sogar der weltweit größte Produzent von Baumwolle. Im Erntejahr 2016/17 (1.4. bis 31.3.) dürften schätzungsweise 5,9 Mio. Tonnen (t) eingefahren werden.

Die Baumwolle wird im Inland zu Garnen und Stoffen weiterverarbeitet. Zur Fertigung von Garnen stehen 61 Mio. Spindeln (gemessen in Spindeläquivalenten) zur Verfügung. Sie spannen 2015/16 ungefähr 5,7 Mio. t an Garnen, davon 4,1 Mio. t aus Baumwollfasern. Die Fertigung von Baumwolltuchen lag bei 38 Mrd. Quadratmetern, die hauptsächlich dezentrale Webereien mit einfachen mechanischen Webstühlen anfertigen. Der weltweite Trend bei Bekleidung geht allerdings zu Kunstfasern. Um deren inländische Produktion zu schützen, erhebt das Finanzministerium darauf Zölle.
 
Textilindustrie mit eigenem Ministerium und vielen Förderprogrammen
Das Ministry of Textiles fördert die Industrie über mehrere Programme, welche die technische Modernisierung, den Aufbau von Industrieparks, die Qualifizierung und Ausbildung sowie die Vermarktung bezuschussen. Bekleidungsbetriebe können sich sogar gezahlte Zölle und Gebühren zurückerstatten lassen. Das Budget des Textilministeriums für diesen Zweck wurde im Finanzjahr 2017/18 noch einmal erheblich aufgestockt.

Die Textil- und Bekleidungsindustrie möchte nicht nur im Inland punkten, auch international will sie endlich eine größere Rolle einnehmen. Das Ministry of Textiles hatte in einem Fünfjahresplan eine Ausweitung der Exporte bis zum Finanzjahr 2016/17 auf 64 Mrd. US$ angestrebt. Dieses Ziel wurde noch nicht erreicht, im Jahr 2015/16 lagen die Ausfuhren von Textilien und Bekleidung bei 37,6 Mrd. $. Die Exporte von Textilien schrumpften sogar gegenüber dem Vorjahr.

Textil- und Bekleidungsindustrie in Indien (Finanzjahre von April bis März)
  2014/15 2015/16
Exporte von Textilien in Mrd. $ 21,7 20,6
Einfuhren von Textilien in Mrd. $ 5,5 5,4
Exporte von Bekleidung in Mrd. $ 16,8 17,0
Einfuhren von Bekleidung in Mrd. $ 0,5 0,6
Veränderung der Produktion von Textilien (in %) 3,7 2,2
Veränderung der Produktion von Bekleidung (in %) 0,2 14,7

Quellen: Ministry of Textiles, Ministry of Statistics and Programme Implementation

Die lokale Bekleidungsindustrie verfügt mit einem großen und wachsenden Binnenabsatzmarkt über gute Entwicklungschancen. Der Einzelhandel verkaufte 2016 nach Branchenschätzung Bekleidung im Wert von ungefähr 45 Mrd. $. Der weltweit fünftgrößte Markt dürfte nach Ansicht von Experten mittelfristig deutlich über 10% jährlich zulegen. Der Nachholbedarf der 1,3 Mrd. Einwohner ist noch lange nicht gedeckt. Der Handel importiert internationale Markenwaren vornehmlich aus China und Bangladesch. Standardartikel und Sonderanfertigungen näht die lokale Industrie.    

Bekleidungsbranche mit Chancen und Problemen
Billige Löhne sind ein Standortvorteil. Sie unterscheiden sich innerhalb des Subkontinents allerdings stark. Die gesetzlichen Mindestlohnregeln differieren zwischen den 29 Bundesstaaten. Außerdem werden Alter, Betriebszugehörigkeit und Fähigkeiten einer Person zur Berechnung des Mindestlohnes herangezogen.

Aufgrund der steigenden Produktionskosten in China wandern arbeitsintensive Fertigungen an günstigere Standorte. Dabei spielen nicht nur die Arbeitskosten eine Rolle. Das komplexe Arbeitsrecht schränkt die Effizienz der Arbeitsmärkte in Indien stark ein. Investoren beurteilen das Arbeitsrecht, die Logistik und die Struktur von Lieferketten als schwierig. Die Weltbank stellte 2016 in ihrer Studie "Stitches to Riches" (siehe https://www.openknowledge.worldbank.org/handle/10986/23961) fest, dass Bangladesch, Indonesien, Kambodscha und Vietnam, den Wettbewerber Indien in den Punkten Qualität, Lieferzeiten, Verlässlichkeit und nachhaltiger sozialer Verantwortung übertreffen.

Indien fehlen zudem Freihandelsabkommen (FTA), die den Zugang zu internationalen Märkten erleichtern und verlässlich regeln. Die Europäische Union und Indien verhandeln beispielsweis seit zehn Jahren mit längeren Unterbrechungen über ein umfassendes FTA.

Fragmentierte Branchenstruktur mit internationalen Champions
Angaben über die Zahl der Betriebe, ihre Größenklassen und Investitionsvolumina sind nicht verfügbar. Kleinere Textilbetriebe und -händler sind teilweise nicht angemeldet und zahlen keine Steuern. Mittlere Firmen seien wiederum sehr flexibel, anderseits müssen sie mechanisieren, automatisieren und technisch aufrüsten, um überleben zu können.
Größere Unternehmen blicken auf eine langjährige Tradition zurück und haben sich zu international vernetzten Konzernen entwickelt. Nach Angaben des indischen Finanzdienstes Moneycontrol sind die drei größten Aktiengesellschaften in der Bekleidungsindustrie: KPR Mills (letzter Nettoumsatz umgerechnet circa 300 Mio. $), Page Industries (270 Mio. $) und Gokaldas Exports (170 Mio. $); im Textilsektor allgemein: Bombay Rayon (rund 640 Mio. $), Sutlej Textiles (350 Mio. $), SEL Manufacturing (300 Mio. $), Mandhana Industries (250 Mio. $); Wirk- und Strickwaren: Nahar Industrial Enterprises (270 Mio. $), Rupa (160 Mio. $); Baumwollspinnen: Vardhman Textiles (860 Mio. $), Trident (560 Mio. $), Indo Count (310 Mio. $); Spinnen von synthetischen Fasern: RSWM (450 Mio. $), Indorama (390 Mio. $), Sangam (230 Mio. $); Weben und andere Prozesse: Alok Industries (1,8 Mrd. $), Welspun (750 Mio. $), Garden Silk (370 Mio. $); sonstige Schwerpunkte: Arvind (830 Mio. $), Nahar Spinning (310 Mio. $), JBF Industries (550 Mio. $), Bombay Dyeing (280 Mio. $).

Ausländische Textilfirmen investieren und erkunden
Die Regierung wirbt mit ihrer Kampagne "Make in India" im Textilsektor für ausländische Direktinvestitionen. Firmengründungen sind zu 100% in ausländischer Hand möglich (siehe http://www.makeinindia.com/sector/textiles-and-garments). Der Sektor zog von 2000 bis 2016 bereits 2,4 Mrd. $ an FDI an.

Ausländische Firmen können die Märkte auf verschiedenen Fachmessen erkunden. DasTextilministerium möchte die "Textiles India", die im Juni 2017 in Gandhinagar (Bundesstaat Gujarat) stattfand, zu einem Megaevent ausbauen (https://www.textilesindia2017.com). Die internationale Bekleidungsbranche traf sich gleichzeitig auf der "India International Garment Fair" (http://www.indiaapparelfair.com).
Die "National Garment Fair" findet vom 10.7. bis 12.7.17 in Mumbai statt (http://cmai.fingoh.com/event/65th-national-garment-fair-1/Registration). Und die Messe Frankfurt richtet die "Techtextil India" vom 13.9. bis 15.9.17 in Mumbai aus. Hier können deutsche Aussteller an einem Gemeinschaftsstand teilnehmen (http://www.auma.de/de/messedatenbank/seiten/messedetailseite.aspx?tf=135499).

Internetadressen
Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen
Germany Trade & Invest http://www.gtai.de/Indien Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
AHK Indien http://www.indien.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Ministry of Textiles http://www.texmin.nic.in Ministerium
Office of Textile Commissioner http://www.txcindia.gov.in Behörde
Confederation of Indian Textile Industry http://www.citiindia.com Textilindustrieverband
Textile Association India http://www.textileassociationindia.org Textilindustrieverband
The Clothing Manufacturers of India http://www.cmai.in Bekleidungsindustrieverband

 

Weitere Informationen:
Indien Förderprogramm Konjunktur
Quelle:

Thomas Hundt, Germany Trade & Invest www.gtai.de

interzum2017 © Koelnmesse GmbH
02.05.2017

INTERZUM 2017: VON "UPCYCLING" ÜBER "TINY HOUSE"

  • Zukunftsweisende Ideen

Die interzum ist eine besondere Plattform für spannende neue Themen und Innovationen: zum Frühlingsanfang ging auch die Leitmesse für Möbelfertigung und Innenausbau auf das Thema Natur ein. Egal, ob Biomaterialien, grüne Innovationen oder eben "Upcycling" - das Wohnen unserer Zukunft ist ebenso Thema wie der Stellenwert der interzum für Design, Inneneinrichtung und Architektur.

  • Zukunftsweisende Ideen

Die interzum ist eine besondere Plattform für spannende neue Themen und Innovationen: zum Frühlingsanfang ging auch die Leitmesse für Möbelfertigung und Innenausbau auf das Thema Natur ein. Egal, ob Biomaterialien, grüne Innovationen oder eben "Upcycling" - das Wohnen unserer Zukunft ist ebenso Thema wie der Stellenwert der interzum für Design, Inneneinrichtung und Architektur.

"Upcycling" ist einer der Begriffe, den man bei der interzum 2017 im Hinterkopf behalten sollte. Er bezeichnet eine Art Recycling, bei der aussortierte Produkte verwertet werden und dabei im besten Fall neue und hochwertige Materialien für völlig neue Produkte entstehen. Egal ob Papier, Kleidung und Stoffe - mit der nötigen Kreativität kann fast alles wiederverwendet werden, was ansonsten auf dem Müll landet. "Upcycling" bringt nicht nur Spaß, sondern schont unsere Umwelt. Die Ressourcen werden im Kreislauf gehalten und weniger Abfall produziert. Außerdem erhalten wir quasi ein neues Produkt mit wenigen bis gar keinen Kosten - eine Win-Win-Situation also. Auf der interzum wird die Sonderfläche "Circular Thinking" Themen Produkte und Hersteller vorstellen sowie über nachhaltiges "Upcycling" informieren. Auch Stühle aus Biomaterialien werden dort zu finden sein. Sitzgelegenheiten aus Pflanzenresten oder Gemüseabfällen? Was erst einmal ungewöhnlich klingt, ist so einfach wie genial. Ist das Rohmaterial doch frei und zur Genüge verfügbar und nachhaltig wiederverwertbar. So wird der "Zostera Stool" der Designerin Carolin Pertsch beispielsweise aus Seegras hergestellt, das an unsere Küsten gespült wird.

Die Natürlichkeit und der bewusste Umgang mit Ressourcen wird unser Wohnen künftig stark beeinflussen, wahrscheinlich sogar mehr denn je. Denn die Bevölkerung wächst immer weiter und die Ressourcen nehmen ab. Einen Grund mehr sich von der Sonderfläche "Circular Thinking" inspirieren zu lassen. Inspirieren lassen hat sich auch der American Hardwood Export Council (AHEC), und zwar aus der Natur. Das Projekt "The Workshop of Dreams" zeigt wie die kreative Verarbeitung von amerikanischen Laubhölzern aussieht. Auf der interzum werden kreative und überraschende Entwürfe präsentieren, wie beispielsweise den Holz- Pavillion "The Smile".

So viel Nachhaltigkeit und Innovation soll natürlich auch belohnt werden. Der "Green Product Award" wird in 14 Kategorien vergeben und zeichnet getreu dem Motto "How do we live tomorrow?" besonders innovative und grüne Produkte aus.

Mit unserem Leben von morgen beschäftigt sich auch das "Tiny House". Wohnraum wird immer teurer, wodurch mehr denn je nach Lösungen gesucht werden, die mit wenig Platz dennoch maximalen Komfort bieten. Auf übersichtlichen 8 m2 bietet das "Tiny House", ein Haus im Miniformat, alles, was man zum platzsparenden Leben braucht und sogar noch mehr: Da das Haus auf Rädern steht sind der Mobilität keine Grenzen gesetzt.

Die Sonderfläche "Mobile Spaces" zeigt den großen Einfluss dieser Mobilität auf unser Leben. Durch Autos, Flugzeuge oder Schiffe sind wir heute so mobil wie nie. Deshalb verlangt die Gestaltung von mobilen Räumen individuelle Lösungen, da die Anforderungen an sich bewegende Räume eine andere ist. Vorgestellte Oberflächen, Textilien und Beschläge sollen optimale Beispiele für die mobile Einrichtung, insbesondere im Bereich Caravaning, bieten.

Die interzum zeigt in diesem Jahr vielfältige Inspirationsmöglichkeiten für die Gestaltung von zukünftigen Lebensräumen, die nicht nur der international agierende Architekt Peter Ippolito schätzt. Auch Prof. Dr. Peter Zec von Red Dot beobachtet die aktuellen Entwicklungen und Trends in der Branche und hebt insbesondere die Entwicklung von natürlichen Materialien hervor sowie die Kombination mit neuster Technik. Um diese Innovationen zu würdigen, wird der interzum award: intelligent material & design vergeben.

Damit auch keine Innovationen unentdeckt bleiben, sollen auch junge Unternehmen auf der interzum vertreten sein. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technik (BMWi) unterstützt diese mithilfe ihres Förderprogramms. So können die Unternehmen Messekosten sparen können und die Chance erhalten ihre Neuheiten zu präsentieren und zu vermarkten.

Die Gestaltung unserer zukünftigen Lebensräume steht auf der diesjährigen interzum im Fokus. Die Weltleitmesse bietet dabei die ideale Plattform für alle zukunftsweisenden Innovationen und wird den Dialog über zukünftige Einrichtungswelten mehr als beflügeln.

 

© Jerzy Sawluk / pixelio.de
28.06.2016

RUSSISCHE REGIERUNG LEGT ENTWICKLUNGSPROGRAMM BIS 2025 FÜR DIE TEXTILINDUSTRIE AUF

  • Antikrisenplan stellt Finanzhilfen von fast 1,5 Mrd. Rubel in Aussicht

Moskau (GTAI) - Die russische Regierung beschloss im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan). Damit sollen die russischen Textilbetriebe in der Krise gestützt werden. Ziel des Ministeriums für Industrie und Handel ist es, den Anteil inländischer Hersteller am Bekleidungsmarkt von aktuell 25% auf 50% im Jahr 2025 zu verdoppeln.

  • Antikrisenplan stellt Finanzhilfen von fast 1,5 Mrd. Rubel in Aussicht

Moskau (GTAI) - Die russische Regierung beschloss im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan). Damit sollen die russischen Textilbetriebe in der Krise gestützt werden. Ziel des Ministeriums für Industrie und Handel ist es, den Anteil inländischer Hersteller am Bekleidungsmarkt von aktuell 25% auf 50% im Jahr 2025 zu verdoppeln.

In der russischen Leichtindustrie stellen 14.000 Firmen (davon 200 Großbetriebe) Bekleidung, Textilien, Schuhe und Lederwaren her, so das Ministerium für Industrie und Handel. Diese erwirtschaften einen Umsatz von jährlich 270 Mrd. Rubel. Davon sind 653 große und mittlere sowie 4.000 kleine Unternehmen in der Garn- und Textilindustrie tätig. Weil Kaufkraft und Nachfrage der Verbraucher gesunken sind, drosselte die Leichtindustrie ihre Produktion 2015 um 12%.

Um den Bekleidungs- und Textilbetrieben mehr Sicherheit zu geben, beschloss die russische Regierung im Frühjahr 2016 eine "Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025" und ein "Föderales Programm zur Unterstützung der Unternehmen der Leichtindustrie" (Antikrisenplan). Ziel des Ministeriums für Industrie und Handel ist es, den Anteil inländischer Hersteller am Bekleidungsmarkt von aktuell 25% auf 50% im Jahr 2025 zu verdoppeln. In diesem Zusammenhang sollen bis zu 330.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Antikrisenplan stellt Subventionen von 1,475 Mrd. Rubel in Aussicht
Im Antikrisenplan werden Finanzhilfen von 1,475 Mrd. Rubel in Aussicht gestellt. Damit soll insbesondere den Herstellern von Schuluniformen und Kinderbekleidung sowie Textilfabriken, die Staatsaufträge erfüllen, geholfen werden. Die finanzielle Unterstützung umfasst: Subventionen für die Produzenten von Schuluniformen für die unteren Klassen aus russischen Kammgarnstoffen (600 Mio. Rubel), Subventionen für Betriebsmittelkredite als Unterstützung zum Einkauf von Rohmaterialien (800 Mio. Rubel), Subventionen für Investitionskredite zur technischen Umrüstung von Unternehmen (75 Mio. Rubel).

Als Teil des Entwicklungsprogramms für die Leichtindustrie wird eine eigene Entwicklungsbank für die Textil- und Bekleidungsindustrie gegründet - nach dem Vorbild der Rosselchosbank. Das bislang auf Landwirtschaft spezialisierte staatliche Leasingunternehmen Rosagroleasing soll die technische Modernisierung der Textil- und Bekleidungsbetriebe finanziell begleiten. Zusätzlich verbietet die Regierungsverordnung Nr. 791 in der Fassung vom 17.02.2016 auf allen drei Verwaltungsebenen (föderal, regional, kommunal) öffentliche Beschaffungen von Textilien und Bekleidungen aus Importen, wenn es dafür Angebote inländischer Hersteller gibt.

Industrieparks und -cluster für die Leichtindustrie entstehen
Außerdem werden zwei Industrieparks für die Bekleidungs- und Textilindustrie eingerichtet - in den Gebieten Iwanowo und Leningrad. Daneben bildet sich ein regionaler Cluster der Leichtindustrie im Gebiet Tscheljabinsk im Süd-Ural. Der Fonds zur Entwicklung der russischen Industrie fördert Investitionsprojekte mit zinsvergünstigten Krediten, beispielsweise das Projekt von Praimteks (Primetex) im Gebiet Iwanowo zur Produktion von Textilien unter Nutzung digitaler Textildrucker (Kredit: 466 Mio. Rubel).

Ferner sollen die einheimischen Hersteller von Bekleidung und Schuhen künftig Zugang zum Förderinstrumentarium der föderalen Gesellschaft für die Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen bekommen. Kritiker bemängeln, dass die Subventionen bislang nur die großen Unternehmen erreichen und dabei vor allem Unternehmen, die mit Staatsaufträgen arbeiten.

Ausbau der Kapazitäten für Chemiefaser
Exportchancen sieht das Industrieministerium bei Kunstfasern. Im Textilcluster Iwanowo (http://invest-ivanovo.ru/data/prog.pdf) entsteht mit öffentlichen Zuschüssen ein Chemiefaserwerk, das ab 2018 die Produktion aufnehmen soll. Damit stünden 250.000 jato Chemiefaser zusätzlich zur Verfügung. Bislang produzieren die beiden Hersteller Komitex und Wladimirski Polyefir zusammen 33.000 jato Kunstfaser. Viskose wird aktuell in Russland überhaupt nicht erzeugt. Bei Polyester beträgt der Importanteil 74% und bei Polyamid 88%.

Die Kunstfasern könnten künftig an BTK textil und andere Abnehmer geliefert werden. Der Produktionskomplex von BTK textil in der Stadt Schachty im Gebiet Rostow wurde im Juni 2015 eingeweiht. Das Unternehmen stellt Hightech-Textilien und Trikotagen aus synthetischen Fasern her. Daraus werden Berufs-, Sport- und Skibekleidung genäht. BTK textil hat Kapazitäten zur Produktion von etwa 12 Mio. qm Stoff pro Jahr, sagt Generaldirektor Sergej Bazoev. Noch kauft BTK textil die synthetischen Fasern und Fäden überwiegend in Asien. Das könnte sich bald ändern. Die BTK Gruppe ist der größte russische Hersteller von Männerbekleidung und Uniformen.

Eine neue Produktionsstätte in Russland zu errichten ist nicht so einfach: Maschinen aus einheimischer Herstellung gibt es nicht und importierte Technik hat sich wegen der Rubelabwertung stark verteuert. So stammt die Technik von BTK textil zur Herstellung, Imprägnierung oder Beschichtung der Stoffe und zum Nähen der Bekleidung (insgesamt 250 Einheiten) aus Italien, Dänemark, Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Langfristige Kredite über 8 bis 12 Jahre sind nicht erhältlich und wenn nur zu hohen Zinssätzen. Die mangelnde Vielfalt an Technologien und Materialien (das Anlegen umfangreicher Stoff- und Zubehörlager ist zu teuer) bleibt das Hauptproblem für russische Textilbetriebe. Deshalb ist die Zahl der neuen Projekte in der Leichtindustrie bislang überschaubar.

Russische Föderation - Produktion von Textilien und Bekleidung (Veränderung in %)
Warenbezeichnung   2015 Veränderung 2015/2014
Baumwollfaser (Mio. Rollen( 111,0 4,4
Kunstfaser (Mio. Rollen) 66,0 -4,5
Stoffe (Mio. qm) 4.542 14,7
.davon aus:    
.Naturseide (1.000 qm) 253,0 31,8
.Wolle (1.000 qm) 9.262,0 -20,9
.Leinen 25,9 -26,6
.Baumwolle 1.176,0 -4,5
.Kunstfaser 237,0 14,2
Stoffe aus anderen Materialien 3.084,0 25,1
Stoffe mit Kunststoffimprägnierung (Mio. qm) 32,3 14,6
Bettwäsche (Mio. Stück) 59,8 -9,6
Teppiche (Mio. qm) 22,6 -3,7
Wirkware (1.000 t) 14,2 29,8
Strümpfe (Mio. Paar) 199 -5,6
Mäntel (1.000 Stück) 989 -22,1
Gefütterte Jacken (1.000 Stück) 1.887 -45,4
Anzüge (1.000 Stück) 4.690 -12,6
Herrensakkos und Blazer (1.000 Stück) 870 14,1
Damenmäntel mit Pelzoberteil (Stück) 5.543 -46,1
Kleidung aus Kunstpelz (1.000 Stück) 24,5 21,0
Uniformen und Berufsbekleidung (Mio. Stück) 20,7 -8,2
Arbeits- und Schutzbekleidung (Mio. Stück) 99,8 14,6
Overalls (1.000 Stück) 733 -62,4

Quelle: Rosstat 2016

Russische Föderation - Produktion von Textilien und Bekleidung (Veränderung in %)
Warenbezeichnung 1. Quartal 2016 Veränderung
1. Quartal 2016 / 1. Quartal 2015
Nähgarne aus synthetischen und synthetischen Fasern (Mio. Rollen)   14,0 -0,6
Stoffe (Mrd. qm) 1,2 23,3
Bettwäsche (Mio. Stück) 14,7 -7,7
Gestrickte Strümpfe (Mio. Paar) 55,4 34,0
Trikotagen (Mio. Stück) 24,8 -6,0
Berufsbekleidung, Uniformen (Mio. Stück) 31,1 11,2
Mäntel (1.000 Stück) 269 9,1

Quelle: Rosstat 2016


Kontaktanschriften:
Ministerium für Industrie und Handel

Abteilung für Leichtindustrie
Denis Klimentewitsch Pak, Direktor der Abteilung
109074 Moskau, Kitajgorodskij proesd 7
Tel.: 007 495/632 8004 (Sekretariat), Fax: -632 88 65
E-Mail: dgrvt@minprom.gov.ru, Internet: http://minpromtorg.gov.ru

(Unter-)Abteilung Leichtindustrie: Leiterin: Irina Alekseewna Iwanowa,
Tel.: -632 87 31, -346 04 73; E-Mail: ivanovaia@minprom.gov.ru
Internet: http://minpromtorg.gov.ru/ministry/dep/#!9&click_tab_vp_ind=1
"Strategie für die Entwicklung der Leichtindustrie bis zum Jahr 2025"
http://www.kptf.ru/images/company/Presentation.pdf (Präsentation zur Strategie)
http://minpromtorg.gov.ru/docs/#!strategiya_razvitiya_legkoy_promyshlennosti_rossii_na_period_do_2025_goda (Text der Strategie und des Maßnahmenplans)

Russische Union der Unternehmer der Textil- und Leichtindustrie
107023 Moskau, uliza Malaja Semenowskaja 3
Tel.: 007 495/280 15 48, Fax: -280 10 85
E-Mail: info@souzlegprom.ru, Internet: http://www.souzlegprom.ru

 

In die kasachische Leichtindustrie wird mehr investiert © Nikolai Fokscha/ pixelio.de
26.04.2016

IN DIE KASACHISCHE LEICHTINDUSTRIE WIRD MEHR INVESTIERT

  • Sonderwirtschaftszone Ontustik wird zu wichtigem Branchenzentrum

Almaty (GTAI) - Zwar ist die kasachische Textilindustrie weit entfernt von den Produktionszahlen zu Sowjetzeiten. Real konnten in den letzten Jahren aber Zuwächse erzielt werden. Gegen den allgemeinen Trend haben die Importe von Textilmaschinen 2015 kräftig zugelegt. Negativ wirken sich auf die Branchenentwicklung aber der Fachkräftemangel und der kleine Binnenmarkt aus. Die Sonderwirtschaftszone Ontustik in Schymkent könnte zu einem wichtigen Zentrum der Leichtindustrie werden.

  • Sonderwirtschaftszone Ontustik wird zu wichtigem Branchenzentrum

Almaty (GTAI) - Zwar ist die kasachische Textilindustrie weit entfernt von den Produktionszahlen zu Sowjetzeiten. Real konnten in den letzten Jahren aber Zuwächse erzielt werden. Gegen den allgemeinen Trend haben die Importe von Textilmaschinen 2015 kräftig zugelegt. Negativ wirken sich auf die Branchenentwicklung aber der Fachkräftemangel und der kleine Binnenmarkt aus. Die Sonderwirtschaftszone Ontustik in Schymkent könnte zu einem wichtigen Zentrum der Leichtindustrie werden.

Die Textil-, Bekleidungs- und Lederwarenindustrie zählte einst zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Kasachstan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben die drei im Land als Leichtindustrie bezeichneten Sektoren jedoch stark an Bedeutung verloren. Im Jahr 2015 trugen sie lediglich 1,2% zum Gesamtausstoß im verarbeitenden Gewerbe bei. Im Vergleich zu 2008 (0,9%) stieg der Anteil zuletzt aber wieder leicht.

Hand in Hand mit der Währungsabwertung wies der Ausstoß der Branche gerechnet in US$ zuletzt deutlich nach unten. Der Gesamtausstoß bezifferte sich 2015 auf 320 Mio. US$. Real konnten 2014 (+4,0%) und 2015 (+3,4%) aber Produktionszuwächse erzielt werden.  

Entwicklung der Produktion in der Leichtindustrie (Angaben in Mio. US$) 1)
  2013 2014 2015 Veränderung 2015/14 2)
Verarbeitendes Gewerbe, darunter   38.471 33.999 25.936 0,2
Leichtindustrie, davon 427 353 320 3,4
Textilindustrie 208 148 155 0,5
Bekleidungsindustrie 193 166 136 6,1
Lederwarenindustrie 27 39 29 3,1

   1) Umrechnung zum jeweiligen Jahreswechselkurs; 2) reale Veränderung in %
Quelle: Agentur für Statistik, Astana

Investitionen in Leichtindustrie steigen

Die Bruttoanlageinvestitionen in die Leichtindustrie wiesen in den letzten Jahren einen Aufwärtstrend auf. Nach Angaben des kasachischen Statistikamtes wuchsen die Kapitalanlagen von 2012 bis 2015 von 18,5 Mio. auf 45,6 Mio. $. Eine Rolle hierbei spielte die Unterstützung von Modernisierungsvorhaben durch staatliche Förderprogramme.  

Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen in die Leichtindustrie (Angaben in Mio. US$) *)
  2013 2014 2015
Verarbeitendes Gewerbe, darunter 4.514,9  4.065,8 3.491,8
Textilindustrie      32,6 23,0 21,7
Bekleidungsindustrie      4,6 4,1 23,2
Lederwarenindustrie      0,4 11,3 0,8

 *) Umrechnung zum jeweiligen Jahreswechselkurs
Quelle: Agentur für Statistik, Astana

Der jüngste Anstieg der Investitionen spiegelt sich bei den Importen von Maschinen und Ausrüstungen für die Branche wider. Gegen den allgemeinen Trend stiegen 2015 die Einfuhren von Textilmaschinen (HS-Warenpositionen 8444 bis 8453, ohne 8450) nominal um 28,3% auf 35,2 Mio. $. Ein Grund für den starken Zuwachs liegt jedoch auch am schwachen Vorjahr (2013: 40,3 Mio. $; 2014: 27,5 Mio. $). Die Importe bewegen sich jedoch deutlich über dem Niveau der Jahre 2010 und 2011 mit durchschnittlichen Einfuhren in Höhe von knapp 16 Mio. $. Wichtigstes Lieferland von Textilmaschinen ist die VR China. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bezifferten sich die Exporte aus Deutschland 2015 auf 4,3 Mio. Euro (2014: 4,4 Mio. Euro).

Leichtindustrie leidet weniger unter Wirtschaftskrise als andere Sektoren

Derzeit leidet die kasachische Wirtschaft unter dem Einbruch der Rohstoffpreise und die Konsumenten mussten wegen der Währungsabwertung enorme Kaufkraftverluste hinnehmen. Die Leichtindustrie ist allerdings weniger von der negativen Wirtschaftslage betroffen. In die Hände spielen ihr die Verteuerung importierter Textilwaren und ein Gewinn an Wettbewerbsfähigkeit dank der gesunkenen Löhne. Allerdings ist der Sektor sowohl bei Maschinen als auch bei Vorprodukten sehr stark auf Importe angewiesen.

Laut letztverfügbaren Angaben des Statistikamtes lag der durchschnittliche Verdienst in der Textilindustrie 2014 bei 52.800 Tenge (T) pro Monat, was einem Wert von 294 $ entsprach. Umgerechnet zum aktuellen Wechselkurs hingegen ist der Betrag - ohne Berücksichtigung von Lohnsteigerungen - auf 150 $ zusammengeschmolzen.

Hand in Hand mit der gestiegenen Kaufkraft hatten sich Kasachstans Importe von Textilerzeugnissen von 2006 bis 2014 von 332 Mio. auf knapp 2,1 Mrd. $ vervielfacht. Im Jahr 2015 wurde der Aufwärtstrend gestoppt. Die Einfuhren brachen nominal um 38,6% auf knapp 1,3 Mrd. $ ein. Importe kamen 2014 und 2015 auf einen Anteil von 91% am Marktvolumen.

Kasachstans Importe von Textilerzeugnissen (in Mio. US$) 1)
2006 2008 2010 2012 2014 2015 Veränderung 2015/14 2)
332 429 394 1.458 2.087 1.281 -38,6

1) HS-Zolltarifpositionen 50 bis 67; 2) nominale Veränderung in %
Quellen: UN Comtrade, Zollkomitee der Republik Kasachstan, Eurasische Wirtschaftskommission

Marktvolumen für Textilerzeugnisse (in Mio. US$; Veränderung nominal in %)
  2014 2015 Veränderung 2015/14
Importe 1) 2.087 1.281 -38,6
Exporte 1)   147 186 26,5
Lokale Produktion 2) 353 320 -9,3
Marktvolumen      2.293 1.415 -38,3

 1) HS-Zolltarifpositionen 50 bis 67; 2) Produktion in der Leichtindustrie
Quellen: Agentur für Statistik, Zollkomitee, Eurasische Wirtschaftskommission

Leichtindustrie bietet Entwicklungspotenzial

Voraussetzungen für eine stärkere Entwicklung der Leichtindustrie sind in Kasachstan gegeben, doch bleiben Schwachpunkte. Hierzu zählt laut Angaben von Ljubow Chudowa, der Präsidentin des Verbandes der Leichtindustrieunternehmen, ein großer Fachkräftemangel. Hinzu kommen die geringe Größe des kasachischen Binnenmarktes und die weiten Entfernungen im Land.

Andererseits verfügt die Steppenrepublik über ein großes Potenzial in der Viehwirtschaft, die Ressourcen wie Leder und Wolle bereitstellen kann. Hinzu kommt der Anbau von Baumwolle im Gebiet Südkasachstan. Allerdings ist Kasachstan in diesen Bereichen im Weltmaßstab nur ein kleiner Player. Die Weiterverarbeitung der Rohprodukte ist noch wenig entwickelt. So gehen laut Angaben der Gebietsverwaltung von Südkasachstan 90% der im Land erzeugten Baumwolle in den Export. Gleichzeitig müssen die Branchenunternehmen den Großteil ihrer Vorprodukte importieren.

Sonderwirtschaftszone Ontustik in Schymkent

Zu einem wichtigen Zentrum der Leichtindustrie könnte künftig die Sonderwirtschaftszone (SWZ) Ontustik werden, die 2005 in Schymkent (Gebiet Südkasachstan) gegründet wurde. Schwerpunkte der SWZ sind die Leicht- und Papierindustrie.

Wie in den anderen SWZ in Kasachstan gelten für die angesiedelten Firmen eine Reihe von Vergünstigungen bei Zöllen und Steuern sowie Vereinfachungen bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte. Hinzu kommen Tarife für Strom, Wasser und Gas, die 35% unter dem lokalen Niveau liegen.

In der SWZ haben bislang acht Unternehmen den Betrieb aufgenommen, in deren Bau 144 Mio. $ investiert wurden. Bis 2020 sollen laut Angaben der Betreiberfirma UK SEZ Ontustik zwölf weitere hinzukommen. Mit der Gründung der Eurasischen Wirtschaftsunion habe sich das Interesse ausländischer Unternehmen an Firmenansiedlungen erhöht. Die Verwaltung des Parks strebt an, das Profil der SWZ auf weitere Bereiche des verarbeitenden Gewerbes auszuweiten wie zum Beispiel die Pharmaindustrie.   

Konzentrationsprozess in Leichtindustrie

Von 2010 bis 2014 ist die Zahl der Branchenfirmen von 565 auf 455 gesunken. Einen Überblick über die wichtigsten Unternehmen bietet die Internetseite des Verbandes der Leichtindustrieunternehmen.

Internetadressen
Sonderwirtschaftszone Ontustik
Internet: http://www.sez-ontustik.kz
Verband der Leichtindustrieunternehmen der Republik Kasachstan
Internet: http://www.aplp.kz